Beiträge von Lucius Helvetius Caesoninus

    Mir war, als hörte ich Stimmen in meinem Inneren - überhaupt, meine gesamte Wahrnehmung war leicht verzerrt, die Ausmaße des Kastells waren mal so, dann mal so; alles glitt ab ins Ungefähre, die Größe des zu verwertenden Legionslagers wollte mir in keine Vorstellung münden, alles blieb Farbe, Form dem Wechsel der Perspektive unterworfen und keine Idee trat zutage ... wie war ich doch froh, dass ich zumindest Glaukos bei mir hatte, der es nie übertrieb mit dem Wein und Furianus, der sehr genau wusste, was er wollte...


    ...wieder war es Glaukos, der mich diesmal etwas deutlicher als zuvor mit einem leichten Stoß seines Ellenbogens darauf aufmerksam machte, dass ich mit Lucius Flavius Konversation - oder gar ein Fachgespräch führen sollte... tja, aus dem Nebel erinnerte ich seine Frage gerade eben so - also antwortete ich hoffentlich ohne Terrainverluste:


    Man muss das Ganze in Augenschein nehmen, vielleicht könnte man die Kräne vor Ort bauen lassen, wir hätten weniger Arbeit mit dem Heranschaffen und auch das Tor könnte einstweilen den Bauplatz vor Neugierigen schützen...

    Eumaios, der uns diesen Morgen zwar nicht eingebrockt, doch immerhin für dessen schlechten pelzigen Geschmack gesorgt hatte, war frecherweise der Munterste von uns und ging mit ein Paar Sachen unter dem Arm voran.


    Hätte er noch ein Lied geträllert, so hätte ich ihn unmittelbar auf der Stelle hinterrücks erschlagen. Glücklicherweise beließ er's bei der wohlgemuten Haltung, die kurz davor zu stehen schien, der ganzen Welt ihre Liebe abtrotzen zu wollen durch den vitalitätsstrotzenden, selbstgewahren Schritt - ich, als Teil dieser Welt konnte ihm mein Herz in dieser Stunde nur zur Hälfte verwehren ... und diese Hälfte begann ihn wirklich und leidenschaftlich zu hassen.


    Zum Zeichen meiner Verdrossenheit drückte ich Glaukos das Instrument zurück in die Hand und knurrte leise, scharf und schnell:


    Du und dein Bruder ... ihr geht heute hinter mir, was soll der Flavier noch denken, he? Dass ihr eure Pflichten nicht kennt und ich ein Narr sei? Was? Sag diesem Schelm, deinem Bruder, dass er mal etwas Wachheit zeigen könne... dabei wies ich unbestimmt hiter mich. Und fühlte mich unverstanden, selbstmitleidig und wütend... auf mich selbst. Selbst mein Ring ließ sich nicht wie gewohnt am Finger drehen...

    Meine Augen waren noch kleine Schlitze und wirkte ich im metallnen Spiegel etwas verquollen.
    Kein Wunder, denn Eumaios hatte die wenig glorreiche Idee eine Verkostung einiger Amphoren Wein vorzunehmen, die er vorgab, gefunden zu haben - auf die besorgte Nachfrage seines Bruders, wie das denn sein könne, reichte er ihm einen gefüllten Becher und sagte, das Wie könne er ja ruhig selber einmal kosten; auf meine duchaus noch besorgtere Nachfrage, wie das Himmel auch komme, erwiederte er, es komme in einer Amphore, lachte dabei freundlich und rollte eine zu mir herrüber.


    Schwerlich konnte ich die Annahme der Annahme verweigern, er habe einen schmackhaften Fund gemacht; weniger noch die Annahme des schmackhaften Funds - also machten wir uns daran, dem Geheimnis der Kelter mit unsren Gaumen nachzuspüren. Einen kurzen und lustig-lächerlichen Abend lang.


    Glaukos räusperte sich und soufflierte mir, eine kurze Antwort, worauf auch immer:


    Solange etwas in der Hand der Truppe ist, bezeugt selbst die hungrige Zeit Respekt vor dem Eigentum des Kaisers.


    Nachdem ich mit zugehört hatte, fand ich, es hätten eher die Worte Eumaios sein können, denn die des Meisters der Zahlenkunst ... erstaunt blickte ich um mich und nahm Glaukos die Groma aus der Hand.

    Seh ich auch so... im allgemeinen gibt es ästhethische Vorbehalte und/oder Rassedünkel (man ist der einzige der Mensch ist weil... blablah). Vermischungen ganzer Volksgruppen unterschiedlicher Hautfarben, Physiognomien gibt es nicht (ich weiß, das ist eine knallharte Behauptung 100% unbelegt und scheinbar willkürlich; aber ich habe Recht :D)


    Aufgrund dieses hinreichend erklärten Faktums stelle ich mir die Kerle auch ganz willkürlich und irgendwie "arabisch" vor, so halt mit olivfarbener Haut schwarzen Haaren leuchtenden Schwarzen Augen, selbst in tiefster Nacht, Blicke zum dahinschmelzen, Musik von irgendwo her - hach, ein Traum

    ...und drehte an meinem Ring, als Tropfen des heiligen Purpur in die Stille des Platzes schnellten, die alsbald gebrochen, durch einen letzten und trauernden Säufzer der geopferten Kreatur, der Spiegel unsrer Einfalt ward, die wir standen und schauten und ferne waren allem - und doch so nah.


    Ich verlor mich gerne in solchen Betrachtungen, sie führten allerdings zu nichts weiter als einer lauen Befriedigung einer Göttersehnsucht, die an die Götter glaubte wie der Mathematicus an eine geometrische Konstruktion - oder eben der Agrimensor an die Form eines Castells - nur das Castell war wirklich, seine Form die Idee... nun langte es aber wirklich.


    Das Tier zuckte noch, die Augen drehten sich im panischen Unglauben der Wirklichkeit des nahenden Todes in eine groteske Richtung und bestätigten den Kreislauf des Werdens und Vegehens der in der Götter Hände lag, die nun vielleicht etwas milder mit dem Menschengeschlecht umspringen würden -


    Etwas beklommen verließ ich den Ort der geheiligten Handlung und dachte an diesen Opferblick und an meine letzten Augenblicke, die ich vermutlich ebenso ungläubig erleben würde ohne inne zu werden, dass eigentlich schon alles vorüber sei.

    Oh dieses süße Nichtstun! Ach, wie ging mir Tarraco auf den Nerv mit seiner Wohlanständigkeit, seinen zu höchsten Ehren gekommenen, in Dignität erstarrten Rentiers, deren Hauptbeschäftigung war, vergoldete Rückblicke auf ihre gloriose Laufbahnen auszutauschen ...


    In der Stimmung solcher Gedanken schlich ich durch die Gassen der Stadt, als ich die Rostra erreichte. An dieser Stelle tat sich mir der Mund auf, denn alles, was bislang an die ehrenhafteste Rentnerruhe der Povinz gemahnte, zerfiel zu einer staubigen Erinnerung, deren Reste ich mit der Bewegung eines Finger von meiner Toga schnippte - - - Denn hier tobte der Glaube an die Götter!


    Mit leisem Amüsement, großer Faszination und - man muss es sagen - schauernder Ehrfurcht betrachtete ich die klagende, die anklagende Frau, die den göttlichen Zorn beschwor. Manche erwachsenene Männer in der Menge schienen ergriffen wie Kinder zu sein, gewärtig ein Gott werde sich zeigen... und etwas in mir mochte das gerne glauben, während ich spürte, dass diese tumultueuse Vernstaltung bald schon wohl ohne Anzeichen einer Gottesgerechtigkeit verhallt sein würde - dennoch: der Mund stand mir recht weit offen... und ich drehte an meinem Ring...

    Kurz und mit selbstverständlicher Nachlässigkeit hob ich die Hand zum angedeuteten Gruß


    So, so ein Neuzugang also ... dann darf ich mein herzliches Willkommen aussprechen!


    Entspannt lachte ich den Petronier und Furianus an und nickte etwas ...freut mich, freut mich ... freut mich wirklich sehr! Ich möchte dennoch eure Unterredung nicht stören und mich dem Verzeichnis widmen.


    Zu Glabrio gewandt Wir finden hoffentlich zu einem späteren Zeitpunkt Gelegenheit einander kennenzulernen, ich fände es recht nützlich, seine Mitstreiter zu kennen.


    Ich nickte ihm freundlich zu und wandte mich zu Furianus, klopfte mit den Fingern wortlos auf dessen Schulter und ging weiter meines unbestimmten Weges.


    Langsam meinen Ring drehend, verschwand ich hinter einer Säule und ward nicht mehr gesehen...


    Dabei dachte ich an das Gold des Ringes und den Staub aus dem es geboren wurde, dabei zog ich gewsise Parallelen... und betrachtete mit einem Schaudern meine Fingernägel, denen ihre jahrelange peinlichste Pflege nicht mehr anzumerken war, sie waren matt und glanzlos wie die einer Wäscherin... Ich musste meine Griechen mehr machen lassen, es ging nicht an, dass ich hier schwitzte... das kam mir mehr als unwürdig vor! Eine Schande...

    In müßiggängerischer Stimmung schlenderte ich durch den Tag, und langte endlich in der Casa an. Ohne eigentliches Ziel führte mich mein Gefühl in den Hortus. Furianus, im Gespräch mit einem mir noch fremden, verlangsamte ich meinen Schritt


    Salvete, meine Herren, ein Tag die rechten Geschäfte anzubahnen...


    Ich hatte mir allenfals den Weg durch ein zwei Menschentrauben gebahnt, heute, doch ... in der Tat es war doch recht schön heut und nicht viel zu tun, noch nicht...

    Furianus entschied weise. Auch ich nickte dem Sklaven zu, und ward bedient. Langsam erhob ich den Becher zum Mund und hoffte, keine Peinlichkeit würde sich durch den Schluck ergeben...


    Dein Wohl! so trank ich. Und alles in mir widerstrebte - für einen Augenblick. Bald durchwogte mich kein Schwindel mehr, sondern die Wärme der klaren Mittagssonne, die den Vernünftigen innehalten lässt, beim Gedenken an seine Herkunft, Abkunft, vielleicht an seine Sendung, doch solchen Luxus gönnte ich mir nicht. Ein Schnösel war ich nicht. Und meinen edelsten Ring betrachtend sagte ich: Nur diie Götter wählen, und wir sind die Erwählten, so ist Dankbarkeit unsre erste Tugend.

    Ich fühlte mich wie eine Welle auf Landgang, und nun wurde er geistreich... ich brauchte einen Augenblick um die Steinchen zu setzen...


    Dann sei beruhigt, Dir fehlt nur ein Schluck starken Weins... denn allein die Galionsfigur stellt das Wohlwollen der Götter sicher, während der Kommandeur - allein - nichteinmal das Glücken einer Halse im Stande ist zu entscheiden.


    In mir wurde es noch übler bei all den Seemannserinenrungen und dem Wellengeschwappe. Ich atmete also durch den offenen Mund und seeeeehr langsm und tief. Auf dass Gerüche meinem Näslein fernblieben.

    Zitat


    Aber eines, was ich immer hören kann ist "Into the West" von Annie Lennox und das ist je nach Stimmung auch so ein bissel meine Hymne.


    Wenn das so ist, kann ich ja mal zugeben, dass ich Annie Lennox per se unendlich klasse finde. Nicht nur eine meiner vielen Hymnen wird von ihr vorgetragen, darunter die zurzeit wichtigste 'I Saved the World Today'.
    Mach ich sofort an jetzt :)

    Gelangweilt, geschafft, angestrengt, fix und fertig betrat ich das Atrium. Wortfetzen hingen noch im Raum... sozialer Abstieg ... die Leute hier hatten Sorgen... mein körperliher Abstieg schien mir just in diesem Moment durchaus von größerer Bedeutung für Hispania, als der soziale durch irgendeine Liebelei...


    mit zittrigen, recht weit ausladenden Seemannsschritten trat ich näher und tat, als hätte ich nichts gehört.


    Ich bewundere Deine Widerstandskraft Patron, als Kommandeur der Classis würdest Du eine glänzende Figur machen. ich ließ mich in einen Stuhl fallen und genoß die Wahrnehmung von Ruhe, die sich selbst im Weg steht und die größte Unruhe befördert.

    Wie konnte er nur so guter Dinge sein, ich konnte kaum laufen, ich hätte mich auf der Stelle... wenn nur noch etwas in meinem Bauch gewesen wäre.


    Sehr schön... Glaukos, Eumaios, auf zu neuen Taten!


    Auch Glaukos machte gute Miene, während Eumaios in der Tat frisch schien, wie Furianus. Ungerechte Welt.

    Lasst euch den Weg beschreiben
    rief ich den Zweien noch zu als der Wagen sich schon in Gang gesetzt hatte. Wie fürsorglich ich doch war