Beiträge von Caius Sergius Curio

    Auf ihr 'Nein' hin ging ich einen weiteren Schritt in das Zimmer und begann, ihren Worten zuzuhören. Verreisen ... Hispania, alle schienen sich verabschieden zu wollen, was würde es denn dann bringen, Hausherr zu sein? Über eine leere Casa?
    "Nach Hispania ... Sicherlich ein schönes Land, auch wenn ich in nächster zeit eher weniger aus Rom hinauskommen werden. Willst du dich Epulo und seinen "Gefährten" anschließen?"

    Nachdem ich die wohlbekannte Stimme aus dem Inneren des Raumes hörte, öffnete ich die Tür und betrat das Cubiculum meiner Schwester. Anscheinend war sie gerade mit einige Pergamenten beschäftigt. "Salve Seia ... stör ich?" fragte ich deshalb vorsichtshalber. Ich wollte ja niemanden von der Arbeit abhalten, dass kannte ich nur zu gut von so manch einem, der meinte mich im Officium aufhalten zu müssen.


    Hiermit bestätige ich Caius Sergius Curio
    die Übergabe der Sklavin Mara
    an Marcus Octavius Augustinus.


    Caius Sergius Curio
    ANTE DIEM III NON SEP DCCCLVI A.U.C.



    Ich füllte das Pergament aus und reichte es wieder an Cato. Danach wendete ich mich wieder an Cine. "Naja, weit kann sie doch nicht sein?!"

    Zufrieden nahm ich den beutel von Cato entgegen und hörte das schillernde Klingen von Geld. Ein wahrhaft schönes Geräusch. "Ich denke, du kannst sie sofrt nitnehmen." Mit diesen Worten drehte ich mich zu Cine. "Cine, kannst du bitte Mara ihrem neuen Besitzer überbringen?"


    Ich nahm einen großen Schluck vom Wein und bot Cato dann einen weiteren Becher. Sozusagen eine Siegelung, ein Abschluss des Geschäftes.

    Der Spannung wegen schwieg ich noch einen Augenblick und schaute mein Gegenüber durchdringlich an. 1000 Sesterze ... sein letztes Angebot. Dafür, dass Cine zurzeit eh das meiste an Haushalt macht und auch noch seit neustem das voller Elan, um ich zufrieden zu stellen ... warum nicht?
    nachdem ich ungefähr eine Minute schwieg, nickte ich kurz. "1000 Sesterze für meine Leibsklavin Mara ... nun, richte deinem Cousin aus, dass er ab heute eine neue Sklavin sein eigen nennen darf."
    Ein leichtes Grinsen formte sich auf meinen Lippen. Was mich anbelangt, hatte ich Gewinn gemacht.

    Ein dankender Blick verbunden mit einem Lächeln war Cines Lohn und ich nippte einmal kurz am Weinbecher, bevor ich mich wieder Catos Worten zuwendete.
    "400 Sesterze? Was heißt enn, sie lässt sich nicht gerne anfassen? Wenn sie sich an ihren Herrn gewöhnt hat, dann sieht die ganze Sache anders aus. Und auch in allgemein häuslicher Arbeit ist sie tätig und das nicht zu schlecht." Dass das in letzter Zeit etwas nachgelassen hatte - wie mir Cine verriet - verschwieg ich. Das war sicherlich nur eine Phase...
    "Nein ... setzen wir das gebot ein wenig höher. Es geht schließlich um eine Leibsklavin und nicht um sonst etwas... 2000 Sesterze - natürlich verhandelbar!"

    Mit einer kleinen Handbewegung bat ich ihn, sich zu setzen, da er wegen der leichten Verbeugung vorhin - über die ich mir ein Schmunzeln nicht verkneifen konnte - nochimmer stand. Einmal drehte ich mich noch zu Cine um, und bat sie, etwas verdünnten Wein zu bringen, setzte mich dann anschließend aber auch selbst.
    "Octavius Augustinus..." kurz kramte ich in meinen Gedanken nach diesen namen, aber mehr, als dass er nicht in Italien lebt, konnte ich nicht finden. "... also du - oder dein Cousin - bist interessiert, mir einen Peis für meine Leibsklavin zu geben?" Wieder überlegte ich kurz, wartete dann aber auf den Wein, bei dem ich mich wesentlich besser konzentrieren konnte.

    Etwas verwundert, warum Cine noch immer hier war - den Brief konnte sie unmöglich schon ausgeliefert haben - folgte ich ihr ins Triclinium, um einen gewissen Caius Octavius Cato für ein Geschäft zu treffen. Da ich Geschäften generell nicht abgeneigt war, konnte man hinterher ja noch immer "nein" sagen, war ich höchst interessiert, was er genau wollte.


    "Salve ... Caius Octavius Cato. Wie kann ich dir helfen?" fragte ich den Octavier, als ich schließlich im Triclinium angekommen war. Ich warf einen flüchtigen Blick auf Cine und wandte meine Augen dann wieder zu meinem 'Geschäftspartner'.

    Von einer anderen Person gesprochen, hätte mir allein das 'mache ich doch gerne Curio' ziemlich heuchlerisch vorkommen sollen, aber bei ihr war dies nicht der Fall. Nein, nochimmer war ich fest davon überzeugt, dass Cine nicht lesen konnte und auch als sie sich rasch wendete und das Zimmer verlieiß, schob ich die leichten Sorgen wieder beiseite. Ich vertraute ihr und konnte nicht ahnen, was sie tun würde.
    Ich warf ihr noch einen Blick hinterher. Der Blick wanderte von ihrem Hinterkopf ihren ganze anmutigen Körper herunter. Ein kleines Stück folgte ich ihr noch. "Bis nachher Cine..." rief ich ihr noch hinterher, bevor ich die Tür zum Cubiculum schloss und mich wieder an meinen Schreibtisch setzte.
    Diese Briefe ... vielleicht sollte ich sie doch nicht einfach so hier liegen lassen. In eine Schreibtischschublade vielleicht, dort wären sie vor den ersten Blicken sicher. Und diese Unterlagen ... allerlei Zeug. Briefe wegen dem Begräbnis von Glabrio, Tabellen aus der mansio. Verdammt, was machten die denn hier? Ich schob die Dokumente beiseite und suchte mir wieder ein paar Wachstafeln heraus, um ein wenig zu schreiben, während ich auf Cine wartete.

    Ihr Lächeln gefiel mir, so wie mir doch alles an ihr gefiel, aber ihr Lächeln war eines der schönsten Dinge. Die kleine Wandlung in ein Grinsen bekam ich gar nicht mit, denn entweder war ich zu bezaubert oder einfach nur unaufmerksam. "Na dann komm rein..." Bat ich sie und ging vorraus zu meinem Schreibtisch, auf denen nochimmer die ganzen Unterlagen und vorallem die Briefe lagen, die ich eigentlich ja nicht so offen rumliegen lassen wollte. Naja, wer würde sie schon lesen? Zwar war ich den meisten Tag nicht da, aber niemand von meinen Verwandten stöberte in meinen Dokumenten rum und die Sklaven - Strabon hatte Respekt, Mara wusste, was auf sie zukam, wenn man es bemerkte und Cine? Soweit ich wusste, konnte sie eh nicht lesen (was natürlich falsch war) deshalb würde sie auch die Inhalte der briefe, die von diesen vielen Frauen geschrieben wurde niemals wissen. ALs ich dann meinen Brief in die Hand nahm, breitete sich plötzlich ein seltsames Gefühl in der Magengegend aus. Verdammt ... dieser Brief war ja für Sabina, die Frau, wo man mir erklärte, dass ich in sie verliebt sei. Noch eine Frau, für die ich Gefühle hatte ... und dieser Brief würde von Cine überbracht werden. Hoffentlich sahen sie sich an der Porat nicht, hoffentlich würde jemand anderes aufmachen...
    Ich überspielte meine Nervosität und überreichte Cine das zusammengerollte Pergament.


    Salve Matinia Sabina,


    ich möchte dich gerne zu einem kleinen, gemütlichen Mittagessen im Garten der Casa Sergia einladen. Er ist wirklich wunderschön und bietet Schutz vor der starken Sonne, die derzeit über Rom ist. Dort kann man schön entspannen und das Leben einmal genießen. Danach können wir einen kleinen Spaziergang in der Gegend machen, wenn du möchtest.


    Ich würde mich sehr über deine Zusage freuen.


    Curio


    Ich hatte den Brief nicht nocheinmal überarbeitet. Ich hatte dazu wirklich keine Konzentration mehr und hoffte, er wäre nicht so schlecht, wie er in meinen Ohren klang. Mit einem Schulterzucken sprach ich wieder zu Cine.
    "Du musst ihn zur Casa Matinia bringen. Der Brief ist für eine gewisse Matinia Sabina bestimmt, falls jemand anderes aufmacht. Eine ... alte Freundin." Log ich. Ich konnte ihr schließlich nicht die Wahrheit sagen. Zwar entzog ich mich meiner Verantwortung, sollte doch eher dazu stehen, was ich (falsches) tat, aber wer weiß, was Cine dann machte. Ich wollte es nicht drauf anlegen.

    Ihre Worte ließen mich dann doch ein klein wenig Lächeln. Irgendwie war es merkwürdig, wie sie nun vor mir stand. Zwei verschiedene Arten, wie ich sie behandeln konnte und immer wieder kam mir der Gedanke, dass es vielleicht falsch sein könnte. Andererseits kam auch ebenso oft der Gedanke, dass es genau das war, was ich wollte. Nein, ich konnte nicht wirklich sagen, was nun war, sein wird, sein sollte oder wie auch immer, deshalb verbannte ich die Gedanken für diese Momente und konzentrierte mich auf das Hier und Jetzt.
    "Cine, wenn ich dich nicht hätte ... ich will gar nicht wissen, wie es sonst hier aussehen würde. Du müsstes für mich einen Brief überreichen, allerdings musst du dies nicht machen. Ich kann auch Strabon schicken..."
    Leicht fragend schaute ich sie an. In diesem Moment behandelte ich sie wie meine Liebste, oder versuchte es zumindest - ein anderes Mal würde ich sie aber vielleicht wieder wie eine Sklavin behandeln. Warum konnte mir denn keiner helfen, es war alles so furchtbar kompliziert und dann schwirrten meine Gedanken auch noch um ganz andere Dinge.

    Interessiert, was mit Seia war, beschloss ich, mal bei ihr vorbeizuschauen. In letzter Zeit hatten wir uns wieder weniger gesehen, was allgemein wahrscheinlich eher daran lag, dass ich ziemlich viel arbeiten musste. Vor ihrem Cubiculum angekommen, klopfte ich zweimal an.
    "Schwester? Bist du da?" Rief ich nocheinmal hinterher und wartete dann gespannt.

    Auch nach mehrmaligem Rufen und warten, kam Mara nicht herbei. Sie musste hier irgendwo stecken, schließlich hatte sie bislang keinen Auftrag alleine außerhalb bekommen und auch Freizeit hatte ich ihr heute nicht gewährt. Diese Sklaven immer ... gab es auch zuverlässige? Was gab man eigentlich Geld für sie aus, wenn sie nicht da waren, wenn man sie braucht? Gerade, als ich wutentbrannt zurück in mein Cubiculjum gehen wollte, hörte ich plötzlich Cines Stimme und halb erschrocken drehte ich mich um. Es gelang mir nicht völlig, die Wut verklingen zu lassen, aber ein großer Teil war weg. "Cine ... nein, du brauchst nicht das machen, was eigentlich Maras Aufgabe ist ... wenn sie mal da wäre. Wer weiß, wo sie sich schon wieder rumtreibt!"

    Einen Moment lang starrte ich noch mit recht ausdruckslosen Augen an die Wand, bis ich realisierte, was ich getan hatte, was sie getan hatte. Aber ich gab zumindest das Versprechen, es zu versuchen und das brach ich nciht. Sie war zwar eine Sklavin, aber nicht irgendeine, sondern die Sklavin. Die beste Dienerin, die man sich wünsche konnte und bisher wurde ja noch kein einziger Wunsch abgeschlagen, weder von ihr, noch von mir.
    Mein Mienenspiel änderte sich, als sich Cine in meine Arme vergrubg und dort an meinem Körper verharrte. Es war ein gutes Gefühl, sie wieder so nahe bei mir zu haben, aber letzendlich fürchtete ich Verpflichtungen. Verpflichtungen ihr gegenüber, die man so in einer Beziehung hatte und vorallem, dass dieses Verhältnis an die Öffentlichkeit kommen würde. Denn es war verpöhnt, es war unsittlich und es würde mir schaden, etwas, was ich auf gar keinen Fall wollte.


    Langsam fuhr ich mit meiner Hand wieder ihren Arm hoch und erreichte dann ihren Nacken, denn ich ganz sanft massierte, damit sie sich ein wenig entspannen konnte, ein wenig die Schmerzen vergessen konnte. "So lange du willst..." flüsterte ich.

    Wahrscheinlich hatte sie recht. Solche Menschen kamen aber eben fast nur dann, wen man sich in einer solchen Reihe eingegliedert hat, denn wann hatte man schon die Möglichkeit, so etwas aus der Ferne zu beobachten? Nein, fast immer war man - oder zumindest ich - mitten drin, was ich natürlich eher weniger amüsant fand, aber es war gut, sie einmal so lachen zu sehen, was sie doch vorhin etwas "merkwürdig", was mit Sicherheit nicht zuletzt an meinem Verhalten lag und ich ehrlich gesagt voll und ganz nachvollziehen kann.
    Gespannt und fasziniert hörte ich ihr zu und meinte, mich entfernt an so etwas erinnern zu können. Hatte sie nicht etwas in der Art schonmal erwähnt? Zusammen mit der großen Bibliothek von Alexandria?
    "Sterne ... ich schaue sehr selten in den Himmel und kann dir gar nicht sagen, wie die Sterne wirklich aussehen, da ich sie mir noch nich bewusst angeschaut habe. Ja, nicht einmal über die einfachsten Sternenbilder könnte ich etwas erzählen, geschweige denn, sie dir am Himmelszelt zeigen zu können. Nun, was mache ich? Ich glaube, meine größte Schwäche ist das Lesen. Wenn ich Freizeit habe und nicht zufällig Besuch habe, ich zu Besuch bei anderen bin oder mich einfach unterhalte, bin ich am Lesen. Ob in meinem Zimmer, im Atrium oder sonst wo. Meist aber bei uns im Garten. Wir haben einen wunderschönen kleinen Garten, der eine wirklich ausgezeichnete Atmosphäre hat. Dort ist man die Ruhe selbst und man kann dort erstklassig entspannen. Da noch einige schöne griechische Dichtungen dabei und ich kann sagen, meine Freizeit zu genießen ... auch, wenn es natürlich bessere oder effektivere Möglichkeiten gab."
    Das kleine Grinsen verkniff ich mir und hoffte, so nicht zu offensichtlich zu verraten, was ich damit meinte, schließlich wollte ich keinen schlechten Eindruck hinterlassen, das lag ganz weit entfernt von meinem Interesse.

    Ich nickte nur stumm. So in etwas hatte ich das gedacht. Wer bleib denn dann überhaupt hier in der Casa ... Dru, Seia ich und die Sklaven. Oh weh ... Severa war mit ihrem Liebhaber verreist und würde wohl so bald nicht mehr wiederkommen. Lupus wohnt in dieser Castra und Chlorus lebt ebenfalls in seinem Castellum. Messalina zieht es bestimmt zu ihrem neuen Gatten und der rest würde nach Hispania ziehen.
    Leicht bedrückt schaute ich zu Dru und schaute, ob sie vielleicht ähnlich dachte.


    Nach einigen Augnblicken wandte ich mich dann aber wieder zu Epulo. "Wird es denn bald eine Hochzeit geben?" Wobei ich mit einem kleinen Grinsen zu Caecilia Lucia schaute, ehe ich mir wieder den ernst unserer momentanen Lage bewusst wurde und das nochimmer zwei wichtige Fragen von Epulo zu beantworten waren.