Gleichgültig betrachtete ich das mir wohl bekannte Domus. Seine Fassade schien sich im Laufe der Zeit – die übrigens nicht gerade kurz war – kein Stück verändert zu haben, wider erwarten gab es keine neuen und unscheinbaren Risse in der Außenwand, vielleicht waren sie auch nur so unscheinbar, dass ich sie mit bloßem Auge und aus der jetzigen Entfernung einfach nicht erkennen konnte? Wer wusste das schon? Aber um die Casa einmal gründlich überarbeiten zu lassen, müsste ich mich in nächster Zeit mit einem Architekten begnügen. Zugegeben, die Vorstellung, mir hochgestochene Fachausdrücke eines wesentlich älteren Herren wie ich es war anzuhören ließ mich nicht gerade in Freudenschreie ausbrechen, aber was getan werden musste, musste auch getan werden ... Das einzige, worüber sich noch streiten ließ, war der Zeitpunkt.
Nun, zurück zur eigentlichen Geschichte: Mit selbstzufriedener Miene ging ich auf die Porta der Casa zu, zwei Sklaven trugen einige persönliche Sachen und ein dritter folgte diesen und begutachtete jeden ihrer Schritte. Es war wohltuend, wenn man die Erziehung neuer Sklaven in die Hände eines vertrauenswürdigen, alten Sklaven legen konnte, ohne sich die geringsten Sorgen machen zu müssen. Aber mir scheint es, als würde ich ein weiteres Mal anfangen, abzuschweifen! Gut, ich stehe mit einer doch beachtlichen Menge von Gepäck vor meinem eigenen Haus und die Frage, die man sich wohlmöglich stellt ist: Wo war Sergius Curio nur die ganze zeit über gewesen?
Ja, tatsächlich eine Frage, deren Beantwortung wohl unterschiedlich ausfallen würde, ganz dem jeweiligen Gesprächspartner entsprechend. Um ehrlich zu sein, was ich ja auch immer bin – oder zumindest versuche – war ich in einer Art Krise. Krise ist doch ein leicht starkes Wort, aber es verdeutlicht zumindest den Stellenwert in meinem bisherigen Leben. Ja, eine Krise, ich sah mich gezwungen, bis auf einige Ausnahmen, von der Außenwelt komplett abzuschotten, über mein Leben und meine Zukunft nachzudenken. Über das nachzudenken, was war und was kommen wird und kommen könnte. Die Ergebnisse dieser hoch philosophischen Phase meiner selbst waren nicht immer sehr glanzvoll und ab und an war ich dem Wein auch eher zugewandt als meinen eigenen Gedanken. Nichts desto trotz habe ich diese Krise überstanden und stehe somit wieder voll im Leben und zwischenzeitlich auch vor der Haustüre. Ein sachtes Klopfen ist zu hören, Schritte scheinen sich zu nähern. Ich bin gespannt, wer mich ins Haus bitten wird...