Beiträge von Centurio Legionis II

    "Na dann, in Zehnerreihen antreten, meine Herren. Etwas schneller als an den saturnalia. Na, wird's bald!" blaffte der centurio die tirones an.


    Nicht, dass er zufrieden gewesen wären, wie sie auf ihre Plätze stolperten, eher im Gegenteil, aber wie sie standen, das war ja einfach ...
    "Was bitte ist das denn?! Wenn ich Reihe sage, dann meine ich Reihe und nicht einen halben digitus versetzt. Bei euch kriegt man ja den ganzen Rhenus zwischen die Reihen."


    "Was gibt es da zu grinsen, Soldat?" fuhr er einen unglücksseeligen Mann an.


    "Einigen hier scheint nicht so ganz klar zu sein, wie ernst diese Sache hier ist. Schon in wenigen Tages findet die Parade zum Todestag des Drusus statt. Und da werden wir euch wohl mitnehmen müssen. Ich erwarte, dass jeder von euch bis dahin in einer Linie gehen kann. Wenn ihr das nicht schafft, macht ihr mir Schande, dem centurio Schande und der ganzen legio Schande. Und was der Alte dann mit euch anstellt, das könnt ihr euch beileibe nicht vorstellen."


    "Also, Neuausrichten! Und dieses Mal wirklich gerade!"

    IN NOMINE IMPERII ROMANI
    ET IMPERATORIS CAESARIS AUGUSTI


    ERNENNE ICH
    TITUS LICINIUS IOSEPHUS FIL TITUS LICINIUS ALEXANDER MINOR VET LEGIO XVI


    MIT WIRKUNG VOM
    ANTE DIEM IV NON SEP DCCCLXVII A.U.C. (2.9.2017/114 n.Chr.).


    ZUM
    TIRO LEGIONIS SECUNDAE GERMANICAE


    i.V. Volusus Crepereius Rupus - Tabellarius



    Legionär


    "Ah," machte der Anführer der kleinen Einheit minder überrascht. "Der Bruder des Kriegshelden!" Dabei betonte er das Wort Kriegsheld besonders, obwohl nicht ganz abschätzen konnte, ob er es abschätzig oder wohlwollend betonte. Es brachte nur zum Ausdruck, dass der Wachhabende wohl skeptisch war.


    Auf seine Hasta gestützt, lehnte er gelangweilt dort und überlegte, wie er nun verfahren sollte. "Wieder einer der behauptet, wichtig zu sein," meinte ein anderer Soldat und lachte bitter auf. Schließlich zeigte der Grieche einen Siegelring. "Wunderbar ein goldener Siegelring eines mir unbekannten Hauses," erklärte der anführende Wachsoldat und schob den griechischen Sklaven mit einer Handbewegung von sich weg. Dennoch schien er nun mehr Glauben in die Geschichte zu schenken, da er nicht mehr so abweisend wirkte.


    Plötzlich sprang der germanische Hühne vom Wagen und brachte die kleine Einheit an Legionären ziemlich auf. Schnell erhoben sie ihre Lanzen und richtete diese geschlossen auf den bärtigen Germanen. Zu seinem Glück fragte er noch seinen Herren, so dass sich die Situation doch noch beruhigen konnte. Die Legionäre senkten ihre Waffen. "Gut, ihr könnt passieren," sagte der Wachhabende dann, denn er hatte nun wirklich keine Lust auf Ärger. Schließlich war der Wachdienst einer der langweiligsten Posten und er hatte nicht die Absicht nun einen Kampf zu provozieren, der in seinen Augen nicht nötig war. Immerhin konnte die Geschichte stimmen und wenn nicht, wäre es auch nicht schlimm. Heute Abend gab es einen schönen Eintopf und den wollte er wirklich gesund verspeisen! Eintopftag war ein wichtiger Tag für die einfachen Mannschaften.



    Legionär


    Der eingeteilte Legionär, welcher heute die kleine Wacheinheit führte, blickte zum gepflegten Griechen, der sich aus dem Reisewagen pellte. "Aha, Grieche," stammelte der Legionär abschätzig, da er wenig von den verweichlichten Philosophen hielt. Auch deren Aufmachung war oft unpassend und wenig praktisch. "Salve," grüßte der Legionär und überhörte wohl den vornehmen Tonfall. "Tiberius Merula?" - fragte er seltsam schmunzelnd. "Nie gehört," hob er die Schultern an. "Ich kenne nur unseren Centurio Tiberius," kommentierte die andere Wache mit einem skeptischen Blick. "Ah! Stimmt," meinte der Wachhabende. "Dieser sogenannte Held," meinte ein anderer Soldat, welcher herbeitrat. "Ja, der harte Hund," meinte wieder die Wache, die den Centurio zu kennen schien. "Es heißt, dass er alleine ein ganzes Dorf besiegt hat, um seine Leute zu retten," erweiterte er seine Aussage und alle Anwesenden nickten kalt. (In ferner Zukunft würde man ihn wohl mit Chuck Norris vergleichen, dessen Legenden ja auch legendär waren aber wohl nicht stimmten.) "Jo," machte der Wachhabende, der zu lange im Norden war, in jenem typischen Tonfall. "Dennoch kenne ich keinen Tiberius Merula," wandte er sich wieder zum Griechen. "Die Stadt steht euch offen, sofern wir sehen, wer sich noch im Wagen befindet und mit was ihr einreist," befahl der Mann gelangweilt und deutete mit seiner Hasta auf den Wagen. "Alle aussteigen und Gepäck ins Feld werfen," sagte er und winkte mit seiner freien Hand die anderen Legionäre heran, damit die Kontrolle beginnen konnte.


    Da die Soldaten wussten, dass ihr Centurio im Einsatz war, sammelten sie die auflaufenden Schreiben in einer kleinen Kiste, welche unweit des Eingangs zu seiner Habitatio lag. Man las die Schreiben für den Centurio nicht, sondern legte sie gesammelt ab. Insofern hatten sich schon ein paar Tafeln und Schriftstücke angesammelt, die der Centurio bei seiner Ankunft vorfinden würde.



    Centurio Tiberius Verus
    Legio II Germanica
    Mogontiacum, Germania Superior


    Salve Centurio Tiberius,


    ich richte heute in tiefer Trauer und Verbundenheit diese Zeilen an dich. Im Zuge eines Aufstandes von abtrünnigen Sklaven, fiel die Villa Tiberia, der Stammsitz deiner Familie, dieser Meute in die Hände. Sie brachte alle die sich in der Villa befanden um und legten nach Abschluss ihrer Handlungen Feuer. Leider gelang es nicht das Haus deiner Familie zu retten. Mit diesem Angriff, griffen diese Abtrünnigen nicht nur euer Haus, sondern den Kaiser selbst an. Sei versichert, dass mein Mann nicht eher ruhen wird, bis er diese Barbaren zur Strecken gebracht hat. Sie werden für diese Taten büßen.
    Ich bedauere deine Verlust außerordentlich und biete dir hiermit meine Hilfe an. Also zögere nicht dich an mich zu wenden, wenn ich irgendetwas tun kann um dein Leid und deinen Verlust zu lindern.



    Mögen die Götter stets wachen über dich und deine Familie.


    Vale



    VETURIA SERENA
    AUGUSTA


    Mein lieber Verus,


    Ich lade dich hiermit zu einem Picknick im kleinsten Kreise ein. Ich habe gehört, dass es am Ufer des Rhenus schöne Orte geben soll, an denen man sich niederlassen und speisen kann. Du und ich haben viel nachzuholen!


    Gib mir Bescheid, wann du es frühst möglich einrichten kannst. Wir brechen dann von der Regia aus gemeinsam auf.


    Bis bald!
    deine Lucia


    Man brachte diesen Brief ins Vorzimmer und gab ihn wortlos mit den anderen wichtigen Schreiben ab.


    Roma, PR ID AUG DCCCLXVII A.U.C.

    Ad
    Praefectus Castrorum
    Marcus Iulius Licinus
    Castra Legionis II Germanica
    Mogontiacum, Germania Superior



    Dives Licino patruo magno s.d.p.


    Nachdem mein letzter Brief an dich bislang noch unbeantwortet geblieben ist, hoffe ich sehr, dass es dir und selbstredend auch deiner Esquilina gut geht. Und ich bete dafür, dass es an der germanischen Grenze friedlicher ist als derzeitig hier in Roma.


    Zunächst möchte ich dich beruhigen, dass die Domus Iulia - anders als in den Wirren nach dem Bürgerkrieg - glücklicherweise nicht erneut in Mitleidenschaft geraten ist. Andere Häuser, zum Beispiel die nur einen Steinwurf entfernt wohnenden Tiberier, hatten indes weit weniger Glück. Doch lass mich in Ruhe und von Beginn an berichten.


    Da ich noch immer ein wenig meine Kräfte sammle, nachdem ich ein tückisches Fieber während meiner Aedilität überstand, sah ich in diesem Jahr davon ab, die Spiele des amtierenden Aedilis Curulis Flavius Scato zu visitieren. Es war wohl mein eigenes Glück. Denn den Erzählungen des alten Aglaopes zufolge waren es offenbar jene Spiele, die den Ausgangspunkt alles Folgenden darstellten. Aglaopes berichtete von einer Panik am Veranstaltungsort, und von Verletzten und gar Toten unter den Zuschauern, von in Brand gesteckten Häusern in mehreren Ecken der Stadt.


    Aus der Villa Tiberia hörte er im Vorübergehen wörtlich ein 'Geschrei des Todes', das so beängstigend gewesen sein soll, dass es nur noch von dem brutalen Grauen übertroffen wurde, das Aglaopes überkam, als er einen vom Leib getrennten Kopf aus der Villa Tiberia den Mons Esquilinus hinab rollen sah. Ich muss dir gestehen, Großonkel, ich war noch nie in meinem Leben so in Sorge - und mehr noch in purer Angst. Denn noch nie in meinem Leben sah ich meine mir so teuren Kinder in einer derartig großen Gefahr. Es ist dies eine Erfahrung, die ich keinem Vater und keiner Mutter je wünsche.


    Mit diesem Erlebnis im Rücken möchte ich dich abschließend um einen Gefallen bitten. Du weißt, dass ich einst mein Tribunat bei den Cohortes Urbanae absolvierte, wie du ebenso sicherlich weißt, dass ich auch in diesem Amte stets ein überzeugter Bürokrat und selten nur Soldat war. Ich habe folglich nicht die besten Beziehungen in die nicht-ritterlichen Militärränge. Gleichzeitig kann ich nach den aktuellen Geschehnissen das Leben meiner Kinder nicht länger einem unfreien Custos Corporis anvertrauen, da man munkelt, dass all diese unsäglichen Vorgänge hier auf das Konto eben einiger solcher Sklaven gehen. Licinus, kennst du womöglich über deine Kontakte im Militär jemanden hier in Roma, dem du genug vertraust, die Sicherheit von Marcus Minor und Faustina sicherzustellen?


    Ich verbleibe mit den besten Grüßen aus der Urbs Aeterna und wünsche dir den Segen der unsterblichen Götter! Möge Mars über dich wachen. Vale bene!


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    MARCUS IULIUS DIVES
    SENATOR ET ORATOR




    PS: Die Administratio Imperatoris stellte dir übrigens einen Brief zu in die Domus Iulia, den ich ob deiner offenkundigen Absenz selbst geöffnet und gelesen habe. Darin schreibt man dir, dass Flavius Gracchus Minor zum neuen Tribunus deiner Legio ernannt wurde. Falls er seine vom Augustus unterzeichnete Ernennungsurkunde haben möchte, so darfst du ihm ausrichten, werde ich ihn gerne nach seiner Rückkehr in der Villa Flavia zu Roma besuchen, um sie ihm persönlich zu überbringen. Von einem privaten Weiterversand dieses Dokuments nach Mogontiacum werde ich indes aus mehrerlei Gründen absehen.


    Auch diese Briefe fanden durch die geübten Soldaten ihren Weg an die richtigen Stellen.


    "Immer diese Eile," gab der Mann verträumt von sich und nahm den Brief entgegen. "Natürlich kommt er an," erklärte er und kaute auf dem Beißholz, welches sich in seinen Mund befand herum.

    Ein gelangweilter Wachsoldat schlenderte müde auf seine Lanze gestützt, zum Boten und ließ seine halbwegs wachen Kameraden zurück, um seine Pflicht zu erfüllen. Er trat vor den Boten. "Salve," grüßte der Legionär, während er mit seiner trockenen Stimme sprach. "Für Centurio Tiberius Verus," fragte der Soldat und beäugte den Fremden. "Gib' ihn einfach her, wir bringen ihn zur Poststelle," sagte er halbherzig und zog beide Schultern hoch.

    Rupus stutzte über die knappe Antwort und seufzte dann. "Die Standardantwort," kommentierte der Veteran, während er die breite Tür zum Krankenbereich aufstieß. Das dümmliche Gesicht des Neulings tat sein Übriges dazu, dass Rupus diesen nicht vollständig abwertete aber auch nicht mehr als den Heilsbringer der Frischlinge betrachtete, die gerade in großen Scharen in die Legionen eintraten. "Der Sold ist mit Blut verdient," sagte Rupus dann ruppig und kalt. Dem Jüngling sollte klar werden, worauf er sich einließ. Schließlich trat ein altgesetzter Medicus knurrend hinter einem Schreibtisch hervor. "Tabula," bellte dieser und entriss Iosephus das Dokument. "Aha," machte der Medicus mit weißem Zauselbart. "Das übliche Verfahren," sagte der Optio und schob Licinius einen Schritt vor. "Oberkörper und Unterkörper entkleiden," blaffte der Medicus und hob seinen Finger. "Kannst du meinen Finger sehen?" Rupus selbst kratzte sich am Hals. "Und hast du bekannte Krankheiten?" - war die hineingeplatzte Frage des Medicus, der scheinbar und sichtbar Unwillen zur Schau trug. "Du bist heute schon der zehnte Frischling, Licinius," erklärte der Arzt und machte damit klar, dass dieser Iosephus nun mehr nur noch einer von vielen war und somit auch nur durch einen bürokratischen Prozess geschleust wurde.

    "Bene," brabbelte der alte Soldat in seinen Bart und grummelte dann über seine trüben Augen, als er die letzten Daten in die Tabula kratzte. Danach drückte er sie dem jungen Rekruten in die Hand. "Hier," schimpfte er leise. "Mitnehmen!" Dann wankte der kriegsverletzte Veteran zur Tür. "Ich bringe dich nun ins Valetudinarium. Dort wirst du untersucht, obwohl ich keine sichtbaren Mängel ausmachen kann," erklärte Rupus und deutete in den Vorhof seiner Amtsstube. "Komm'," sagte er noch und lächelte salzig. "Warum möchtest du unbedingt zur Legion?" - begann das Charakterverhör des Rupus, um die charakterliche Eignung festzustellen.


    Sim-Off:

    Du brauchst hier nicht mehr zu Antworten! Du kannst direkt im Lazarett antworten und dort auf seine Frage eingehen. ;)

    Der alte Rupus war sehr zufrieden und nickte bei jeder Aussage des neuen Rekruten. "Immerhin," entfiel es ihm aus Gewohnheit zynisch und dann brummte er grimmig, als er erneut auf seine Wachstafel blickte, die er erneut vor seine trüben Augen angehoben hatte. Seine Sicht wurde im Alter immer schlechter. "Wie alt bist du, Licinius?" - war die nächste Frage. "Danach bringe ich dich zum Valetudinarium, zur Eingangsuntersuchung," meinte er noch und machte damit klar, dass der Neue sich in seinen Augen als tauglich erwiesen hatte. Sofern er dem baldigen Gespräch standhalten konnte, was Rupus ihm auf dem Wege zum Lazarett antun würde. Er war bekannt dafür, auch den Charakter der Neulinge zu prüfen und stellte fiese Fragen über ihre Gesinnung sowie Überzeugungen. Schwachgeistige oder Träumer hatten sie nämlich schon genug; zumindest in seinen Augen.

    Rupus legte die Tabula zur Seite, mitsamt jenem Griffel, um das Dokument zu betrachten, welches ihm gerade angeboten wurde. Er nickte zufriedengestellt und lächelte dann sogar knapp, wenn auch mühevoll. "Das ist doch mal was," erklärte er. "Viele kommen ohne jeden Nachweis ihrer Abstammung zu uns," meinte er und war wirklich erstaunt, dass dieser Bursche wirklich derart gut vorbereitet war. Viele meldeten sich aus einer Laune oder dem Suff heraus zur Legion. Doch dieser Jüngling meinte es wohl ernst. Auch, dass sein Vater gedient hatte, machte ihn zu einem geeigneten Kandidaten in Rupus Augen. Immerhin würde er grob wissen, worauf er sich einließ, denn sein Vater würde sicherlich berichtet haben. "Das wird mir reichen," sagte der Altgediente, legte das Dokument ab und tippte mit seinem Zeigefinger zwei mal darauf. "Hast du einen guten Leumund in der Region?" - war die nächste Frage, die er nun deutlich salopper formulierte. Ihm gefiel der Bursche und Rupus konnte sich vorstellen, dass dieser Licinius es zu etwas bringen würde. "Bist du vorbestraft?" - erweiterte er seine Frage mit einem kalten Schmunzeln. "Ich nehme an, dass du es nicht bist. Bei einem Veteranen als Vater," gab er die Antwort praktisch schon vor. "Ach', wichtige Frage, auch wenn wir alle wissen, was uns Männer antreibt, bist du unverheiratet?" Die üblichen Fragen, die er stellen musste und die ihm immer noch schwer über die Lippen kamen. Diese Schreibstube war ein furchtbarer Dienstort aber besser für seine alten Knochen. Er war einfach nicht mehr geländegängig genug für das normale Lagerleben.

    Heute hatte der gelangweilte Veteran Volusus Crepereius Rupus seinen Dienst auf Schreibstube und saß mit einem Holzbecher an unverdünntem Wein am uralten Schreibtisch aus einfachem Holz. Grimmig wirkte sein Gesicht. Ja, dieser Mann hatte viel gesehen und war nicht mehr wirklich interessiert am Leben außerhalb dessen, was man in der Legion kannte. Er hatte sein ganzes Leben in der Legion verbracht und blickte auf eine lange Karriere zurück, sofern man einen Dienst im Militär als Karriere ansehen konnte. Er ging bereits auf die Fünfzig Lebensjahre zu und war somit kurz vor der Pension. Er wollte einfach seinen Dienst so angenehm, wie möglich, über die Runden bringen und vielleicht gelegentlich eine der geheimen Mätressen aufsuchen, die fast jeder langgediente Legionär hatte. Manche hatten sogar geheime Familien in der Nähe des Lagers. Rupus war sehr wohl bewusst, dass dies nur geduldet war und solange diese keine Versorgungsansprüche stellten oder ein Erbe einforderten, war dieses Verhalten durch gemeinsames Schweigen zwischen Offizieren und Mannschaften gedeckelt. Murrend erhob der bärtige Legionär seinen Blick, fuhr sich mit der freien Hand über das Gesicht, um den dunstigen Schweiß dieser kleinen Schreibstube abzuwischen. "Gut," sagte Rupus und erhob sich knurrend, wohl dank eines Rückenleidens und trat auf den Frischling zu. "Danke," entließ der erfahrene Optio den Soldaten, der Iosepus gebracht hatte. Mit einem kritisch musternden Blick fuhr der Veteran über die Erscheinung des Mannes. "Salve," grüßte Rupus, nachdem sich der Neuling vorgestellt hatte. "Dir ist klar, was auf dich zukommt, oder?" Rupus hatte in letzter Zeit viele Naivlinge erlebt, die nicht verstanden, worauf sie sich einließen. Diese erwachsenen Kinder gefährdeten nicht nur die Reputation der Legion, sondern auch schlicht ihre Kameraden aber gut, die meisten von diesen, gingen ohnehin durch das Versagertor noch innerhalb der Probatio. Der knausigere Rupus, der auch eine große Narbe an seinem Unterarm trug und sogar einige Brandnarben auf seinen Handrücken machte einen ruppigen Eindruck, als er hektisch auf dem Tisch nach einer freien Tabula kramte. Schließlich fand er eine und suchte den passenden Griffel. Ohne weiter mit dem Rekruten zu sprechen, kritzelte er schon ein paar Worte ins Wachs.


    LEGIO II GERMANICA
    MUSTERUNGSAKTE


    Name: Titus Licinius Iosephus
    Vater:
    Herkunft:
    Alter bei Eintritt:


    Körperliche Verfassung:




    Bei Musterung festgestellte Leiden:




    Musterungsergebnis:


    "Gut," machte der Optio und blickte erneut auf den Rekruten. "Name des Vaters, entstammst du einem römischen Haus?" - begann die übliche Arbeit, während Rupus immer wieder skeptisch die Mimik des Neuen beäugte, um eventuelle Auffälligkeiten zu bemerken. "Hast du einen Siegelring, üblich in Italia, entweder aus Holz, Bronze, Eisen, Silber oder Gold, um deine Abstammung zu beweisen?"

    http://www.imperium-romanum.in…/ava_galerie/soldat06.jpg Der Optio zeigte keinerlei Regung, als der Legat seine eigentümliche Fragerunde begann und dann doch etwas kurz angebunden wieder verschwand. Natürlich hatte er keine große Rede erwartet, doch das hier war schon etwas seltsam gewesen. Allerdings war er souverän genug das nicht einmal hauchdünn durchblicken zu lassen.


    "So Männer...", richtete er sein Augenmerk bald wieder auf die Rekruten vor ihm, "..ich werde euch nun eure Zuteilungen nennen und euch eure Akte in die Hand drücken. Die gebt ihr vorne im Scriptorium ab und wartet auf eure Kopie. Danach... und ich betone: DANACH werdet ihr euch zur Barracke eurer Centuria begeben und euch bei eurem Centurio melden. Alles weitere, wie eure Ausrüstung, bekommt ihr DANACH. Soweit klar? Gut.
    Du da... Numerius Dillius Paulinus, Cohors Quinta Centuria Sexta. Abite."
    , hielt er dem ersten die eigene Akte hin, welche dieser eine Sekunde zu spät entgegennahm um einen unwilligen Ausdruck im Gesicht des Optios zu verhindern, "Und du, Nero Haterius Cordus, Cohors Sexta, Centuria Octava. Abite.", schickte er den zweiten von dannen, bis er schließlich bei "Publius Octavius Casca. Cohors Secunda, Centuria Quarta. Abite." angelangte und auch diesen von dannen schickte.


    Als das getan war und er alleine im Sacellum stand, gab der Optio sich die Muse und streckte sich einmal, was die nicht-ganz-so-aber-doch alten Knochen vernehmlich knacken ließ. Mit einem Seitenblick hin zu den Standarten der Legion riss er sich dann aber doch zusammen und ließ erst draußen vor der Tür laut einen fahren, bevor er sich wieder in sein Officium begab.
    Es würde ein paar Tage dauern bis klar würde, dass keiner der vom Legaten angesprochenen germanischstämmigen Männer in der Legio Secunda verweilen würde... dafür aber eine größere Menge an Männern aus den südlicheren Legiones neu registriert werden müsste. Viel Arbeit für den Optio, die diese aber mit ebenso stoischer Miene abarbeiten würde wie zuvor.



    Optio Tabellarii

    http://www.imperium-romanum.in…/ava_galerie/soldat06.jpg Selbst wenn der Optio schon hunderte Rekruten vereidigt hatte und der Text für ihn jedes Mal etwas mehr an seiner ursprünglichen Würde und monumentalen Kraft verloren hatte: die begeisterten Blicke einiger Rekruten (neben den dumpfen ihrer Kameraden) gingen nach wie vor nicht spurlos an ihm vorüber. Wäre da nicht ohnehin der Legat in seinem Nacken gewesen, der die Zeremonie beobachtete, wäre dies wohl der Moment indem seine Brust sich stolz schwellte... ein kleines bißchen.


    Als auch der letzte Anwärter durch Nachsprechen des Eids zum Rekruten aufstieg, nickte der Optio zufrieden: "Gratuliere, Männer, ihr seid nun Soldaten Roms an einer der gefährlichsten Grenzen die das Reich herzugeben hat.", sprach's und war kurz davor sich aufzumachen das Sacellum zu verlassen, bevor er sich dann haarscharf doch noch daran erinnerte, dass da jemand hinter ihm stand (Gewohnheit bügelte Ausnahmen), verwandelte den Schritt in Richtung Ausgang flugs in eine Kehrtwende und salutierte noch einmal vor dem Duccius: "Legatus, melde gehorsamst: acht neue Rekruten für die zweite Legion."



    Optio Tabellarii

    http://www.imperium-romanum.in…/ava_galerie/soldat06.jpg Der Optio, mittlerweile wieder auf bestem Wege seine Fassung zurückzugelangen, nickte pflichtschuldig und wandte sich wieder an seine Tirones-To-Be:


    "Titt vor, Rekrut..", wandte sich der Optio an den Rekruten ganz links, "..und schwöre bei diversen Göttern und unverbrüchlichen Eiden, dass du deinem Kommandanten folgen wirst, wohin er dich auch führen mag. Du wirst jedem Befehl mit Begeisterung und ohne Rückfragen gehorchen. Du verzichtest auf den Schutz des römischen Bürgerrechts und willigst in die Vollmacht deines Kommandanten ein, dich wegen Ungehorsam oder Desertion ohne Prozess hinzurichten. Du gelobst, unter den Feldzeichen die dir zugeteilte Dienstzeit abzuleisten und sie nicht zu verlassen, ehe dein Kommandant dich entlässt. Du wirst Rom treu dienen, und sei es unter Einsatz deines Lebens, und wirst gegenüber Zivilisten und deinen Kameraden im Lager die Gesetze achten. Sprich mir nach..", wies er dem Mann zu, seine Worte in der Ich-Form zu wiederholen, bevor es zum eigentlichen Schwur kam und er ihn ebenfalls aufforderte diesen zu wiederholen: "Gelobte nun dem Kaiser deine Treue: IURANT AUTEM MILITES OMNIA SE STRENUE FACTUROS QUAE PRAECEPERIT IMPERATOR CAESAR AUGUSTUS, NUMQUAM DESERTUROS MILITIAM NEC MORTEM RECUSATUROS PRO ROMANA REPUBLICA!"
    Als der Mann mehr oder minder feierlich seinen Schwur gesprochen hatte, wandte der Optio sich an den nächsten, auf dass dieser ebenfalls seinen Schwur sprach... und an den nächsten... und an den nächsten...



    Optio Tabellarii

    http://www.imperium-romanum.in…/ava_galerie/soldat06.jpg "Na dann...", brummte der Optio wenig begeistert von der Störung. War wohl doch nicht soweit her mit dem Bonus. War allerdings nicht der erste, der auf diese Tour versuchte an ein paar Extrasesterzen zu kommen. Nicht selten versuchte sich ein Hund aus Bingium daran, als Hund aus Glevum oder Alauna auszugeben. Eigentlich müsste man den Jungs schon zugute halten, dass sie schlau genug waren die Namen der Orte zu erfahren. So allerdings gingen die meisten leer aus.


    Offensichtlich hatte niemand anderes eine Frage, so dass der Optio sich erhob und die Männer mit einem gemurrten "Mitkommen." aus der Stube heraus zum Sacellum führte.



    Optio Tabellarii