Acuma bemerkte sehr wohl, dass ihn der Quaestor Aurelius Cicero ein wenig eingehend musterte und nickte diesem dann höflich aber schweigsam zu, als schliesslich ein weiterer Uniformierter aus dem Saal trat und den Kaiser ansprach und ihn bat einzutreten.
Auch Acuma, ähnlich wie Aurelius Cicero nahm jeden der Anwesenden in Augenschein, tat dies aber recht unauffällig. Dennoch war dieses alles recht interessant für ihn. Er wurde Zeuge eines kaiserlich-römischen Banketts und auch ihm fiel auf, wie viele Uniformierte anwesend waren, was ihn aber bei der Anwesenheit des Kaiser nicht sehr verwunderte. Und sie befanden sich in einer Stadt mit einem großen Militärhafen, da war es nur logisch, dass, als Acuma schliesslich leicht nach hinten versetzt dem Kaiser nun in den Saal folgte, dort weitere Flottenoffiziere antraf.
Acuma nahm schliesslich neben dem Kaiser Platz, nach dem dieser alle Anwesenden vorstellte und selber Platz nahm.
Freundlich und mit einem angedeuteten höflichen und manierlichen Lächeln nickte er allen zu, wobei sein Blick für einen Augenblick länger als gewohnt auf den neuen Uniformierten weilte. Jeden wollte er sich kurz, soweit es möglich war, einprägen, falls es zu einer ausgiebigen Konversation kommen würde.
Es war zwar schwer in den Mimiken und Gesten der Männer viel herauszulesen, eben so auch in jenen, die Acuma von der Reise hierher schon kannte, aber das war Acuma gewöhnt.
Es war ein Staatsbesuch, wie er nicht viel anders war, als in seiner Heimat, wenn auch gleich vollkommen anders. Im Volk des dakischen Volk und auch ihre Stammesfürsten floss ein temperamentvolles Blut und es war nicht selten, dass so ein Treffen in heftigen Debatten endete, wenn auch auf ihre Weise gesittet, wenn man einmal von sehr unzufriedenen Herrschaften ausging.
Und so blickte Acuma jeden der Reihe nach an, schenkte allen ein mild angedeutetes freundliches Lächeln und war gespannt, wie der Verlauf dieses Mahles werden würde.
Der Kaiser hatte schon Recht: Acuma nahm seine Geisel-Situation, die ihm sehr angenehm gestaltet wurde, nicht mehr als eine solche wahr: Er wollte beobachten und zuhören und lernen. Lernen, wie die Römer miteinander umgingen und was sie zu bereden hatten. Es hatte nichts damit zu tun, dass er sich seinem Schicksal fügte, nein, er nahm die neue und überaus interessante Situation als das war, was sie war: Eine wertvolle Erfahrung.
Und dass man ihn teilweise eher wie einen Staatsgast behandelte, schmeichelte ihm sogar.
Doch auch wenn er sich schweigsam zurückhielt, so wirkte er nicht wie ein Anhängsel, sondern es zeugte eben auch von seiner Fähigkeit, genau zu wissen, wie er sich zu verhalten hatte, ohne unterwürfig zu wirken. Und das tat er sicherlich nicht. Wieder saß er stolzen Hauptes da und zeigte seiner Umgebung, dass er sich bewusst war, wer er war, ohne arrogant zu wirken. Aufrecht hatte er Platz genommen und sein Blick war wach und forschend und zugleich wirkte er manierlich und erhaben, auch wenn die meisten von ihm dachten, er wäre ja nur ein Barbar, aber er war immerhin der Nachfolger des Königs von Dakien. Und dies strahlte er auch aus, sofern es denn so ankam.
Immerhin hatte Acuma eine umfassende Bildung und eine gute Erziehung genossen und dies half ihm nun, hier, im eigentlichen Feindeslager.
Und so wartete er gespannt ab auf das, was sich ihm noch weiter eröffnen würde.