Beiträge von Carmen

    Das Muskelspiel unter seiner Haut zog immer wieder ihre Blicke an, bewundernd und hingerissen zugleich sah sie Verres zu, doch als er sich dann so abmühte da wurde ihre Verwunderung größer.
    "Oh nun stell dich doch nicht so an, das ist nur Wasser." meinte sie, als Verres angestrengt um jeden Zentimeter kämpfte. Carmen blickte in den Schacht, sah den Eimer in einiger Tiefe und schüttelte leicht den Kopf. Verfangen hatte er sich nirgendwo, daran konnte es also nicht liegen. Sie kam zu ihm herüber, stellte sich dicht vor Verres auf, sodass ihr Rücken an seine Brust stieß und umfasste mit beiden Händen das Seil. Vielleicht hatte sich ja ein Stein aus der Ummauerung gelöst und war in den Eimer gefallen, zumindest war dies die einzige Erklärung für Carmen und deshalb wollte sie ihm behilflich sein. Und so war es dann auch nicht verwunderlich, dass sie ihre ganze Kraft aufbrachte und an dem Seil zog. Sie konnte ja nicht ahnen, dass Verres seine Anstrengungen nur vortäuschte! Der Eimer schoß geradezu aus dem Brunnenschacht und Carmen verlor das Gleichgewicht. Sie stieß einen überraschten Laut aus und prallte gegen Verres...

    Carmen beobachtete Verres. Nachdenklich schritt dieser auf den Brunnen zu und blickte hinein, um sie dann fragend anzusehen. Im ersten Moment hielt sie seine Unsicherheit was nun zu tun sei für gespielt, doch dann war sie sich nicht mehr so sicher. Zweifelnd runzelte sie die Stirn, trat dann jedoch zu ihm an den Brunnen und meinte: "Weißt du wirklich nicht, wie man damit umgeht?" Carmen war sich wahrlich nicht sicher, ob Verres sie gerade auf den Arm nahm oder es tatsächlich nicht wusste. Nach seiner Reaktion zu urteilen musste sie wohl letzteres annehmen. Seufzend nahm sie einen der Eimer zur Hand, befestigte diesen an dem vorhandenen Seil und ließ Beides langsam den Brunnen hinab. Einen leeren Eimer hinabzulassen war einfach und leicht, doch den befüllten gleich hinaufzuziehen, erforderte schon mehr Kraft. Doch Carmen sah es nicht ein, dass sie sich damit abmühte und so reichte sie das Seil an Verres, als der Eimer in das kühle Nass eingetaucht war. "Du musst den Eimer jetzt nur noch langsam und mit gleichmäßigen Bewegungen nach oben ziehen." Noch immer war sie sich nicht sicher ob Verres wirklich nicht wusste wie ein Brunnen zu bedienen war. Im Grunde wusste das doch jeder Mensch, oder?

    Aus der Küche kommend, liefen sie einen schmalen Weg entlang, der auf der einen Seite durch die Hauswand und auf der anderen durch Büsche und Pflanzen abgegrenzt wurde. Nicht weit entfernt stand der Brunnen da und dort angekommen, stellte sie die Eimer daneben. Auffordernd und neugierig blickte sie Verres an. Wusste er was nun zu tun war und wie er das Wasser heraufbefördern konnte? Carmen würde sich überraschen lassen. Die unschönen Erinnerungen verblassten langsam aber sicher und ihre innere Ruhe kehrte zurück und so auch ihre gute Laune. Verres Gegenwart half ihr dabei natürlich sehr und sie war dem Mann, den sie erst seit kurzer Zeit kannte und doch schon in ihr Herz geschlossen hatte, sehr dankbar.
    Carmen machte eine ausholende, jedoch durchaus anmutige Geste und deutete auf das Gebilde neben sich. "Wie du siehst, ist dies der Brunnen. Deine Aufgabe wird nun sein, dass du die beiden Eimer mit dem kühlen und sauberen Nass befüllst und auch gefüllt an die Oberfläche förderst." Ihrer Stimme haftete etwas schulmeisterliches an, doch das belustigte Funkeln in ihren Augen milderte ihre Worte deutlich ab.

    Mit sichtbarer und fühlbarer Erleichterung schmiegte sich Carmen für kurze Zeit an Verres und genoß seine Nähe. Verres fühlte sich einfach herrlich an. Stark, warm und kraftstrotzend. Seit dem Tod ihrer Familie hatte sie sich nicht mehr so sicher und geborgen bei einem anderen Menschen gefühlt. Dankbar blickte Carmen ihn an, als er anbot ihr und ihren Erinnerungen zuzuhören, doch sie schüttelte nur den Kopf und sagte: "Ich möchte nicht darüber sprechen... nicht heute, irgendwann vielleicht, aber nicht heute." Und dann forderte er sie mit einem fröhlichen Zwinkern auf ihm den Brunnen zu zeigen. Nur all zu bereitwillig stimmte sie dem zu, wollte sie doch selbst hinaus und an die frische Luft. "Eine wunderbare Idee. Der Brunnen ist nicht weit entfernt... komm, folge mir." Carmen nickte der Köchin zu, schnappte sich zwei leere Eimer und schritt voran und hinaus zum Brunnen.

    Carmen hatte, während sie auf seine Antwort wartete, mehr oder weniger an ihm oder durch ihn hindurchgesehen, es jedoch vermieden ihm in die Augen zu sehen. Sie wollte nicht, dass er den Schmerz in ihrem Blick bemerkte und sie wollte schon gar nicht seine Reaktion darauf sehen. Doch so entging ihr auch wie besorgt und betreten er sie anblickte. Seine Worte jedoch erreichten sie, beruhigten sie und legten sich wie Balsam auf ihre Seele. Carmen hob den Kopf, sah Verres an und registrierte seinen eindringlichen, fragenden Blick. Ein zaghaftes Lächeln umspielte ihre Lippen und sie legte ihm, einem inneren Drang folgend, eine Hand auf den Arm. Die Wärme seiner Haut und die Kraft, die sich dahinter verbarg, ging auf sie über und sie schüttelte die letzten peinigenden Bilder ab. "Du bist mir nicht zu nahe getreten, ich habe mich nur an etwas unschönes erinnert. Das passiert von Zeit zu Zeit, doch es hat nichts mit dir zu tun." Ihr Lächeln wurde herzlicher und ihr Blick weicher. Er konnte ja wirklich nichts dafür und doch entschuldigte Verres sich bei ihr. Carmen trat ohne es richtig zu bemerken näher zu ihm, suchte geradezu seine Nähe und wollte das sichere Gefühl das sie bereits bei ihm verspürt hatte, erneut fühlen.

    Doch diesmal konnte seine Fröhlichkeit sie nicht mitreißen. Kaum hatte er seine Worte ausgesprochen, da veränderte sich ihre Haltung, sie ließ die Arme sinken und stand regungslos da, während ihre Mimik ausdruckslos wurde und das Lächeln aus ihrem Gesicht verschwand. Unbewusst hatte Verres eine Erinnerung in ihr wachgerufen, die sie tief in sich begraben geglaubt hatte. Bilder, unschöne Bilder an schmerzhaften Erinnerungen gekoppelt, schossen durch ihren Kopf und für einen Moment huschte ein gequälter Ausdruck über ihr Gesicht. Doch wie immer bekämpfte Carmen diese Erinnerung und verbannte sie wieder tief in ihr. Mitt gespielt gelassenem Gesichtsausdruck wandte sie sich Verres wieder zu und meinte: "Willst du dir noch deinen Bart stutzen oder verschiebst du es auf später, sodass wir jetzt mit der Arbeit beginnen können?"

    "Wie bitte?" Carmen verstand zuerst nicht, hob daher fragend eine Augenbraue und folgte dann seinem Blick. Gerade hatte sie ihm ein offenherziges Geständnis, ein Kompliment gemacht und er nahm sie nicht ernst. Carmen hatte nicht übel Lust ihm eines mit der Schöpfkelle über den Schädel zuziehen. Doch dann verschränkte sie die Arme vor der Brust, hob das Kinn und schüttelte nachsichtig den Kopf. "Aber nicht doch," sagte sie in ihrem unschuldigsten Tonfall. "irgendwo findet sich immer ein starker und hilfsbereiter Mann der einem armen, zarten Wesen wie mir behilflich ist und dem ich dafür sehr dankbar bin."

    "Und ich höre dich gern scherzen." antwortete Carmen spontan, nahm den letzten Teller entgegen und trocknete diesen mit einem glücklichen Lächeln ab. Diese Antwort war ihr nicht peinlich, meinte sie es doch so wie sie gesagt hatte. Sie mochte es, wenn er mit ihr scherzte und sie zum lachen brachte. Doch dann hakte er ausgerechnet an der Stelle nach, an der sie sich gerade noch hatte bremsen können, um nichts zu sagen was sie und ihre Gefühle für ihn verriet. "Ich... ähm ich..." druckste sie herum. Oh ihr Götter steht mir bei! "Ich.. ich wollte nur sagen, dass du, jetzt da du gesättigt bist über mehr Kräfte verfügst und sicher keine Probleme mit dem Tragen der Wassereimer haben wirst." Während sie so vor sich hinstammelte, hatte sie den Blick auf seine Brust geheftet um ihm nicht in die Augen zu sehen. Dummerweise hatte sie dabei auch den Grund ihres Stammelns vor Augen, seinen muskelbepackten Leib. "Offen gestanden... nach deinem Äußeren zu urteilen, könntest du mir auch ohne den Imbiss die Eimer tragen." Ihr Blick glitt weich über seine breite Brust zu seinen Oberarmen und sah bewundern dem Muskelspiel unter der Haut zu.

    Was tat der Mann da?! Carmen blickte Verres überrascht nach, wie er mit dem Geschirr zur Waschschüssel hinüberging und es wusch. Auch die Köchin sah verblüfft drein. Beide Frauen waren an Männer die Frauenarbeit verrichteten nicht gewohnt, aber schnell schlug ihre Verblüffung in Anerkennung um. Nun war es um die Köchin geschehen, der neue Sklave hatte sich einen besonderen Platz im Herzen der alten Frau gesichert und auch Carmen konnte nicht anders als ihn bewundernd anzublicken. Doch als er dann die ersten Sachen abgewaschen hatte, stand sie auf und kam zu ihm herüber. Mit einem Tuch stand sie neben ihm und trocknete die Teller ab. "Vielen Dank." meinte sie aufrichtig an Verres gerichtet und deutete auf das Geschirr. "Und du hast recht, ich bin noch nicht lange hier... erst seit zwei, drei Tagen." antwortete Carmen auf seine erste Frage und wurde dann durch seine zweideutige Frage abgelenkt. Sie blickte auf, ließ das Tuch sinken und stimmte dann in sein Lachen ein. "Oh mir würden da so einige Dinge einfallen, doch nichts davon würde dem Hausherrn zugute kommen." Carmen lächelte hintergründig, schüttelte dann jedoch den Kopf. "Doch leider sind wir nicht zu unserem Vergnügen hier..." Leider, wirklich zu schade. "Du kannst mir aber gleich beim Wasser holen zur Hand gehen. Die vollen Eimer sind mir doch zu schwer, aber nun da du gesättigt bist und über..." Gerade noch so konnte Carmen innehalten, bevor sie den Satz zu ende gesprochen und über seine Muskeln geschwärmt hätte. Das wäre nun wahrlich peinlich geworden, himmelte sie ihn doch jetzt schon genug an.

    Carmen verfolgte interessiert jede seiner Bewegungen und als er sich dann mit der Hand über den Bauch rieb, da fielen ihr die Bilder aus dem Waschraum wieder ein. Sein nackter und so herrlich muskulöser Leib stand ihr buchstäblich vor Augen und ließ ihr Herz höher schlagen. Nur mit Mühe konnte Carmen einen Seufzer unterdrücken. Zu gern hätte sie ihre Hand über seinen flachen, festen Bauch gleiten lassen und die Muskeln darunter gespürt. Der Wunsch und die Sehnsucht danach, konnte ein geschulter Beobachter in ihrem Blick erkennen, ehe sie den Kopf mit einem frustrierten Seufzer zur Seite und von ihm fortdrehte.
    "Urlaub? Was ist Urlaub?" fragte sie dann. "Urlaub gibt es für uns Sklaven nicht. Unser Leben besteht aus Arbeit, Tag ein - Tag aus, bis an unser Lebensende. Gewöhne dich schon einmal an den Gedanken." Ihre Stimme klang weder resignierend, noch wütend, sondern völlig neutral. Carmen hatte diese sinnlosen Gefühle bezüglich ihres Schicksals schon vor Jahren aufgegeben, auch wenn sie nie die Hoffnung je wieder frei zu sein in ihrem Herzen aufgegeben hatte. Sie betrachtete ihr Leben sehr nüchtern, seit jenem einschneidenden Erlebniss vor etlichen Jahren und würde sich so schnell nicht wieder den hoffnungslosen Träumereien hingeben, wenn die Aussicht auf Freiheit nicht wirklich zum Greifen nahe war. Sie war eine Sklavin, dass hatte er ihr unmissverständlich eingebleut und gezeigt und das vergaß sie nach jenem schicksalshaften Tag nicht mehr.
    "Aber wer weiß, wenn du genau das tust was unser Herr dir sagt und dir keine Fehler leistest, bekommst du vielleicht Urlaub." Nun klang ihre Stimme schon wieder gut gelaunt und ein leichtes Lächeln umspielte ihre Lippen. "Vielleicht haben wir ja das große Glück und haben einen netten Herrn erwischt."

    "Und die Köchin wird dich lieben, wenn du ihr oft genug sagst, dass dir ihr Essen schmeckt." erwiderte Carmen, während sie ihre kleine Portion aufaß und den Rest an Verres weiterreichte. Da sie nun gesättigt war, nahm sie gedankenverloren das zuvor geschliffene Messer zur Hand und spielte unbewusst damit. Während Carmen das tat, sah sie Verres mit einem schmunzeln beim Essen zu. Er musste wirklich hungrig sein, doch dafür das er das Essen so schnell aß, waren seine Manieren tadellos. Carmen neigte den Kopf zur Seite, runzelte leicht die Stirn und dachte sich, dass er wohl kein gewöhnlicher Mann und somit auch kein gewöhnlicher Sklave war. So manierlich aßen keine Bauern oder einfache Soldaten. Wer er wohl war? Doch da Verres dies selbst nicht wusste, würde es nichts bringen, wenn sie ihm Fragen über seine Vergangenheit stellte. Schade, dachte sich Carmen, wirklich schade. Sie wollte doch so gern mehr über ihn wissen.
    Seine Worte holten Carmen in die Realität zurück und sie musste über seinen letzten Satz lachen. Es war ein fröhliches, fast schon befreiendes Lachen und das kam bei ihr nicht sehr oft vor. Wenn sie ehrlich war, so musste sie sich eingestehen, dass sie in den letzten Jahren selten so herzhaft und frei gelacht hatte. Doch in den letzten Stunden und in seiner Gegenwart hatte sie soviel gelacht und gescherzt, dass sie sich nach langer Zeit wieder frei fühlte, so frei wie ein Sklave sich eben fühlen konnte.
    "Oh Verres, du bist unmöglich!" sagte sie belustigt. "Unmöglich, aber charmant. Reicht dir ein Bad, neue Kleidung und Essen nicht aus? Ich fürchte mehr kann ich dir nicht bieten, für mehr sind mir einfach die Hände gebunden. Aber wenn dir meine Gesellschaft zusagt, so kannst du mir gleich bei der Arbeit zur Hand gehen, denn das haben wir Beide als Nächstes vor."

    "Das wäre durchaus möglich und bestimmt nicht schlecht. Immerhin braucht ein Hüne wie du viel Essen, nicht wahr?" erwiderte Carmen leise und verschmitzt, ehe sie sich ganz der Köchin zuwandte und diese ansprach. Carmen gab seine Worte natürlich nicht so wieder, wie er es gesagt hatte, jedoch schmeichelte sie ihr in seinem Namen und bat dann um etwas Essen für Verres und sich selbst. Geschmeichelt blickte die alte Frau den weitaus jüngeren Mann an, ließ ihren Blick langsam und genießerisch über seine ansehnliche Gestalt wandern, zwinkerte ihm einladend zu und stellte ihnen dann bereitwillig einen kleinen kalten Imbiss zusammen. Dieser Imbiss bestand zum größten Teil aus Resten des Vortages, war aber durchaus noch genießbar. Carmen drehte sich zu Verres um, grinste ihn thriumphierend an und sprach dazu, jedoch so leise, dass die Köchin nichts davon mitbekam: "Ich glaube sie mag dich... sie mag dich sehr." und begab sich dann zum Tisch zurück, um sich am Essen gütlich zu tun. Da Carmen jedoch keinen großen Appetit hatte überließ sie Verres den Großteil, auch deshalb weil sie nicht wusste wann er das letzte Mal etwas gegessen hatte.

    Sie hatte ihn angesehen, auf eine Antwort gewartet und dann vernahm sie seine Worte. Eine sanfte Röte überzog ihr Gesicht und das Lächeln, welches sich auf Verres Gesicht ausbreitete, bezauberte Carmen und brachte sie dazu ihre Besorgnis zu vergessen und das Lächeln zu erwidern. Doch dann blickte sie wieder auf seine Hand hinab, prüfend, um zu sehen, wie es um die Verletzung stand.
    Unfälle passierten im Haushalt. Einige konnten tödlich enden oder wie in diesem Fall von harmloser Natur sein. Der Schnitt war zwar tief, aber die Blutung ließ bereits nach und Carmen konnte Verres mit geübten Handgriffen einen Leinenstreifen als Verband um die Wunde anlegen. Zufrieden mit ihrem Werk, betrachtete sie den Verband und ließ ihren Blick dann weiter auf seiner Hand ruhen. Im Vergleich zu ihrer Hand war seine so groß und kräftig und ließ ihre dagegen klein und zart erscheinen. Ein Vergleich, der ihr durchaus gefiel, da sie das Gefühl verspürte, dass sie sich bei Verres sicher und beschützt fühlen konnte. Verwundert über diese Erkenntnis blickte Carmen wieder zu ihm auf und sah abermals in dieses lächelnde Gesicht. "Die Köchin wird sich über dein Kompliment freuen. Normalerweise raubt sie den Männern nur durch ihr Essen die Sinne, doch das allein ihre Anwesenheit dich fasziniert, wird ihr gefallen. Warte, ich werde es ihr sogleich sagen..."
    Natürlich wusste sie, dass diese Worte ihr galten und wie ihr erröten gezeigt hatte, hatte sie sich darüber gefreut, doch sie konnte nicht anders und musste Verres necken. Eine andere Reaktion hätte womöglich Dinge ausgelöst, zu denen sie derzeit vom Verstand her noch nicht bereit war. Carmens Augen funkelten vergnügt auf, bevor sie sich der älteren Frau in der Küche langsam zuwandte...

    Das er sie so fasziniert und verzückt anblickte, bekam Carmen leider nicht mit, da sie es sich nicht wagte zu ihm aufzublicken. Doch wenn sie es getan hätte, so wäre sie erfreut und glücklich zugleich gewesen. Das sie Verres langsam aber sicher mochte und ihn interessant fand, weitaus interessanter als es einem Freund gebührte, dämmerte ihr und irritierte sie. Sie wollte nicht mehr für ihn empfinden, wollte keine tieferen Gefühle für ihn hegen und doch war sie auf dem besten Wege sich in ihn zu vergucken. Es war nicht nur sein Äußeres das sie so empfinden ließ, nein seine ganze Art und sein Humor gefielen ihr.


    Carmen blickte zu Verres als er plötzlich laut auffluchte und erblickte die blutende Wunde. Sogleich stellte sie die Schüssel mit dem Gemüse beiseite, nahm ihm das Messer aus der Hand und zog ihn mit einem besorgten Gesichtsausdruck zu einem Eimer mit frischem Wasser. "Tauche deine Hand hinein. Ich will sehen wie tief die Wunde ist." forderte Carmen ihn auf und sah sich nach einem Stück Stoff um, dass sie ihm auf die Verletzung pressen oder als Verband anlegen konnte. Schnell wurde sie fündig und presste einen sauberen Stoffstreifen auf die inzwischen vom Blut gesäuberte Wunde. Dicht stand sie bei ihm, hielt seine verletzte Hand und drückte den Streifen weiterhin auf die Verletzung. "Wie konnte das nur passieren?" fragte sie Verres, wusste Carmen doch nicht, dass er abgelenkt und sie der Grund dafür gewesen war. "Tut es sehr weh?" Carmen blickte von unten zu ihm auf und die Besorgnis stand ihr ins Gesicht geschrieben.

    Hingerissen betrachtete Carmen das Muskelspiel an Verres Armen und wie er geschickt die Messer schärfte. So hätte sie ihm noch stundenlang zusehen können, doch die Köchin bemerkte ihren versonnenen Blick, verdrehte mit einem schmunzelnden Lächeln die Augen und kam sogleich mit zwei Schüsseln zu ihr herüber.
    "Hier Kind, bevor du dich in seinem Anblick verlierst, kannst du dich auch nützlich machen." sprach die ältere Frau, grinste die Beiden freundlich an und drückte Carmen, deren Gesicht bei den Worten der Köchin rot angelaufen war, eine der Schüsseln in die Hand und stellte die zweite neben die jüngere Frau. Noch immer schmunzelnd, wandte die alte Sklavin sich von ihnen ab und kehrte zu ihrer Arbeit zurück.
    Rasch löste die Ibererin sich aus ihrer Starre, die die Köchin durch ihre scherzhaften Worte hervorgerufen hatte, senkte den Blick auf das Gemüse in der Schüssel und hoffte das Verres ihr erröten nicht bemerkt hatte. Geschäftig ging sie dann an die Arbeit und putzte das Gemüse, während sie Verres Worten lauschte. Als er ihr sagte, dass er erst seit zwei Monaten ein Sklave war hob sie ihren Kopf wieder und sah ihn nachdenklich an.


    Er war erst seit zwei Monaten ein Sklave? Zwei Monate... das war noch gar nichts. Wie lange war sie nun schon eine Unfreie? Carmen neigte den Kopf leicht zur Seite und dachte an ihre Vergangenheit zurück. Es schien schon so lange her zu sein, dass sie ein freier Mensch gewesen war, ein Mensch der über sein Schicksal allein bestimmen konnte.. sie hatte fast das Gefühl, dass dies zu einem anderen Leben und zu einer anderen Person gehörten.
    "Schon eine Ewigkeit." erwiderte Carmen auf Verres Frage und ging dann näher darauf ein. "16 Jahre, drei Monate und 22 Tage."

    Der Weg zur Küche war nicht weit und so erreichte die beiden Sklaven alsbald ihr Ziel. Carmen trat vor Verres ein, nickte der Köchin zu und stellte ihr dann Verres, nachdem dieser ebenfalls eingetreten war, vor. Sie verstand sich mit der anderen Frau relativ gut, wenn man das nach so kurzer Zeit denn sagen konnte, und diese gewährte ihr freie Hand in ihrem Domizil. Nur was die Speisen betraf, da ließ sich die ältere Frau nicht hineinreden und verteidigte vehement ihre Arbeit. Carmen war es nur recht, da ihr das Kochen nicht lag, sie geradezu schlecht darin war und somit nur den Anweisungen der anderen Sklavin nachging. Doch jetzt war sie nicht zum Küchendienst hier erschienen, was die Köchin verwunderte und Carmen zu einer Erklärung veranlasste. In wenigen Worten erklärte sie der älteren Frau, was sie hier wollten und diese suchte ihr auch sogleich einige Messer, die eventuell in Frage kamen, heraus. Dann ging die Köchin wieder ihrer Arbeit nach und ließ die Beiden mit den Messern allein.
    Prüfend betrachtete Carmen ein Messer nach dem anderen und zog oftmals die Stirn kraus. Keines davon schien ihre Erwartungen zu erfüllen und die richtige Schärfe aufzuweisen. "Du musst dich noch einen Moment gedulden, ich werde die Messer wohl erst schärfen müssen... halt nein!, das kannst du übernehmen." sagte sie und lächelte dabei verschmitzt. Carmen reichte ihm die nötigen Utensilien, setzte sich und hielt Verres dann das erste Messer hin. Und während sie es ihm reichte, fragte sie neugierig:
    "Wie lange bist du eigentlich schon ein Sklave?" Sie wollte mehr über ihn erfahren, wollte wissen woher er kam und wieso er nun ein Sklave war. Einiges hatte Verres ja schon erwähnt, doch sie wollte noch soviel mehr über ihn wissen.

    "Weshalb?" rutschte es Carmen noch völlig in Gedanken versunken heraus, was sie innerlich aufstöhnen ließ. Sie kam sich gerade so dumm vor. Eben noch hatte sie an Verres gedacht, sich in Träumereien verloren und plötzlich stand er wieder vor ihr und lenkte ihre Aufmerksamkeit auf seine Person. Im verdreckten Zustand hatte sie Verres schon für ansehnlich gehalten, doch nun, frisch gewaschen und mit noch feuchten Haaren, verschlug sein Anblick ihr den Atem. Sie hatte geglaubt, dass einwenig Abstand ihr gut tun würde, doch da hatte sie sich gründlich geirrt. Kaum war er wieder in ihrer Nähe, verlor sie ihren Verstand und das brachte sie dazu solch eine dumme Erwiderung von sich zu geben. Carmen hätte sich treten können! Weshalb verlor sie jegliche Selbstkontrolle, wenn er in ihrer Nähe war? Er ist doch auch nur ein Mann! Ein Mann wie all die anderen auch. Sich das einredend blickte sie zu Verres auf und lächelte ihn an.
    "Ein Messer? Ja.. ähm.. natürlich. In der Küche sollte sich ein passendes Messer finden lassen." antwortete Carmen und ließ sich von seiner Fröhlichkeit anstecken. "Allerdings bezweifle ich, dass die Messer bei dir und deinem Bart viel ausrichten können." sagte sie neckend, trat von der Wand weg und lief einige Schritte voraus. "Na komm, ich führe dich hin und du kannst dich an den Messern austoben." Carmen zwinkerte ihm vergnügt zu und schlug den Weg zur Küche ein.

    "Eines Tages..." Carmen wiederholte seinen Worte leise und bedächtig, so als müsse sie darüber nachdenken und zu einem Ergebniss kommen. "Ja... irgendwann...eines Tages." Noch einmal streifte sie seinen Blick, flüchtig nur, nickte ihm mit einem warmen Lächeln zu und verließ dann den Raum.


    vor dem Waschraum


    Eines Tages! Sie musste verrückt gewesen sein, als sie diese Worte ausgesprochen hatte und doch hatte sie es in diesem Moment nicht verhindern können. Sie hatte es auch nicht gewollt und nun stand sie vor der Tür und wartete auf Verres. Carmen stand mit dem Rücken gegen die Wand gelehnt da, hatte die Augen geschlossen und dachte nach.


    Wieso war sie hier? Wieso musste sie als Sklavin und in dieser riesigen Stadt leben? Sie sehnte sich nach ihrem Zuhause, nach ihrer Heimat. Auch wenn es dort nichts und niemanden mehr gab, der sie erwartete oder der sich noch an sie erinnerte. Doch sie wollte dorthin zurück! Irgendwann... eines Tages! Und da waren diese Worte wieder und ihre Gedanken kehrten zu Verres zurück.

    Verres Stimme riß Carmen aus ihren Gedanken, Gedanken die sich nicht gehörten und die alles andere als schicklich waren. "Danke." murmelte sie leise und beendete dann allmählich die Waschung seines Rückens. Als sie fertig war, trat sie zurück und neben ihn, wusch den Streifen aus und legte den nassen Stoff neben die Schüssel. Den Rest seines Körpers musste er nun wahrlich allein waschen, dabei würde sie ihm nicht zur Hand gehen. Carmen blickte ihm für einen flüchtigen Augenblick in die Augen, bereute es jedoch sofort. Sie hatte dort ein Echo auf ihre eigenen Gefühle und Empfindungen gesehen und das war alles andere als hilfreich, um die nötige Distanz zueinander zu wahren.
    "Kann ich..." Carmen räusperte sich, ehe sie sich dazu zwang den Blick zu heben und ihm in die Augen zu sehen. Sie hoffte nur, dass ihr Sehnen nach mehr Vertraulichkeit.. nach einem Kuss nicht mehr darin zu lesen war. "Kann ich sonst noch etwas für dich tun? Wenn nicht, warte ich solange draußen vor der Tür bis du dich fertig gewaschen und umgezogen hast." Fast wünschte sie sich, dass er ihrer Hilfe nicht mehr benötigte und sie den Raum verlassen konnte, denn sie brauchte dringend Abstand zu ihm. Auf eine merkwürdige Art fühlte sie sich von Verres angezogen, wollte in seiner Nähe sein und sein Blick, diesen warmen und anziehenden Blick, auf sich spüren. Und dieser Anziehungskraft wollte und musste sie sich entziehen und wieder Herrin ihrer Sinne werden, bevor es zu spät war.

    Für Verres war es nur ein kurzer Augenblick, doch für Carmen zog er sich in die Länge. Gebannt blickte sie auf seine Hand die ihre streifte und somit seinen Dank unterstrich. Sie war versucht ihre Hand fortzuziehen und die Waschung sofort zu beenden, doch diesmal brachte sie nicht soviel Selbstbeherrschung auf wie noch vor einigen Minuten, nein vielmehr genoss sie diesmal den Moment und die Geste. Vergessen war ihre Unsicherheit und die Verletzlichkeit, die sie bei seiner vorherigen Berührung empfunden hatte. Was vielleicht daran lag, das Verres mit dem Rücken zu ihr stand und ihr nicht in die Augen blicken und somit auch nicht ihre Gefühlswelt darin sehen konnte. Ihr Herzschlag beschleunigte sich und ein leichtes Zittern ging durch ihren Körper. Hier stand sie und wusch einen nackten Mann, der nicht ihr Herr sondern ein Sklave, genau wie sie war. Dazu auch noch ein Mann, den sie erst seit wenigen Stunden kannte und bei dem sie sich nicht sicher sein konnte, wie sie zu ihm stand oder stehen sollte.
    "Es ist angenehm?" fragte Carmen nach und freute sich darüber. "Dann hast du nichts dagegen, wenn ich damit fortfahre?" Ihrer Stimme erklang samtweich und leise, war nicht viel mehr als ein Flüstern.
    In sanften, kreisenden Bewegungen wusch sie ihm den Dreck ab, versuchte dabei die Narben besonders sanft zu behandeln und näherte sich immer mehr dem Ende seines Rückens. Ihr Blick freilich war schon seit geraumer Zeit weiter hinabgewandert und der Anblick gefiel ihr außerordentlich gut. Ein genießerisches Lächeln umspielte ihre Lippen...