Beiträge von Marcus Aurelius Corvinus

    "Gut, da hast du natürlich recht. Wobei ich mir immer noch nicht vorstellen kann, dass der Senat in seiner Mehrheit dem Projekt zugetan ist", erwiderte ich nachdenklich und aß ein weiteres Stück Fleisch. "Hast du mit dem tiberischen consul schon darüber gesprochen oder mit Aelius Quarto, dem Bruder des Kaisers?" fragte ich dann nach. Es wäre sicherlich ein kluger Schachzug, diese beiden hinter sich zu wissen und damit womöglich Salinator zu umschiffen.


    Beim Vergleich mit einem germanischen Barbaren direkt aus den verschneiten Wäldern musste ich schmunzeln. Aber Vala war sicherlich klar, dass ich das so nicht gemeint hatte. Ein wenig verwunderte es mich zunächst, dass Hungaricus die Pläne des Ducciers akzeptierte, wo er doch Florus' Engagement abgeneigt gewesen war, doch dann überlegte ich mir, dass Vala wohl schon als Römer geboren worden war, weil sein Vater bereits im cursus honorum gedient hatte, und sich damit Valas Abstammung auf peregrinische Wurzeln beschränkte, nicht aber auf eigenen peregrinischen Einstieg in das römische Reich. "Dann werde ich das ebenfalls tun. Ich sehe in dir mehr Potential als damals in Annaeus Florus", gab ich zurück und griff nach meinem Weinbecher. "Hast du Balbus bereits davon in Kenntnis gesetzt, dass du dich anderweitig orientieren möchtest?"

    Ein erneutes Nicken folgte. Imbrex schien angefüllt mit Elan und Ehrgeiz, und Ratschläge sog er auf wie ein Schwamm das Wasser. Seine Karriere würde ich mit Interesse verfolgen, und rhetorisch schien er bestens geschult und auf zack zu sein. "In Ordnung, ich werde Pyrrus schon vorwarnen. Du kannst einfach nach ihm schicken lassen, wenn du soweit bist", erwiderte ich. "Gern. Komm ruhig wieder zu mir, wenn dir etwas auf dem Herzen liegt." Ich erwiderte sein Nicken gleichfalls mit einem Nicken und erhob mich, eine Weile nachdem Imbrex bereits gegangen war. Mein Weg führte mich nun zurück in mein Arbeitszimmer.

    [Blockierte Grafik: http://img158.imageshack.us/img158/4099/pyrrusqa0.jpg%20| Livius Pyrrus


    Informationen also, soso. Pyrrus setzte eine geschäftsmäßige und vollkommen überflüssige Miene auf. "Da kann ich dir wirklich bei helfen. Aber ehe ich hier referiere und uns beide damit langweile, stell mir einfach Fragen und ich werde versuchen, sie dann zu beantworten, Aurelius." Pyrrus machte einen selbstgefälligen Eindruck und lächelte dann souverän und gar ein wenig großspurig. Irgendwie mochte er es, wenn andere von ihm abhängig waren - oder es zumindest den Anschein hatte, als wäre der Aurelier das, denn tatsächlich war es doch eher anders herum. Und dieser Gedankengang ließ das überhebliche Lächeln gleich ein wenig aus den Fugen geraten, so dass Pyrrus sich räusperte. "Womit fangen wir also an?"

    Noch wichtiger, als der Umstand, einen Plan zu haben, war, dass er funktionierte. :D


    Er soll kein Banause sein? Ich hob ein wenig überrascht die Brauen. Was meinte der junge Flavius nur damit? Wann war man ein Banause? Ich beschloss, nicht darauf einzugehen. Am Ende hielt ich ihn noch selbst für einen Banause per definitionem, und das würde dem Gespräch keine gute Wendung geben. Mit Musik konnte ich nur etwas anfangen, wenn sich dazu schlanke Frauenleiber bewegten und ich viel Wein intus hatte, ansonsten war sie zum Essen ganz nett, doch sonst?


    "Ja, es sind Zwillinge. Sie gleichen wie ein Ei dem anderen. Narcissa und Flora sind ihre Namen", erwiderte ich auf das Interesse des Piso hin, der ganz plötzlich große Augen machte. Ich nahm einen weiteren Schluck, stellte dann den Becher wieder ab und legte eine Hand als Kinn. "Ja. Prisca", wiederholte ich. Zweifellos ging eine Veränderung bei dem Flavier vor. Er schien plötzlich zu glühen und zu strahlen, dann jedoch normalisierte sich dessen Gesichtsausdruck wieder und ich musste schmunzeln, war zugleich aber skeptisch. "Ja, das ist sie wohl. Sie ist mir die liebste Nichte, und deswegen wird es ihr zukünftiger Ehemann auch besonders schwer haben, fürchte ich." Mit leicht verengten Augen betrachtete ich Piso. "War sie wieder Kleider kaufem, hm?" versuchte ich das Gespräch weiter in diese Richtung zu drängen.


    "Danke für diese guten Wünsche. Wir werden sehen, was die Götter in ihrer Weisheit für uns vorgesehen haben", entgegnete ich auf seine Worte hin. Noch ahnte ich ja nicht, dass ich mich lebensmüde und todessehnsüchtig in ein wahnwitziges Unterfangen stürzen würde, einfach weil ich nicht nachdachte. Doch das war eine andere Geschichte.

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    Original von Manius Tiberius Durus
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    Der Nachtisch unterbrach unser Gespräch einen Moment, und ich hoffte, dass Durus meine Frage nicht vergessen haben würde. Kurz darauf hielten fast alle Gäste einen weiteren Teller in der Hand. Ich mochte Birnen, ließ mir daher auch ein wenig mehr auftun und auch vom Wein nachschenken. "Die Goldenen... Nun ja, ich muss gestehen, dass es da sehr lange keine angenehme Überraschung mehr gegeben hat bei den Rennen. Aber ich bin schon vorher aus der factio ausgeschieden. Ich finde einfach nicht mehr die Zeit, und davon abgesehen haben sich meine Interessen verschoben, sodass ich mich nun eher anderen Dingen zuwende als dem circus", erwiderte ich und aß ein weiteres Birnenstück. "Mein Neffe leitet die Geschicke der Goldenen, seitdem Merdidius sich aus Rom zurückgezogen hat. Aber das wirst du als Kopf der Blauen sicherlich wissen. Ich hörte, ihr habt bei deinen Rennen ganz gut abgeschnitten."

    Magistrat in Misenum... Ich überlegte. Wenn man mich fragte, gab es bessere Gelegenheiten, in die Politik einzusteigen. Mantua beispielsweise. Aber vermutlich dachte ich das auch nur deshalb, weil ich einen Großteil meiner Kindheit dort verbracht hatte und nach dem Ablegen der bulla und Lehrjahren in Achaia dort selbst duumvir gewesen war.


    Nun denn, was gab es weiter zu erwidern? Der junge Iulier hatte sein Anliegen vorgetragen und mir selbst fielen vorerst keine weiteren Fragen zu seiner Person ein. Das würde dann wohl erst im Senat kommen, wenn ich seine Antrittsrede gehört hatte. So nickte ich nur nach Ursus' Worten.

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    Original von Manius Tiberius Durus
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    "Ah, interessant! Dann wird er zu den nächsten Wahlen bereits kandidieren?" fragte ich nach. Es konnte schließlich auch sein, dass er sein tirocinium fori bereits absolviert hatte. Ich warf einen weiteren Blick in Richtung der beiden Männer, zu denen sich inzwischen auch Macer und seine Frau gesellt hatten. Vielleicht bot sich später noch eine Gelegenheit, mit Albina zu reden. Sie war oft sehr beschäftigt, wie ich in Erfahrung hatte bringen können, und gepaart mit dem Umstand, dass es mir nicht anders erging, war es nach ihrem Brief noch nicht zu einem Treffen gekommen.

    Ich hatte, zugegebenermaßen ein wenig gelangweilt, schon im Raum gesessen und nichts weiter getan, als die Gedanken schweifen zu lassen. Ich dachte an die bevorstehende Reise mit Celerina, die ich in einem Anflug von Unbedachtheit selbst vorgeschlagen hatte. Als der Junge dann Balbus' Kommen ankündigte, erhob ich mich. Einen Moment später erschien mein Gast. "Salve praefectus, sei willkommen. Es freut mich, dass du es so kurzfristig einrichten konntest." Was wohl am ehesten daran lag, dass er etwas von mir wollte, vermutete ich. "Bitte, nimm doch Platz." Ich selbst ließ mich wieder dort nieder, wo ich eben schon gesessen hatte. Dann winkte ich einem Sklaven, auch Balbus einen Becher Wein zu kredenzen.

    "Dann..." begann ich, runzelte einen Moment die Stirn - was hatte ich eigentlich gewollt? War ich nicht hergekommen, um ihr die Leviten zu lesen? "Dann werde ich alles Nötige veranlassen", kommentierte ich ihre bereitwillige Zustimmung bezüglich der geplanten Reise. Ich strich mir nachdenklich über die Stirn und erhob mich dann. "Wäre dir übermorgen genehm oder möchtest du vielleicht erst noch ein paar Tage Ruhe haben, ehe wir aufbrechen?" fragte ich meine Frau. In anderthalb Tagen musste es durchaus machbar sein, alles vorzubereiten und einen geeigneten Ort auszuwählen, an dem wir ein paar Tage verbringen konnten. Ich versuchte, nicht daran zu denken, was während des Aufenthalts, den ich - ICH! - vorgeschlagen hatte, auf mich zu kommen würde. Ich lächelte gekünstelt. "Das wird sicher ganz angenehm", hörte ich mich sagen und dachte an die Prozedur des Zähneziehens. Schlimmer als der pochende Backenzahn damals konnte es auch nicht werden.

    "Dann lass uns am besten gleich hineingehen, ehe du dich noch erkältest", sagte ich zu dem Zwilling, dessen Namen ich nicht erraten konnte. Ich machte eine entsprechende Geste zurück zum Peristyl hin und setzte mich dann selbst in Bewegung. Beim Gehen wandte ich mich halb zu ihr um. "Und hast du schon alles-"


    Plötzlich spürte ich flüchtig etwas Weiches an der Brust und blieb augenblicklich stehen. Die Hände halb vor dem Körper erhoben, sah ich nach vorn. Dann ließ ich die Hände wieder sinken und gleichzeitig formte sich ein Grinsen auf meinen Zügen. "Mir scheint, ich habe ein Déjà-vu", kommentierte ich trocken und konnte mir ein Lachen dann nicht mehr verkneifen. "Dann guten Morgen, Narcissa", stichelte ich ein wenig und zwinkerte ihr zu. Aha! Dann musste das also Flora sein. "Flora und ich wollten eben hinein gehen und einen Becher heißen Wein trinken. Möchtest du mitkommen?" lud ich auch die Zwillingsschwester ein. Darauf, mich vorzustellen, kam ich nicht. Ich war automatisch davon ausgegangen, dass Narcissa ihren Namen nur genannt hatte, weil man sie so leicht mit ihrer Schwester verwechseln konnte. "Kommt, lasst uns hinein gehen. Ihr friert doch sicherlich." Selbst hatte ich schließlich einen Umhang übergeworfen, doch die beiden Mädchen würden sich so vermutlich verkühlen.


    Ich deutete wieder den Säulengang entlang und ging dann voran. Die exedra war einer meiner liebsten Aufenthaltsräume in dieser Zeit, also war es nicht weiter verwunderlich, dass mich meine Schritte dorthin führten. Ich legte den roten Wollumhang ab und ließ ihn achtlos über einen Sessel fallen, dann setzte ich mich selbst in einen solchen, der dicht neben einer der Kohlenschalen stand, die den Raum beheizten. "Bring uns einen krug heißen Wein", trug ich Arsinoe auf, die sogleich verschwand.

    Ich unterdrückte ein Seufzen. Ich war ein Trottel. Natürlich fand Celerina diesen irrwitzigen Vorschlag ansprechend. Selbstverständlich wollte sie verreisen. Hatte ich je auch nur etwas anderes erwartet? Ich zwang ein Lächeln auf mein Gesicht und überlegte. Wir mussten bald fahren, noch vor der Wahl. Bis dahin musste ich wieder zu Hause sein. Ich hoffte, dass ich gewählt wurde, und dann konnte ich als Ädil nicht einfach irgendwo Urlaub machen, ganz gleich, wie sehr es meine Frau auch freuen würde. Diese Idee war eine Schnapsidee. Ich hätte überlegen sollen, ehe ich den Mund aufgetan hatte. Doch den Vorschlag jetzt, da er auf so heiße Gegenliebe gestoßen war, wieder zurückzunehmen, schien genauso unmöglich.


    Dass Celerina fand, ich hätte uns aus der Misere gerettet, wusste ich freilich nicht. Ich selbst sah das auch ein klein wenig anders. Ich schien uns in die nächstgrößere Bredouille hineinverfrachtet zu haben. Grundgüter, was stellte ich nur in der Zeit mit Celerina an? Allzu viel zu besichtigen gab es meines Erachtens nicht in Campanien. Dorthin fuhr man, um im guten Klima die Seele baumeln zu lassen. Konnte ich das überhaupt, wo die Wahlen so kurz bevor standen? Wo Siv bald ihre Niederkunft haben würde? Das Rad drehte sich unabänderlich weiter. Ich musste zu meinem Wort stehen, wie es sich gehörte. Auch gegenüber Celerina.


    "Wir sollten möglichst bald fahren", erwiderte ich ihr dann, ein wenig befangen. "Die Wahlen stehen bald an, und bis dahin möchte ich wieder in Rom sein."

    "Ich bleibe durchaus auf dem Boden, Senator Decimus", erwiderte ich zu dem ehemaligen Kriegsgefangenen hin. "Ich finde gerade deshalb den Vorschlag meines Neffen Titus Ursus durchaus akzeptabel. Denn du selbst hast eben bestätigt, dass es solche Fälle zwar nicht oft gibt, sie aber dennoch vorkommen. Und dann sollte das Gesetz dem praetor eine Möglichkeit geben, von der Todesstrafe abzusehen und anders zu strafen."

    Ich ging davon aus, dass unsere Anzahl den Auftritt der beiden Anwärter sicherstellen würde, und dennoch war ich gespannt, wie Imbrex die übrigen sodales von sich überzeugen wollte. Dass Cotta wieder kränkelte, gefiel mir - um seinetwillien - gar nicht, und ich hoffte, er möge sich schnell erholen. Ich legte mich bequemer auf der Liege zurecht und wartete.

    "Was ist, wenn jemand gezwungen wird, einen schweren Raub durchzuführen? Angenommen, man hält eine Person als Geisel, den geliebten Sohn beispielsweise, und zwingt damit den Vater zu einer solchen Tat? Wenn ein Gericht dies beweisen kann, soll er dann auch die Todesstrafe erhalten, nur weil er seinen Sohn schützen wollte?" knüpfte ich an Ursus' Worte an, denn im Gegensatz zu Durus fiel mir diese Möglichkeit fast augenblicklich ein. Selbst ich wüsste nicht, was ich tun würde, wenn man mein eigen Fleisch und Blut bedrohen und mich damit erpressen würde.

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    Original von Kleitos
    Mit seiner letzten Herrin (einer Frau eines aurelischen Klienten) hatte er ein Verhältnis weswegen er den Aureliern "geschenkt" wurde. Mehr und weiteres können wir gerne via PN absprechen.


    Salve,


    normalerweise hätte ich dazu nichts zu sagen (und auch nicht sagen dürfen), bei dieser Vorstellung deiner ID-Vergangenheit möchte ich allerdings, da sie die Aurelier betrifft und nicht die Flavier, der Ordnung halber mitteilen, dass ich zwar damit einverstanden bin, aber zu Bedenken geben, dass diese Hintergrundstory nicht rechtfertigt, wie er in den Besitz Celrinas gekommen sein soll.


    Grüße
    MAC

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    Original von Quintus Germanicus Sedulus

    Raub ist die Wegnahme einer fremden beweglichen Sache mittels Gewalt gegen eine Person oder unter Androhung einer gegenwärtigen Gefahr für Leib und Leben mit der Absicht, die Sache sich oder einem Dritten rechtswidrig zuzueignen. Es handelt sich damit um einen Diebstahl unter Anwendung eines qualifizierten Nötigungsmittels, also Personengewalt oder Drohung mit einer Gefahr für Leib und Leben.
    ....
    Schwerer Raub ist, wenn der Täter eine Waffe oder ein anderes gefährliches Werkzeug bei sich führt, so wie wenn er als Mitglied einer Bande handelt. Oder aber eine andere Person in die Gefahr einer schweren Gesundheitsschädigung bringt. Des Weiteren ist auch der Raub unter Zuhilfenahme eines Mittels in diesem Strafrahmen erfasst, das den Widerstand einer anderen Person brechen soll.


    Ich lehnte mich zurück. Seltsam, dass er eben noch davon gesprochen hatte, dass man Diebstahl und Raub unter einen Hut bringen konnte. Da hatte wohl der Sklave Wikipedius ausgeholfen. :D


    Gespannt verfolgte ich die weitere Debatte zwischen Durus und dem Germanicus. Nettigkeiten wurden ausgetauscht, deren Umsetzung aber zumindest so lange warten musste, bis Durus sein imperium abgegeben haben würde. Und ob das für eine Anzeige reichen mochte, bezweifelte ich.

    Wenn ich auch nur geahnt hätte, was der Auftritt des Knaben zu bedeuten gehabt hatte, so wäre ich sicherlich beleidigt gewesen. Es gab da eine Seite an, mir, die Celerina nicht kannte. Und auch sonst kannte sie niemand. Auch heute dachte ich ab und an noch an Aquilius, betrübt, dass mein Freund nicht mehr in Rom weilte. Doch er schien ein besseres Leben für sich gefunden zu haben. Nun, jene Seite an mir, die Aquilius geweckt hatte, war die weniger ausgeprägte, und sie fokussierte athletisch gebaute Männer, doch keine Knaben.


    Bei Celerinas aufbrausenden Worten ruckten zunächst meine Brauen hinauf, dann sanken sie ein wenig tiefer als zurück in ihren Normalzustand. Während ihrer Schimpftirade verfinsterte sich mein Gesichtsausdruck immer weiter. Gen Ende hin schluckte ich, doch die Verärgerung wollte nicht mit dem Kloß hinunterrutschen. Grimmig sah ich sie an. Es brodelte in mir, doch ich zwang mich, zunächst erfolgreich, sitzen zu bleiben. Ich ließ die rechte sinken und umgriff mit beiden Händen kurz die protestierend knarzenden Lehnen des Sessels. Ich bemühte mich darum, ihr nicht zu zeigen, wie sehr mich ihre Worte getroffen hatten. Langsam wurden die Finger wieder lockerer. Ich konnte ihr unmöglich von Siv erzählen. Erst recht nicht nach den Geschehnissen vor kurzem, die mir immer noch schwer auf der Seele lasteten.


    Ich fand meine Contenance wieder, blinzelte und betrachtete mit scheinbarem Interesse die Truhen, die halb unausgeräumt im Zimmer standen. "Es tut mir leid, dass es scheinbar so schwer ist, mit mir verheiratet zu sein", sagte ich in gemäßigtem Tonfall, ohne sie anzusehen. Erst nachdem ich einen Moment gewartet hatte, wandte ich ihr den Blick wieder zu. "Ich werde versuchen, dir ein besserer Ehemann zu sein." Vielleicht war das ein Zugeständnis, mit dem sie nicht gerechnet hatte. Vielleicht glaubte sie mir nicht. Vielleicht legte sie auch gar keinen Wert mehr darauf, mit mir eine Ehe zu führen. Ich fixierte sie mit meinem Blick. Eine wahnwitzige Idee kam mir in den Sinn, und ich hatte sie ausgesrpochen, noch ehe ich dieses Selbstmordkommando überdenken und ungesagt begraben konnte. "Vielleicht sollten wir eine Auszeit nehmen. Zusammen, meine ich, in Campanien vielleicht." Kaum dass es draußen war, war ich erstaunt über meinen eigenen Vorschlag. Ich betrachtete kurz den Rand des Tisches zwischen uns mit erheblicher Intensität, dann blinzelte ich und sah Celerina wieder an. Ich konnte das unmöglich zurücknehmen, ohne sie vollends vor den Kopf zu stoßen, soviel war mir klar. So blieb mir nur zu hoffen, dass Celerina ablehnte. Dass ich damit den Großteil ihrer Fragen umschifft hatte, war mir sehr wohl bewusst, ebenso wie ich wusste, dass ich nichts auf ihre Anklagen und ihr Befinden erwidert hatte. Doch das lag daran, dass ich wusste, dass sie recht hatte - teilweise! Ich nahm mir vor, sie öfter zu fragen, wie es ihr ging.

    "Ich denke, wir sollten Diebstahl und Raub voneinander unterscheiden, wie es auch das Gestzt tut", warf ich zu Sedulus gewandt ein. "Diebstahl wird mit Geld- oder Freiheitsstrafe geahndet, und das steht in den meisten Fällen sicher auch im Verhältnis zur Tat. Das eigentliche Problem bei der jetzigen Diskussion scheint mir die Frage nach der Beurteilung der Sachlage zu sein", sagte ich nachdenklich. Ich hätte auf Anhieb keinen Ausweg hieraus parat. Es kam eben darauf an, wen man zur Tat befragte. Der Beraubte antwortete gewiss anders als der Räuber.