Als er Carmen diese wenigen Worte hauchen hörte, da wusste er, dass sie sich gefunden hatten. Eigentlich wusste er es schon vorher. Es war das erste Mal seit seinem Gedächtnisverlust, dass er sich wieder fühlte wie ein Mann und wie ein Mensch. Es hatte bisher immer an ihm gezehrt, dass er nicht wusste, wer er war und was eigentlich seine Aufgabe in diesem Rad des Schicksals und des Lebens war, weil er einfach keine Erinnerungen hatte. Wir oft fühlte er sich leer und nur halb. Es fehlte einfach etwas. Zumal er auch keinen Plan hatte, wie er je herausfinden sollte, wer er war und was ihn nach Dakien verschlagen hatte.
Allerdings hatte er sich, als man ihn als Sklaven nach Rom schleifte auf der langen Reise Gedanken gemacht. Warum war er als lateinisch sprechender Mann in Dakien? War er einst ein Soldat gewesen? Oder ein Spion? Irgendwas musste es doch geben, irgendeinen Grund.
Doch er schweifte zu sehr ab mit seinen Gedanken, als er plötzlich spürte, wie sie seinen Kuss nicht nur erwiderte, sondern ihre Hände nun wieder unter seine Tunika schlüpften und er ihre magischen Berührungen spürte.
Und Verres spürte nun immer mehr auch etwas anderes. Und es war ihm alles andere als peinlich, doch war dieser Ort nicht so wirklich schön dafür.
Dennoch wollte er nicht, dass sie mit ihren Liebkosungen aufhörte. Er seufzte geniesserisch. Und auch sein Dang, sie weiter zu berühren, zu küssen, ihr einfach liebevoll zu begegnen, war unermesslich. Aber hier, an diesem Ort?
Ein wenig Zweifel kamen ihm dann doch auf. Sie hatte mehr verdient. Und was wäre wenn ... ach Unsinn, sagte er sich. Er war nämlich trunken von dem Gefühl, was Carmen in ihm auslöste.
Und so erwiderte er ihre Berührungen und begann nun liebevoll und sanft auch ihre Schultern und Arme zu streicheln und küsste sie immer und immer wieder und war kurz davor, alles um sich zu vergessen.
Doch der Schmerz in seiner gebrochenen Nase hinderte ihn ein wenig und schob sich immer wieder über seine Gefühle und seine Empfindungen. Der Schmerz war doch heftiger, als er es sich eingestehen wollte.
Wusste diese Frau eigentlich, was sie mit ihm anstellte? Und konnte man sich wirklich so leidenschaftlich und schnell verlieben? Es schien so. Nein, Verres wusste es. Carmen war etwas besonderes. Sie war wie eine Seelenverwandte, so glaubte er.
Schon am Eingang hatte er es gespürt, als er das erste Mal diese Casa betreten hatte. Warum das so war, war ihm im Moment aber egal. Er fühlte sich mehr als nur hingezogen zu dieser Ibererin, welche so viel Stolz und Mut ausstrahlte.
"Carmen ..." hauchte er zwischen seinen Küssen. Doch dann hörte er auf und nahm sie einfach nur in dem Arm, weil ihm verdammt nochmal einfach danach war, denn überstürzen wollte er auch nichts, dafür war sie ihm zu wichtig.