Standort: Capua
Was dauerte diese Reise lang ... ich weiß nicht, wie oft ich das schon dachte, aber wenn Taurus nicht da wäre, wäre ich sicherlich schon an den Folgeerscheinungen von Langeweile gestorben, hätte mich verzweifelt von einer Brücke gestürzt oder mich zu diesem Matinier gesellt. Wie hieß er noch gleich? Matinius Platius oder Plutius, oder war es Plautius? Irgendwo hatte ich das vermerkt, damit solche peinlichen Situationen nicht in der Öffentlichkeit und vorallem nicht in seiner Nähe passierten, das konnte nämlich schneller unangenehm werden, als mir lieb war. Meine Gedanken kreisten noch immer um diese Vorladung. Ich war nun schon mehrere tage unterwegs, übernachtete ihn diversen schäbigen, aber auch guten Tavernen, schlief in der Kutsche, schlief gar nicht, redete mit meinem neuen Leibsklaven, aber trotzdem gingen mir diese Momente in der Casa Matinia nicht aus dem Kopf, ja ich träumte sogar davon. Gut, nicht direkt davon, vielmehr von der Person, weswegen das alles erst anfing. Ob das ein schlechtes Omen sein würde? Ob mich die Götter für etwas straften, was ich in meinem bisherigen Leben falsch gemacht hatte? Ich war mir keiner Schuld bewusst, aber in den Augen der Götter sah das ja vielleicht anders aus, wer wusste das schon. Natürlich gab es so das ein oder andere kleine Detail, welches ich lieber aus meiner Biographie streichen würde, aber es gab schließlich keinen, der perfekt war ... nichteinmal die Götter selbst-
Kannte sich der Sklave eigentlich mit dem Thema Liebe aus? Oh weh, nun war ich sogar schon soweit, dass ich von Liebe sprach. Irgendetwas oder irgendwer versucht mir das einzubläuen. Sie steckten alle unter einer Decke: Aurora, Sabina und Cicinne sowieso. Sie war doch irgendwie an allem Schuld.
“Taurus ... was glaubst du ... was heißt es, wenn man oft von einer Person träumt?“
“... und so war das damals mit den ... verzeih, was? Wenn man oft von einer Person träumt? Naja ist doch ganz klar, diese Person bedeutet dir etwas, vielleicht sogar relativ viel.“
“Meinst du das? Das kann doch auch ein schlechtes Omen sein, eine Vorahnung, es könnte ein Bild der Götter sein, welches mich vor dieser Person warnt!“
“Schau dir die Person an, sieht sie denn gefährlich aus, so wird sie wahrscheinlich auch Gefährliches wollen ...“
“Sie sieht nicht gefährlich aus ... nein, das tut sie nicht. Im Gegenteil ...“
“Sie? Oho... Herr, weißt du, was das heißen könnte? Du weißt genaue, was das heißen könnte!“
Verdammt, er steckte auch dahinter. Wie schaffen die das? Jeder musste sich gegen mich verschworen haben, das ganze Imperium spielte ein Spielchen mit mir. So musste es sein, das war ja viel wahrscheinlicher, als die Alternative. So musste es sein, nein ich lüge. Die Alternative wäre sicherlich viel logischer, aber so konnte es nicht sein. Also ... wirklich. Soetwas ist noch nie passiert, warum jetzt? Warum bei ihr, was ist an ihr so besonders, was ist der Reiz? Ihre Art, weil sie sich eben nicht einfach so verzaubern ließ? Ach keine Ahnung, warum sich über Dinge Gedanken machen, die nicht wahr sind, oder sollte man es in Erwägung ziehen?
“Herr?“
“Hm .. mh ... jaja Taurus, was gibt es denn?“
“Du verhälst dich komisch, es liegt an dieser Frau. Du solltest zu ihr gehen und es ihr sagen. Das sieht ein Blinder, was du für sie empfindest.“
“Lüg mich nicht an ... lüg mich niemals an! Ein Blinder kann nicht sehen, ein Tauber kann nicht hören und ein Stummer kann nicht reden! Also wieso sollte das ein Blinder sehen können?“
“Deine Reaktion, sich an solch kleinlichen Dingen zu stören, eine Redewendung zu kritisieren zeigt es doch nur noch mehr.“
“Wie hoch schätzt du die Chance, dass du recht hast?“
“99 Prozent, Herr!“
Ich schwieg ... ich schwieg eine ganze Weile. War es wirklich so? So offensichtlich? Aurora hatte mir dies schon vor einer halben Ewigkeit verraten, aber ich hatte ihr nicht geglaubt, sie konnte Taurus soetwas nicht anvertrauen, sie haben sich niemals gesehen und Taurus kannte auch nicht Cicnne oder Sabina und Sabina nicht Aurora. Da gab es absolut keinen Zusammenhang, es musste schließlich doch so sein. Ein kleiner Seufzer verließ meine Lippen. Ich hatte geglaubt, nie in eine solche Situation zu kommen, niemals und dann passierte es, wurde mir mit einer Fanfare mehr als einmal ans Ohr gebracht und ich hatte es nicht verstanden. Ich müsste Briefe schreiben ... mehr als einen Brief, an verschiedene Leute. Wie hieß noch gleich ihr Vater? Das war doch der Senator ...
“Hey ihr da drin. Es ist Zeit auszusteigen. Wir sind in Capua“ Bei all den Gedanken hatte ich nicht mitbekommen, wie mich Taurus die ganze Zeit nachdenklich betrachtete, wie die Kutsche anhielt und wie der Kutscher uns mehrmals rief. Wir waren in Capua, dem ersten großen Ziel. Endlich eine mehr oder weniger vernünftige Stadt ... hier würde ich mich ein wenig von den Gedanken ablenken lassen können.