Beiträge von Caius Flavius Aquilius

    Ich betrachtete den Menschen im Inneren der Zelle, der nicht mehr allzu viel Ähnlichkeit mit einem Menschen besaß, so elend sah er in meinen Augen aus, aber wenn er wahrhaftig ein verhinderter Mörder war, hatte er es nicht anders verdient. Dass der princes prior den Gefangenen nicht zu schätzen schien, war kaum zu übersehen, und wahrscheinlich war auch dies einer der Umstände, der zum Verlottern des Gefangenen geführt hatte - aber auch dies war weder ungewöhnlich noch verboten. Der Umgangston war dementsprechend, und ich konnte innerlich nur den Kopf schütteln. Wie konnte man freiwillig zu den cohortes urbanae gehen und sich dann noch auf dieses niedrige Niveau herabziehen lassen? Nein, das war sicherlich keine 'Karriere', die ich irgendeinem männlichen Verwandten jemals raten würde. Dass der Offizier recht ausweichend und unpräzise auf die Fragen meines Neffen antwortete, nahm ich zur Kenntnis, aber noch hatte der Gefangene meine Aufmerksamkeit. Waren nicht auch die Wahnsinnigen von den Göttern in besonderer Weise bedacht worden? Dass dieser Kerl eine seltsame Art hatte, sich zu verhalten, war die eine Sache, aber seine Prophezeihungen klangen unheilverkündend und vor allem, sie klangen realistisch genug, um nicht doch einen Funken Wahrheit zu enthalten. Es war seltsam, mit diesem abartigen Menschen eine Regung Mitgefühl zu empfinden, als er lachte, aber ich tat es.


    "Ich denke, es sollte sich ohne Schwierigkeiten machen lassen, dass mein scriba eine genaue Liste der vorhandenen Verliese und ihrer Insassen erhält, oder?" Das war nun keine Bitte mehr, ich wollte auch nicht das dritte Mal irgendwelche Ausflüchte hören, sondern Nägel mit Köpfen machen. "Zudem wäre es gut, wenn sich auf jener Liste auch eine Aufstellung einer Maximalbelegung finden lässt, bei der die Insassen nicht gleich nach einem Tag ob der Enge krepieren - ich muss wissen, wieviel diesem Ort im Notfall zugemutet werden kann und ab wann es eher eine Vorstation zum Tod ist denn zur Verurteilung." Wer wusste schon, was passieren konnte in der Zukunft? Die Worte des Gefangenen hatten mich trübe gestimmt, und die unangenehme Umgebung tat ihr übriges, meine Laune nicht gerade zu heben.

    "Jetzt ... hmm ... nun, ich denke, wir sollten uns auf die anstehende Kerkerinspektion vorbereiten, so gut wir können, und das bedeutet, ein paar mehr Akten durchgehen und schauen, was meine Amtsvorgänger uns da Schönes hinterlassen haben," meinte ich, und seltsamerweise schien mir die Aussicht auf ein paar verstaubte Akten irgendwie angenehmer als jeder weitere Denunziant, der mit seiner schmierigen Art nicht nur meine Geduld strapazierte, sondern auch noch Rom und mein officium beschmutzte. "Lass uns in die Archive gehen und die entsprechenden Schriftstücke heraussuchen, vielleicht finden wir ja etwas Brauchbares. Wirklich große Freunde des Schreibens waren meine Amtsvorgänger ganz offensichtlich nicht, wenn man die anderen Akten so betrachtet, aber vielleicht haben wir ja Glück. Warst Du schon einmal in einem solchen Verlies?" Nicht dass ich das ernsthaft erwartet hätte, mein Neffe war zu wohlerzogen, um aus eigenem Verschulden an einem solchen Ort zu landen, aber die meisten Jungen waren doch meist neugieriger als klug, vielleicht war er einmal mit einem Freund an Verliesen herumgestreunt.

    Da mich in der Arbeit eine reine Stresswelle überschwappt hat und das Semesterende an der Uni genauso Aufmerksamkeit erfordert, werde ich bis zum Wochenende wenig bis gar nicht posten können - aber ich kommewie-hiee-der :]

    Als die Reihe wieder an mich kam, warf ich einen kurzen Blick in Richtung der Zuschauer, registrierend, dass sich Straton offensichtlich daran machte, meinen Auftrag zu erfüllen - dann wandte ich mich der anstehenden Aufgabe zu und ging wieder an den Startpunkt, atmete tief ein und versuchte, die Konzentration zurückzugewinnen, die schon beim ersten Sprung dabei geholfen hatte, auf eine erträgliche Weite zu kommen. Kraftvoll stieß ich mich vom Boden ab, begann zu laufen, steigerte das Tempo, lauschte für einen kurzen Moment lang allein dem trommelnden Takt meiner Füße auf dem Boden und sprang - der Augenblick des Luft-Gleitens war stets der beste beim Weitsprung, wenngleich er der flüchtigste von allen war - und kam mit einem dumpfen "WHUPP!" im Sand auf - da nach jedem Sprung der Sand mit einem breiten Holzrechen glatt gezogen wurde, hatte ich keinerlei Vergleichsmöglichkeiten zu den anderen, sondern konnte nur hoffen, dass der Sprung weit genug gewesen war, um mit den anderen mitzuhalten ... und schon erhob ich mich wieder, klopfte etwas Sand von meinen Beinen und trat beiseite, damit die Sklaven ihre Arbeit verrichten konnten, bevor ich mich zu meinen Mitbewerbern gesellte, um die weiteren Sprünge abzuwarten.

    Ich musste schmunzeln, als ich meinen Neffen so reden hörte, und gönnte mir einige Bissen des köstlichen Mittagsmahles mehr, dessen Vorhandensein mehr und mehr unter meinem veritablen Hunger dahinschwand. Warum nur waren die wirklich vollkommenen Genüsse doch stets so flüchtig, überlegte ich und warf einen Blick auf die um uns wogende Menge, die von so vielen eigenen und unbekannten Zielen bewegt war, dass es mich überforderte, mir vorzustellen, was ein jeder einzelner wohl vorhaben könnte. Hätte man all diese Menschen fragen können, wohin es sie zog, dann würde darin wohl ein faszinierendes Buch stecken, das nur darauf wartete, geschrieben zu werden. Aber dafür würde ich lange keine Zeit haben, soviel war sicher.
    "Man wird auch wahnsinnig hier," gab ich nach einiger Zeit zu bedenken. "Schau dir jene an, die hier aufgewachsen sind, die Zeit ihres Lebens hier gewesen sind und nichts anderes kennen als Rom, dazu vielleicht noch etwas von Roms Umgebung und vielleicht noch Athen, das sie zur Ausbildung besucht haben. Wie armselig sind diese Menschen doch, die Rom zubilligen, der Mittelpunkt ihres kläglichen eigenen Universums zu werden. Denn ein solches Universum muss zwangsläufig enge Grenzen haben, die man, wenn man hinter die Masken der Menschen blickt, schnell erreicht und erahnt."


    Als er sich dann allen Ernstes als alt bezeichnete, musste ich doch lachen. "Wenn Du alt bist, was bin ich dann? Verstaubt und kurz vor dem Zusammenfall? Nein, Lucanus, Du hast noch vieles vor Dir und noch mehr Zeit. Dass Dir Roms Angebote als sehr vielfältig erscheinen mögen, ist nur natürlich, denn Du hast lange an einem Ort gelebt, an dem die Zerstreuungen sicherlich nicht sehr zahlreich gewesen sind - aber Du wirst Dich auch an all dies hier gewöhnen, sobald Du die ersten süßen Früchte genossen hast, werden Dir die darauf folgenden ein bisschen weniger süß schmecken, und die darauf folgenden kennst Du bereits und empfindest sie als normal. Ich bin froh darum, dass Du hier bist und nicht leben musst wie ein Bauer, der die Freiheit, über seine Stunden selbst entscheiden zu dürfen, nie kosten wird." Einen weiteren kräftigen Bissen nahm ich, um dann eine diesen lebendigen Platz einschließende Geste zu machen. "Lebendig ist alles hier, genau wie Du, also koste davon, wenn Dir danach ist. Wenn Aristides aus Parthia zurück ist, kommst Du auf einen Zug durch die Gemeinde mit, er versteht sich hervorragend darauf, den größten Blödsinn zu machen und nebenher die besten Tavernen aufzutun." Eine kurze Pause machte ich, bevor ich dann anfügte: "Also, wenn Du reiten kannst, dann kaufe ich Dir ein passendes Pferd, und schon kannst Du frische Luft kosten."

    Ich hatte die Damenriege mit einem leichten Grinsen auf den Lippen betrachtet - die ein oder andere Schönheit war durchaus dabei, und erkannte ich da nicht Decima Lucilla, die schimpfgewandte Gattin des Germanicus Avarus? Anscheinend hatte sie ihre Freundinnen hierher begleitet, zumindest nahm ich anhand des hohen Köpfe-zusammensteck-und-tuschel-Faktors stark an, dass es sich um Freundinnen handelte. Nun, wenn sie schon so begierig darauf waren, schwitzende Männer zu betrachten, dann wollte ich ihnen dieses Schauspiel nicht verwehren. Ich fühlte mich angenehm wach, der Lauf war genau das Richtige gewesen, um meinen Körper auf den folgenden Weitsprung einzustimmen, doch mit einiger Enttäuschung musste ich feststellen, dass hier die Variante mit einem längeren Anlauf und ohne Gewichte geübt wurde, nicht die griechische - aber gut, man musste eben nehmen, was kam, auch wenn ich lieber mit Gewichten gesprungen wäre, weil ich das eher gewöhnt war.


    "Straton, bringe den Damen ein paar Leckereien, sie sollen sich schließlich gut unterhalten," trug ich meinem Sklaven grinsend auf, der nur die Augen verdrehte und meine tunica entgegen nahm, denn mit dieser würde ich garantiert nicht springen - so blieb das Lendentuch übrig, wie es bei den athletischen Disziplinen üblich war, und nachdem uns die Reihenfolge genannt worden war, trat ich in die sich bildende Reihe und wartete darauf, dass Caecilius Crassus fertig werden würde. Das war also der Mann, der eine Flavia hatte heiraten wollen und sie nicht bekommen hatte - nun, auch der zweite Anlauf hatte ihm kein Glück gebracht und so konnte ich diesen Caecilier recht gelassen betrachten. Er sprang recht gut, so wurde der Wettbewerb wenigstens nicht langweilig - ich trat hinter ihm an den Ausgangspunkt der Bahn, die man als Anlaufstrecke nehmen durfte und verharrte dort einen Moment lang.


    Still konzentrierte ich mich, spannte die Muskeln an, wie ich es einst in Achaia gelehrt worden war, und im Augenblick der höchsten Anspannung lief ich los, spurtete die kurze Strecke entlang und schaffte den Absprung genau dort, wo ich es gewollt hatte - segelte durch die Luft und landete mit dem Körper halb voraus im Sand. Wichtig war es, sich in der Luft nach vorn zu bewegen, sonst verlor man an Weite, und als ich dumpf im Sand aufschlug, entließ ich die Luft, die ich unwillkürlich angehalten hatte, um mich dann wieder aufzurichten. Sklaven eilten herbei und maßen meine Weite, während ich zurücktrat zu den anderen ..

    *grins* Da sind wir an meiner Uni anscheinend fortschrittlicher - wir haben einheitliche Seminararbeit-Richtlinien und unsere Profs haben sich auf ein 'Wikipedia ist Sch****' geenigt. :]

    Solange bei Wikipedia 90% der Artikel nicht dem geforderten wissenschaftlichen Standard (und damit meine ich durchgehende Belege für aufgestellte Behauptungen und Thesen, die allzu gerne als Tatsachen verkauft werden) entsprechen, wird sich diese Einrichtung nicht durchsetzen können - letztendlich bestimmt der Professor immernoch die Melodie, die man als Student spielen darf, und zumindest in meinem Fachbereich wird Wikipedia nicht als Quelle anerkannt.

    Auweh. Der Händler blickte meine Schwägerin mit einem Leuchten in seinen Augen an, das mir innerlich den Magen verkrampfen ließ. Ich würde so schnell ganz sicher nicht mehr mit einer Frau einkaufen gehen, soviel war sicher - oder zumindest vorher nicht das Versprechen geben, die ganze Sache zu bezahlen. Im Grunde gehörte Gracchus dafür verprügelt, diese wichtigste Leidenschaft einer Frau vollkommen unbeachtet gelassen zu haben, und ich würde ihm beizeiten beibringen müssen, wie sehr es seine Ehe erhalten würde, wenn er sich ein wenig öfter mit seiner Gattin auf die Märkte begeben würde - zweifelsohne war sie einkaufstechnisch so ausgehungert, dass ich an diesem Tag noch würde arm werden können, wenn ich nicht genau aufpasste. So musste ich das alles eben irgendwie überstehen und über mich ergehen lassen, in der Hoffnung, es würde dann doch nicht ganz so schlimm werden, aber spätestens, als ich sah, was sich Antonia an Schmuckstücken ausgewählt hatte, war ich kurz vor einem Kollaps. Ob sie überhaupt wusste, wie lange ein normaler römischer Soldat für ein solches Schmuckstück dem Staat dienen musste? Wahrscheinlich nicht, wer hätte es ihr auch jemals sagen sollen?


    "Nun," versuchte ich Zeit zu gewinnen, wohl wissend, dass der Händler meinen kleinen Panikanfall sehr wohl registriert hatte und genau wusste, dass ich aus der Sache kaum wieder unbeschadet herauskommen würde, ".. ich muss sagen, das Armband mit den Rubinen gefällt mir bisher am Besten. Er ist überhaupt ein schöner Stein, der Rubin, die dunkelrote Farbe erinnert einen doch stets an die Essenz des Lebens, die durch unser aller Adern fließt, und Du weißt, wie sehr mein Gott der Farbe rot verbunden ist - wäre die Wahl alleine an mir, wäre es wohl dieses, doch es muss Dir gefallen, Du wirst es später tragen, und zu Deiner Garderobe wird es passen müssen, so hast Du sicherlich den besseren Überblick, ob es zu Deiner Kleidung passt oder nicht." Falls es nicht passen sollte, würde mir zweifelsohne der nächste Ausflug auf den Markt bevorstehen, sovbiel war sicher. Einmal gefangen, dauernd gehangen - oder so.

    "Nun, ich bin zumindest zuversichtlich, Lucanus in absehbarer Zeit verheiraten zu können - seine Eltern sind leider nicht mehr unter uns, und da er zum hispanischen Zweig der Flavier gehört, ist es meine Pflicht, mich um ihn zu kümmern, so gut ich es eben kann, wie es sich für einen Verwandten gehört. Wenn uns nichts bleibt im Leben, so hat man doch immer die Familie und sollte sich auf diese verlassen können, sonst wären wir kaum noch als Römer zu betrachten." Letztendlich waren uns von den alten Werten nicht allzu viele geblieben, so traurig man dies auch betrachten mochte, es war die unangenehme und harte Realität. Und gerade deswegen war es wichtig, passende Verbindungen zu anderen Familien zu knüpfen, soweit es möglich war, und ich war mir sicher, dass die für Lucanus vorgesehene junge Dame eine passende Partie wäre - jetzt musste ich nur noch Lucanus und den Tutor der jungen Dame überzeugen, bevor ich den Schlachtplan zur Gewinnung derjenigen ausarbeiten konnte. Liebe und Ehen waren eben fast ähnlich wie Krieg, man konnte jederzeit in eine Falle treten und wie ein Tier darin zappelnd untergehen.


    "Nun, spätestens wenn Du mich mit einer riesigen Amphore Wein in den Garten schleichen siehst, sollte das Zeichen genug sein," meinte ich lachend, als er mir seine Hilfe anbot und grinste dann verschmitzt. So schnell würde ich mich sicher nicht geschlagen geben, schon gar nicht, wenn es Familienfeste anging, die ich seit jeher gehasst hatte und wohl immer hassen würde. "Nun, der Unterricht findet fast täglich statt, im templum Martis Ultoris, wir haben da ein extra Zimmer für den Unterricht - aber das Einfachste ist, Du kommst etwa eine Stunde vor der cena am Tempel vorbei und wartest, bis Du uns auftauchen siehst, dann kann ich Dich unauffällig vorstellen. Vorausgesetzt, sie hält die Ausbildung durch, was ich allerdings hoffe. Discipula zu sein bedeutet auch, ein gewisses Maß an Disziplin lernen zu müssen, und gerade daran mangelt es vielen leider sehr." Ich zog den Schaber ein letztes Mal über seinen Rücken, schüttelte das Sand-Öl-Gemisch ab und meinte dann: "Fertig - ich wäre Dir allerdings sehr verbunden, würdest Du mir diesen Dienst auch erweisen."

    http://www.aphorismen.de


    .. ist für gewöhnlich auch eine gute Adresse, hier kannst Du gesondert nach Autoren suchen, oder nach Themen.



    Was die Verwendung von Wikipedia-Artikeln bei wissenschaftlichen Facharbeiten universitären Niveaus angeht, stimme ich ehrlich gesagt den Professoren zu, die Wikipedia für Hausarbeiten nicht als vollwertige Quelle akzeptieren, umfassen die wenigsten doch die aktuelle Forschungslage und spiegeln meist doch mehr die Ansichten des Verfassers wieder, als es ein enzyklopädischer Artikel sollte. Für die meisten Fachgebiete gibt es nicht ohne Grund Fachlexika, deren Artikel ohne Probleme akzeptiert werden - für einen ersten Eindruck eines Themas eignet sich Wikipedia sehr gut, aber alles darüber hinaus gehende sollte fachlich korrekt recherchiert werden.

    Diesmal folgten uns weit mehr Blicke als beim ersten Nachkauf, Kunststück, ich sah inzwischen aus wie frisch aus dem Bluttrog entstiegen und zog eine Spur Blut durch die getränkten toga-Teile nach, die den Boden berührten, weil sie von der roten Flüssigkeit durchnässt und entsprechend schwerer geworden waren. Auch auf das Händewaschen hatte ich verzichtet, im Moment war meine Laune dermaßen auf dem Nullpunkt, dass ich wohl den Erstbesten geopfert hätte, der mir mit einem frechen Spruch entgegentrat - aber glücklicherweise waren Roms Bürger vielleicht oft genug faul, unzuverlässig und müßiggängerisch, aber nicht vollkommen verblödet, so beschränkten sich die meisten der Menschen auf neugieriges Starren und leises Tuscheln. Als mein patronus bei einem Händler hielt, dessen Ware mir nicht gerade vielversprechend wirkte, sah ich den Widder wenig begeistert an.


    "Nun, nur weil uns die gutaussehenden bisher nicht geholfen haben, ist dies kein Grund, jetzt mit weniger gut aussehenden zu beginnen - Mars scheint Rom schwer zu zürnen, solch ein Opfer habe ich noch nie zuvor erlebt, und ich glaube nicht, dass es nun mehr bringen wird, wenn wir ihm Opfergaben anbieten, die nicht einmal nach was aussehen. Das Innere der Tiere können wir schlecht vorher begutachten, das Äußere sehr wohl," gab ich zu bedenken und atmete tief ein. "Ich werde mich ab jetzt an den Kosten beteiligen, denn es könnte wohl noch etwas länger dauern, bis wir den gewünschten Erfolg haben, und ich habe nicht vor, jetzt aufzugeben." Und wenn wir den ganzen Markt leerkaufen mussten!

    "Meldung machen ..." wiederholte ich mit einem leisen Schmunzeln auf den Lippen. Ja, es klang einfach, aber ohne einen konkreten Namen hieß das, alle zu verdächtigen, wenn sich womöglich nur ein einziger schuldig gemacht hatte, und das entsprach nicht ganz meinem Geschmack.
    "Da ich in den nächsten Tagen ohnehin in die castra vigilum gehen werde, werde ich das Thema zum geeigneten Zeitpunkt mit ansprechen, und vielleicht hat der praefectus ebenso eine Idee, wie man am geschicktesten vorgehen kann, um den Christen herauszufinden, er dürfte seine Männer besser kennen als wir dies tun." Zumindest sollte es so sein, die vigiles waren zu wichtig für Rom, um irgendwelche Zweifel und mögliche Zwischenfälle in Kauf nehmen zu wollen. Hatten die Christen nicht schon einmal Rom angezündet? Würde man bei den vigiles auch nur einen Löschtrupp aufwiegeln, konnte das katastrophale Folgen haben. Da waren sie schon, die Sorgen um die Stadt, die sich bisher in vielem hatten bequem vermeiden lassen, aber letztendlich war es wohl die Aufgabe eines magistratus, auch solchen Sorgen die Türe zu öffnen, so unwillkommen sie auch sein mochten.

    Nun, vor einer neuen Ausgabe wird gemeinsam überlegt, worüber man schreiben könnte, welche aktuellen Themen im Spiel gerade aufgetaucht sind (saisonale Sachen wie Tempelfeste, Opfer, Feiertage, Hochzeiten, Spiele, Kriegszüge etc.) und dann meldet man sich zu einem Thema, wenn man darüber schreiben will - ganz einfach. ;) Rubriken wie Beförderungen sind natürlich der Standard, der in jeder Ausgabe auftaucht.

    Meine Stirn war und blieb gerunzelt, denn ganz offensichtlich war dieser Strand weit weniger sicher, als man es mir gesagt hatte - jene Sklaven, die den Platz hier vorbereitet hatten, waren offensichtlich nachlässig gewesen, und ich würde es später Straton überlassen, sie an ihre Pflichten nachdrücklich zu erinnern. Ausesprochen unerfreulich, dass solche Zwischenfälle sich überhaupt ereigneten, waren sie doch dazu imstande, dieses als harmlosgeplante Vergnügen zu zerstören, aber wenigstens war Prisca nichts geschehen. Ihre Sklaven waren mir in diesem Moment weniger wichtig, sie schienen unverletzt, und so konnte ich auch dies getrost Stratons Hand überlassen, der meinen Wünschen entsprechend handeln würde.
    "Kümmere Dich darum, dass die beiden sich aufwärmen und Essen bekommen," sagte ich also zu meinem vilicus, der leicht als Zeichen des Verständnisses nickte. Wirklich unerfreulich, aber Prisca schien es nicht zu verstören, sie gehörte wirklich zu jenen Frauen, die sich auch von einem Schrecken nicht ins Bockshorn jagen ließen. Zumindest in dieser Sache hatte das Unbekannte aus dem Meer sein Gutes gehabt, hatte dafür gesorgt, dass ich zum einen versuchen konnte, sie zu retten, zum anderen offenbarte ihre Reaktion einen kühlen Kopf und ein mutiges Herz.


    Inzwischen fröstelte ich auch, aber ich hatte keine Decke bekommen, also würde ich es eben noch kurz aushalten müssen, bis wir im warmen Zelt waren - ich blickte Prisca nach und schmunzelte, sie dachte an das Naheliegendste und setzte es auch gleich um. Eine kluge, praktisch denkende Frau, die nicht sofort hysterisch wurde, im Grunde konnte ich mir nichts Besseres wünschen. So stand ich frierend vor dem Zelt und wartete darauf, dass im Inneren Prisca wieder in ihre Kleidung schlüpfen würde, die inzwischen angewärmt worden war, ebenso lagen dort die diversen Dinge, die eine junge Frau zur Wiederherstellung einer makellosen Fassade und Erscheinung nötig haben mochte, bereit - zudem wartete ein junges, rehäugiges Mädchen darauf, dass Prisca ihr sagen würde, ob sie der Hilfe bedurfte und was sie tun konnte. Offensichtlich war die Kleine schüchtern, denn sie hielt den Blick gesenkt, als die Patrizierin eintrat, und gab nur ein leise piepsendes "Salve, domina!" von sich, um dann auf Anweisungen zu warten.
    Endlich erhielt auch ich eine Decke, einer der Sklaven hatte meine fröstelnde Notlage erkannt und so blickte ich auf das aufgewühlte Meer, schweigend, sinnierend, und froh um die vage Wärme, die im Inneren der Decke nun entstand.


    Ich beobachtete, wie Straton zu Hektor und der unbekannten Kleinen trat, offensichtlich einige Worte gewechselt wurden und er dann in Richtung des Zeltes deutete, dann verlor sich mein Blick im erst langsam heller werdenden Horizont, die Sonne schien heute nicht gewillt, uns viel ihrer Stärke zukommen zu lassen, und tauchte das Land in wilde Farben, als müsse sie erst überzeugt werden, uns ihre Schönheit zuzugedenken. Der Geruch des Meeres ließ mich wehmütig werden, während sich meine Zehen in den kühlen Sand gruben, wischte ich etwas Wasser aus meinem Gesicht und atmete tief ein, die Lungen mit dieser frischen, kühlen Luft füllend, die mir die Erinnerung an meine Heimat so lebendig werden ließ. Vielleicht erkannte man die Dinge, die man zu schätzen wusste, erst, wenn sie einem fehlten, dachte ich bei mir und seufzte leise, ein Laut, der sofort vom Wind von meinen Lippen gepflückt wurde und sich dann darin verlor. Hispania schien so unendlich fern zu sein ...
    "Du sagst mir hoffentlich Bescheid, wenn Du fertig bist, Pricsa?" fragte ich ins Innere des Zeltes hinein. "Denn sonst wirst Du vermutlich hier auf eine Eisstatue denn auf einen hoffnungsfrohen und unterhaltsamen Begleiter stoßen." Leicht musste ich nun doch schmunzeln, als ich mir ihr Gesicht bei einem solchen Anblick vorstellte, aber vielleicht hatte sie auch ein Einsehen mit mir.

    @ Gordianus:
    Wenn ich es also richtig verstehe, hat Dir die scheinbar moderne Präsentation nicht gefallen - ein englischer Titel und ein 'Logiktrainer'-artiges Rätsel? Nun, wir nehmen gerne Vorschläge für neue Rätselformen entgegen und auch Artikel-Ideen :)

    Nachdem ich mich von der höchst angenehmen Begleitung auf dem Fest entfernt hatte - die Götter mochten wissen, dass ich es nicht gern tat, aber mein Versprechen mich band, diese Sache durchzustehen - schritt ich hinaus in den Garten, nickte dem einen oder der anderen zu, die sich noch hier befinden mochten, sei es wegen eines Gesprächs, sei es, um sich diskret in irgendeinen Busch zu erleichtern, wenn schwerer Wein und fettige Häppchen auf den Magen geschlagen waren. Wobei der Wein auch mit Wasser gemischt hätte werden können und die Häppchen waren nicht so fettig gewesen, zumindest nicht die, die ich probiert hatte, aber das war wie in vielen anderen Dingen eben Geschmackssache.


    Die Nacht war kühl, wie so viele in der letzten Zeit, aber nach der Hitze im Haus selbst empfand ich die Abkühlung als angenehme Abwechslung. Im vorderen Bereich der Gartenanlage konnte ich noch niemanden erkennen, der Severus' breite Statur ungefähr besaß, so ging ich einfach weiter, schlenderte den Weg entlang, als hätte ich kein bestimmtes Ziel. Jetzt, im Angesicht unserer Prügelei, ließen die Sorgen langsam von mir ab, die mich in den letzten Wochen begleitet hatten, ich ließ den Patrizier einfach beim Haus zurück und wurde zumindest geistig wieder zu dem Mann, der eine lange Zeit als Fischer verbracht hatte. Demjenigen, der sich auch mit einem anderen Mann prügeln würde, um eine lange schwelende Sache zu klären, wie man es eben tat, wenn alles andere nicht funktionierte.


    Ich konnte mir gleichzeitig nicht vorstellen, mich mit jemandem wie Gracchus oder Corvinus zu prügeln, das passte einfach nicht zu ihnen - beide hätten wohl eher eine verbale Lösung bevorzugt - und so war der Gedanke daran auch eher absurd. Unter Patriziern regelte man Unstimmigkeiten anders. Ein vergifteter Sklave, Intrigen, Geldgeschäfte, das war schon eher der Weg meines Standes, für profane Schlägereien waren sich die meisten zu fein und auch nicht kräftig genug. Vielleicht war auch das der Grund, warum uns der Glanz der früheren Zeiten verloren gegangen war. Ein Mann musste nicht mehr körperlich stark sein, um etwas zu werden, musste sich nicht mehr körperlich bemühen, um für seine Familie einzustehen - Worte hatten Stärke ersetzt. Eigentlich eine traurige Entwicklung, wenn man es recht bedachte.


    Schlendernd passierte ich die Statue der Athene, eine wirklich vorzügliche Arbeit von Meisterhand, die mein Auge immer wieder zu delektieren wusste angesichts ihrer klaren, eleganten Formen, und weiter schritt ich, dem hinteren Teil des Gartens zugewandt, um dann endlich, an einem Baum lehnend, denjenigen zu entdecken, den ich zu sehen gewünscht hatte. Zumindest ließ mich sein Umriss vermuten, dass ich den Richtigen gefunden hatte.
    "Severus," sagte ich und ging näher, um, im Mondlicht stehen bleibend, zu ihm zu blicken. "Gehen wir die Sache an, hier bin ich."