Beiträge von Marcus Aurelius Corvinus

    Ich war nicht so vermessen zu erwarten, dass sie hier und jetzt zusagen würde, sich allein mit mir zu treffen, nein. Dazu war sie viel zu sehr Dame. Ich würde die Geschichte aufrecht erhalten und jenes Schmuckstück kaufen, welches mir die junge Frau, deren Namen ich nicht kannte, aussuchen würde. Ihr gekonterter Satz ließ mich schmunzeln. Bei den Göttern, sie hatte recht, es klang nach einem der berühmten Schriften Ovids. Und doch war es einzig meinen Gedanken entsprungen, als ich sie ansah.


    Da gesellte sich nun eine weitere Dame zu uns, die von der hübschen Patrizierin mit Iulia Helena angesprochen wurde. Nun wusste ich also ihren Namen, doch nicht den der Anmut in Person direkt vor mir. Ich war keinesfalls enttäuscht, dass die beiden sich kannten und augenscheinlich befreundet waren, oder dass ich nun nicht mehr allein mit der Patrizierin sein konnte. Stattdessen strich ich über eine der Falten meiner Toga und runzelte prüfend die Stirn, als ich mich der Iulia Helena zuwandte und ebenfalls leicht den Kopf neigte. Es machte mich zwar leicht nachdenklich, dass die Fremde mich als jungen Mann bezeichnete, doch im Prinzip war ich nichts anderes und diesem nymphengleichen Geschöpf hätte ich ohnehin nichts übel nehmen können. So lächelte ich nur und wartete auf die Antwort der eben hinzugestoßenen Freundin.

    Ich lächelte sie an und nahm meine Hand wieder fort. Es schmerzte mich etwas, dass mir niemand hatte sagen wollen, was vorgefallen war, doch Vater hatte sicher gute Gründe gehabt, es nicht weiter auszuführen. So griff ich nach dem Becher, den der Sklave gebracht hatte, und hob ihn.


    "Auf die Familie. Und darauf, dass ich nun endlich wieder bei euch bin", sagte ich und trank.
    Bei ihren weiteren Worten geriet ich wieder ins Grübeln. Die Zukunft. Ja, das war eine heikle Angelegenheit. Ich musste wohl recht nachdenklich ausgesehen haben, bis ich endlich sprach.


    "Wenn ich das wüsste, Deandra. Ich strebe einen gut bezahlten Posten an. Einen, der Ruhm und Ehre bringt für die gens und für mich. Noch bin ich mir unschlüssig darüber, ob ich den Weg über die Verwaltung oder doch über die Exekutive gehen soll. Und wenn letzterer, was mir eher liegen würde: die vigiles oder die cohortes urbanae."


    Ich seufzte und nahm einen weiteren Schluck Wein.

    Zitat

    Original von Quintus Matinius Valens
    Au weia. Wisst ihr, wie mir die Kinnlade runter gehangen ist, als ich das gesehen habe? Ich muss drein geschaut haben wie der letzte Idiot. Ist das furchtbar genial. 8o


    Und DAS ist dann lustig. Der Mann hat's schon drauf. Das muss man ihm lassen. Der hat zu viel langeweilig und die 5 im Zeugnis kam sicher daher, dass er unterfordert war.

    Ich betrachtete ihr dezent geschminktes Antlitz und die wohlgeformten Augenbrauen, die zarte Nase und das ebenmäßige Gesicht, welches von ihren seidig glänzenden Haaren eingerahmt und zugleich betont wurde. Sie war eine Schönheit sondergleichen. Und doch ließ der Ton, den sie anschlug, nicht vermuten, dass sie ein naives Dummchen war, sondern sehr wohl eine anmutige Frau aus gutem Hause. Ich sammelte also kurz meine Gedanken und sagte dann:


    "Einen besonderen Anlass hat es nicht, doch ist sie schön wie die Morgenröte, anmutig wie ein in der Sonne glitzernder Tautropfen und elegant wie das funkelnde mare nostrum selbst. Ich kann nicht anders und muss ihr ein Geschenk machen, doch weiß ich nicht welches, denn jedes Schmuckstück würde neben ihr aussehen wie wertloser Tand, so schön ist sie", sagte ich leise und wandte dabei den Blick nicht von ihren Augen, sondern schien darin zu versinken.

    Ich lauschte meiner Schwester interessiert und ernst. Ihr schien das alles sehr zu schaffen zu machen, was angesichts der Problematik der Situation auch nur allzu verständlich war. Mitfühlend lehnte ich mich zu Deandra hinüber und legte ihr eine Hand auf ihre Hand.
    "Wenn ich gewusst hätte, um was es geht, so hätten mich nicht einmal die Götter in Griechenland gehalten, liebe Schwester. Ich wäre sofort nach Rom gekommen, um dir und den anderen beizustehen. Ich hoffe, dass niemand aufgrund meiner absentia an meiner Loyalität gezweifelt hat."


    Das eben gehörte hatte auch mich erschüttert und mir ward schlecht geworden bei so viel Skrupellosigkeit. Angewidert schüttelte ich den Kopf und strich sanft über Deandras Handrücken.
    "Du sprichst weise Worte, Schwester. Ich werde Vater, Mutter und dich unterstützen, soweit es in meiner Macht steht. Recht wird werden, was stets Recht gewesen ist."


    Ich nickte, um meine Worte, die eine Wiedehrholung Deandras darstellten, zu bekräftigen.

    Ich schmunzelte auf Deandras Verlegenheit hin, schwieg aber, denn das letzte, was ich wollte, war sie absichtlich in Verlegenheit zu bringen. Alsbald kamen die Trauben, auch ich nahm eine Rebe und nestelte an den süßen Früchten herum, die hier gänzlich anders schmeckten als in Griechenland. Und doch wanderte Traube um Traube in meinen Mund, bis ich bemerkte, dass etwas Deandra sehr zu beschäftigen schien. Ich runzelte die Stirn und betrachtete sie stumm, darauf wartend, dass sie nun endlich sprach, was sie bewegte. Und schließlich sagte sie es, wenngleich ich die Worte nicht wirklich verstand.


    "Vater schrieb mir von einem größeren Problem, doch als ich nachfragte, erntete ich nur umschreibende Worte, nicht aber eine Erklärung des Problems selbst", sagte ich und hoffte, dass Deandra mir erklären würde, ob dieser Riss das war, was unser Vater als Problem bezeichnet hatte.

    Aus den Augenwinkeln fiel mir eine recht kleine Frau auf. Eine Patrizierin. Und bei den Göttern, sie war hübsch! Und selbst ohne Worte vermochte sie mehr zu sagen als ein gebildeter Rhetoriker. Verstohlen musterte ich sie, wie sie eine schmale Silberkette anprobierte und der Händler sie allein aus dem Grund, dass er ihr es erlaubte, zum Lächeln brachte. Ihre Anmut verschlug mir den Atem und ihr Lächeln machte, dass auch ich lächelte.


    "Verzeih mir, wenn ich dich so rüpelhaft anspreche, aber ich glaube, ich benötige deine Hilfe. Ich suche ein Schmuckstück für meine Liebste, kann mich aber nicht entscheiden. Würdest du mir wohl etwas raten, womit ich ihr ein ebensolches Lächeln auf die Lippen zaubern kann wie das deine?" fragte ich sie leise, denn ich war seitlich an sie herangetreten und konnte mich nicht von ihr wenden. Natürlich hatte ich keine Liebste, sondern ich plante etwas vollkommen anderes mit dem Schmuckstück. Ob kurzentschlossene Geste oder aber etwas anderes, vermochte ich in diesem zauberhaften Moment nicht zu sagen.

    "Und er hatte wahrlich recht damit! Seitdem ich wieder zu Hause bin, fühle ich mich, als könne ich mit bloßen Händen Bäume ausreißen!" sagte ich auf die Worte meines Großvaters hin und folgte Deandra zu einer der Sitzgruppen. Ich ließ mich auf einer cline nieder und betrachtete den Raum.


    "Du hast recht, Deandra, ich habe einen Großteil der freien Zeit in thermae verbracht. Das Schwimmen macht mir noch genauso viel Freude wie früher. Doch auch du bist nicht unansehnlicher geworden, ganz im Gegenteil! Mir erscheinst du wie eine soeben gesprossene Rose, die nun zur wahren Schönheit erblüht."


    Ich schmunzelte und wies einen herumstehenden Sklaven an, Wein und Trauben zu bringen. Während er sich hastig davonmachte, musterte ich Deandra. Meine Worte waren mehr als ein gut gemeintes Kompliment, denn sie sah warhaftig aus wie der Männerschwarm schlechthin. Auf den Kommentar betreffend der Ereignisse während meiner Abwesenheit hin legte ich den Kopf schief und sagte:


    "Nun, dann fange am besten bei den größten und wichtigsten Ereignissen an, liebe Schwester. Und wenn wir noch spät in der Nacht hier sitzen - ausmachen würde es mir nichts, denn ich bin nun endlich wieder zu Hause."

    Nun musste ich nachsichtig Lächeln.
    "Referenzen aus der Familie sind nicht alles, junger Freund", sagte ich ihm nun recht deutlich.
    "Vielleicht solltest du selbst etwas auf die Beine stellen, ehe du kandidierst."

    Ich ging an den verschiedensten Ständen entlang. Nein, ich suchte nichts bestimmtes, doch auf der Suche war ich schon, wenn auch nach etwas, das mir bisher verborgen geblieben war. Die Sonne streckte ihre Fühler durch die Wolkendecke, die dieser Tage nur selten aufbrach, und wärmte die Menschen, die sich auf den Trajansmärkten tummelten. Die meisten waren Plebejer, nur dann und wann sah man einen Patrizier zu Fuß im Gewühl. Doch ich lief liber über die Märkte, statt in einer Sänfte getragen zu werden. So bekam man mehr mit, konnte sich besser die Auslagen der Stände ansehen und wurde nicht ständig angegafft. Das mochte ich nicht. Seit ich aus Griechenland zurückgekommen war, weniger denn je. Ich ließ meine Augen über diesen und jenen Stand schweifen, ehe mich meine Füße plötzlich vor einen Schmuckstand trugen, wo ich die Siegelringe begutachtete.

    Und da kam sie auch schon, Deandra, meine große Schwester. Mein Herz machte einen freudigen Sprung, als ich sie erblickte, und ich schloss sie ebenso herzlich in die Arme wie sie mich, nachdem ich den kurzen Weg zwischen uns zurückgelegt hatte.


    "Ja, Schwester, ich bin es!"


    Wie ein kleiner Junge freute ich mich, denn natürlich war ich stolz darauf, dass nicht nur aus meinem Geiste der eines erwachsenen Mannes geworden war, sondern auch an meinem Körper deutliche Veränderungen zu sehen waren. Ich überragte Deandra nun um fast einen Kopf, meine Brust war breiter und meine Arme und Beine muskulöser geworden als die des kleinen Bruders, den sie wohl noch in Erinnerung hatte.


    "Maxentius, ja... Doch wir werden in wiedersehen, im elysium. Doch erzähle, wie ist es dir ergangen in alle der Zeit? Und wo ist Mutter? Ich soll euch beide herzlich von Vater grüßen. Er vermisst euch."

    Ich fragte mich, wie alt der Tiberier war. Mir sagte man immer, dass ich für mein Alter reif und älter aussehen würde und mich dementsprechend verhalten würde. Und der Tiberier benahm sich, als würde man erkennen, dass noch eine eins vor meinem Alter stand. Ich runzelte also die Stirn und nickte.
    "Ich werde auf die Erfahrung meines Vaters zurückgreifen, denke ich, und mich dann entscheiden. Sollte meine Wahl auf den Posten eines scribas fallen...nun, wie sieht denn die Lage aus in Misenum?"

    Ich wiegte den Kopf hin und her und fragte mich, was sinnvoller war. Eine Ausbildung in der Exekutive oder eine Tätigkeit in der Verwaltung.
    "Hm. Ich denke, ich werde mich zwischen einem Posten als scriba und der Ausbildung bei den vigiles oder den cohortes urbanae entscheiden müssen."

    Ich seufzte und nickte.
    "Das wird wohl das Problem sein."
    Die Wolkendecke brach und wieder hatte ich das Gefühl, dass in Griechenland einfach besseres Wetter geherrscht hatte. Ein einzelner Sonnenstrahl flüchtete sich genau auf die Rostra.
    "Darf ich fragen, welcher Tätigkeit du nachgehst? Ich komme quasi gerade von meiner Ausbildung in Griechenland zurück und sehe mich derzeit nach etwas angemessenem um, dem ich nachgehen kann."

    Ich schmunzelte. Ein Tiberier also.
    "Marcus Aurelius Corvinus. Freut mich", erklärte ich.
    "Und, planst du auch, eines Tages auf der Rostra zu stehen und dem Pöbel schmackhaft zu machen, dass sie dich wählen sollen?"

    Ein Mann gesellte sich zu mir. Ich gab den beiden Sklaven einen Wink, dass er in Ordnung war und sie nicht eingreifen sollten. Immerhin war er Patrizier, was man nicht zuletzt am Halbmond aus Elfenbein um seinen Knöchel erkannte. Ich nickte ihm zu und deutete auf die Rostra.
    "Bald werden sie sich wieder verbal auf unterstes Niveau begeben", kommentierte ich den relativ verlassen daliegenden Platz.

    Auch ich ging über das Forum. Bald würden hier wieder Kandidaten auf der Rostra stehen und dem Pöbel Worte servieren, damit sie gewählt wurden. IchAseufzte. Meine beiden Sklaven hielten wie immer nach eventuellen Gefahren Ausschau. Auf die beiden konnte ich mich verlassen. Vor den Stufen einer Basilika blieb ich stehen und betrachtete die Säulen. An einigen Ecken bröckelten sie bereits.

    Der scriba personalis seines Vaters also. Na, der Apfel fällt nun einmal nicht weit vom Stamm, dachte ich mir. Ob er es weit würde bringen können, wenn die einzigen vorzeigbaren Referenzen die seines Vaters waren? Das wagte ich stark zu bezweifeln. So nickte ich nur und blinzelte in die Sonne hinauf.
    "Nun, auch ich werde, wenn ich die nötige Erfahrung gesammelt habe, für das Amt eines Quaestors kandidieren. Doch noch ist es zu früh dafür. Ich vermag kaum etwas vorzuweisen und verfüge nur über väterliche Referenzen, die mir wohl kaum etwas nutzen werden", sagte ich und spielte damit auf das Vorhaben des Helvetiers an. Vielleicht verstand er ja, was ich zu sagen versuchte.