Also doch, das Herz dieses süßen, flatternden Vogels war einem anderen vergeben, aber es störte mich nicht. Irgend jemandem galten doch immer die tiefen Sehnsüchte des Herzens, ob diese allerdings reichten, um ein sicheres Leben zu führen, war eine ganz andere Sache und meist von so vielen Zufällen bestimmt, dass man darob nicht zuviel sinnieren durfte, um sich nicht unglücklich zu machen. War sie erleichtert, dass wir den Getränkestand erreichten? Der Händler dort schien recht gut beschäftigt und schöpfte gerade in einen billigen Tonbecher einige Kellen Wasser für eine dickliche Römerin, die ihre gesamte Kinderschar bei sich hatte und mit einigen gekeiften Worten zur Ordnung rief. Wieder einmal gratulierte ich mir zu dem Entschluss, noch keine Kinder zu haben und schon gar keine so lauten, als ich ihre Worte vernahm.
"Zu schade, ich hätte Dich doch zu gern in einen Brunnen geschleppt," sagte ich augenzwinkernd zu der blonden Schönheit an meiner Seite und bekam noch mit, dass die matrona nebenan empört nach Luft schnappte und die Hand ihres jüngsten Sprösslings packte, um ihn von mir wegzuziehen.
"Zwei Becher Wasser," bestellte ich bei dem feisten Händler und reichte ihm die Münzen dafür hinüber, dass er uns zwei Tonbecher mit Wasser füllte. Ich ließ es mir nicht nehmen, meine Hand auf ihrem Rücken ruhen zu lassen, auch wenn ich mir darüber klar war, dass es langsam aber sicher Wirkung zeigen musste und ich die Hand spätestens zum trinken brauchen würde, sollte es nicht zu sehr auffallen, was ich tat. Sanft strich ich ihr Rückgrat entlang bis hinab zur Rundung ihres Pos, um die Hand dort einige Momente verweilen zu lassen, dann nahm ich meinen und ihren Becher entgegen und reichte ihn ihr lächelnd. "Lass es Dir guttun, meine süße Sylphide ... und dann erzählst Du mir vielleicht, wie Du ihn kennengelernt hast, den Mann Deines Herzens?" Darauf war ich wirklich gespannt, vor allem, was er für ein Mann wohl war. Ein civis, der einer bald Freigelassenen die Hoffnung auf eine gleichberechtigte Beziehung machte, konnte kein ehrenhafter Mann sein - oder war es vielleicht ein libertus, der sich ein wenig Wohlstand erworben hatte?