Mein Blick glitt fast gelangweilt über die Reihen der angebotenen Sklaven, als mich ein Ruf von rechts aus meinen Gedanken riss. "Los, greif mich an!" Auf dem Sklavenmarkt vernahm man solches selten genug, und ich blickte fast automatisch zu dem Rufer mit der tadellos soldatischen Haltung. Fast belustigt verfolgte ich, wie einfach der Fremde mit seinem sklavischen Angreifer fertig wurde - ein armer Irrer, der wohl nicht damit gerechnet hatte, auf einen Soldaten zu treffen, denn dass dieser Mann einer sein musste, verriet nicht nur sein Kampfstil, sondern auch sein Auftreten. Wahrscheinlich Offizier, überlegte ich, und dachte darüber nach, ob ich ihn irgendwo her kannte, musste allerdings verneinen. Aber es hätte mich auch schwer gewundert, immerhin war ich noch nicht allzu lange wieder zurück in Rom und die wenigen Männer, mit denen ich bisher längere Gespräche geführt hatte, waren Verwandte oder Bekannte gewesen.
Dann trat er beiseite und gab den Blick auf eine junge Frau frei, deren stolze Haltung der seinen nicht nachstand - allerdings wirkte sie ein bisschen genervt, vielleicht gar verärgert. Vater und Tochter vielleicht, die einen Sklaven aussuchten? Oder war sie seine Gemahlin? Alt genug mochte sie sein, doch trug sie nicht die Kleidung einer verheirateten Frau. Der Schwung ihrer Lippe hatte etwas Herausforderndes, und so trat ich näher, zum einen die Sklaven betrachtend, zum anderen sie und ihre Begleitung. Wer sie wohl sein mochte? Vielleicht würde ich es herausfinden, zumindest hatte ich heute vielleicht das Glück, nicht sofort als Patrizier erkannt zu werden, hatte ich doch wegen der Hitze auf die Toga verzichtet und trug nur eine einfache, weisse Tunika.