Beiträge von Cassander

    "Niemand bietet mehr, wenn du mir nicht versicherst, dass er in einigen Tagen noch lebt."


    Murrmmelte Cassander in seinen nicht vorhandenen Bart und war längst von einer Entscheidung entfernt. Das Risiko war hoch, doch er konnte auch nicht mit leeren Händen zurückkehren. Was sollte man da tun?
    Schweigend und mit gesenktem Kopfe überlegte er, blickte mal kurz hoch und musterte den Sklaven, um den Kopf abermals zu senken.

    Cassander lächelte freundlich, stand da wie immer, seine Hände hinter dem Rücken verschränkt.


    "Ah, du bist die, die ich suche, junge Dame."


    Sagte er höchst freundlich und fing an ein wenig im Raume umher zu gehen.


    "Entschuldige, aber ich ziehe es vor meinen Namen nicht zu nennen, angesichts dieses Umstandes erachte ich dies als vorteilhafter für mich unbekannt zu bleiben.
    Die zweite Frage kann ich dir aber beantworten. Ich bin hier, um über Glück oder Unglück in deinem Leben zu walten. Es ist mir nicht angenehm diese Rolle zu spielen, aber ich wurde angewiesen. Du sollst mir Informationsmaterial beschaffen. Tust du das nicht, tue ich dir weh, und angesichts meiner Schmerzen, die ich erleide, wenn ich ohne Informationen wieder verschwinde, werde ich nicht zimperlich mit dir umgehen.
    Wenn es sein muss, töte ich dich, bevor ich getötet werde."


    Sprach er höchst freundlich, doch beim letzten Satz wich das Lächeln aus seinem Gesicht.


    "Das ist die Angelgenheit, Bridhe, nun darfst du sprechen."

    In den weitläufigen Katakomben des flavischen Anwesens, die Cassander wie seine Tunika-Tasche an der linken Seite kannte, hatte er sich quasi einen eigenen Raum erkämpft, einen Schlafplatz der Küchensklaven.
    Dann schickte er einen SKlavenjungen los, um eine Sklavin namnes Bridhe zu holen...

    Cassander, mit einer leichten Alkoholfahne, klopfte dem Kerl auf die Schulter.


    "Na, nu mach keine Witzchen, Acathy."


    Acanthus liebte diese Titulatur nicht, aber das war Cassander egal, der würde nicht lange hier bleiben, so dass Acanthus ihn nicht verprügeln würde können.
    Dann seufzte Cassander kurz, klopfte dem Sklaven noch einmal auf die Schulter und ging vorbei.


    "Wir sehen uns später, ich muss etwas erledigen, dauert auch nicht lange."

    Cassander, mit einem weiteren Becher voller Wein, stellte sich vor den Sklaven und nippte an dem guten Getränk.
    War das nun exotisch genug? Sein Dominus hatte nichts von weiblichen Sklaven gesagt, vielleicht war dieser Bursche ja das Richtige. Na, vielleicht konnte man den ja gegen diese kleine blonde Sklavin, die Hannibal ihm weggeschnappt hatte, eintauschen? Cassander besah den Sklaven gründlich, schien gesund zu sein, aber man musste natürlich nörgeln.


    "Hey, Titus. Wer garantiert mir, dass diese Wunde da an seiner Schultern verheilt? Und wenn sie sich entzündet und der Bursche segnet das Zeitliche in ein paar Tagen? Gibt es eine Geld-zurück-Garantie?"

    Cassander senkte den Kopf und machte eine wegwerfende Handbewegung.


    "Jaja, mach dich nur lustig darüber. Mal sehen was mein Dominus davon hält."


    Nun fing er wieder an zu grinsen.


    "Weißt du, deinen Dominus mag Furianus, sogar sehr, doch du bist nicht Aristides."


    Dann zuckte er mit den Schultern und wandte sich zum Gehen.


    "Nein, diese Verkrüppelten Sklaven brauche ich nicht, die müssen nicht zu absonderlich sein, diese Kleinwüchsigen sind ja grässlich, nein, danke, da überseh ich noch einen und trete drauf."


    Außerdem war die zu exotischen Sklaven wiederum zu teuer, außerdem wusste man nie wie lange diese noch leben würden, da musste ja drinnen alles gequetscht sein in ihren Körpern. Nein, das war Cassander zu gefährlich.


    "Na, wir sehen uns noch. Viel Spass."


    Rief er ihm noch nach und winkte, schon mit dem Rücken zu Hannbial gewandt, mit der Rechten zum Abschiede.
    So, nun würde er sich die Beine vertreten, ein wenig trinken gehen und dann nochmals zurück kommen, vielleicht hatt der dicke Titus noch andere Sklaven...

    Cassander musste stumm nicken. Verdammt, nun war Hannibal in der besseren Ausgangslage...und Cassander, der wurde auf einem Schlage sehr nüchtern, wenn er die Peitsche vor den Augen sah.


    So trottete er mit einem leichten Lächeln zu Hannibal hinüber.


    "Gratuliere dir, Hannibal. Nun hast du sie doch. Hättest du Interesse an einem guten Geschäft? Ich gebe dir 10.000 für sie."

    Irritiert blickte sich Cassander um. Was war los?! Hatte er wirklich, in schierer Geistesabwesenheit hier rumgestanden und hatte nicht mitgeboten? -.^
    Sofort stürmte er nach vorne, er wollte keine Schläge.


    "Hier, Titus Tranquillus, mein guter Freund, du hast das Gebot hier überhört, mein lieber, es stand bei 10.000 Sesterzen, wenn du weißt, was ich damit meine."


    Damit grinste er ihm leicht flehend zu und zwinkerte ein paar Male.


    "Einfach überhört, mein Lieber, es steht bei 10.000, ich biete dir 10.000!"

    Cassander bemerkte den flavischen Sklaven nicht, dessen Namen er ebenfalls nicht kannte.
    Doch als er direkt von diesem angesprochen wurde, grinste er abermals.


    "Ahhh, also auch einer aus der flavischen Sippe...nein, aus dem Haushalt?"


    Schon wollte er ihn freundschaftlich begrüßen, als der Sklave, dessen Namen und Antlitz er noch nie vorher gesehen hatte, auf einen echten Flavier verwies.


    "Was, ein Flavier?! Wo?"


    Dann blickte er angestrengt in die Richtung des Lucanus und kniff die Augen zusammen.


    "Ne, kenne den Kerl nicht. Der Name ist mir auch unbekannt. Komische Welt, da trifft man sich hier gerade am Sklavenmarkt, welch eine Fügung! Hätte ich noch Wein, mein Freund, ich würde ihn dir überlassen, aber der ist schneller runtergegangen, als der Regen den Palatin."


    Sagte er lachend und legte einen Arm um Hannibal, um sich irgendwie ein wenig zu stützen, die Erde drehte sich ja ein wenig hier.


    "Ahja, die Sklavin. Ja, ja, recht ansehnlich, doch die scheint mir zu dünn."


    Als er dann die Anspielungen auf den Herrn des Sklaven hörte, erkannte er so einiges und blickte kopfschüttelnd, jedoch immerfort lächelnd zu dem Sklaven.


    "Soso, dein Herr also alleine. Ne, ne, vergiss es, du willst mich doch nur weich machen.
    Ich sag dir mal was, also was ich von deinem Herrn so gehört habe, ist faszinierend. Er soll recht...umgänglich sein, niemals schroff, unkompliziert, einfach der beste Dominus. Doch bei mir, im Gegensatz zu dir, mein Freund, wird, sagen wir es mal so, die Hand richtig oft angelegt, manchmal auch verstärkt durch Gerätschaften wie Peitsche und heisse Eisenstäbe. Der Furianus, nämlich, also mein Dominus, ist nich so ein Kerl wie deiner. Nö, nö, mein Freund, das ist ein ganz anderes Ding.
    Und der hat zu mir gemeint: "Sklave, wenn du in Rom bist, besuch den Sklavenmarkt und bring mir etwas exotisches mit.", ja, das hat er gesagt. Und nu bin ich hier, sehe dieses kleine Blondchen und habe mein exotisches gefunden.
    Ich werde einen Dreck tun und mir diese Sklavin entgehen lassen, ich habe einfach keine Lust auf dem Bauch schlafen zu müssen, weil mein Rücken blutig gepeitscht wurde. Nicht mit mir, vergiss es, du listiger, du."


    Auch wenn seine Worte mehr Gelalle waren und er immerwährend lächelte, meinte er es ernst.


    "Hannibal? Du bist Hannibal?! Mensch, man hört ja viel von dir vom römischen Haushalt. Du sollst da bei Aristides einen hübschen Posten haben, nicht viel zu tun, du weißt was ich meine. Du bist vollblütiger Sklave, nicht? Ich war mal frei, bis dieser Hund von Vater...naja, was soll´s. Ja, ich bin nur noch in Tarraco, gezwungenermaßen."

    Cassander war, nach der Erledigung einiger Pflichten mit den Klienten seines Dominus, hierher gekommen, um hier Obdach zu finden und ebenfalls etwas zu erledigen, was ihm strengstens und vertraulich angetragen wurde.
    So klopfte er an.

    Cassander war noch nie auf den Kopf gefallen und natürlich hatte er ein wenig bei den Reisespesen übertrieben, was sein Herr, es war wohl eindeutig, auch mit einem zugedruckten Auge genehmigte. Der Mann wollte Cassander wohl doch nicht seines alten Amtes und der Verantwortung ganz entheben, indem er ihn, einem Postboten gleich, durch das Reich fahren ließ. So hatte Cassander sich bei der vorzüglichen Taverne um die Ecke, welche er schon lange kannte, einen guten und starken Wein gekauft und war zufrieden durch Rom spaziert, um hierher anzugelangen. "Bring auch etwas Exotisches mit, wenn es etwas am Sklavenmarkt gibt!", wurde ihm gesagt. Und nun stand er hier und blickte auf so ein Nordmädchen, zart, zerbrechlich, sie beherrschte das Singen. Also wenn das nicht exotisch war...er schleuderte den Becher Wein zur Seite - er war sowieso leer - und verschaffte sich mit den Ellebogen einen besseren Ausblick auf die Ware.


    Natürlich hatte er allerhand Spielraum, schließlich besaß sein Herr Klienten, die die Summe sicherlich auslegen würden, so dass sicherlich einige Tausender heute bedenkenlos verschwendet werden konnten.


    "Schau sie dir doch an, Sklavenhändler! Sie zerbricht doch gleich! 500 wären für einen anständigen Leibwächter angebracht, heutzutage ist Rom nicht so ganz das sicherste Pflaster! Ich gebe dir gute 300 für das Ding!"


    Schrie er sogleich, ein wenig angeheitert vom Wein, in die Richtung des korpulenten Mannes.
    Doch als er sich, in seiner Manier, lächelnd und stolz über diese passenden Worte zur Seite wandte, entdeckte er ein alabasterfarbenes Gesicht mit ebenschwarzem Haar. Das Gesicht kannte er von Abbildern, die sein Herr besessen hatte, ja, in Spanien lagen solcherlei einige herum. Das konnte nur die Verlobte sein, mit der sein Dominus sich damals, genau hier, ebenfalls unterhalten hatte. Er war nicht gerade nüchtern, er roch sicherlich unangenehm, er konnte ihr nicht seine Aufwartung machen. Aber sie schien auch Gefallen zu zeigen an diesem Objekt. Ja, er musste es für sie ersteigern, sein Herr hätte dies auch befohlen. Zudem machte dieser sich schon einige Gedanken um ein anständiges Geschenk für sie - nun ergab sich hier die Gelegenheit! Cassander grinste nach vorne, zu der Sklavin, ja, ein passendes Geschenk.

    Wehmütig blickte Cassander der schwindenden Landmasse nach, nun war die Zeit des Faulenzens wohl endgültig vorbei. Und er freute sich auch schon auf die einsamen Stunden mit seinen beiden Mitopfern, die ihm wohl noch danken würden.

    Und die Silhouetten erschienen schon im gleisenden Licht der untergehenden Sonne. Der Gepäckwagen war schon gut gefüllt gewesen und die drei Sklaven brauchten auch noch eine Weile, um das alles in den Kahn zu bringen. Doch es ging flugs und mit ein paar Nörgeleien und Beschimpfungen, die eher Cassander galten, traten sie vor dem Sekretär des Herrn an und warteten auf Anweisungen.

    Cassander verfluchte innerlich den Tag an dem ihn der flavische Sklaveneinkäufer erblickt und erstanden hatte. Davor lief alles gut, eine etwas ältere Patrizierin hatte ein Auge auf ihn geworfen und er hegte die Hoffnung diese Frau irgendwie und irgendwann um den Finger wickeln zu können, denn als Lustsklave wollte sie ihn sowieso, das sah er an ihren lüsternen Blicken. Vielleicht konnte er sie dann nach einigen Jahren soweit bringen, dass sie ihn frei lassen würde - doch nein, nun musste er die Welt bereisen und hatte keinerlei Aussichten die nächsten Jahre so etwas wie ein Lustsklave zu sein, die hatten es gut, mussten nur gut aussehen und darauf achten, mehr nicht. Aber die Götter mochten ihn ja nie.


    "Wird erledigt."


    Sagte er knapp und ging schon im Kopf die Namen der dafür Tauglichen durch, hatte aber schnell zwei weitere Opfer gefunden, der eine hatte ihm mal ein Sklavenmädchen ausgespannt und der andere schuldete Cassander Geld, die würde er mitnehmen.
    Doch er blieb weiterhin im Zimmer, vielleicht gab es ja noch Anweisungen, man wusste nie.

    Murmeldn kam dieser an, vermied es jedoch nicht vorher anzuklopfen, bevor er hinein trat.


    "Ja, du hast rufen lassen?"


    Fragte er sogleich und konnte sich ein Gähnen fast kaum verkneiffen. So lag er schon einige Zeit schlafend am Eichenbaum im Garten, bis ihn sein Name aus den Träumen riss. Typisch, da war man eine Sekunde mal entspannt und allein, doch wurde sogleich wieder gerufen.

    Gerade wollte Cassande verschwinden, als der Mann ihn urplötzlich doch anhielt zu bleiben. Sogleich würde dem Mann ein großer Schwall Antipathie entgegen kommen, denn Cassander drehte sich entnervt und beängstigend freundlich wieder zurück.


    "Naaaatürlich."


    Der Blick hätte töten können, doch er drehte sich darauf hin wieder weg.


    "Folge mir, sofort."


    Und so geleitete er den Griechen in dessen neues Zimmer.

    Cassander erschrak bei dem Namen. Warum das nun?! Warum straften die Götter ihn auch! Ein unangemeldeter Besuch seines Herrn und er hatte noch nicht einmal mit dem Staubwischen angefangen, bzw. es aufgetragen. Verdutzt blickte er den Mann an.


    "Natürlich, komm nur herein, nimm dir Sklaven, alles, mach schnell. Ich habe einiges zu erledigen."


    Und er spurtete los, zuerst musste der Koch, dann die Putzsklaven benachrichtigt werden - einfach alle mussten sich bewegen und irgend etwas machen, um Cassanders Strafe möglichst milde ausfallen zu lassen.

    Da der Ianitor vor wenigen Tagen verstorben war und Cassander sich schwer tat einen geeignet neuen einzusetzen, musste er notgedrungen selbst aufmachen.
    So kam er mit wenig Interesse an die Tür und öffnete diese einen Spalt breit.


    "Salve, was kann ich für dich tun?"