Beiträge von Caius Sergius Curio

    Zitat

    Original von Artoria Medeia


    Leicht stirnrunzelnd beobachtete ich, wie sie sich anscheinend Tränen aus dem Gesicht wischte. War das vielleicht auch der Grund, weshalb sie so rücksichtslos durch den Raum gerannt ist? Mein Blickt folgte ihrer Kopfbewegung, um den Grund ihres Verhaltens herauszufinden, aber abgesehen vom normalen Treiben auf einer solchen Feier konnte ich absolut nichts erkennen, was ihr Verhalten auslösen konnte. Etwas, was nur sie verstand, was nur sie in diesem Gewimmel und Gerede in diesem Raum wusste? Gut vorstellbar ... also war sie doch jemand, der hier arbeitet. Wenigstens hatte sie sich nichts getan, wie ihr Kopfschütteln vermuten ließ, was mich dann doch ein wenig beruhigte.
    "Ein Gladiator? Nein nein ... ich bin tatsächlich nur Gast hier. Ich glaube mit einem Gladius in der Hand könnte ich nicht wirklich viel anstellen." schmunzelte ich. Es war ja nicht so, dass ich gänzlich untrainiert war, oder ich keinerlei Sport machte. Im Gegenteil, die Freizeit nutzte ich oft, um mich fit zu halten, aber eine praktische Ausbildung mit Waffen ... nein, mit einem Dolch konnte ich noch umgehen, ich wusste wo eine Verletzung tödlich enden konnte und wo sie nur verwunden würde, aber mehr auch nicht. Ja ich wusste nicht einmal, ob ich überhaupt in der Lage wäre, jemanden zu töten. Die Gladiatoren hier hatten sicherlich kein Problem damit, sie wurden dazu trainiert, verbrachten die meiste zeit ihres Lebens damit sich darauf vorzubereiten, zu töten, denn sonst würde man sie töten und die Aussicht auf Tod kann ein enormer Antrieb sein.


    Obwohl es ja nun genug Anzeichen dafür gab, dass sie eine Gladiatorin, genauer eine Amazone war, verblüfften mich ihre Worte dennoch. Ich konnte mir Frauen in einer solchen Situation einfach nicht vorstellen. Zwar wusste ich, dass es Amazonen gab, hatte Decima Lucilla mich ja einmal in Erwägung ziehen lassen, meine Sklavin zu einer solchen ausbilden zu lassen, aber das hatte ich natürlich abgelehnt. Zwar war ich nicht so verbissen wie manch ein anderer zum Thema Frauen, vor allem in der Politik oder der Verwaltung, aber an Die Waffen sollten sie dennoch nicht gehen. Ohne großartig reagieren zu können, ließ ich mich von Briseis zu den freie Klinen ziehen. Nachdem ich ihr zuschaute, wie sie sich auf Die Kline niederließ, als würde sie nichts anderes in ihrem Leben machen, tat ich es ihr gleich und wurde sofort von einem gefüllten Weinbecher begrüßt. Kein schlechter Service, wenn Die alle so schnell reagierten, wenn die junge Dame sie heranwinkte. “Ich bin Caius Sergius Curio...“ Mit einem kleinen Lächeln schaute ich zu Briseis, ehe ich mich an den Weinbecher machte. Der war mit Sicherheit nicht verdünnt ... sonst wäre Die Stimmung hier auch nicht so ausgelassen, aber was soll's. Ich hob den Becher zu den Lippen und trank einen kleinen Schluck, hauptsächlich, um meine Kehle ein wenig zu befeuchten, damit das Sprechen nicht ganz so unangenehm war.

    Ja, sie wusste nicht was Wertkarten waren und eigentlich war ich es für heute Leid, solche Dinge zu erklären, vorallem in meiner wenigen Freizeit, die mir zur Verfügung stand. Aber was tat man nicht alles der Nettigkeit wegen? Einen kurzen Moment blieb ich stumm und genoss indes die sich vermehrenden Sonnenstrahlen und den farbigen Kontrast zu den Straßen, die einem unendlichen Meer verschiedenfarbiger Grautöne glich. Natürlich war es nicht ganz so extrem, denn überall gab es die Farbe von bunten Tuniken, die verkauft werden wollten oder Töpfererarbeiten und Flaggen und all diesen Kram, aber es sah doch mehr nach einem verzweifelten Versuch aus, Farbe ins Triste zu bringen. Dagegen war die Natur, selbst innerhalb Roms das reinste Elysium.
    Kurz befeuchtete ich mit meiner Zunge die Lippen und beantwortete dann ihre Frage: “Wertkarten dienen dem Zweck, nicht immer Geld für den Versand mitnehmen zu müssen. Man bezahlt einmal eine feste Summe, beispielsweise 100 Sesterze und kann dann für diese 100 Sesterze Briefe verschicken. Außerdem gibt es so eine Art Mengenrabatt. Wenn man also eine Wertkarte über 100 Sesterze haben will, muss man lediglich 95 zahlen. Das wird dann nach oben hin immer mehr, was man spart, sodass dann bei einer 500er Wertkarte nur 450 Sesterze zu bezahlen sind.“ Ich hoffte, dass das ausführlich genug war und das nicht eines weiteren Nachtrags bedurfte. Ich zwang mich zu einem kleinen Lächeln und schaute sie kurz an. Sie hatte wundervolles blondes Haar und auf mich recht seltsam wirkende, graue Augen. Es sah nicht schlecht aus, aber für mich ungewohnt. Ich hatte bisher sehr wenige Menschen mit grauen Augen getroffen, aber sie hatten einen gewissen Reiz.


    “Da hast du sicherlich Recht ... aber man sieht ja, dass es dir nicht wirklich schlecht geht. Heißt ja, dass es ganz gut funktioniert.“ Sah man, dass es ihr nicht schlecht geht? Auf den ersten Blick auf jedenfall nicht und auch bei den folgenden war mir nichts dergleichen aufgefallen. Das Zwitschern der Vögel lenkte mich von meinen Gedanken wieder etwas weg. Das waren einmal schöne Geräusche, etwas, an das ich mich doch gewöhnen könnte. Vielleicht konnte man solche Vögel auf einfangen und sie in einen Käfig in den Garten stellen ...

    http://www.gens-sergia.de/graphic/avatare/strabon.jpg---Strabon
    "Besser ist das Cine. Uns geht es hier nicht schlecht, wenn man bedenkt, wie es uns als Sklaven gehen könnte. Und auch wenn Curio dir jetzt nichts tut, heißt das nicht, dass er es nicht irgendwanneinmal macht, also sei vorsichtig ... bitte."
    Schwach hörte Strabon seinen Namen durch den Korridor und die Tür. Man hatte ihn gerufen und wie es aussah, sollte er auch seine Schwester wieder mitnehmen. Sein Blick wanderte kurz zur Tür, als würde er jeden Moment erwarten, dass Curio selbst hereinkommt, ließ seinen Blick aber wieder fragend zu Cine zurückwandern.
    "Na dann bin ich mal gespannt, wie das dieser Artorius Corvinus sieht."

    Von Milos Officium aus, suchte ich den Weg durch die riesige Stadt zur Casa der Familia Flavia, um dort hoffentlich diesen Caius Flavius Aquilius vorzufinden. Das würde meiner Meinung nach ehrheblich schneller gehen, als eine Nachricht zu hinterlassen, außerdem konnte man so von Angesicht zu Angesicht alles Nötige klären und ich konnte mir ein Gesicht von diesem Priester machen.


    An der Porta der Villa angekommen, die schon von außen recht nobel wirkte, klopfte ich zweimal gegen die Tür und wartete auf einen Sklaven, der sie mir Tür öffnen würde.


    *klopf* *klopf*


    Kurz drehte ich mich noch zu meinem um und gab ihm mit einem kleinen Handzeichen zu verstehen, dass er ohne Erlaubnis hier nichts sagen sollte, allerdings doch alles Wichtige auf einem Wachstäfelchen festhalten solle. Man konnte schließlich die wissen, ob man später noch ein paar Informationen brauchen könnte.

    Gut, sie würde sich noch etwas Zeit lassen, nach Hispania zu gehen und wollte wohl auch nicht sehr lange dort bleiben. Wenigstens ein kleines, gutes Zeichen. Ich hob meinen Becher noch einmal zu den Lippen und nahm einen letzten Schluck, bevor ich ihn geleert hatte. Kurz kramte ich in meinen Erinnerungen ... ja, sie hatte ihren Becher auch eben erst geleert gehabt. "Möchtest du noch etwas trinken?" fragte ich kurz und schaute dann zum Stand herüber. Immer noch eine recht lange Menschenmenge, die sich um das kleine Holzgerüst drängten, aber nicht so viele wie vorhin und es gab anscheinend auch keinen, der die Warterei unnötig in die Länge zog, da alles doch recht zügig ging.


    "Gut ... also am 'Wollen' liegt es nicht, eher am 'Können'. Ich würde liebend gerne einmal nach Hispania, vielleicht komme ich in nicht ganz so entfernter Zukunft dazu." Ein kleines Lächeln bildete sich. Es war ein anderes, als vorher, aber einen wirklichen Unterschied konnte man nur sehr schwer erkennen. Ein Ausdruck der Zufriedenheit - warum auch immer - war zu entdecken und noch etwas anderes, aber das Lächeln verzog sich schnell wieder, als Sabina anfing, von ihrer Sklavin zu reden. "Deine Sklavin? Diese ... Li ... Lynn, richtig? Nein, ich hab sie nicht mehr gesehen, seitdem du sie weggeschickt hast. Ist sie vertrauenswürdig oder denkst du, sie könnte abhauen?" Es gab ja einige, die ihre Sklaven so gut behandelten, dass sie beinahe schon als Mitglied der Familie zu betrachten waren. Sie bekamen dann sogar eine Art Taschengeld und abhauen würden sie keinesfalls. Aber es gab natürlich auch die sturen Sklaven, denen man noch Manieren und Respekt beibringen musste. Das war wohl der größte Teil der Sklavenschaft und als Haussklaven waren sie dann doch eher weniger geeignet, schließlich wollte man am nächsten Morgen nicht mit einem Messer im Rücken aufwachen...

    http://imperiumromanum.net/ima…/ava_galerie/roemer24.jpg--- Porcius Donatus


    "Ah wie? Erschreckt nein, nein. Ist schon in Ordnung." Sollte ja nicht jeder wissen, dass er leicht schreckhaft ist und dann den ganzen tag in diesem stillen Büro zu sitzen und zu warten, dass jemand eintrat und etwas wollte, dass war nicht schön.


    "Also ein Eilbrief, abgerechnet von der Wertkarte der Gens Tiberia." murmelte Donatus vor sich hin und wühlte schnell ein Papyrus heraus. Die Wertkarte der Gens Tiberia, ja die hatte er doch gestern erst ausgestellt und schon fehlten wieder 20 Sesterzen. Mit der Feder strich er den aktuellen Wert durch und schrieb den neuen hin. Danach nahm er den Brief entgegen und notierte die restlichen und notwendigen Daten auf einer zweiten Tabelle, bis er sich schließlich wieder an den mann vor ihm wendete.


    "So, das wäre es auch eigentlich schon, oder gibt es von deiner Seite aus noch etwas?"

    Kurz nickte ich Milo zu. Das klang ja nun alles ganz einfach und würde hoffentlich nicht allzulange dauern. "Also von meiner Seite aus gibt es nichts mehr ... ich denke, ich werden diesen Flavius Aquilius im Anshluss hiernach direkt aufsuchen?!"
    Das würde ja dann der zweite Flavier an einem Tag werden. Hatte das was zu bedeuten, oder war es reiner Zufall? Ich denke doch eher Zufall, denn ein Grund für den ersten Gedanken kannte ich nicht und er kam mir auch nicht zugeflogen.

    Ich überlegte ein ganz klein wenig und richtete mich dann auf meinem Platz ein wenig auf. Caius Flavius Aquilius, ein Patrizier also und wahrscheinlich auch mit meinem Gesprächspartner verwandt.
    "Ich denke, ich werde ihn selber aufsuchen. Das kann ich gleich hier nach erledigen, das dürfte am schnellesten gehen."
    Das dachte ich zumindest. nachrichten würde das doch nur wieder unnötig verzögern und Glabrio sollte schließlich nicht mehr so lange unbeerdigt bleiben, das gehörte sich nicht und war sehr unverantwortlich dem Verstorbenen gegenüber.

    http://imperiumromanum.net/ima…/ava_galerie/roemer24.jpg--- Porcius Donatus


    Donatus fuhr leicht zusammen, als er plötzlich eine Person reden hörte, da er das Klopfen überhört hatte. Zu tief war er in die Papyri vertieft.
    "Ah, salve Bürger."


    Aufmerksam hörte er dem Mann zu und wunderte sich, als er von diesem Brief sprach, er aber keinen erblicken konnte.
    "Ein schnellstmöglicher Brief ... ein Eilbrief also. Das würde 20 Sesterzen machen, oder es gibt eine Wertkarte für seine Familie, für sein Amt zumindest nicht."

    Sim-Off:

    Übersehen :/


    "Nunja, wie das genau abgelaufen ist, weiß ich nicht und da der Tod in Misenum eingetreten ist und er aber nun hier in Roma ist ... um es kurz zu fassen: Nein, wie haben keinen Priester."
    Soweit ich mich erinnern konnte, hatten wir welche in der Familia, aber die waren entweder verstorben oder sind ausgewandert und ich persönlich kannte keinen 'Freund' der Priester war. Da müsste man wohl eine andere Möglichkeit finden. Ich hatte meinen Halbbruder mitnehmen sollen, er war schließlich beim Tod dabei und überhaupt kannte er Glabrio doch wesentlich besser.

    Zitat

    Original von Artoria Medeia
    Briseis stürmte über den Platz und sah wütend zurück. Doch über ihre Wange liefen einige Tränen. Es schien, dass sie einfach nur weg wollte von dem Ludus. Doch in dem Moment stieß sie wuchtig gegen Sergius Curio. Erschrocken blieb sie stehen, wischte sich die Tränen vom Gesicht und schniefte kurz. Briseis trug auch nur eine kurze Tunika und an ihrem Körper konnte man das viele Training erkennen. Sie war schlank, aber nicht filigran gebaut. Geschmeidig, aber durchaus muskulös. Dabei wirkte sie jedoch immer noch sinnlich und sehr weiblich. Eine wahre Amazone eben. Ihre langen schwarzen Haare flossen um ihre Schultern herum und ihre vollen Lippen zitterten noch leicht durch den emotionalen Aufruhr in ihr. „Verzeih!“ murmelte sie zu Sergius Curio.


    Sorgfältig begutachtete ich die Gäste hier und es gab doch schon das ein oder andere Gesicht, welches mir bekannt vorkam. Hatte ich dort drüben nicht Artorius Corvinus gesehen? Vielleicht hatte ich mich auch geirrt und so schaute ich mich weiter um, sah viele anzügliche Damen, die sich schamlos an die Gladiatoren schmiegten und versuchten, sie für eine Nacht zu gewinnen und die Krieger waren natürlich nicht oft abgeneigt, es könnte ja heute ihre letzte Chance sein, das Bett mit einem Weib zu teilen. Der Blick wandte sich nun von den Gesichtern der Anwesenden ab und fiel auf eine Kanne, sowie einige Becher, die daneben standen. Oh ja, ein Getränk wäre wirklich angebracht. Meine Kehle fühlte sich wie die raue Wüste in Ägypten an. Ein merkwürdiges Klima herrschte in diesem Raum, oder hatte ich heute einfach nur zu wenig getrunken? Ich zuckte unmerklich mit den Schultern und drehte mich einmal nach links, wollte mich auf den Weg machen, einen solchen Becher zu ergattern und ihn dann füllen zu lassen, als plötzlich jemand rücksichtslos in meine Seite rannte. Für einen Moment blieb mir die Luft weg und ich kippte einen Schritt zur Seite, fing mich aber recht schnell wieder.


    “Was sollte das denn?“ blaffte ich leicht erzürnt den Täter an, ehe ich realisierte, dass es sich um eine Täterin handelte und die Wut damit ein wenig schwand. Eine sehr anzügliche junge Frau, die aber zu meiner Überraschung ziemlich trainiert wirkte. Sie war doch wohl keine Gladiatorin, oder doch?
    “Ah macht doch nichts. Hast du dir etwas getan?“ erwiderte ich, wobei der Tonfall völlig im Kontrast zu meinen ersten Worten war und ziemlich nett und auch ein bisschen besorgt klangen.


    Sim-Off:

    Sorry, total übersehen :/

    Leicht irritiert nahm ich den Kelch von Plautius entgegen und fragte mich kurz, welchen Sinn dieser wohl nun bezwecken sollte, worauf mir seine anschließenden Worte allerdings Klarheit verschafften. Ich musste zugeben, dass es nicht gerade eine schöne Vorstellung war, ganz im Gegenteil, aber ließen mich die Worte dennoch kalt, da ich ja keinerlei Absicht hegte, der Gens Matinia oder gar Sabina selbst Leid zuzufügen.
    Ein kleines Nicken war also das einzige, nach außen erkennbare Zeichen, dass ich ihm zugehört hatte und dass ich seine Worte nicht nur akustisch verstanden hatte. Im Nachhinein konnte man es zusätzlich noch als das Nicken zu seinem Abschied interpretieren und ich atmete doch innerlich ein wenig auf, als ich hörte, dass er nun bald nach Mantua reisen würde. Es war ja nicht so, dass ich Angst vor ihm hatte, aber bisher war er mir nicht sonderlich sympathisch, was vielleicht auch auf Gegenseitigkeit beruhte.


    Mein Blick wanderte schließlich von Plautius, der soeben den Raum verlassen hatte zu Agrippa Minor und dann zu Sabina. Ich wusste nicht so wirklich, wie es nun weitergehen sollte und die nun entstandene Stille trug nicht wirklich dazu bei, dass sich die Stimmung hob.

    Standort: eine Stadt zwischen Roma und Capua


    Es dauerte nicht lange, bis der Wagen schließlich hielt und von draußen eine Stimme ertönte, die sagte, dass wir beim ersten Zwischenstopp angekommen waren. Nachdem Taurus nach draußen ging und sich kurz umschaute, nickte er mir leicht zu und so trug es auch mich auf die Straße. Es war im Vergleich zu Rom eine kleine Stadt, nein, eine winzige Stadt. Im Vergleich zu Rom war jede Stadt klein. Die Sonne schien auf die Pflastersteine der Straßen, die von einer wuselnden Mengen Bürgern und Nichtbürgern benutzt wurden. Wir hatten uns eine denkbar ungünstige Zeit der Ankunft ausgesucht. Denn wenn die Sonne im Zenit steht, ist allerlei auf den Märkten und Straßen los, so wie hier. Aber ich war das von meinem geliebten Rom ja doch schon gewöhnt und schlimmer konnte es hier keinesfalls sein.


    “Du kannst dich in einer Taverna niederlassen, wir sind zurück, wenn der Schatten dieses Schildes den Stand dort berührt.“ Ich zeigte flüchtig mit der Hand auf besagtes Schild. Nein, länger würde es nicht dauern und länger wollte ich auch nicht hier bleiben, in einem so ... ländlichen Ort.


    “Taurus, folge mir!“ Wieder nickte der Sklave nur stumm und folgte mir dann durch die Straßen und Gasse der Stadt dorthin, wo ich die mansio vermutete. Die Stadt war doch so klein, wieso war sie trotz allem so unübersichtlich und chaotisch? Man sollte mal mit einem Stadtarchitekten darüber reden ... wenn man ihn denn finden konnte.


    Nach kurzer Zeit erreichten wir die Curia der Stadt, wo uns ein Scriba auch direkt zur mansio leitete, die nicht weit davon lag, schließlich musste sie nahe am Eingang liegen, man wollte ja nicht für jeden Brief durch dutzende Gänge marschieren und so erreichten wir recht einfach das Officium. Ein kurzer Handwink von mir und Taurus klopfte zweimal gegen die Tür, worauf sich eine junge, weibliche Stimme aus dem Inneren meldete und uns hereinbat. Ohne zu zögern betraten wir den Rau und schon gleich stiegen einige Erinnerungen an Rom hoch. Das war wohl der einzige Ort, der ungefähr genauso aussah, wie in der urbs aeterna.
    “Salve Bürger, was kann ich für dich tun?“ fragte die Frau höflich und mein Blick wanderte von den Wänden und der Einrichtung zu ihr und verharrte einige Augenblicke bei ihr. Sie sah gar nicht mal so schlecht aus, schien jung zu sein und hatte Benehmen. Alles Dinge, die ich guthieß, aber wieso bei Iuppiter saß sie in diesem Officium? Sie konnte doch mit Sicherheit einiges ... mehr erreichen.
    “Hallo? Wie kann ich denn helfen? Möchtest du einen Brief verschicken? Also wir haben verschiedene Versandarten und ...“
    Leicht fragend schaute ich sie an. Schaute ich sie so lange an, dass sie mir nun schon erklären wollte, welche Versandarten es gab? Ich musste mich ernsthaft ein wenig zusammenreißen, auch wenn sie nicht hier war.
    “Nein, nein. Das kenne ich zu genüge. Ich suche den Stationarius oder den Vorsteher hier. Wo kann ich ihn finden?“
    “Den Stationarius, oder den Vorsteher? Nun, wen kann ich denn melden?“ fragte sie mit leicht säuselnder Stimme und ihr Blick verriet so einiges. Viel zu viel für meinen Geschmack ... zumindest war ich heute nicht wirklich in der Stimmung auf so etwas, auch wenn ich nach der langen Reise die ein oder andere Ablenkung brauchen könnte, aber ich hatte mir ja etwas vorgenommen...
    “Du kannst den Praefectus Vehiculorum der Regio Italia, Caius Sergius Curio, melden!“


    Mit großen Augen schaute mich die Hübsche an, denn anscheinend wurde ihr nun klar, dass sie mit ihrem Vorgesetzten rumflirten wollt. Sie schluckte kurz, ehe sie antwortete:
    “Der Praefectus ... also ... ähm, derzeitiger Vorsteher hier bin ich ...“


    Sie? Sie war Vorsteherin hier? Auch das noch ... “Du? Naja in Ordnung. Ich mache eine Kontrollreise durch Italia, um die Lage der mansiones einschätzen zu können und mir ein allgemeines Bild meines neuen 'Arbeitsplatzes' zu machen. Wenn du also der Vorsteher, oder die Vorsteherin hier bist, werde ich mit dir reden müssen. Hier gibt es sicherlich scribae, oder ähnliches, die den Posten hier solange halten? Hast du ein eigenes Officium?“
    “Ähm ... ja natürlich, ich werde sofort einen scriba rufen, und nein, ein eigenes Officium habe ich nicht. Wir können uns aber weiter hinten im Raum unterhalten, da sind wir vorerst ungestört.“ erwiderte sie wieder mit einem kleinen Zwinkern und schaute dann zu Taurus. Obwohl sie nichts sagte, stand die Frage, was mit ihm solange sei, offen im Raum und jeder hier wusste, was gemeint war.
    “Ah ok, Taurus wird alles mitschreiben, damit ich den Bericht für LACP anfertigen kann. Wollen wir?“ fragte ich höflich und zeigte dann in die Richtung, die sie vorschlug ohne die leichte Enttäuschung in ihren Augen weiter wahrnehmend.
    “Ja, natürlich.“


    Im hinteren teil des Raumes angekommen bot sie uns jeweils einen Platz an, an den wir uns setzen konnten. Mein Sklave holte schnell zwei Wachstafeln und einen Griffel aus seiner Ledertasche heraus und legte diese auf seinen Schoß, um jedes Wort mitschreiben zu können.
    “Gut, fangen wir an: Als erstes hätte ich gerne einen Überblick derer, die hier arbeiten. Außerdem hätte ich gerne die Ein- und Ausnahmelisten der letzten drei Monate.“
    “Natürlich ... “ Langsam stand sie auf und ging zu einem der Regale, wo sie kurz etwas suchte und dann schließlich drei Papyri hervorholte und dann wiederkam.
    “Hier, bitte. Nun, wir sind hier insgesamt fünf, nein sechs, wenn man die Vertretung dazuzählt. Das wäre zum einen ich, Vinicia Verina. Ich bin die Vorsteherin, sozusagen Chefin dieser Stadt, was den Cursus Publicus angeht. Dann doch Publius Carus, Lucius Fabius Sabinus, Lucius von Achaia und Maria Clara. Die erledigen den Hauptpapierkram, wie das Ausfüllen und Ergänzen der Tabellen, Ausstellen von Quittungen und anderes. Die Tabellarii Dispoti sind ja nicht direkt bei uns angestellt. “
    “Du sagest was von einer Vertretung? Ach ja, Taurus, übertrage die Abrechnungssumme bitte.“
    “Ja, eine Vertretung, bei Krankheitsfällen oder wenn jemand einmal beurlaubt ist. Damit wir immer vollzählig sind, da teilweise doch ein ziemlicher Haufen Briefe ankommt.“
    “Gut, wo sind diese anderen?“
    “Wir haben hier Schichtarbeit, wo immer zwei pro Schicht eingeteilt sind. Das heißt, dass zwei derzeit zu hause oder sonst wo sind, während zwei, mit mir drei hier arbeiten. Einer ist gerade dabei Nachschub an Wachstafeln und Papyrus zu holen, während der andere kurz auf dem Markt ist, um Getränke zu holen. Wir müssen immer die ruhigen Phasen ausnutzen. Die sind immer Mittags, da da die meisten einkaufen sind.“
    “Gut, bist du mit der Arbeit hier zufrieden? Gibt es Probleme? Hast du Wünsche?“
    “Nein, Probleme gibt es nicht wirklich, aber Wünsche hätte ich: Zum einen fragen die Angestellten, ob man etwas am Gehalt drehen könnte, das würde auch sicherlich neue Werber anlocken. Es muss ja nicht viel sein, aber etwas doch schon. Und zweitens wollte ich nachfragen, ob ich vielleicht nicht ein eigenes Officium bekommen könnte?“
    “Gehaltserhöhung? Das muss ich erst mit LACP regeln, das kann ich so nicht bestimmen. Und ein eigenes Officium ... ja das wäre denke ich nicht übel. Gibt es denn noch freie Räume? Dann lasse ich dir ein Schreiben an den Stadtverwalter hier?!“
    “Freie Räume? Oh ja, da haben wir genug....“
    [i]“Na, wenn das so ist... Taurus, du hast gehört, was zu schreiben ist.“


    Der Sklave schnappte sich die leere Wachstafel und schrieb darauf in schnellen, aber ordentlichen Zügen das gewünschte Schriftstück und reichte es dann Vinicia Verina.


    “So einfach? Ich mein ... das geht einfach so?“
    “Warum nicht? Dafür bin ich ja Praefectus Vehiculorum geworden, damit alles gut läuft.“
    “Öh, danke Praefekt.“
    “Ja, keine Ursache ... das wäre denke ich auch schon alles. Ich will nicht lange hier bleiben, schließlich habe ich noch viel vor.“


    Langsam erhob ich mich und war in Gedanken schon wieder beim Wagen, damit wir endlich aufbrechen können. Taurus legte den Griffel und die Wachstafel wieder in die Ledertasche und stand dann, gleichzeitig mit Vinica Verina auf.
    “Vale bene, Vinica Verina. Vielleicht sieht man sich ja noch einmal...“ sprach ich mit einem schwachen Lächeln und verließ dann eilig den Raum.
    “Vale bene, Sergius Curio .... das hoffe ich...“



    Der Weg zurück war wesentlich einfacher und ging zügiger und der Fahrer stand am Ende sogar schon beim Wagen und hat auf uns gewartet. Stumm nickte er mir zu und mein Leibsklave und ich stiegen wieder ein ... hoffentlich waren wir nun bald in Capua!