Beiträge von Seia

    Seia war verdutzt! Oder sprach er so von Rom, weil er es einfach zu gut kannte? Ihr alter Herr hatte ja in den höchsten Tönen von der großen Stadt im Zentrum gesprochen, das war allerdings vor dem Umzug gewesen. In den letzten Jahren hatte er dann doch immer mehr graue Haare bekommen und noch um die Hundert Pfunde zugelegt. Naja, aufgefallen war das sowieso nur noch den wenigsten.


    Aber gut: Was hatte sie zu Rom zu sagen?


    "Auch wenn ich nun schon eine ganze Weile hier lebe, Herr, habe ich nicht viel von der Stadt gesehen. Genau genommen beschränkt sich mein Rom auf das Haus meines alten Besitzers, den Weg zum Markt und zum Post Officum. Neuerdings kommt noch hinzu der Weg hierher. Aber ansonsten..... es ist eine schöne Stadt. Die Menschen sind unfreundlicher als in der Provinz, kommt es mir vor, und sie haben auch viel mehr zu tun. Aber wenn ich mir wünschen dürfte, an welchem Ort ich mein Leben verbringen würde, dann wäre das Rom. Es gibt hier viel mehr anzusehen und wenn man nur Sklavin ist, wie ich eine bin, dann muss man sich auf den Straßen auch nicht fürchten."


    Seltsam. Sie hatte nie damit gerechnet, dass ihr irgendjemand mal diese Frage stellen würde und sich auch nie wirklich einen Kopf darum gemacht, wie sie das Leben hier so fand. Einfach drauf los zu sprechen war dann gar nicht mehr so einfach.
    Und er? Mag er Rom oder mag er es nicht? Zu gern hätte sie gefragt und einfach so getan, als wäre sie ihm gleich gestellt und würde sich einfach so mit ihm unterhalten.

    Wenn Seia seine Gedanken hätte lesen können, hätte sie ihn wohl feist angegrinst und ihm angeboten, mal eine Woche lang die Schuhe zu wechseln. Er Sklave, sie.... uhm.... Naja, Römerin. Hinterher würde er es nicht mehr pervers finden, dass sie am Morgen schon lächelte. Denn tat ein Sklave es nicht morgens, dann würde er im Laufe des Tages auch kaum weitere Gelegenheiten dazu fnden. In den meisten Fällen jedenfalls. Morgenmuffel. :P


    Der Betrag, den er nannte, hätte das Sklavenmädchen beiahe aus den Latschen gehoben. 3000 Sz mal einfach so für einen... einen Park aus Käfigen mit Tieren dadrin? Beinahe wäre ihr die Kinnlade herunter gefallen. Tiere angucken.... ja, aber doch wohl eher dort, wo sie hingehörten, sonst war doch an dem Tier nichts mehr einzigartig.... Seia verstand den Gedanken nicht.
    Aber gut, die Entscheidung, ob man dafür Geld spendete, lag nicht in ihrer Hand. Dafür aber ein Griffel und ein klein wenig Verantwortung für diesen Brief.


    "Na klar." antwortete sie ihm stolz. Schaffen würde sie das schon. Irgendwie. Ungewohnt lag der Griffel in der Hand. Na gut, Seia. Dann beweis mal, was du kannst. Hast es ja nicht anders gewollt.
    Sie setzte den Griffel an, nahm ihn noch einmal hoch und fing dann in nicht mit der fein gegliederten Schriftform einer Römerin ihres Alters vergleichbaren, eher ungleichmäßigen und schwerfälligen Handschrift an zu schreiben.





    Hm. Was er wohl dazu sagt? Ich finde, es hört sich gar nicht so schlecht an. Fast wie die Briefe, die ich täglich lese.
    Sie zögerte noch einen Moment, dann reichte sie dem "Auftraggeber" die Ausarbeitung seines Auftrages und sah ihn gespannt an, den Kopf dabei immer schräger haltend und am Ende neugierig und erwartungsvoll mit auf die Wachstafel sehend, dafür aber ihn anlächelnd.


    Und?

    Oh je. Jetzt sah sie erst, dass der Herr ganz und gar nicht gut aussah. Entweder er hatte am Vorabend zu viel Wein getrunken, der bei der Hitze noch gefählicher war als ohnehin schon, oder.... oder der gute Mann hatte bis in die Nacht gearbeitet.
    Naja, es ging sie ja nichts an. Dafür amüsierte sie sein Blick. Wahrscheinlich tat ihm das Kreuz weh und vielleicht auch der Kopf, aber auf jeden Fall war er ordentlich morgenmufflig oder einfach leicht verkatert. Und sie musterte er mit zusammengekniffenen Augen.


    War ihre fröhlich muntere Stimme etwa zu viel für ihn gewesen? Sie lächelte und sah von ihm auf den Brief und wieder zurück.


    "Ich weiß nicht, Herr." log sie und runzelte die Stirn. "Er ist an dich adressiert, da wollte ich nicht.... aber gut..." Sie nahm den Brief vor die Nase und tat so, als würde sie ihn überfliegen, wobei sie immer mal wieder über den Rand der Rolle zu dem muffligen Caeclier sah. Viel zu schnell hatte sie das Schriftstück scheinbar überschaut und fasste zusammen:
    "Ein gewisser Octavius Dio grüßt dich und möchte dich über den Bau eines Tierparks zu Ehren seines verstorbenen.... seines verstorbenen.... Bruders Senator Anton informieren und bittet um eine Spende, da das Erbe seines Bruders scheinbar nicht dick genug war." Sie grinste und tat so, als würde sie sich nochmal in das Schreiben einlesen. "Ach ja, erwähnte ich, dass der Tierpark für die Öffentlichkeit zugänglich sein soll? Mit der Bitte um schnelle Antwort, blabla, Dio."


    Und damit legte sie das Schriftstück vor ihn auf den Tisch und sah ihn mit einer hochgezogenen Braue an.

    Da bekam man ja fast Mitleid mit diesem Mann. Er sprach ja fast vom Meer und einer frischen Briese wie ein Verdurstender von einem Schluck Wasser. Sie musste grinsen und an sich halten, sich nicht noch dümmer anzustellen als sie das schon getan hatte, nur um den Caecilier noch ein bisschen länger braten zu lassen.
    Aber nein, irgendwie tat er ihr leid. Und da er so gutmütig über ihre Unbehlfenheit hinweggesehen hatte, gab die Sklavin sich einen Ruck und befreite den Schwitzenden nun endlich aus seinem Brutkastengefängnis.


    Die schweren Teile legte sie vorsichtig auf eine Bank, die im Schatten stand. Schon jetzt war der Panzer so heiß gewesen, dass sie sich beinahe die Finger verbrannt hätte.


    "Kennst du eine Stadt namens Sealabbis?" fragte sie und machte sich ungefragt daran, dem Caecilier vom bereitgestellten Wasser einzugießen, wartete auch keine Antwort ab. "Sie ist am Tugus gelegen und auch nicht unweit des Meeres. Dort lebte mein Herr und ich wurde dort geboren."
    Sie reichte ihm den Becher und setzte sich auf den Erdboden, wo ihr nicht mehr die Sonne auf den Kopf knallte und sie der Herr trotzdem ansehen konnte.
    "Meine Mutter war Sklavin, also war mein Schicksal besiegelt. Sie durfte mich behalten und großziehen. Sie brachte mir alles bei, sie war eine gute Sklavin, und wollte ebenso eine aus mir machen. Ich kann vieles, Herr. Kochen, putzen, nähen, sticken und stopfen, Kinder erziehen, Gäste bewirten..... Naja, eben all das, was die Römer wichtig erachten, das eine Sklavin können muss."
    Sie warf ihm einen prüfenden Blick zu und rupfte ein paar Halme irgendeines Gewächses aus, um damit zu spielen.
    "... und vielleicht auch ein bisschen mehr." fügte sie mit seltsamen Tonfall hinzu und schnippte ein Stückel Blüte hinfort.


    "Irgendwann ging es der Stadt nicht sehr gut. Ein Brand hatte einen großen Teil der Ernte und der Häuser zerstört, die Stadtkasse hatte kein Geld mehr und die Steuern drückten schwer - da hat sich mein Herr entschieden seinen gesamten Haushalt nach Rom zu verlegen. Mehr Arbeit und mehr Geld hatte er sich davon versprochen. Stattdessen musste er mich verkaufen."

    Seia wusste nicht, wo der Herr gerade steckte. Ob er überhaupt anwesend war oder gar noch schlief, sie war ihm heute noch nicht begegnet. Neugierig wie sie war legte sie den Kopf gegen die Tür seines Officums und lauschte hinein.


    Hm. Sie hatte wenig hören können und klopfte an. Einen Augenblick wartete sie ab, dann ging sie ohne eine Antwort abzuwarten in das Zimmer.


    "Ich habe hier einen Brief für euch, Herr." flötete sie und musste sich auf die Lippe beißen, damit sie nicht noch ein 'Aber er ist nicht von großer Wichtigkeit, ich finde ihn eher langweilig." hinterhersetzte.

    Seia war kein neugieriger Mensch. Sie tat auch eigentlich nie das, was sie nicht tun sollte. Und sie schnüffelte auch gar nicht gern in anderer Leute Sachen herum.


    Seia doch nicht! :D


    Sie war gerade durch die Casa ihrer Hernn gestreift, als sie an der Briefablage vorbeigekommen war. Und dort hatte sie doch tatsächlich rein zufällig einen Brief liegen sehen.
    Ein Blick nach rechts, ein Blick nach links - dann hatte sie das Schriftstück zur Hand genommen und durchgelesen.


    Hm, wie langweilig. Hätte nicht eine der vielen Geliebten des Preafektus einen geheimen Brief, in der sie ihm seine Liebe und Treue prophezeite, beretliegen können? Solch einen langweiligen Wisch habe ich ja noch nie gelesen.
    Wobei..... Tierpark? Na ob sich der tote Anton wirklich darüber freuen würde, dass man Rom in seinem Andeken mit dem Gestank von Ziegen, Schweinen, Rindern und vielleicht Löwen bereicherte?


    Seia war sich da nicht so sicher! :D


    Mit den Schultern zuckend nahm das Sklavenmädchen den Brief mit sich und brachte es in Crassus Büro.

    Der süße Laut eines leisen Stöhnens entrang sich ihrer Kehle, als Macro seine Lippen voller Leidenschaft wieder auf ihre presste. Im Rücken spürte sie nun nichts weiter als kühles Gestein, von dem er sie als nächstes wegtrug.


    Auf ihrem schäbigen Sklavenlager legte er sie nieder und sie nutzte diese Momente, um die Verschlüsse seiner Tunika zu öffnen.
    Ein Kribbeln in ihrem Unterleib begleitete jede ihrer Bewegungen. Aber er war ein Genießer und so räkelte sie sich genüsslich ein wenig unter seinen gierigen Blicken und strich ihm mit den Fingern die starken Arme hinauf und hinunter unter das haltlose Stück Stoff, dass das hintere rechteckige Tuch seiner Tunika war. Mal mit weichen Fingerkuppen und dann wieder mit spitzen Fingernägeln erkundete sie seinen Rücken und angrenzende Körperregionen.


    Was für ein markelloser Körper sich da an ihren drückte. Er war perfekt. Mit leicht kreisenden Bewegungen ihres Beckens zeigte sie ihm unmissverständlich, dass auch sie von Leidenschaft befallen war und nur noch auf ihn wartete.

    Er redete etwas von einem Schock und dass der auch vorbeigeigen würde. Ein Schock? Was war das? Machte er, dass ihr das Atmen und Denken klarer, vernünftiger Gedanken schwer fiel? Verursachte er dieses Zittern, das sie versuchte zu unterdrücken und nur noch mehr zitterte, weil ihre Muskeln sich immer noch krampfartig anspannten und wieder losließen?


    Wie gut es war nicht allein zu sein. Allein sein. Seia war allein. Gerade nicht, denn ihr Herr saß bei ihr, ihretwegen klitschnass und besorgt, aber jeder, der niemandem in seinem Leben hatte, dem er die ganz geheimen Dinge anvertrauen konnte, würde verstehen, wie allein sie sich gerade fühlen musste.
    Sie schloss die Augen und zwang sich mehrere Male ganz tief durchzuatmen. Seine sanften Berührungen trösteten sie ein wenig und ließen ihren Körper und ihren Geist nach und nach wieder zur Ruhe zurückkehren. Allmählich konnte sie auch wieder klar denken, während sie dalag, inzwischen wieder ruhiger atmete und die Augen geschlossen hielt.


    Was hatte sie nur für einen guten Herrn abbekommen. Sie wusste nicht, wie sie ihn verdient hatte. Sie würde ihm treu dienen, egal was kommen sollte. Und ihre Spielchen... nun, wenn sie ihm gefielen, würde sie sie weiterspeilen. Aber wenn man es genau betrachtete, würde es ihr schwer fallen sie zu unterdrücken.
    Schließlich öffnete sie wieder ihre Augen. Sie waren ein wenig rot, sonst aber klar wie immer. Und er war immer noch da und sah sie immer noch sorgenvoll an. So gar nicht wie ein Herr, fast wie ein... ein Freund.


    Sie wusste nicht, was sie sagen konnte und sah beschämt zur Seite.

    Und darum wusste die Sklavin, denn die Sprache seines Körpers ließ keine Zweifel daran. Als ihre Wangen anenander lagen, gab sie sich noch einen Moment des Genusses, grub ihre Hände tief in sein langes Haar und sog seinen Duft in sich ein. Dann begannen ihre Lippen sein Gesicht zu umschmeicheln. Mal strichen sie über seine Haut, dann stockten sie kurz und küssten ihn, bis hin zu seinem Mund. Seine Lippen. Seia sah sie an und dann zog sie ihn noch ein Stückchen zu sich, und ließ ihre Lippen auf seine treffen. Was für ein schönes Spiel. Was für ein schöner Moment.


    Sie hatte sich nicht getäuscht. Macro konnte gut küssen und forderte mit seinen Lippen und seiner Zunge mehr.


    Seia schmunzelte, sah den hungrigen Caecilier mit funkelnden Augen an und tat nur eine wohl erprobte Bewegung, damit ihre Tunika den Halt verlor und ihren Körper entblößte. Gleich sonnte sie sich in seinen Blicken und erwartete jede seiner Berührungen, als sollten es die letzten ihres Lebens werden.

    Gerade hatte sie noch weich an ihm gelehnt und jetzt hatte sie die harte Wand im Rücken und ihn vor sich. Diesen Tausch nahm sie gern hin, denn endlich berührte er sie mit seinen Lippen und fuhr ihr mit den Fingern durch das Haar. Sein warmer Atem schlug auf ihre Haut und ließ diese mit einer wohligen Gänsehaut reagieren.


    Ihre Hände fuhren dem eigentlich fremden Mann über den Rücken, die Fingerspitzen übten leichten Druck auf und wussten ganz genau, was sie zu tun hatten. Zögernd, immer wieder umkehrend, strichen sie dem Ende seines Rückens entgegen und dann wieder hinauf.
    Sie suchten seine Schultern auf, wo die Tunika zusammengehalten wurde und verließen diesen Ort.


    Sie wollte entweder auf der Stelle schmelzen oder von ihm geküsst werden, und wenn sie etwas nachhelfen musste. Die Hände um seine Wangen legend, lenkte sie dann seine Aufmerksamkeit weg von ihrem Hals und umspielte sein Kinn mit ihrer Nasenspitze, ärgerte ihn nur noch mehr.

    Na also. Bekam sie doch noch etwas besseres zu tun, als Käfer an die Wand zu schnipsen. Dass sie den Männern gefiel, war ihr ja nichts neues. Sein Blick und die Berührungen seiner Hände ließen ihr einen wohligen Schauer über den Rücken rieseln und verrngerte den Abstand zwischen ihnen, dass der Stoff eigentlich verbrennen müsste.


    "Ich bin mir nicht ganz sicher, ob ich weiß, was du meinst..." sagte sie. Natürlich wusste sie es. Sie wollte ihn necken, sie wollte ihn ein wenig reizen und sah ihn dementsprechend herausfordernd an.


    Dabei strichen ihre Finger selbstsicher zum Saum seiner Tunika und dort über die warme Haut. Wie es aussah, würde sie davon gleich noch viel mehr zu sehen und zu verwöhnen dürfen.

    Seia sah einen Moment zu ihm auf, lächelte dann und sah wieder auf seinen Mund. Der hatte es ihr angetan. Solche Lippen hatte sie bei einem Mann noch nicht gesehen. Zu gern würde sie einmal testen.....
    Mit klopfendem Herzen wagte die Sklavin es sich an den Caecilier zu lehnen, der ihre Hand noch immer hielt und sie verwegen angrinste. Sie ahnte, dass er nicht der war, als der er gerade hier bei ihr stand. Oder sie verstand genau, was für einer er war, eben weil er jetzt bei ihr stand.


    Wie auch immer, sie spürte seine Muskeln und wollte sich und ihm diesen Spaß gönnen, als sie ihn wieder ansah, ihre Hand aus seiner löste und sie auf seine Brust legte, wo sie mir nichts dir nichts am Stoff seiner Tunika rumnestelte.


    "Und was würdest du mir erzählen, wenn ich dich genau jetzt fragen würde, wie dein Tag war?"

    So liebevoll war selten jemand mit ihr umgegangen und so sah sie ihm zu, wie er ihre Hand küsste und ließ es zu, dass er sie näher zu sich zog. Seine Worte sorgten dafür, dass sie sich ein wenig in ihr Spiel verstrickt vorkam, sich dabei aber gar nicht mal unwohl fühlte. Im Gegenteil. Seine Berührungen waren viel angenehmer als die ihres alten Herrn.


    "Ich wurde in die Gefangenschaft geboren." begann sie leise und ließ ihre Augen über sein Gesicht fahren, sich die Einzelheiten einprägend. "Die Jahre habe ich nicht gezählt, aber das ist bei uns Sklaven ja auch nicht von großer Wichtigkeit. In diesem Hause diene ich erst seit ein paar Tagen. Und es wird immer besser." Sie lächelte und sah kurz zu ihrer Hand, die von seiner gefangen war. "Häufig frage ich mich wie es ist, das tun zu können, was ich gerade möchte. Aber dann versuche ich meine Arbeit zu machen und mich mit jemandem zu unterhalten, der frei ist. Ich bitte ihn dann mir zu erzählen, wie sein Tag war und wo er überall gewesen ist - oder was ihm die größte Angst bereitet."


    Ob er so sensibel und rücksichtsvoll war, wie er sich gerade gab? Oder wollte er ihr Honig um den Mund schmieren, damit sie ihm auch wirklich jeden Wunsch gerne erfüllte?
    Sie entschied, dass es ihr für den Moment egal war, ob er etwas und was er vielleicht beabsichtigte. Sie fand ihn interessant und wurde immer und immer mehr neugierig auf ihn.
    Also lächelte sie ihn liebevoll an und sah ihm in die Augen, die sie ehrlich und sanft ansahen.


    "Du darfst mir gerne Fragen stellen. Auch wenn ich keine Sklavin bin, würde ich sie dir wahrscheinlich gerne beantworten."

    Er gefällt mit. Und der Umstand, dass er mir gefällt und sein Bruder auch, gefällt mir auch. Nicht zuletzt gefällt es mir dadurch immer besser hier. Hmmm, diese Stimme. Dieses Flüstern. Dieser Blick. Diese weiche und doch stoppelige Haut.


    Da schielte er plötzlich an ihren Augen vorbei, räusperte sich und gab die Schuld daran einem Käfer. Seia schmunzelte und ließ ihn den Käfer entfernen. Wohl ein Fan ihres kleinen Spielchens, der jetzt allerdings nur störte.
    Dann grinste er und Seia musste seinen Mund ansehen. Wie die Lippen sich verzogen und sich kleine Fältchen in den Mundwinkeln bildeten. Sie biss sich auf die Unterlippe und ließ ihre Finger, die in Zeitlupe über sein Kinn und über den Kieferknochen gefahren war, ganz zaghaft über seine Unterlippe streichen. Sie wollte einfach nur wissen, wie sie sich anfühlte.


    "Kann ich denn gerade etwas für dich tun?" fragte sie und vermied es zu ihm aufzublicken, sondern beobachtete ihre Finger bei ihrem neckischen Spiel. Sie war gespannt, was er jetzt tun würde.

    Nana. Eher fragte sie sich, wer die Mutter dieser hübschen Söhne war und wie sie es hatte aushalten können, als die beiden herangereift waren. Oder gab es gar noch mehr von dieser Sorte? Seia sah sich schon umringt von ihnen.... Was für eine schweißtreibende Vorstellung!


    "Oh" erwiderte sie überrascht. Er ist also neu hier. Dann sollte ich mich wohl anstrengen und einen ganz besonders guten Eindruck bei ihm hinterlassen. So stand sie in einer fließenden Bewegung auf und ging ein bisschen näher zu ihm und musste zu ihm aufsehen. Himmel, von hier aus sah er noch einmal besser aus. Das dunkle Licht... die dunklen Augen.... lecker.


    "Dann freut es mich, deine Bekanntschaft zu machen, Herr. Ich stehe dir jederzeit zur Verfügung, du brauchst mich nur rufen und ich werde dir deinen Wunsch erfüllen." Das sagte sie, nicht ohne ihn auch vielsagend anzusehen und überaus mutig oder eher gesagt neugierig mit zwei Fingern der rechten Hand über sein Kinn zu streichen.

    Na! Endlich benimmt sich mir gegenüber mal jemand so, wie es sich gebührt! triumphierte Seia innerlich und schenkte dem Fremden, der sich als Fabricianus Bruder vorgestellt hatte, ein amüsiertes Schmunzeln. Jetzt musterte sie ihn noch einmal eingehend. Hm. Sie beiden hatten wirklich einige Merkmale, in denen sie sich glichen. Wie bei Fabricianus fesselten sie seine Augen und die Art, mit der er ihr entgegen trat.


    "Soso. Du schmeichelst mir, Bruder des Fabricianus. Und da du so gewinnend fragtest... Ja, ich bin die Sklavin Seia."


    Macro. Was für ein kraftvoller Name. Man könnte meinen, er passt ganz gut.


    "Hast du dich verirrt?", fragte sie und sah kurz an ihm vorbei zur Tür der Sklavenkammer, grinste hinterher ein wenig schief.

    Seia war das Herz in die Hose gerutscht. Sie hatte die Kontrolle verloren und wenn ihr etwas Angst machte, dann waren es genau solche Momente, in denen sie völlig hilflos war. Sonst konnte sie sich, auch wenn sie nur eine Sklavin war, immer noch irgendwie wehren, aber eben war sie dem Schicksal ausgeliefert gewesen. In diesen Momenten musste sie einsehen, dass sie schwach war. Deswegen wollte sie nie wieder die Kontrolle verlieren - vor allem aber Fabricianus gegenüber nicht. Sie redete sich ein, dass sie bei ihm tatsächlich ein wenig Eindruck geschindet hatte. Und jetzt..... ?


    Sie hatte ihm auf die Brust gesehen, starr gerade aus, bis er sie mit sanfter Stimme fragte, ob auch alles in Ordnung war. Seia sah kurz zu ihm auf, begegnete seinem sorgenvollen Blick und sah auf ihre Hände, die sie unter ihrem Kinn hielt.
    "Ja, ich glaube schon, dass es mir gut geht...." Nein, eigentlich nicht. Sie hatte sich gehörig erschrocken, mehr war nicht geschehen. Und trotzdem war sie jetzt merkwürdig zerstreut.


    Da wickelte ihr Herr sich das Handtuch um, einfach über die nasse Kleidung. Seia schüttelte den Kopf und griff mit beiden Händen dorthin, wo er das Tuch über der Brust ineinander verknotet hatte, damit es nicht gleich wieder heruntterrutschte. Ihre Hände zitterten und als sie das Tuch endlich zwischen den Fingern hatte, versuchte sie zwar kurz es zu öffnen, scheiterte jedoch ganz schnell, weil ihre Knie weich wurden und sie gegen ihren Herren sackte. Augenblicklich ließ sie ihren Tränen freien lauf, ihre Stirn an seine Brust gelehnt und sich mit den Händen festhaltend.


    Er würde sich wundern. Und sie wunderte sich auch. Sie konnte mit ihrer eigenen Reaktion rein gar nichts anfangen und fühlte sich gleich nochmal hilfloser. Ein schreckliches Gefühl und im Moment war sie ihm wehrlos erlegen. Warum nur?

    Es trat doch tatsächlich jemand ein. Zuerst erkannte sie im Zwielicht nicht viel von ihm, außer dass die männliche Gestalt hochgewachsen war und scheinbar langes Haar trug. Ein anderer Sklave? Seia strengte ihre Augen ein wenig mehr an und erkannte an der Kleidung, dass es sich um keinen Sklaven handeln konnte. Der Mann vor ihr war stattlich und hatte ein wunderschönes Gesicht, das sie etwas an das von Fabricianus erinnerte.
    Und er kannte ihren Namen?! Irgendetwas kam ihr faul vor an der Sache und trotzdem schickte sie sich an, den anderen anzulächeln und ihn neugierig und unverhalten zu mustern.


    "Wer möchte das denn wissen?"

    Es kam, wie es kommen musste: Seia lag auf ihrem ungemütlichen Sklavenlager und konnte nicht schlafen, obwohl es ihr sicherlich gut getan hätte. Aber nein, Geister spukten ihr durch den Kopf und hinderten sie daran auch nur ein Auge zuzutun. Naja, dafür war die Tageszeit ja eigentlich auch nicht ganz so üblch.


    Sie hatte sich in ihrer Not ein Spiel ausgedacht. Natürlich nicht hier und nicht jetzt. Sie hatte es schon bei ihrem alten Herrn zum Zeitvertreib gespielt. Regeln gab es eigentlich keine, aber wer brauchte schon Regeln, wenn er keinen anderen Gegner außer sich selbst hatte???
    Ziel war es schlicht und ergreifend einen Käfer so weit wie möglich oder so hoch wie möglich mit den Fingern zu schnipsen. (Ein tolles Spiel, probiert das mal! :D)
    Seia spielte gerade die Variante mit dem möglichst hoch schnipsen. Der sechste Käfer flog im hohen Bogen und klatschte dann etwa auf Mannshöhe gegen die Wand, an der er herunterrutschte und benommen auf dem Boden aufkam. Seia hatte kein Mitleid mit ihm.


    Genau da klopfte es. Ja, richtig gehört: Es klopfte. Seia stütze sich auf ihre Ellenbogen und zog eine Augenbraue nach oben, während sie die Tür ansah. Es klopfte! Wann bitte hatte sie es zuletzt gesehen, dass irgendwer an die Tür zur Sklavenunterkunft geklopft hatte?
    "Ööööh.... es ist offen?" hörte man ihre Stimme fragen. Himmel, das sind vielleicht Sitten in diesem Haus. Da muss man sich glatt erstmal dran gewöhnen! Wer da wohl geklopft hatte?

    Sie wusste nicht mehr wo oben und unten war und fühlte sich dem Wasser so ausgeliefert, als sie gepackt und an die Wasseroberfläche gezogen wurde. Hustend klammerte sie sich an das, was ihre Hände zu fassen bekamen und wünschte sich, sie wäre nie in dieses hinterhältige Becken gestiegen.
    Wieder am sicheren Rand angelangt, den Boden unter den Füßen, hollte sie tief und schnell hintereinander Luft. Himmel, so hatte ich mir dieses Bad nicht vorgestellt. Und auch nicht mein Ende.


    Da strich ihr Retter das Haar aus ihrem Gesicht und wich auch nicht gleich von ihr. Sie zitterte, und zwar am ganzen Körper. Sie wandte ihm ihren Kopf zu und erkannte Fabricianus, ihren Herrn. Ein Glück war er dagewesen! Ein Glück hatte er sie nicht einfach ertrinken lassen!
    Er sah sie sorgenvoll an, strich ihr wieder ein paar Haare aus dem Gesicht.
    "Danke." tönte sie kleinlaut, sah dann beschämt zur Seite und hüstelte noch einmal. Ihre Wangen waren ganz rot und ihre Wimpern klebten vor Nässe zusammen. Durst hatte sie nun auch keinen mehr.


    "Die 10 Minuten sind rum, denke ich" sprach sie leise und sah nur flüchtig zu dem Caecilier, dessen Haare ganz platt über seinen Kopf flossen und dessen Kleidung an seiner Haut klebte. "Warte hier, Herr. Ich hole dir ein Tuch, mit dem du dich trocknen kannst."
    Und damit zog sie sich am Rand entlang hin zu einer Treppe, die in das Becken führte, stieg diese hoch und lief mit vor Nässe im Sonnenlicht glitzernder Haut zu einem Stapel, von dem sie ein Tuch nahm und es sich flugs umwickelte. Mit einem zweiten ging sie zu ihrem Herrn, legte es neben ihn und wartete darauf, dass sie ihm beim Ausziehen der nassen Stoffe behilflich sein konnte. Ihr Alter Herr hatte das immer ihr überlassen, da tat sie das nun ohne groß nachzudenken oder sich zu fragen, ob er das überhaupt auch so handhabte.


    Für heute hatte sie sich genug geleistet, selbst ihr war das nun klar geworden. Jetzt wollte sie ihren Herrn nicht mehr in irgendeiner Art reizen, zu peinlich war ihr ihr Unfall.