Was tat ich hier? Was bei allen Göttern des Hades und Olymps tat ich hier eigentlich? Er war so willig, so bereit, es hätte nur eines Worts bedurft, einer Handlung, vielleicht nur eines beherzten Griffs meiner Hand an den Ort, an dem ich seine Lust am deutlichsten hätte fühlen können und ich war zurückgewichen wie ein feiger Parther, ohne auch noch den Rückwärtsschuss anbringen zu können. Gleichzeitig aber sah ich sein erhitztes Gesicht vor mir, schmeckte seine Zunge, dieses hungrige Verlangen seines Körpers, das sich allzu deutlich manifestiert hatte, und ich wusste, dass ich dieses Bild noch einmal sehen wollte, musste. An einem Ort, an dem keine verfluchten Sklaven stören konnten. Wahrscheinlich würde der Alte nun frohgemut seine Botschaft in die Villa tragen und unser kleines Geheimnis an genau den Stellen ausplaudern, an denen es am allerwenigsten zu suchen hatte, so waren sie nun einmal, diese Sklaven.
Meine Begierde war bei der unverhofften Störung jäh in sich zusammen gesunken, deutlich schneller, als mir lieb sein konnte, aber mir blieb nicht die Gelegenheit, darüber allzu sehr nachzudenken, mischte sich in diese Stimmung nun doch auch ein dumpfer Schmerz meiner Glieder, die sich nicht hatten in der erhofften Weise entladen dürfen. Etwas schief saß ich nun auf der Kline, ohne mich zu regen, hoffend, dieser gewisse Druck würde langsam nachlassen, wie mich auch die Standhaftigkeit im Stich gelassen hatte, während ich stumm auf die Türe starrte, durch die der Sklave nebst Anhang wieder verschwunden war. Wäre dies im Haushalt der Flavier passiert, hätte sich der Alte nicht nur einen Hieb dafür eingefangen, allein schon, um meinen Missmut zu befriedigen. Wahrscheinlich hätte ich ihn blutig geschlagen, um diesen Moment zu vergessen, in dem er uns angestarrt hatte, als wären wir im Begriff, etwas absolut Widerwärtiges zu tun. Was sollte ich jetzt tun? Ich hatte uns gebremst, im Nachhinein hatte es sich als nicht falsch erwiesen, aber nun herrschte Schweigen zwischen uns, wo kurz zuvor noch heiseres Keuchen die Stille durchbrochen hatte.
Langsam drehte ich mich auf der Kline in die Richtung Marcus' und betrachtete seinen Rücken, seine ganze Haltung, die nun sehr gut zu verbergen wusste, was wir kurze Zeit zuvor geteilt hatten. Er wirkte stolz, aufrecht, aber was sollte man von einem Patriziersproß auch anderes erwarten? Ich war der Ältere, ich hätte mich entweder mehr beherrschen müssen oder forscher vorgehen, aber was von beidem nun richtiger war, wusste ich nicht mehr. Zum ersten Mal seit meiner Ankunft in Rom fühlte ich mich auf beklemmende Weise nackt, bis auf das Innerste entblößt, und meine Miene verhärtete sich, um dies zu verbergen. Er durfte nicht wissen, was ich mir dachte, er durfte es nicht einmal ahnen. Auch ich hatte meinen Stolz, und dieser verlangte energisch die Wahrung meiner Würde.
"Ich denke, wir sollten das Essen fortsetzen," hörte ich meine Stimme beherrscht durch den Raum klingen. "Sollte er seine Botschaft irgend jemandem hier mitgeteilt haben, ist das der beste Weg, keinen Anstoß zu erregen." Die einzige Möglichkeit, dieses stille Vergnügen vielleicht zu behalten, ohne von einer geifernden Öffentlichkeit als Knabenliebhaber gedemütigt zu werden, blieb, es auf eine Weise zu gestalten, in der es niemand sehen würde. In diesem Fall auch, keine Sklaven. Die rationale Entscheidung eines Römers, der wusste, wo er stand und was die Menge anrichten konnte, wenn man sie erst einmal losgelassen hatte - ich konnte ihm in diesem Augenblick einfach nicht sagen, dass mich seine stolze Haltung seltsam innig berührte.