Beiträge von Caius Sergius Curio

    http://www.gens-sergia.de/graphic/avatare/strabon.jpg [Strabon]


    Kurz nachdem Strabon das Klopfen an der Porta hörte, machte er sich auf den Weg, um diese zu öffnen. In letzter Zeit schien ja ganz reger Betrieb zu sein, hoffentlich wurde das nicht zur Gewohnheit, das würde nur in noch mehr Arbeit enden. Er öffnete die Tür soweit, dass sein Kopf durchlugte und betrachtete dann einen Moment die Frau, die vor ihm stand. Sie kam ihn ein wenig bekannt vor, aber wer genau das war ... wusste er nicht.
    "Salve, was kann ich für Dich tun?"

    Nochimmer leicht verwundert ließ ich mich einfach von ihr ziehen, folgte ihr dorthin, wo ihre Füße sie trugen und eigentlich blieb mir auch nichts anderes übrig. Wehren wollte ich mich nicht und eigentlich konnte ich es auch nicht. Was mich aber noch mehr verwunderte, als die ganze Situation hier war ihre Art, die nun vollkommen anders war, als beim letzten Treffen. Dort schien sie eher schüchtern und man konnte sie immer wieder in Verlegenheit bringen, genauso wie sie immer versuchte ihr Lächeln, oder Schmunzeln zu verstecken. Jetzt aber schien es, als sei sie wie ausgewechselt, da sie mich so selbstsicher und fast schon selbstverständlich durch die Casa schleifte, auch wenn man merkte, dass ihr die Unterredung von vorhin immernoch in den Gedanken spukten, was nicht zuletzt durch ihre Worte kenntlich wurde.
    “Nein nein, ist schon gut, du brauchst dich nicht entschuldigen. Wenn sich einer entschuldigen muss, dann wohl ich. Hätte ich gewusst, wie das in der Gens Matinia verläuft und hätte darüber hinaus jemand anderen den Brief übergeben lassen, dann wäre das alles gar nicht passiert.“
    Kurz drifteten meine Gedanken zu Cine und die Wut auf sie stieg wieder. Der Diebstahl bei Corvinus hätte man eventuell noch verzeihen können, aber eine so linke Tour ... sie konnte nur von Glück sagen, dass ich nicht mehr ihr Herr war.


    Am Garten angekommen schaute ich mich erst kurz um. Viel hatte ich von der Casa ja nicht gesehen, obwohl ich mir immer liebend gerne die Einrichtung anderer Leute anschaue. Dadurch ließ sich oftmals ein gutes Bild der Einwohner machen, aber schnell blickte ich wieder zu Sabina, die mir nun wiederum in die Augen schaute. Seltsam ... tief wirkte dass, als schaute sie in einen hinein und es dauerte ein paar Sekunden, bis ihre Frage völlig zu mir durchkam und ebenso lange, bis ich eine Antwort hatte. “Ja, das hatte ich eigentlich vor ... und auch wenn es ein wenig ungeplant und spontan war, hab ich mein Ziel ja jetzt erreicht.“ Wieder lächelte ich leicht und wieder schwebten unzählige Gedanken in meinem Kopf herum.

    Auf ihre Worte hin schwieg ich einen kleinen Moment. Ehrlich gesagt wusste ich kein bisschen, wie ich ihr weiterhelfen konnte. Ihre Entscheidung konnte und wollte ich ihr nicht abnehmen, dass musste sie selbst machen und ob sie hier bleiben würde, oder mit nach Hispania gehen würde hatte beides seine Vor- und Nachteile.
    "Dru ... das musst du selber entscheiden, ich kann dir nur helfen Gründe für eine jeweilige Entscheidung zu treffen. Da wäre zum einem dein Sohn Titus. Wenn du willst, dass er in einer großen Stadt, in ROm aufwächst, müsstest du hierbleiben. Soll er allerdings mehr auf dem Lande leben, dann wäre Hispania wohl angebrachter."
    Ich machte eine kurze Pause, in der ich zwei Becher mit Quellwasser füllte und einen Dru reichte, auch wenn sie auf die Frage, ob sie was trinken wollte, nicht geantwortet hatte.
    "Ein weiterer nicht unwichtiger Punkt ist auch, dass ja so gut wie die ganze Familie dann weg ist. Epulo, Severina, Seia wahrscheinlich ebenfalls. Messalina lebt ja denke ich auch bald bei Sabbatius Sebastianus und Severa ist ja auch auf langer Reise ... genauso wie dein Mann. Würde dann nur Lupus und ich bei dir bleiben, wobei Lupus in der Castra der lebt..."

    Jetzt wo ein wenig mehr Platz in der Casa war, konnte ich mir endlich mein Officium einrichten lassen. Noch wirkte es eher karg, aber das sollte sich in naher Zukunft ändern. Außerdem war das wichtigsten, also ein Schreibtisch, ein Platz zum Sitzen, sowie Schreibzeug. Der Rest musste im Laufe des Tages noch hereingeschafft werden. Aber nun musste ich mich um ein paar Briefe und Berichte kümmern. Als erstes sollte ich wohl den Quartalsbericht verfassen, auf den Senator Avarus schon wartete.


    So setzte ich mich vor den Schreibtisch und holte Wachstafel, sowie Stilus aus einer Schublade und begann, die erst eine grobe Tabelle zu machen, wo ich einige Minuten später die passenden Daten aus den mitgebrachten Papyri eintrug. Nach ungefähr einer Viertelstunde, war auch der Bericht fertig zum übertragen auf Pergament:



    Quartalsbericht des Cursus Publicus Provincia Italia
    Iulius, Augustus et September




    *Anmerkungen: Die Einnahmesumme beinhaltet lediglich die Einnahme durch den Versand. Wertkarten und andere Dinge sind nicht mit eingeschlossen.



    gez. C' Sergius Curio
    http:///images/sigs/provita-praefectusvehiculor.png
    ANTE DIEM V NON OCT DCCCLVI A.U.C.


    Ich überflog nocheinmal das Pergament und nickte nur zufrieden. Ja, das könnte ich so Avarus überreichen. Fehlte nurnoch der Reisebericht, sowie die Einladungen zur Trauerfeier...

    Von einem der Sklaven abgeholt, ging ich weiter durch die prächtige Villa, jede Ecke und jeden Winkel mit den Augen aufsaugend, bis der Sklave schließlich stehen blieb und mich in das Zimmer vor mir ließ. Anscheinend Aquilius Arbeitszimmer, wenn man den ersten Blicken glauben schenken konnte, denn als der Diener die Tür öffnete viel mein Blick als erstes auf den Schreibtisch, eine kleine Masse von Papyri und eben auf den Flavier, der schwer beschäftigt wirkend dahinter saß. Ein kurzer Blick zum Sklaven später, betrat ich den Raum, wo ich auch schon höflich von Aquilius empfangen wurde.
    “Salve Flavius Aquilius, ich hoffe, ich störe nicht...“ erwiderte ich sicherheitshalber und eigentlich auch nur aus Höflichkeit, denn hätte er keine Zeit, so wäre ich sicherlich nicht hier. Kurz hielt ich inne und musterte den Priester soweit es mir möglich war, bevor ich seiner Bitte nachkam und mich setzte.


    “Ich hole ein klein wenig aus, wenn Du erlaubst ... Wie du eventuell weißt, ist der Duumvir von Misenum und mein Verwandter, Manius Sergius Glabrio vor kurzem verstorben und es soll natürlich eine Beerdigung mit anschließender Trauerfeier stattfinden. Titus Flavius Milo sagte mir in der Verwaltung des Cultus Deorum – von wo ich gerade komme -, dass ich mich an Dich wenden soll.“ Kurz zupfte ich an meiner Toga herum, die beim Sitzen wirklich noch unbequemer war, als sonst, ließ meinen Blick dann aber schnell wieder zu meinem Gegenüber wandern, wo er auch eine Zeit lang bleiben sollte.

    Man sah ihr wirklich an, dass sie sich, warum auch immer, unsicher fühlte, aber trotzdem kam mir ihr Zittern doch ein klein wenig merkwürdig vor. Vielleicht war sie krank oder es war einfach der Stress ... vielleicht hatte es ja etwas mit ihrem Sohn zu tun.
    "Alles in Ordnung?" Ich ging ihr hinterher, bis ich in meinem Cubiculum war und legte die Papyri auf den Schreibtisch. Kurz drehte ich mich wieder zu Dru um und bot ihr mit einer Handbewegung an, sich zu setzen. Genug Möglichkeiten gab es dazu ja. "Willst du etwas trinken, oder etwas essen?"


    Ich zumindest setzte mich hin und betrachtete eine Weile die Frau meines Halbbruders. Um das Angebot von Epulo ging es ... die Reise nach Hispania. Wollten sie dann nicht alle dort bleiben?
    "Um Epulos Angebot? Hast du dich entschieden?" Eigentlich hatte ich ja gedacht, sie wollte bleiben, aber trotzallem verschluckte ich das 'um', sodass nur ein 'entschieden' hervor kam. Vielleicht war sie sich von Anfang ja nicht sicher gewesen.

    Während der Abwesenheit vieler Familienmitglieder, wozu beispielsweise auch Epulo gehörte, den ich schon länger nicht mehr gesehen hatte, musste man sich ja um alles kümmern, damit die Casa ordentlich blieb, denn der Verkauf von Mara und Cine musste ja irgendwie wieder kompensiert werden. Zwar erledigte ich nicht die normale Hausarbeit, da hatten wir noch ein paar andere Sklaven, aber auch die konnten nicht alles erledigen. So kam ich vom Officium kommend zu meinem Cubiculum, noch einige Papyri in der Hand haltend.


    "Davon muss ich auch noch Abschriften machen ... Senator Avarus wollte auch noch den Quartalsbericht ..." murmelte ich vor mich hin, als ich kurz den Kopf hob und Dru vor meinem Cubiculum stehend sah.
    "Ah, salve Dru. Kann ich dir helfen?" fragte ich, während ich noch einige Schritte näher kam, bis ich schließlich genau neben ihr stand.


    Sim-Off:

    edit:// spielt nach der Rundreise

    Ich rechnete wirklich damit, dass ich gehen sollte und hatte schon angefangen, mich mit dem Gedanken abzufinden. Umso überraschter war ich dann, als sie aufsprang und mich locker am Arm festhielt und Als wäre das nicht deutlich genug gewesen, verneinte sie ganz klar meinen Vorschlag und wünschte sich sogar das genaue Gegenteil ... dass ich bleiben sollte. Verwunderung war in meinen Augen und einen Moment lang schwieg ich. Das hatte sie doch gesagt ... das war kein Wunschdenken, schoss es mir durch den Kopf.
    Was sollte ich tun? So viele Gedanken wirbelten in meinem Schädel und einer davon war der zu gehen. Obwohl ich es nicht wollte, obwohl sie es nicht wollte, kam doch für einen kleinen Moment auf, aber ebenso schnell verschwand er auch wieder, als ich den leichten Druck ihrer zarten Finger an meinem Arm spürte. Sie meinte es wirklich ernst. Das war es, was mich wunderte, was mich überraschte.
    “Wenn du es willst, komme ich gerne mit ...“
    Ich erwiderte ihr Lächeln, auch wenn es wahrscheinlich nicht ansatzweise so verzaubernd wirkte, wie ihres auf mich. Es war nur ein kleines Lächeln, aber es hatte dennoch eine enorme Wirkung auf mich und das seltsame Kribbeln in der Magengegend tauchte wieder auf ... von dem ich nochimmer nicht wusste, was es zu bedeuten hatte.

    [Blockierte Grafik: http://img362.imageshack.us/img362/5649/josuscarus8ep.jpg]---Josus Carus


    Carus fuhr leicht zusammen, als er diesen lautstarken und kräftig wirkenden Sklaven vor sich hatte. Ging das nicht ruhiger, langsam und .... gemütlicher? Aber das Klopfen allein war nicht alles, sein Salve klang nach einer Minute noch immer in seinen Ohren und die Briefe, die man nicht unpfleglicher behandeln konnte machten auch ein Geräusch, welches sich nicht einfach überhören ließ. Mit verzogener Miene antwortete er:
    "Salve ... zwei Briefe per Normalversand von Decima Lucilla." Er nahm die Briefe an sich, kramte ein Papyrus heraus und kritzelte hastig einige Sachen darauf, ehe es *klack* in seinem Schädel machte. Ah ... Decima Lucilla, das war doch noch vor kurzem seine Chefin gewesen?! Eine wunderbare Frau, ob der neue PV auch einmal hier vorbeikommt? Noch halb in Gedanken nahm er auch die Versandkosten an und schaute schließlich wieder zu diesem Sklaven.
    "Ai, war's das?" Diese ganze Hektik immer, aber wie sagte man doch so schön? Zeit ist Geld ... hach, wenn nicht immer alle so materialistisch wären.

    Von der Porta kommend, folgte ich dem Ianitor ins Atrium und schaute mich währenddessen die Casa an den Stellen an, wo wir vorbeigingen. Eine erstaunlich noble und sehr edel wirkende Casa. Nein, was hieß erstaunlich? Es war ja die Villa einer Patrizierfamilie, der Flavier. Da war soetwas sicher selbstverständlich.
    "Natürlich." erwiderte ich auf die Worte des Sklaven und blickte mich in seiner Abwesenheit noch ein wenig um, ohne viel mehr, als mein Haupt zu bewegen.

    Nachdem dann auch Matinius Agrippa den Raum verlassen hatte, schwieg ich noch einen kurzen Augenblick, ehe ich realisierte, dass ich nun mit Sabina alleine war. Unter anderen Umständen sicherlich ein warmer Gedanke, aber ich wusste nicht recht, was in ihr vorging, deshalb wollte ich lieber ein klein wenig vorsichtig mit dem sein, was ich sagen oder tun würde, immernoch die lächerliche Warnung von Matinius Plautius im Kopf. Mein Blick wanderte noch kurz durch den Raum, bis er dann bei Sabina hielt, die sich sichtlich unwohl fühlen musste.
    Kurz zupfte ich meine Toga zurecht und verfluchte innerlich dieses Kleidungsstück. Man brauchte eine Ewigkeit, bis man darin eingekleidet war und absolut unpraktisch waren sie auch. Vorallem das Sitzen war eine wirkliche Qual.


    “Dich trifft keine Schuld, du bist nicht verantwortlich für das, was dein ... Onkel sagt.“ Nochimmer wusste ich nicht, was ich machen sollre. Eigentlich konnte ich verstehen, dass sie sich unwohl fühlte, ich selbst tat es in dieser Situation auch. Es lag nicht an Sabina, sondern an der Atmosphäre hier ... es wirkte alles noch sehr angespannt, was eigentlich schade war.
    “Du willst sicher, dass ich gehe ... nach dieser Vorladung hier.“ sagte ich schließlich, nachdem ich mich langsam erhoben hatte. Das war ein verzweifelter Versuch, die Lage zu retten, auch wenn es die absolut falschen Worte waren, die Aussage völlig unpassend war und es außerdem ganz und gar nicht meinen Erwartungen entsprach Innerlich hoffte ich nun einfach auf ein 'Nein', aber wenn ein 'Ja' folgen würde, so sollte ich auch das akzeptieren.

    Nach kurzer Zeit öffnete auch schon der Ianitor und nachdem ich ihn mit halbem Augen musterte, antwortete ich auch schon auf seine Frage:
    "Salve, ich bin Caius Sergius Curio und möchte mit Caius Flavius Aquilius reden. Es geht um seine Tätigkeit als Priester."

    Wieder fing ich leicht an zu lächeln und nickte nur schwach. Ja, eine Menschenansammlung war schon noch da, aber wie bereits erwähnt war sie nicht wirklich lang. Es würde wahrscheinlich nur einen Bruchteil dessen dauern, wie beim ersten Mal und eventuell würde in dieser kurzen Zeit auch Sabinas Sklavin auftauchen, wer weiß. “Zumindest würde ich es interessant finden, einmal deine Heimat kennenzulernen.“ Meine ersten Worte schluckte ich herunter. Normalerweise hätte ich sie so angesprochen, aber bei ihr hatte ich dann doch bedenken und ich wählte andere, offenere und vorallem ungezwungene Worte, ohne merkwürdigen Beigeschmack, wie es sonst der Fall gewesen wäre. Sie ließ sich nicht so einfach um den Finger wickeln und das war wahrscheinlich auch einer der Dinge, die sie so anziehend machte. Eine Art Herausforderung, jemanden, den man wirklich erobern musste. Sie war ja nicht auf den Kopf gefallen, dass hatte ich schon gemerkt – zu meinem Leidwesen – und naja, schlecht sah sie ja auch nicht aus. Was konnte man sich nur mehr wünschen? In diesem Falle konnte man dann doch so langsam verstehen, was meine Nichte sagen und ihre Worte konnten in Erwägung gezogen werden, auch wenn es wieder etwas war, was ich nunmal nicht wahrhaben wollte. Es ließ sich einfach nicht mit meinem bisherigen Lebensbild anfreunden, es war eine komplette Änderung und auch wenn mir gelehrt wurde, dass das Leben ständig variiert und das Ende mit dem Anfang sehr wenig zutun hat, klammerte ich mich noch an das, was mir bekannt war. Vielleicht steckte einfach eine Art 'Angst' dahinter, etwas neues zu erleben, neue Erfahrungen zu machen. War denn bisher nicht alles so verlaufen, wie ich es wollte? Es gab doch keinen Grund, etwas zu ändern. Jeder Tag war der gleiche, es war nicht schlecht. Oder genau das war es ... jeder Tag war der gleiche, jeder Tag war nicht schlecht. Brauchte ich Abwechslung, auch einmal schlechte Zeiten, damit man merkte, wie viel einem das Leben eigentlich wert war?
    Gut vorstellbar und so langsam driftete ich ins philosophische ab, als hätte ich ein klein wenig über den Durst getrunken oder ich war anderweitig gedanklich nicht völlig beisammen.


    “Wir wollen ja nicht das schlimmste denken. Sie kommt sicherlich gleich, mach dir keine Sorgen und sollte was passieren, haben wir ja die Vigilen. Die werden nach ihr suchen und soweit ich hörte, machten die ihre Arbeit gar nicht schlecht...“ Ich rückte meinen Stuhl kurz nach hinten und stand langsam auf, während ich mit der flachen Hand meine Tunika zurechtstrich, da das dauernde sitzen einen üblen Faltenwurf hinterlassen hatte. “Ich hoffe, du wartest wieder hier, ich bin gleich zurück.“ Mit ihrem Becher in der einen und meinem in der anderen Hand verließ ich den Schutz des Schattens in Richtung des Standes, nachdem ich Sabina noch einen kurzen Blick zugeworfen hatte.

    Standort: Capua


    Verdammt, wo war nur die mansio hier? Das war ja nicht zum Aushalten. Egal wen man fragte, das einzige, was man bekam war eine völlig ungenaue Beschreibung unverständliche Handzeichen und Richtungsanweisungen, dessen Ziel genauso gut in der entgegengesetzten Richtung sein könnte. Capua war ja keine kleine Stadt, nein, hier musste es doch ein funktionierendes Postwesen geben, was würden die sonst machen? Die ganze Verwaltung nach außen war doch vom Cursus Publicus abhängig.
    “Bürger! Wo kann ich die mansio des Cursus Publicus finden?“
    “Die ... mansio ... ja genau, fragen sie einmal beim Amt für Auskünfte, die werden euch das sicherlich sagen.“ Amt der Auskünfte? Was sollte das denn sein? Sagten die einem, wo man was findet? Na toll, so etwas brauchte man in Rom, aber nicht hier.
    “Und wo finde ich das?
    “Ich weiß nicht fragt bei der Auskunft, die werden dir das sagen...“
    Und mit einem Schulterzucken verabschiedete sich der seltsame Kauz und ging weiter seines Weges. Ich sollte bei der Auskunft fragen, wo ich die Auskunft finde,damit ich nach der mansio fragen konnte? Verrückt, wahnsinnig ... hier musste sich was ändern, nicht nur am Postwesen. Vielleicht einmal mit dem Comes reden...


    “Taurus ... wir gehen noch einmal zur Stadtverwaltung. Es muss ja hier irgendwo sein.“ Und so gingen wir wieder durch die komplette Stadt in Richtung Curia, in der Hoffnung, dort das Officium des Stationarius oder die mansio zu finden. Dort angekommen war auch wie vorhin eine große Steintafel in die Wand eingelassen, an der man erkennen konnte, wo sich welches Officium fand. Was wohl passieren würde, wenn sich etwas ändert? Würde dann eine komplett neue Tafel gemeiselt? Nein, die Gedanken mussten nun einmal zusammenbleiben, sonst würden wir das nie schaffen.
    “Taurus, such nach irgendetwas, was auch nur ansatzweise wie Stationarius oder mansio aussieht!“
    “Natürlich Herr.“
    Es dauerte nicht lange, bis wir die Tafel ein weiteres Mal durchgeschaut hatten und nur eine Sache schien hilfreich zu sein: Anmeldung. Die mussten doch wissen, wo unser Ziel lag...

    Ich konnte ja nicht ahnen, nach welcher Weise sie lebte, denn sonst hätte ich sie sicherlich nicht befürwortet. Im Gegenteil, es wäre schließlich meine Pflicht als Bürger Roms gewesen, soetwas den Urbanern zu melden, aber was man nicht weiß, macht einen nicht heiß, wie man manchmal sagte und das traf auch hier zu. Außerdem lenkte mich ihre Ausstrahlung zu sehr ab, ließen solche Gedanken gar nicht erst aufkommen und erstickten jeglichen Verdacht noch im Keim.
    Als wir dann noch den Park erreichten, war von derlei Dingen nicht einmal eine Spur zurückgeblieben. Von allen Seiten sprangen einem die farbenfrohen Pflanzen und Insekten ins Auge und jeder Quadratzentimeter schien das Auge anzulocken, damit man es genauer betrachtete. Nichts glich dem anderen. Alles war so unterschiedlich, wirkte aber doch wie ein Teil, der zusammengehörte, dabei aber nicht aufdringlich oder störend, sondern einfach völlig ... normal. Wie etwas ganz alltägliches, was es eigentlich ja auch war, auch wenn man das in Rom nicht immer merkte.


    “Es kommt einem wirklich so vor, wie eine andere Welt und genau genommen ist es traurig, dass man etwas so schönes, wie auch normales als so außergewöhnlich empfindet. Rom brauchte viel mehr solcher grünen Flecken, wo man einfach ausspannen kann, sich ein wenig vom tristen Alltag entfernen konnte...“ Ich merkte es schon. Gedanklich war ich ganz woanders, als noch vor einer halben Stunde, wie als wäre ich wirklich in einer anderen Welt und jedes kleinste Detail, ob es das Knirschen des weißen Kiesels unter den Sandalen, oder der liebliche Duft der Blumen am Wegesrand war. Wie hatte ich das vermisst ... das musste ich nachholen, ich musste vielmehr wieder in unseren Garten gehen um dort zu entspannen.

    Standort: Capua


    Was dauerte diese Reise lang ... ich weiß nicht, wie oft ich das schon dachte, aber wenn Taurus nicht da wäre, wäre ich sicherlich schon an den Folgeerscheinungen von Langeweile gestorben, hätte mich verzweifelt von einer Brücke gestürzt oder mich zu diesem Matinier gesellt. Wie hieß er noch gleich? Matinius Platius oder Plutius, oder war es Plautius? Irgendwo hatte ich das vermerkt, damit solche peinlichen Situationen nicht in der Öffentlichkeit und vorallem nicht in seiner Nähe passierten, das konnte nämlich schneller unangenehm werden, als mir lieb war. Meine Gedanken kreisten noch immer um diese Vorladung. Ich war nun schon mehrere tage unterwegs, übernachtete ihn diversen schäbigen, aber auch guten Tavernen, schlief in der Kutsche, schlief gar nicht, redete mit meinem neuen Leibsklaven, aber trotzdem gingen mir diese Momente in der Casa Matinia nicht aus dem Kopf, ja ich träumte sogar davon. Gut, nicht direkt davon, vielmehr von der Person, weswegen das alles erst anfing. Ob das ein schlechtes Omen sein würde? Ob mich die Götter für etwas straften, was ich in meinem bisherigen Leben falsch gemacht hatte? Ich war mir keiner Schuld bewusst, aber in den Augen der Götter sah das ja vielleicht anders aus, wer wusste das schon. Natürlich gab es so das ein oder andere kleine Detail, welches ich lieber aus meiner Biographie streichen würde, aber es gab schließlich keinen, der perfekt war ... nichteinmal die Götter selbst-
    Kannte sich der Sklave eigentlich mit dem Thema Liebe aus? Oh weh, nun war ich sogar schon soweit, dass ich von Liebe sprach. Irgendetwas oder irgendwer versucht mir das einzubläuen. Sie steckten alle unter einer Decke: Aurora, Sabina und Cicinne sowieso. Sie war doch irgendwie an allem Schuld.
    “Taurus ... was glaubst du ... was heißt es, wenn man oft von einer Person träumt?“
    “... und so war das damals mit den ... verzeih, was? Wenn man oft von einer Person träumt? Naja ist doch ganz klar, diese Person bedeutet dir etwas, vielleicht sogar relativ viel.“
    “Meinst du das? Das kann doch auch ein schlechtes Omen sein, eine Vorahnung, es könnte ein Bild der Götter sein, welches mich vor dieser Person warnt!“
    “Schau dir die Person an, sieht sie denn gefährlich aus, so wird sie wahrscheinlich auch Gefährliches wollen ...“
    “Sie sieht nicht gefährlich aus ... nein, das tut sie nicht. Im Gegenteil ...“
    “Sie? Oho... Herr, weißt du, was das heißen könnte? Du weißt genaue, was das heißen könnte!“
    Verdammt, er steckte auch dahinter. Wie schaffen die das? Jeder musste sich gegen mich verschworen haben, das ganze Imperium spielte ein Spielchen mit mir. So musste es sein, das war ja viel wahrscheinlicher, als die Alternative. So musste es sein, nein ich lüge. Die Alternative wäre sicherlich viel logischer, aber so konnte es nicht sein. Also ... wirklich. Soetwas ist noch nie passiert, warum jetzt? Warum bei ihr, was ist an ihr so besonders, was ist der Reiz? Ihre Art, weil sie sich eben nicht einfach so verzaubern ließ? Ach keine Ahnung, warum sich über Dinge Gedanken machen, die nicht wahr sind, oder sollte man es in Erwägung ziehen?
    “Herr?“
    “Hm .. mh ... jaja Taurus, was gibt es denn?“
    “Du verhälst dich komisch, es liegt an dieser Frau. Du solltest zu ihr gehen und es ihr sagen. Das sieht ein Blinder, was du für sie empfindest.“
    “Lüg mich nicht an ... lüg mich niemals an! Ein Blinder kann nicht sehen, ein Tauber kann nicht hören und ein Stummer kann nicht reden! Also wieso sollte das ein Blinder sehen können?“
    “Deine Reaktion, sich an solch kleinlichen Dingen zu stören, eine Redewendung zu kritisieren zeigt es doch nur noch mehr.“
    “Wie hoch schätzt du die Chance, dass du recht hast?“
    “99 Prozent, Herr!“


    Ich schwieg ... ich schwieg eine ganze Weile. War es wirklich so? So offensichtlich? Aurora hatte mir dies schon vor einer halben Ewigkeit verraten, aber ich hatte ihr nicht geglaubt, sie konnte Taurus soetwas nicht anvertrauen, sie haben sich niemals gesehen und Taurus kannte auch nicht Cicnne oder Sabina und Sabina nicht Aurora. Da gab es absolut keinen Zusammenhang, es musste schließlich doch so sein. Ein kleiner Seufzer verließ meine Lippen. Ich hatte geglaubt, nie in eine solche Situation zu kommen, niemals und dann passierte es, wurde mir mit einer Fanfare mehr als einmal ans Ohr gebracht und ich hatte es nicht verstanden. Ich müsste Briefe schreiben ... mehr als einen Brief, an verschiedene Leute. Wie hieß noch gleich ihr Vater? Das war doch der Senator ...



    “Hey ihr da drin. Es ist Zeit auszusteigen. Wir sind in Capua“ Bei all den Gedanken hatte ich nicht mitbekommen, wie mich Taurus die ganze Zeit nachdenklich betrachtete, wie die Kutsche anhielt und wie der Kutscher uns mehrmals rief. Wir waren in Capua, dem ersten großen Ziel. Endlich eine mehr oder weniger vernünftige Stadt ... hier würde ich mich ein wenig von den Gedanken ablenken lassen können.