Beiträge von Caius Flavius Aquilius

    Mein Erstaunen mochte mir anzusehen sein - glaubte sie denn wirklich, ich wollte sie an mich binden? Letztendlich war sie mein Besitz, und mehr als ein wohlgefälliges Verhalten hatte ich von ihr nie gefordert. Aber dass sie es anscheinend anders zu sehen schien, war mir nun auch klar. Frauen dachten wirklich anders, in diesem Punkt zumindest hatten sich die Dichter nie getäuscht - wenngleich sie es unterlassen hatten, eindeutige Hilfen auszugeben.
    "Ach Bridhe ...." ich sprach leise, und versuchte mein Seufzen zu unterdrücken. "Glaubst Du denn wirklich, ich wollte Dich kaufen? Dein Herz mit irgendwelchem Zeug beglücken, damit Du mich netter findest? Das liegt doch nicht in meiner Hand allein. Die Geschenke zu den saturnalia sind eine Tradition, und ich möchte Dir einfach eine Freude machen - genau wie ich Severus etwas schenken werde, oder Straton. In einer Familie macht man sich Geschenke, wenn man es möchte, und ich möchte es - es soll etwas sein, das Dir gefällt, und deswegen frage ich Dich nach deinen Wünschen. Mehr nicht."


    Den Kopf wieder zurücksacken lassend, konnte ich da Seufzen nun nicht mehr bezähmen, das mir leise über die Lippen glitt. Es war wahrhaftig ein rabenschwarzer Tag. "Ich wünsche mir nichts als ein wenig Licht und ein wenig Frieden in meinem Haus," murmelte ich leise, mit einem bitteren, trostlosen Klang der Stimme und kniff die Augen zusammen, den Impuls unterdrückend, der schon den ganzen Tag immer wieder zurückgekehrt war. "Es ist so lange her, dass es ein bisschen Frieden gab." Aprupt setzte ich mich auf, das Gesicht abwendend, damit sie nicht sehen konnte, wie die Fassade zu bröckeln begann, die ich mich aufrecht zu erhalten mühte. "Aber ich sehe, es war zuviel erwartet. Geh ruhig, ich zwinge Dich nicht, hier zu bleiben, wenn Du wahrhaftig glaubst, alles, was mich an Dir festhalten ließe, sei der Wunsch zu besitzen." Meine Wangenknochen mahlten, und die restlichen Worte behielt ich für mich. Es war besser so, denn zuviel Bitterkeit hatte schon in den vorherigen gelegen.

    Ich blickte in ihren Nacken, die vereinzelt dort aus der ordentlichen Frisur heraushängenden Härchen, und doch schien sie mir in diesem Moment wie eine Fremde. Wieder einmal wie jemand, den ich wohl niemals verstehen würde, wie es auch mit so vielen anderen Menschen war. Ihr monotoner Tonfall, die abweisende Haltung ... ach ihr Götter, musste denn immer alles so unangenehm kompliziert sein? Nicht einmal die Aussicht auf einige lockere Tage voller Feste und freier Zeit, die sie verbringen mochte, wie sie wollte, schien sie zu locken.
    "Was ist los mit Dir, Bridhe? Und ich will jetzt keine Ausflüchte hören. Dass Dich etwas beschäftigt, ist Dir anzumerken." In einem Augenblick, in dem ich mich am liebsten waidwund in der Ecke zusammengerollt hätte, um die Welt zu vergessen, war es eigentlich fast logisch gewesen, dass irgend etwas in meinem Haushalt sonst noch schwären musste.

    Als die letzte Runde beendet war, hatten wir auch den von Ursus anvisierten Trainingsplatz erreicht und fanden ihn leer vor. Ja, es war eindeutig eine passende Zeit für ein wenig Ringen, und auch wenn ich nach dem Aufenthalt in den thermae sicherlich Hunger haben würde wie Romulus und Remus gemeinsam, im Augenblick verspürte ich noch keinen, zumindest nicht jenen, den man durch Essen würde stillen können.
    "Es ist sogar noch Öl da," stellte ich fest und nahm eines der Fläschchen hoch, die in einem Kasten nahe des Ringerareals aufbewahrt wurden - diese musste man als Badegast zumeist bezahlen, aber anscheinend hatte wieder irgendein Senator etwas für die Allgemeinheit gespendet und keiner der Badeaufseher kam auf uns zu, um den Obulus zu verlangen. Schmunzelnd reichte ich Ursus eins der Fläschchen und entkorkte für mich ein anderes, um mich dann mit der glitschigen Flüssigkeit gemächlich zu bedecken - nicht zuviel freilich, ich wollte später nicht aussehen wie paniert. Den Rücken allerdings konnte ich nicht erreichen und blickte Ursus bittend an. "Wärst Du so nett?"

    Als sie sich gesetzt hatte, atmete ich tief durch. "In einem Monat wird hier in Rom und überall im Reich ein besonderes Fest gefeiert, Bridhe, die saturnalia. Wahrscheinlich hast Du noch nicht davon gehört, es ist ein alter Brauch meines Volkes. An diesen Tagen ruht die Arbeit für jedermann, auch für die Sklaven, und es wird gefeiert - das Ende des Jahrs eingeläutet, und die Menschen sind einander gleich in Stand und Rang, für diese Tage. Und an jenen Tagen ist es auch üblich, denjenigen, die während des Jahrs schwere Arbeit verrichten und dienen, diesen Dienst zurückzugeben - durch Geschenke, und in so mancher Familie auch durch die Befolgung der Wünsche der Sklaven. Ich möchte, dass Du Dir überlegst, was Du für ein Geschenk zu den saturnalia möchtest, damit ich ein wenig Zeit habe, es auch herbeizuschaffen - Du musst es mir nicht jetzt sofort sagen, lass Dir ruhig Zeit bei der Überlegung." Damit ließ ich mich zurück auf das Bett gleiten, verschränkte die Arme hinter dem Kopf und blickte zur Decke. "Solange es mich nicht ruiniert, kannst Du Dir auswählen, was Du willst ..Schmuck, Kleidung, Parfum ...was immer Dir beliebt." Dass es ein bestimmtes Gechenk nicht geben würde, stand außer Frage - die Freilassung wurde nicht zu den saturnalia verschenkt, aber soviel mochte sie sich wohl auch selbst zusammengereimt haben.
    "Mir ist nicht entgangen, dass Du Dich um mich gesorgt hast, Bridhe, und ich danke Dir dafür. Es gibt nur ... nicht vieles, was mir angemessen scheint, es auszudrücken."

    "Wenn es einer weiss, dann bin es ich," bestätigte ich und schmunzelte unwillkürlich - wenn Gracchus selbst das erst nach einigen Momenten einfiel, vertrug er wirklich nicht allzu viel, soviel war sicher. Wie weit lag diese Zeit doch zurück, wie unbeschwert waren sie damals gewesen. Wenige Gedanken nur waren auf die Meinungen anderer verschwendet worden, und heute schien alles ungleich komplizierter, ungleich schwieriger geworden, eingepasst in ein Korsett aus Worten und Werten. "Er ist Dir eben ein loyaler Begleiter, Gracchus, und manchmal wünschte ich, ich könnte dies auch von meinen Sklaven sagen. Aber das ist ein anderes Thema, und ein andermal sicher besser besprochen. Schauen wir lieber, dass wir den Weg in Dein cubiculum finden und nicht aus Versehen in Felix' Schlafgemach landen."
    Auch wenn der Gedanke zugegebenermaßen etwas amüsantes für sich hatte - heute wollte ich ihn in seinem Bett liegen sehen, zwischen seinen Laken, auf seinem Kissen, seinen Duft atmen, auch wenn es bedeuten würde, dass er dabei schlief und es niemals erfahren würde. Wenigstens einmal. Es würde leichter zu ertragen sein, diese ewige Sehnsucht. Auch wenn sie sich niemals wirklich erfüllen würde, wäre dieses stille Stehlen eines Augenblicks doch etwas, was mir vielleicht wieder einige ruhigere Nächte schenken konnte.


    "Was Du ohne mich tun würdest? In deinem cubiculum trinken, ohne Zweifel," versuchte ich es scherzhaft zu halten und erhob mich, um dann, einen Schritt vor den anderen setzend, bis ich mir sicher war, geradeaus gehen zu können, bis zu ihm zu treten. Und dann, endlich, geschah es, wir berührten einander, ich schlang einen Arm um seinen Oberkörper, hievte seinen Arm auf meine Schulter, und los gingen wir, langsam, damit es so lange wie möglich dauern würde, die Wärme seines Körpers spüren zu dürfen, während wir uns den Weg bahnten. O Catullus, wie hast Du doch träumerisch von Deiner Lesbia geschrieben! O Ovidius, gab es nicht tausend Stunden, in denen Du vor Sehnsucht gram warst nach Deiner Liebsten? Es mochte abertausend Gedichte geben, die ich hätte schreiben wollen, nur um mich auszudrücken, indes, ich war das Schweigen zu sehr gewöhnt. Er war so warm, so verlockend warm, unter der Kleidung konnte ich seinen biegsamen Körper verlockend spüren, es würde so wenig kosten, ihn meinen Händen untertan zu machen, ich wusste es, ich wusste auch, es wäre mir gelungen, gemeinsam mit dem Einfluss des Weins. Und doch, ich tat es nicht, ging voran, langsam, ein Schritt nach dem anderen, das peristyl verlassend, um auf den Korridor zu treten. Für jeden Menschen mochten wir wirken wie zwei fröhliche Trinker, die einander den letzten Beistand leisteten, und doch waren wir unendlich mehr als das.

    Ich blieb einfach stehen und betrachtete sie. Die blassen Züge, denen eine gewisse Eleganz nicht fehlte, das dunkle Haar, die seelenvollen Augen. An jedem anderen Tag hätte ihr Schönheit wohl den ewigen Hunger in mir gerührt, der niemals ganz erlöschen könnte, mit dem ich mich wohl mein ganzes Leben lang würde quälen müssen. Vielleicht war der Hunger auch nur deswegen so stark, weil ich einen anderen Hunger niemals würde stillen können .. ich wusste es nicht. Aebr heute betrachtete ich Bridhe wie ein exquisites Gemälde, eine Gesamtkomposition, deren köstlicher Reiz darin bestand, lebendig zu sein, und nicht einmal erschaffen, um dann für ewig in derselben Form zu existieren. Wusste sie um ihren Reiz? Sie benahm sich oft so unbefangen und mädchenhaft ... so jung, flüsterte eine innere Stimme in mir, und so alt bist Du. Allenfalls zehn Jahre mochten uns trennen und doch schien es mir, als seien es Welten.
    "Noch nicht ... es gibt da noch etwas." Ich wandte mich vom Fenster ab und setzte mich langsam auf die Kante meines Betts, klopfte auf die Matratze neben mich. "Setz Dich zu mir, es gibt noch etwas zu besprechen."

    Fast hätte ich breit geschmunzelt - ein angetrunkener und besäuselter Gracchus war einfach ein zu seltener Anblick, als dass ich dabei hätte allzu ernst bleiben können. Es war so schön, von so verzweifelt seltener Qualität, ihn von allen Sorgen befreit zu wissen, dass ich es nicht wagte, diese Seifenblase des Wohlseins platzen zu lassen. "Du würdest mir aus Deinem cubiculum nicht mehr heraus kommen, bei all dem Wein, und das wäre doch wirklich schade. Es gibt noch so vieles, das es auf der Welt zu sehen gibt, und was wir noch nicht gesehen haben," sagte ich lächelnd und hob den Blick hinter Gracchus, denn im Gegensatz zu ihm war ich mir Sciurus' Anwesenheit wohl bewusst. Er war ein stiller, treuer Schatten seines Herrn, und ich war mir sicher, dass er für Manius unersetzlich war in seiner schweigsamen, introvertierten Qualität. Und sicherlich war der blonde, schmale Mann auch nicht dumm, ahnte, was hier vor sich ging, und sein Blick verriet, dass er wohl auf meine Entscheidung wartete, nicht auf die seines Herrn, der zu entscheiden nicht mehr fähig war. Ich bedeutete ihm, er möge sich entfernen - ein leichtes Nicken mit dem Kinn gen Tür war genug, Sciurus verstand solcherlei ungleich besser als zwei Drittel meiner Sklavenschaft.


    "Nun, Dein Sklave kann wohl kaum Gedanken lesen und erraten, dass Du jetzt gerade schlafen gehen willst," meinte ich und verkniff mir weitere Details meiner Gedanken auszubreiten. "Dann bringe eben ich Dich zu Deinem Schlafgemach, es ist ja nicht weit und wir können uns gegenseitig stützen." Ich war zwar nicht annähernd so betrunken wie er, aber es war ein wunderbarer Vorwand, dass wir uns für einige Momente, einige Schritte lang berühren würden, und vielleicht würde ich ihn auch noch in sein Bett bugsieren dürfen, mit geblähten Nasenflügeln seinen Duft einatmen, ihm näher kommen können als seit langer Zeit geschehen. Es war eine so hoffnungslose Liebe, dass mich die Stärke meiner Empfindungen selbst erschreckte, aber es war eben so, und es würde nicht anders sein. Alles in mir wollte ihm nahe sein, und ihn wenigstens für diese Nacht einmal zärtlich halten dürfen.

    Es hatte etwas sehr friedliches und gemütliches, wie wir unsere Runden zogen, und ich stellte fest, dass Aurelius Ursus anscheinend nicht zu den Männern gehörte, die es unbedingt nötig fanden, Gesprächspausen zwangsweise mit sinnlosem Geschwätz anzufüllen - und wenn man tagsüber zumeist von Menschen umgeben war, die diese Art der Zurückhaltung nicht kannten, war das eine ausgesprochen angenehme Abwechslung. In der heutigen Zeit waren die Menschen selten geworden, die einfach schweigen konnten, und ich genoss es, zu laufen und zu schweigen, meinen Schritten nachfühlen zu können, ab und an einen Blick auf den Körper Ursus' zu werfen, dessen runde Bewegungen meinem Auge durchaus zu schmeicheln wussten, und ansonsten einfach meinen Frieden zu haben. Wie lange hatte ich das nicht mehr getan - und erst jetzt, in diesen Augenblicken, merkte ich, dass ich es vermisst hatte.


    "Ja, so langsam wird es wohl Essenszeit, da verschwinden die meisten auf dem Weg nach Hause," sagte ich und schmunzelte. Auf mich würde wohl kein Essen warten, ich aß abends selten in der villa, und gerade heute war es mir auch wichtiger, unterwegs zu sein. Den Kopf frei zu bekommen, und an nichts sonst mehr denken zu müssen. "Noch eine Runde und wir suchen uns einen Ringerplatz?"

    Sie hatte es also gehört. Womöglich noch seinen Namen, aber sie war wohl auch klug genug, Gracchus nicht anzusprechen. Es war besser so, und so sollte es auch bleiben. Was Gracchus und mich anging, diese Dinge mussten im Verborgenen bleiben.
    "Was Du gehört hast, wirst Du bei Dir behalten. Kein Wort dazu zu irgend jemandem in diesem oder ausserhalb dieses Haushalts, nicht zu Severus, nicht zu einem meiner Verwandten, hast Du mich verstanden? Es ist eine Sache, etwas aussichtsloses zu hoffen und zu ersehnen, und eine andere, es ertragen zu müssen, dem Mitleid anderer ausgesetzt zu sein. Das will ich nicht. Es ist meine Sache, und meine Sache allein."
    Vielleicht wusste sie nicht, wie verboten mein Hoffen war. Vielleicht ahnte sie nicht einmal, welche Waffe ihr damit gegen mich in die Hand gelegt worden war, und vielleicht würde sie es nicht erfahren. Verboten war es nicht, einen Mann zu lieben, die Gesellschaft sah darüber hinweg, wie man sich schon über Catulls Liebesgedichte seinem Gespielen gegenüber amüsiert hatte. Aber einen Verwandten zu begehren, das war weitab von allen erlaubten Pfaden, selbst wenn diese Liebe niemals gelebt wurde. Vielleicht war es meine Schuld, mein sinnloses Hoffen, mein sehnsüchtiges Begehren, das diese dunklen Wolken über die Flavier gezogen hatte.

    Ich blieb nahe des Fensters stehen, blickte sie aber an - ihr Gesicht musste ich sehen, um einen Hinweis darauf zu erhalten, ob sie mich anlog. Sie hatte es einmal getan, und wer wusste schon, wieviel sie sonst noch vor mir verheimlichte, es war die Natur von Frauen, nicht über alles zu sprechen, was sie bewegte. Im Gras gesessen. Anscheinend hatte sie nicht genug Aufgaben den Tag über, wenn sie Zeit fand, nachmittags im Gras herum zu sitzen, überlegte ich kurz und runzelte die Stirn - wahrscheinlich stimmte es, ich war zu nachgiebig mit meinen Sklaven, zu gutmütig, zu wenig dahinter her, sie zu erziehen.
    "Was hast Du alles von unserem Gespräch gehört?" fragte ich weiter, und mein Blick bohrte sich in den ihren. Das hier war keine Spielerei, meine Miene dürfte auch ihr deutlich genug gemacht haben, dass es mir bitterernst war und es hier nicht um eine Kleinigkeit ging. Hätte ich alles herunterspielen sollen? Aber wahrscheinlich war es ohnehin zu spät, um das noch zu tun, ich hatte mich im Gespräch mit Corvinus zu sehr aufgeregt, und wenn sie das gehört hatte, wäre es alles nur Lüge gewesen.

    "Zumindest entspricht er seinem eigenen Schönheitsideal, wie mir scheint, und diese grundlegende Selbstzufriedenheit ist eigentlich beneidenswert, wann ist man in der heutigen Zeit schon wirklich mit sich selbst im Reinen?" gab ich schmunzelnd zurück und beobachtete den Muskelprotz noch einen Moment lang bei dessen selbstvergessener Arbeit mit den Gewichten. Nein, eindeutig, diese Art Mann würde mich niemals wirklich herausfordern, da waren mir natürlich gewachsene Körper wie der des Aurelius Ursus lieber. Man hatte dabei immernoch eher das Gefühl, einen wirklichen Menschen anzufassen denn ein künstliches Produkt einer eintönigen und wenig ansprechenden Tätigkeit wie dem täglichen Gewichtestemmen. Da Ursus meinem Vorschlag des Laufens zugestimmt hatte, nahm auch ich nun langsame Schritte auf, die mich an den Rand des Trainingsareals führten, und dort hatten wir dann, wie auch einige andere, genug Platz, unsere Runden zu laufen - es waren keine riesigen Runden, aber man konnte sich Bewegung verschaffen.


    Es tat gut, zu laufen, und ich merkte schon nach den ersten Schritten, dass die üblichen Lasten von mir abfielen, mich einfach in Frieden ließen, ohne dass ich zuviel darüber nachdenken musste. Sich allein auf den Ablauf der Bewegungen zu konzentrieren, tat gut, und ich eilte mich nicht zu sehr, war es doch wichtig, nicht zu übertreiben. Ich wollte nicht nach vier Runden keuchend an der Wand lehnen, wenn ich mit etwas mehr Muße deutlich bessere Resultate erzielen würde. Und Ursus schien leicht mithalten zu können - nun, vielleicht war dies der Beginn eines guten persönlichen Verstehens, wer wusste das schon?

    "Ein guter Ansatz, aber es fehlen uns noch ein paar Amtsträger innerhalb der Priesterschaft. Du hast ganz Recht mit den pontifices und augures, die sacerdotes bilden natürlich die Mehrheit der Priester, da den meisten plebejischen Priestern der Aufstieg in höhere Ränge durch ihre Herkunft verwehrt ist. Dabei zu beachten ist, dass die pontificeas allgemein nur ein Priesterkollegium sind und aus mehreren verschiedenartigen Priestermitgliedern bestehen. Bei den pontifices Du die flamines vergessen - weisst Du, welche Funktionen sie haben? Und in welche beiden Gremien kann man die flamines unterteilen?"
    Für eine Anfängerin war sie wirklich nicht schlecht - und sie gab sich Mühe, das merkte man durchaus, und ich war bereit, dies zu honorieren. Natürlich wurden die Fragen jetzt nicht einfacher, sondern ein bisschen herausfordernder. Immerhin sollte sie hier ihre Grenzen erkennen und vielleicht auch erweitern können.

    Das Erheben Antonias riss mich aus meinem Konstrukt vieler Gedanken und Überlegungen, die sich allesamt mit meinem eigenen Elend befasst hatten - und mir wurde erst dann wieder bewusst, dass sie sich schätzungsweise wohl nicht gefreut haben mochte, worüber wir uns unterhalten hatten. Sie war eine stolze Frau, und Stolz führte einen allzu oft in die Irre, man suchte sich geradezu gerne Punkte, an denen man gemessen wurde von anderen, ohne zu merken, dass vieles davon nur ein Produkt eigener Vorstellungen war - ich wusste es, hatte ich doch oft genug mit meinem eigenen Stolz zu kämpfen und oft genug verlor ich diesen Kampf. Gracchus' warmer Atem auf meiner Haut, als er mir seine Worte zuraunte, ließ mir unvermittelt den Atem stocken, süße Folter, die mich von Kopf bis Fuß mit einem Mal hellwach machte, das vertraute und hoffnungslose Prickeln zurückbrachte, das heillos durch meinen Leib zog, Woge um Woge einer Erregung, die ich mir nicht leisten durfte, nicht hier, überhaupt nicht, niemals wieder.
    "Es ist wirklich warm hier drin, sie wird sicher bald zurück sein," sagte ich, es versuchend auf die leichte Weise zu betrachten, aber auch ahnend, dass es damit nicht ausgestanden sein würde. Immerhin war sie eine Claudia, und eine stolze noch dazu.


    Während wir auf ihre Rückkehr warteten, schweifte mein Blick durch die Menge, blieb hie und da an den Anwesenden hängen. Callista schien sich wirklich um Hungaricus zu bemühen, und er schien dem nicht abgeneigt, das Glitzern seiner Augen verriet ihn dann doch, und ich wusste genug über das alte Spiel zwischen Mann und Frau, um zu erkennen, wo es gespielt wurde, wenngleich gut versteckt und kunstvoll in Worte und harmlose Gesten gekleidet. Für einen stillen Moment wünschte ich, sie würde mich so anblicken, aber ich wusste doch auch, dass sie mich bereits einmal so angesehen hatte ... ein Schmunzeln umspielte meine Mundwinkel, als ich mich den anderen Gästen zuwandte. Aurelia Helena und Aurelia Prisca standen von Senatoren umgeben im Gespräch mit ihnen vereint, und sie schienen sich gut zu amüsieren - ich hatte Gelegenheit, beide Frauen ein bisschen beim gestikulieren, beim vornehmen Unterhalten zu beobachten, und fand meine Annahme, dass beide ihren Reiz hatten, abermals bestätigt. Allerdings - Priscas Augen leuchteten etwas mehr, sie schien unbeschwerter, lebendiger - Helena hatte an diesem Abend weit weniger erfreut gewirkt, warum auch immer. Ich nahm mir vor, es nach dem Gefühl zu entscheiden ... im Augenblick wollte ich eher Prisca genauer kennenlernen, wenn ich morgen früh immernoch dieser Ansicht sein würde, dann musste es geschehen.


    "Ich begleite euch," sagte ich auf Gracchus' Frage, nicht zuletzt, weil ich nicht glaubte, jetzt noch groß ins Gespräch mit Unbekannten zu kommen, es hatten sich Grüppchen gebildet, wie bei den meisten Festen üblich, und Corvinus schien so sehr von seinen Gästen vereinnahmt, dass ich ihn eine geraume Weile nicht mehr gesehen hatte, er konnte mich also auch nicht vorstellen gehen. In sofern - es würde andere Gelegenheiten geben, und vielleicht auch bessere mit etwas weniger Trubel. Wir würden auch ein Fest ausrichten müssen, demnächst ... "Lass mir nur eben noch die Gelegenheit, mich zu verabschieden, ich möchte unsere Gastgeber und eine potentielle Braut ungern vergrätzen."

    Nach dem Gespräch mit Corvinus im Garten - und Bona Dea, es war ein ganz anderes Gespräch geworden, als ich es jemals vermutet hätte - stand noch etwas weiteres an. Ich musste mich der Loyalität Bridhes versichern, und ihr zur Not auch klarmachen, dass jedes Wort über diese Angelegenheit für sie ungesund werden würde - es war besser, es ein für allemal geklärt zu haben. Auch wenn mir vor diesem Gespräch graute, ich fühlte mich nach wie vor angeschlagen und im Innersten taub von all den Entwicklungen der letzten Tage. Jetzt noch eine Sklavin, bei der ich mir nicht sicher war, ob ich ihr überhaupt trauen konnte, war schon fast zuviel des Guten - und so ließ ich mir mit dem Rückweg Zeit, ohne zu ahnen, dass sie voller Unruhe warten musste. Als ich schließlich mein cubiculum betrat, hatte ich meine Gefühle wieder so unter Kontrolle bekommen, dass sich meinem Gesicht nichts ablesen ließ, die übliche Maske der Gleichgültigkeit war zurückgekehrt, hinter der ich mich so oft verstecken musste.
    "Bridhe," sagte ich, wenig originell, zugegebenermaßen, "... was hast Du vorhin im Garten gemacht?"

    "Für ein spannendes Rennen klingt das sehr vielversprechend - und ich hoffe, Du wirst mich benachrichtigen lassen, sobald es einen festen Termin gibt, damit ich ihn mir auf jeden Fall frei halten kann," sagte ich zuversichtlich. Irgendwie würde es schon gelingen, mir einen solchen Tag freizuschaufeln, ob nun Wahl oder nicht Wahl, zu tun gab es in der letzten Zeit für mich immer wieder sehr viel. Vielleicht war es auch das, was mich langsam aber sicher vom gemütlichen Müßiggang weggeführt hatte, dieses Wissen darum, einen Beitrag zu leisten, der nicht ungehört verhallte und ungesehen in Vergessenheit geraten würde. "Annaeus Modestus lässt sich also auch aufstellen? Da wird ihm seine Erfahrung als Duumvir Mantuas sicherlich zugute kommen, und die gens Annaea ist auch nicht die unbekannteste - ich würde ihn für einen der sichereren Kandidaten halten. Weisst Du, wer sonst noch in Frage kommt?"
    Nein, wirklich neugierig war ich nicht, aber ich war doch gespannt darauf, wie meine Konkurrenz aussah und mit was ich würde rechnen müssen. Dass Aurelius Ursus kandidieren würde, wusste ich bereits, und erwartete auch, dass er gewählt würde, die gens Aurelia konnte es sich leisten, viele Wähler zu mobilisieren.

    "Danke, Bridhe, ich brauche nichts. Sei so gut und geh heute Straton etwas zur Hand, es gilt einen Ausflug aufs Land vorzubereiten, und ein wenig weibliches Gespür wäre da sicher nicht zu verachten," sagte ich gutgelaunt - immerhin hatte ich den Angriff der Klienten überstanden - um mich dann meinem Neffen zuzuwenden. "Nun, wer weiss, wahrscheinlich wickeln sie mich demnächst aus der toga und verkaufen Stückchen davon teuer auf dem Markt," bemerkte ich zur Kliententhematik und schmunzelte.


    "Also gut, dann begeben wir uns doch gleich zum Tempel, es wird Zeit, das hat jetzt doch länger gedauert als gedacht. Ich will nicht wissen, wie es hier aussieht, sollte ich die Wahl gewinnen, wahrscheinlich müssen wir dann anbauen."
    Felix würde sein Heim nicht wiedererkennen, wenn er zurückkehrte, und die Vorstellung seines Gesichts ließ mich abermals kurz schmunzeln, bevor ich Lucanus auffordernd zunickte und mich auf den Weg zur porta machte - das strahlend gelaunte morgendliche Rom erwartete uns und an diesem Morgen war ich sogar geneigt, an diesem Moloch an Stadt etwas positives zu finden.

    "Vielleicht bin ich einfach schon zu lange daran gewöhnt, mit niemanden über diese Sache zu sprechen. Irgendwann schweigt man ganz automatisch über alles, was das tiefste Innere anbelangt, und spricht es auch nie wieder an. Es brächte ja doch kaum Hilfe noch eine Änderung, und innerhalb der Familie ist ein solches Wissen auch nicht gut aufgehoben," sagte ich langsam und blickte auf das Gras das sich ebenso leicht im Wind bewegte wie die Zweige der Weiden um die Laube herum. Es hätte so friedlich und schön sein können, wenngleich in meinem Inneren die Ödnis eines jüngst beanspruchten Schlachtfelds herrschte und nur wenig der Ruhe, die nach dem Sturm kam. Dass Bridhe so überraschend in unsere Nähe kam - das laute Niesen hatte sie zweifelsohne angekündigt - sah ich nicht zum Anlass, meine Haltung oder meine Sitzposition zu ändern, denn immerhin war Corvinus mein Freund, und nichts anrüchtiges an unserem Verhältnis zueinander. Aber ... hatte sie gelauscht? Wie lange vor dem Niesen war sie hier gewesen? Was hatte sie erfahren? Ich konnte nicht anders, selbst in der dumpfen Taubheit meiner Gefühle lauerte doch dieser zutiefst flavische Argwohn, der es uns so schnell gebot, uns vor Gefahren zu schützen, ob nun vorhanden oder eingebildet.


    "Bridhe, Du wartest in meinem cubiculum auf mich," traf ich in knappen Worten meine Anordnung, und mein Blick mochte zusätzlich verraten, dass ich weder Widerspruch akzeptieren würde noch Widerworten zuhören. Es gab Momente, in denen ich geduldig war, und Momente, in denen ich wahrscheinlich zu geduldig war, aber dieser war keiner davon. Wenn sie klug war, ging sie weiter und tat, was ich ihr gesagt hatte, an diesem Tag war so vieles möglich, und ich war mir keineswegs so sicher wie mein Freund, dass die mörderische Wut, die eben erst abgeklungen war, nicht mehr wiederkehren würde. Niemals hatte ich so sehr an mir gezweifelt wie an diesem Tag, ohne den verlässlichen Halt eines Wissens, ohne den Gedanken an Manius, an dem ich mich oft genug geklammert hatte - wenn ich schon an ihm zweifelte, und an meinem besten Freund zweifelte, wieviel war dann noch sicher auf dieser Welt?
    "Es ist besser, kein Mensch erfährt jemals davon. Es ist meine Last, Corvinus, und ich trage sie lange genug mit mir herum,ich werde sie auch weiter tragen, und hoffen, dass mir irgendwann die Götter gnädig sind, es zu beenden. Oder zu verändern, was ist. Du wirst lachen, ich stand auch schon einmal auf den tarpeischen Felsen und wollte hinabfliegen, damit es ein Ende findet." Nur einem Mann war es zu verdanken, dass ich noch hier war, und jener war fern in Parthia.


    Seine Worte über die Verlobung schreckten mich allerdings doch etwas auf. "Warum hast Du diese vorteilhafte Verbindung gelöst? Die Claudia ist eine alte gens, und man wird die Schmach nicht so leicht vergessen, die ihr durch dieses erwächst. Was ist zwischen euch geschehen, dass Du die Frau, die Du liebst, nicht mehr heiraten willst?"
    Fast begierig stürzte ich mich auf dieses neue Thema, vermochte es mich doch von all den anderern unerfreulichen Dingen meiner eigenen Existenz abzulenken. Nun rückte ich doch von ihm ab, um ihm ins Gesicht blicken zu können, zu überraschend war diese Nachricht gewesen. Vor wenigen Wochen noch hatte ich die beiden als sicheres nächstes patrizisches Ehepaar gesehen, das sehr bald viele Kinder machen und in gegenseitigem Einvernehmen glücklich werden würde. "Da komme ich mit meinen Hirngespinsten und Du trägst Deine eigenen Sorgen mit Dir herum. Was für ein schlechter Freund bin ich in diesen dunklen Tagen, aber ich will es nicht bleiben. Wenn Du möchtest, erzähle mir alles. Vielleicht hilft es ja doch."

    Es war so leicht, mich in diesen warmen, weichen Worten zu verlieren, einer Landschaft aus Klängen, denen meine sehnsüchtigen Sinne nur zu folgen brauchten, um sich daran zu goutieren. Vielleicht war es der Wein, der mich heute leichter träumen ließ, oder aber das Gefühl, ihm in diesen Stunden des gemütlichen Beisammenseins besonders nahe zu sein, ohne ihn berühren zu müssen, ich konnte es nicht mit Bestimmtheit sagen - aber in diesem Moment fühlte ich mich wohl, geborgen und wohl. Wie leicht war es da, mich von seinen Worten umhüllt zu fühlen, gleichwohl zu genießen, auch wenn es mir selbst wohl niemals möglich sein würde, meine Empfindungen auf so köstliche, einzigartige Weise in Worte zu bannen. In solchen Dingen fühlte ich mich ihm stets unterlegen, aber nicht auf unangenehme Weise, denn ich konnte seine herausragende Könnerschaft auf diesem Gebiet ohne Neid akzeptieren, sie vielmehr mit Bewunderung genießen. Ihn so sprechen zu hören über das, was wir gemeinsam teilten, war gleichsam auch Hoffnung spendend, dass es zwischen uns niemals einen Schatten geben würde. Nichts, das uns letztendlich voneinander trennen mochte - eine verwegene Hoffnung, aber eine, an die ich mich klammerte.


    "Ich kann mir Deine Worte im Herzen bewahren, und sollte dies ein aus dem Rausch geborener Traum sein, mein Manius, so ist es doch ein schöner Traum, der viele andere Dinge aufzuwiegen weiss, mit denen wir uns herumschlagen müssen. Doch nimm mir nicht die Hoffnung, dass dies vielleicht auch wahrhaftig gesagte Worte waren, an denen ich mich festhalten kann, wann immer ich es muss," gab ich lächelnd zurück und beobachtete ihn bei einem Schluck Wein aus seinem Becher. Er vertrug keinen Wein, eine bisweilen im Familienstammbaum jäh aufblitzende Schwäche, aber das Vermögen, viel zu trinken, war stets mehr den hispanischen Flaviern gegeben gewesen denn den italischen. Während ich mich angenehm angeheitert fühlte durch Felix' ausgezeichneten Wein, schien Gracchus mir um einiges voraus zu sein, und wohl schon dem Stadium seliger Umnachtung nachzueilen. Ich konnte nicht anders, als ihn lange zu betrachten, die Gesichtszüge entspannt, der Welt entrückt, wie er es selten war, zu wenig ließ er sich Zeit, auch einmal er selbst zu sein, immer rief er sich zur Ordnung. Ich wusste in diesem Moment, wie kostbar er war, denn oft hatte ich ihn so in den letzten Jahren nicht gesehen. "Vielleicht ist es Zeit, schlafen zu gehen, was hältst Du davon?" sprach ich in seine Richtung, und einen Moment lang gaukelte ein höchst verlockendes Bild vor meinen Sinnen herum.

    Frisch rasiert, ein recht schnelles und damit nicht gerade umfangreiches Frühstück im Magen und die toga in ordentliche Falten gelegt, schritt ich in Richtung des atriums, wo mich das Geschnatter der Klienten schon erwartete - heute waren es mehr alsüblicherweise, und ein oder andere neue Gesichter waren auch dabei, anscheinend hatte sich meine Kandidatur noch etwas mehr herumgesprochen und der ein oder andere wollte auf den fahrenden Karren aufspringen. Mir sollte es recht sein, eine reichhaltige Klientelschar war nicht das Verkehrteste. Und während sich die Klienten langsam aber sicher um mich drängelten, um mir ihre Sorgen anzutragen oder auch einfach nur ihre Unterstützung zuzusichern für die Wahl - ein paar der Männer wollten wohl die Senatoren abpassen und ihre Gespräche unauffällig belauschen, ob es schon Wahlfavoriten gab - ein anderer erbot sich, meine Wahlwerbesprüche, die er schon an diversen Wänden gesehen hatte, in anderen Vierteln auch aufzumalen - verstrich die Zeit, und ich kam gar nicht wirklich dazu, mich nach Lucanus umzusehen, war er überhaupt schon da?


    Erst als die sportula verteilt waren, die heute eine recht nahrhafte Füllung zu bieten hatten, wurde es endlich wieder stiller, und einer nach dem anderen verzog sich - ich hatte angedeutet, dass ich zum Tempel gehen würde, um meiner Pflicht nachzukommen, und das war weit weniger prestigeträchtig als mich zum forum zu begleiten. Jetzt konnte ich auch endlich durchatmen und erspähte Lucanus samt meiner Sklavin Bridhe am Rande des atriums, offensichtlich noch immer im Gespräch - den letzten Klienten verabschiedend, schritt ich auf die beiden zu und nickte leicht. "Salve, ihr beiden. Na, bist Du bereit für Deinen ersten Tag als scriba, Lucanus?"

    "Mein germanischer Sklave ist, was solche Dinge angeht, auch nicht besonders mitteilsam - nun ja, ich denke, wenn man so etwas gewöhnt ist, dann erscheint einem alles eben normal. Wenn ich bedenke, wie sehr nubische Sklaven hier im Winter frieren und im Sommer nicht einmal ansatzweise schwitzen, erklärt das doch vieles - uns geht es dann wohl, wenn wir weiter nördlich leben müssen, genauso," überlegte ich und sah mich wenig begeistert auf dem Übungsplatz um. Was mussten diese Leute denn ausgerechnet jetzt alle da sein? Aber es blieb uns nichts anderes übrig, wenn wir nicht Hintern an Hintern mit zwanzig anderen ringen wollten, wir würden eben warten müssen.


    "Einige Runden laufen sollten für den Anfang wohl das beste sein," schlug ich dann vor. "Es lockert die Glieder und wenn wir nicht zu schnell sind, wärmen sich die Muskeln auch ganz gut dabei auf. An den Gewichten ist mir jetzt auch noch zuviel los." Ich warf einen vielsagenden Blick zum Gestell mit den Gewichten, vor dem sich ein Muskelprotz produzierte, der sicherlich auch als Tür oder Schrank gute Dienste geleistet hätte und tagsüber sicher nichts anderes tat als Gewichte zu stemmen. Sein Körper war makellos, aber für meinen Geschmack waren es eindeutig zu viele Muskeln. Bei solchen Männern dachte ich immer grundsätzlich daran, ob sie wohl wie ein Schweinedarm aufgeblasen worden waren.