Beiträge von Iulia Livilla

    Als Wonga an mein Cubiculum anklopfte, war ich damit beschäftigt, meinem Cousin Solinus einen Brief aufzusetzen, der ihm von meiner Reise nach Ephesus berichtete. Sollte ich meinen Vater nicht besser auch davon in Kenntnis setzten? Skeptisch hob ich den Kopf, als er mir von der Ankunft einer jungen Frau berichtete namens Iulia Aviana. Hatte ich ihm denn nicht genau darauf hingewiesen, niemanden Fremdes in die Casa einzulassen? Doch war es nun zu spät um mich über Wongas Handlung zu beschweren, schickte ihn davon und machte mich auf den Weg ins Atrium. Denn ganzen Weg dorthin versuchte ich ihren Namen jemanden zu zuordnen, doch war mir keine Aviana bekannt. Mit ernster Miene betrat ich, in eine grüne Tunika gekleidet, das andere Ende des Atrium und erspähte die junge Fremde.
    „Salve, Iulia Aviana! Ich heiße dich herzlich in der Casa Iulia willkommen. Mein Name ist Iulia Livilla und mein Ianitor sagte mir du wünscht einen Iulier zu sprechen!"
    Während ich sprach ging ich langsam auf sie zu.


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    Wonga trottete mit der Iulierin in das Atrium und führte sie zu den Sitzbänken, bei denen ein Tisch stand, mit zwei Karaffen, die mit Wein und Wasser gefüllt waren. Es war noch Vormittag, doch die Sonne hatte schon den ganzen Raum erhellt und so machte sich Wonga auf den Weg, seiner Herrin den Besuch zu melden. Ein letzter wachsamer Blick fiel noch auf die Besucherin, ehe er sich nun richtig in Bewegung setzte.

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    Der Nubier grübelt. Den Namen "Numerianuns" den hatte er doch schon einmal gehört. Auch er bat sich schon ein paar Mal um Einlass in die Casa, doch hauste er nicht hier. Denn Namen verwarf er durch diese Tatsache sofort wieder, wollte diese zierliche Frau sowieso schon mehr von ihm, was er überhaupt aufnehmen konnte. Eben gedachte er sie einzulassen, viel ihm da nicht die besagte Anweisung wieder ein. Er musterte sie von oben bis unten, kannte sie zwar nicht, doch sein Bauchgefühl bejahte seine Entscheidung.
    „Ich dich führe in Atrium und Herrin sage, das Iulia Aviana hier sein." Er winkte ihr zu und brachte sie darauf ins Atrium.

    Mit einem ernsten Gesichtsausdruck lauschte ich den Worten des Caeciliers, die versuchten mich von meinem Verlangen abzuhalten. Anderseits war er schon beachtlich, das solche tiefsinnigen Worte von einem Miles ausgesprochen wurden, doch sprach er selbst an das er die Techniken eines Redners erlernen musste. Auch nachdem er beendet hatte war meine Hand nicht zurückgewichen, fest davon entschlossen, das zu bekommen, nach dem ich verlangte.


    „Das heißt du gibst es mir nicht? Komm schon Metellus, es ist doch kein Verbrechen einer Frau für einen kurzen Moment seine Waffe zu überlassen. Sicherlich besitzte ich nicht die selbe körperliche Stärke wie du, doch bin ich mir sicher das ein Teil dieser Stärke von deinem Gladius abhängig ist. Mein Vater ist selbst Soldat und ich weiß wie sehr er seine Ausrüstung liebt. Denkst du ich verändere mich dadurch wenn ich es nur kurz berühre. Nur weil an dieser Klinge Blut klebte. Blut, das nicht umsonst vergossen worden ist."


    Ich hatte das Gefühl, das meine Worte nichts bei ihm auslösen konnte. Doch gab ich einfach nicht nach.


    „Oder gibst du mir den Gladius nicht, weil ich eine Frau bin. Dann sag mir wie ich mich in Roma schützen sollte. Kann ich mich denn immer auf meinen Begleiter verlassen? Einen solchen Fehler habe ich schon einmal begangen und hätten es da die Götter nicht gut mit mir gemeint….dann…" Ich stockte und ballte meine Faust.


    Eigentlich wollte ich gar nicht so viel verraten, doch auf einmal packte mich eine Wut, die in mir nicht mehr zu bändigen war.


    „….hätte ich da einen Gladius gehabt." Bedrückt schüttelt ich den Kopf und zog sogleich meine Hand zurück.

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    Langsam zog sich der Ianitor zur Tür, ihm wurden strikte Anweisungen gemacht, sich ein noch genaueres Bild von den Besuchern zu machen, welche Einlass in die Casa Iulia wünschten. Natürlich überforderte diese zusätzliche Aufgabe den Nubier völlig, immerhin konnte er nicht die Gedanken der Römer lesen und so handelte er nach seinem eigenen Gefühl. Er öffnete die Tür und blickte in das Gesicht einer jungen hübschen und freundlich dreinschauenden Frau. „Was du wolle?" bellte er sie an.

    Skeptisch beobachtete ich seine Handlung wie er aus dem kleinen Kästchen einige Klumpen entnahm und sie zerkaute. Nervenstärke oder Furcht, die sollte er haben, das hatte er auch nicht anders verdient, nachdem was er gegangen hatte. Ob er manchmal von ihr träumte? Mitleid konnte man bei ihm jedenfalls nicht erkennen. Ich schüttelte auf sein Angebot nur den Kopf und drehte mich unruhig um. „Gut, dann kann ich auf dich warten! Wie lange denkst du werden diese Verhandlungen dauern, ich möchte nicht noch mehr Tage verschwenden, bis es endlich zur Abreise kommt. Und die Vorbereitung bis wir in See stechen können, wie sieht es damit aus?" Weshalb ich darauf anstrebte Roma so schnell zu verlassen wusste ich nicht, die Ungeduld hatte mich einfach erfasst.

    Unbewaffnet hatte ich die Casa Iulia verlassen, ein Fehler, was wäre geschehen wenn ich Metellus nicht getroffen hätte? Das nächste Mal würde ich diesen Zustand ändern. Doch war das bis jetzt auch nicht nötig, da Milius mich stets begleitet hatte. Aber so war ich wieder auf ihn angewiesen. Waffen machten den Caecilier stark und vor allem auch sicherer. Er musste nicht vergeblich nach einen Gegenstand suchen um sich zu wehren, sollte er in eine solche Situation geraten. Sein Gladius war ständig bereit ein Körperteil des Angreifers zu durchtrennen.


    Ich hielt ihm meine Hand entgegen und sah Metellus entschlossen in die Augen. Erst versuchte ich meinen Wunsch ihm ohne Worte deutlich zu machen, doch als das fehlschlug, sprach ich meine Bitte aus. „Gib mir dein Gladius!" sagte ich ernst und hielt ihm immer noch die Hand entgegen. „Ich will das Gefühl spüren, welches in dir herrscht, wenn du eine Waffe in den Händen hältst. Sicherheit? Stärke? Freiheit?"


    Wahrscheinlich übertrieb ich mit meiner Aussage, denn Metellus führte kein Gladius um sich zu beweisen, sondern um zu verteidigen und warscheinlich passte es auch nicht zu meinen Bild, was ich von ihm verlangte. Doch ein Gladius in der Hand zu halten war sicherlich etwas anderes als wenn es ein herkömmliches Küchenmesser wäre.

    Metellus stimmte mir zu und er hatte Recht. Würde ich ihn zu meinem Geheimnis machen, hätte ich ein weiteres Mal Helena hintergangen und wer weiß, was darauf folgen würde. Diesen Gedanken ließ ich aber nun unbeachtet, denn meine Aufmerksamkeit galt immer noch dem fernen Geräusch in der Dunkelheit der Gassen. Es beruhigte mich das auch Metellus etwas bemerkt hatte und sofort nach sah, doch linderte das meine Furcht kaum. Bei wem war man schon sicher, wenn sie von allein Seiten an einem herantreten.


    Sein Kommentar ließ darauf schließen, das er meine Unruhe erkannt hatte und das konnte ich nicht ausstehen. Glaubte er nun ich fürchte mich? Hätte Angst vor der Dunkelheit, den Schatten um uns herum? Wahrscheinlich hatte ich welche, aber nur gerade in dieser bestimmen Situation.


    „In der Dunkelheit der verbotenen Gassen kann Roma zum Albtraum werden und jede Nacht wird diese Erfahrung einem anderen bewusst. dabei werden auch keine Unterschiede gemacht. Wohin wohl der Glanz verschwindet, der unsere Stadt tagsüber prägt?" Mit sanfter und leiser Stimme antworte ich dem Caecilier, sah in seine Augen und hoffte dort seine Gedanken lesen zu können.


    „Doch gibt es da eine einfache Möglichkeit, dieser Gefahr zu entkommen. Waffen!" Ernst fiel mein Blick auf sein Gladius.

    „Es ist unvernünftig, nicht wahr? Dich zu einem Geheimnis zu machen! Denn sollte es auf einem anderen Wege heraus kommen, erwartet mich dasselbe Schicksal. Ein Risiko mit dem ich leben kann und auch leben muss."


    Wachsam sah zur Seite, auf den Weg zurück auf der wir gekommen waren. Die Straße war immer noch belebt von den Bürgern Roms. Es war hier in diesem Viertel kein Gesindel auszumachen, dennoch würde es immer immer Gefährlicher werden, je länger man abends unterwegs war. Obwohl ich mich in Metellus Gesellschaft sicher fühlen sollte, war dem nicht so, ein kaltes, düsteres, ein undefinierbares Gefühl heckte in mir und rettend blickte ich noch zur untergehenden Sonne, die kaum noch zu erkennen war.


    „Leider nein, nicht der Sergier wird der Kapitän sein. So wie ich es aus Antipaters Worte vernommen habe heuert dieser Mann einen an und auch eine Mannschaft. Das wiederum sehr zu unserem Nachteil sein wird, da man Fremden einfach nicht trauen kann. Vor allem wenn einer Frau die Leitung übergeben wurde."


    Jeder Augenblick den ich bei Caecilius verbrachte, lies alles um uns herum dunkler werden. Ein unwichtiges kaum vernehmbares Geräusch führte dazu das ich mich zur andere Seite drehte und leicht erschrocken an Metellus vorbei sah.


    „Manchmal fürchte ich mich vor Roma!" Sagte ich leise und versuchte in der Dunkelheit den Auslöser des Geräusches zu erkennen, doch dort war niemand.

    „Ich musste mich, bis jetzt noch nicht, nach dem Willen meines Vaters richten. Ich sehe ihn nicht oft und das ist bestimmt auch gut so, so kann er sich keine Gedanken über mich machen, welche mir vielleicht nicht zusagen."


    An den Trauben konnte ich mich heute einfach nicht satt essen. So griff ich gleichzeitig mit Metellus nach den Trauben und wich mit meiner Hand dennoch zurück, damit wir uns nicht berühten.


    „Für mich wird dieser Abend zu einem Geheimnis werden. Niemanden werde ich davon erzählen, das ist besser für mich, auch wenn es riskant sein könnte. Doch ich weiß ich das ich dir vertrauen kann. Wie du entscheidest ist deine Sache. Ich weiß nicht wie Solinus darauf regieren würde, sollte er davon erfahren, doch sollte er es an Seneca weitertragen, dann erwarten mich unangenehme Fragen."


    Die mir mit Sicherheit Helena stellen wird, vor allem da ich alleine mit Metellus unterwegs war. Und mich fragen würde, ob ich wohl nichts aus meinem Überfall gelernt hätte. Die Folgen die dabei entstehen würden, an jene wollte ich gar nicht denken.


    „Nein, noch nicht. Ich muss erst die Casa Sergia aufsuchen um alles über das Schiff abzuklären, vielleicht können wir es nutzen."


    Fragte er nur aus Neugierde danach?

    Wie schnell es doch immer dunkel wurde, für mich war das unfassbar. Metellus schien das gar nicht so zu bemerken und vielleicht war es aber auch mir nur aufgefallen, da ich zu gern dabei an Momente dachte, die eigentlich nicht mehr in meinen Kopf existieren sollten.


    „Wenn man dich nun betrachtet, kann man es sich gar nicht vorstellen, dass du ein Redner bist, der versucht Bürger auf sich aufmerksam zu machen, Princeps. Verzeih, wenn ich dich jetzt verletzt haben sollte."


    Ein wenigstens kleines Grinsen konnte ich mir nicht verkneifen, wollte ich Metellus doch nicht beleidigen. Wenigstens war dadurch die Stimmung nicht so betrübt und ich würde mir nicht an Erinnerungen festklammern, vor denen ich mich nicht mehr fürchten brauchte. Da ich nicht wusste wie der Caecilier darauf reagierte sprach ich einfach weiter. Doch kein Wort verschwendete ich mehr über Graecus, Metellus sollte sich keine Sorgen machen brauchen, obwohl der Gedanke mir überhaupt nicht gefiel, mich auf ihn verlassen zu müssen. Diese kühle Blicke die er mir schon schenkte, er würde zu einem großen Problem während der Reise werden.


    Ich nahm mir einen der Traubenzöpfe und zupfte schon die erste Frucht ab. „Erzählst du eigentlich Solinus von unserem Treffen? Oder bist du mehr jemand der seine Geheimnisse für sich behält."

    Trotz meiner Ungeduld die mich eben erfasst hatte, lies ich mich sanft, auf den mir angewiesenen Platz, gleiten. Jetzt war es also tatsächlich so gekommen, das ein Fremder vor meinen eigenen Vater von dieser Reise erfuhr und eigentlich würde ich auch noch die Erlaubnis von Seneca brauchen.


    Die Sonne ging bereits unter und die Ecke wurde schon leicht in die Dunkelheit gehüllt. Mochte ich diese Atmosphäre mit solcher Gesellschaft nicht besonders und doch blieb mir keine andere Wahl, als zu bleiben, wenn das Schicksal schon so behilflich war und uns ohne jeglichen Grund zusammenführte. Das heutige Treffen zählte ich nun schon als die vierte Begegnung mit dem Caeilier, doch wofür Secundus nur zwei davon benötigte, war mir Metellus jedoch immer noch fremd. Er trug die Kleidung meines Cousins, doch war er der Miles, der mich am Stadttor zurechtwieß.


    „Du sprichst bereits einer dieser Gefahren an, doch sehe ich das mit Zuversicht. Mit Stürmen werden wir zu rechnen haben, doch mein Gefährte sagte selbst das die Jahreszeit nicht die Schlechteste wäre. Ich weiß selbst nicht genau was er damit meint." Rätselte ich und wurde bei Graecus langsam unsicher, ob man wirklich nicht besser auf ihn achten sollte. Immerhin war er es dem ich vertrauen konnte, nur ihm allein.

    „Nein, ich spreche kein griechisch. Weshalb fragst du mich dannach, sprichst du es etwas? Nun, was dem Griechen angeht, sein Name ist Graecus und seine Vergangenheit ist nicht gerade sehr vorbildlich. Er ist gerade mal so alt wie ich und bringt Schande über seine ganze Familie, das er nach Italia fliehen musste. Du solltest wissen das ich mich aufgrund dieser Tatsache nicht sehr gut mit ihm verstehe." Mein Blick fiel darauf auf die Trauben, abermals nachdenklich und planend, würde Metellus den Blick wohl folgen, würde er daraus schließen das ich hungrig wäre.

    Erst warf ich mir jegliches über Antipater vor und nun auf einmal nahm er alles zurück. Ich glaubte nicht das ich seine Meinung geändert hatte, viel logischer war es, das er einfach versuchte diese Situation zu retten, so das es nicht zu einem weiteren Streit kommen würde, sollte der nicht schon im Gange sein. Dennoch gab er auf, das zeigte sich immer mehr.


    „Ja, ich wurde von Antipater beauftragt nach Ephesus zu reisen um dort jemanden abzuholen. Ich schätze das ich für einen Monat nicht in Italien sein werde. Auf meiner Reise werde ich von einem Griechen und einer Sklavin begleitet. Der Grieche hat bereits Erfahrungen auf See, doch übertrug er mir die Leitung, nicht nur weil ich eine römische Bürgerin bin. Er vertraut mir und gibt mir die Möglichkeit aus diesem goldenen Käfig zu entkommen. Auf keinen Fall werde ich mir eine solche Gelegenheit entgehen lassen, mehr von der Welt zu sehen." Stolz berichtete ich ihm davon und meine Entschlossenheit mein bestes zu geben, war förmlich aus meiner Stimme zu hören.


    „Ich weiß auch das es nicht leicht werden wird, vor allem da uns die Mannschaft fremd ist. Viele Entscheidungen werden mit einem höhern Preis als den Lohn des Kapitäns zu zahlen sein, sollte ich die falsche Wahl treffen. Wahrscheinlich werde ich kaum jemanden trauen können und das heißt das ich wohl oder übel die ganze Zeit auf mich alleine gestellt sein werde, doch werde ich es schaffen, denn das habe ich Antipater versprochen."


    Ich war mir nicht ganz sicher ob Metellus mir zustimmen würde, doch war mir das in diesen Moment vollkommen egal, denn in mir herrschte ein solcher Tatendrang, das ich, obwohl ich mit Caecilius sprach, ihn kaum mehr wahrnahm.

    Er bestätigte meine Ahnung jetzt mehr als deutlich, für ihn war ich also wirklich schwach, wehrlos und naiv. Ein Problem das mir zu viel bedeutete. Wahrscheinlich war ich auch naiv, doch loderte mein Zorn so stark auf, wenn man mir nichts zutraute. Genau wie bei Secundus, der ebenfalls so an mir zweifelte. Lag es an meinem Aussehen oder an meiner Art das ich dauernd beschützt werden musste, um somit immer an jemanden gebunden zu sein?


    „Du bist also fest davon überzeugt, das er mich ausnutzt. Ich bin immerhin ihm untergestellt, es ist meine Pflicht seinen Anordnungen zu folgen, doch bin ich kein Kind mehr, das ich nicht über Gutes oder Schlechtes entscheiden kann. Er gibt mir Verantwortung, einen freien Spielraum, über den ich selbst bestimmen kann. Für ihn bin ich mehr als eine junge, wehrlose Römerin, er sieht mich nur als Iulia Livilla, dabei wird nicht auf das äußerliche geachtet. Er überträgt mir sogar so viel Verantwortung das er mir die Leitung einer Expedition nach Ephesus gibt."


    Nachdem ich geendet hatte seufzte ich und konnte nicht glauben wie unbeherrscht ich eben vorgegangen war. Doch kam es mir nicht in den Sinn nun milder zu werden, als ich meinen Kopf hob und ihn direkt in die Augen sah. Ernst und abwartend war mein Blick und es kam das Schweigen würde nicht lange andauern.

    Das er auf einmal so offen antwortete und seine Reaktion sogar aus seiner Tonlage zu höre war, hatte mich wahrhaftig ein bisschen erschreckt, so das ich meine Augen weitete. Doch innerlich stieg in mir die Freude. Denn der Aspekt das ich für diesen Pompeier arbeitete schien ihn noch mehr erregt zu haben. Dann jedoch brach er ab, aber ich war immer noch nicht zufrieden mit dem was ich gehört hatte.


    „Was ist dann?" fragte ich ihn nun und war auf einmal fiel ernster geworden. „Du spricht schlecht von ihm. Er hat eben Versionen, Träume, die er sich erfüllen möchte. Ich selbst halte auch nicht viel von diesem Kultus, denn er bezieht sich zu sehr auf bestimme Freiheiten, die man nicht so öffentlich zur Schau stellen sollte. Aber sehe ich das auf jeden Fall gelassener als du, immerhin habe ich das Angebot angenommen, seine Scriba Personalis zu werden auch als ich bereits von seinem Cultus wusste. Ich nehme das alles nicht so ernst, doch du sagest es ja schon das du altmodisch bist."


    Ich spürte einen schmerzhaften Stich in mir und da wusste ich, dass ich zu scharf geantwortet hatte. Die Lösung auf meine Wut fand ich darin, das Metellus wohl von mir dachte, ich könnte den Pompeier nicht durchschauen. Als würde ich nicht erkennen, das dieser Mann gefährlich sein konnte und ich wahrscheinlich zu schwach wäre mich aus seinen Fängen befreien zu können.

    Nachdenklich blickte ich in die Leere als Metellus mit dem Händler beschäftigt war. Ihm war Antipater also auch schon aufgefallen und so schwer war das ja bei diesem Pompeier nicht, der für alles eine Lösung zu haben schien. Ich konnte mich mit Metellus Informationen nicht zufrieden stellen und blickte ihn erneut fragend an, als wir den Stand wieder verließen.


    „Ja, es ist mir bekannt das er sich für den Cultus der Göttin Ishtar stark macht. Kannst du mir sagen wo zu er die Castra aufgesucht hat? Was könnte er vom Praefetus Urbi gewollt haben? Außerdem wundert mich deine Reaktion, kaum jemanden bleibt so gelassen wie du wenn er von Antipater spricht, denn bei ihm glaubt man er würde alles bekommen was er wollte." Eigentlich war es nicht sehr höflich in so direkte Fragen zu stellen, doch wollte ich einfach mehr erfahren und eigentlich war es mir schon fast peinlich, das ich, seine Scriba Personalis, nichts davon wusste. Zudem klagen meine Schlussworte so ernst, das es Metellus nun sicherlich zu denken gab und ich musste es einfach sehen, wie er darauf reagieren würde. Nun wäre es angebracht gewesen, mich für seine Einladung zu bedanken, doch wollte ich es nicht riskieren, jetzt vielleicht das Thema zu wechseln.


    Wir gingen einfach geradeaus entfernten uns immer weiter vom Stand des Händlers, ich hatte im Moment kein Interesse die Richtung zu bestimmen, denn ich konzentrierte mich vollkommen auf den Caecilier.

    „Centurio…verstehe! Du kannst dir sicherlich vorstellen wie gut dieser Wunsch in das Bild meiner Familie passt. Fast jeder von ihnen hat den militärischen Zweig gewählt, sie lassen die Frauen wohl gerne alleine zurück. Werde nur kein Feldherr, die sind einsam und haben nur eine Frau für die Öffentlichkeit." Meine Worte klangen zwar ironisch, doch zugleich auch streng.


    Es kam mir nur Recht, das wir den Stand erreicht hatten, so musste ich ihm nicht gleich ganz ausführlich über meine Beschäftigung erzählen. Und dabei vielleicht sogar auf meine zukünftige Abreise hinweisen. So blickte ich auffallend freundlich in das Gesicht des Händlers, als würde ich ihm danken, das sein Stand genau hier und jetzt an dieser Stelle platziert war. Dennoch bevor wir uns ihm widmen konnten war ich ihm eine Antwort schuldig, auch wenn sie nur kurz war.


    „Ich bin Scriba Personalis des Sextus Antipater. Kennst du ihn näher?" fragte ich nebenbei, ganz unauffällig und hoffte das er sich nun auf etwas anderes konzentieren würde. Doch vielleicht wusste er etwas über den Pompeier, was mir nicht bekannt war.

    Es kam mir so vor als hätte ich meine Frage vollkommen falsch formuliert. Doch konnte ich ihm auch nicht böse sein, denn ich hätte mich nur korrekt bei ihm ausdrücken müssen. Wie ich mir gedacht hatte, war er in der Zeit während seiner Ausgangsperre sehr beschäftigt gewesen und hatte dabei sogar noch mehr Verantwortung übertragen bekommen. Genau zu diesem Zeitpunkt fiel mir wieder ein, wie ich das nur vergessen konnte, das auch ich mit Verantwortung in Berührung kam, mit sehr großer sogar. Ich war mir nicht mehr sicher ob er von meiner Beschäftigung wusste, da wir eigentlich nur von ihm sprachen. Doch wollte ich ihm auch nicht sofort davon erzählen, für einen Monat Roma verlassen zu müssen und sich dabei einer Gefahr auszusetzen.


    „Nein, bitte, erzähl doch weiter. Fälle welcher Art? Mord? Diebstahl? Kamen Bürger dabei zu schaden? Ich spreche da natürlich vom körperlichen." Einen kurzen Moment schwieg ich. „Metellus es tut mir Leid. Ich glaube du kannst dieses Gefrage gar nicht mehr hören. Was ist eigentlich dein Ziel? Auf welches arbeitest du hin? Gibt es etwas was du einmal besitzen möchtest, das jetzt für dich unmöglich wäre? Ein Kindheitstraum! Oder ist es ein Geheimnis?"


    Ein eigenartiges Thema war es sicherlich zu dem ich jetzt wechselte. Wahrscheinlich viel zu persönlich, so das ich sicherlich keine richtige Antwort erwarten musste. Oder aber weil mir eben nichts bessers eingefallen war, denn ich war bei ihm immer noch sehr zurückhaltend. Doch wollte ich seine Erklärung noch hören, bevor wir den Stand erreichen.

    Ungewollt dachte ich, während der Caecilier sprach, an meinen Onkel. Es war schon eine zeitlang her als ich ihn das letzte Mal gesehen hatte. Vielleicht sollte ich ihn das nächste Mal sogar auf Solinus Fehler ansprechen, doch verwarf ich diese Idee sofort wieder, denn erstens wusste er vielleicht schon davon und zweitens ging es mich überhaupt nichts an. Außerdem war er es ein angenehmes Gefühl Solinus zappeln zu lassen, denn konnte er sich nicht sicher sein, ob ich meinen Onkel davon erzählte oder nicht.


    So sehr in den Gedanken versunken, bemerkte ich es erst gar nicht das wir die Richtung änderten. Doch glaubte ich ihm seine Aussage nicht so ganz, das er keinen Ort hatte, denn er gerne und vor allem alleine aufsuchte. Aber genauso wahrscheinlich war es, dass er nicht gelogen hatte, aufgrund der langen Ausganssperre.


    „Oh nein, das wäre mir sogar sehr recht. Ich habe dich lange nicht mehr gesehen, Metellus. Doch möchte ich nicht verheimlichen, dass ich unser letztes Treffen nicht vergessen habe und vor allem nicht den unangenehme Abschied der darauf folgte. Gerne würde ich dich fragen, was du in der Zeit der Ausgangssperre erlebt und erlernt hast. Aber vielleicht möchtest du es nicht, dass auch ich noch dich über deine Laufbahn bei der CU ausfrage. Kenne ich dich aber leider nur als Soldat, als der du mich jetzt auch begeleitest."