Lange ließ ich mir Minervinas Worte durch den Kopf gehen und überlegte ernsthaft, ob ich es tun sollte, oder nicht. Wie war es bei Nadia? Fühlte sie sich besser, nachdem sie es jemand anvertraut hatte? Nein ... sie schien mir eher besorgt, dass etwas passieren würde, nachdem sie es verraten hatte. Aber konnte ich wirklich aus dem Blickwinkel an die Sache herangehen? Schließlich erzählte sie es aus Unachtsamkeit, natürlich hatte sie Sorge darüber, das etwas passierte, denn sie hatte es ja nicht bewusst verraten. War der Unterschied dazwischen so groß? Wie würde es mir gehen, wenn ich ihr erzählen würde? Ich war mir im klaren darüber, was ich tun würde ... in dem Falle nahm ich es also in Kauf, dass es mir danach noch schlechter gehen könnte. Und es musste einfach heraus. Wie gern würde ich es froh und laut in die Welt hinaus schreien, aber genau das durfte ich ja nicht. Aber wenn sie sagte, dass sie es verwahren könne, dann wird das auch so sein ... hoffte ich zumindest.
Wenn alles so verläuft, wie es soll, dann wird es auch nicht mehr lange ein Geheimnis sein. ergänzte ich mit beruhigender Stimme. Dabei wusste ich nicht, wen ich damit beruhigen wollte. Sie, oder mich? Zumindest beruhigtem mich ihre Worte und finster konnte mich noch daran erinnern, dass sie vorhin ebenfalls sehr in Gedanken vertieft schien. Jetzt aber schien dies alles von ihr abgefallen zu sein. Sollte ich es vielleicht doch lassen? Würde sie es den nicht auch belasten, war ich denn bereit, ihr die selbe Last aufzubürden? Nein, ich hatte meine Entscheidung getroffen und würde es ihr sagen ... jetzt wollte ich keinen Rückzieher machen.
Das ganze ... Geheimnis ist eigentlich so simpel, wie es auch weitreichend ist... fing ich noch etwas zaghaft an und spielte in meinem Kopf die Situation durch, wie Nadia wahrscheinlich darauf reagieren würde, wenn sie erfuhr, was ich hier tat und seltsamerweise kam nie etwas Gutes dabei heraus. Vielleicht war ich dort zu pessimistisch geprägt, oder es war eine Art Vorahnung, die ich (wohl)bedacht überging. Ich sammelte mich einen Moment und machte es kurz, je länger ich drumherum reden würde, desto schlimmer und aufregender machte ich es und keiner der beiden Fälle wollte ich eintreten sehen. Kurz gesagt ... ich liebe jemanden, den ich nicht lieben darf. Sie liebt auch mich, aber das ist gar nicht das Problem...
kam es endlich aus mir hervor und auch wenn es unendlich lange schien, bis die Worte vollends verklangen, hatte ich das Gefühl, eine große Tür in meinem Kopf geöffnet zu haben, die von ihnen verschlossen war.