Original von Acta
Begegnung mit einem wahren Helden
Gaius Columnus hatte den Auftrag bekommen für die Acta ein Gespräch mit dem Centurio der Cohortes Urbanae Decimus Serapio zu führen. Nachdem er die Wachposten am Tor hinter sich gebracht hatte, wurde er zur Barracke der der IV. Centurie, I. Kohorte geführt. Das Officium befand sich an der Stirnseite der Baracken.
Das Officium selbst war sehr spartanisch eingerichtet. An der Wand konnte man eine Karte Romas erkennen und einen Wimpel der Factio Aurata. Die Wände waren frisch geweißt worden. In diesem Raum befand sich nichts weiter als ein Schreibtisch und einige Stühle. Hinter dem Schreibtisch saß der Centurio in seiner Uniform. Die Metallbeschläge waren ordentlich geputzt. Das Flocula? war elegant drapiert. Der Schreibtisch schien sich unter der Arbeit zu biegen. Doch die Stapel waren ordentlich sortiert und selbst die Schreibgeräte lagen in Reih und Glied auf der Tischplatte...
Acta: Vielen Dank für die Einladung. Es freut mich, dass du dir Zeit für mich genommen hast.
Serapio: Salve. Aber sicher, ich freue mich, dass die Acta Interesse daran hat, über unsere tägliche Arbeit in den Straßen Roms zu berichten.
Acta: Natürlich berichten wir gern über die Vorgänge in der Stadt. Aber als kleine Einstandsfrage. Wie geht es dir?
Serapio: Ähm... Gehört das jetzt schon zum Interview? Ach so. - Danke. Mir geht es gut. Ich bin eben von der letzten Patrouille gekommen. Es war ein eher ruhiger Abend, wir bekamen es heute nur mit einem Raubüberfall zu tun, den wir zum Glück vereiteln konnten, und dann mussten wir noch zwei Schlägereien beenden.
Acta: Ein wirklich ruhiger Abend. Wo du von deiner Arbeit sprichst. Um ein aktuelles Beispiel aufzugreifen. Ihr schreitet ja auch bei Bränden ein, wie zum Beispiel bei der Villa Tiberia. Helft ihr des Öfteren den Vigilen aus?
Serapio: Nein!
Acta: Also ein Zufall?
Serapio: Es war tatsächlich Zufall, dass ich beim Brand der Villa Tiberia gerade mit einer Patrouille in der Nähe war. Als wir die Rauchsäule sahen, führte ich meine Männer den Hügel hinauf, und da erblickten wir das… das Inferno. Da wir ganz kurz vor den Vigilen eingetroffen waren, taten wir unser Bestes, um schon mal gegen die Flammen vorzugehen.
Acta: Wie man hörte, habt ihr sogar Menschenleben gerettet?
Serapio: Ich hoffe natürlich, dazu beigetragen zu haben, dass die Villa noch rechtzeitig geräumt werden konnte.
Acta: Ihr seid sogar in das brennende Haus gelaufen. Was hat euch dazu bewegt?
Serapio: Nun, wir hörten, dass sich noch Menschen im Gebäude befänden. Deshalb sind Miles Caecilius Macro und ich hineingegangen. Gemeinsam mit dem Tribun Octavius Dragonum von den Vigilen haben wir uns durch das brennende Gebäude gekämpft auf der Suche nach den vermissten Personen.
Acta: Hattet ihr dabei keine Angst, dass das Gebäude über euch zusammenbrechen könnte?
Serapio: Ich muss sagen, als ganz in unserer Nähe ein Teil der Decke des Atriums einstürzte, da wurde mir schon etwas anders. Für einen Moment war es schier unmöglich etwas zu sehen, oder Atem zu holen. Die Luft war vollkommen mit Asche, Staub, Ruß und Qualm erfüllt. Aber alles in allem ist in einer solchen Situation die Furcht etwas anderem untergeordnet - und das ist die Pflicht! In solchen Augenblicken kann es sich ein Soldat einfach nicht leisten, der Furcht nachzugeben. Es gilt seine Pflicht zu tun, und da zählt nichts anderes!
Acta: Und konntet ihr die vermissten Personen retten?
Serapio: Unglücklicherweise schienen die beiden durch das Feuer derart in Panik versetzt worden zu sein, dass sie wie von Sinnen vor uns flohen. Soweit ich weiß, sind sie dem Feuer jedoch aus eigener Kraft entkommen. Immerhin konnten wir so einem Wurf junger Katzen das Leben retten. (lacht)
Acta: Das Wissen beruhigt uns. Du sagtest vorhin Soldat. Du dientest vorher in der Legio Prima?
Serapio: So ist es. In bin bei der Prima sub aquila gegangen, und ich bin stolz in der Legion des Kaisers gedient zu haben.
Acta: Du warst auch auf dem Partherfeldzug dabei. Wie hast du ihn empfunden?
Serapio: Empfunden?
Acta: Wie ist er dir in Erinnerung geblieben?
Serapio: Es war eine Zeit starker Eindrücke. Da war zum einen die großartige Kameradschaft und die Begeisterung, geführt von unserem Kaiser selbst in den Krieg zu ziehen. Außerdem natürlich die ständige Bedrohung, und die Fremdartigkeit dieses riesigen Landes das von dem unserem so grundverschieden ist. Großartige, atemberaubende Landschaften und die schroffe Schönheit der Wüste...
Und natürlich habe ich dort Kameraden verloren, viele Kameraden, die ihr Leben tapfer für unser Imperium gegeben haben.
Acta: Ein prägendes Ereignis will man meinen. Die Schlacht von Circesium wird auch ja auch gern Tartaros von Circesium genannt. Was kannst du uns dazu sagen?
Serapio: Die Schlacht am Chaboras? Da haben die Parther uns heimtückisch aus dem Hinterhalt angegriffen, und mit irgendwelchem Plutozeug, Schwefel, Naphtha oder was weiß ich, haben sie ein gigantisches Feuer entfacht, eine Flammenwand, durch die sie uns von den Kameraden von der Legio X Fretensis, die weiter hinten marschierten, abschnitten. So konnten wir ihnen erst dann zu Hilfe kommen, nachdem wir die Feuerwand überwunden hatten und sie schon grosse Verluste hatten hinnehmen müssen. Das war ein blutiger Tag… ein schwarzer Tag, an dem unser vergöttlichter Imperator die Verwundung erlitt, der er letztendlich erlag. Die Parther sind ein niederträchtiges Volk!!
Aber möchtest du denn gar nichts über unsere Siege wissen?
Acta: Ja, natürlich. Aber davon haben wir doch schon mehrfach berichtet. Zu Circesium zurück. Wie war es dort?
Serapio: Die Einnahme von Circesium?
Acta: Ja, die!
Serapio: Ja, dort ist es uns durch ein kühnes Manöver gelungen die Stadt ohne lange Belagerung und mit wenig Blutvergießen einzunehmen. Als kleiner Trupp unter dem Kommando des damaligen Tribunus Angusticlavius Terentius Cyprianus sind wir durch die Kanalisation in die Stadt eingedrungen. Dort gab es einige Aufrührer, die die Bevölkerung zu unsinnigem Widerstand angestachelt hatten. Wir sind in aller Heimlichkeit bis zu den Stadttoren vorgedrungen, haben die Wachen überwältigt und die Tore geöffnet. Etwa so wie die Besatzung des Trojanischen Pferdes. Die Prima ist rasch einmarschiert, und die Aufrührer wurden unschädlich gemacht. Die restliche Bevölkerung wurde aber, anders als in Troja, mit großer Milde behandelt.
Acta: Wie kam es, dass du nach der Rückkehr der Legio zu den Cohortes Urbanae wechseltest?
Serapio: Mein damaliger Centurio Flavius Aristides ließ sich zu den Stadtkohorten versetzen und ich, damals sein Optio, bin ihm dorthin gefolgt.
Acta: Also resultierte der Wechsel nicht aus den Erlebnissen während des Feldzuges?
Serapio: Nein, keineswegs. Die Arbeit der Stadtkohorten mag weniger Ruhm ernten, als die Verteidigung unseres Imperiums gegen die Feinde von außen. Doch sie ist nicht weniger wichtig. Wir tun täglich unser Bestes, das Verbrechen in seine Schranken zu weisen, damit die Bürger von Roms ruhig und sicher leben können. Und obgleich wir, angesichts der vielfältigen kriminellen Energien in dieser Stadt, natürlich nicht immer erfolgreich sein können, ist das eine sehr erfüllende Aufgabe.
Acta: Erlaube mir eine letzte Frage. Gibt es eine Frau an deiner Seite?
Serapio: Ähm... also ich muss sagen, dass ich bisher die Richtige noch nicht gefunden habe. Und heiraten dürfen wir Soldaten ja auch nicht. Außerdem ist unsere Arbeit natürlich nicht ganz ungefährlich... und ich würde nicht wollen, dass meine Frau ständig in Sorge um mich wäre, wenn ich abends etwas später heim komme.
Acta: Ich danke dir noch einmal, dass du Zeit für die Acta hattest.
Serapio: Aber gerne doch.