Beiträge von Celeste

    Seit dem Celeste im Dienste Serapios stand, erlebte sie fast jeden Tag irgendetwas Ungewöhnliches. Vom Zeitungsjungen zum Kontrolleur der Landgüter über Informationsbeschaffungen bis hin zum Besucher eines Wagenrennens. Er hatte sie gebeten ihn zu diesem Ereignis zu begleiten und sie hatte irgedwann zugesagt. Wirklich von Interesse war es für sie nicht gewesen, aber Serapio war so begeistert und sie brachte es nicht übers Herz ihr Desinteresse klar zum Ausdruck zu bringen. Nun stand sie hier in der Menge und am vereinbarten Treffpunkt. Eine Säule war es. Nicht ganz so leicht zu finden in dem Gewirr von vielen, aber sie hatte ein unverkennbares Muster. Sie war von Ranken umrandet, welche Efeublätter trugen und die gabs nur einmal auf dieser Seite. In einer besonders schönen dunkelblauen Tunika gewandet, die Haare teilweise nach oben gesteckt und teilweise locker über die Schulter fallend, wartete sie auf ihren Arbeitgeber.


    "Lass uns zu diesem Wagenrennen gehen," hatte er gesagt, "der neue Fahrer der Factio... ist ein großes Talent," hatte er gemeint, "es wird ganz toll werden. Eine Wahnsinnsstimmung herrscht da," gab er begeistert bekannt, "das muss man unbedingt gesehen haben," schwärmte er weiter. Das Schwärmen war wirklich eine beeeindruckende Eigenschaft ihres Dienstherren und so hatte sie einfach nicht ablehnen können. Nun stand die Keltin da, die Worte im Kopf kreisend und wartete und wartete. Es war voll und eng und vermutlich würde Serapio noch einige Zeit benötigen um sich durch die Reihen zu drängen und zu schlängeln und dann irgendwann dort anzukommen. Kurzfristig schossen ihr die Ereignisse bei den Wahlveranstaltungen durch den Kopf und das gewonnene Mosaik, dass sie noch immer nicht hatte verlegen lassen können.


    Dann entdeckte sie ihn, den Decimer. Es waren nicht mehr viele Menschen zwischen ihnen und er hatte sich scheinbar schon einen langen Weg bahnen müssen. Kurz fiel ihr Blick auf das, was er in der Hand hatte. War das wirklich ein Strauß Blumen?



    /edit...ein wenig was ausgebessert

    Wie vereinbart, war sie jeden Tag im Officium gewesen und hatte die Papiere und Listen gesichtet, die Acta gelesen wenn sie neu erschien und gerechnet und sortiert. Es war einiges zu tun gewesen und so langsam war endlich Land in Sicht. Ganz langsam. Die Arbeit machte ihr Spaß und in den letzten Wochen war sie auch nicht ihrer anderen Beschäftigung nachgegangen. Sie war froh wenn sie nach Hause kam zu ihrer Amneris und dort bis zum nächsten Tag nicht mehr fort musste. Als Serapio eintrat, sah sie von ihren Unterlagen auf und begrüßte ihn freundlich lächelnd.
    "Guten Morgen Serapio. Es ist in der Tat sehr heiß. Ich habe das Gefühl als würde die Luft stehen und sich einfach nicht bewegen wollen. Ein kühler Hauch, eine kleine Brise wäre eine sehr angenehme Abwechslung."
    Ein wenig seufzte sie und versuchte sich etwas Luft zuzufächeln, was sie in den letzten Momenten vergessen hatte, weil sie sich so auf die eine Zahlenkolonne konzentrieren musste.
    "Ich bin fast durch. Möchtest du schon einen Zwischenbericht haben oder soll ich dir das erst präsentieren wenn ich alles gesichtet habe?"
    fragend blickte sie Serapio an und wartete auf dessen Antwort. Das Briefe schreiben hatte sie kommentarlos zur Kenntnis genommen.
    Da die neue Acta gerade herausgekommen war, wusste sie natürlich worauf Serapio anspielte und so zückte sie das Sammelsurium an Informationen.
    "Wie du sicher weißt, verlässt der Kaiser die Stadt. Das steht auf der Titelseite. Auf der nächsten Seite wirst du erwähnt weil du als Eques vorgeschlagen wurdest. Was ist das? Ein Eques?"
    Davon hatte sie noch nichts gehört oder schon einmal gehört aber noch nicht erklärt bekommenwas das heißen sollte. Das wollte sie erst einmal sacken lassen ehe sie mit weiteren Neuigkeiten herausrückte, die Serapio dann nicht direkt betrafen.

    Nachdem Celeste nun die Acta los war und Serapio sie sehr andächtig - sehr zum Amusemant Celestes - zusammen gelegt hatte, kamen sie zum nächsten Teil ihrer Tagesaufgabe. Serapio schien ja ein ganz großer Held zu sein. Vielleicht hatte sie mit ihrem neuen Auftraggeber doch einen gar nicht so schlechten Fang gemacht. Die Zeit würde es wohl zeigen.


    Serapio wies sie notdürftig in ihre Aufgaben ein und sie begann die Listen und Mitteilungen der Verwalter zu lesen und sich Notizen zu machen wo sie Ungereimtheiten fest stellte. Vielleicht war es dem Umstand zu schulden, dass sie als Außenstehende anders auf die Berichte sah oder weil sie als Angehörige das städtischen Übels anders dachte als die vorhergehenden Buchprüfer, dass sie doch tatsächlich das ein oder andere fand, das eigenartig war.
    So gab zum Beispiel einen Verwalter, der einen Posten medizinische Versorgung aufführte und dafür eine Summer von mehreren hundert Sesterzen angab. Für ein Weingut odr so etwas durchaus verständlich, aber nur für eine fast leerstehende Behausung, die die Familie für Ausflügler ins hispanische Land unterhielt? Weder Sklaven noch Verwalter konnten so krank sein und außerdem...hatten dieses nicht selbst zu bezahlen. Dieser Posten kam auf die "Nachfrageliste" zu weitren anderen komischen Ausgaben. Ob Serapio Recht hatte oder sie einfach nur faule Eier sah wo es keine gab? Es würde wohl bald die Auflösung geben.

    Je mehr Celeste von diesem manchmal etwas übertrieben heroisch wirkenden Artikel vorlas um so interessanter wurde das Gesicht Serapios. Als sie dann geendet hatte, bekam sie ein Schaupsiel geboten, das mit keinem Geld dieser Welt zu bezahlen war. Der sonst so zurückhaltend und ziemlich bodenständig wirkende Serapio - mal von seinen hin und wieder etwas befremdlich gut und positiv wirkenden Weltvorstellungen abgesehen - war auf ein Mal alles andere als ruhig und zurückhaltend. Die Zeitung wurde ihr entrissen und der Artikel mindestens fünf Mal selbst gelesen ehe ein weiteres Wort über Serapios Lippen kam. Allerdings wurde Celeste auch ausreichend entschädigt. Des Mienenspiel war ein Bild für die Götter. Ja, da konnte sie wirklich etwas sehen. Einen Decimer, der gerade ein wenig überfordert mit der ihm zukommenden Aufmerksamkeit war.
    "So weit ich weiß ist die Familie, deren Haus so in Mitleidenschaft gezogen wurde eine bedeutende, oder nicht? Und vielleicht hat der Leser einfach mal nachgedacht und war der MEinung, dass man nicht imme rnur über Menschen schimpfen sollte und kann sondern sie auch loben und hat es hier mit getan."
    Dass sie den ganzen Artikel etwas übertrieben fand, das musste sie ja nicht sagen. Er triefte schon ein wenig vor Polemik. Heroischer werden? Sie dachte, dass die Acta eine Staatszeitung war. Konnte sie da wirklich heroischer werden und sollte sie nicht eigentlich relativ wertneutral berichten. Natürlich war relativ immer relativ.
    Es amüsierte sie sehr wie Serapio immer wieder diesen Artiikel als und gar nicht genug davon bekommen konnte. Irgendwann jedoch bekam sie ihre Zeitung zurück und konnte weiter machen.
    "Das Interview mit dir steht noch darinnen. Sicher willst du gern hören ob alles so übernommen wurde wie du es gesagt hattest."
    Und schon las Celeste vor.



    Nachdem Celeste nun diesen langen Teil vorgelesen hatte, war ihr Mund trocken und sie suchte nach etwas Trinkbarem. Wieso nur war Vorlesen so anstrengend?

    Es war beruhigend zu hören, dass sie dies nicht alles sofort bearbeiten musste und damit ein wenig Zeit hatte.
    "Das werde ich gern alles kontrollieren. Ich werde mich auch so beeilen wie es geht um dir dann einen entsprechenden Bericht zukommen zu lassen."
    Sie würde beweisen, dass sie ehrlich arbeiten konnte, wenn sie es wirklich wollte.


    Celeste konnte im Sitzen besser vorlesen als im Stehen und so nahm sie erste inmal auf einem Stuhl Platz und schlug die entsprechende Seite in der Acta auf. Dann begann sie den Artikel vorzulesen.




    "Also das nenne ich mal einen interessanten Beitrag. Du bist ja wirklich ein Held."
    Sie hatte vorhin den Artikel nur überflogen und war sich der Tragweite gerade erst bewusst geworden. Nachdem sie nun geendet hatte, sah sie auf und wartete ab ehe sie weitermachen würde.

    In der Tat stand sie etwas ertappt da, aber nicht weil sie etwas mitnehmen wollte sondern weil sie so in Gedanken versunken war als Serapio den Raum betrat.
    "Der Raum ist sehr groß und ja, sehr nett eingerichtet. Umgesehen nicht richtig. ich stand hier einfach und habe mich gedreht."
    Dann sah sie den Stapel an Arbeit und ihr klappte der Unterliefer runter. So viel Arbeit?
    "Auf Vorrat...ahso...ja. Natürlich. Das heußt also, dass ich das nicht sofort machen muss? Also das ich das nach und nach durcharbeiten soll? "
    Sicherheitshalber nachfragen. Das war ganz gut. Langweilig würde ihr wohl in der ersten Zeit nicht werden. Ziemlich wahrscheinlich sogar nicht. Dann kam das Thema auf die Acta zu sprechen. Nachdem sie sich gesetzt hatten, griff sie diese zu erst und begann zu blättern.
    "Was es im Imperium so neues gibt? Kleinen Moment, wir wollen mal sehen. Also in der Acta steht nicht so viel Neues. Die Magistrate Roms wurden gewählt, kleinere Ratschläge und Geschichten, Unfallmeldungen, ein bericht über die Aufbauarbeiten der Villa Tiberia, Berichte von den Bauvorhaben in Germania und dem Wetter und Problemen dort und etwas aus Alexandria und Aegyptus. Wusstest du, dass ein Artikel von dir dabei ist und ein Interview?"
    Sie schlug schon mal die entsprechenden Seiten auf um dann loslegen zu können, wenn es erforderlich war.

    Das sollte also ihr erster Arbeitstag werden. Brav hatte sie an der Porta der Casa angeklopft und war zu diesem Raum geführt worden. Den "Wegweiser" hatte sie dann verscheucht um allein an die Tür zum Arbeitszimmer anzuklopfen. Unter dem Arm hielt sie die aktuelle Acta und einen kleinen Beutel. Der sollte die notwendigen Utensielien beeinhalten, bei denen sie dahcte, dass ein guter Scriba sie benötigt. Wachstafeln, Griffel und solche Sachen.


    Dann klopfte sie an, es antwortete keiner. Das nächste Klopfen war energischer und lauter gewesen, aber es antwortete wieder keiner. Also trat sie ein. Sie öffnete einfach die Tür, überschritt die Schwelle und sah sich diesem imposanten Schreibtisch gegenüber. Der ganze Raum war nicht weniger beeindruckend. Sie drehte sich im Kreis und drehte sich. Es war alles so ordentlich und so überaus geschmackvoll eingerichtet.


    Nach einer weiteren Runde sah sie plötzlich ein gesicht und hielt im Drehen ein.
    "Serapio, salve..ähm..ja. Da bin ich wohl und du auch."
    Das hatte sie alles sehr beeindruckt und sprachlos gemacht.

    Celeste merkte sehr deutlich, dass es Amneris nicht schmeckte. Die Keltin sah darin aber nichts Schlechtes sondern viele Vorteile und die wollte sie nutzen. Wie intensiv, das wusste sie noch nicht, vielleicht würde sie es auch nie wirklich benötigen, aber die Möglichkeit zu haben ist doch schon ein besonderes Gefühl und so lächelte Celeste als Amneris scheinbar einknickte und sich nun doch für ihre Sache zu interessieren begann.
    "Es zieht mich weder Macht noch Ansehen an. Du solltest mich doch soweit kennen, dass du das wissen müsstest. Ich wollte dir damit nur zeigen, dass es durchaus nützlich sein kann ihn zu kennen und für ihn zu arbeiten."
    Von den vielen Gedankengängen der Nubierin ahnte Celeste nichts. Vielleicht war sie in der Beziehung wirklich zu blauäugig, zu naiv, zu unbedarft. Auf der anderen Seite, mussten Amneris Befürchtungen wirklich zutreffen?
    "Ich kann ihm nicht selbst nachschüffeln ohne diese Absichten zu verraten deshalb bitte ich ja dich um diesen Gefallen. Er heißt Decimus Serapio. Ich habe ihn mal in einem Lupanar in der Nähe des Venustempels getroffen. Dort hatte ich ihn damals angetroffen als ich Informationen besorgen sollte. Er trug auch den namen Flosculus. Jetzt reagiert er sehr ungehalten wenn man ihn so anspricht.
    Vielleicht hatte sie ja Glück und die Nubierin würde mitmachen.

    Celeste konnte sehr geheimnisvoll lächeln und genau das tat sie jetzt auch.
    “Es freut mich sehr, dass wir einer Meinung sind und du mich verstehst.“
    Kurz zwinkerte sie Serapio zu und lehnte sich dann zurück.
    Es war eine sehr berauschende Umgebung. Nicht nur der Wein trug zu diesem interessanten und auch irgendwie eigenartigen Gefühl bei sondern auch die Musik, die sich unterschwellig in den Geist gedrängt hatte und ihn einhüllte.
    Es war eine neue Meinung, die sie hörte und etwas ungewöhnlich. Aber es passte zu ihrem Arbeitgeber. Manchmal schien er einfach zu gute Ansichten von bestimmten Dingen zu haben und wirkte dabei recht naiv, ihrem Geschmack nach zu naiv. Dennoch schien er damit sehr gut durchs Leben gekommen zu sein und hatte bisher doch einiges erreicht.
    “Nein, es enttäuscht mich nicht. Ich finde es sogar bemerkenswert. Bisher habe ich noch keine so deutliche Meinung ohne nicht doch etwas Faszination für das Böse, das Dunkle zu empfinden, gehört. Es ist eine ganz neue Erfahrung für mich.“
    Das Celeste'sche Lächeln war sofort wieder in ihrem Gesicht zu sehen. Dann griff sie nachdem Becher und trank die letzten Schlucke des Weines. Vorsichtig stellte sie den Becher vor sich ab und beugte sich wieder etwas vor.
    “Ich danke dir für deine Einladung und die vielen interessanten Erfahrungen, die ich heute Abend machen durfte. Ich habe einiges gelernt und freue mich dich dann bald in unserem Arbeitszimmer zu begrüßen.“
    Die Worte zeigten ziemlich deutlich, dass Celeste sich nun verabschieden wollte und gehen. Es war Zeit sich auf den Heimweg zu machen, würde es später werden, war es zu gefährlich noch durch die Straßen der Stadt zu gehen. Selbst für eine Diebin wie sie, die doch einige hier kannte.
    “Wir sehen uns dann zu meiner Arbeitsaufnahme wieder. Ich wünsche dir einen schönen Abend.“
    Dann nahm sie sich ihren Mantel und verließ die Taverne. Wieder war sie die erste, die ging und jene, die bald mit den Schatten verschwamm und sich auf den Weg nach Hause machte. Sie würden sich bald wieder sehen. Unabhängig von ihrem plötzlichen Abgang hier.

    Wenn Celeste ehrlich mit sich war, hatte sie keinen Freudensturm erwartet, zumindest nicht von Amneris Seite. Die ersten Reaktionen hatte sie ja auch noch verstehen können. Schließlich war sie ja auch zu erst total überfordert von der Situation gewesen. Später hatte sie dies dann für einen guten Plan gehalten. Scheinbar sah aber genau das Amneris anders. Für die Nubierin wars wohl ein ganz grauenvoller Plan. Celeste ließ stoisch diese Schimpftirade über sich ergehen. Etwas anderes konnte sie nicht machen. Sie versuchte auch gar nicht zwischen dem hin und herlaufen und den vielen Worten irgendeine Pause zu finden sondern wartete einfach ab. Als sie schließlich zu Ende gekommen war, kippte ihr fast der Unterkiefer weg.
    "Bitte? Was soll ich? Das ist doch nun nicht dein Ernst. Ich werde nebenher weiter meiner anderen Arbeit, meiner richtigen Arbeit nachgehen. Denkst du denn wirklich, dass ich mich so schnell auf die andere Seite ziehen lasse?"
    Celeste war wirklich etwas enttäuscht von ihrer Partnerin. Entgegen Celestes sonstigen Verhaltensweisen in diesen Situationen behielt sie die Ruhe und sprach leise und gefasst auf die Nubierin ein.
    "Ich habe es mir lange Zeit durch den Kopf gehen lassen und bin zu dem Entschluß gekommen, dass es mehr Möglichkeiten bieten kann. Außerdem habe ich ein festes Einkommen. Es behindert meine sonstige Arbeit nicht und ich kann sogar ein wenig was für die Truppe tun. Er ist nichts kleines bei den URbanen, ich könnte vielleicht hier und dort an Informationen kommen. Als Scriba könnte das sogar recht gut gehen."
    Dann wagte sie den Schritt nach vorne und gab ihre nächste Idee preis.
    "Ich habe ihn mal bei einem anderen Auftrag in einem Lupanar getroffen. Ich sollte dort einige Güter besorgen und traf dort auf ihn. Er sah weitaus schlechter aus als damals und nutzte auch einen anderen Namen. Könntest du vielleicht der Sache auf den Grund gehen und versuchen herauszubekommen was er früher getan hat? Ich denke, dass dieses Wissen irgendwann einmal nützlich sein könnte."
    Sie sah Amneris einfach an und wartete auf den nächsten Schwall an Worten der Wut.

    Zweifelhaft für den Moment. Bald schon sollte es Gewissheit werden. Ruhe und Frieden gönnte Celeste ihrer Partnerin nicht. Wenige Atemzüge lang überlegte die Keltin wie sie wohl am geschicktesten beginnen sollt. Aber einen guten Anfang gabs wohl nicht.
    "Ich bin in Anstellung bei einem Urbanen gegangen. Ich habe für ihn einen Auftrag erledigt und ihn dann direkt getroffen. Wir waren uns früher schon einmal begegnet. In einem Lupanar. Ich hatte da auch etwas herauszufinden. Da war er auch da. Nun versucht er mich zu einem rechtschaffenen Menschen zu machen und ich habe zugestimmt. Es kann bestimmt auch nützlich sein."
    So...nun war die Katze aus dem Sack. Kurz und schmerzlos und so gar nicht die Celeste'sche Art. Ihr Blick richtete sich auf amneris und war gespannt was diese nun dazu sagte.

    Celeste war sehr daran gelegen nicht berechenbar zu sein. Zum einen gab sie sich alle Mühe zum anderen war sie von Natur aus recht unstet in ihrem Tun und wusste selbst nicht warum sie das ein oder andere tat. Es gab nur wenige Regeln an die sie sich hielt. Für alles andere war ihr so ziemlich jeder Weg recht. Wahrscheinlich war es einfach eine ganz besondere Art der Skrupellosigkeit gepaart mit einem Gewissen und einer andersartigen Infantilität. Als Diebin eine zuverlässige Geschäftspartnerin, im Privatleben einfach hoffnungslos überfordert. Ihre Beziehung zu Amneris hatte sie in dieser Beziehung schon etwas verändert, aber keiner wusste ob es zum besseren war. Dann dieser ganz spezielle Fall hier. Die Arbeit für jemanden von den "Guten" und sein Drang sie zu resozialisieren. Ein Vorhaben, das eigentlich schon von vorn herin zum Scheitern verurteilt war, oder doch nicht? Keiner konnte in die Zukunft sehen, wissen was geschieht und wie es passiert.
    "Ja, reizvoll und wild," wiederholte sie die Bemerkung, senkte etwas den Becher. Im Moment wollte sie sich nicht hinter ihm verstecken.
    "Stelle dir das nur einmal vor. Die reine Gewalt der Natur. Eine Macht, die nur die Götter bezwingen können oder für sich nutzen, eine Macht, die nicht kontollierbar ist, etwas dem sich jeder Mensch beugen muss und dennoch gibt es menschen, die mit alle dem leben können. Die darin ihren Lebenszweck sehen und es lieben. Eine Herausforderung, der man sich jeden Tag aufs Neue stellt. Man kann sich beweisen."
    Celeste fand an den Gedanken großen Gefallen. Ob sie vielleicht doch einmal auf die Suche nach ihren Wurzeln gehen sollte? Darüber würde sie ein ander Mal nachdenken.


    Sie musste ihm zugestehen, dass er sich gut mit der Schauspielerei verstand. Auch ihm scheinen einige Grundlagen in die Wiege gelegt worden zu sein und so konnte sie ein kleines aber dennoch beeindruckendes Schauspiel an diesem abend verfolgen und sich an ihm erfreuen. Das Blitzen in den Augen, das aufkommende Feuer, das man jenen Menschen aus dem Süden nachsagte, war in seiner ganzen Haltung sofort zu spüren und dieses eine Wort schaffte es alles zu erklären. Es war jedoch alles vorbei als er begann zu lachen. Sie konnte nicht anders als einzustimmen und mitzulachen. Also musste sie wohl wirklich vorsichtig sein um nicht irgendwann in diesem Feuer einmal zu verbrennen.
    Das Lachen verschwand fast so schnell wie es gekommen war. Diese Kunst der Selbstkontrolle war also auch ihm zu eigen. Etwas, das man nicht als normaler Römer lernte. Zumindest dachte so Celeste. In solchem ausgeprägten Maße war ihr das nur bei Menschen aufgefallen, die in ihrer Welt lebten oder gelebt hatten. Menschen, die andere manipulierten, sie um das ein oder andere erleichterten und dabei bereit waren fast jeden Weg zu gehen oder wirklich jeden. In einem Moment konnte man freundlich sein und so tun als sei man der beste Freund und im nächsten konnte man ein todbringendes Wesen sein, dass nur auf sich bedacht alles machte. Wieder fiel ihr die Begegnung im Lupanar ein. Warum er dort war, wusste sie noch immer nicht. Er schein sich dort auszukennen, häufiger zu sein und wenn ihr Auftraggeber damals wirklich recht hatte, musste auch dieser strahlende Held eine dunkle Vorgeschichte haben. Sie konnte es nicht beweisen, die Neugier war auf jeden Fall geweckt.


    Die folgenden Worte, rissen sie sehr schnell aus der Unachtsamkeit und es waren nur die ersten beiden Worte, die sie im ersten Moment nicht mitbekommen hatte, sie aber in Gedanken hinzufügen konnte. Aufmerksam, noch immer das Glas auf Tischhöhe haltend, lauschte sie der ersten Strophe, beobachtete ihn in seiner Kunstpause und schenkte ihm mit einem leichten Lächeln weiterhin ihre Aufmerksamkeit bis zum Ende. Ein leises Klatschen ihrer Hände war am Ende zu vernehmen, den Becher hatte sie vorherabgestellt, ehe sie sich leicht nach vorn beugte um ein leises Lob auszusprechen.
    "Wirklich schön gesprochene Worte. Man könnte meinen, dass du häufiger Frauen solch wunderschöne Gedichte schenkst und sie damit gänzlich in Verzückung geraten. Du kannst ruhig ehrlich sein, ich habe dich doch ertappt."
    Das Celeste hier vielleicht gründlich daneben liegen konnte, damit rechnete sie nicht. Woher sollte sie das auch wissen?
    Bei der nächsten Frage, nahm sie den Becher wieder auf, lehnte sich ein wenig zurück, hob ihn halb vor das Gesicht, trank und blickte Serapio erneut über den Becherrand an.
    "Dies mein Lieber, ist mein Geheimnis. Es gibt Dinge, die eine Frau nicht verraten sollte und dies gehört dazu. Du verrätst mir doch auch nicht alles, oder? Außerdem was hätten wir denn für einen Ruf wenn du der Schattenseite Romas alles verrätst und ich der vermeintlichen Sonnenseite alles sagen würde. Rufmord möchte ich dann doch noch nicht betreiben."
    Ein breites Grinsen verriet natürlich, dass es mit der Ernsthaftigkeit der Worte nicht all zu weit her war und dass sie hier den einen oder anderen Spaß machte.


    "Ich möchte dir gern eine Frage stellen. Du hast ja über deine Arbeit viel mit den Schatten dieser Stadt zu tun, bist du nicht neugierig wie es ist in ihnen zu leben? Wie man als Dieb oder Schurke in dieser Stadt zu recht kommt, was die besondere Faszination ausmacht diesem Berufsstand nachzugehen?"
    Sie hatte genug von jenen Urbanern gehört, die neben ihrer Arbeit auch ihre Vorteile aus Geschäften mit jenen zogen, die sie eigentlich verhaften sollten. Sie konnte sich vorstellen, dass auf diese Männer eine besondere Anziehungskraft ausgeübt wurde und sie ihr nicht immer widerstehen konnten. Celeste wollte wissen wie Serapio dazustand.

    Also war es abgemacht. Amneris und Celeste würden sich für Fiona umhören und sicher erfolgreich einige Informationen besorgen können. Kurz ging Celeste Blick zu der Nubierin, welche kurz nickte.
    "Dann wäre es abgemacht. in 6 Tagen werden wir uns zur gleichen Zeit hier wieder treffen."
    Damit war alles geregelt und nach einem kurzen Plausch verabschiedeten sich die beiden Frauen von der Sklavin und gingen ihrer Weg weiter um sich dann bald wiederzusehen und die erlangten Neuigkeiten weiter zu geben.

    Das konnte man mal eine konkrete Antwort nennen. Hauptsache nass...das war auch vieles was man nicht trinken sollte oder konnte. So ging sie also dahin und gab etwas Wasser und Saft in einen Becher und reichte diesen dann wenig später Amneris.
    "Hier bitte schön. Das ist was zu trinken und hauptsächlich nass."
    Man konnte diese Antwort schon ein wenig schnippisch verstehen. Eine Anwandlung, die Celeste hin und wieder anfiel. Momente wie diese waren prädestiniert dafür.
    Celeste selbst bekam nichts wirklich von der Verfassung Amneris mit. Sie konnte das ganz gut ausblenden und auch verdrängen. Nachdem sie den Saft abgegeben hatte, setzte sie sich wieder hin und schwieg. Recht teilnahmslos blickte sie zu Boden und schweig einfach. Wie sollte sie ihrer Freundin nur sagen war sie getan hatte, worauf sie sich eingelassen hatte und was das nun bedeutete. Es war so schwierig es zu sagen, aber eigentlich sollte Amneris das doch wissen oder nicht? Innerlich seufzte sie und nach außen hin war es auch leise zu hören. Warum nur musste das Leben kompliziert werden, wenn es gerade so prima lief und gut ging. Sie konnte es sich nicht erklären und es auch der Nubierin nicht erklären. Es blieb also nur das schweigen und das tat sie ausnahmsweise mal eisern. Ein seltener Moment.

    In den tiefen Gedanken gefangen, meinte sie aus der Ferne einen Ruf zu hören, eine Stimme, die ihr bekannt war und ihren Namen rief. Langsam nur tauchte sie aus diesem Strudel hervor und richtete sich dann ein wenig auf um zu sehen ob es wirklich die Besitzerin der Stimme war, die sie zu hören glaubte. Amneris war heim gekommen. So wie die dunkle Frau aussah, hatten sie in der Nacht viel zu tun gehabt. Das Wissen um die Arbeit ihrer Freundin war nebulös. Bei den Raubzügen war Celeste nie zu gegen, ebenso wenig mischte sich Amneris in die Arbeit von Celeste. Nur das eine Mal als sie sich kennen gelernt hatten, waren sie gleiche Schritte gegangen. Keine sprach wirklich über ihr Tun und die andere fragte nicht danach.
    "Ja, ich bin hier. Entschuldige...ich bin in Gedanken."
    Sie selbst bemerkte nun die unsagbar schlechte Luft im Raum und entfernte die Sperre zum Licht und der frischeren Luft draußen. Dann wand sie sich wieder Amneris zu.
    "Du siehst fertig aus. Möchtest du etwas trinken oder essen?"
    Ablenken, das war jetzt genau das richtige. Einfach die Gedanken verdrängen und etwas anderes machen. Ein guter Plan bis jetzt, die Umsetzung stand aber noch aus. Wobei dies ja auch von Amneris abhing. Ganz allein Schuld würde sie dann nicht haben, wenn es nicht klappte. Nach und nach zeigte sich auch ein kleines Lächeln im Gesicht der Keltin. Es war wirklich nur ein kleines.



    /edit: kleinen Fehler bereinigt *hust*

    Musternd beobachtete sie den Decimer sich gegenüber. Wobei das Wort musternd auch nicht recht passte. Neugierig war auch nicht richtig, beschrieb aber eher die Abischt dieses Beäugens. Celeste versuchte gern ohne viele Fragen zu stellen mehr über eine Person herauszufinden. man konnte viel in den Gesichtern der Menschen lesen. Aber nicht in allen. Das würde sie auch nie behaupten. Man konnte Absichten erkennen, Hintergedanken, manchmal auch den Charakte. Dies alles verbarg Serapio aber hinter einer Fassade, die manchmal so undurchdringlich wie die Palastmauern des Kaiserhauses war. Zumindest stellte die Keltin sich diese als undurchdringlich vor. So sehr sie sich auch bemühte, sie konnte nicht so viel erkennen wie sie wollte. Etwas das ihnen wohl beiden lag. Sich verstellen können, andere hinters Licht führen, ein Stück weit unberechenbar sein.


    "Ich vermute, dass es für dich so unvorstellbar ist, weil du deine Wurzeln kennst und sie wirklich weit zurück reichen und es dort auch noch Verwandte gibt. Wenn du das nicht hast, dann vermisst du auch nichts wirklich. Das Land im Norden soll doch alles andere als attraktiv sein. Dunkel, grau, wild, unwirtlich.. Ich könnte die Liste noch eine Weile weiterführen. Sind das nicht Beschreibungen, die ein Römer gerne für dieses Land aus dem ich stamme, finden? Wenn ich dem Glauben schenke, ist es nicht wirklich verlockend."
    Sie lächelte wieder einmal ehrlich. Es war kein bedrückender Ton in ihrer Stimme. Ihre ehrliche Meinung, die sie hier kundtat. Welche Bindung hatte man zu einem Land, dass man nicht kannte? Kaum eine!
    Serapio machte es sich etwas bequemer. Celeste hingegen konnte sich nicht wirklich entspannen. Ein fast schon angeborener natürlicher Instinkt, der es der beute ermöglichte besondere Obacht zu zeigen und in einer gefährlichen Situation blitzschnell die Flucht zu ergreifen. Dieses Gefühl konnte sie nur abstreifen wenn sie zu Hause war. Hier wusste sie alles unter Kontrolle, wusste, dass keiner ihr etwas tun würde. Hier würde sie vermutlich auch in Sicherheit sein, aber konnte sie wirklich so überzeugt davon sein? Eher nicht. Also blieb ein unterschwelliger Reflex bestehen. Fremdes Gebiet, besondere Obacht.
    Hinter ihrem Becher, welchen sie gerade an die Lippen gesetzt hatte, zeichnete sich ein breites Lächeln ab als ihr Titel bestätigt wurde. Er war also auch der Meinung. Es musste die Haarfarbe sein. Vielleicht auch die helle Haut, die sich in ihrem Gesicht und an den Händen nicht so deutlich zeigte, wie an Stellen die sie immer verdeckt trug.
    "Eine kleine Kopfsammlung? Nein, habe ich nicht zu Hause. Also keine kleine."
    Sofort wurde das Lächeln zu einem ausgewachsenen Grinsen und in Erwartung eines zumindest mäßig geschockten Gesichtes trank sie einen Schluck. Den Blick jedoch nicht von ihrem gegenüber nehmend. Sie wollte diesen Moment genießen bis ihm die Erleuchtung kommen würde, dass sie doch nur gescherzt hatte.
    "Wenn man das lichtdurchflutet weg lässt und sich die Wärme wegdenkt, beschreiben deine Worte auch die westlichsten Küsten meines Landes oder auch Britannias. Zumindest beschrieb Vater diese Länder immer so. Ein grünes fruchtbares Land, dem Willen des Meeres ausgesetzt, sich den Winden entgegenstemmend und dennoch reizvoll und wild für die Bewohner. Nur sie können die wirkliche Schönheit ihres Landes erkennen. Sie lieben die Gegensätze, die ihnen das alles bieten."
    Scheinbar neigte man hier wieder zu Gemeinsamkeiten, die sich so nicht vermuten ließen. Nach einem kurzen, fast verträumten Blick, kam das Lächeln, das Grinsen wieder zurück.
    "Du willst dich also heißblütig sehen. Das ist wirklich interessant. Ich kenne nicht viele Iberer und daher fehlt mir die Erfahrung ob du wirklich Recht mit deinen Worten hast, aber ich will es dir glauben. Eine Frau muss also besonders in der Nähe eines Südländers auf der Hut sein?"
    Ein leieses Kichern war zu hören, der Becher wurde auf dem kleinen Tisch zwischen ihnen abgestellt und erneut achtete Celeste besonders auf die Reaktionen des Mannes.
    "Gedichte können sehr vielseitig sein und so viel aussagen ohne wirklich direkte Worte zu nutzen. Sie können verzaubern, eine besondere Wirkung erlangen. Ich kenne nicht viele Gedichte, höre sie aber gern wenn es mir möglich ist."

    Kurz ging der Blick der Keltin zu Amneris. Man konnte es als einen Moment des wortlosen Unterhaltens ansehen. Irgendwann jedoch sah sie wieder die Sklavin an.
    "20 Denare würden unsere Bemühungen kosten. Wir übernehmen aber keine Garantie für Erfolge. Wenn dir das alles so viel Wert ist und noch mehr, dann würden wir uns mal umhören und sehen, was wir für dich einrichten können."
    Celeste Blick war ernst und fragend. Fiona musste es wirklich wollen, wirklich dahinter stehen und es nicht nur aus einer Laune heraus angehen wollen. Würde Celeste nun merken, dass die Sklavin das einfach aus Trotz machen wollte, würden die beiden Frauen gar nichts machen. Für eine derartige Flucht war viel gefordert.

    Es wurde wärmer in der ewigen Stadt am Tiber. Man merkte es nicht nur im Verhalten der Römer sondern auch an der Temperatur. Die Fenster der Wohnung waren verdunkelt. Es war Mittagszeit. Kaum ein Lichtstrahl drang von draußen herein, die Luft war stickig und es war warm. Man hätte nur die Fenster öffnen müssen um Abhilfe zu schaffen. Doch scheinbar war dieser Umstand gewollt. Neben einer Kline im Wohnraum stand ein Krug mit rotem Traubensaft und daneben ein Becher, der zum dritten mal geleert worden war. Auf der Kline lag in einer luftigen Tunika Celeste. Ihre Augen waren halb geschlossen, ihre Gedanken auf einer erneuten Reise unterwegs. Von einer inneren Unlust befallen, war sie am Morgen nicht viel weiter als bis hie rgekommen. Eine Entfernung vom Bett von etwa 15 Schritten, vielleicht auch 20. Sie war einfach nicht weiter gekommen. Irgendwann vorher hatte Amneris die gemeinsame Behausung verlassen. Ein Gespräch zwischen den beiden Frauen hatte bisher noch nicht statt gefunden. Zumindest nicht über die Begebenheiten, die die Keltin gerade in diesen Ausmaßen beschäftigten. Wieder fragte sie sich ob sie wirklich ehrlich werden konnte und es überhaupt wollte. Sie war bis auf wenige Rückschläge doch gut durchs Leben gekommen. Seit langem schon mangelte es ihr an nichts. Sie hatte Geld, konnte gut leben, die Aufträge waren anspruchsvoll und sie hatte Amneris. Im Moment gab es nichts anderes das sie begehrte. Also warum etwas anderes machen? Es fehlte ihr erneut eine Erklärung für ihre Reaktion, die alles entscheidende Zusage.


    Eine ehrliche Arbeit. Das hatte sie nie gemacht, das war eine gänzlich ungewohnte Tätigkeit. Amneris musste es langsam erfahren. Sie würde es ihr erzählen müssen sobald diese heimkäme.


    Noch ein Schluck Traubensaft war von Nöten. Nein, es war kein Wein. Es war ganz normaler Traubensaft. Würde sie etwas anderes trinken, könnte sie später gar nicht mehr sprechen.


    Wieder drifteten ihre Gedanken ab, resümierten das Geschehene, ihr Leben und gingen vorwärts zu dem was sie wohl noch erleben würde können. Zu allererst sollte sie sich jedoch ein wenig in der Vergangenheit ihres Arbeitgebers umsehen um zum einen zu wissen was er so getan hatte. Schließlich fand man nicht so einfach jemanden in einem Lupanar, der später bei den Urbanen einen solchen Posten bekleidete. Zum anderen würde sie für den Notfall etwas brauchen um sich freizukaufen.


    So viel zu überlegen und so viel zu reden...

    Da saß sie nun auf der Kline und wartete darauf, dass Serapio zurück kehrte. Als dieser sich gesetzt hatte, bestätigte er ihre Vemrutung. Nun das war nicht wirklich schlimm und würde auch nichts ändern an diesem Abend. Wieder sah sie sich um. Nun konnte sie dies in Ruhe tun. Man musste dem Besitzer Geschmack zugestehen. Auf seine ganz eigene Art hatte es Charme, war etwas Besonderes und vermutlich daher genau das Passende zu diesem Abend, der auch seine ganz eigene Geschichte bekommen hatte. Für einen Moment ergab sie die junge Frau den Eindrücken, die sie aufnahm und verarbeite.
    "Lesungen? Es werden sicher interessante Texte vorgetragen. Von Philosophen? Vielleicht auch Geschichten?"
    Besucht hatte sie eine Lesung bisher noch nie. Den Begriff mal gehört und stellte sich seitdem fast so etwas wunderschönes wie eine Theateraufführung vor. Jemand würde mit verstellten Stimmen Dialoge lesen, ihnen Leben einhauchen und so den Text viel besser deutlich machen können als wenn man ihn stumpf für sich allein las. Es musste wirklich etwas Außergewöhnliches sein bei so einer Sache dabei sein zu können. Vielleicht sollte sie einfach mal eine besuchen, wenn es sich einrichten ließ.
    Aufgeschreckt durch die plötzliche Kopfbewegung Serapios, spannte sich sofort der ganze Körper der Keltin an. Ganz genau beobachtete sie Besucher, die die Taverne betraten, sich einen Platz suchten und dann weiter ihrem Abendvergnügen nachgingen. Die ausgesprochen gute Laune war ihnen nicht nur anzusehen sondern auch anzuhören. Womöglich war dies auch nicht die erste Taverne, die sie am heutigen Tage aufsuchten. Erst als die Situation wieder eindeutig war, entspannte sich Celeste und konnte auch wieder lächeln. Es war ein schrecklicher Reflex, der auf der anderen Seite ihren Kopf retten konnte. Hier war es jedoch unangebracht. Genauso gut konnte man versuchen dem Mond das sich Füllen und Verschwinden auszureden. Der Effekt würde der gleiche sein, wenn man mal davon absieht, dass vermutlich keiner auf den Gedanken kommen würde dies überhaupt zu versuchen.
    Der Wein wurde gebracht. Nachdem die Bedienung sie wieder allein gelassen hatte, wurde ihr auch schon ihre heutige Aufgabe zugetragen. Mit einem breiten Lächeln reagierte sie darauf, in dem sie es sich erst einmal richtig auf der Kline bequem machte und dann Serapio direkt ansah. Der kleine Lehrvortrag über den Wein half ihr sich in der Mischung zu entscheiden und so wurde auch nicht all zu sehr dünner Wein daraus. Zwei Drittel Wein und ein Drittel Wasser sollte doch eine gute Mischung sein, oder? Celeste dachte sich das. Das blaue Glas mit dem roten Wein war ein interessantes Farbspiel und dieses galt es für einen Augenblick zu beobachten.
    "Regina Bibendi,"
    wiederholte die Worte und begann schon extrem breit zu grinsen.
    "Meine Herkunft ist leider ein kleines Rätsel, dessen Lösung nicht so einfach ist wie man denken könnte. Mein Vater erzählte mir, dass wir aus einem Land des Nordwestens kommen. Ich war damals klein und hörte lieber der Geschichte zu, die er erzählte als mir den Namen des Ortes zu merken aus dem ich stamme. Meine Erinnerung reicht nicht daran zurück. Ich bin hier in Italia groß geworden. Eine Stadt im Norden der Regio war es ehe wir den Weg hierher fanden. Ich kann Germanin sein oder eher wahrscheinlicher Keltin. Viele finden das Keltin irgendwie besser und so titeln sie mich so. Die kleine Keltin. Außergewöhnlich kurz geraten für eine Nordfrau."
    Celeste schmunzelte ein wenig während sie das erzählte.
    "Wenn mich so viele für eine Keltin halten, kann es doch nicht falsch sein, oder?"
    Es war mehr eine rhetorische Frage denn wirklich ernst gemeint. Ob Germane oder Kelte, es war zum einen gleich und änderte nichts an ihr. Aus dem Norden kam sie eindeutig und da war diese Unterscheidung doch nicht so relevant. Dann wurde das Glas erhoben und Celeste tat es ihm gleich.
    "Auf eine gute Zusammenarbeit!"
    Hier nach trank sie einen Schluck und und verkostete den Wein. Er schmeckte angenehm und durch das Wasser nicht ganz so schwer. Für Celeste war jeder Rotwein schwer und stieg ihr gleich in den Kopf wenn sie nicht aufpasste. Von diesem hier würde sie aber gefahrlos einen oder vielleicht auch zwei Becher trinken können ohne dann nicht mehr Herrin über sich zu sein.
    "Ein wirklich guter Wein. Erzähle mir doch bitte mehr über das Land, das solch guten Wein und solch beflissene Männer hervorbringt."
    Die letzten Worte kamen natürlich nicht ohne ein typisches Celest'sches Grinsen aus. Es war jenes, welches sie gern zeigte wenn sie sich sicher fühlte, etwas ausgelassen und vor allem guter Laune war.

    Mit dem Schmuggel von Menschen hatte sie bisher nichts zu tun gehabt. Auch mit anderem Schmuggel nicht. Sie gab das Diebesgut ab und andere kümmertens ich darum. Nur durch Zufall hatte sie mitbekommen wie Stadtwachen bestochen wurden oder die Stadtmauer des Nachts überstiegen wurde wenn gerade keine Wache in der Nähe war. Wieviel würde so etwas wohl kosten. Eine wirkliche Ahnung hatte sie nicht. Kurz ging ihr Blick zu Amneris und dann wieder zu der Sklavin.
    "Mit einem Beutel voll Sesterze wirst du schon rechnen müssen. Ich kann mir schon vorstellen, dass einiges kosten würde. Aber ich habe es eben nur beobachtet und weiß nichts genaues. Man müsste sich mal schlau machen."
    Hier ließ sie bewusst offen ob und wer sich darum kümmern sollte. Aus reiner Nächstenliebe würde sie sich hier sicher nicht in zusätzliche Gefahr geben, es mussten schon Gründe oder kleinere Anregungen her für.