Beiträge von Carmen

    Sim-Off:

    meinst du mich oder doch eher die Köchin? :)


    Carmen hatte den halben Morgen damit zugebracht in der Küche auszuhelfen, doch das hatte sie gern getan, da sie sich mit der Köchin gut verstand. So war ihre Laune auch relativ gut, auch wenn sie sich Sorgen um Verres machte. Sie hatte ihn seit dem Vortag nicht mehr gesehen und heute Morgen war er auch schon fort gewesen, bevor sie aufgestanden war. Wo mochte er nur sein?
    Sie wusste es nicht und konnte auch niemanden danach befragen.


    Ehe sie jedoch weiter darüber nachdenken konnte, verließ die Köchin die Küche mit der Bitte, dass sie alles im Auge behielt bis sie wieder zurückkehrte. Carmen nickte nur und nahm einen großen Löffel zur Hand, um im Topf mit.. ja, mit was? ... geschäftig herumzurühren.


    Dann, nach einiger Zeit, wurde die Tür wieder geöffnet und in der Annahme, dass es die Köchin wäre blickte Carmen freundlich zur Tür hinüber. Doch es war nicht die alte Frau, sondern eine andere junge Sklavin. "Guten Morgen." wünschte sie ihr und rührte wieder in dem Topf herum. "Keine Ahung." antwortete Carmen ehrlich. "Es könnte von Kochwäsche bishin zu einer Suppe alles sein." meinte sie und schmunzelte dabei. Carmen wusste es ja wirklich nicht und würde auch den Teufel tun und diese undurchsichtige Brühe probieren.


    "Mimithe? Schön dich kennen zulernen. Ich heiße Carmen und bin, wie du sicher bemerkt haben solltest, nicht die Köchin." wieder lächelte sie und blickte Mimithe direkt und sehr freundlich an.

    "Aber nein!" murmelte Carmen leise und blickte ihn aus tränenverschleierten, aber glücklichen Augen an. "Du hast nichts falsch gemacht... nicht das geringste. Ich bin nur so glücklich." Ja, das war sie wirklich. Überaus glücklich sogar und konnte es eigentlich noch gar nicht fassen. Es hätte sie verwirren sollen, dass sie soviel für diesen Mann empfand und das sie es so einfach zuließ, dass er ihr so schnell das Herz raubte und auch den Verstand. Doch sie war nicht verwirrt, nein!, sie befand die Situation als völlig richtig und vorallem sehr schön. Verres war ihr in so kurzer Zeit sehr wichtig geworden und sie wollte ihm nur noch nahe sein. Auch hoffte sie, dass er genauso empfand und sie nicht nur als kleinen Zeitvertreib ansah. Doch irgendwie konnte sie an die zuletzt gedachte Möglichkeit nicht wirklich glauben.
    Mit einem seligen Lächeln schmiegte Carmen ihre Wange an seine Hand und schloss wieder die Augen, um diesen herrlichen Augenblick in vollen Zügen zu genießen.
    "Du machts mich so glücklich... verzeih bitte."
    Carmen drehte ihren Kopf leicht zur Seite und küßte die Innenfläche seiner Hand.

    Er war bereit ihr sein Herz zu schenken, doch Carmen hatte bereits ihr Herz an Verres verloren. Etwas anderes zu behaupten, käme einer Verleumdung nahe und hätte nur das schöne und zauberhafte Gefühl, das sie beide verband, beschmutzt. Seine Hände auf ihren Brüsten zu spüren, auf ihrer erhitzten Haut, hatte etwas unvorstellbar sinnliches und aufreizendes an sich, dass ihr das Blut schneller und glutvoll durch die Adern floss. Und seine Worte... oh seine Worte!, Carmen seufzte wohlig auf... waren einfach ergreifend und schnürten ihr vor Glück und Freude die Kehle zu. Vereinzelte Tränen des Glücks sammelten sich in ihren Augen, quollen zwischen ihren dichten, dunklen Wimpern hervor und rannen ungehindert über ihre Wangen. Doch sie beachtete diese nicht, sondern drängte sich vielmehr ihm, seinen Händen und seinem wundervollen Leib entgegen. Sie wollte soviel mehr von ihm und ihm vor allem auch geben und es war ihr völlig egal, ob hier in diesem schäbigen Waschraum oder an einem anderen Ort. Für Carmen war es nur wichtig, dass Verres bei ihr war und sonst nichts. Langsam und überaus zärtlich begannen ihre Hände nun über seinen Körper zu streifen. An den Schultern entlang, über seine Oberarme bis hin zu seiner breiten Brust. Das Gefühl seine Muskeln, seine Haut unter ihren Fingern zu spüren, war beinahe noch berauschender als seine Hand auf ihrem Leib zu fühlen und so wurde sie kühner und setzte ihre Erforschung seines Körpers fort.

    Flatternd öffnete Carmen die Augen, als sie seine Hände unter ihrem Gewand und auf ihrer Haut spürte. Sie schien aus einem Traum zu erwachen, einem wunderschönen Traum, der sich in der Gegenwart fortsetzen sollte. Sie blickte Verres in dessen faszinierenden hellen Augen, während ein sanftes Lächeln ihre Lippen umspielte und sie ihm somit ihr Einverständnis vermittelte. Zu einer anderen Reaktion war sie auch gar nicht fähig, da sie Verres Charme und dem Zauber, den er um sie gewoben hatte, verfallen war. Ein Blick in seine Augen oder eine sanfte Berührung und sie schmolz dahin. Doch nicht allein sein Äußeres ließ Carmen alles vergessen, nein er selbst, sein ganzes Sein hatte sie in seinen Bann geschlagen. Carmen gestand sich ein, dass sie ihr Herz an ihn verloren hatte und erstaunlicherweise erschreckte sie dieser Gedanke nicht. Nein es beflügelte sie sogar, gab ihr neue Kraft und neue Zuversicht. Und als sie dann diese zauberhaften Worte vernahm, da öffnete sie ihm ihr Herz gänzlich und küsste ihn verlangend, während ihr Leib sich seinen Händen entgegen drängte. Sie wollte mehr von ihm, wollte seine Hände weiterhin auf ihrer Haut spüren, so wie auch sie ihre Hände auf seinem Körper wahrnehmen wollte.

    Als Verres den Kuss nicht beendete, sondern fortsetzte und sogar leise aufseufzte, da verspürte Carmen eine unendliche Erleichterung. Tief in ihrem Inneren hatte sie befürchtet, dass er ihre Annäherung nicht gutheißen und sie von sich weisen würde. Doch Verres tat es nicht und ein starkes und mächtiges Glücksgefühl durchströmte sie, welches sie so noch nie verspürt hatte. Schauer des Wohlbehagens rieselten über ihren Körper, als er seine Finger über ihre Kopfhaut streifen ließ und sie schmiegte sich noch näher an ihn an.
    Sie hatten sich von Anfang an gemocht, sich geneckt und miteinander gescherzt, doch das was jetzt gerade zwischen ihnen passierte, davon hatte Carmen nicht einmal zu träumen gewagt. Wenn sie ehrlich zu sich war, dann hatte sie nie daran gedacht oder es auch nur in Erwägung gezogen, dass sie je etwas so schönes erleben würde. Doch was gerade geschah, belehrt sie eines Besseren. Sie saß hier im Waschraum auf dem Boden in einer innigen Umarmung mit einem Mann, der ihr Herz höher schlagen ließ und mit dem sie sich auf magische Weise so verbunden, so vertraut fühlte.
    Carmen schloss genießerisch die Augen und gab sich ganz dem zärtlichen, ja liebevollen Kuss hin, während ihre Arme sich um seinen Hals legten und sie sich ganz eng an Verres drückte. Auch sie seufzte leise auf, bevor sie den Kuss vertiefte und alles um sich herum vergaß. Nur dieser Augenblick zählte.

    Sein warmer Atem auf ihrer Haut, jagte ihr kleine Schauder über den Rücken. Es war ihr nicht unangenehm, ganz im Gegenteil. Und als Verres dann auch noch seine Hand in ihren Nacken legte und seine Finger in ihrem Haar vergrub, da spürte sie ein wohliges Prickeln auf ihrer Haut. Sie hatte wahrlich einige unschöne Dinge in ihrem Leben erfahren und tun müssen, doch hier und jetzt bestand keinerlei Gefahr für sie oder ihr Seelenheil. Verres würde ihr nicht weh tun, dessen war sie sich absolut sicher und so entspannte Carmen sich, als er seine Arme um sie legte und sie so zärtlich berührte.
    Carmen drehte ihr Gesicht so, dass sie ihm direkt in die Augen blicken konnte, was zur Folge hatte, dass sich ihre beiden Münder ganz nahe waren. Auch sie verspürte, ob des sinnlichen Zaubers der sie beide umgab, den Drang danach ihn zu küssen. Doch dürfte sie dem Drang nachgeben? Er war ein Sklave, genau wie sie und sie Beiden waren das Eigentum eines anderen Menschen. War es ihnen gestattet sich näher zu kommen? Carmens Blick suchte seinen, wollte eine Antwort auf ihre Frage in Verres Augen sehen und sie glaubte eine gefunden zu haben. Langsam, unendlich langsam überbrückte sie die letzten Millimeter und berührte mit ihren Lippen federleicht die seinen. Sanft strich sie mit ihren weichen Lippen über seine, bevor sie den Druck leicht verstärkte. Doch dann hielt sie inne und gab ihm somit die Möglichkeit die zärtliche Annäherung zu beenden oder fortzusetzen.

    Das was sie eben noch gewollt, sich jedoch verwehrt hatte, erbat er sich nun. Carmen hielt sekundenlang inne, blickte Verres stumm an und nickte dann kaum merklich. Langsam und bedächtig ließ sie ihr Gewand los, hoffte das es auch so hielt und schob die Hand, mit der sie eben noch den Stoff gehalten hatte, in seinen Nacken. Sanft zog sie Verres an sich und nahm ihn in die Arme. Das er sie darum bat, war einfach wundervoll und zeugte von innerer Stärke und Mut, welches viele - insbesondere Männer - nicht aufbrachten. Carmen hauchte Verres einen Kuss auf die Stirn, strich dabei beruhigend über seinen Rücken und schmiegte ihren zarten Leib an seinen. Sie wollte ihm soviel Trost spenden, ihm zeigen, dass er nicht allein war und hoffte das es bei ihm auch so rüberkam. "Ich bin für dich da..." flüsterte sie leise und ging nicht weiter auf seine letzten Worte ein. Wenn er ihr mehr erzählen wollte, so sollte er es von sich aus tun. Sie würde ihn nicht drängen. Sie würde einfach nur hier bei ihm und für ihn da sein.

    Zu gern hätte Carmen ihn in die Arme geschlossen und ihm so den Trost vermittelt, den er brauchte. Doch da er nichts dergleichen sagte und sie sich dachte, dass er - ein Mann - sowas nicht wollte, unterließ sie es. Männer wollten ja immer die starken sein und Carmen wollte ihm nicht dieses Gefühl berauben, es sein denn er bat darum. Wie sein Anblick ihr doch ins Herz schnitt! Sie ließ ihre Hand von seiner Wange zu seinem Mund wandern und legte den Zeigefinger auf seine Lippen. "Schscht." Leise und kaum hörbar kam der Laut über ihre Lippen, während ihre Augen ihn warm und liebevoll anblickten. "Du musst es mir nicht erzählen... nicht jetzt." Carmen strich mit dem Finger federleicht über seine Lippen, lächelte ihn sanft an und legte ihre Hand wieder an seine Wange, um diese zu streicheln. Auch wenn sie ihn nicht in die Arme nahm, so wollte sie ihm doch nahe sein und ihm das Gefühl geben, dass sie für ihn da war.
    Was auch immer heute noch vorgefallen war, es hatte ihn verändert und ihn tief getroffen.

    Ihr erster Impuls war zu sagen: Wegen einer simplen Vase wird er dich nicht umbringen! Doch Carmen schluckte diese Erwiderung hinunter, da ihr einfiel, dass Sklaven schon wegen ganz anderer Dinge ihr Leben lassen mussten. "Oh Verres!" sagte sie leise, ließ seinen Arm los und strich ihm nun zärtlich über die Wange, um sich dann seine Nase genauer anzusehen. Ja, sie war eindeutig gebrochen. Mit einer Mischung aus Sorge und Wut auf ihren gemeinsamen Herrn blickte sie Verres in die Augen. Es war doch nur eine Vase gewesen, eine verdammte Vase! Und Verres war ein Mensch. Man konnte doch einen Menschen nicht einfach so umbringen, selbst wenn er 'nur' ein Sklave war! Auch sie hatten ein Recht darauf zu leben.
    "Er wird dich nicht umbringen, nicht wegen einer Vase." sprach Carmen zuversichtlich und aufmunternd, war sich jedoch überhaupt nicht sicher. Sie kannte ihren Herrn nicht und konnte ihn somit auch nicht einschätzen.
    Noch immer lag ihre Hand an seiner Wange und mit sanften Druck drehte sie Verres Kopf zu sich herum. "Aber du sagst, es kam noch schlimmer? Was kann noch schlimmer sein, als die Androhung dich zu töten?" Schon jetzt, obwohl sie sich erst seit so kurzer Zeit kannten, schmerzte sie der Gedanke ihn zu verlieren und jagte ihr Angst ein.

    Seine Stimme erschreckte sie und ließ Carmen innehalten. Ihre Müdigkeit war vergessen, ebenso wie ihr Entschluss sogleich ins Bett zu gehen. Was war nur geschehen? Sorge breitete sich in ihr aus und sie legte eine Hand auf seinen Arm, während die andere weiterhin ihr Gewand zusammenhielt. Ganz sicher würde sie jetzt nicht gehen, auch wenn er sie darum gebeten hatte. Einen Freund ließ man nicht allein und er war mehr als nur ein Freund für sie. Diese Erkenntnis traf sie ebenso unvorbereitet wie der emotionslose Ton von Verres Stimme. Doch der Schreck darüber verblasste angesichts des angeschlagenen Anblicks von Verres. Damit konnte sie sich auch später noch befassen, nun wollte sie erst einmal für ihn da sein. Sachte lag ihre Hand auf seinem Arm, strich sanft über seine Haut und schüttelte dabei den Kopf. Doch da er sein Gesicht hinter den Händen verborgen hielt und somit ihr Kopfschütteln nicht sehen konnte, sprach sie:
    "Nein, ich werde nicht gehen und dich auch nicht allein lassen. Dir geht es nicht gut, das sehe ich doch. Was ist passiert, Verres?" Ihre Stimme erklang samtweich, während Carmen ihn besorgt anblickte.

    Carmen betrat in Gedanken versunken nach einem langen Arbeitstag den Waschraum, wollte sich nur schnell säubern und dann zu Bett gehen. Sie sah und hörte niemanden und trat an die Waschschüsseln heran. Verwundert hob sie eine Augenbraue, als sie die noch nassen Flecken neben einer Schüssel erblickte. Welcher andere Sklave hatte vergessen hier wieder Ordnung zu schaffen? Sie schüttelte entnervt den Kopf. Ganz sicher würde sie niemand anderem hinterher wischen. Das hatte sie heute zur Genüge getan. Was war das heute wieder für ein anstrengender Tag gewesen?! Das sich noch jemand im Raum befand, zudem auch noch der Mann dem all ihre Gedanken galten, bekam sie gar nicht mit. Müde fuhr Carmen sich über das Gesicht, löste dann das Band mit welchem sie ihre Haare zusammengehalten hatte und strich sich mehrfach hindurch. Was war das doch für eine Befreiung! Sie tauchte ihre Hände in das Wasser, schloss die Augen und seufzte leise auf. Herrliche Ruhe, wie gut das doch tat. Carmen nahm die Hände wieder aus dem Wasser, öffnete ihr Gewand und ließ es langsam an ihrem Körper hinabgleiten. Doch plötzlich vernahm sie ein Geräusch, sofort raffte sie das Kleid über ihren Brüsten zusammen und blickte in die Richtung aus der sie das Geräusch vernommen hatte. Überrascht hob sie eine Augenbraue und sprach: „Verres?“ Sie hatte ja mit allem gerechnet, doch nicht das sie ihn hier anfinden würde. Doch wieso saß er auf dem Boden? „Verres! Alles in Ordnung mit dir?“ Mit einer Hand ihr Gewand haltend, kam sie auf ihn zu und hockte sich neben ihn hin.

    Als die Tür zur Culina geöffnet wurde und ein anderer Sklave den Raum betrat, blickte Carmen auf. Hatte sie ihn schon einmal gesehen? Sie bezweifelte es. Und dann rief der andere Verres zu sich und forderte ihn auf, ihm beim Holz hacken zu helfen. Carmen seufzte verhalten auf. Vorbei war es mit der angenehmen Arbeitsatmosphäre. Doch Verres ging nicht, bevor er sich nicht von ihr verabschiedet hatte, was sie ihm sehr zugute hielt.
    "Das hoffe ich auch. Viel Vergnügen." Carmen lächelte ihm zu und sah Verres nach wie er den Raum verließ. Erst als sich die Tür hinter ihm geschlossen hatte und seine Schritte verhalt waren, da wandte sich auch Carmen ihrer Arbeit wieder zu und verrichtete diese, wie es sich für eine gute Sklavin gehörte.

    Carmen winkte mit einem ironischen Lächeln Verres Lob ab, hielt sie es doch nicht für lobenswert. Wenn sie den Mut aufgebracht und einen Weg nach Hause gefunden hätte, dann hätte sie sein Lob verdient, doch nicht dafür, dass sie bisher überlebt und nicht aufgegeben hatte. Bisher jedoch hatte sie nie eine passende Gelegenheit finden können, immer wieder war ihr irgendetwas dazwischen gekommen und so war Carmen noch immer eine Sklavin, eine Unfreie. Aber das er ihrer verstorbenen Mutter soviel Respekt entgegenbrachte, wärmte ihr Herz und freute sie. Carmen vermisste sie sehr und es verging kaum ein Tag, an dem sie nicht an diese starke Frau dachte und sich wünschte einwenig mehr so zu sein wie sie.
    Als Verres dann über die Freilassung von Sklaven sprach, da lachte sie halb belustigt, halb zynisch auf und schüttelte den Kopf. „Ich kenne niemanden, dem soviel Glück wiederfahren ist. Welcher Herr würde auch schon freiwillig auf sein Eigentum verzichten? Nein, Verres, hoffe nicht auf diese Möglichkeit. Auch ich habe von diesem ‚Gerücht’ gehört, aber noch nie davon, dass ein Herr einen Sklaven freiwillig hat gehen lassen. Es wäre auch zu schön um wahr zu sein.“
    Carmen nahm wieder den Lappen zur Hand und auch die Bürste und schrubbte weiter den Boden. „Meine letzte Herrin war eine freundliche, wenn auch launische Frau. Manchmal war es recht schwer für sie zu arbeiten, da ihre Launen uns Sklavinnen in den Wahnsinn getrieben haben.“ Sie lächelte bei der Erinnerung an ihre frühere Herrin. Carmen hatte sie irgendwie gemocht und auch gern für sie gearbeitet, was wohl auch an der besonderen Stellung die sie bei ihr inne hatte lag. Schnell hatte sie sich nämlich zu einer Vertrauensperson für die Hausherrin hochgearbeitet und so viel mehr Freiheiten gehabt, als andere Sklaven. „Vor wenigen Wochen hat sie sich mit einem Mann vermählt und der hat genug Sklaven in seinem Haushalt. Somit wurden wir anderen überflüssig und verkauft. Ich wurde dann nach Rom gebracht und an diesen Haushalt verkauft.“

    "Meine Mutter." antwortete Carmen schlicht, setzte sich auf und wischte sich mit dem Handrücken über die Stirn. Der Fleck hatte sich als äußerst hartnäckig herausgestellt, doch Carmen hatte schlussendlich über den Dreck gesiegt. Ein triumphierendes Lächeln zierte ihr Gesicht, während sie sich die Haare aus dem Gesicht und über die Schulter strich.
    "Meine Mutter und ich wurden zusammen versklavt. Unser erster Herr an den wir verkauft wurden, war relativ nett und trennte uns nicht. Er war der Meinung, dass meine Mutter eine fügsamere Sklavin wäre, wenn ich bei ihr bleiben würde und naja, so war es dann auch. Doch auch wenn meine Mutter fügsam war, so vergaß sie nie woher sie kam und wer sie war. Sie lebte mir vor, wie man trotz der Lage in der wir steckten seinen Willen und seinen Stolz bewahren konnte." Carmen sah sich in der Küche um. Die Köchin hatte sie allein gelassen und war in den Vorratsraum gegangen, um die Vorräte zu prüfen. "Meine Mutter hat nie aufgehört an die Freiheit zu denken, an unsere Heimat und unsere Familie. Jeden Abend, vor dem Schlafengehen, hat sie mir etwas von zu Hause erzählt. Von unserem Leben auf dem Hof meiner Großeltern und sie sagte mir jeden Abend, dass wir eines Tages dorthin zurückkehren würden... als freie Menschen." Ihr Blick verlor sich in der Vergangenheit und sie sprach tonlos weiter: "Sie verstarb vor neun Jahren. Mit ihren letzten Atemzügen nahm sie mir das Versprechen ab, dass ich niemals die Hoffnung und den Glauben an meine Freiheit aufgeben darf..." Nun blickte sie Verres wieder an und in ihren Augen war deutlich die Entschlossenheit zu sehen. "... und das werde ich auch nicht."

    Carmen tauchte den Lappen in das Wasser und bekam dann von der Köchin ein Putzmittel, aus einfachen Hausmitteln zusammengemischt, gereicht. Dankbar lächelte sie der älteren Frau zu und begann dann den Boden zu säubern. Es war eine anstrengende und ermüdende Arbeit, doch irgendwer musste es ja machen. Die Köchin fiel für solche Arbeiten natürlich aus, da sie sich hauptsächlich nur um das Essen zu kümmern hatte und derzeit fand sich kein anderer Sklave in der Nähe der Küche. Wo die wohl alle stecken?, fragte sich Carmen, ehe sie diesen Gedanken beiseite schob und sich auf Verres Worte konzentrierte. Das fiel ihr sowieso nicht schwer, da er ihre Gedankenwelt eh zu beherrschen schien.
    "Darauf kannst du dich verlassen." antwortete sie mit einem schmunzeln. "Ich werde mich zu gegebener Zeit angemessen an dir rächen. Irgendetwas wird mir da schon einfallen." Carmen hielt ihren Blick auf ihre Arbeit gerichtet, fuhr mit dem Lappen und der Bürste immer wieder, auf und ab, über den Boden. Doch oft genug hob sie den Kopf und sah mit warmen, ja schon zärtlichen Blick zu Verres herüber, der hingebungsvoll die Messer schlief.
    Dann wandte sie sich jedoch einem besonders hartnäckigem Fleck zu und während sie diesen mit leisen Flüchen auf den Lippen bearbeitete, sprach sie zu Verres: "Und wie willst du verhindern, dass dir die Herrschaften auch geistig deine Freiheit nehmen? Viele Sklaven fügen und ergeben sich irgendwann in ihr Schicksal und büßen somit auch ihre geistige Freiheit ein. Sie sagen sich: Wozu rebellieren oder aufbegehren, es macht eh keinen Sinn? Oder die Strafen die sie erleiden, brechen ihren Geist und sie werden zu seelenlosen Schatten ihrer Selbst."

    Da Carmen vorangegangen und Verres mit den Eimern beladen war, hielt sie ihm die Tür zur Culina auf. Erst nachdem er eingetreten war, folgte auch sie ihm und schloss die Tür wieder. Einen Augenblick blieb sie stehen, gewöhnte ihre Augen an die veränderten Lichtverhältnisse und deutete dann auf eine Stelle in der Küche. "Stelle bitte die Eimer dort ab. Danke." Sie holte derweil einen Lappen und eine Scheuerbürste, um damit gleich den Boden schrubben zu können. Damit bewaffnet kehrte sie zu den Eimern und Verres zurück und deutete auf die Messer, die noch immer ungeschliffen auf dem Tisch in ihrer Nähe lagen. "Während ich mit dem Schmutz auf dem Boden kämpfe, kannst du dich um die Messer kümmern. Bitte sei so freundlich und schleife sie zu Ende." bat Carmen ihn und hockte sich dann auf den Boden.

    "Und der Glaube ist es, der sie an die Macht gebracht hat und dort hält." murmelte Carmen leise, ehe sie Verres Hände losließ und zur Seite trat. Der verächtliche Ton in seiner Stimme hatte sie aufhorchen lassen. Er sprach genauso wie man es von einem 'neuen' Sklaven erwarten konnte, der sich noch zu gut an das freie Gefühl erinnern konnte, selbst über das eigene Leben entscheiden zu können. "Ich benötige das Wasser in der Küche. Der Boden muss geschrubbt werden." Carmen verzog flüchtig das Gesicht, doch dann meinte sie: ""Bewahre dir deinen Humor, Verres, denn der wird dir in deiner Zeit als Sklave sehr dienlich sein. Sie können dir zwar alles nehmen, so wie deine Freiheit, aber nicht deinen Humor und deinen Stolz. Bewahre dir beides gut." Sie lächelte ihn warmherzig an, vergessen war die vorangegangene Szene und ihre Verärgerung. Rückblickend konnte sie sogar selbst ganz langsam darüber lachen. Er hatte sie wahrlich in die Irre geführt, beziehungsweise sie hatte sich von ihm in die Irre führen lassen. Niemals hätte sie daran zweifeln sollen, dass er es nicht schaffen konnte einen Eimer hinaufzuziehen. "Verzeih mir, dass ich eben so verägert reagiert habe. Du hast mich hereingelegt und ich habe es nicht bemerkt, es war unfair von mir es an dir auszulassen. Von nun an werde ich jedoch vorsichtiger sein, denn ich habe nicht vor dir ein weiteres Mal solch einen Triumph zu gönnen."
    Carmen zwinkerte Verres zu, ehe sie das Seil an einer Halterung neben dem Brunnen befestigte und dann in Richtung Küche ging.

    Auf die Frage: 'Wohin' ging Carmen nicht ein, machte seine vorherige Äußerung sie doch stutzig. Ihre Verärgerung ließ langsam nach, bedingt auch durch Verres Zusicherung das er nicht über sie lachen wollte. Carmen hatte ihm schweigend dabei zugesehen, wie er mit Leichtigkeit den zweiten Eimer nach unten gelassen und gefüllt wieder nach oben gezogen hatte. Doch als er dann fragend vor ihr stand, mit den Eimern in der Hand, da trat sie auf ihn zu und legte ihre Hände auf seine, damit er diese wieder abstellte. "Was meinst du damit, dass du nicht weißt wie lange du noch etwas zu lachen hast?" Sie verstand diese Äußerung nicht. "Nur weil du jetzt ein Sklave bist, heißt das noch lange nicht, dass dein Leben und somit auch dein Humor vorbei ist. Es gibt auch heitere Momente in unserem Leben, auch wenn wir nicht von den Göttern begünstigt sind.. so wie unsere Herrn."

    Kaum hatte er sie losgelassen, da rollte sich Carmen mit vor Verärgerung funkelnden Augen von ihm runter und sandte ihm erbitterte Blicke zu. "Du und unschuldig! Das ich nicht lache!" grummelte Carmen, die auf ihren Knien nun neben ihm saß. "Wieso hältst du mich so zum Narren? Ich dachte schon, dass du nicht stark genug wärst um den Eimer hinaufzuziehen und begann an dir zu zweifeln. sagte sie und fügte aufgeregt hinzu:"Bei allen Göttern, Verres, wir hätten uns verletzen können! Wolltest du das damit bezwecken oder einfach nur zusehen, wie ich mich vor dir lächerlich mache?" Das er so herzhaft lachte, stachelte ihre Verärgerung nur noch mehr an, da sie annehmen musste, dass er sich über sie und ihre Dummheit amüsierte. In einer anderen Situation und wenn er nicht gerade über sie so lachte, dann hätte Carmen seinen lachenden Anblick sehr reizvoll gefunden, doch hier und jetzt fand sie es weniger amüsant. Wohl auch deshalb, weil sie selbst jetzt noch seinen Körper an ihrem eigenen Leib spüren konnte, überall dort wo er sie berührt und angefasst hatte. Ein Umstand, der nicht unbedingt dazu beitrug, dass ihr erhitztes Blut sich beruhigte.

    Als der Eimer aus dem Schacht schoss und sie das Gleichgewicht verlor, da stürzte auch Verres nach hinten weg und sie mit ihm. In ihrer Überraschung ließ sie das Seil los, wollte sich vor einem harten Aufprall schützen, doch da fiel sie auch schon auf Verres. Sein Körper schützte sie perfekt vor dem harten Boden und den unweigerlichen blauen Flecken, die sie sich bei einem Aufprall zugezogen hätte. Die Überraschung und der Schreck steckte noch immer in ihren Knochen und so blieb sie erst einmal ruhig auf ihm liegen, bis.. ja, bis sie sein belustigten Ausruf hörte. Ihr war in dem Moment wahrlich nicht zum lachen und so rief Carmen aufgeregt aus: "Ups?! Was heißt hier 'Ups'? Du hast mir etwas vorgemacht!" und wollte sich von Verres losmachen, als er seine Hand auch schon auf ihren Bauch legte und sie mehr oder weniger mit dieser Bewegung festhielt. Carmens Hände umklammerten Verres Arm mit dem er sie festhielt und wollte seine Hand von sich fortdrücken. "Lass mich los!" In ihrer Verärgerung bekam sie gar nicht mit, wie schön die Empfindung war von ihm so vertraulich gehalten zu werden und seinenj Körper so nahe zu spüren. Im Grunde wollte sie gar nicht fort von ihm, doch der Schreck und die Verärgerung über seinen Scherz, der auf ihre Kosten ging, behielten noch die Oberhand.