Anscheinend war sie sich iher Zukunft wirklich nicht bewusst. Hatte sie sich wirklich keine Gedanken gemacht? Aber er war damals auch nicht anders gewesen. Er war einfach fortgegangen ohne ein klares Ziel vor Augen zu haben. Sie hatte wenigstens noch jemanden, der sie leiten würde. Er war nach seiner 'Abreise' völlig auf sich alleine gestellt gewesen.
Sie lenkte von sich wieder auf ihn. Vermutlich war das Thema für sie unangenehm. Bevor er allerdings antwortete nahm er einen langsamen Schluck aus seinem Becher. Weniger um seine Kehle für eine lange Rede anzufeuchten. Wohl eher, weil er sich über seine Zukunft selber noch nicht ganz im klaren war und sich die Worte erst zurechtlegen musste. Ja was wollte er eigentlich mit seiner Zukunft anfangen? Ein Teil in ihm war dafür, weiterzuziehen. Dieser Teil hielt es für einen Fehler in die Stadt seiner Kindheit zurückzukehren. Ein anderer Teil wollte sesshaft werden und sich dem Schicksal stellen...
"Nun mal sehen, was für Aufgaben bei der Cohortes Urbanae, bzw. beim Militär auf mich warten. Ich bin ein Kämpfer, ich bin Soldat! Selbst wenn man mir sagt, dass ich wohl für etwas anderes bestimmt sei. Aber das haben nicht andere zu entscheiden. Jeder Mensch ist für sich selber verantwortlich! Wenn man darauf verzichtet, ist man nicht besser als ein Sklave!" Er sprach die letzten Worte voller Verachtung aus. Er haßte die Sklaven nicht dafür, dass sie Sklaven waren. Viele konnten vielleicht gar nichts dafür, er hasste sie dafür, dass sie sich die Verantwortung für ihr Leben entziehen ließen. Auch wenn er, widersprüchlicherweise, kein Fehlverhalten eines Sklaven dulden würde. "Vielleicht holt mich meine Vergangenheit aber doch noch ein und ich werde das tun, was mein Vater wünscht!" Wenn sein Vater ihn übehaupt wahrnehmen würde. "Die Zeit wird es zeigen, was Rom mit mir vorhat!" Er nahm wieder einen Schluck aus dem Becher um seine Gedanken sortieren zu können.
Beiträge von Tiberius Helvetius Marcellus
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"Das werde ich, Medicus, das werde ich!" Und ob er das würde. Marcellus erhob sich von der Liege und war bereit Richtung Ausgang zu gehen und dem Capsarius zu folgen. "Fass mich nicht an! Ich bin kein Greis, den man stützen muss! Ich bin Soldat, man!" Vielleicht mochte es ungerecht sein, die Sanitäter als Feiglinge zu betrachten, immerhin taten sie auch ihren Dienst und jemand musste die Verwundeten versorgen. Aber für Marcellus sah das alles anders aus. Für ihn waren Soldaten Männer mit dem Gladius in der Hand. Dann folgte er dem Capsarius wohl oder übel.
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Hm... Die setzt nicht der Duumvir fest. Schau dir mal die passende Lex an
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Marcellus hatte diesen Kampf verloren. Auch wenn er davon immer weniger mitbekam. Er würgte den Trank herunter und murmelte einen Fluch auf einer Sprache, die der Medicus wohl kaum kannte. Dann erhob sich Marcellus vorsichtig. "Ich werde noch vor dem Ende der Woche wieder fit sein!" Da war sich Marcellus ganz sicher. "Es wird mir doch zumindest gestattet sein, wenn es mir nach deiner Meinung etwas besser geht, den Tempel aufzusuchen? Ich weiß ja nicht, obe ihr Medici mit den Göttern auf Kriegsfuß seid, aber ich bin es nicht!" Spätestens nach zwei Tagen würde ihn dieses Gebäude und all die hustenden und wehklagenden Patienten auf die Nerven gehen. Wie sollte er sich so erholen? So brauchte er einen Grund sich bewegen zu können, bevor er verrückt werden würde. Die Vortäuschung von Einsicht würde ihn hier anscheinend noch am weitesten bringen.
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Marcellus seufzte. Mit seiner Methode würde er hier wohl nicht weit kommen. "Sicher gibt es eine Meldung darüber. Kameraden suchen schon nach den Schweinen. Hoffe sie lassen mir was übrig!" Marcellus wollte sich nicht an den Gedanken gewöhnen in diesem Gebäude nehmen anderen Kranken zu liegen. Ihn widerte alleine der Gedanke daran schon an. "Ich werde sicherlich auch in unseren Baracken meine Bettruhe einhalten und muss nicht zwischen den anderen hier liegen!?" Er würde nachgeben müssen, um seinen Willen zu bekommen. "DU bekommst mein Wort darauf, Medicus! Ich halte mich ruhig und komme einmal am Tage vorbei!" Er war der Diskussion müde. Was wohl in der Tinktur enthalten war? War es etwas beruhigendes?
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Marcellus setzte sich und goß den beiden ein. "Nun ich glaube nicht, dass es deinem Onkel als senatorischen Tribun gefallen wird. Auf ihn werden wohl hauptsächlich administrative Aufgaben warten. Dein Onkel scheint mir aber mehr Soldat zu sein!" Dann reichte er dem Mädchen ihren Becher Wein und hob dann auch seinen eigenen "Nun denn, auf euren Umzug in ein kleines langweiliges Nest voller Miles!" Er trank einen Schluck von dem Wein, der wirklich gut war. Marcellus war sich sicher, dass dieses Nest nichts für ein Mädchen wie Minervina war. Aber die anderen Tribunen hätten sicherlich nichts gegen ihre Anwesenheit. Sie war langsam in dem Alter wo sie verheiratet werden würde. Vermutlich fand man dort einen Mann für sie. "Hast du schon Pläne für die Zukunft gemacht? Ich nehme nicht an, dass du dein Leben in einer Stadt wie Misenum verbringen willst, wenn du Rom so gerne magst. Oder wirst du weiter mit deinem Onkel mitziehen? Ich denke das Imperium hällt noch viele Aufgaben in all seinen Winkeln für ihn bereit. Immerhin ist er noch jung!" Er nahm einen weiteren Schluck, während er ihre Reaktion abwartete. Er hatte früh gelernt, die Reaktionen eines anderen einzuschätzen. Schon das bloße zucken mit dem Mundwinkel sprach Bände für ihn. "Aber ich danke dir für deine Einladung. Dann habe ich auch mal wieder die Gelegenheit meine Toga hervorzuholen!" Er trug dieses Stück Stoff wirklich nur selten, was auch damit zusammenhing, dass man sich mit der Toga nur schwer bewegen konnte.
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Marcellus nickte nur knapp. Und machte eine Geste, dass sie vorgehen sollte. "Vorbereitungen? Gebt ihr ein Mahl zu dem Fest? Dafür gibt es doch sicherlich andere. Habt ihr keinen Vilicus, der sich darum kümmern kann? Die Equiria sollte man nicht verpassen. Oder willst du Mars erzürnen?" Wahrscheinlich war es Mars egal, ob man zu den Wagenrennen ging oder nicht. Für ihn hatten die Equiria längst nichts mehr mit dem eigentlichen religiösen Fest zu tun. Aber sie waren ein riesiges Spektakel. Die Wagenlenker gaben alles, um als erster ins Ziel zu gelangen. Das Beste an den Wagenrennen war, dass es keine Regeln gab. Doch die meisten Besucher wussten gar nicht was es bedeutet, um ein Ziel zu kämpfen und dafür sogar sein Leben aufs Spiel zu setzen. "Dann bin ich mal gespannt, wie hoch mein Status in diesem Hause ist!" sprach er in Erwartung des bevorstehenden Weinkonsumes. Dann lächelte er allerdings.
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Er hatte sie schon wahrgenommen. Eher gesagt, er hatte eine Person wahrgenommen, deren Schrittmuster das einer Frau sein musste. Es konnte nur sie oder eine Sklavin sein. "Nur keine Scheu, ich beiße nicht!" Er entkrampfte seine Hände und drehte sich zu ihr um. "Einen schönen Garten habt ihr. Was für ein Kontrast zu den belebten Strassen. In wenigen Tagen finden die Equiria statt, da wird in der Stadt eine Menge los sein!" Im Grunde freute er sich auf das Fest des Gottes Mars. Aber er wusste nicht, ob er die Gelegenheit hatte, an diesen Tagen das Lager zu verlassen. Er musste den Arzt davon überzeugen, ihn wieder als diensttauglich einzustufen und seinen Vorgesetzten, dass er bereit für die Beförderung war. Diese Lagermonotonie kotzte ihn an. Sie würde sicherlich dort sein um ihre Familie zu präsentieren. Vielleicht würden sie an diesen Tagen besondere Patrouillien laufen, denn gerade zu soclhen Festen war besonders viel Abschaum auf der Strasse. Da fiel ihm ein, dass er noch zum Marstempel wollte...
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Während das Mädchen unterwegs war ihm was zu trinken zu besorgen, streifte er ein wenig durch das Peristyl. Eigentlich sollte es nur ein Test sein. Er wollte sehen, wie sie reagierte. Anscheinend hatte sie sich in ihrer Rolle eingelebt. Es wunderte ihn aber, dass in keiner Ecke des Peristyls ein Sklave stand. Er war mit ihr alleine hier. Marcellus fand, dass das Leben des Mädchens viel zu ernst war. Man hatte sie schön zwischen die gesellschaftlichen Normen gepresst und sie machte anscheinend keinen Versuch auszubrechen. Er hatte es damals, als er noch ein Kind in dem Hause seines Vaters war, nicht ausgehalten. Aber nun war er wieder hier und seine Kindheit schien ihn einzuholen. Bisher hatte er sich vor einem Wiedersehen mit seinem Vater gedrückt. Ob er wusste, dass Marcellus wieder in der Stadt war? Sicherlich würde er das wissen. Ob er seinen Sohn überhaupt wiedersehen wollte? Immerhin hatte er noch nicht den Versuch unternommen... Marcellus spürte einen Schmerz der ihn aus den Gedanken in die Realität zurückholte. Er blickte an sich herunter und musste feststellen, dass seine Hände zu Fäusten zusammengepresst waren.
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Marcellus dachte gar nicht daran, sich festzuhalten als der Medicus seine Wunde zunähte. Innerlich bereute er es ein wenig, aber er biss die Zähne zusammen. Er wollte seine Hände freihaben um im Notfall zu reagieren. Wie er es hasste, so auf dem Präsentierteller zu sitzen und nichts tun zu können. Man könnte beinahe schon von einer gewissen Angst sprechen, doch wenn Marcellus so etwas wie Angst kannte, waren seine Reaktionen darauf nie ängstlich wirkend. Er rümpfte die Nase, als der Medicus eine Tinktur auf die Wunde schmierte. "Willst du mich vergiften?" Er war bereit den Medicus von sich wegzuschubsen, riß sich dann aber doch zusammen. Auf seine Frage hin antwortete er mürrich "Was für eine Frage! Wonach sieht das wohl aus? Nach dem Werk eines Feiglings der mich von hinten aufschlitzen wollte!" Die Wut kochte in ihm. Er würde den Typen schon noch erwischen. "Wenn du dich bitte beeilen würdest! Ich muss mir diesen Schönling vorknöpfen um nicht besser zu sagen, aufknöpfen. Ich weiß schon was die beste Medizin ist!" Und ob er das wusste: Rache!
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Konnte es einen schöneren Tod für einen mann geben, als in seinen besten Jahren auf dem Schlachtfeld zu sterben? Marcellus wollte nicht als alter Greis in seinen eigenen Körpersäften auf dem Sterbebett verrecken. Das war kein schöner Tod. Ihr Vater war als senatorischer Tribun. Das änderte sein Bild von ihm etwas. Senatorische Tribunen waren nur selten zu gebrauchen, weil sie keine Kämpfer waren und kaum Kontakt mit dem Militär hatten. Aber es gab sicherlich auch Ausnahmen. Marcellus hielt es jedoch angebracht, dieses Thema nicht weiter zu berühren. "Es tut mir leid, dass ich Erinnerungen in dir weckte!" Doch nichts anderes hatte sie bei ihm auch bewirkt. Doch sie begann selbst schon das Thema zu wechseln. Marcellus stand auf. In der letzten Zeit hatte er schon genügend gesessen bzw. gelegen. Bei ihren Worten betrachtete er sie. In seinen Kopf spuckte das Bild einer in weiß gehüllten nassgeschwitzten Minervina herum, was er schnell wieder verdrängte. Er hatte nie viel mit Frauen zutun gehabt. Beziehungen konnten Schwachstellen sein, die der Gegner ausnutzen konnte. "Nun, du wirst lachen, aber die Wüstenbewohner tragen gerade in der Hitze viel Stoff. Das Geheimnis dabei besteht darin, viele Lagen Stoff zu tragen. Hinzu kommt, dass die Sonne dort schnell die Haut verbrennt. Aber du hast eh gut reden, immerhin musst du keine Rüstung tragen!" Wo sie auf das Thema Hitze zu sprechen kamen viel ihm ein, dass er irgendwie Durst hatte. "Sag mal bietet man in diesem Hause Gästen keine Erfrischungen an, oder bin ich es nicht wert?" Marcellus sah sie mit seiner typischen Ausdruckslosigkeit an.
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Widerwillig zog Marcellus die Fetzen, denn eine Tunika war die wahrlich nicht mehr, von seinem Körper. Ein muskulöser Körper trat zum Vorschein, der an eingen Stellen Gelbe und Blaue Flecken aufwies. Auch einige Narben waren zu erkennen, die aber schon älteren Datums waren. Auffällig war die Stichwunde an seiner Seite, die wieder aufgerissen war. "Zunähen, dass muss reichen. Alles andere würde mich nur aufhalten!" Marcellus wollte keine Minute länger in diesem Gebäude verbringen, als notwendig.
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Marcellus schnaubte, setzte sich aber auf die Liege. "Hörzu Freundchen! Ich habe keine große Lust hier zu sein in Ordnung? Und da hast du nur deine Formalitäten im Kopf?" Das war ja wieder typisch römisch. Marcellus seufzte. "Probatus Tiberius Helvetius Marcellus! Stichwunde und ein paar Prellungen! Jetzt weißt du alles! Hol schon den Medicus!" Marcellus ballte die Fäuste. Er haßte es hilflos zu sein. Würde der Medicus ihm nur einmal wehtun, würde er ihm wehtun.
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Marcellus nickte. Auch wenn sie vermutlich etwas übertrieb, denn er hatte von ihrem Vater vorher noch nie etwas gehört. "Dann muss dein Vater ein großer Mann sein!" Er musste wohl in irgendeinem Winkel des Imperiums dienen, warum sonst würde sie bei einem anderen Familienmitglied hausen. "Ich habe meinen Vater schon lange nicht mehr gesehen. Ich bin mir sicher, er dient Rom ebenso. Nur auf eine andere Art und Weise!" Auch wenn sich Marcellus wünschte, sein Vater würde auf andere Art dem Imperium dienen. Dies war ein Grund, wieso er damals fortging. Er wollte sich sein Leben nicht vorschreiben lassen. Er ließ den Blick wieder durch den Garten streifen. Wieso beschwörte dieses Mädchen so viele Erinnerungen in ihm herauf?
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In der Tat roch Marcellus die Tinkturen schon von weitem. Aber heute waren keine Schreie zu vernehmen. Marcellus trat in die Vorhalle des Valetudinariums. Vor ihm standen noch drei andere Miles welche nicht sehr krank aussahen. Anscheinend hatten sie nur keine Lust am Training teilzunehmen. Oh wie Marcellus solche Typen hasste. Er hoffte für diese Typen das er eines Tages nicht Ausbilder werden würde. Da stand er nun in seiner zerfetzten Tunika. Seine Wunde an seiner rechten Seite war wieder am bluten. Doch es ging nicht vorwärts. Da war es mit seiner Geduld am Ende. Er schubste die drei vor ihm zur Seite, welche sehr gekonnt auswichen. "Ihr wollt krank sein? Ein Scheißdreck seit ihr! Soll ich dafür Sorgen, dass ihr einen Grund habt, von Dienst befreit zu werden?" Die drei Miles verkrümmelten sich. Marcellus war wirklich nicht in bester Laune was damit zusammen hing, dass er seine Zeit wohl nun unter den Kranken hier zu verbringen hatte, anstatt auf dem Exerziersplatz. Dann wandte er sich an den Scriba des Valetudinariums. "Wird man hier auch behandelt, oder muss man erst zusammenbrechen, damit man bemerkt wird?" Er knallte seine Hand, mit der er sich seine Wunde gehalten hatte auf den Tisch, so dass feine Blutspritzer den Scriba traffen.
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Marcellus nickte. "Die stinkenden Tinkturen des Medicus riecht man schon von weitem. Von den Schmerzensschreien seiner Opfer ganz zu schweigen!" Marcellus mochte diese Quacksalber nicht. Aber er hatte keine Wahl. Auch wenn er es nicht offen zugeben wollte. Seine Wunde brauchte Behandlung. Er nickte der Wache nochmal zu und ging dann ins Lager um den Medicus aufzusuchen.
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Still lauschte er Minervinas Worten. Und in seinen Gedanken stimmt er ihr zu. Dennoch war ihm die Situation langsam unangenehm. Hatte er zu viel von sich preis gegeben? Er hatte gegen sein oberstes Gebot verstoßen, welches er sich selbst auferlegt hatte. 'Zeige niemanden dein Inneres, denn das ist der einzige Punkt, wo du verletzbar bist!'. Doch es war sehr unwahrscheinlich, dass diese Person vor ihm dieses Wissen gegen ihn verwenden würde. War es wirklich sehr unwahrscheinlich? Gerade die reichen Familien nutzten gerne diese Art von Quellen um ihre politischen Gegner auszuschalten. Und ein politischer Gegner war jeder in den Augen eines Politikers. Doch Marcellus war kein Politiker und von ihm dürfte für solche keine Gefahr ausgehen, es sei denn einer dieser Schmalzlocken käme ihm krumm und er würde diesem Jemand alleine auf der Strasse begegnen.
"Ich glaube, es gibt keinen Ort, der gefährlicher ist als die Strassen Roms. Hier ist der ganze Abschaum des Imperiusm auf einen Punkt konzentriert. Es gibt keinen Ort im Imperium der gegensätzlicher sein könnte. Und die Werte, die so typisch römisch sind, findet man in Rom wohl am wenigsten!" Oh wie er diese Stadt auf seine Art haßte. Er war stolz ein Römer zu sein und bewunderte das Werk, das Rom zu dem gemacht hatte, was es heute ist. Vielleicht war seine Beziehung zu dieser Stadt eine Art Haßliebe. Tief im Inneren taten ihm die armen Schlucker die in dieser Stadt hausten leid, die von dem ganzen Prunk nichts abbekamen. Oberflächlich aber war er der festen Überzeugung, dass jeder um sich selbst zu kümmern hatte. Minervina hatte keinen Grund diese Stadt zu haßen. Sie hatte alles was sie brauchte. Aber dafür war sie gewissen Regeln und Pflichten unterworfen. Frei war sie auch nicht. Gab es überhaupt Freiheit?
"Nun ich habe einige Dinge meines Lebens Revue passieren lassen und musste feststellen dass man die Vergangenheit nicht wiederherstellen kann. Das einzige was uns bleibt sind Erinnerungen. Wir müssen den Blick nach vorne richten!"
Marcellus lachte. Er hatte so vieles Schlimmes erlebt. Wahrlich hatte er nicht das Leben eines Senatorensohnes gelebt.
"Meine Wunden werden heilen. Wusstest du, dass es Zeiten gab, wo Kandidaten für Staatsämter dem Volke ihre Narben präsentierten, als Zeichen, dass sie bereit sind für Rom zu leiden? Sagen wir so, wenn dies heute noch so wäre, dann würde man mich garantiert wählen!" -
Marcellus Augen funkelten, als sie von der Wüste zu sprechen begann. "Nun die Wüstenräuber sind wirklich nicht zu unterschätzen. Sie sind sehr gerissen. Aber dafür habe ich die Händler mit meinen Jungs begleitet!" Marcellus sah Minervina an. Anscheinend fröstelte sie. Auch ihm war nicht gerade warm aber immerhin hatte er sich wieder an das römische Klima gewöhnt. Er nahm seinen Mantel ab und hängte ihn Minervina um. "Nun wer behauptet, in der Wüste gäbe es nur Sand, der war wirklich noch nie dort. Nur macht es die Wüste einem nicht gerade leicht hinter ihren Schleier zu schauen. Aber es stimmt schon, das Leben dort ist hart!" Aber zumindest konnte man es Leben nennen, dachte er. Marcellus lächelte. "Nun auch in Africa kann es kalt werden, vor allem nachts!" Marcellus nahm den Gang wieder auf und erblickte eine grüne Ecke, die etwas abgeschieden war, aber von der man den ganzen Garten überblicken konnte, ohne selbst gesehen zu werden. Er fand eine Bank vor und setzte sich, während er fort fuhr. "Ich habe dort einige Jahre verbracht, nachdem ich aus Rom fortging!" Es machte ihm auf einmal Spaß, von sich zu erzählen. Kein Wunder, tat er es doch sonst so selten. Auch wenn eine innere Stimme ihn davor warnte.
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Marcellus vernahm, wie der Wagen stoppte. Sie mussten da sein. Marcellus zögerte nicht lange und sprang aus den Wagen. Was sich gleich durch einen stechenden Schmerz in seiner Seite bermerkbar machte. Sein gesicht verzog sich kurz, doch er unterdrückte den Schmerz. Er wandte sich kurz an den Mann, der ihn herbrachte. "Danke!" Mehr sagte er nicht, da es nicht mehr zu sagen gab. Dann wandte er sich an die Torwache. "Probatus Tiberius Helvetius Marcellus. Mir wurde befohlen mich im Valetudinarium zu melden!" Er betonte das Wort 'befehlen', denn ihm war nicht danach, seine Zeit auf einem Krankenlager zu verbringen.
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Marcelus folgte ihr ins Peristyl, ohne auf ihre Worte einzugehen. Sein Versuch, sich an den Ermittlungen zu beteiligen wurde abgelehnt. "Es ist wirklich schön hier. Aber auch die Eintönigkeit der Wüste kann durchaus ihren Reiz haben!"
Er war mit seinen Gedanken immer noch in Africa. Er sah sich am Rande der Stadt stehen. Hier Zivilisation, Häuser Menschen und geschäftiges Treiben. Dort nur Sand in einem warmen Braunton und darüber die Sonne. Entfernte man sich von der Stadt wurden die Stimmen, ja der Lärm leiser und man vernahm irgendwann nur noch den Wind. Ansonsten Stille. In seinen Gedanken verloren, blieb Marcellus irgendwann stehen.