Beiträge von Caius Sergius Curio

    Gespannt betrachtete ich das 'Gespräch' zwischen Corvinus und Cine und so wie es aussah, fing sie allmählich an, nicht mehr gegen ihr Schicksal an zu kämpfen. Enttäuschung war eines der vielen Gefühle, die sich in mir ausbreitete. Enttäuschung über Cine. Hätte sie einfach gehört, das getan, was sie sollte, dann wäre das alles nicht passiert. Und Wut ... Ja Wut empfand ich. Denn eigentlich wollte ich sie nicht missen, aber mir blieb keine andere Wahl und ich würde auch schon ganz gut ohne sie zurecht kommen...


    Allerdings überraschten mich ihre Worte dann doch, als sie sagte, sie könne Lesen und Schreiben. Das war wieder eines der Dinge, die ich nicht wusste und über die mich in diesem Haushalt auch niemand informiert hatte. Na klasse ... hoffentlich war sie nicht neugierig gewesen, denn dann könnte man ihr nicht einmal Briefe mitgeben.

    Gespannt darüber, was der Brief zu bedeuten hatte ... überhaupt gespannt, was nun so als nächstes passieren würde, kam ich zur Casa Matinia. Eigentlich hatte ich absolut keine Zeit, wollte ich doch schon in wenigen Stunden meine Reise antreten, aber dafür musste man sich ja Zeit nehmen. Außerdem war ich viel zu neugierig.
    Der kleine Weg dorthin verlief ohne größere Probleme, aber die würden wahrscheinlich alle in der Casa folgen. Mit einem Schulterzucken ging ich an die Porta und klopfte zweimal dortgegen.

    Unmerklich schüttelte ich den Kopf. Stur wie immer. Das würde letztendlich noch ihr Verhängnis werden, aber mein Problem sollte das nicht mehr sein. Mit einem Schnippen wies ich Strabon an, sie festzuhalten. Sie würde schön hier bleiben!
    "Ich denke Artorius Corvinus hat da seine Möglichkeiten... Du hast doch nicht ernsthaft geglaubt, ich würde alles durchgehen lassen? Wenn doch, dann tut es mir sehr für dein Realitätsverständis Leid."
    Mit einem fragenden Blick schaute ich zu Corvinus und wartete darauf, dass er seinen neuen Besitz in Empfang nehmen würde, denn er hatte auch das unwillige Ding hierher geschafft.

    Die letzten Dinge waren eigentlich erledigt. Ich war noch persönlich auf dem Markt am vorherigen Tag und das Gerede der Händler war mal wieder eine gelungene Ablenkung vor der Sache mit Cicinne. Es war seltsam still in der Casa, jetzt wo nach kurzer zeit schon zwei Sklaven fort waren. Bei meiner Rückkehr musste ich erst einmal zum Sklavenmarkt gehen und schauen, ob ich ein paar Schnäppchen ergattern könnte, aber das hätte wie gesagt noch Zeit.


    Vorerst ein letztes mal ließ ich meinen Blick über das Gepäck schweifen, als Strabon - der seit gestern einen undefinierbaren Blick hatte - das offene Cubiculum betrat.
    "Herr, ein Brief wurde für euch abgegeben."
    "Ein Brief? Von wem?"
    "Ich weiß nicht Herr, ich lese die Briefe nicht. Das geht einen Sklaven nichts an..."
    "Ob es einen Sklaven etwas angeht oder nicht, bestimme immer noch ich, aber in diesem Fall hast du wohl recht. Hast du ihn wenigstens dabei?"
    Kurz blickte ich in die Hände des Sklaven und tatsächlich war dort ein Brief zu sehen, der auch grad von Strabon mit einem Nicken in meine Hände gelegt wurde.
    "Ja Herr ... hier!"


    ich nickte ebenfalls kurz und gab ihm dann einen Wink, dass er sich verabschieden konnte. Langsam rollte ich das Pergament auseinander und las die Zeilen darin. Casa Matinia... Ein kurzes Freudenstraheln zeichnete sich auf meinem Gesicht ab, verblasste allerdings, als ich weiterlas und wandelte sich dann endgültig in ein leicht betrübtes Gesicht, als ich den Absender las: Publius Matinius Agrippa! Der Senator? Oh weh, hatte ich etwas gemacht? Nein ... oder ... hatte sie ihrem Vater vom 'ersten' Zusammentreffen erzählt? Ein leichtes Frösteln breitete sich an meinem ganzen Körper aus, aber das war nun wieder eine Sache, die ich noch vor der Abreise erledigen musste.


    So machte ich mich fertig und verließ die Casa gen Casa Matinia...

    Ihr 'Anfall' verwunderte mich dann doch ein wenig, war es doch ihr eigenes Verantworten, welches sie in diese Lage brachte. Da würde aber nun sämtliches Gemecker nichts mehr bringen.
    "Nein, ich habe dir extra gesagt, ich kann dir nichts versprechen ... und du hast recht, das kann ich nicht von dir verlangen, aber Artorius Corvinus kann es nun!"
    Noch immer waren meine Worte recht kühl. Ungewohnt mit ihr so zu sprechen, aber mir viel es in einer solchen Situation nicht wirklich schwer. Mein Entschluss stand fest und der Handel war sowieso besiegelt. Da konnte keiner mehr dran rütteln.

    Als Strabon endlich Cine wieder ins Atrium brachte, blickte ich sie erst eine kurze Weile an, wie sie dort leicht betrübt mit gesenktem Haupt dastand. Sie hätte sich früher überlegen sollen, was sie tun darf und was sie lieber bleiben lassen sollte, aber das war nun die logische Konsequenz. Ich konnte mir von keinem, vor allem keiner Sklavin - auch wenn es Cine war - solche Dinge gefallen lassen. So etwas schadete nur meinem Ruf, der doch irgendwie schon recht 'angeschlagen' schien.
    "Wie du dir nun sicherlich zusammenreimen kannst, hast du ab heute einen neuen Herren. Du unterliegst nun nicht mehr mir, sondern Decimus Artorius Corvinus! Warum das so ist kannst du dir selber denken!" sprach ich mit ziemlich gefühlskalten und gleichgültigen Worten.

    Ich überlegte ein wenig über seine Frage, wie konnte man denn mit ihr leichter umgehen? Ich erinnere mich nur an eine Tat, die bei ihr wirklich geholfen hatte und das war die Peitsche. So sehr die Erinnerung auch schmerzte, anders konnte man mit Sklaven anscheinend nicht ordentlich umgehen.
    "Wie ich ja heute feststellen musste, kann man mit guten Worten noch viel weniger erreichen, als ich dachte. Wohl oder übel musst du sie mit körperlichen Strafen züchtigen. Einmal tat ich es und es ging eine Zeit lang gut, bis sie wahrscheinlich dachte, dass ich es nicht mehr tun würde. Und lass dich nicht von ihren Blicken und ihren Reizen beirren ... sonst wird das nie etwas." antwortete ich schließlich mit einer klaren Sichtweise. Wäre mir das vorher so bewusst gewesen, wäre mir wohlmöglich nicht so etwas passiert, aber hinterher ist man immer schlauer.


    Ich schnippte ein weiteres Mal mit dem Finger, erinnerte mich aber daran, das Strabon etwas außer Hörweite war, brachte er ja meine (noch) Sklavin wieder in ihr Zimmer, also rief ich ihn: "STRABON! BRING CINE WIEDER HER!"

    250 Sesterze, das war also der Endpreis für Cicinne. Einerseits wollte ich sie unter keinen Umständen verkaufen, nicht wenn man mir 100.000 Sesterze geben würde, aber andererseits konnte es so nicht weitergehen und da sie anscheinend nicht gewillt war, etwas zu ändern und andauernd ihren Willen durchsetzen wollte, gab es keine Zukunft mehr für uns beide - in jeglicher Hinsicht.
    Das Angebot des Handschlages zur Besieglung des Geschäftes nahm ich gerne an.


    "Nein, so einfach wirst du es nicht haben. Soll ich Cicinne gleich wieder holen lassen?"

    “Na wenn sie eine Priesterin Iunos ist, dann braucht man sich ja wirklich keine Sorgen machen, denn wen würde Iuno wohl eine gute Geburt geben, wenn nicht ihren eigenen Dienern?“ Ein kleines Schmunzeln bildete sich wieder auf meinen Lippen, welches sich aber sogleich wieder verzog, als Corvinus eine Antwort auf die Frage des Weingeschmacks gab.


    “Du hast recht ... er schmeckt abartig und nein, er kommt nicht aus meiner Weinkelterei, sonst würde ich mir ernsthaft Sorgen machen. Solch ich welchen von mir bringen lassen? Oder wir machen es so ...belassen wir den Preis bei sagen wir ... 250 Sesterzen und ich gebe dir meinerseits eine Amphore von meinem besten Wein mit?“
    Noch einmal überdachte ich mein eigenes Angebot und befürwortete es ein weiteres Mal. Wenn er den Preis nicht über 250 Sesterze bringen wollte, dann soll es so sein, aber ich wollte wenigstens das bestmögliche aus Cine herausholen.

    Obwohl man mich nicht wirklich zu den begeisterten Schaulustigen der Gladiatorenkämpfe zählen konnte zog es mich doch zu dem großen Festgelage, welches zu Ehren der Todgeweihten errichtet wurde. Sollten sie sich wahrscheinlich ein letztes Mal den irdischen Genügen hergeben, wenn dann für viele morgen die Reise ins Elysium bevorstand. Es war eigentlich immer ein sehr amüsantes Fest, das wusste ich, da ich schon einige Male bei einem solchen dabei war hochinteressant, wie sich das gute und vorzügliche Verhalten einiger Damen doch schon nach einer halben Stunde wandelte. Sie waren gierig auf diese muskulösen Gladiatoren und wollten nur zu gerne mit einem von diesen das Bett teilen. Einmal hatte ich sogar einen richtigen kleinen Kampf zwischen mehreren Frauen erlebt, die sich alle um einen Krieger rankten, während dieser sich vergnügt mit einer anderen verzog. Wie hieß da doch noch das passende Sprichwort? 'Wenn zwei sich streiten, freut sich der dritte.' Ja, das passte wunderbar, auch wenn die Anzahl nicht ganz stimmte, war es im übertragenden Sinn ja sehr angebracht.


    Nachdem ich den Eintritt heil überstanden hatte – mir waren diese seltsamen Gebräuche immernoch ein wenig fremd – war im im Inneren der Gladiatorenschule und ließ meinen Blick umher schweifen. Vielleicht war ja die ein oder andere Person hier, die ich kannte, oder vielleicht die ein oder andere Person, die ich noch kennen lernen würde, wer weiß.

    "Da hast du sicherlich recht ... aber sie zeichnet noch einige andere Dinge aus. Wenn sie sich erst einmal eingelebt hat ist sie sehr fix und auch lernfähig. Gut, was diese Aktion mit dem Diebstahl und dem Angriff gegen dich sollte, vermag ich nicht zu sagen und was geschehen ist, ist geschehen."
    Nein, 200 Sesterze war mir auch noch zu wenig, aber es ging zumindest in die richtige Richtung.


    "Deine Frau ist schwanger? Meine Glückwünsche. ich hoffe es wird ein problemlose Geburt. Richte deiner Frau ebenfalls meinen Glückwunsch aus."
    Die Worte waren durchaus ernst und ohne jeglichen Hintergedanken ausgesprochen worden, denn auch in der Casa Sergia gab es erst vor kurzem die glückliche Geburt eines gesunden Jungen und es war einfach faszinierend. Kurz schüttelte ich die Gedanken ab und konzentrierte mich wieder auf andere Dinge. Wie den Wein zum Beispiel ... wieso trank ich ihn denn? War ich so abgelenkt, dass mir diese Ungenießbarkeit gar nicht auffiel? Aber warte ... da ließ sich etwas mit anfangen. Ein kleiner Test um die Ehrlichkeit meines Gegenüber, ich würde zu gerne wissen, was er so dachte und bisher konnte er ruhig annehmen, es wäre der Wein aus meiner eigenen Produktion.


    "Sag Artorius Corvinus ... wie schmeckt dir der Wein?" Interessiert blickte ich ihn an und ich konnte meine Neugier nur schwer verbergen.

    Gespannt darauf, was Corvinus zeigen wollte reckte ich meinen Kopf auch ein kleines Stück im entgegen und musste kurz Schlucken, als ich die deutlichen und sehr schmerzhaft aussehenden Bisswunden sah. Das gab mir ein völlig anderes Bild von Cicinne, aber trotzallem ... 150 Sesterze, das kam mir doch ein wenig ... wenig vor.
    “150 Sesterze? Bei allem Respekt Artorius Corvinus: Diese Wunden sehen äußerst schmerzhaft aus, aber Cicinne ist etwas mehr als eine normale Arbeitssklavin, außerdem solltest du mir unbedingt empfehlen, wo man so billige Sklaven erwerben kann...“


    Ich schüttelte sachte den Kopf und nahm noch einen großen Schluck meines Weines. Der wurde wieder teuer gekauft und schmeckte nichts ... die Keller mussten mir gutem Wein gefüllt werden – meinem beispielsweise.


    "Naja, wenn du dich nicht innerhalb zwei-drei Wochen in Misenum 'häuslich eingerichtet' hast, werde ich dein Angebot wohl nicht persönlich annehmen können, da es meine beruflichen Pflichten nicht zulassen außerhalb von Rom zu verweilen, außer ab morgen für drei Wochen. Aber das ist auch nur eine Geschäftsreise." Ein kleines Seufzen wahr zu vernehmen ... jetzt musste ich doch tatsächlich noch gleich selber auf den Markt gehen und ich hatte doch noch so viel zu tun bis morgen...

    Wieder nickte ich bestätigend, denn ich konnte seine Bedenken gut nachvollziehen und an seiner Stelle würde ich wohl das gleiche tun, oder verlangen, da ich natürlich aus eigener Erfahrung wusste, was es heißt die Angestellten zu lehren, damit sie eine gute Arbeit verrichten würden und eine begrenzte Arbeitskraft, der man wohlmöglich nicht einmal alles beibringen konnte war natürlich ein Verlustgeschäft. Andererseits strebte ich mich dann doch ein wenig, sie ganz in die Obhut eines anderen zu geben.
    Auch dieses Mal konnte ich keine Antwort geben, ohne das mir Cine ins Wort fiel und nun musste ich mich sehr zusammen zu reißen, nicht wie ein tollwütiger Fuchs auf sie los zu rennen und ihr eine zu verpassen. Unterbewusst ballte ich schon meine freie Hand zu einer Faust und schloss kurz die Augen. Nein, das konnte ich hier nicht machen ... was würde das nur für einen bleibenden Eindruck hinterlassen?


    “Strabon!“ rief ich Richtung Triclinium und es dauerte keine zehn Sekunden, als er wieder angedackelt kam.
    “Du wünschst, Herr?“
    “Nimm Cicinne und schaff sie mir aus den Augen ... am besten in ihr cubiculum oder wohin auch sonst. Sie stört wichtige Gespräche!“
    Strabon warf wieder einen irritierten Blick Richtung Cine und reimte sich so seine ganz eigenen Dinge zusammen. Das wäre nun aber die Chance, mit ihr über diese sonderbaren Vorkommnisse zu reden ... und die würde er nun auch nutzen.
    “Natürlich. Darf es sonst noch etwas sein?“
    “Nein, schaffe sie nur hier weg!“
    Der Sklave nickte leicht und packte Cine an der Schulter, um sie zum Gehen aufzufordern.


    Ich würdigte ihr keines Blickes mehr, sondern antwortete sogleich wieder auf die Wortes des Artoriers: “Artorius Corvinus, es fällt mir schwer, mich trotz all dieser Dinge von ihr zu trennen. Aber wenn es keine andere Möglichkeit gibt ... Was würdest du für einen Preis vorschlagen?“

    Gespannt hörte ich mir Corvinus Worte an und konnte mir ein kleines Schmunzeln doch nicht verkneifen. Von dieser Seite hatte ich das noch gar nicht gesehen und es würde sich vielleicht sogar lohnen, aber ehrlich gesagt konnte ich mir solche Aktionen sparen. Das ließ mein Stolz nicht zu und außerdem wäre es schlecht fürs Geschäft und die Ehre, sollte so etwas herauskommen und so wie ich das große Rom und ihre Einwohner kannte, würde das auch rauskommen. Ich nickte nur kurz, als ich seinen Worte gelauscht hatte und nahm noch einen Schluck aus meinem Becher.


    Noch bevor ich eine Antwort geben konnte, meldete sich Cine zu Wort, was mich ein klein wenig verwunderte, da sie die ganze Zeit über so stumm dastand und sich wenig rührte. Mit ruhigen, aber harten Worten antwortete ich ihr: “Was Curio? Dir sollte klar sein, dass ich dein Fehlverhalten nicht einfach dahinnehmen kann und will. Dir hätten deine Konsequenzen klar sein sollen, denn nicht nur ich bin es, der dafür gerade stehen wird – dass das Ärger für dich gibt, hättest du dir ausmalen können!“ Wie auch vorhin war wieder ein böses Funkeln in meinen Augen und ich musste mich beherrschen sie in diesem Moment nicht zu schlagen. Versprechen hin oder her, Besucher hin oder her, aber mit solch Aktionen hatte ich absolut nicht gerechnet. Warum versuchte sie jemanden zu bestehlen? Wieder etwas, was ich nicht verstand, aber anscheinend war das etwas, woran man sich bei ihr gewöhnen musste.


    Ein leicht verächtliches Schnauben war zu vernehmen und ich wendete mich wieder mit ruhigen und bestimmten Worten an Corvinus.
    “Niemand kann dir versichern, dass ich dich nicht ausspionieren würde und ich kann deine Befürchtungen verstehen, aber dann bitte ich dich, einen besseren Vorschlag zu machen.“ War das eine Andeutung? 'Sklaven nehme ich generell nur auf Lebenszeit an - bei mir haben sie eine gerechte Möglichkeit, sich freizuarbeiten.' Wollte er sie etwas auf Lebenszeit?

    Obwohl man da auch Unterschiede machen kann. Ein normaler haussklave, wie es viele in der Casa gab ... naja, die mussten Beleidigungen und Schläge zu genüge einstecken.
    Aber ein Leibsklave, oder ein besonders verdienter und guter Sklave, dem würde man vielleicht auch mit ein wenig 'Respekt' begegnen. Oder besser: Man würde seine Würde halt achten^^

    Strabon verstand die Bitte des Artoriers sofort und verschwand nach einem leichten Nicken sofort, um die gewünschten Getränke kurze Zeit später zu bringen. In der Zwischenzeit setzte auch ich mich und wartete mit meiner Antwort, bis Strabon Corvinus und mir den verdünnten Wein reichte.
    “Sonst noch Wünsche, Herr?“
    Kurz überlegte ich, verneinte dann allerdings seine Frage, als mit nichts einfiel. “Nein Strabon, du kannst dich zurückziehen, bleibe aber in der Nähe!“
    Der Sklave verneigte sich leicht und verließ dann das Atrium.


    “Nun, wie gedenke ich meine Schuld wieder gut zu machen...“, wiederholte ich noch einmal seine Frage und grübelte ernsthaft über eine Antwort nach. “Sie könnte meine Schuld bei dir abarbeiten, was mir persönlich auch sehr entgegenkommen würde, da ich morgen zu einer geschäftlichen Rundreise in Italien aufbrechen werden. Hast du Betriebe, Läden oder solche Dinge? Oder sie könnte einfach eine Zeit lang deine Haussklavin sein.“ Kurz ließ ich ihn meine Worte aufnehmen und machte mir die kleine Pause selbst zu nutze, um am Weinbecher zu nippen, bevor ich weitersprach: “Was hälst du davon? Wenn du eine bessere Idee hast, dann bin ich gerne bereit sie mir anzuhören.“

    Natürlich wusste ich, dass es um Cine ging, sonst wäre sie nicht in seiner Begleitung, aber der wahre Grund ließ mich doch kurz Schlucken. Diebstahl? Oh Cine, was machst du nur für Sachen. Aber Mitleid empfand ich gerade nicht. Nein, viel mehr Wut, denn anscheinend ging es ihr viel zu gut und sie dachte, sie könnte sich alles erlauben. Es war wohl doch keine gute Entscheidung von mir, als ich auf Cines 'magische Worte' antwortete, denn bisher bereute ich es. Demnach viel auch der Blick auf Cine nicht gerade freundlich aus, sondern ein leichtes Zornesfunkel konnte man darin erkennen, welches aber sofort wieder abließ, als ich mich wieder an Corvinus wandte.


    "Ich denke, wir sollten uns erst einmal setzen..." Mit einer freundlichen Handgeste lud ich ihn dazu sein, Platz zu nehmen. Ich schnippte kurz mit dem Finger und Strabon kam heran. "Strabon, bringst du mir bitte einen stark verdünnten Wein?", an Corvinus gerichtet: "Und du? Möchtest du etwas trinken?"


    Diese ganze Situation sollte man ruhig angehen und nichts überstürzen, denn wie ich bereits mehrfach feststellen musste, waren da oftmals falsche Entscheidung das Ergebnis und das musste nun wirklich nicht sein.

    Zusammen mit Strabon kam ich in das Atrium, wo ich auch schon den Artorier und zu allem übel auch Cine sah. Ich hoffte, dass mich Strabon anlog, aber ich wusste es ja doch besser. Noch ein wenig unsicher gab ich nun auch Strabon ein kleines Handzeichen. Er sollte sich allerdings nicht völlig zurückziehen, sondern in der Nähe bleiben, falls etwas sein sollte. Ich atmete noch einmal unmerklich ein und trat dann ganz in das Atrium ein.
    “Salve Decimus Artorius Corvinus. Ich bin Caius Sergius Curio, was kann ich für dich tun?“
    Ganz kurz blickte ich mit ziemlich ausdrucksloser Mine zu Cine, denn eine gute Nachricht war es mit Sicherheit nicht, dazu war die Stimmung in diesem Raum etwas zu angespannt.

    Eine Zeit lang blieb mein Rufen unbeantwortet, bis ein anderer Sklave auftauchte und mir erklärte, dass Cine nicht anwesend sei. Etwas verwundert überlegte ich, wo Cine sein könnte, da ich ihr keinen Auftrag gegeben hatte und ansonsten würde das auch niemand machen. Oder war ich so vergesslich geworden, dass ich mich nicht daran erinnern konnte, ihr etwas aufgetragen zu haben? Nein, das war unwahrscheinlich.
    Gerade als ich etwas erwidern wollte kam auch ein weiterer Sklave angelaufen - Strabon, Cicinnes Bruder, was ich allerdings nicht wusste.


    "Herr, ein gewisser Decimus Artorius Corvinus wünscht dich zu sprechen. In Begleitung mit Cicinne!"
    "In Begleitung mit wem?"
    "Cicinne Herr, deine Sklavin..."
    "Ja ich weiß, wer Cicinne ist. Was soll das heißen, in der Begleitung von diesem ... wer noch gleich?"
    "Decimus Artorius Corvinus, Herr. Er wartet im Atrium auf dich."
    "Natürlich, im komme sofort!."


    Dem anderen Sklaven gab ich einen kleinen Wink, worauf hin er sich wieder verzog. Ich dagegen folgte Strabon ins Atrium und war höchst gespannt, was mich dort erwartete.