Ich denke, warum sich viele Leute für eine Sklaven-ID beim Einstieg oder als Zweit-Id entscheiden, liegt an der klar umrissenen Rolle - denn was ein Sklave ist und wie die Grenzen seiner Welt gesteckt sind, ist relativ einfach zu imaginieren, die Welt eines peregrinus, sein fehlendes Bürgerrecht, seine dennoch mögliche Verkörperung etc. sind da schon deutlich Vorwissensbehafteter, man muss sich mehr mit der Materie beschäftigen, mehr einlesen. Was nicht bedeuten soll, dass Sklaven-ID-Spieler faul wären, denn wenn ich die Aktivität vieler bedenke, ist es offenkundig, dass dies nicht der Fall sein kann - man kann sich zumeist jedenfalls einen Sklavencharakter mit allen Vor- und Nachteilen leichter und klarer vorstellen als einen peregrinus. Soviel zum Thema 'wieso nicht einen unabhängigeren peregrinus anstatt eines Sklaven' - letztendlich spielen wir die römische Welt so nach, wie wir sie wahrnehmen, wie wir sie kennen, und die wenigsten Spieler hier studieren Geschichte mit Schwerpunkt altes Rom, sodass Dinge wie ein Klientelvwerhältnis, das essentieller Bestandteil des kulturellen und öffentlichen Lebens der damaligen Zeit war, gerne unter den Tisch fallen - schlichtweg weil das 'Gefühl' dafür fehlt, weil wir uns das im Vergleich mit der heutigen Zeit, mit anderen Kulturen, nur schwer als Vorteilbehaftetes Verhältnis vorstellen können, auf das ein Klient auch stolz sein kann - um nur ein Beispiel zu nennen.
Was das Sklavenproblem angeht - ich sehe es zwiespältig. Letztendlich sollte man als Spieler selbst entscheiden können, was man mit seiner ID macht und von wem man spielerisch abhängig ist, denn die ID ist das Produkt der Vorstellung des jeweiligen Spielers, er (oder sie) ist derjenige, der diesem Produkt durch seine Darstellung Leben einhaucht. Fehlt der Spieler, ist die ID nichtexistent. Die letzte Entscheidung sollte meines Erachtens nach der Spieler haben, niemand sonst, auch nicht der 'Herr' der SklavenID. Denn wenn man langfristig nicht mit dem anderen Spieler zurechtkommt - und das kann aus vielen Gründen geschehen - wird aus dem Spielspaß, der ja eigentlich Ziel dieser Veranstaltung ist, schnell Frust. Allerdings ist dabei auch zu bedenken, dass nicht jeder Streit zwischen Sklavenspieler und Besitzerspieler gleich bedeutet, dass man getrennte Wege gehen müsste, letztendlich sollte man immer zuerst versuchen, sich zu arrangieren, bevor man sich 'trennt', wie bei jeder guten 'Beziehung' gehören zum Gelingen zwei Menschen, nicht allein einer, und wie bei jeder verkorksten Beziehung ist am Misslingen nicht nur einer alleine ausschließlich schuld. Und wenn nach dem Versuch des Zusammenraufens immernoch nichts läuft, dann sollte es imho möglich sein, sich umzuorientieren, ohne dass zuviel böses Blut entsteht. Manchmal ist eine 'Trennung' besser als andauernd bohrender und schwelender Ärger.
Die Frage ist allerdings, wo endet die persönliche Freiheit, wo beginnt der Missbrauch. Bezahlt ein Besitzerspieler bei einer Versteigerung einen großen Preis für einen Sklaven simon, und ein solcher Wert von bis zu 12000 Sz will auch 'erarbeitet' werden, und der Sklavenspieler ist von Anfang an aus irgendeinem Grund unzufrieden mit seinem neuen Herrn, orientiert sich sehr schnell um und verlässt diesen, wie bekommt dieser Herr sein Geld wieder? Bekommt er es überhaupt wieder, kann er Einspruch erheben, ohne dass ihm der schwarze Peter des 'fiesen Herrn' zugeschoben wird? Auch solche Fragen sollte man sich bei diesem Thema stellen, denn auf beiden Seiten besteht Missbrauchspotential - die Frage ist, wie wird die Freiheit des Spielers dagegen gesetzt. Im Augenblick scheint es so zu sein, dass man ausser 'friss oder lass sterben' nicht viele Möglichkeiten hat - ich habe vor etwa eineinhalb Jahren auch eine SklavenID aufgegeben, weil auf Dauer die Interaktion mit dem Sklavenbesitzer gegen Null ging und es sich nicht änderte - was ich heute noch bedaure, aber letztlich froh bin, den Schritt getan zu haben. Letztendlich will man auch eine SklavenID spielen, mit demjenigen interagieren, der den Charakter besitzt - das ist, denke ich, mit 'Verpflichtung' zur Interaktion gemeint, Ioshua, und nicht 'bespaße andere bis du umfällst'.
Wo beginnen also die Rechte des Sklavenspielers, wo die Verpflichtungen beider Seiten? Ein Herr, der sich für teures Geld einen Sklaven kauft (gehen wir mal von einem ersteigerten Sklaven aus), möchte dafür auch als Gegenleistung Spiel sehen - sonst hätte er den Sklaven nicht kaufen müssen, reine Prestigekäufe haben nunmal den Nachteil, dass sie sich schnell in Luft auflösen, wie schon bemerkt, denn das haben wir alle denke ich oft genug in der Vergangenheit beobachtet, um sich das nicht zu wünschen. Der Sklavenspieler möchte im Regelfall auch mit dem Besitzer und seinem Haushalt interagieren, kleine Aufgaben bekommen, die zu erfüllen sind, einen festen 'Job' im Haushalt etc. - so etwas sollte wohl im Idealfall zu Beginn des Besitzverhältnisses geklärt werden, damit beide Seiten zufrieden sind. Man kann nicht immer für einen Sklaven so sorgen, wie man sollte - ich habe es selbst gemerkt, mal ein Jahr kein Internet zu haben wirkt sich nicht gerade positiv auf alle an dem eigenen Charakter gebundenen Charaktere aus - aber man sollte es doch versuchen und sich bemühen, soweit es geht, ohne dass man sich gegenseitig an die Gurgel geht.
Für mich ist eine 'ich behalte Dich und wenn Dir das nicht passt, dann töte die ID halt' -Einstellung eines Besitzers schlichtweg inakzeptabel.