Furianus? Ich konnte es nicht verhehlen, in dem Augenblick, in dem sie ihn erwähnte, frohr meine Miene ein und verbarg nicht, dass mich keineswegs freundschaftliche Gefühle mit meinem Verwandten verbanden. "Wie kommst Du denn auf den?" hakte ich nach, eine Braue leicht erhoben. Ausgerechnet Furianus! Der allerletzte Mensch, an den ich gerade denken wollte, und sie brachte ihn zur Sprache, als sei er ein Allerweltsthema.
"Aber um Deine Frage zu beantworten: Nein, das sind wir nicht. Und sollte ich ihn einmal in meinen Räumlichkeiten vorfinden, würde ich nicht Halt davor machen, ihn durch das Fenster wieder hinauszubefördern. Von allen meinen Verwandten ist er mir der unliebsamste, sei es ob seines Charakters oder sei es ob seiner Unfähigkeit, mit anderen Menschen umzugehen, von denen er weiss, dass sie ihm nicht unmittelbar nützen. Hast Du ihn denn kennengelernt? Ich würde Dir nur raten, Dich von ihm fernzuhalten, er bringt Sklavinnen kein Glück - er hat schon eine Frau auf dem Gewissen."
Beiträge von Caius Flavius Aquilius
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Herrjeh, war ich hier dann wohl doch unter die Militärs geraten - ich versuchte, einigermaßen aufrecht und markant zu wirken, als ich den Gruß erwiederte. "Salve, tribunus Octavius, mein Name ist Caius Flavius Aquilius, und ich bin der amtierende tresvir capitalis." Selbst die Falten meiner toga nahmen angesichts der militärischen Atmosphäre des Raums eine gewisse Haltung an.
"Da sich unsere Aufgabengebiete im Bezug auf die nächtliche Brandwache überschneiden, beziehungsweise, wir zwangsläufig miteinander zu tun bekommen, möchte ich unsere Zusammenarbeit in einem ruhigeren Umfeld als herabfallenden brennenden Dachbalken ein bisschen vorausplanen - vorausgesetzt, Du hast gerade Zeit dazu." Achtung, Politiker zugegen? Entweder dieser tribunus hatte wirklich Humor oder er konnte Politiker nicht leiden, eins von beidem ...aber ich würde ja noch Gelegenheit haben, dies herauszufinden. -
Zu peinlich, zu spät dran zu sein, aber heute hatten meine Klienten so gar kein Einsehen gehabt und mich von Beginn der salutatio an belagert, als gäbe es bei mir eine besondere Delikatesse, die niemand sonst in Rom bekommen konnte - entsprechend schwer war es gewesen, die Leute loszuwerden, und ich kämpfte hart darum, überhaupt aus dem Haus zu kommen - schließlich war es dann geschafft und ich mit einiger Verspätung dann doch unterwegs gewesen, erfreut war ich darüber jedenfalls nicht. So fiel ich geradezu mit der Tür ins Haus, beziehungsweise mit Schwung in meinem officium ein, zwei Akten unter den Arm geklemmt, und fand im Raum nicht nur meinen Neffen, sondern auch noch einen Unbekannten vor, dessen Gesicht mir in etwa so viel sagte wie meine morgendliche Schale puls. "Äh, salve, und guten Morgen ..." Hatte Lucanus Besuch, in meinem officium? Ein etwas zweifelnder Blick ob des Fremden traf meinen Neffen prompt.
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"Dumm gelaufen," meinte ich recht lapidar, aber wer hätte auch erraten können, dass bei dem Ruf "Du elender Dieb" keine Pretiosen, sondern ein Herz gemeint gewesen waren? Zumindest tat mir dieser nun reichlich ramponiert wirkende junge Mann durchaus leid. An seinem Frauengeschmack musste er wirklich noch arbeiten.
Lucanus' toga sah aus, als hätte er nicht nur einen flüchtigen Möchtegernverbrecher zu halten versucht, sondern auch gleich die cloaca maxima damit ausgewischt, und ich bedachte das einstmals saubere Kleidungsstück mit einem kritischen Blick. Die Haussklaven würden sich freuen, das waschen zu dürfen, soviel war sicher. "Also, Lucius Murius, wenn du wirklich eine Arbeit suchst und bereit bist, auch körperlich für einen guten Lohn zu arbeiten, geh' zu Marcus Atilius' Fischzuchtbetrieb in Ostia, und sage dort, dass Dich Flavius Aquilius geschickt hat. Dort wirst Du Dich beweisen müssen, aber wenn Du Dich anstrengst, hast Du eine sichere Arbeit und Du kannst heiraten, wenn Du genug Geld beisammen hast."Der verschüchterte, lädierte Kerl ließ sich von meinem Neffen aufhelfen und kam zögerlich auf die Beine, uns beide mit großen, verschreckten Augen betrachtend. "Meinste das ernst?" quetschte er in meine Richtung hervor, auf Lucanus' Angebot, einen bei ihm gut zu haben, schien er gar nicht antworten zu wollen, sondern wirkte eher misstrauisch als dankbar, allzu viel Freude schien er in seinem bisherigen Leben wohl gar nicht erlebt zu haben. "Das ist mein Ernst und wenn Du die Frau wirklich liebst, der Du ein Kind gemacht hast, dann erweise Dich ihr gegenüber als Mann, nicht als Tagedieb und arbeite. Und ich denke, in Ostia findet sich sicher eine erschwingliche Wohnung für ein junges Paar mit Arbeit ...weit weg von Rom." Ich nickte nach hinten, wo man schon wieder die fette matrona keifen hörte - es arbeitete sichtlich im Gesicht des Mannes, dann nickte er, ließ seinen Blick über uns beide huschen und wandte sich ab. Ein Wort des Dankes verschwendete er nicht an uns, aber ich ahnte auch, wieso - die matrona schaufelte sich mit ihren breiten Händen durch die Menge in unsere Richtung und die Umstehenden waren sichtlich neugierig auf den nächsten Akt der neuesten Straßenkomödie "Ein Vigintivir und sein Scriba unterwegs in Roma".
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Es hatte etwas anrührendes, den Verlauf ihrer Gedanken auf ihrem schönen, makellosen Gesicht verfolgen zu können - dieser kurze Widerstreit zwischen der Ungewissheit, was ihr die Zukunft bringen würde und Gedanken darüber, dass ihr ein solches Ansinnen sicherlich fremd sein musste - ob sie sich überhaupt bewusst darüber war, wieviel ihr Gesicht zu verraten imstande war? Fast beneidete ich sie darum, so offen sein zu können, denn dies war etwas, was man Patrizierkindern sehr früh beibrachte, alle relevanten Empfindungen im Inneren zu bewahren und bei sich zu behalten, so gut es eben ging. Je weniger man anderen zeigte, desto weniger konnten sie gegen einen verwenden.
"Es ist nicht allein mein Wunsch, Bridhe, denn es hat wenig Sinn, Dir eine Vertrauensstellung anzubieten, wenn Du nicht selbst willens bist, sie einzunehmen. Zu wenigen Menschen in dieser Stadt kann ich vertrauen, und je mehr ich zu tun haben werde, desto dringender muss ich mich auf einige wenige verlassen können - also auch Dich. Du wirst neben Straton diejenige sein, die den Zugang zu meinen privaten Räumen gewährt oder verbietet, die sich allen Belangen meines täglichen Lebens widmen muss, denn ich werde sehr bald wohl nicht mehr die Gelegenheit dazu haben, und Straton wird genug damit zu tun haben, die wirtschaftlichen Aspekte des Haushalts zu betreuen." Ich atmete leise ein und blickte sie dann ernst an. "Du wirst Anspruch auf einen eigenen kleinen Raum haben, Bridhe, in dem Du Deine Sachen lagern kannst, aber es bedeutet auch, dass ich mich auf Dich verlassen können muss." Ein reiner Freundschaftsdienst war dies beileibe nicht, und ich hoffte, sie würde verstehen, wieso gerade sie für diese Aufgabe gewählt worden war und dass es nichts damit zu tun hatte, dass wir gemeinsam einige schöne Momente genossen hatten. -
So groß hatte ich ihn gar nicht in Erinnerung gehabt, und deswegen war ich etwas erstaunt, dass er den Kopf einzog, als er eintrat - aber zweifellos hatte mich der Stand des Sklavenhändlers genarrt, an dem er gestanden hatte. Er war eine eindrucksvolle Gestalt, zweifelsohne, und die grimmigen Gesichtszüge wussten ihre ganz eigene Geschichte zu erzählen, die vielleicht auch potentielle Angreifer etwas entmutigen würde.
Ich machte eine einladende Geste zu jenem zweiten, freien Stuhl bei meinem Schreibtisch und nickte ihm zu. "Setz Dich zu mir, Micipsa, denn es gilt zu klären, welche Aufgaben Du in meinem Haushalt übernehmen wirst. Das Loblied, welches der Sklavenhändler auf Dich gesungen hat, dürfte zu einem gewissen Teil auch Verkaufsstrategie gewesen sein, das tut er bei jedem Sklaven - und ich wüsste gerne, was davon den Tatsachen entspricht. Erzähle mir von Dir, von Deinem bisherigen Leben, und auch davon, was Du gelernt hast. Du hast sicherlich erkannt, dass dies kein armes Haus ist, die gens Flavia stellt hohe Ansprüche, denn wir sind dem Imperium in besonderem Maße verpflichtet." Schätzungsweise war er der einzige Sklave, bei dem Gracchus nicht die Augenbraue spöttisch erheben würde, wenn er erfuhr, dass ich ihn gekauft hatte, aber selbst dieser Gedanke war für den Moment nicht dazu angetan, mir die Laune zu verderben, noch hielt ich mich tapfer aufrecht, auch wenn ein großer Teil meines Inneren nach einem baldigen Schlaf verlangte. Noch nicht. -
Ich schmunzelte etwas und nickte dann. "Solange der rector Dich nicht mit langwierigen und lästigen Aufgaben überschüttet, schaffst Du bestimmt, was Dir aufgetragen wird, auch zu erledigen - und ich würde ungern auf meinen scriba verzichten. Es macht mehr Spaß, wenn man die lästigen Dinge des Alltags mit jemandem gemeinsam erledigen kann, zumindest kann man sich zwischendurch amüsieren. Du ahnst nicht, wie lang ein Tag im Tempel werden kann, wenn man nur seine Priesterkollegen um sich hat und jene nichts anderes tun, als sich vorzugsweise darum zu kümmern, dir ihre Krankengeschichten und Ehegeheimnisse aufzudrängen." Aber das würde Lucanus sicher noch irgendwann alles in epischer Breite selbst erfahren, wenn er sich ein Amt zuweisen ließ, das mit vielen alten Männern zu tun hatte. Gerade solche waren als Kollegen die unerträglichsten, denn ihre Eheweiber hörten ihnen nicht mehr zu und ihre Kinder flüchteten sie in wohlweislichem Wissen um die unausweichlich folgenden, öden Geschichten.
"Also junge Frauen sind dein Begehr? Soll ich Dir für Deine Freizeit eine Sklavin kaufen?" Dass er gewisse Bedürfnisse entwickelte, war ja nur natürlich, aber in seinem Alter verliebte man sich gern, und dann zumeist auch in die falsche Frau. "Ansonsten sollten bei den Saturnalia doch einige anwesend sein - Gracchus' Gemahlin, Aristides Verlobte, beide aus der gens Claudia, meine wohl zukünftige Braut aus der gens Aurelia, die übrigens eine reizende Cousine hat, die Dir sicherlich gefallen wird ... nun, allzu langweilig sollte es Dir nicht werden. Früher oder später müssen wir für Dich eine passende Gemahlin suchen, Lucanus, und vielleicht verstehst Du Dich mit Aurelia Helena ganz gut, ihr seid im gleichen Alter, wenn ich mich nicht ganz irre." Wobei mir Helena etwas abgeklärter und ruhiger vorgekommen war als mein Neffe, aber das schadete sicher nicht. Ansonsten ...
"Weisst Du was, wir gehen während der Saturnalien einfach mal in die Stadt und amüsieren uns, da sollte es nicht schwer sein, die ein oder andere Frau für Dich zu finden - was Furianus angeht, wird er wohl zu den Saturnalien nicht mehr anwesend sein, seine Pflicht ruft ihn nach Hispania zurück." Und dort konnte er ruhig bleiben und verrotten! -
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Sim-Off: Aufgrund diverser RL-Feiertage wird sich dieses Fest vermutlich bis weit ins nächste Jahr hinein ziehen, eine Absenz über die Festtage muss daher kein Grund sein, diese Einladung nicht anzunehmen, da fernerhin die Flavier aller Voraussicht nach ebenfalls nicht durchgängig anwesend sein werden. Wie zu den antiken Saturnalien üblich, betrifft diese Einladung auch die gehobene Sklavenschaft des Haushaltes.
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Sie wusste, wie recht sie mit ihren Worten hatte, und dieser Gedanke gefiel mir nicht. Ein zweites Mal würde sie mich wahrscheinlich niemals wieder fragen - ich hätte eine Zurückweisung auch in einer ähnlichen Form quittiert. Dass ihre Augen blitzten, entging mir nicht, und im tiefsten Innersten meiner Seele gefiel es mir. Sie sprach wenige Komplimente nur aus, und den wenigsten Frauen lag es in der Natur, Schmeicheleien zurückzugeben, die man ihnen offenbarte, ob nun ehrlich gemeint oder nicht, die meisten empfinden sie lieber, ohne sie zurückzugeben. Doch dieses Blitzen sprach ebenso wie ein empor kochender möglicher Zorn noch eine andere Sprache - es wäre ihr wohl daran gelegen gewesen, hätte ich sie begleitet. Ach, Callista. Wie gerne wäre ich Dir ohne Zurückhaltung gefolgt. Mein Kopf drehte sich, mein Blick folgte ihr, während sie mir die Worte entegegen schleuderte, die eine gewisse Verachtung offenbaren sollten, nüchtern klingen sollten und es doch nicht taten. Sie hatte ihren Willen nicht bekommen, und wem gefiel dies schon?
"Also ist es dir lieber, ein Mann versucht nichts zu sein außer einem Müßiggänger, der gemächlich das Geld verprasst, das ihm seine Ahnen hinterließen? Und irgendwann, wenn alles fort ist, was man jemals besaß, scheidet man heroisch aus dem Leben, an welches sich niemand erinnern wird, und gleitet im warmen Wasser mit geöffneten Adern hinüber in die Dunkelheit?" Es war spöttisch formuliert, denn für derlei hatte ich inzwischen nichts mehr übrig als eine gewisse Verachtung. "Irgendwoher muss der Genuss kommen, dem man sich hingibt, und ich habe nicht vor als der bedeutungslose Sohn eines bedeutungslosen Mannes zu sterben, als einer unter vielen. An meinen Namen wird man sich erinnern und der alte Makel wird abgewaschen sein, wenn ich sterbe."Marionetten. Oh nein, so leicht konnte sie es sich nicht machen. Als sie die Spinne aus ihrem Topf hob, beobachtete ich ihre ruhigen, beherrschten Bewegungen. War sie wirklich so gleichgültig, wie sie erschien? Oder war der Zorn nur einfach gut verborgen? Ach, Callista. Wäre sie meine Braut gewesen, wieviel hätten wir wohl angestellt in dieser Stadt. Wie heiß gebrannt, eine hell leuchtende Lohe, und so schnell wieder verzehrt. Es wäre ein strahlender Stern gewesen, und Sterne neigten dazu, irgendwann wieder auf den Boden zu fallen. Wie konnte man nur an derartigem Getier Freude haben, ich würde es nie verstehen. Der ewige Tanz mit dem Tod, ein lässiger Flirt mit der Gefahr, gab es sonst keine Aufregungen in ihrem Leben als dies? War sie vielleicht einfach nur ... gelangweilt?
"Eine Sklavin? Warum hätte sie dich verraten sollen? Vor allem, was? Unsere Zusammenkunft in jenem fernen Garten, unter den tausend Sternen? Gäbe es daran etwas ehrenrührigeres als ein empfundenes Vergnügen zwischen einer Witwe und einem ledigen Mann, könnte ich das vielleicht verstehen, aber ... wozu? Was sollte ein Verräter durch einen solchen Verrat gewinnen?" Vor allem, welche Sklavin ausser ihrer Leibsklavin Benohé und den Leibwächtern hatte dies erfahren können? Ich zog die Brauen auf der Stirn zusammen. Benohé? Nein, es gab für sie doch keinen Grund. Was hätte sie davon gehabt?"Du liebst," sagte ich brüsk. Diese Spielchen wurden mir langsam über, und ich ließ es sie spüren. So gut glaubte ich sie zu kennen, es ging nicht einmal darum zu erfahren, wer es war - aber sie sollte wissen, dass ich nicht so leicht zu täuschen war wie andere. Dafür waren wir uns zu ähnlich. Diese ewige Flucht vor dem Realen, so viele Vergnügungen, die doch nicht auf Dauer erfüllten, ich kannte es nur zu gut. "Wir sind uns ähnlich, Callista, sehr ähnlich. Vielleicht ähnlicher, als es gut wäre, eine Ähnlichkeit, die neben der Leidenschaft irgendwann Hass gebären würde. Manche Flammen sind, wenn sie vereint werden, heiß genug, um alles zu verbrennen."
Dann bot sie sich dar, eine einzige Verlockung, jede Einladung dieser verdammten schmutzigen Welt in ihren geschmeidigen Bewegungen. Ach, Callista! Sie wusste zu gut, was mir gefallen würde, wie auch ich wusste, zu ahnen glaubte, was sie wollte. Ein letzter Taumel, ein letzter Rausch, um es einfacher zu ertragen. Den Moment der Realtiät herauszuzögern, soweit es eben nur möglich sein würde. War sie mein Schatten? War ich der ihre? Als ich sie anblickte, glaubte ich mehr zu sehen als ihr Gesicht allein, unsere Blicke tauchten ineinander, und ich antwortete nicht, ich küsste sie gleich, hart, fordernd, sie vereinnahmend, weil ich wusste, dass ich es konnte und zu wissen glaubte, dass es genau das war, was die Schatten noch einen Tag weiter fernhalten würde. Sie schmeckte wie in jener Nacht, und die Erinnerung an den Garten kehrte mit einer Heftigkeit zurück, die mich sie an mich reißen ließ, sie so fest halten, als könnte es sie bei mir behalten. -
Meine Augenbrauen traten eine kurze Wanderung die Stirn empor an und verharrten angesichts der kurz aufgeleuchteten Panik in meines Neffen Stimme. "Nur keine Hektik, Lucanus, ich bin mit Deine Arbeit sehr zufrieden - doch denke ich, dass es eventuell etwas sehr arbeitsintensiv werden könnte, gleich zwei Tätigkeiten gleichzeitig auszuführen, ich kenne schließlich die Bedingungen nicht, unter welchen Du als scriba logei arbeiten würdest. Versuchen wir es doch einfach eine Weile mit beidem gleichzeitig, dann kannst Du Dich immernoch entscheiden, ob Du beides bewältigen kannst und willst, einverstanden? Nichts ist schlechter als ein Mann, der seine Ressourcen nicht einzuschätzen weiß und sich zuviel auflädt, um dann mit nichts zurande zu kommen - versprich mir also, dass Du Dich dabei kritisch im Auge behältst. Es wäre Deinem Weg vor der Öffentlichkeit nicht zuträglich, hätte der Aelier Grund, sich über Dich zu beklagen, seine Stimme erreicht sehr schnell viele Stellen, wollte er es." Immerhin schien ihm viel daran gelegen, seine Stellung bei mir zu behalten, konnte ich bisher nicht alles falsch gemacht haben. In sofern galt ihm auch nun ein aufgeräumtes, lockeres Lächeln, das angesichts des nächsten Themas ein wenig Mühe hatte, sich auf meinen Lippen zu halten.
"Er ist des öfteren ein eher stiller und in sich gekehrter Mensch, das sollte Dir nicht zuviele Gedanken machen - aber ein Fest täte uns sicher gut, es wird Zeit, dass Du ein paar angemessene, heiratsfähige junge Frauen Deines Alters kennenlernst. Wir könnten die Aurelier dazu einladen, wir sind ihnen ohnehin seit den Meditrinalia eine Gegeneinladung schuldig, und die Claudier wohl auch, sonst wären sie verstimmt ...ja, wieso nicht. Eine Feier mit der näheren und weiteren Familie hatten wir lange nicht." Gracchus deprimiert und traurig zu wissen gefiel mir nicht, was hatte sich wohl wieder ereignet? Oder hatte ihn Lucanus einfach zum falschen Zeitpunkt getroffen?
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Was dauert das denn so lange, dachte der magere Kerl - er hieß übrigens Marcus Coestus - ungeduldig. Wenn es noch länger dauern würde, dann war die halbe Nacht vorbei, bevor er überhaupt Iulla sehen würde, und er würde warten mussen, zuhören, wie irgendein brünstig stöhnender Kerl in ihrer Kammer über sie herfiel und sie stöhnend höchste Wonnen vorheuchelte. Das war immer der gemeinste Teil des Ganzen, und er hasste es zutiefst zu wissen, dass auch andere Männer ihre Nächte vorüberstreichen ließen. Da endlich, in die Tür am Ende der Gasse kam Bewegung, zwei wie Schränke gebaute Männer kamen heraus, und glücklicherweise trennten sie sich, als einen von zweien hätte er den, den er erkannte, wohl nicht freiwillig angesprochen. Gegen einen kam man noch an, aber zwei so musuklöse Kämpfer waren selbst für einen am Rand der Verzweiflung lebenden peregrinus zuviel. Und wie finster dieser Severus dreinstierte! Marcus schluckte die dicke Kröte herunter, die sich mit einem Mal in seinem Hals breit gemacht hatte und stieß sich von der Wand ab, als er das Gesicht des Sklaven erkennen konnte.
"He Du," sagte er mit krächzender und kieksender Stimme. Nicht gerade die männlichste Vorstellung, aber bedachte man den Unterschied im Kampfgewicht der beiden Kerle, dann war es schon erstaunlich, dass Marcus es überhaupt fertiggebracht hatte, Severus anzusprechen. Was nicht alles die Aussicht auf stramme Schenkel und einen breiten Hurenhintern bewegen konnte!
"Bist Du Severus? Dann habe ich was für Dich!" Umständlich wühlte Marcus in seiner schmutzigen tunica, und förderte schließlich einen zerfledderten, aber doch versiegelten Fetzen Papyrus zutage, den er mit ausgestreckter Hand in Richtung des kräftigen Germanen hielt. Der Zettel wirkte mindestens so armselig wie der Überbringer, und im gleichen Augenblick schepperte es am anderen Ende der Gasse, als eine Katze über einen kaputten Tontopf gesprungen war, der umkippte und gegen einen weiteren Topf prallte. -
"Das nenne ich einen eigentümlichen Zufall - aber auch einen sehr schönen, denn ich schätze Ostia sehr, ich habe Besitzungen hier," erwiederte ich lächelnd und erfreute mich im Stillen an ihrem Tonfall, der mir so ungekünstelt und natürlich schien, wie es ihn bei einer jungen Patrizierin selten genug zu finden gab. "Wie heisst dieses Gut denn, vielleicht kenne ich es ja - es wäre doch wirklich amüsant, wäre das Grundstück unter jenen gewesen, die man mir seinerseits zum Kauf angeboten hat, und ich hätte es vielleicht gekauft. Wenn Du hier aufgewachsen bist, dann wird Dir der Ort, an den ich Dich zu entführen gedenke, sicherlich bekannt sein, denn auch wenn um diese Jahreszeit nicht mehr viele Menschen dort sind, so ist er doch im Sommer beliebt, viele junge Leute aus der näheren Umgebung gehen dorthin, um sich am Meer und dem Strand zu erfreuen." Und der Name dieses Landguts würde mir vielleicht auch erlauben, es zurückzukaufen - ob es ein angemessenes Hochzeitsgeschenk wäre? Sie klang traurig, als sie davon erzählte, aber ich war mir nicht sicher, ob sich diese Traurigkeit darauf bezog, dass die Erinnerung an ihre Mutter sie betrübte, oder auf den Ort selbst. Für gewönlich hielt man den Ort der Jugend doch als angenehm in Erinnerung, solange diese sorgenfrei verlaufen war.
"Ah nun, wir werden sehen, ob es zu kalt wird - letztendlich müssen wir schließlich keinen halben Tag im Wasser bleiben, kurz hineinlaufen und erfrischen tut auch schon sehr gut, und vor allem, es ist sehr gesund. Meine Mutter hat mich früher regelmäßig gezwungen, im Meer zu schwimmen, auch im Winter, und geschadet hat es mir nichtm, man wird weniger krank, wenn der Körper auch ein wenig Kühle gewöhnt ist," führte ich den Gedanken fort und blickte unserem gemeinsamen Tag noch ein wenig enthusiastischer entgegen. Zweifelsohne verfügte sie über einen starken Willen, denn aus dem traurigen Klang der Stimme war wieder ein fröhlicher geworden, der Wunsch, sich nicht beirren zu lassen, hatte sie wohl auch dazu gebracht, sich nicht der Trauer zu ergeben. Konnte es wirklich sein, dass ihr Temperament das meine ausgleichen würde? So viele Frauen hatte ich bisher kennengelenernt, bei so vielen gelegen, und doch hatte ich in den seltensten Fällen überhaupt den Gedanken gehegt, man könnte sich wiedersehen. Man könnte mehr aneinander finden als nur ein flüchtiges Vergnügen, denn tiefe Gefühle waren nicht im Spiel gewesen. Und sie, eine noch junge Frau aus einer edlen Familie, sie schien dies alles mit solcher Leichtigkeit zu tun, dass es mir gleichsam bang wurde. Welche Ansprüche würde sie wohl an einen Gemahl haben?
Lapsus nahm an Tempo auf und die Eskorte an Sklaven fiel ein wenig zurück - Straton war nie ein schneller Reiter gewesen und hasste es regelrecht, mir immer nachjagen zu müssen, aber heute bekümmerte mich das nicht, denn wir kannten alle das Ziel und verloren gehen konnte man auf dem gewählten Weg schlecht. Während wir an den typischen, einheimischen Bäumen vorüberstrichen, gabelte sich die Straße und ich wählte den weniger benutzten Weg, der allerdings heute bereits begangen worden schien, zweifelsohne von meinen Sklaven, die alles vorbereitet hatten. Allzu weit würde es nicht mehr sein und fast bedauerte ich es, dass der Ritt bald sein Ende finden würde, mir gefiel es, sie so nahe zu haben, ihre Wärme so deutlich fühlen zu können.
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Hätte ich geahnt, dass der Kerl, der nun unter meinem ächzenden Neffen auf dem Boden im Dreck lag, schätzungsweise vor einer grässlichen Schwiegermutter und eine nicht ganz glücklichen Verbindung mit einer unter deren Pantoffel stehenden jungen Frau geflüchtet war, hätte ich Lucanus nie die Weisung gegeben, ihn zu fangen - aber hinterher war man immer schlauer.
"Ich habe so das Gefühl, das einzige, was man diesem Kerl vorwerfen kann, ist die Unfähigkeit, eine feste Arbeit zu finden und sein Frauengeschmack, aber ansonsten ... komm von ihm herunter, Neffe, ich fürchte, wir haben den Falschen erwischt."Der Kerl unter Luca regte sich und blinzelte, um dann leise zu wimmern. Er schien wirklich gewaltigen Respekt vor der ihn ereilten Staatsmacht und seiner künftigen Schwiegermutter (oder beiden?) zu haben, denn er rührte sich wirklich nicht mehr, in seinen Augen stand jedoch die blanke Panik. "Das einzige, was er wohl gestohlen hat, war das Herz der falschen Frau, und deren Mutter war darüber nicht sehr erfreut." Ich streckte Lucanus die Hand hin, damit er aufstehen konnte, und blickte auf den Kerl hernieder, der inzwischen ziemlich lädiert wirkte. Was für ein Anblick, irgendwie traurig. In solchen Momenten wurde einem der Standesunterschied überdeutlich bewusst. "Wie lautet Dein Name?" sprach ich den Kerl an, der mich aus großen Augen anstarrte. "Lucius Mu .. Muri...Murius!" würgte er hervor und rutschte ein wenig zurück.
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Nach einem kurzen Fußmarsch durch das Innere der Castra Vigilum hatte ich die Türe erreicht, die mir der mürrisch blickende Wachhabende gewiesen hatte - das Türschild, welches mir den Namen meines zukünftigen Gesprächspartners wies, schien noch recht neu zu sein und ließ mich hoffen, nicht auf einen halsstarrigen, vergreisten Militaristen treffen zu müssen, sondern jemanden, der vielleicht noch ein bisschen lockereres Denken gewöhnt war. Allerdings, noch ein Octavier. Wenn man sich überlegte, wo es in Rom überall Octavier gab, dann würde mich ein demnächst erfolgender Staatsstreich nicht wirklich erstaunen ... den Gedanken mit einem amüsierten Schmunzeln fortwischend, trat ich an die noch geschlossene Tür heran und klopfte energisch.
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Ich nickte dem Mann leicht zu, dessen Miene mich irgendwie an den dauernd mürrisch blickenden ianitor der villa Flavia erinnerte - vielleicht hatte Acanthus gar römische Verwandte? - und begab mich dann in die bedetete Richtung ins Innere der castra.
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Mein eifriger Neffe ... nun, das wäre nah Straton wohl meine zweite Vermutung gewesen. Er schien den Eifer unserer Ahnen geerbt zu haben, der leider sowohl an meinem als auch an seinem Vater vorübergestrichen zu sein schien wie eine lästige Erinnerung. "Was die Iunopriesterin angeht, solltest Du Dir wohl im Iuno-Tempel die passende Dame erwählen, die einzige, die ich persönlich kenne und für ihre Arbeit schätzte, weilt gerade leider in Alexandria, und ich glaube nicht, dass sie zurückgereist käme, hätte ich ausser einem Opfer nichts zu bieten ..." Ich musste bei dem Gedanken kurz schmunzeln, hatte ich doch unlängst einen Brief erhalten, der mich anderes vermuten ließ. "Wenn es Dein Wunsch ist, als scriba logei zu arbeiten, dann sei Dir sicher, dass ich Dich dessen gern unterstützen werde - allerdings wird Dir dann kaum die Zeit bleiben, weiterhin als mein scriba personalis zu fungieren, oder? Aelius Callidus ist ein kluger Mann, bei ihm bist Du in jedem Fall gut aufgehoben."
Es gab noch einiges zu sehen in Rom, und zeigen wollte ich ihm dies so oder so, in sofern kam es da auf seine Berufsbezeichnung eher weniger an. "Die Saturnalien ..nun, ich denke, wir werden wohl hier mit allen gemeinsam feiern, wie es der Brauch ist - ich wollte mich ob desse noch mit Gracchus besprechen, er hat letztes Jahr die Feier ausgerichtet, wie ich hörte." Kurz hob ich meine Braue an. "Wieso fragst Du? Hast Du ein besonderes Anliegen auf dem Herzen?" -
Das leise Prasseln des Regens außerhalb unserer gemütlichen kleinen Höhle in Gracchus' cubiculum schien mir wie eine weitere Bestätigung dessen, was wir uns in dieser Nacht aufgebaut und geschenkt hatten. Die Welt funktionierte weiter, als sei dies nur ein weiteres Detail unter vielen gewesen, ein unwichtiges Detail für das weitere Vergehen der Zeit, ein Ereignis unter sehr vielen - auch wenn es für mich unglaublich viel verändert hatte, für die Welt selbst schien es ziemlich unerheblich. De Regen fiel wie er früher gefallen war, ruckelte mit prasselnden Fingern an den hölzernen Fensterladen, die das Wetter vom Inneren der villa fernhielt, der Wind strich über die regennassen Dächer der Stadt und wusch den Dreck fort, den die Handlungen und Gedanken der Menschen darunter hinterlassen hatten, und zwei Menschen durften in dieser Nacht einfach nur glücklich sein, ohne Bedingungen, ohne Furcht, ohne Sorgen. Die Last meines Geliebten im Arm schien mir die Welt freundlicher geworden, das leise Prasseln des Regens wie eine Begleitmelodie, welche mangels anderer Instrumente versuchte, die zufriedene Stille und Erfüllung des Augenblick zu untermalen. Eigentlich eine Musik, der ich bis an mein Lebensende hätte lauschen können, ohne es jemals zu bereuen.
Gleichsam klangen mir auch Manius' Worte wie ein Lied, an dem ich mich niemals hätte satthören können. Er bat mich zu bleiben. Von allen Sätzen der Welt hatte ich mir diesen besonders ersehnt, und nun durfte ich ihn endlich hören. Endlich wissen, dass er genau so gemeint war, wie er ihn ausgesprochen hatte, dabei seine Hand auf meiner Haut fühlen, als seien wir uns schon seit Äonen vertraut in dieser Weise, und nicht nur seit einer Nacht. Ich blinzelte träge und erwiederte seinen Blick mit einem Lächeln. "Ich bleibe bei Dir, mein Manius, solange ich kann und solange es uns die Götter gönnen, dieses Glück zu leben - Du ahnst nicht, wie sehr ich es mir immer gewünscht habe, einmal neben Dir einschlafen zu dürfen, und Dein Gesicht als erstes zu sehen, wenn ich am Morgen erwache."
Es war die größte Dummheit überhaupt, über Nacht gänzlich bei ihm zu bleiben, denn ab dem Morgen würden viele der Sklaven in der villa unterwegs sein, eventuell gar noch Antonia in Gracchus' Gemach schlüpfen wollen, um ihre Pflichten zu erfüllen - ungesehen würde ich kaum wegkommen, aber .. was war dieses isiko schon gegen das, was ich dabei gewinnen konnte?
"Iocundum, mea vita, mihi proponis amorem
hunc nostrum inter nos perpetuumque fore.
Di magni, facite, ut vere promittere possit
atque id sincere dicat et ex anno,
ut liceat nobis tota perducere vita
aeternum hoc sanctae foedus amicitiae."
Wieder war es Catull, der mir Worte für den Gedanken lieferte, den ich hegte, und leichthin war er zitiert, hatte ich diese Worte doch auswendig gelernt, im Gedanken an Manius, und sie wohl deswegen so besonders gut behalten.Sim-Off: [SIZE=7]Du, mein Leben, stellst mir vor Augen, dass diese Liebe zwischen uns glücklich und beständig sein werde. Große Götter, macht, dass sie dis in Wahrheit versprechen kann und es aufrichtig und von Herzen meint, dass wir unser ganzes Leben lang diesen ewigen Bund unverbrüchlicher Freundschaft aufrechterhalten können. (C. Valerii Catulli, carmina 109)[/SIZE]
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Ich hatte gerade noch zwei der Akten durchgesehen, die ich mir vom officium in der Basilica Ulpia mitgenommen hatte, und blickte etwas fragend zur Tür - um diese Zeit konnte das eigentlich nur Straton sein, der noch irgend ein Anliegen des Haushalts geklärt haben wollte, bevor ich aus dem Haus war. "Herein?" sagte ich denn mit dem fragenden Unterton eines Mannes, der eine Pflicht nahen fühlt.
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Zweifelsohne, ich hatte keinen allzu schlechten Fang gemacht, denn es klopfte, und wenn Micipsa es war, der klopfte, hatte er den meisten anderen Sklavin damit doch einiges voraus - ich nickte, bevor mir einfiel, dass man dies vor der Tür kaum sehen konnte, um dann hörbar gesprochen anzufügen: "Herein!" Ja, jetzt war ich wirklich gespannt. Einen gebildeten Sklaven hatte ich mir noch nie gekauft ...
Ich saß am Schreibtisch, die Schriftrolle noch immer in der Hand, der Raum selbst war von zwei Öllampen erhellt und tauchte das edle, wenn auch sparsame Mobiliar in einen weichen Schimmer - es gab einen zweiten Stuhl, wohl für Gesprächspartner und Besucher, den Straton vor kurzer Zeit hier hinein geräumt hatte, daneben noch ein wohlgefülltes Regal mit Schriftrollen, das ein bisschen durcheinander wirkte, der typische Arbeitsplatz eines Menschen, der am Schreibtisch nicht wenig seiner Zeit am Tage verbringt. Mein Arbeitszimmer war eindeutig nicht der Raum, um andere mit Reichtum oder Luxus zu beeindrucken, es war ein Raum, der auf seinen Zweck hin zugeschnitten war - zum arbeiten. -
Ihre Worte überzeugten mich nicht gänzlich, aber das hatte ich auch nicht wirklich erwartet. Im Grunde war das ein Versprechen, welches ich auch nicht gern gegeben hatte, als mich Corvinus dazu genötigt hatte, und noch immer war ich mir nicht sicher, ob es nicht doch zur Hälfte eine Lüge gewesen war. Über den damaligen Schmerz war ich einigermaßen hinweg, aber nicht über die Tatsache, dass es jederzeit wieder schmerzhaft werden konnte - letztendlich bedeutete zu lieben wohl immer auch zu leiden. Nicht einmal Bridhe, von der ich geglaubt hatte, sie sei glücklich verliebt, schien von diesem Leiden frei zu sein.
"Es gibt nur einen einzigen Grund, sich selbst das Leben zu nehmen - wenn man so schwer krank ist, dass jeder weitere Tag eine einzige Qual nur wäre. Ehrenhaft scheint es auch, freiwillig aus dem Leben zu scheiden, wenn durch den eigenen Tod andere gerettet werden, was in den Zeiten der alten Republik oft geschah, um Verwandte zu schützen, aber ansonsten ... ansonsten solltest Du nicht daran denken, Bridhe. Und der Tod ist auch kein gutes Thema für einen Augenblick, der nach etwas Schönem folgt, nach etwas, was man geteilt hat, um sich besser zu fühlen." Denn ein wenig fühlte ich mich besser, ruhiger, vor allem ruhiger. Die Gedanken, die mich zuvor belastet hatten, waren gewichen, und ich fühlte mich davon zwar nicht befreit, aber doch um ein wenig erleichtert."Es gab eine Zeit, in der ich den Tod gesucht habe, Bridhe, und es war eine schreckliche Zeit. Ich möchte nicht, dass Du gleiches erleben musst. Oder überhaupt etwas in dieser Art. Ich möchte Dich etwas fragen ... " Eine kurze Pause ließ ich einkehren, und sann noch einmal darüber nach, bevor ich mich dazu gänzlich entschloss. "Willst Du meine Leibsklavin werden? Es würde bedeuten, dass es in diesem Haushalt ausser meinem vilicus Straton und mir selbst niemanden mehr gäbe, der Dir Befehle erteilen darf - dass auch sonstige Pflichten fern von Dir sind ausser jenen, die ich Dir auferlege." Mehr Freiheit für eine Frau, die das Schöne zu schätzen wusste ... und auch ein gewisses Maß an Vertrauen, soweit ich jemals zu solchem fähig sein würde.