Dieser vage Anflug von Trotz in ihrer Haltung hatte etwas deutlich anziehenderes als eine zu große Willigkeit - vielleicht war dies ein weiterer Teil meines flavischen Erbes, dass ich es nie gerne zu leicht gehabt hatte und wahrscheinlich auch nie leicht haben wollte. Sie schien also zu jenen Frauen zu gehören, die gern ein wenig bockig wurden, ob sie sich das ihrem Herrn gegenüber auch erlaubte? Wieder ließ ich meinen Blick über ihre Gestalt schweifen, bevor ich ihr schließlich zunickte. "Du solltest Deinem Herrn mehr vertrauen. Glaubst Du wirklich, er würde Dir einen weisshaarigen Alten antun?" sagte ich und setzte mich gemächlich auf eine der Steinbänke, sie in meinem Blick behaltend.
"Setz Dich zu mir, Camryn, und erzähl mir ein wenig von Dir. Dein Herr sagte mir, dass Du Keltin wärest, woher stammst Du? Und wie bist Du aufgewachsen?" Damit tätschelte meine Hand leicht den freien Platz auf der Bank, neben mir. Ein klein wenig mehr über dieses süße Ding zu wissen, konnte schließlich nicht schaden.
Beiträge von Caius Flavius Aquilius
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Schüchtern war sie nicht, keine Frage, dachte ich mir und seufzte innerlich. Und jetzt sollte ich mich freuen, sie auf mein Lager werfen und meines Amtes walten? Irgendwie kam mir die Situation im Augenblick etwas absurd vor. Mit einem Wink der Hand schickte ich den beobachtenden Sklaven fort, der mir einen reichlich amüsierten Blick zugedachte, wohl glaubte er, ich wollte meinen Gelüsten gleich hier nachgeben, aber das hatte ich nicht im Geringsten vor. So leicht hatte ich es mir nie gemacht, und zu guter Letzt war sie die Sklavin von einem ... sagen wir, Freund. Das machte sie keineswegs zu Freiwild, zumindest nicht am hellichten Tag, nicht im Atrium der Villa Flavia, vor den Augen meiner Ahnen. So trat ich einen Schritt zurück und nickte.
"Wenn Dein Herr meint, er macht mir mit Dir ein Geschenk, dann soll es so sein," erwiederte ich und blickte sie wieder an. "Was kannst Du denn alles? Kochen? Massieren? Irgend etwas nützliches?" Meine Worte sollten eine Distanz zwischen uns schaffen, die ich noch für dringend nötig empfand. Langsam fuhr ich mir mit einer Hand durch das Haar und umrundete sie nun gleichfalls mit meinen Schritten. "Nefertiri wird sich sicher freuen, Dich kennenzulernen ... sie ist meine Leibsklavin, aber das weisst Du sicher schon."
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Als sie sich mir näherte, konnte ich ihren Duft wahrnehmen und atmete unwillkürlich schneller aus. Kein großes Wunder, dass sich Corvinus ausgerechnet sie für sich ausgesucht hatte, denn eine solche verlockende Sünde auf zwei Beinen musste die Sinne eines Mannes sehr wohl zu erregen und locken wissen - und ich spürte selbst, wie ich auf ihre Gegenwart reagierte. Dafür war sie zu sehr Frau, zu verlockend, dieser wissende Blick aus ihren Augen ließ meinen Atem schneller gehen. Doch versuchte ich standhaft zu bleiben und nahm nun, da sie stand, den Brief entgegen, öffnete ihn und begann zu lesen.
Wenig später atmete ich tief durch. War der Wahn in diesen Aurelier gefahren? Oder wollte er durch seine Sklavin erfahren, welcher Dinge ich fähig war, wenn ich meiner Leidenschaft nachging? Ihr Götter! In diesem Moment bereute ich es wirklich, in einem Tempel derzeit keine dringenden Aufgaben zu haben, die ich hätte vorschieben können, aber nun stand sie schon da und bestenfalls hatte Corvinus gedacht, mir etwas gutes zu tun. "Ich nehme an, Du weisst sehr wohl, was in diesem Pergament steht und welchen Umfang der Wunsch Deines Herren hat," entgegnete ich. "Entspricht dies auch Deinem Willen?" Diesmal blickte ich ihr direkt entgegen, meinen Blick in den ihren bohrend, als könnte ich sie damit erforschen.
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Ich blickte zu ihr herunter, den Brief nicht entgegen nehmend - dass sie es nicht einmal für nötig hielt, sich zu erheben, als ich den Raum betrat, ließ auf eine recht lockere Hand ihres Herrn schließen, und das war etwas, was es hier im Haus nicht gab und nicht geben würde. So blieb ich einige Schritte vor ihr stehen und sah sie demonstrativ ruhig an, während sie den Brief empor hielt.
"Ich weiss nicht, was man Dich in Deinem Haushalt hier gelehrt hat, doch in diesem aus gilt es als höflich, sich zu erheben, wenn ein Patrizier den Raum betritt," stellte ich fest und blickte sie forschend an. "Ich denke, Dein Herr würde sich wünschen, dass Du die elementaren Regeln der Höflichkeit befolgst und achtest, wenn Du in seinem Namen handelst."
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Dass mich ein Sklave von Besuch unterrichtete, erstaunte mich nicht unbedingt, aber dass es eine Botin war, die von Corvinus zu stammen schien, fand mein Interesse deutlich mehr. Vor allem, als ich ihren Namen hörte - Camryn. Seine Leibsklavin aus dem Norden, warum schickte er mir dieses Mädchen? Seufzend hatte ich mich auf den Weg gemacht, denn ein Brief mochte wichtig sein und ich wollte nicht riskieren, dass er in die falschen Hände fiel. Entsprechend der Tatsache, dass ich derzeitig im Hause entspannte, trug ich nur eine dunkelrote Tunika und Sandalen, als ich das Atrium betrat und mich nach ihr umblickte. Sie sah wirklich so gut aus, wie ich es mir gedacht hatte, aber ich hatte nicht vor, sie das allzu schnell merken zu lassen.
"Salve Camryn," sagte ich zu ihr. "Du hast eine Botschaft für mich?" -
Der Alte führte die junge Frau in das Atrium der Villa Flavia, deren Pracht verriet, dass es sich hier um eines der ältesten und auch reichsten Häuser Roms handelte.
"Du wartest hier, bis der Herr erscheint, und fass nichts an," schärfte der alte Sklave Camryn ein und schlurfte zurück zur Porta, einen anderen Haussklaven zu dem Flavier schickend, damit er von seinem Besuch erfuhr - ein dritter wurde dazu abgeordnet, ein Auge auf Camryn zu halten, während sie sich im Atrium befand. -
Ein Aurelier, hm. Patrizier, immer dasselbe mit denen, die hatten zu viel Zeit, dachte der Alte. Jetzt schickten sie schon halbe Mädchen mit Briefen durch Rom - er würde die sogenannten Herrschaften wohl nie verstehen. "Na dann komm herein," grummelte er und führte sie in das Innere des Hauses, genauer gesagt das Atrium, damit sie dort auf den Flavier warten konnte - wobei er darauf achtete, dass sie von einem anderen Sklaven des Hauses beobachtet blieb.
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Der Alte blickte einmal von oben bis unten an der jungen Frau entlang und seufzte. Das würde bedeuten, er würde laufen müssen, na wunderbar. Seine Begeisterung wuchs ins Unermessliche. "Und wer bist Du und wer schickt Dich?" fragte er genervt und wünschte die Frau am besten irgendwo hin nach Germania oder Syria - Hauptsache, es entstünde ihm keine weitere Arbeit dadurch.
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Einer der Sklaven der Villa, der an diesem Tage den Dienst des ianitors verrichtete, öffnete nach dem Klopfen unmotiviert die Türe und blickte blinzelnd hinaus, die junge Frau betrachtend, als könne er nicht ganz glauben, dass da jemand stand, der ihn in seinem gemütlichen Nachmittag störte.
"Ja..? Was willst Du denn?" knarzte der Alte und blickte sie fragend an. "Wir kaufen nichts an der Tür!" -
Meine geheime Liste der Punkte, die ich diesem Tiberier zuschrieb, wurde durch seine Worte ergänzt. Bisher hatte ich dort 'Soldat', 'Magistrat', 'Rechthaber' und 'Humorverweigerer' stehen, jetzt fügte ich noch 'Spaßbremse' hinzu, aber im Grunde konnte ich ihn fast verstehen. Rom war nun einmal die dreckige Hure des Imperiums, hier lauerten an jeder Ecke irgendwelche Verbrecher und gerade eine junge Patrizierin bedurfte einer gewissen Aufsicht, damit sie nicht die falschen Männer anzog. War ich ein richtiger Mann? Dass sie vortrat und mich ansprach, ließ mich zumindest vermuten, dass ich nicht ganz falsch sein konnte, zumindest nicht für sie, und so erwiederte ich ihr Lächeln offen.
"Es ist mir eine Freude und Ehre zugleich, Euch beide hier kennengelernt zu haben - wenngleich unter ungewöhnlichen Umständen," mei Blick schweifte zu Titus, und irgendwann würde er den verdienten Tritt für seinen Aufstand noch bekommen. "Es gibt nichts zu verzeihen, denke ich, ehrt ihn doch die Sorge um Dich sehr. Wie leicht kann einem hier in Rom etwas passieren." Seine neuerliche Zurechtweisung ignorierte ich in bester Flaviermanier einfach, wahrscheinlich war er einer von denen, die nach aussen hin furchtbar ehrenhaft taten und im eigenen cubiculum dann Orgien mit Sklavinnen feierten oder dergleichen mehr. "Wie ich sehe, habt ihr einen Sklaven für eure Zwecke gefunden," bemerkte ich dann, ein neues Gesprächsthema als das Anblicken von Frauen anbietend. "Der einzige annehmbare, würde ich sagen."
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Seit mich die Aufforderung, die zweite Prüfung auf dem Weg zum sacerdos publicus anzugehen, erreicht hatte, hatte ich über eine passende Opfergabe nachgedacht. Denn damit begann schon das Opfer im Grunde, war die gewählte Opfergabe die Falsche, konnte man sicher sein, den Gott oder die Göttin zu beleidigen, den oder die man damit eigentlich ehren wollte. Ein Stier für Mars war undenkbar und viel zu teuer, ebenso einem Probeopfer kaum angemessen, wenngleich es natürlich das beste Opfertier gewesen wäre - so hatte ich mich nach einigem Hin- und Herüberlegen schließlich für Ferkel entschieden. Schweine waren auch noch teuer genug, um als Gabe Eindruck zu machen und die Ehre des Gottes zu erhöhen. Natürlich wäre ein dickes Mastschwein übertrieben, ausserdem konnte ich es mir nicht leisten, zwei Mastschweine zur Probe zu töten, damit es mit dem dritten dann klappen würde - also hatte ich am frühen Morgen dieses Tages meine süße kleine Nefertiri ausgeschickt, um drei Ferkel besten Wuchses und mit heller Farbe auszusuchen. Die helle Farbe war ein Zeichen dafür, dass sie einem Gott der Oberfläche geopfert werden sollten, dunkle Ferkel hätte ich für einen Unterweltgott ausgesucht.
So stand ich nun im Keller der Villa Flavia Felix und mit mir war Nefertiri im Raum, die ein bisschen zu frieren schien, die Schweine aber tapfer in ihrem Korb festhielt. Sie hatte die Tiere gut ausgesucht, das schönste Ferkel wählte ich als Opfergabe für meine Prüfung aus und hieß sie, es im Korb dorthin zu bringen, wo die Tiere der Villa gehalten wurden, es gab ein paar Hühner für eine eigene Eierversorgung, also würde ein Ferkel zumindest eine Nacht über nicht auffallen. Es war eine halbe Ewigkeit her, dass ich zuhause den Göttern geopfert hatte, und damals waren es Hühner gewesen, die Ferkelopfer meiner Vergangenheit hatten immer unter der strengen Aufsicht meines Vaters stattgefunden, aber diesmal war ich es, der alleine stand und die leise grunzenden Tiere aus eigenem Wissen töten würde. Wie es die Sitte vorschrieb, trug ich nur den Lendenschurz der Opfernden, dazu das Opfermesser am Gürtel, um mich daran zu gewöhnen - dass mir einige der Sklavinnen in der Villa verwirrt nachgesehen hatten, störte mich wenig.
Eines der beiden Ferkel deponierte ich in der culina unter der Aufsicht eines anderen Sklaven, damit es nicht durch den Tod des ersten Tiers panisch wurde, das andere band ich, wie es bei Opfertieren üblich war, im Keller an. Ich umrundete das leise grunzende Tier, das mir mit einem erstaunlich wissenden Blick nachsah, und tat so, als würde ich den Opferschmuck abnehmen - es gab zwar keinen, aber es gehörte zum Ritus und man konnte schließlich so tun als ob. Das Ferkel grunzte wieder, als wolle es meine Bemühungen mit seiner musikalischen Zugabe untermalen, während ich es umrundete und genauer in Augenschein nahm. Es wirkte noch recht friedlich, glücklicherweise, denn ganz geheuer war mir die Sache nicht. Ein Ferkel war dann doch ein anderes Kaliber als ein Huhn. Ich strich mit dem Messer einmal vom Kopf bis zum Ringelschwanz des Tiers, auch die Rolle des Opferherrn übernehmend, und räusperte mich.
"Hiermit, oh großer Mars, weihe ich Dir dieses Tier, und bla bla bla ..." Das Gebet zu sprechen passte nicht so ganz, also kürzte ich diesen Teil ab, während das Ferkel leise quiekte."Agone?" fragte ich mit meiner normalen Stimme, antwortete das "Age!" des vermeintlichen Opferherrn mit verstellter Stimme und nahm das Ferkel in den Blick. "Halt still, Mistvieh," schickte ich geknurrt hinterher, als es den Kopf bewegte, dann holte ich aus und stach zu, der Halsschlagader entgegen, während das Ferkel einen kreischenden Quiek-Entsetzenslaut losliess, der von der culina vom anderen Ferkel beantwortet wurde. Das Ferkel zuckte heftig zusammen, trat mit den Beinen nach mir und ich stellte, als mich einer der Hufe traf, fest, dass ich es anscheinend nicht fest genug gebunden hatte - das Tier riss sich los und sauste die Treppe hinauf durch die culina, was ich an den erschrockenen Lauten der dort arbeitenden Sklavinnen wahrnahm. "Verdammte Scheisse!" Ich rannte, so blutbespritzt wie ich war, los und setzte dem Schwein nach, das durch die Tür der culina hinaus auf den Gang gerannt war und eine blutrote Spur an Wand und Boden hinter sich herzog. Ein weiterer Sklave geriet dem entsetzt quiekenden Ferkel mit dem Loch im Hals in den Weg und ließ scheppernd die Kanne fallen, die er gerade getragen hatte - das durfte doch nicht wahr sein, wie lang konnte ein halbtotes Schwein rennen?
Es musste wahrhaft ein Bild für Götter sein, das blutende Schwein im Eiltempo und hinter ihm ein halbnackter oder besser dreiviertelnackter Mann mit einem Opfermesser in der Hand, Nefertiri starrte mir mit großen Augen hinterher, wärhend ich versuchte, dem Schwein nachzukommen und es irgendwie einzufangen. Irgendwann musste es doch einfach tot sein! Während es in Richtung Atrium galloppierte, als seien alle Kreaturen des Hades hinter ihm her, rutschte es am Ende des Gangs aus und geriet vom eigenen Blut ins Schliddern, um dann in einem lauten, empörten Quieken über den Boden zu trudeln - ich hörte einen gewaltigen Platscher, als das Tier im impluvium des Atriums landete und das Wasser auf den Boden schwappte, sich mit dem vergossenen Blut mischte und eine riesige, nasse und vor allem rosa gefärbte Sauerei hinterließ. Meine Sandalen verloren den Halt und ich konnte mich gerade noch an einer der Säulen festhalten, sonst wäre ich wohl genauso in das Wasser gefallen wie das nun allen Göttern sei Dank zur Ruhe gekommene Ferkel. Wenigstens, dachte ich, hatte es gut genug geblutet, um ein angemessenes Opfer darzustellen, und rieb mir mein bei der Verfolgungsjagd gestoßenes Knie.
"Äh... Herr?" hörte ich die zaghafte Stimme meiner kleinen Ägypterin von hinten, die noch immer den Korb des Ferkels in ihren Armen trug, glücklicherweise nun ohne Ferkel. "Sag den Sklaven der culina, dass es heute abend verdammtes Spanferkel gibt," knurrte ich und richtete mich langsam wieder auf. In meiner inneren Vorbereitungsliste für das Opfer fügte ich den Punkt 'Ferkel GUT anbinden' den bisher vorhandenen Punkten zu und seufzte tief. Wenigstens hatte ich noch ein Ferkel übrig, um das nochmal auszuprobieren - bei der Prüfung durfte so etwas nicht passieren. Dann blickte ich mich im Blut- und Wasserüberschwemmten Atrium um und war heilfroh darüber, dass Valerius Victor die Sauerei nicht sehen konnte.
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"Wenn Du einen bewundernden oder interessierten Blick in die Richtung einer Frau als unangemessen empfindest, würde ich Dir dringend empfehlen, sie in einem hölzernen und blickdichten Kasten einzuschließen, auf dass niemand sie zu Gesicht bekommt, denn ansonsten hat Dein Begleiter auf lange Sicht mehr als genug Arbeit. Was ist so falsch daran, die Schönheit einer jungen Dame aus gutem Haus mit Aufmerksamkeit zu würdigen, solange ihr durch einen Blick kein Unheil geschieht? Gegen ein falsches Handeln ist ein Einschreiten rechtens, aber Blicke wirst Du niemals verhüten können - nicht wenn eine Frau schön und von angenehmem Wuchs ist," entgegnete ich trocken und konzentrierte mich für einige Momente lang auf sein Gesicht. Wahrscheinlich gehörte er zu diesen furchtbar sittenstrengen verknöcherten Männern, die am liebsten eher eine hässliche Frau als Mündel hatten denn eine schöne beaufsichtigen zu müssen. Und hässlich war diese junge Dame ganz und gar nicht.
Ich blickte kurz zu den angebotenen Sklaven, der vagen Hoffnung erliegend, vielleicht doch noch ein neues Angebot zu Gesicht zu bekommen, aber ich wurde enttäuscht. "Was lässt Dich übrigens glauben, dass die Blicke alleine Deiner reizenden Beleitung galten? Ich trage mit mir den Wunsch, einen angemessenen Leibwächter zu erwerben, aber mir scheint, heute ist kein allzu guter Tag dafür, das Angebot ist recht dürftig." Ob er wohl zu normaler Konversation ohne den altväterlichen Belehrungston fähig war?
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Ganz dämlich schien der Koloss also doch nicht und innerlich atmete ich auf. Seine Händ hatten in etwa die Größe eines durchschnittlichen Brotlaibs für eine vierköpfige Familie, und ich war nicht ganz unfroh darüber, von ihm keinen wuchtigen Hieb kassiert zu haben, denn ich war mir fast sicher, hätte er mich getroffen, wäre ich ziemlich schnell zu Boden gegangen, Training hin, kräftiger Körperbau her. Gegen einen Mann, der einen locker um eineinhalb Köpfe überragte, half schließlich nur Geschwindigkeit. Ich hob das Kinn etwas und blickte dem heran tretenden Mann entgegen, eine Braue habend. Der Quaestor Consulum also. Er musterte mich und ich gab seinen Blick ungerührt zurück - bei mir gab es außer einem gut trainierten Körper und hohem Wuchs nicht allzu viel zu sehen, keine Narben, keine Schlachtfeldauszeichnungen, nichts ausser dem Stolz und der dignitas der Flavier.
"Salve, Tiberius Vitamalacus," erwiederte ich und behielt meine aufrechte Körperhaltung bei, die mir in der Nähe eines Militärs für angemessen schien. Sein Name, sein Rang sagten mir natürlich etwas, inzwischen hatte ich mich über die Patrizier in Rom informiert. "Flavius Furianus ist mein Vetter, das ist richtig - ich bin Flavius Aquilius, Mitglied der palatinischen Salierbrüder und angehender sacerdos publicus im Kult des Mars" stellte ich klar und hob die Mundwinkel etwas an. "Gibt es einen Grund dafür, dass sich Dein Begleiter auf diese Art und Weise aufführt und damit Schande über Dich bringt?" Ein wenig betonte ich das Wort 'Begleiter' und hoffte, dass diese Andeutung genug war, um ihm klar zu machen, dass mir das Verhalten seines Schoßkläffers nicht gefiel.
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Der Kerl wollte Krieg? Er sollte ihn bekommen. Ich wich seinem Schubsen so gut wie möglich aus und blieb stehen, sodass er, um mich zu bewegen, wohl noch einmal die Hand würde erheben müssen - aber mein Blick sollte ihn davon abhalten können. "Caius Flavius Aquilius, um genau zu sein," sagte ich eisig und blickte abermals an dem Berg von Mann herauf und herab. Wahrscheinlich ein ehemaliger Legionär. Ob sie ihn wegen akuter Dummheit aus der Legion geworfen hatten? Ich hätte mich sicher nicht mit einem Mann umgeben, der die Qualität eines Tunikenstoffs nicht erkennen konnte, um ein Gegenüber einzuschätzen.
"Fass ein Mitglied der Salierbrüder noch einmal an und sei Dir sicher, Du wirst es bereuen," entgegnete ich ungerührt. Letztendlich, würde er mich nochmals angreifen, saß ich am längeren Hebel, und wenn er nicht ein vollkommener Idiot war, konnte er im Klang meiner Stimme auch erkennen, dass ich nicht scherzte. -
Zitat
Original von Nadia
Caius Flavius Aquilius sag doch deinem Sklaven bitte er soll mal deinen Briéfkasten leeren der quillt überBöse Nefertiri .. *peitsch!* so, jetzt ist wieder Platz.
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"Du solltest dabei nicht vergessen, dass dieses Weib weder eine Blutsverwandte war noch eine Flavierin ist," sagte ich, als ich mich erhob und meine ruhige Miene bewahrte. Wahrscheinlich hatten diese Prätorianer nicht allzu viel Freude am Leben, wenn sie mit so billigen Provokationen versuchten, einen Mann aus der Ruhe zu bringen. Aber das berührte mich inzwischen nicht mehr, gerade als hispanischer Flavier hatte ich genug dergleichen gehört, irgendwann gewöhnte man sich daran.
"Vale," sagte ich zu den anwesenden Männern und verließ schließlich den Raum, ein vages Lächeln auf den Lippen. Es war interessant gewesen, auf seine Weise - und die weiteren Details würde ich höchstwahrscheinlich in der Acta finden. Ein solcher Angriff verhallte sicher nicht ungehört und -beschrieben. -
Der Kerl war groß. Er sah aus wie eine Mauer und für einen kurzen Moment hatte ich eine vage Erinnerung an unangenehm volle Zelte voller schwitzender, männlicher Körper. Hätte er sich rasiert und nicht diesen leichten Dreitagebart getragen, hätte er mir vielleicht gefallen können, aber im Augenblick sah er eher aus wie ein Tier denn wie ein Mann. Als er mich anranzte, hob ich langsam, sehr langsam meine rechte Augenbraue und blickte ihn von oben bis unten an, um dann mit meinem blick zu seinem Gesicht zurückzukehren.
"Wer bist Du, dass Du es wagst, in dieser Form das Wort an einen Flavier zu richten? Geh und sag Deinem Herrn, dass ich ihn zu sprechen wünsche," gab ich ihm knapp und bestimmt zurück - das war ja noch schöner, dass jeder beliebige Muskelprotz nun glaubte, hier einen auf dicke Hose machen zu können.
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Den Wortwechsel zwischen den beiden konnte ich nicht genau anhören, denn dafür stand ich zu weit entfernt, aber ich sah sehr wohl, dass sie sich über irgend etwas zu ärgern schien und er es nach bester soldatischer Manier an sich abgleiten ließ wie einen warmen Frühlingsregen. Irgendwie erinnerte der Soldat - so taufte ich ihn insgeheim - mich in diesem Moment an meine verstorbenen Eltern und deren dauernde Streitigkeiten, irgendwann hatte mein Vater meine Mutter einfach nur überhört, egal, was sie gesagt hatte. Vielleicht würde es zwischen diesen beiden einmal genauso kommen, wer wusste das schon.
Dass sich dann aber der Begleiter der beiden mir näherte, verdarb mir meinen Beobachterposten entschieden. Ich ließ meinen Blick nochmals über die ausgestellten Sklaven schweifen und stellte für mich fest, dass davon keiner dabei war, den ich hätte brauchen können. Wahrscheinlich würde ich morgen für ein neues Angebot vorbei kommen, schließlich wurde es Zeit, einen anständigen Leibwächter zu besorgen, wenn ich den Tempeldienst aufnahm, denn spätnachts allein durch Rom zu gehen grenzte an Selbstmord. Inzwischen hatte mich der Hühne wohl erreicht und ich geruhte nun, ihm meine Aufmerksamkeit zuzugedenken.
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Der süße Laut eines Seufzens quoll über ihre Lippen und fast sofort schien ihre Haut wieder diesen rosigen Ton anzunehmen, der ihr viel zu gut stand. Sie nannte es Spiel, was wir taten, dem Reagieren unserer Körper zu lauschen, diesem leichten Prickeln der Haut nachfühlen, das sich meiner bemächtigte, als ich ihre Worte hörte, und dieses Mal fühlte ich meine Lust in den Lenden ein tiefes, pulsierendes Echo nachsenden. Viel zu lange hatte ich keine Frau, keinen Mann in meinen Armen gehalten und sie war ein so williges, süßes Geschenk, ich würde einfach nur die Hand ausstrecken müssen, um sie zu berühren, zu mir zu ziehen - sie würde sich nicht mehr wehren, oder doch?
Und danach würde sie mich dafür verfluchen, sie verführt zu haben, obwohl ich doch wusste, dass sie einen anderen liebte.
"Dies ist kein Spiel, und doch so sehr viel Spiel, wie man es Spiel sein lassen will, meine süße Nadia, weisst du das denn nicht? Was immer zwischen Mann und Frau ist, je süßer es schmeckt, desto besser ist es - und Du schmeckst für mich so süß wie eine vollkommen gereifte Frucht. Ist es denn so verwerflich, Dich dann auch kosten zu wollen? Mit meiner Zunge, meinen Lippen, meinen Fingern .. und mehr?" hauchte ich ihr zu, wohl wissend, dass mein Atem über die empfindsame Haut ihres Ohrs strich.Wieder berührten meine Lippen ihr Ohr, und ich ließ ein zartes Knabbern folgen, das mir ihren Geschmack abermals auf die Lippen brachte, bevor ich mich von dieser verlockenden Ohrmuschel und damit ihrem Körper trennte und ihr ins Gesicht blickte, um ihre Miene in mich aufnehmen zu können. "Es ist, wie es ist, und ich werde mich nicht dafür schämen, Dich zu begehren, wie nur ein Mann eine Frau begehren kann."
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Sein Seufzen ging mir durch Mark und Bein. Man hätte meinen können, uns würden nicht nur zwei Klinen voneinander trennen, der Zwischenraum zwischen diesen beiden Möbelstücken, sondern Welten. Selbst wenn ich jetzt aufgestanden wäre, ihn mit meinen Armen umfangen hätte, um ihn an mich zu ziehen, ich wusste, es würde eine Grenze überschreiten, die ich nicht überschreiten durfte, nicht im Haus seiner Eltern. Nicht hier. Auch wenn es so leicht gewesen wäre. Ich bewegte mich unruhig auf meiner Kline und überlegte, ob ich noch einnmal ein Stück Muschelfleisch essen sollte, aber entschied mich dagegen. Man musste es nicht noch mehr provozieren, und wenn er mich weiterhin so anblickte, würde ich nicht mehr viel von meiner dignitas wahren können. Nicht gegen diesen hungrigen, herausfordernden Blick dieses jungen Aureliers.
"Es wäre zumindest etwas, das von eifrig plappernden Sklavenmündern in die falschen Richtungen getragen würde, und hier in Rom ist zuvieles anders," ergänzte ich seine Worte unwillig, denn diese Tatsache anzuerkennen schmeckte mir nicht, und sie würde mir nie schmecken. Was man hier im stillen Kämmerlein tat, verpönte man offen nach außen, um sich den Anstrich der Ehrenhaftigkeit zu bewahren - in Achaia hatten die Männer wenigstens zu ihrem Tun stehen können, ohne den Stempel einer schmutzigen Begierde erdulden zu müssen. Was mich in diesem Moment für den Aurelier bewegte, war in nichts schmutzig, nur der Wunsch, etwas zu teilen, was auch er teilen wollte, ohne Zwang, ohne Muss, ein geteiltes Wollen. Für mich hatte das nichts Schmutziges an sich. Mein Blick blieb auf der beneidenswerten Traube kleben, die er zwischen den Zähnen zerquetschte, und beneidete den Saft der Frucht glühend, denn er durfte die Weichheit seiner Zunge spüren, die mir versagt blieb.
"Ich würde vorschlagen, wir treffen uns in den nächsten Tagen zu einer Landpartie, was hältst Du davon? Einmal den Pflichten für einige Tage entfliehen und die frische Kühle des Landes genießen, ich habe ohnehin von der Umgebung nicht allzu vieles gesehen bisher," schlug ich mit unschuldigem Unterton vor, denn eine kleine Reise aus dem allzu neugierigen Rom hinaus ließ viele, sehr viele Freiheiten.