Beiträge von Marcus Aurelius Corvinus

    Das konnte ich mir nun nicht verkneifen - als die Tiberia in just dem Moment zurücksah und mich ertappte, zwinkerte ich ihr fröhlich zu und unterdrückte ziemlich schlecht ein Grinsen. Würden die Blicke, die durch den Raum geschossen wurden, purpurfarbene Streifen hinterlassen, so wäre die Luft wohl innerhalb kürzester Zeit erfüllt von violetten Striemen und Streifen, dachte ich mir und widmete mich dem Essen auf meinem Teller.


    Dass Celerina nicht bei mir saß, störte mich eher weniger. Immerhin war es bei den meisten solcher Veranstaltungen üblich, dass die Frauen beisammen saßen und die Männer, damit sich die verschiedenen Interessen - als solche beispielsweise Schuhe und Politik zu nennen - nicht gegenseitig in die Quere kamen. Obwohl ich selbst zum Thema Schuhe sicherlich auch das ein oder andere hätte beitragen können, denn wie ich fand, standen mir die neuen Gnuledersandalen durchaus ganz trefflich.


    :D

    Inzwischen hatten sich viele kleinere Grüppchen gebildet. Meist saßen oder lagen Frauen zusammen, dann wieder nur Männer. Selten sah man ein gemischtes Grüppchen. Sklaven wuselten hin und her, verteilten Teller, schenkten nach oder reichten Wasserschüsseln mit Rosenblättern darin, um sich die Finger säubern zu können. Ich hatte Celerina bei einigen Damen zurückgelassen und mich selbst gelegt. Niki, unsere Köchin, hatte sich selbst übertroffen, wie ich fand. Schon bei Celerinas und meiner Hochzeit waren die Happen, die nach dem Brautzug gereicht worden waren, exquisit und köstlich gewesen. Dies hier allerdings war ein Fest für die Sinne, herrlich angerichtet und wunderbar schmeckend.


    Nun, da Celerina sich nicht mehr an meiner Seite befand, betrachtete ich ungestört die Menschn im Raum. Ursus lag mit einem Unbekannten zusammen, Prisca hatte sich Tiberia...Severa? zum Gesprächspartner auserkoren. Ich sah eine Weile hin zu den beiden und fragte mich, worüber sie sich so angeregt unterhielten. Das Sklavenmädchen veranstaltete scheinbar seine übliche Aufmerksamkeitshascherei, indem sie Prisca mit irgendeinem Gals behelligte. Ich wusste wirklich nicht, warum Celerina sie überhaupt gekauft hatte. Als Spielgefährtin wäre sie vermutlich noch nützlich gewesen, aber es gab keine Kinder in diesem Haushalt bisher, warum also hatte sie sie überhaupt erworben? Nun, ich dachte nicht weiter darüber nach. Sollte Celerina tun, was sie glücklich machte, wenn ich es schon nicht tat. Mein Blick glitt über die Flavier. Gracchus und Furianus, die nun beide eine Frau aus dem Hause der Claudier hatten. Und dann wieder zurück zu meiner Nichte und der Tiberia. Ursus hatte Glück. Und ich wr fast ein wenig neidisch.

    Ich hob nachdenklich die Hand ans Kinn und sah in die Ferne. Es sollten keinen von uns negative Konsequenzen erwarten. Konnte ich diesem Tribun trauen? Er hörte sich durchaus ganz verständnisvoll an, war freundlich...und doch erinnerte ich mich zu gut an die Überheblichkeit des Caecilius Crassus.


    Ich seufzte und entschied mich. "Nun, wenn ich das Anliegen deines Präfekten nüchtern betrachte, stellt es sich mir folgendermaßen dar: Es gibt einen Artikel in der Acta Diurna, der aus irgendeinem Grund erst jetzt, Jahre nach dessen Veröffentlichung, sein Interesse geweckt hat. In dem Artikel geht es offenbar um Nachfolgerangeleien im Todesfall unseres geliebten Kaisers, der seit einer ganzen Weile nicht in Rom weilt und einem anderen das Steuer des Staatsschiffes überlässt. Drei freundliche Prätorianer tauchen bei mir auf und möchten den Namen des Verfassers besagten Artikels erfahren, lassen dabei durchblicken, dass sie eigentlich gar nicht auf meine Kooperation angewiesen sind und versichern mir zudem, dass nicht mit negativen Konsequenzen gerechnet werden muss. Und das, obwohl dieser Artikel jenen Mann als kritisch beschreibt, der aktuell der Stellvertreter des Kaisers ist?" Ich hob die Brauen und stieß mit einem Puh-Laut die Luft aus. "Also, Tribun Antonius, du kannst hoffentlich verstehen, dass das etwas, nun ja...seltsam anmutet."


    Ich dachte mt gerunzelter Stirn einen weiteren Augenblick nach und bot dann folgendes an: "Also gut. Ich werde mich schlau machen. Überbringe deinem Präfekten bitte eine Einladung von mir. Sag ihm, dass ich ihn herzlich einlade, morgen Abend zur cena herzukommen. Aus gegebenem Anlass bitte nicht in Begleitung, sondern allein. Ich würde mich sehr freuen, wenn er dieses Angebot annimmt. Würdest du das für mich tun?"

    Ich hob erstaunt die Brauen und wollte etwas erwidern, als Ursus sprach. So schwieg ich vorerst und sah nur betroffen drein. Auch mich erstaunte, dass er gestorben war. Für ihn hoffte ich, dass es zumindest ehrenvoll im Einsatz passiert war und nicht dahinsiechend an einer üblen Krankheit.


    "Aelius Quarto", griff ich den eigentlichen Faden des Gesprächs wieder auf und nickte. Mit dem Bruder des Kaisers hatte er sich einen einflussreichen Mann gewählt. "Ich empfehle dir, im Vorfeld noch andere Senatoren aufzusuchen, Iulius. Du wirst dich zweifelsohne im Senat der Frage stellen müssen, warum du bei deinem zweiten Versuch besser geeignet bist als bei deinem gescheiterten."

    Durchaus ein wenig amüsiert über Orestes ' Worte schmunzelte ich weiterhin vor mich hin und sagte sonst nichts weiter dazu. Es gab schließlich nichts, was Orest nicht selbst eben erwähnt hätte. Ein Besuch mit den beiden bei ihrer Mutter würde sicherlich nicht nur den Zwillingen gut tun, sondern auch Orest und Lucillas Verhältnis wieder stärken.


    "Der Vesta?" Ein wenig überrumpelt hatte er mich damit nun doch. Wie alt waren die Blümchen - siebzehn? Das war in der Tat schon recht alt für eine Vestalin, doch man würde sehen, was die beiden dazu sagten. "Warten wir es ab. Ich bin mir sicher, dass sich zumindest Lucilla Gedanken darüber gemacht hat, wie der Weg der beiden aussehen soll, wenn sie nicht sogar selbst eine ganz individuelle Vorstellung davon haben..." Immerhin waren es Mädchen, und wie sprunghaft und fantasievoll die sein könnten, wusste ich selbst zur Genüge. Allerdings keimte in mir der Verdacht, dass Orest vielleicht glaubte, tatsächlich zwei hübsche Blumen geschickt zu bekommen. Denn Blumen besaßen in der Regel kein eigenwilliges Eigenleben... Ich selbst erinnerte mich kaum noch an die beiden. Sicherlich hatten wir uns damals des Öfteren gesehen, aber in meiner Erinnerung waren sie noch tapsig und klein, trugen roséfarbene Tuniken und pflückten Veilchen am Rande eines Zaunes...


    "Hm, ich vermute, da wirst du dieses Jahr schlechte Karten haben. Ich habe gehört, dass sich Menenius Afer zur Wahl stellen wird, ein Vetter des rex sacrorum, aber ein kleines Licht in der Politik. Wenn du mich fragst, solltest du dir das noch einmal überlegen und eher urbanus präferieren. Von einem Handllanger Salinators ganz zu schweigen....das kannst du unmöglich wollen", erwiderte ich und sah ein wenig zweifelnd drein. "Danke für die Blumen", konterte ich bei dem versteckten Lob. :D

    Ich hob beide Hände und drehte den Kopf ein wenig. "Oh, bitte, du musst dich vor mir nicht rechtfertigen. Du scheinst sehr genau zu wissen, was du möchtest. Ich kann dir nur einen Rat geben, doch ob du ihn befolgst, ist ganz allein deine Entscheidung." Ich kam nicht umhin, ein wenig zu schmunzeln. Dann würde der Senat entscheiden, ob Imbrex genau die richtige Menge an Selbstvertrauen an den Tag gelegt hatte, oder ob es ein wenig zu viel war. Er hatte nur Glück, nicht auf seine Erhebung in den erforderlichen ordo warten zu müssen, da dieser ihm bereits von seinem Vater in die Wiege gelegt worden war. "Vescularius Salinator lasse bitte direkt außen vor. Obwohl er des Kaisers Stellvertreter hier in Rom ist."


    Bei seiner Frage nickte ich nur. "Ja, da gibt es einige. Ich würde dir raten, Tiberius Durus zu besuchen, den amtierenden consul, Aelius Quarto und Purgitius Macer. Vinicius Lucianus, da sein Bruder, mein Patron, sich in Germanien aufhält. Die flavischen Senatoren Gracchus und Furianus." Ich überlegte kurz. Die Germanicer? Nun, wir hatten keinen Zwist mit ihnen und standen eher zwischen den Lagern des Tiberius und den Germanicern, und zumindest ich für meinen Teil hatte keine Ambitionen, mich einem der beiden Gruppierungen unwiderruflich anzuschließen. "Hm, Germanicus Avarus und Germanicus Sedulus könntest du auch aufsuchen. Dazu ist allerdings zu erwähnen, dass du nicht unbedingt preisgeben solltest, auch den Tiberiern deine Aufwartung zu machen", sagte ich. "Was die übrigen Senatoren angeht, kannst du dir einen Besuch, denke ich, getrost sparen. Die Octavier sind von geringerer Wichtigkeit, ebenso wie die Annaeer, Matinier, Helvetier und wen es da sonst noch alles gibt. Ah, Aemilius Atimetus kannst du noch aufsuchen. Grüße ihn herzlich von mir." Vergessen hatte ich die Claudier, aber das war auch nicht weiter verwunderlich, hörte man doch eigentlich gar nichts mehr von ihnen.


    "Von mir aus kannst du ihn gleich haben", winkte ich ab und bot Pyrrus bereitwillig an. Dann grinste ich kurz. "Vermutlich willst du aber erst baden und dich ausruhen, sofern du das nicht mit dem Ausquetschen Pyrrus' kombinieren willst. Nun ja. Sobald ich etwas wegen der Collegien herausgefunden habe, werde ich es dich wissen lassen." Ein Nicken bestätigte diese Absicht.



    Sim-Off:

    Wenn du möchtest? :)

    Eine plötzliche Bewegung seitlich, am Rande des Sandplatzes, ließ mich dorthin schauen. Und offenbarte mir, dass Macer eben angekommen war, denn er war es, der den Arm gereckt hatte. Ich hob meinerseits kurz die Hand etwa auf Brusthöhe, um zu verdeutlichen, dass ich ihn gesehen hatte, drehte ab und lief dann, ein wenig langsamer, ihm entgegen. Kurz vor ihm stoppte ich, atmete tief ein und versuchte, den schnellen Herzschlag etwas weniger zu beachten. "Salve, Purgitius!" grüßte ich ihn und wandte mich dann so um, dass wir nebeneinander her gingen. Ein Blick auf die große Sonnenuhr längs des Thermengebäudes folgte. "Bist du den Fängen der Bürokratie also erfolgreich entkommen", schmunzelte ich.

    Eine kleine Anmerkung noch. Im Tabularium der beiden Blümchen wird folgendes angezeigt:
    Patria Potestas: untersteht Barrius Aurelius Scipio


    Der ist allerdings dahingeschieden.
    Könnte man das bitte, wie oben beschrieben, auf den Bruder (Orestes) ummünzen und ihn zum Tutor der zwei machen?

    Als Durus geendet hatte, nickte ich ihm kurz dankend zu. Ob er sich nur der Ehe wegen oder aus tatsächlicher Überzeugung dazu hatte verleiten lassen, etwas zu sagen, wusste ich nicht, doch ich hoffte, dass letzteres der Fall sein würde. Quarto schien es ebenso zu gefallen, dass ich ein zweites Mal kandidierte, doch er war derjenige, der die ersten Fragen dazu hatte.


    "Selbstverständlich darfst du", erwiderte ich ihm. "Während meiner letzten Amtsphase als aedilis curulis inspizierte ich, wie es üblich ist, einige öffentliche Gebäude. Darunter befand sich auch die Agrippatherme. Der balneator Menatius Cavarinus führte mich herum, und bei dieser Besichtigung ließen sich einige kleinere, aber auch einige wenige größere Mängel feststellen, jedoch nichts, was den Badebetrieb langfristig eingeschränkt hätte. Wenn ihr mich wählt, werde ich an meinen letzten Besuch als Ädil dort anknüpfen und mich dafür einsetzen, dass die Thermen bald wieder so aussehen, als wären sie vor kurzem erst eröffnet worden." Der jüngere Germanicus war zwar Aufseher über die öffentlichen Bauwerke, doch war er dies erst nach meiner Zeit als Ädil gewesen. Und nach Menatius' Angaben verfügte die Therme über ein festes Budget, das man nach Möglichkeit auch nicht überzeiehen sollte. Vielleicht aber hatte er auch einfach nur schlechte Erfahrungen mit Sedulus' Vorgänger gemacht und war so weniger bereit, sich nun an jenen zu wenden.


    "Was die Spiele anbelangt, so stehe ich derzeit in Verbindung mit einigen Gladiatorenschulen und Schauspielgruppen. Ich gedenke, eine Kombination aus beidem, Schauspiel und Gladiatorenspektakel, inszenieren zu lassen." Sicherlich nicht das, was einige hören wollten, waren doch viele hier im Senat eher dem Rennsport verschrieben und schon Modestus hatte kein Rennen veranstaltet - dafür jedoch Durus, und das, wie ich fand, reichte auch erst einmal wieder. Zumal Ursus davon gesprochen hatte, die Aurata ein Rennen ausrichten zu lassen.

    Überrascht hob ich die Brauen. Wer diesen Artikel verfasst hatte, konnte ich aus dem Stehgreif ohnehin nicht sagen, da würde ich in den Archiven nachsehen müssen. Allerdings hatte man als auctor nicht nur den Vorteil, andere herumscheuchen zu können, sondern auch die Pflicht, eben jene zu schützen. "Der Artikel wurde vor einige Zeit verfasst. Es gehen täglich Unmengen von Dokumenten über meinen Schreibtisch, von daher wirst du sicherlich verstehen, dass ich dir den Namen nicht aus dem Gedächtnis nennen könnte", begann ich. "Allerdings muss ich dich auch darauf hinweisen, dass ich als auctor nicht den Namen desjenigen Verfassers preisgeben darf, wenn dieser nicht zustimmen sollte. Ich nehme an, du wirst mir kaum sagen dürfen, was dein Präfekt für ein Anliegen hat, das er mit dem Verfasser besagten Artikels diskutieren will?" Das war schon eine seltsame Sache. Ich strengte mein Hirn an, doch mir wollte nicht einfallen, wer den Artikel eingereicht hatte und was sonst noch darin stand. Eines stand fest: Ich würde meinen scriba schicken, damit er mir die benötigten Informationen besorgte. Oder aber selbst gehen, denn ein Besuch im domus der Acta stand für heute ohnehin auf dem Plan. Ich überlegte. "Hm. Wenn besagter Autor sich allerdings etwas schuldig gemacht haben sollte...dann wäre es mir möglich, seinen Namen zu offenbaren. Immerhin möchte ich mich nicht der Beschuldigung aussetzen, jemanden gedeckt oder etwas vertuscht zu haben. Du verstehst doch meinen Zwiespalt?" sagte ich vielsagenden Blickes.

    "Sprichst du da nur für dich oder für deine Familie?" hakte ich schmunzelnd nach, als Piso auf die wünschenswerte Festigung der Bindung zwischen unseren Familien sprach. Seine Schwester hieß also Vera und war unverheiratet. Das war interessant. Ich griff erneut zum Weinbecher, blickte flüchtig in die darin kreiselnde Flüssigkeit. "Es ist zur Sitte geworden, dass man vor der Aufnahme in den Senat heiratet. Gut, das war bei mir auch nicht gegeben, aber... Ich will es mal salopp sagen: Ich bin mir sicher, dass der ein odere andere meiner Verwandten Interesse an deiner Schwester hätte. Und die Aurelierinnen sind durchwegs fromme, tugendhafte Römerinnen." Nur bei Prisca war ich mir da manches Mal nicht ganz so sicher, wie ich hier den Anschein gab. doch das würde Piso ja nicht wissen. "Hast du dir denn dahingehend schon Gedanken gemacht?" fragte ich.


    "Nun ja. Wie geht es denn dem kleinen Gracchus Minor?" setzte ich meine Ausfragung fort. Kinder waren zwar nicht unbedingt etwas, auf das ich selbst hingewiesen werden wollte - eben in Ermangelung eigener - doch interessierte es mich schon, ob der Kleine in die Fußstapfen seines Vaters treten würde.

    Der Prätorianer machte auf mich einen sehr freundlichen Ausdruck. Ein Umstand, den ich seinerzeit bei Caecilius Crassus vermisst hatte, denn für ihn waren wir damals wohl alle in demselben Maße Schuld gewesen wie Titus Cicero. Ein Antonius also. Zwar mochte der Prätorianer selbst solche Informationen als unwichtig abwerten, doch für mich waren sie nützlich, denn ich sprach nicht gern mit namenlosen Gesandten, die sich für etwas besseres hielten, nur weil sie von einflussreichen Männern als Boten benutzt wurden. Ich ahnte es nicht, und doch hatten Antonius Hortalus und ich selbst den gleichen Gedankengang. "Naja, ich denke, es ist in meinem eigenen Interesse, dass ich euch nicht abweise", erwiderte ich nämlich und schmunzelte kurz. Mir fiel der Umstand auf, dass der Junge es offensichtlich versäumt hatte, den Soldaten einen Platz anzubieten. Ich deutete auf die Sitzgruppe. "Wollen wir uns setzen?"


    Ein Artikel einer alten Ausgabe also. Augenblicklich stellte sich mir die Frage, um welchen es sich handelte und warum man mit einem Besuch dann erst jetzt anrückte. Doch der Antonius entrollte ein Dokument und reichte es mir dann. Ich überflog es, las es dann ein wenig genauer. Der Artikel entstammte nicht nur einer alten Ausgabe, er war sehr alt. Ich konnte mich nur noch schwach daran erinnern, immerhin war Valerianus nun auch schon eine ganze Weile Kaiser und sein Vater dementsprechend lange verstorben. Dann blickte ich wieder auf. "Ja, ich erinnere mich zwar kaum, weil es so lange her ist, aber dieser Artikel wurde veröffentlicht", sagte ich und sah den Tribunen prüfend an. "Mit welchem Anliegen hat dich Prudentius Balbus zu mir geschickt?"

    Von Minus beim Diktat gestört, wollte ich den Besuch zunächst warten lassen. Doch als der Junge mir von Prätorianern berichtete, war ich zu neugierig ob deren Anliegen, als dass ich mich noch auf den zu verfassenden Brief hätte konzentrieren können. Mit einem unguten Gefühl begab ich mich also ins atrium, obwohl der Junge mir gesagt hatte, dass es "nur" um die Acta ging. Ich erinnerte mich noch zu gut an die letzte Begegnung hier im Hause mit den Prätorianern. Damals war es ein blamierender und schockierender Grund gewesen, aus dem sie hergekommen waren.


    Als ich das atrium betrat und am impluvium vorbei auf die Prätorianer zu schritt, musterte ich sie. Sonderlich feindlich gesinnt wirkten sie nicht auf mich. Nun ja, immerhin. "Salvete. Was kann ich denn für euch tun?" fragte ich arglos. Im Geiste war ich bereits die Artikel der letzten Ausgabe durchgegangen, doch ich war mir keiner Schuld bewusst, Kaiser oder res publica diffamiert zu haben.

    Ich hatte mir, nachdem Centho auch Ursus und mich aufgesucht hatte, dessen Rede natürlich ganz genau angehört. Er wirkte entspannt, aber ob es so gut war, auf vor so langer Zeit verflossene Mitglieder seiner Familie hinzuweisen? Modestus brachte den Iulier auf den Prüfstein, und wie ich fand, schlug er sich ganz gut. Ich dachte an meine Kandidatur zurück. Ich selbst hatte, wenn ich mich recht erinnerte, sogar noch weniger vorzubringen gehabt als der Iulier. Seit einiger Zeit legte der Senat die Messlatte für Neulinge im cursus honorum recht hoch an.


    Aelius Quarto ergriff Partei für seinen Klienten. Ich musste schmunzeln - halb Rom schien inzwischen Klient von Quarto zu sein. Nun, warum auch nicht, wenn man sich einsetzte, war das nur zu verständlich. Und immerhin war er der Bruder des Kaisers.


    "Wenn Iulius Centho, wie du sagst, mit Geld umgehen kann, warum möchte er dann decemvir litibus iucandis werden und nicht tresvir aere argento auro flando ferunde? Wäre das nicht die näherliegende Wahl? Iulius, kannst du uns diese Frage beantworten?" Ich verglich seine Qualitäten mit denen von Flavius Piso. Jener hingegen hatte den cursus iuris abgelegt, und obwohl es keine zwingende Voraussetzung war, so würde ich doch, wenn ich die Wahl hatte, dem Flavius den Vorzug geben, ein decemvir zu werden.

    Magnus, gib es auf, du hast da eh keine Chance... :D


    Willkommen in der Familie! Bitte bei beiden, also bei Aurelia Flora und Aurelia Narcissa als Eltern Barrius Aurelius Scipio und Lucretia Lucilla eintragen. Sie sind damit die Schwestern von Manius Aurelius Orestes. Und zusätzlich bitte diesen zum Tutor für beide machen.


    Nun denn, da steht der Ankunft dann ja nichts mehr im Wege. ;)
    [SIZE=4]Rom, fürchte dich...[/SIZE]

    "patres conscripti", begann ich, nachdem mir das Wort erteilt worden war.
    "Sicherlich mögen sich einige von euch fragen, warum ich, Marcus Aurelius Corvinus, Sohn des Marcus Aurelius Antoninus, ein zweites Mal zum aedilis curulis kandidiere. Nun, die Antwort hierauf ist so einfach wie ehrlich vorgebracht: Ich bin mit meinen bisherigen Leistungen nicht zufrieden. Das mag für manchen vielleicht unverständlich sein, hatte doch niemand ein Grund zur Klage in dem Jahr, in welchem ich zuletzt das Ädilat bekleidete. Doch gebührt mir selbst nur ein Teil dieses Verdienstes, der Großteil jedoch meinen fleißigen Mitarbeitern, was zu meinem Bedauern einer plötzlichen und unerwartet schweren Erkrankung* verschuldet ist, die mich in meiner Amtszeit heimsuchte. Nicht nur das Ädilat wurde dadurch in Mitleidenschaft gezogen, auch meine Tätigkeit als pontifex musste ruhen und, wie einige von euch zweifelsohne bemerkt haben, auch die regelmäßigen Publizierungen der Acta litten darunter.


    Doch stehe ich heute, den Göttern sei Dank gesund, ein zweites Mal vor euch, um euch um eure Stimmen für meine Wahl zum curulischen Ädil zu bitten. Neben meinen Bestrebungen als auctor der Acta Diurna und den kultischen Pflichten, die ich nach meiner Gesundung wieder aufnahm, kann ich euch heute mit Stolz davon berichten, auch die Pflicht und Ehre der Ehe auf mich genommen zu haben. Seit geraumer Weile steht Celerina von den Flaviern an meiner Seite, die mir Hilfe und Stütze in der häuslichen Gemeinschaft ist.


    Während meiner vergangenen Amtszeit konnten die Tempel der Stadt Mogontiacum zwar von meinem Einsatz profitieren - sie wurden saniert und renoviert, was zu einem Antieg des kultischen Lebens in Germanias Hauptstadt geführt hat - doch es gibt viele Dinge, die ich erledigen wollte und nicht geschafft habe. Zu viele, wie ich meine. Beispielsweise wären hier die längst überfällige Sanierung von Teilbereichen der Agrippathermen zu nennen - oder auch die Ausrichtung von Spielen für das römische Volk.


    Wenn ihr mir eure Stimmen gebt, so werde ich mich nun auch dieser Dinge annehmen können, auf dass sie nicht aufgehoben, sondern nur aufgeschoben waren. Ich werde ein offenes Ohr für die Belange der Bürger haben, und den Pflichten mit allem Nachdruck nachgehen, die dieses ehrenvolle Amt der res publica mit sich bringt."



    Sim-Off:

    *Der eigentliche Grund war SimOff und stellte einen ungeplanten Umzug dar, der mehr Zeit fraß als vermutet, was in einer langen Abstinenz vom IR resultierte. Leider blieb da das IR auf der Strecke.

    Um die Mittagszeit herum war ich mit Purgitius Macer hier verabredet. Ich war schon ein wenig früher hergekommen, um mich mit ein paar lockeren Runden um den Platz herum aufzuwärmen. Angesichts der zahlreichen ringenden und nichtringenden Männer auf der palaestra fühlte ich mich stark an meinen alten Freund Caius Aquilius von den Flaviern erinnert. Wo er wohl steckte und was er inzwischen tat? Ich wünschte ihm, er möge glücklich sein, wenn er schon in Rom seine Bestimmung nicht gefunden hatte. Locker trabte ich durch den Sand, an schwatzenden Dicken und muskulösen Jungspunden vorbei, an ballspielenden Jünglingen und auch zwei, drei mir aus dem Senat bekannten Gesichtern. Ich nahm an, dass auch Macer sich noch ein wenig aufwärmen wollte, ehe das Öl zum Einsatz kommen und wir mit dem Ringen beginnen konnten. Deswegen hielt ich beim Laufen bereits Ausschau nach ihm.

    Die septemviri kamen nach und nach an, sollte doch am heutigen Tage ihr trauter Kreis ein neues Mitglied erhalten. Da war Fulvius Frugi, der Pessimist und Nörgler in den Reihen der Siebenmänner. "Salve, Flavius", grüßte er ein wenig schlecht gelaunt, doch das war bei ihm an der Tagesordnung. Er war Klient der Octavier, und als solcher stand er den Patriziern eher skeptisch bis negativ gegenüber. Vitellius Rufio war ebenfalls schon zugegen. "Na, Flavius, dein großer Tag heute, mh?" grüßte er ganz freundlich. Man konnte ihn fast als das Gegenteil des Fulviers bezeichnen. Als ich eintraf, befand sich mein Freund Quintus Aemilius Atimetus gerade im Gespräch mit einem Kollegen. "Bisher macht er sich doch ganz gut. Ah, salve Marcus!" "Salvete", grüßte ich ihn und die Umstehenden zurück. Aemilius' Gesprächspartner war Opimius Naso gewesen, der einen ganz zufriedenen Eindruck machte. "Salve, Aurelius! Schön, dich mal wieder zu sehen. Ist das ein Verwandter von dir? Oh, hallo Flavius, na, schon aufgeregt?" Naso grinste Piso kurz an, und ich wandte mich zu ihm um. "Sei gegrüßt, Flavius", sagte auch ich und lächelte kurz unverbindlich. "Der augur? Ja, das ist mein Vetter Manius Orestes. Merke dir seinen Namen gut, er wird bei den kommenden Wahlen kandidieren", erwiderte ich auf Nasos Frage hin. Naso wandte sich zu Orest. "Na wenn das so ist, wünsche och viel Erfolg." Inzwischen war auch Axius Serenus eingetroffen und grüßte seine Kameraden. "Salve Vitellius...magister, Aemilius... Na wenn das mal nicht Aurelius Corvinus ist." "Eben jener. Salve, Axius", erwiderte ich schief grinsend. "So, und das ist also Flavius Piso? Interessant. Mal sehen, was er so bewegen wird." "Ganz recht, Axius, ganz recht. Äh... Wenn wir soweit sind, könnten wir eigentlich beginnen, nicht wahr? augur Aurelius?" sagte Marcus Opimius Naso und wandte sich fragenden Blickes an Orestes.