Beiträge von Caius Sergius Curio

    Neugierig blickte er auf ... Capsarius also. Doch eine ehrenwerte und vor allem nützliche Berufung. Ehrenwerter als ein Scriba oder einer dieser Signalbläßer. Curio kannte sich mit den Rängern bei der Cohortes Urbanae aus, war er für ganz kurze zeit in Begriff, dort eine Weile dem Kaiser zu dienen. Sowas benötigte man für den politischen Aufstieg, aber sien Interesse dahingehend schwand in letzter Zeit sehr.


    "Capsarius ... du weißt, dass du durch einen passenden Cursus auch damit selbstständig werden könntest? Gute Ärzte sind immer gesucht und ich setze einmal vorraus, dass du gut bist"
    “Wie es mir ergangen ist fragst du? Hm, naja. Ich habe viel gelesen und viel nachgedacht. Es ist nicht sonderlich viel spannendes oder aufregendes passiert. Aber das soll sich in 'naher Zukunft' ändern ... deshalb bin ich ja wieder hier.“


    Versuchte er aufrichtig zu klingen. Ob ihm das gelang war eine andere Frage, aber er versuchte zumindest die ansteigende Schläfrigkeit zu verbannen und stets interessiert und hellwach zu wirken.

    Man sah ihm die Müdigkeit regelrecht an: Schlurfend trug er sich zu seinem Cubiculum, gähnend öffnete er die Tür und noch schlurfender betrat er das Zimmer. Erst jetzt, nach dem glücklichen Familientreff – oder was von der Familie bislang übrig war – wurde Curio bewusst, wie anstrengend die Reise wirklich war. Er verspürte zwar bei der direkten Ankunft schon eine gewisse Schläfrigkeit, aber das hier ... das übertraf seine kühnsten Vorstellungen. In der Reisekutsche kam er aufgrund eines miserablen Fahrers, der meinte jeden auf der Straße liegenden Stein mitzunehmen nicht zum Schlaf. Die Person in mitten des Raumes, sein Zustand ... das war das Ergebnis davon.


    Auf den ersten Blick sah das Zimmer noch aus, wie bei der Abfahrt. Aufgeräumt, ordentlich. Die Sklaven hatten sich alle Mühe gegeben, ihrer Berufung nachzukommen. Sie hatten geputzt, geputzt und geputzt. Plotina mochte wohl nicht nur Titus die zeit über auf Trab gehalten haben, was natürlich nur löblich war. Untüchtige Sklaven waren nichts wert, sie lebten auf den Kosten der Familie und taten nichts dafür. Es war das gute Recht eines jeden Bürgers, seine Sklaven immer an der Arbeit zu halten! Er war zufrieden ... eher weniger aufgrund der Ordnung im Zimmer, sondern mehr, dass er endlich den schier ewigen Weg zum Cubiculum geschafft hatte und das Bett nur wenige Schritte entfernt war. Es stand direkt vor ihm, er machte einen kleinen Schritt, er kam näher, ein weiterer Schritt, wieder ein Stück näher ... Er fiel ... Er landete ... weich. Sein Zimmer, sein Bett, sein Schlaf.

    Die Aufmerksamkeit des Sergiers lag in diesem Moment eher nicht an der Porta, bzeiehungsweise bei Menschen, die an dieser standen und so wirkte er er weiteres mal ziemlich überrascht, als Plotina den Lupus mit einer bald ebenso stürmischen Begrüßung bemerkte, wie bei mir. Langsam drehte sich Curio in die Richtung und erwiderte Titus Blick mit einem freundlichen Lächeln. So merkwürdig und auch schmerzhaft seine Worte klangen, hatten sie doch nur Wahres in sich.


    “Salve Titus! Ja ... ich kann gut nachvollziehen, was du meinst. Es gab sogar Nachrichten, die mich erreichten und solche ... ja, Vermisstenanzeigen gehörten dazu. Aber du von der Urbanern weißt darüber sicherlich besser Bescheid als ich.“


    Nur nebensächlich nahm er wahr, dass Plotina tiefer in die Casa verschwand, zog aber die Schlussfolgerung, dass Lupus Kommentar ebenfalls bedeutete, dass sie außer Hörweite war. Leicht verlegen kratzte er sich am Hinterkopf, während er wieder einmal ein überspielendes grinsen aufsetzte.


    “Es gibt wesentlich schlimmere ... ich kenne wesentlich schlimmere. Aber erzähl: Was hast du die Zeit über gemacht? Wie geht es bei den Urbanern und deiner Karriere vorwärts?“

    Resignierend seufzte Curio und nickte dann. So wie es aussah, konnte man dagegen niht ankommen und anstatt unnötig Energie in einen solchen Versuch zu stecken, ließ er es einfach bleiben und akzeptierte es. Curio warf einen Blick durch den Raum und suchte nach einer Sitzmöglichkeit, verschob diesen Gedanken aber dann schnell wieder, als er sich an die lange und für das Gesäß recht schmerzvolle Zeit in der Reisekutsche erinnerte. Nun gut, so lange war die Reise auch wieder nicht, aber schmerzhaft, ja. Er müsste sich wohl noch darum kümmern, dass da mehr Polsterung reinkommt.


    “So wie es ausschaut wurde ich ja von allen rege erwartet...“


    Ungewollt zupfte der Sergier an seiner Tunika herum und wandte sich dann wieder mit dem Gesicht zu Plotina.


    “Natürlich kannst du das. Ich will dich ja nicht von deiner wichtigen Arbeit abhalten! Außerdem glaube ich zu wissen, dass ich alt genug bin, nicht völlig verloren in meinem Haus zurecht zu kommen.“ Unweigerlich musste er grinsen.

    „Alexandria ist mir bisher auch fremd, aber ich habe sehr viel von dieser – anscheinend – großartigen Stadt gehört. Ich habe einige Bekannte, die von dort kommen, oder öfters einmal dort hin reisen.
    Wirklich zu schade, dass den Senatoren der Zugang zu solch Kulturschätzen und Sehenswürdigkeiten verwehrt bleibt.“

    "Von dieser Schwierigkeiten habe ich gehört. Es war auch äußerst schwer, nichts davon zu erfahren, schließlich war es ja zeitweise überall im Gespräch.


    Ja, nun wohne ich wieder in der Casa Sergia. Ein Brief wird mich dort in jedem Fall erreichen!", bejahte ich beide seiner Fragen, unterstützt von einem simplen Nicken.

    „Feiern? Meinst du nicht, dass ist etwas überstürzt oder unnötig? Es ist ja nicht so, als wären die Götter persönlich vorbeigekommen und hätten mich vor die Casa gezogen. Und soweit es meine derzeitigen Absichten betrifft, werde ich auch noch ein Weilchen hierbleiben. Also bitte nicht alle Pferde aufscheuchen und lass Titus mal schöne seine Arbeit erledigen.“


    Ein freundliches Lächeln zeigte sich auf dem Gesicht des Sergiers. Ja, es war ein schönes Gefühl, wieder bei den noch lebenden Familienmitgliedern zu sein. Ganz ohne ein weiteres Widerwort und Anstände folgte Curio seiner Verwandten weiter in das Haus und ließ sich Plotinas Worte noch einmal durch den Kopf gehen. Die ...


    „..Acta? Nein, du schreibst nun für die Acta? Meinen Glückwunsch. Ich hoffe, die bezahlen dich wenigstens anständig!“


    Leise lachte er auf, ja, Curio wusste um den „Lohn“ der Acta bescheid und hoffte im Nachhinein, dass seine Frage auch dementsprechend rüber kam.

    „Daran soll es absolut nicht scheitern. Auf eine solche Verzögerung kommt es dann schließlich auch nicht mehr an und ich will dich nicht vor wichtigen Reisevorbereitungen abhalten. Ja, du würdest mir einen großen Gefallen tun, das Angebot nehme ich dankend an. Ich denke, er kann ein paar helfende Hände brauchen, je nachdem, wie die Situation 'dort unten' aussieht. “


    Zufrieden nickte ich und verdrängte den Gedanken, wohl bald wieder den kleinen Rest der Familie wieder zurück zu lassen.

    "Hm ... ja, das leuchtet schon ein. Wenn jeder so denkt, wie ich bisher, stimmt das voll und ganz, was du sagst."


    Die Möglichkeit, meinen Blick etwas zu öffnen und die Vielfalt Roms einer wesentlich größeren Vielfalt und vor allem größerer Karrierechancen weichen zu lassen schien mir nach den wenigen Worten Quartos sehr gelegen. Vermutlich hatte er recht, er war ein erfahrener Mann, der wohl schon die ein oder andere Geschichte mitgemacht hatte.


    "Ägypten sagst du ... das wäre auch eine Wahl. Ich denke, es kann nicht schaden, sich einmal zu erkundigen und möglichst viele Gelegenheiten in der Hinterhand zu halten. Ich wäre dir sehr verbunden, wenn du die Zeit finden würdest, diesen Verwandten deiner Frau zu benachrichtigen. Dann werde ich entscheiden, was mir am ehesten zusagt..."

    „Der einzige Einstieg in einer der anderen Städte hier in Italien wäre doch wohl, als Magistrat zu kandidieren, auch wenn das sicherlich nicht allzu einfach wäre, da ich in entsprechenden Städten nicht den Bekanntheitsgrad wie jemand 'Einheimischer' hat.“


    Mit den Fingern fuhr ich nachdenklich über den nicht vorhandenen Bart, schließlich fuhr ich fort.


    „Oder ich sollte wirklich in Erwägung ziehen, in Hispania Fuß zu fassen. Bisher war ich stets der Meinung, in Rom, in der Nähe vieler großer Männer würde ein Aufstieg zügiger gehen, aber wenn du mich hiermit eines besseren belehrst werde ich wohl ernsthaft in Erwägung ziehen, es einmal auswärts zu versuchen...“

    „Also gut ... durch meine längere Abwesenheit – welche insgesamt nun fast ein halbes Jahr dauern müsste – bin ich natürlich nicht mehr der Praefectus Vehiculorum von Italien. Derzeit kenne ich auch allerdings weder die aktuelle Besetzung am Kaiserhof oder in der Curia. Deshalb bitte ich dich, mir einen Ratschlag zu geben, wo man jemanden mit Kenntnissen in der Verwaltungsarbeit benötigt, da bin ich für alles offen. Ich glaube nicht, dass Senator Germanicus noch sehr ... angetan von mir ist.“


    Ein leichtes Lächeln zog sich über die Lippen, verschwand aber schnell wieder. Ich wusste, wie dreist es sein musste, sich nach beinahe einem halben Jahr endlich wieder zu melden und dann sofort die Hand offen zu halten.


    Sim-Off:

    Werde mich kurz fassen.

    „Und ob er nach meinem Geschmack ist! Ich muss zugeben, von den ägyptischen Weinen noch nicht gekostet zu haben, werde es aber wohl bald einmal nachholen müssen. Mir kommt es aber derzeit so vor, dass überhaupt Ägypten sehr in Mode zu sein scheint. Mehr noch, als vorher. Immer öfter höre ich das Schwärmen von Bekannten und Verwandten für dieses Land.“


    Uninteressiert zuckte ich mit den Schultern. Ich konnte das alles nicht verstehen. Rom reichte mir und bot doch genug an Vielfalt. Mein Blick fiel in den Becher und ich betrachtete einige Augenblicke stumm das Gemisch, dann fasste ich mich wieder und brachte mein eigentliches Anliegen vor:
    „Aber ich will dir nicht zu viel von deiner kostbaren Zeit stehlen und auf den Punkt kommen, weshalb ich hier bin. Genauer gesagt sind es zwei Punkte. Zum einen möchte ich dir erklären, weshalb ich mich so lange nicht gemeldet habe – sollte es dich nicht interessieren können wir das auch überspringen. Zum anderen möchte ich dich um etwas bitten.“


    Sim-Off:

    Tut mir Leid, war stressiges Wochenende und Wochenanfang.

    Interessiert betrachtete ich das Schauspiel, gab es zu diesem Zeitpunkt ja auch nicht viel anderes zu beobachten. Die Sklaven waren auf den ersten, ungeübten Blick gut ausgebildet, was man nicht anders erwarten konnte. Auf dem Markt würden sie sicher einen hohen Pries erzielen wüsste ich nicht, dass die meisten Besitzer gut erzogener und tüchtiger Sklaven diese nur sehr ungern verkaufen würden und das der Senator in Geldnot war konnte sich keiner vorstellen. Nachdem die der verdünnte Wein gemischt wurde nahm ich mir den zweiten Becher und tat es Aelius Quarto gleich.


    “Ebenso wie auf dein Wohl!“ Mit diesen Worten trank ich einen kleinen Schluck und ließ den Geschmack auf mich wirken - wie ich ihn in Erinnerung hatte. Amüsiert musste ich eine kleine Bemerkung von mir geben: “Ein Freund sagte mir einmal, dass der Geschmack eines guten Weines eines der wenigen Dinge sei, derer wir uns auf ewig erinnern werden.“

    Ein letzter Blick galt dem Sklaven, dann wandte ich mich vollkommen meinem Patron zu. Sachte nickte ich und nahm dann Platz auf der zweiten Liege, die nicht unweit der von Quarto stand. Es war sehr wohltuend, seinen Körper dort etwas von den letzten Strapazen zu erholen. Ich war zwar nicht der unsportlichste aber ich musste zugeben, dass meine körperlichen Aktivitäten in den letzten Wochen nicht gerade berauschend waren und der Gang durch die Urbs und dann der Weg hier zum Domus waren dann doch kein Spaziergang, vor allem bei dieser Hitze.


    “Danke, einen stark verdünnten Wein bitte, ich habe heute noch einiges zu tun.“ Mir grauste der Gedanke, wieder durch Rom zu marschieren und das zu einer Tageszeit, die nicht gerade berühmt dafür war, eine leergefegte Stadt zu hinterlassen - wenn Rom denn das jemals sein würde.

    Der Bitte des ägyptischen Sklaven folgend betrat ich nach ihm das Atrium, wo Aelius Quarto schon warten sollte. Langsam ließ ich meinen Blick durch den Raum schweifen, erfasste Kleinigkeiten der Einrichtung, Änderungen seit dem letzten Besuch – sofern ich mich daran erinnerte. Ich hielt mich noch im Hintergrund, solange der Sklave Meldung bei seinem Herrn machte, um dann wenige Momente später selbst vor meinem Patron zu stehen. Leicht unterwürfig senkte ich kurz das Haupt, richtete meinen Blick dann aber wieder auf den Senator.


    “Salve, Patronus. Ich muss mich entschuldigen, dass Ihr lange nichts von mir gehört habt ... aber es gab verschiedene Umstände, die dies leider verhinderten.“ Bevor ich weitersprach wollte ich eine Reaktion sehen und danach meine weiteren Worte genauer überlegen.

    Der Anflug von einem Lächeln musste sich auf meinem Gesicht zeigen – so kam es mir zumindest vor. Da war er, der besagte Sklave.


    “Salve, ich wünsche mit deinem Herrn, Aelius Quarto zu sprechen. Ich bin Sergius Curio, sein Klient.“

    Den unnötigerweise vom Soldaten erklärte Weg zur Porta des Domus Aeliana hatte ich schnell zurückgelegt. Es war zwar bislang nicht zur Routine geworden, wenngleich es das eigentlich hätte sein sollen, aber mein Gedächtnis war nun auch nicht so schlecht, dass ich mich auf dem - zugegeben großflächig bebautem - Palatin verlaufen würde.


    An der Porta klopfte ich mehrmals lautstark und wartete dann geduldig auf den ebenso fleißigen, wie auch seltsam sprechenden Sklaven meines Patronen.

    Zwar rechnete ich mit einer Begrüßung, ja ich erwartete ein Lächeln des Haussklaven, auch wenn es wohl eh nicht ehrlich gewesen wäre. Ich rechnete mit vielem, nur nicht mit einem solch stürmischen Empfang, der mich sprichwörtlich umhaute. Plotina musste gerade auf dem Sprung gewesen sein, oder irgendetwas aufregendes musste geschehen sein. Anders konnte ich mir das nicht vorstellen, denn so lange war ich nun auch nicht auf meinem Landgut gewesen ... oder?


    Sprachlos ließ ich die Umarmung über mich ergehen, ich denke, ich hatte sie sogar erwidert, aber so ganz sicher war ich mir da auch nicht mehr. Zumindest war ich ebenfalls erfreut, ein bekanntes und gut gelauntes Gesicht vorzufinden. Dass die Casa zu dieser Tageszeit leer stand kam mir eher in den Sinn, gab es leider aus meiner näheren Verwandtschaft nicht mehr viele Überlebende. Ein Gedanke, den ich schnell wieder beiseite schob. Die Phase des Selbstmitleids war beendet, der Kopf sollte sich um angenehmere Gedanken drehen!


    “Ach, was freue ich mich, wieder daheim zu sein.“ Die Überraschung in meinem Gesicht machte einem freudigen Lächeln Platz und mit interessierten Blicken musterte ich die Sergia, bevor ich ihrer Bitte nachkam und die Casa betrat. “Sag, wie ist es dir in der Zwischenzeit ergangen? Was ist spannendes in deinem Leben passiert?“ Ein schelmisches Grinsen konnte ich mir nicht verkneifen, aber es störte mich auch nicht.


    Die Sklaven hatten da schon weniger zu lachen. Wie es ihnen eingetrichtert wurde, räumten sie das Gepäck in mein Zimmer. Sie wussten, welches das richtige war, da Taurus viel und eindringlich mit ihnen gesprochen hatte. Eine lange Zeit nahm dies in Anspruch, aber die Lorbeeren für diese Tat würde ich schon früh genug ernten können.