Beiträge von Marcus Aurelius Corvinus

    "Vielleicht", erwiderte ich grinsend, nachdem ich Macers Hand wieder losgelassen hatte. "Allerdings hat es in dem Falle wohl auch gewisse Vorteile, der auctor zu sein", scherzte ich. Sonst war ich ja weniger der lustige Mensch, andererseits hatte ich bereits seit ein paar Tagen recht gute Laune, insofern...
    Bei seiner nächsten Bemerkung seufzte ich tief und winkte kopfschüttelnd ab. "Das ist ein altbekanntes Problem. Es gibt eben zu wenig hauptberufliche Autoren", klagte ich. "Obwohl die Vergütung ja nun wirklich attraktiv ist. Jeder scriba verdient weniger, auf den verwendeten Arbeitseinsatz gemünzt. Nun ja." Ich schloss das Thema damit vorerst ab. Der alte Mann, der hinter uns in der Reihe stand, hatte sich vernehmlich geräuspert, und nach einem kurzen Blick hin zu Macer verabschiedete ich mich. "Also dann - wir sehen uns spätestens an den nonen das Januar, dann können wir unser Gespräch fortsetzen. Hab Dank für deine Zeit, Purgitius. Und bereite dich gut vor", stichelte ich abschließend. Der Senat würde während der Saturnalien ja nicht tagen. "Vale." "Vale, praetor Purgitius!" sagte Livius Pyrrus artig und schob Siv einfach mit in Richtung Ausgang.

    Irgendwann legte Siv ihre Stirn an meine Brust. Die Stelle schien zu brennen, und doch hielt ich stand, obwohl der Fixpunkt nun nicht mehr da war, an den ich bis eben meinen Blick geheftet hatte. Ich hörte, was sie sagte, und ich glaubte auch, das Unausgesprochene zu hören. Sie erwähnte nicht, dass sie wegen mir bleiben wollte - und es war mir bewusst. Ebenso, wie dass es an mir lag, sie zu umarmen. Es wäre natürlich gewesen, menschlich und, nun ja, richtig. Wo ich sonst jedoch relativ schnell bei der Sache war, so war mir in diesem Moment, in jener Situation allerdings jegliche Berührung, die Eigeninitiative voraussetzte, unmöglich. Im Gegenteil, mit jedem Herzschlag war diese...diese aufopferungsvolle Nähe Sivs mir mehr unerträglich. Ich blieb dennoch stehen, zwang mich zuwenigst zu diesem Eingeständnis, wenn ich auch sonst nur ein innerlich kümmerliches Exemplar eines Menschen war - zumindest, was die Gefühle anging. Ich vermutete, mir dessen noch nie so sehr bewusst gewesen zu sein wie in gerade diesem Augenblick.


    Ob das vielleicht die Kehrtwende war? Soweit mochte ich nicht denken. Dennoch zuckten meine Mundwinkel, teilten sich die Lippen. War Siv mein Strohhalm? Verständnislos blinzelte ich, ohne dass es jemand bemerkt hätte, zutiefst verwundert und zugleich verschreckt vor diesen wirren Gedanken. Wenn es so war, und ich mich ihr tatsächlich öffnen konnte, warum war es dann so schmerzhaft? Warum kamen die Worte nicht heraus, die mir im Sinn herumschwirrten? Immerhin, "Ich.." Doch mehr entwich dem Schraubstock nicht, in den ich mich selbst eingespannt hatte. Nur "Ich...ich..."! Gar kümmerlich, für einen Römer, für einen Senator, und erst recht für einen Mann! Erneut versteifte ich mich, hob dann mechanisch die Hände und fasste Siv an den Oberarmen. Ich konnte sie nicht ansehen, ihr nicht ins Gesicht sehen. Dispiter, ich schämte mich so sehr! Und das machte mich wütend, mein eigenes Unvermögen, selbst...selbst Siv gegenüber. Ich stieß die Luft aus meinen Lungen, schob Siv zur Seite und sah sie immer noch nicht an. "Ich kann das nicht", schnappte ich mit rauher Stimme. Jede Lüge wäre mir leichter von den Lippen gegangen als das, was sie hören wollte! Ich wandte mich ab. Riss mit der Linken auch noch den Rest des Stoffgewühls von der rechten Schulter. Ein Zipfel der toga bedeckte den Becher.


    Ich fühlte mich nun wieder freier, nicht so beklommen wie gerade noch. "Wenn du bleiben möchtest, bleib", sagte ich matt zu einer Weinpfütze auf dem Boden. "Aber ich kann nicht das sein, was du willst." Ich presste die Lippen aufeinenader, hielt es nur noch einen winzigen Moment in dieser Haltung, hier in diesem Raum aus. Dann stieß ich mich ab und verließ das tablinum - samt seinem Durcheinander, wie ich hoffte, auch wenn ich das Wirrwar in meinem Kopf mit mir nahm in meine Gemächer. Ich wusste schon, warum Gefühle besser tief in einem vorborgen blieben. Zu was ein allzu freigiebiger Umgang damit führte, hatte ich bei Helena gesehen, meiner Base. Ihr versuchter Selbstmord war mir noch gut in Erinnerung geblieben, ebenso die unglücklichen Briefe, die sie ab und an aus Korfu vom Landsitz ihres Ehemannes schickte. Um alles auf der Welt wollte ich einer möglichen Wiederholung eines solchen Zwischenfalls vorbeugen, und wie gelang mir das besser, indem ich alles so weit verschloss, dass selbst ich nicht mehr richtig heranreichte?


    Als die Tür zu meinem Schlafgemach ins Schloss fiel, wurde ich mir der Einsamkeit bewusst, in die ich mich damit selbst verfrachtete. Stille staute sich in der Luft, sickerte durch jede Pore meiner Haut und erstickte auch noch den letzten Keim der tiefen Zuneigung, die ich Siv zuvor versucht hatte, zu offenbaren.

    Die Erwähnung Celerinas schien die gewünschte Reaktion nicht zu haben. Zwar zuckte Siv zusammen, aber sie erwiderte sogleich, dass es nicht wichtig war. An ihrer Stelle wäre ich, soweit ich mich überhaupt in sie hineinversetzen konnte, wohl deutlich anderer Meinung gewesen, und aus diesem Grund glaubte ich ihr kein Wort.


    Dann kam sie vollkommen unvermittelt auf die Wiege zu sprechen. Ein schneller Themenwechsel, der mich ein wenig aus dem Konzept brachte. Ich runzelte die Stirn. Die Wiege, das Kinderbuch, der Anhänger. Warum ich ihr diese Dinge geschenkt hatte? "Weil", begann ich, ehe ich mitten im Satz realisierte, dass ich eigentlich keine Antwort darauf hatte. Weil man solche Dinge eben verschenkte, wenn es Zeit und Gelegenheit dazu gab? Ich blinzelte derangiert, blickte ein wenig zur Seite und auf den Boden. Als ich eine unverfängliche Antwort auf die Frage nach dem Warum gefunden hatte, sah ich Siv wieder an. Sie hielt das schlanke Silberpferchen an seinem Lederband immer noch, ließ es dann los. "Weil ich es wollte."


    Man mochte denken, ich sei schwer von Begriff. Man mochte denken, ich sei den kalten Gletschern nicht unähnlich, die in den Alpen zu finden waren. Die Wahrheit aber war, dass ich sehr wohl verstand, dass Siv versuchte, mich zum Reden zu bringen. Zum Reden über das, was in mir vorging, über Empfindungen und Gefühle. Nun war es so, dass ein Römer jedoch dahingehend erzogen wurde, sein Innerstes sorgsam zu verschließen und zu verbergen. Sicherlich gab es hierin weniger Begabte und solche wie mich. Ich war nicht immer dazu imstande gewesen, empfindsame Regungen zu verbergen, und es gab Dinge, die beherrschten mich noch mehr als ich sie. Die Wut beispielsweise. Geriet ich in Rage, konnte ich sie unmöglich vor anderen verbergen. Erst recht nicht, wenn sie mir nahe standen. Das war ein Makel, der an mir haftete, und ebenso war es wohl ein Makel, dass ich seit dem Schmerz, der auf den Tod meiner Mutter und den Freitod meines Vaters gefolgt war, möglichst keine anderen Gefühle mehr an mich heranließ. Ich war ein Römer, verdammt, also was war falsch daran? Es war eine römische Tugend, nicht sentimental zu sein! Siv kannte mich. Siv wusste eigentlich, dass ich mit solchen Dingen nicht umgehen konnte, und doch wurde sie es nicht müde, mich ständig damit zu konfrontieren. Oder tat sie es genau aus diesem Grund? Und seit meiner Hochzeit mit Celerina buhlte auch sie um Zuneigung, um Liebe. Gleich in der Hochzeitsnacht hatte sie mich gefragt, was ich empfand. Und wenn es nicht Liebe war, ob ich sie wohl jemals würde lieben können. Warum gaben sie sich nicht damit zufrieden, wie ich war? Auch mit Ursus eckte ich immer wieder deswegen an. Er sah stets nur das Schlechte in mir, so glaubte ich. Zum Teil war es mein Eigenverschulden, das wusste ich, weil es mir eben nur mit dem Zorn so unsäglich schwer fiel, ihn zu verbergen, und weil man ob dessen glauben mochte, Ingrimm sei das einzige tiefe Gefühl, dessen ich fähig war.


    Der Blick war kurze Zeit in weite Ferne gerichtet gewesen, und ich gelangte nur durch die Bewegung zurück auf den Boden der Gegenwart, die Siv machte, als sie sich mir wieder näherte. Ich wollte wegsehen, doch der Blick, mit dem sie mich bedachte, hielt den meinen fest. Bei ihren Worten zog ich eine gequälte Grimasse und drehte den Kopf leicht fort, den Blick aber konnte ich einfach nicht losreißen von ihr. Ich fühlte mich, als müsse ich ohne Umschweife zerspringen, in tausende und abertausende Scherben, die alsdann weingetränkt sich im tablinum würden verteilen, wenn ich nur noch einen Moment länger ihr Stand hielt. Ihre flache Hand auf meinem Herzen war - es war - zu viel - einfach zu viel! Ich schloss gepeinigt die Augen, hielt den Atem an, wie um mich in mein Schicksal zu fügen und augenblicklich zu zerreißen, doch...nichts passierte.


    Ihre Hand war warm. Mein ganzer Körper stand unter Spannung, war zum Zerbersten gespannt, auch, als sie in vollem Bewusstsein behauptete mich zu lieben. Ich stand so eine Weile herum, einer erstarrten Salzsäule nicht ganz unähnlich. Die Hände, das bemerkte ich jetzt, waren zu Fäusten geballt. So sehr, dass die Nägel in die Innenflächen der Hand schnitten. Ich lockerte sie ein wenig, öffnete gleichsam die Augen und blickte langsam hin zu Siv, ohne jedoch den Kopf zu drehen. Die Anspannung war keinesfalls vergangen, schien sogar noch zugenommen zu haben. Ich realisierte, dass ich noch immer nicht atmete, und korrigierte diesen Missstand mit einem leisen Keuchen. Eine ganze Weile stand ich einfach nur da und atmete. Dann schüttelte ich den Kopf, so langsam, dass es nur schwerlich als echtes Kopfschütteln gewertet werden konnte, und ohne den auf Sivs Augen gehefteten Blick fortzunehmen. Der Ausdruck, mit dem ich sie bedachte, zeugte wohl von innerem Kampf, von Pein, vielleicht auch von einer Spur Angst und dem Gefühl, zum Scheitern verurteilt zu sein. Einem Außenstehenden wäre es vermutlich nicht einmal aufgefallen, wie schlecht es mir ging. Ob Siv es sah, wusste ich nicht. Ich wusste ohnehin nichts. Nicht war ich tun sollte, nicht wie ich weiterhin würde bestehen können mit all dieser Misere, mit all meinen Fehlern - von denen der schlimmste für mich justamente wohl der Umstand sein mochte, nicht zu einer Umarmung fähig zu sein in diesem Moment.

    Zitat

    Original von Spurius Purgitius Macer
    Nach einem Rechtsgeschäft von einem der Beteiligten zum Ringkampf eingeladen zu werden, war für Macer auch neu. Und auch, dass Aurelius Corvinus ihn überhaupt zu etwas einlud, hatte schon Seltenheitswert. Trotzdem dachte Macer nur kurz nach. "Von mir aus gerne. Wann und wo?", erkundigte er sich. In letzter Zeit waren seine Aktivitäten im Ringkampf zwar auch eher selten geworden, aber das war kein Grund, diese Einladung abzulehnen.


    Ich selbst war mir gar nicht so sehr bewusst, dass Macer vielleicht darüber nachgrübeln würde, warum ich ihn zum Ringkampf aufforderte. Er schien eine Weile zu überlegen, dann sagte er zu. Ich nickte erfreut. Vielleicht kam man so ein wenig ins Gepräch, immerhin war man über die Tiberier nun grob verschwippschwägert. Und weder der Senat noch das heutige Umfeld, eine Hochzeit oder eine cena candidati boten die rechte Gelgenheit dazu. Das letzte Mal, dass näher etwas Macer zutun gehabt hatte, war während meiner letzten Amtszeit als Ädil gewesen, und selbst da hatte die plötzlich aufkeimende Krankheit jeden weitere Gelegenheit zum Gespräch dann zunichte gemacht. "Ich dachte an irgendwann nach den Saturnalien", erwiderte ich. "Ich schlage den ersten Tag der nonen des Januar vor und spekuliere darauf, dass die Acta dann eher über einen Ringkampf berichten wird, den der auctor gewonnen hat, und nicht über dessen verlorene Sprache", fügte ich schmunzelnd hinzu und streckte dem Purgitius meine Hand entgegen. "Um die Mittagszeit herum. Abgemacht?"

    Die Wicklung meiner toga löste sich allmählich in Wohlgefallen auf, als ich den Arm achtlos sinken ließ und die darübergelegten Falten sich in Wohlgefallen auflösten. Der Stoff war ohnehin ruiniert, was machte es da schon, wenn sich die Falten auf dem weinglitschigen Boden türmten? Mir wurde bewusst, dass ich mich in gewisser Weise selbstkasteite. Warum stand ich immer noch hier und setzte mich dieser Situation aus?


    Gerade, als ich mich dazu entschlossen hatte, zu gehen, wandte jedoch Siv sich von mir ab und trat zurück. Mein Blick folgte ihr, ruhte auf ihr, als sie den Blick senkte und ich nurmehr ihr golden umrahmtes Profil betrachten konnte. Was ich wirklich wollte? Ich schloss gezwungen die Augen und hob das Kinn an, um tief die leicht nach Kohle riechende Luft einzuatmen. "Es geht hier nicht darum, was ich will, Siv", entgegnete ich leise und ließ noch einen Moment verstreichen, ehe ich den Kopf wandte und sie ansah. "Das ging es nie, und ich habe nun nicht mehr das Recht, dir Vorschriften zu machen. Du kannst nach Hause gehen, vorher oder...nachher. Du kannst hierbleiben, bei...in...in diesem Haus, in Rom. Du kannst jetzt tun, was du für richtig hältst." Ich schluckte den Kloß hinunter, zumindest versuchte ich es. Es gab etwas, auf dass ich hinweisen musste. "Du kannst bei mir bleiben. Und bei Celerina."

    Der trotzige Blick, wie sie das Kinn hielt, die funkelnden Augen - all das erinnerte mich an Sivs Anfangszeit hier. An die erste persönliche Begegnung nach dem Kauf. Damals war es spät gewesen, und sie hatte wie eine Nymphe auf mich gewirkt, mich gefangen und mir mit der das Herz gestohlen. Ich dachte an den Morgen danach. Ich erinnerte mich daran, wie oft es zu Meinungsverschiedenheiten zwischen uns gekommen war. Wie oft wir getritten hatten. Und rückwirkend betrachtet schien es gar so, als hätten Sivs Jahre hier im Hause ausschließlich aus sich aneinander rehenden Streits bestanden.


    Siv schob mich fort, was angesichts ihrer Größe und Stärke beinahe süß wirkte. Ich gab ihr ein wenig nach, wollte mich dann vollends abwenden und so einem erneuten Streit einfach aus dem Weg gehen - da ergriff sie meinen Arm, und ich sah sie wieder an. Sie verstand es einfach nicht. Und plötzlich stand sie so dicht vor mir, dass kaum ein Blatt Papyrus zwischen uns passte. Ich zog eine Grimasse, als sie sagte, dass sie gar nicht gehen wollte. Ich schnaubte erneut. Ich sollte sie stehen lassen und versuchen, mich so von ihr zu lösen, dass ich Celerina gebührend empfangen konnte, wenn sie endlich wieder aus Ostia zurückkehren würde. Ich wusste, dass es das war, was ich tun sollte. Es gehörte sich so. Aber ich stand da, vor der Frau, die mein Kind trug, die ich allen Ernstes ziehen lassen würde, wenn sie es denn wollte, und konnte nicht an meine Frau denken, nur an Siv. Es war schäbig und eines Römers nicht würdig, dennoch war es so. Die Wut war tiefer Melancholie gewichen, die ich zu verbergen sollte.


    Als ich Siv wieder ansehen konnte, musterte ich ihr Gesicht, ihre Augen, ihr Lippen. Ich bemerkte nicht, wie ich meine Lippen gegeneinander verschob, während ich innerlich mit mir haderte. "Schön", sagte ich schließlich und räusperte mich, um aufgeräumt zu klingen. "Also gut. Dann bleib." Trotz der Bemühung, geschäftsmäßig zu klingen, drang doch eine Winzigkeit von dem nach außen, was in mir vorging. Ich zog eine Grimasse. Wenn man Gefühle doch einschließen und im Regeal verstauen könnte.

    Siv war ganz offensichtlich entsetzt. Hatte sie tatsächlich geglaubt, ich würde ein Spiel mit ihr spielen? Zum Spaß mit ihr zur basilica laufen, um sie freizulassen? Mit beginnender Verstimmung runzelte sich meine Stirn, das war das einzige Zugeständnis an ihren Ausruf.


    Da ich hinaussah, nahm ich ihren Gesichtsausdruck nicht wahr, als sie ungläubig wiederholte, dass es mir leid tat. Ich öffnete den Mund, um weiterzusprechen, ohne ihr dabei in die Augen sehen zu müssen, da schrie sie durch den Raum. Mein Körper versteifte sich, ich löste die Hände und wandte mich halb um, um Siv forschend anzusehen - als ein Weinbecher auf mich zuflog. In einem formvollendeten Bogen vergoss er drehend einen Teil seines Inhalts in einer schillernd roten Aureole, bis das Gefäß selbst mich linksseitig auf der Brust traf, einen gehörigen Weinfleck hinterlassend. Mit einem leisen, metallenen Scheppern fiel er zu Boden, rollte einen holperigen Halbkreis und schaukelte dann in einer campanischen Weinpfütze träge hin und her. Ich hatte nicht schnell genug reagieren können, um auszuweichen. Nun hob ich tastend die Rechte zur toga hin, befühlte den blutroten Fleck auf - wie passend! - Höhe des Herzens und sah auf die Finger hinunter, die von der Flüssigkeit benetzt waren. Unterdessen zeterte Siv weiter. Die Worte rauschten an mir vorbei, bis ich den Blick hob und sie mit Verwunderung und Wut zugleich ansah.


    Letztere gewann die Oberhand, als ich des anklagenden Blickes gewahr wurde und dem verletzten Ausdruck in ihren Augen. Ich presste die Kiefer aufeinander, die Lippen. Es war immer schon leicht gewesen, bei Siv in Rage zu geraden. Sie machte es einem auch leicht, was das betraf. Doch nie hätte ich erwartet, dass sie so undankbar wäre. Ich machte einen Schritt, trat den Becher beiseite, der scheppernd dem Stoß folgte, und ging auf Siv zu, um eines ihrer Handgelenke zu packen und festzuhalten. Ich streckte den Arm zur Seite, zog den ihren am Handgelenk mit. Dann lehnte ich meinen Kopf zu ihr, die durchtränkte toga sog sich derweil auch am Saum gierig mit Wein voll. "Rede nicht von Dingen, die du nicht begreifst!" zischte ich ihr zu. Dann realisierte ich langsam, dass ich eine Frau bedrohte, die ein Kind trug. Mein Kind. Ich kam mir schlagartig schäbig vor, ließ Siv los und sah grimmig schanubend zur Seite.

    Werdende Mütter wirkten stets besonders attraktiv. Ihre Konturen verschwammen zu weich gezeichneten Linien, Wangen wirkten voller, Augen glänzender. Das war ein Phänomen, das man auch Jahrhunderte später noch würde beobachten können, und gerade jetzt fiel es mir wieder einmal auf. Siv schien zu strahlen, aber das war nur von kurzer Dauer. Schon kurz darauf sah ich ihre Augen wässrig schimmern und sah meinerseits wieder hin zu der Kohlenschale. Ich hatte es noch nie auf die leichte Schulter genommen, wenn jemand meinetwegen weinte. In solchen Situationen fiel mir stets ein, wie oft ich unbedacht jemanden dazu gebracht hatte, wegen mir Tränen zu vergießen. Zuletzt war es Helena gewesen, die unglückselige Helena, die meinetwegen keinen anderen Ausweg gesehen hatte, als dem Leben zu entfliehen -


    Ich blinzelte und machte mich weitgehend frei von diesen trüben Gedanken. Ich hatte heute einer Frau ihr Leben zurückgegeben, dem Kind die Aussicht darauf geschenkt, später einmal ein Römer zu sein, der es sogar bis in den Senat schaffen konnte, wie das Beispiel des Annaeus Florus bestens zeigte. Das sollte ein Grund zu guter Laune sein, doch ich sah nur die Frau und das Kind, und die Option auf den Verlust von beiden. Als ich sie wieder ansehen konnte, strich sie sich gerade über den runden Bauch unter dem Stoff ihrer tunica. In dieser Geste lagen Liebe und das Versprechen auf Vertrauen. Sie würde also noch eine Weile bleiben. Acht Wochen, im Idealfall. Schließlich hatte ich zuvor gefragt, wie lang es noch dauern mochte. Bei ihren Worten kniff ich die Augen zusammen im Versuch, sie zu verstehen. Was war was? Ich erfasste die Worte, nicht aber den Sinn dahinter. Längst hatte ich vergessen, was ich im Affekt gesagt hatte. Ob es mein Ernst war? "Ja", sagte ich leise, denn so eine Freilassung konnte man nicht so einfach rückgängig machen, also war sie natürlich mein Ernst gewesen. Siv schien sich nicht zu freuen. Ich verstand sie nicht. "Du kannst hier bleiben, bis... es da ist. Wir finden etwas, das du tun kannst, inzwischen", sagte ich zu ihr, um die Befürchtung fortzuwischen, dass sie nicht zu gebrauchen war. Ich stand auf, konnte nicht mehr stillsitzen. Zum Fenster hin ging ich, um hinauszusehen. Die Hände hatte ich auf dem Rücken zusammengefasst. "Es tut mir leid, ich..." sagte ich, schüttelte und senkte den Kopf.

    Die knisternde Wärme, die das Kohlebecken verströmte, war angenehm, auch wenn sie mich nur einseitig wärmte und die der Schale abgewandte Seite kühl blieb. Der Wind pfiff inzwischen um das Haus, heulte leise an den Ecken, während sie ganz langsam die Dunkelheit auf Rom herabsenkte. Irgendwo im Haus waren leise Stimmen zu hören, dann Gelächter. Ich schloss die Augen und legte den Kopf einen Moment in den Nacken, um meine Gedanken zur Ruhe kommen zu lassen, und öffnete nur eines wieder, um Siv bei ihren Gesten zuzuschauen. Meine Mundiwnkle bogen sich amüsiert hinauf, als sie irgendetwas brabbelte und wild gestikulierte. "Mein Geschnk für das Kind", vollendete ich ihren Satz und brachte den Kopf wieder in seine rechte Position. "Du bist jetzt frei, Siv, und du kannst tun, was du möchtest. Das Kind wird kein Sklave sein, und es wird die Möglichkeit haben, selbst zu einem vollwertigen Römer zu werden, wenn..." begann ich ernst und sah Siv an. Ich schwieg, dann wandte ich den Kopf hin zu dem Kohlebecken mit seinen glühenden Briketts darin und betrachtete das Flimmern in der Luft darüber. "Wenn er das will." Als wäre es das Natürlichste der Welt, ging ich davon aus, dass es ein Junge werden würde. Aber ob Siv bleiben würde, wusste ich nicht. Ich hatte ihr in der Vergangenheit schließlich genug Gründe geboten, aus denen sie sich dagegen entschieden könnte, hier zu bleiben. Bei mir.


    Als ich den Kopf wieder wandte, war jegliche gute Laune von meinem Gesicht wie weggewischt und ich hatte jenen undurchsichtigen Audruck aufgesetzt, der Siv wohlbekannt war. "Wann wirst du aufbrechen?" fragte ich sie, und allein die Möglichkeit dieser Möglichkeit, dass sie nach Hause gehen würde, nach Germanien, trieb mir einen Kloß in den Hals und ließ meinen Magen zu einem eisigen Klumpen gefrieren. Schwer schlug das Herz in meiner Brust, als mir mit jeder Faser bewusst wurde, dass Siv den Platz besaß, der Celerina gebührte.

    Es mochten gute zwei Stunden vergangen sein, bis wir wieder nach Hause kamen. Natürlich hatte ich erwartet, dass Siv mich auf dem Weg versuchen würde, mich mit Fragen zu löchern, doch sie hatte auf dem gesamten Rückweg bis zur villa geschwiegen. Ich wollte nicht gehend über solche Dinge sprechen, sondern lieber bei einem Becher Falerner, deswegen hatte ich nicht die Initiative ergriffen, auch wenn ich Siv des Öfteren seitlich angesehen hatte. Pyrrus schwieg ebenso beharrlich wie Siv, sah man von gelegentlichen Flüchen ab, die er rempelnden Passanten oder Dreck auf der Straße entgegen schleuderte, so dass es ein ungewöhnlich schweigsamer Heimweg war.


    Als wir dann zurück kamen, ließ ich mir den Mantel abnehmen und schlug den Weg zum tablinum ein. Das Soffchen lief mit einer Vase voller Blumen an uns vorbei und erklärte, sie würde sie jetzt in domina Floras Zimmer bringen und danach auch das von Narcissa bestücken. Die Blümchen, wie die Zwillinge inzwischen nicht nur von uns Aureliern genannt wurden, sondern auch von den Sklaven, würden demnächst ankommen, und so war hier alles emsig damit beschäftigt, deren Zimmer auszustaffieren und ihnen den letzten Schliff zu verleihen. Ich bat Sofia, Falerner bringen zu lassen, und dann ließ ich mich seufzend in einen Sessel nahe einer Feuerschale sinken. Die toga zerknitterte dabei vollends. "So", sagte ich zu Siv.

    "Das glaube ich gern", erwiderte ich zu Macer gewandt, nachdem ich Siv einen kurzen Blick zugeworfen hatte. Sie schien verdutzt. Ich hegte keinen Zweifel daran, dass sie mich mit Fragen löchern würde, kaum dass wir die basilica verlassen hatten. Für sie brach damit nun ein neuer Lebensabschnitt an.


    Ich sah an der Schlange entlang. "Mir scheint, du hast heute noch einiges an Arbeit vor dir, Purgitius. Ich will dich auch gar nicht länger aufhalten, aber vielleicht hast du Lust, nach dich den Saturnalien auf dem Sandplatz mit mir zu treffen? Ich habe schon eine ganze Weile nicht mehr gerungen", sagte ich gut gelaunt. Pyrrus betrachtete derweil Siv von der Seite her. "Glückwunsch, Mädchen", presste er zwischen den Zähnen hindurch.

    Ich schmunzelte auf die Erwiderung meines Vetters hin.
    "Wenn du mich fragst, ist das ein Versöhnungsangebot. Du solltest Lucilla vielleicht hierher einladen. Es muss ja nicht sofort sein, aber es wäre höflich und würde zeigen, dass du auch bereit bist, die alten Geschichten zu überschreiben", schlug ich vor. "Und die Mädchen freuen sich bestimmt, wenn nach einer Weile eure Mutter zu Besuch kommt." Mädchen freuten sich über so etwas stets mehr als junge Männer, die eigentlich ihre Freiheit auskosten wollen.


    "Siebzehn und fromm", wiederholte ich und nickte. "Naja, dann haben wir hoffentlich schon eine Sorge weniger. Vielleicht interessieren sie sich sogar für den cultus? Natürlich hast du die tutela inne, aber ich werde dir helfen, wenn du Hilfe brauchst. Ich weiß ja, wie das ist", sagte ich und dachte an Severa und Helena, an Prisca und Laevina. "Ansonsten fällt dir die schwierige Aufgabe zu, dich um geeignete Ehemänner zu kümmern..." Siebzehn war da ein gutes Alter. Dass Prisca hinaus fiel, vergaß ich da schnell mal, aber sie war eben auch eine Ausnahme in meinen Augen, ohne dass ich den Grund dafür hätte benennen können. "Ja, natürlich. Sag ihm bescheid."


    Wie oft, wenn Orestes zu mir kam, hatte er mehr als nur eine Sache auf dem Herzen. Ich glaubte fast, er sammelte die Dinge, damit er nicht dauernd herrennen musste. "Hm... Bei der Hochzeit hast du ja nicht allzu viel zu tun", sagte ich, denn was Dekorationen und Essen anbelangte, so regelten das meist die Frauen, und um die Ausführung kümmerten sich die Sklaven. "Gleich drei Aurelier im cursus honorum..." Ich grinste. "Endlich tut sich mal was. Ich hätte eher Publius von einer Kandidatur abgeraten. Er bill sich für ein collegium bewerben und meines Erachtens sollte er sich da erst einmal ansehen, wie die römischen Mühlen malen... Aber er ist felsenfest davon überzeugt, dass er es schaffen könnte. Naja, soll er es versuchen. Ich sehe aber keinen Grund, aus dem du nicht kandidieren solltest. Für die Blümchen sollte das auch kein Problem sein. Ich bin mir sicher, dass Prisca sie in die Damengesellschaft Roms einführen würde, und sie haben viele Möglichkeiten für Verwandtschaftsbesuche. Sie werden sich sicher nicht langweilen. Welche Quästur strebst du denn an?"

    Es verging eine geraume Weile, in der nichts weiter ausgetauschte wurde als Blicke. Wie bei einem Ringkampf. Mir fiel dabei ein, dass ich durchaus einmal wieder die palaestra besuchen konnte. Dann brach Macer das Schweigen und erklärte Siv für frei. Auf seine Erwiderung hin musste ich schmunzeln. "Das wollen wir nicht hoffen. Salve, Purgitius, und hab Dank für deine Zeit. Ich muss gestehen, dass ich mir wegen des Protokolls nicht sicher war, ob eine Äußerung jedweder Art nicht alles ruinieren würde", sagte ich und grinste über mich selbst.Man ließ eben nicht jeden Tag einen Sklaven frei. Jetzt schien jedoch alles seine Ordnung zu haben und es erschien mir ungefährlich, zu sprechen.


    Macer wandte sich Siv zu, Pyrrus' Brust schwoll allmählich wieder ab und auch ich sah Siv nun an. Aureliana Siv... Das klang gewöhnungsbedürftig. Allerdings würde man sie ohnehin weiterhin nur Siv rufen, wenn sie sich dafür entschied. Das lag bei ihr. Sie konnte nun nach römischem Recht eigene Entscheidungen treffen. Sie wirkte verwirrt. Aber sie dürfte verstanden haben, was hier eben passiert war.

    Bisher hatte ich nur einen Sklaven freigelassen. Lucullus war sein Name gewesen, und leider hatten die Götter inzwischen seine treue Seele auf die letzte Reise geschickt. Er war ein guter scriba gewesen, nach seiner Freilassung sogar noch besser als während der Sklavenschaft. Als wir jetzt hier standen, dachte ich an ihn zurück. Er hatte schon meinem Vater treu gedient und insgesamt über dreißig Jahre in unserem Haushalt als Sklave verbracht. Sivs Zeit war deutlich geringer, doch das sollte kein Hindernis sein. Immerhin trug sie mein Kind, und ich wollte nicht, dass es als Sklave geboren wurde, noch dazu als der meine.


    Meine Unerfahrenheit mit der Freilassung eines Sklaven an sich also führte dazu, dass ich auch auf die freundliche Begrüßung Macers hin schwieg und nichts sagte. In den Gesetzestexten stand, dass man als Besitzer eines Sklaven schweigen sollte, um den Händel gültig zu machen, da wollte ich lieber kein Risiko eingehen und nickte Macer vorerst noch zu. Im Anschluss wäre sicherlich Gelegenheit, ein paar Worte zu wechseln, auch wenn das Gespräch angesichts der Schlange wohl doch eher kürzer ausfallen würde.


    Auf Macers direkte Nachfrage schwieg ich ebenso beharrlich und blickte ihn nur weiterhin an. Ich hatte nichts zu Pyrrus' Worten zu sagen, da ich einverstanden war.

    Da, endlich, waren wir an der Reihe. Das junge Paar zog von dannen, sichtlich glückerfüllt, und nur kurz fragte ich mich, wie der Prätor innerhalb kürzester Zeit die Sorgenfalten von ihren Gesichern hatte wischen können. Ich achtete auf den Liktor, dessen Aufgabe es schließlich war, die Richtigkeit der Reihenfolge sicherzustellen, und warf dann Livius Pyrrus einen vielsagenden Blick zu. Zuletzt streifte ich Sivs unwissendes Gesicht einen Augenblick lang, nickte Pyrrus dann zu. Gemeinsam traten wir vor den praetor urbanus.


    Der Prozess, der heute hier vollzogen werden würde, nannte sich manumissio vindicta und würde Siv die Freiheit schenken, gleichsam dem Kind, das sie unübersehbar unter ihrem Herzen trug, die Möglichkeit schenken, neben der Freiheit auch das römische Bürgerrecht zu erlangen. Ich hoffte, dass ihr die Tragweite dieses Schritte bewusst sein würde. Und hier kam mein scriba personalis ins Spiel. Er würde als adsertor libertatis fungieren und damit die entscheidende Rolle bei der Freilassung Sivs übernehmen. Ich selbst hatte als Besitzer eine wesentlich einfachere Rolle zu spielen. Als wir nun vor Macer stehen blieben, schwoll die Brust meines Schreibers sichtlich an. Zumindest ihm war demnach bewusst, dass er für den Augenblick die wichtigste Rolle spielen würde. Er hob seine Hakennase an und kniff bei einem äußerst grave wirkenden Gesichtsausdruck zunächst die Augen zusammen. Dann deutete er eine knappe Verbeugung an. Ich selbst nickte Macer grüßend zu, schwieg aber sonst. Und ich vermied es, Siv anzusehen, sondern heftete meinen Blick stattdessen auf Purgitius Macer.


    "Sei gegrüßt, praetor Purgitius! Ich bin Livius Pyrrus und dies ist mein Patron, der Senator und pontifex Marcus Aurelius Corvinus. Wir sind heute hier vor dir erschienen, um den Status dieser Frau zweifelsfrei festzustellen." Dabei deutete er beinahe anklagend auf Siv. "Mein patronus nennt sich Herr über die Sklavin Siv. Doch sie wurde frei geboren, und deswegen hat er nicht das Recht, sich über sie erheben. Ich sage, sie wurde frei geboren und deshalb kann er nicht Herr über sie sein!" Ich schwieg dazu und sah weiterhin den Prätor an.

    Sim-Off:

    Familienwertkarte bitte.



    Ad
    Decimus Duccius Verus
    casa Duccia in Mogontiacum
    GERMANIA



    potifex M. Aurelius Corvinus D. Duccio Vero s.d.


    Ich danke dir für deine freundlichen Worte und deinen Einsatz. Männer wie dich braucht der cultus. Wenn dich dieses Schreiben erreicht, sollte die Stadtkasse Mogontiacums die übermittelte Summe bereits erhalten haben. Ich bin stolz darauf, an diesem Projekt, wenn auch nur als Sponsor, mitgewirkt zu haben. Der eigentliche Dank für den reibungslosen Ablauf und die Organisation wie Überwachung allerdings gebührt dir, und du sollst wissen, dass ich hier in Rom dafür sorgen werde, dass man im cultus davon weiß, wem die germanische Hauptstadt ihre schönen neuen Tempel zu verdanken hat.


    Meiner Familie geht es prächtig, ich danke deiner Nachfrage. Mein Neffe Titus Ursus hält inzwischen ein Sitz im Senat, und mein Mündel Laevina ist nun die Frau des amtierenden consul Tiberius Durus. Wie ich hörte, befinden sich auch die Deinen wohl. Ein Verwandter von dir, Titus Vala, ist vor kurzem bei mir vorstellig geworden. Er schien verwundert, im Großteil Gutes von mir über deine Familie zu hören, selbst als ich ihm versicherte, dass ich bisher schlichtweg keinen Grund zur Klage hatte. Ich überlege, ihn als scriba personalis zu beschäftigen, da er nach eigenen Angaben auf der Suche nach einer solchen Anstellung ist. Ich beabsichte, im kommenden Amtsjahr erneut zum aedilis curulis zu kandidieren, um meine lückenbehaftete Präsenz der letzten Amtszeit wett zu machen, und da wäre er mir eine große Hilfe.


    Doch genug von mir - wie ergeht es euch im kalten Germanien? Gewiss liegen Berge von Schnee. Ich hörte auch, dass dein Verwandter und mein subauctor Lando Vater geworden ist. Bitte übermittle ihm doch meine herzlichsten Glückwünsche. Meiner Frau und mir war ein solches Glück bisher nicht vergönnt, doch wir arbeiten daran. Was du mir über deine Schülerin berichtest, klingt vielversprechend. Sorge nur dafür, dass sie weiterhin emsig und fleißig ist, dann bin ich mir sicher, dass sie mit deiner Hilfe eine Koryphäe auf ihrem Gebiet wird.


    So denn will ich schließen. Ich danke dir nochmals herzlich für die Zusammenarbeit und bitte dich, mir umgehend mitzuteilen, wenn ich mich bei dir revanchieren kann.


    Möge deine Familie von den Göttern mit Wohlwollen betrachtet werden.


    Vale bene.


    [Blockierte Grafik: http://img382.imageshack.us/img382/2755/macunterschriftmn6.png]
    - pontifex et senator -


    Sim-Off:

    WiSim :)


    [Blockierte Grafik: http://img231.imageshack.us/img231/7353/siegelaureliavn5.png]


    ROMA, KAL IAN DCCCLX A.U.C. (1.1.2010/107 n.Chr.)




    Ad
    Marcus Vinicius Hungaricus
    regia legati Augusti in Mogontiacum
    GERMANIA



    pontifex M. Aurelius Corvinus M. Vinicio Hungarico s.d.


    Gruß und Segen aus der urbs aeterna sende ich dir, patronus. Wie ich hörte, befandest du dich auf einer Inspektionsreise durch Germania. Ich hoffe, du bist inzwischen wohlbehalten wieder zurück und hast keinen Grund zur Klage. Ich lege dir eine Ausgabe der Acta bei, die dich sicherlich vor den üblichen Abschriften erreichen wird, und will dir ein paar Neuigkeiten berichten, über die du nicht in der Acta lesen kannst.


    Über den Kaiser hört man letztens kaum noch etwas. Genauso allerdings von Vescularius. Ich frage mich, ob dies die Ruhe vor dem Sturm darstellt und worauf wir uns gefasst machen müssen. Der Acta kannst du entnehmen, dass es darüber hinaus letztens viele Ernennungen am Kaiserhof gegeben hat. Die Kanzlei ist so voll besetzt wie nie. Wenn du mich fragst, schart Aelius Quarto Verbündete um sich. Es geht gar das Gerücht, dass es ein Treffen mit den Flaviern gegeben hat. Zweck und Absicht sind mir allerdings noch unklar. Ich vermute, dass es um die Beilegung des alten Streites des Exils wegen geht. Ich werde beobachten, wie sich die Dinge weiter entwickeln, und dir dann berichten.


    Mein Mündel Laevina hat inzwischen Tiberius Durus geehelicht, und zwei weitere Verbindungen zum Hause Tiberia stehen an. Manius Orestes hat auf der Hochzeitsfeier seine sponsalia mit Tiberia Arvinia bekannt gegeben, und mein Neffe Ursus, der inzwischen einen Sitz im Senat hält, plant, Tiberia Septima zu heiraten. Auch wenn ich vermute, dass deine Pflichten dich abhalten werden, so bist du doch bereits jetzt recht herzlich zu den Feierlichkeiten eingeladen.


    Mein anderer Neffe, Tiberius Avianus, wird in Kürze seine Amtszeit als quaestor consulum abgeschlossen haben. Für die kommenden Wahlen gedenke ich selbst, erneut zum Ädil zu kandidieren. Meine krankheitsbedingte, lückenbehaftete letzte Amtszeit war wenig befriedigend, sowohl für Rom als auch für mich selbst. Daher halte ich diesen Schritt für richtig. Gemeinsam mit mir will auch mein Verwandter Publius Imbrex kandidieren, allerdings zum vigintivir. Ich bitte dich, ihn nach Kräften zu unterstützen. Trotz seiner jungen Jahre zeigt er doch ein unerschütterliches Selbstvertrauen und eine Entschlossenheit und Zielstrebigkeit, die honoriert werden sollte. Ein Verwandter meiner Frau Celerina will ebenfalls kandidieren. Sein Name ist Flavius Piso, und ich habe auch ihn als sehr selbstbewusst und engagiert kennen gelernt. Beide Männer möchten übrigens Eintritt in ein stadtrömisches Priestercollegium finden und beweisen damit nochmals soziales Engagement. Ich bitte dich, auch ihn zu unterstützen.


    Doch nun genug von mir. Wie ergeht es dir und deiner Frau im kalten Germanien? Sicher habt ihr viel Schnee in diesem Jahr. Ich hoffe, dass sich wenigstens die Aufstände an den Grenzen des Reiches in Grenzen halten. Dein Klient Duccius Vala war übrigens kürzlich bei mir. Ich überlege derzeit, ihn nicht als scriba einzustellen. Nun denn, hast du Anweisungen oder Aufträge für mich? Dann will ich ihnen gern nachkommen. Die Götter mögen über dich und deine Familie wachen und euch ein gutes Jahr bescheren.


    Vale bene.


    [Blockierte Grafik: http://img382.imageshack.us/img382/2755/macunterschriftmn6.png]
    - senator et pontifex -




    [Blockierte Grafik: http://img231.imageshack.us/img231/7353/siegelaureliavn5.png]


    ROMA, KAL IAN DCCCLX A.U.C. (1.1.2010/107 n.Chr.


    "Etwas mehr als achtundfünfzig aurei, mh... Das ist weniger, als ich vermutet hatte", kommentierte ich zu Pyrrus gewandt den Brief des Duccius Verus. "Du hast es gehört. Veranlasse die Zahlung an die Stadtkassse der Stadt. Aber zuerst verfasse ein Antwortschreiben: Ich danke dir für deine freundlichen Worte und deinen Einsatz. Männer wie dich braucht der cultus. Wenn dich dieses Schreiben erreicht, sollte die Stadtkasse Mogontiacums die übermittelte Summe bereits erhalten haben. Ich bin stolz darauf, an diesem Projekt, wenn auch nur als Sponsor, mitgewirkt zu haben. Der eigentliche Dank für den reibungslosen Ablauf und die Organisation wie Überwachen allerdings gebührt dir, und du sollst wissen, dass ich hier in Rom dafür sorgen werde, dass man im cultus davon weiß, wem die germanische Hauptstadt ihre schönen neuen Tempel zu verdanken hat." Ich runzelte die Stirn, nahm den Papyrus in die andere Hand und dachte nach. "Meiner Familie geht es prächtig, ich danke deiner Nachfrage. Mein Neffe Titus Ursus hält inzwischen ein Sitz im Senat, und mein Mündel Laevina ist nun die Frau des amtierenden consul Tiberius Durus. Wie ich hörte, befinden sich auch die Deinen wohl. Ein Verwandter von dir, Titus Vala, war vor kurzem bei mir vorstellig geworden. Er schien verwundert, im Großteil Gutes von mir über deine Familie zu hören, selbst als ich ihm versicherte, dass ich bisher schlichtweg keinen Grund zur Klage hatte. Ich überlege, ihn als scriba personalis zu beschäftigen, da er nach eigenen Angaben auf der Suche ist. Ich beabsichte überdies, im kommenden Amtsjahr erneut zum aedilis curulis zu kandidieren, um meine lückenbehaftete Präsenz der letzten Amtszeit wett zu machen. Doch genug von mir - wie ergeht es euch im kalten Germanien? Gewiss liegen Berge von Schnee. Ich hörte auch, dass dein Verwandter und mein subauctor Lando Vater geworden ist. Bitte übermittle ihm doch meine herzlichsten Glückwünsche. Meiner Frau und mir war ein solches Glück bisher nicht vergönnt, doch wir arbeiten daran. Was du mir über deine Schülerin berichtest, klingt vielversprechend. Sorge nur dafür, dass sie weiterhin emsig und fleißig ist, dann bin ich mir sicher, dass sie mit deiner Hilfe eine Koryphäe auf ihrem Gebiet wird. So denn will ich schließen. Ich danke dir nochmals herzlich für die Zusammenarbeit und bitte dich, mir umgehend mitzuteilen, wenn ich mich bei dir revanchieren kann. Möge deine Familie von den Göttern mit Wohlwollen betrachtet werden. Hast du das?" Pyrrus nickte und sortierte das eben beschriebene Dokumente nach unten in den Stapel ein, den er auf seinem Schoß trug.


    "Gut. Der nächste geht an meinen Patron. Gruß und Segen aus der urbs aeterna sende ich dir, patronus. Wie ich hörte, befandest du dich auf einer Inspektionsreise durch Germania. Ich hoffe, du bist inzwischen wohlbehalten wieder zurück und hast keinen Grund zur Klage. Ich lege dir eine Ausgabe der Acta bei, die dich sicherlich vor den üblichen Abschriften erreichen wird, und will dir ein paar Neuigkeiten berichten. Über den Kaiser hört man letztens kaum noch etwas. Genauso allerdings von Vescularius. Ich frage mich, ob dies die Ruhe vor dem Sturm darstellt und worauf wir uns gefasst machen müssen. Der Acta kannst du entnehmen, dass es darüber hinaus letztens viele Ernennungen am Kaiserhof gegeben hat. Die Kanzlei ist so voll besetzt wie nie. Wenn du mich fragst, schart Aelius Quarto Verbündete um sich. Es geht gar das Gerücht, dass es ein Treffen mit den Flaviern gegeben hat. Zweck und Absicht sind allerdings unklar. Ich werde beobachten, wie sich die Dinge weiter entwickeln. Mein Mündel Laevina hat inzwischen Tiberius Durus geehelicht, und eine weitere Verbindung zum Hause Tiberia steht an. Manius Orestes hat auf der Hochzeitsfeier seine sponsalia mit Tiberia Arvinia bekannt gegeben, und mein Neffe Ursus, der inzwischen einen Sitz im Senat hält, plant, Tiberia Septima zu heiraten. Auch wenn ich vermute, dass deine Pflichten dich abhalten werden, so bist du doch bereits jetzt recht herzlich zu den Feierlichkeiten eingeladen. Mein anderer Neffe, Tiberius Avianus, wird in Kürze seine Amtszeit als quaestor consulum abgeschlossen haben. Für die kommenden Wahlen gedenke ich selbst, erneut zum Ädil zu kandidieren. Meine krankheitsbedingte, lückenbehaftete letzte Amtszeit war wenig befriedigend, sowohl für Rom als auch für mich selbst. Daher halte ich diesen Schritt für richtig. Gemeinsam mit mir will auch mein Verwandter Publius Imbrex kandidieren, allerdings zum vigintivir. Ich bitte dich, ihn nach Kräften zu unterstützen. Trotz seiner jungen Jahre zeigt er doch ein unerschütterliches Selbstvertrauen und eine Entschlossenheit und Zielstrebigkeit, die honoriert werden sollte. Ein Verwandter meiner Frau Celerina will ebenfalls kandidieren. Sein Name ist Flavius Piso, und ich habe auch ihn als sehr selbstbewusst und engagiert kennen gelernt. Beide Männer möchten übrigens Eintritt in ein stadtrömisches Priestercollegium finden und beweisen damit nochmals soziales Engagement. Ich bitte dich, auch ihn zu unterstützen. Doch nun genug von mir. Wie ergeht es dir und deiner Frau im kalten Germanien? Sicher habt ihr viel Schnee in diesem Jahr. Ich hoffe, dass sich wenigstens die Aufstände an den Grenzen des Reiches in Grenzen halten. Dein Klient Duccius Vala war übrigens kürzlich bei mir. Ich überlege derzeit, ihn nicht als scriba einzustellen. Nun denn, hast du Anweisungen oder Aufträge für mich? Dann will ich ihnen gern nachkommen. Die Götter mögen über dich und deine Familie wachen und euch ein gutes Jahr bescheren." Pyrrus sortierte auch dieses Schreiben nach unten. Zwei weitere Diktate an Klienten in Germanien folgten, ebenso einer an den Verwalter des mogontinischen Hauses, dann winkte ich Pyrrus, und er legte die Schreiben vor mir ab, damit ich sie unterschreiben und Siegel konnte. Irgendwann später am Tage würde sie jemand zur Poststelle bringen.

    Volubilis Vitale bewies bei der Überlegung nach möglichen Folgeartikeln einiges an Kreativität. Solche Leute waren es, die die Acta voranbrachten, von denen es allerdings nur wenige zu geben schien, denen nach ein, zwei Artikeln nicht die Puste ausging. "Ich kann mir durchaus vorstellen, deine Reiseberichte als eine Reihe herauszubringen. Reiche also gern weitere Artikel ein, wenn du sie hast, gerne auch bei der nächsten salutatio", erwiderte ich auf seine Nachfrage hin. "Die Bezahlung erfolgt nach Veröffentlichung. Dazu wird die Qualität des Artikels und seine Länge beurteilt, ein Sklave wird dir dann die Vergütung vorbeibringen. " Ich schmunzelte bei seiner Fragenflut. "Hast du denn sonst noch Fragen zum Ablauf oder anderes? Ich werde den Artikel jetzt unserer lectrix geben, die den Text korrekturliest. Dann steht einer Veröffentlichung nichts mehr im Wege."


    Sim-Off:

    Eventuelle Bilder lädst du am besten bei http://www.imageshack.de hoch und schickst mir zusammen mit dem Artikel den Link per PN. Die Vergütung wird dir aufs Konto überwiesen, wenn die Acta raus ist. Da sie gestern rechtzeitig vor Jahreswechsel noch mal erschienen ist, dürfte das demnächst der Fall sein. :)