Beiträge von Centurio Legionis II

    http://www.imperium-romanum.in…/ava_galerie/soldat06.jpg Bei immer dergleichen Litanei, die der Optio Tag für Tag (was übertrieben war, gab es doch durchaus Tage in denen sich keine neuen Rekruten meldeten) herunterleierte kam es natürlich vor, dass sich gewisse Dinge einfach einschliffen. Die Routine nahm überhand und Denken außerhalb dieser fiel schwerer als noch in jungen Tagen. So fiel dem Optio auch erst garnicht auf, dass außer seinen acht Neuen noch jemand in das Sacellum gekommen war.


    "Bevor ihr den Eid aufsagt, der euch für zwanzig Jahre an den Exercitus Romanus und an die zweite Legion binden wird, mache ich euch darauf aufmerksam, dass dies der letzte Moment ist es sich anders zu überlegen. Jede Abwendung von der Legion, jedes unerlaubte Verlassen der Castra NACH diesem Schwur wird Konsequenzen zur Folge haben, die ihr in eurem Leben... nie... [SIZE=7]wieder.....[/SIZE] AAAAAAAACHTUNG.", brüllte der Optio nach einer kurzen Einführung durch den Raum und nahm urplötzlich strengste Haltung an, den Blick starr nach vorne gerichtet, "Melde gehorsamst: bereite acht Freiwillige auf den Schwur vor, Legatus."
    Natürlich sah er den Legatus öfter, immerhin hatten beide ihre Wirkungsstätte in den Principia (wobei der Legatus deutlich seltener dort zu sehen war als er), allerdings war er bisher noch nicht sooo direkt auf diesen getroffen. Salutieren und weitergehen war bisher die Devise gewesen... zumindest bis jetzt.



    Optio Tabellarii

    http://www.imperium-romanum.in…/ava_galerie/soldat06.jpg "Das Viaticum wird fällig, wenn man sich in einem anderen Ort oder gar einer anderen Provinz rekrutieren lässt und hier bloß seinen Dienstantritt hat. Wenn das bei dir der Fall ist, hätten wir uns den ganzen Schmarn hier in deinem Fall sparen können...", zeigte sich der Optio nun leicht säuerlich, schließlich war unnötige Arbeit nun auch nicht gerade das worauf er aus war, "..zeig mir das Schreiben von der Stelle, an welcher du dich gemeldet oder rekrutieren gelassen hast."



    Optio Tabellarii

    http://www.imperium-romanum.in…/ava_galerie/soldat06.jpg "Ich hätte hier noch die Empfehlung eines Freundes meines Vaters.. er war Optio bei der Legio XXI Rapax, dritte Cohors zweite Centurie.", haspelte einer der Männer noch hervor, als hätte er beinahe vergessen ein Stück Holz hervorzuzaubern, das ihm bei seiner Karriere durchaus zupass kommen würde. "Gute Männer.", ließ der Optio dann unerwarteterweise doch durchscheinen, dass ihm nicht alles am Arsch vorbei ging. Empfehlungen von immernoch dienenden oder gedient habenden Männern, egal welchen Dienstgrads, waren in jeder Einheit gerne gesehen.
    Als die anderen Kerle zu verstehen gaben, dass sie ebensfalls keine Empfehlungen hatten, schloss der Optio die Tabulae und rückte sie ein Stück weit von sich weg. Sich etwas locker machend lehnte er sich in seinem Sessel zurück und begutachtete die Männer, als würde er sie gerade zum ersten Mal sehen: "Bevor wir zum offiziellen Teil kommen, muss ich euch noch darauf hinweisen, dass jede eurer Angaben verbindlich ist. Sprich: ist einer von euch ein entflohener Sklave und wir finden das raus, schlagen wir ihn an das Kreuz und stellen ihn an der Via Bingia zur Schau. Ist jemand von euch ein Peregrinus und wir finden das raus, brechen wir ihm alle Knochen und werfen ihn aus dem Lager. Ist jemand von euch vor Strafe und seiner kriminellen Vergangenheit geflohen und wir finden das heraus, setzt es mehr Stockhiebe als ihr zählen könnt. Seid ihr verheiratet und wir finden das heraus, werfen wir euch aus dem Lager. Ich gehe davon aus, dass ihr das verstanden habt. Gibt es sonst noch Fragen?"



    Optio Tabellarii

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    http://www.imperium-romanum.in…/ava_galerie/soldat06.jpg Nachdem der für die Rekrutierungen zustände Optio die Männer dem Usus entsprechend geprüft und befragt hatte, ging es nun dazu den Eid abzuleisten und die Männer offiziell zu Angehörigen des Exercitus Romanus zu machen. Dies geschah natürlich im Sacellum, dem von den Soldaten abgöttisch verehrten Fahnenheiligtum einer jeden Legion. An der Haltung des Optios, die beim Betreten des Sacellums schlagartig aufrechter ausfiel, wurde deutlich dass selbst an einem alteingesessenen Veteran die Aura des Ortes nicht spurlos vorüber ging.


    Sobald sie das Sacellum mit den aufstellten Hoheitszeichen sämtlicher Untereinheiten der Legion mit dem Legionsbanner, auf welchem der schwere Adler aus reinem Gold thronte, betreten hatte, wies er den ihm folgenden Männern, sich vor den zentralen Feldzeichen in einer Reihe aufzustellen und erst einmal einfach nur die Klappe zu halten...



    Optio Tabellarii

    http://www.imperium-romanum.in…/ava_galerie/soldat06.jpg Die Miene des Optios lieferte den Aspiranten keinen Schluss darüber, ob er nun zufrieden oder nicht mit ihren Antworten war. Nur ein Nicken zeigte dem jeweiligen Stabträger, dass er das Teil weitergeben konnte und seine Quälerei vorerst ein Ende hatte. Als der letzte sich am Stab versuchte und seine Interpretation des Bildes hinter dem Optio zum Besten gab, schloss dieser die Tabula mit einem Knall und blickte die Möchtegern-Tirones fragend an: "Jemand von euch mit einer Empfehlung hier?"
    Kaum hatte er's gesprochen, trat einer der Männer vor, fischte eine Tabula aus einer Tasche und legte sie dem Optio vor. Dieser musterte das Stück Holz mit unverbrüchlich desinteressierter Miene, ließ seinen Blick über die in den Wachs gekritzelten Buchstaben und das an einem dicken Faden hängende Siegel wandern und legte es schließlich zur Tabula mit seinen eigenen Informationen zur Person des Mannes. So getan, hob er den Blick erneut und blickte die anderen Tirones an.



    Optio Tabellarii

    Der Maiordomus des Praetoriums war in seiner Funktion das Mädchen für alles. Wirklich. Alles. Wenn es irgendwo brannte, musste er sein Organisationstalent unter Beweis stellen und die heißen Trüffel aus dem Feuer holen ohne sich die Finger dabei zu verbrennen. Dass hier nun der 'neue' Legat unangekündigt vor der Porta stand war allerdings augenblicklich ziemlich weit oben auf der Liste der größten Herausforderungen, mit denen er sich jemals hatte rumschlagen müssen. Die Situation rutschte noch etwas höher hinauf, als er sich gewahr wurde, dass die Entourage des Legaten nicht gerade klein war... und seine Ehefrau ganz offensichtlich erwartete, dass ALLE im Lager untergebracht wurden. Er brauchte nicht lange zählen um zu überschlagen, dass es sich um mehr als eine Centurie handelte. Das WAR damit ganz offensichtlich die größte Herausforderung seines Wirkens hier, denn die Sonne wanderte zielstrebig gen Horizont.


    "Selbstverständlich, Domina.", nickte der Maiordomus und tat das, was man in einer solchen Situation einfach tat: zuerst die dickste Trüffel aus dem Feuer holen.
    "Du und dein Gatte werden selbstverständlich im Praetorium nächtigen.", zögerte er keine Sekunde und ließ mit einem Nicken einen der ihm gefolgten Jungen davonschießen, "Der Herr Praefectus und seine Frau...", identifizierte das geschulte Auge den nächsthöheren Besuch, "selbstverständlich ebenfalls."

    http://www.imperium-romanum.in…/ava_galerie/soldat06.jpg Mit fortbleibend stoischer Ruhe notierte der Optio sich die Namen der Legionswilligen. Das leicht kratzige Geräusch, dass sein Griffel machte, als er das geschwärzte Holz unter dem Wachs seiner Tabulae erreichte, war das einzige was den Raum erfüllte wenn er nicht gerade einen der Rekruten herausforderung ansah und ihn so zum Reden brachte. Schließlich, als er alle Namen erfahren hatte, sah er den letzten an und nickte in Richtung der ihm nächsten Wand... wo ein langer Stab darauf wartete, von ihm in die Hand genommen zu werden. "Mit beiden Händen auf den Boden stellen und an deine Nase halten. Ja, genau so. Nun versuche ihn nur mit den Händen zu biegen, bis er bricht. Ja, genau so. Das reicht. Nun sage mir, was du in dem Rahmen an der Wand hinter mir oben links für ein Tier siehst. Hmhmhmh... gut. Reiche den Stab weiter...", instruierte er die weitere Prüfung, die darauf abzielte die Körpergröße der Rekruten, die Vollständigkeit ihrer Finger, ihre körperliche Stärke und ihre Sehstärke zu erfahren. Als der Mann, der sich Publius Casca von den Octavii genannt hatte, an der Reihe war wurde er tonlos auf 'mittlere Reihe rechts' hingewiesen, wo eine winzige Ente darauf wartete von ihm erkannt zu werden.



    Optio Tabellarii

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    Der Optio besah sich die Rekruten vor ihm einen nach dem anderen mit unbewegter Miene. Zufrieden stellend, was er sah – jeder ein Kerl, jeder vollständig. War eigentlich meistens so, aber hin und wieder hörte man doch absurde Geschichten... ein Kamerad hatte ihm mal erzählt, dass irgendwo im Osten ein Eunuch versucht hatte in die Legio aufgenommen zu werden. Eunuch... noch schöner. Als ob sie so was gebrauchen könnten. War ihm bisher aber noch nicht untergekommen, und auch die, die jetzt gerade vor ihm standen, bildeten da keine Ausnahme. „Wieder anziehen“, brummte er und machte sich Notizen, auf jeder der Tabulae eine. „So...“ Er sah wieder hoch, diesmal zu den drei Jungspunden, die als letztes herein gebracht worden waren. „Wer von euch ist wer?“ fragte er missbilligend, als sei es deren Schuld, dass er die Tabulae noch nicht zuordnen konnte. „Familienstand und Alter“, forderte er als nächstes wieder von allen, als die letzten drei ihm ihre Namen genannt hatten.



    LDF



    Optio Tabellarii

    http://www.imperium-romanum.in…/ava_galerie/soldat06.jpg Dass mit 'Warten' auch 'Schweigen' gemeint war, machte ein warnender Blick des Optio deutlich, der sogleich auch den vom Neuling Angesprochenen nicht den Mund öffnen ließ. Ein Schulterzucken war alles, was der Octavier also als Antwort bekam.
    Geduld war es, in der sie sich alle üben mussten, denn es dauerte noch deutlich mehr als eine Stunde, bis die Tür erneut aufging und ein weiterer Optio mit deutlich wettergeprüfter Kleidung in die Stube trat... gefolgt von drei Männern.
    "'ete.", grüßte der Draußen-Optio den Drinnen-Optio mit kaum bewegten Zähnen und nickte in Richtung der drei Jugendlichen, die er in den Raum geschleppt hatte, "Zwei aus Belginum, einer aus Bingium. Hier sind ihre Namen.", sprach's und reichte dem Drinnen-Optio eine Tabula, die eben jener mit kaum bewegter Miene entgegennahm und deren Inhalt auf seine eigenen übertrug.
    "Geht's dann wieder los?", fragte schließlich der Drinnen-Optio den Draußen-Optio mit Blick zur Tür, woraufhin dieser nur den Kopf schüttelte: "Nee, hab nen Tag frei, meine Priscilla hat Geburtstag. Zum dritten mal dieses Jahr. Werd vorher aber bei der schönen Berta vorbeigehen, man erzählt sich, sie hätte was neues gelernt. Das will ich mir nicht entgehen lassen."
    "Ahja.", echote der Drinnen-Optio nur ohne großartige Zustimmung oder Ablehnung zu zeigen, "Dann viel Spaß."
    "'nke.", antwortete der Draußen-Optio knapp, bevor er nach einem ebenso knappen Nicken wieder nach eben dort verschwand wo er hergekommen war und die drei Jungs hinter sich zurückließ.


    Die blieben auch einen Moment mit ziemlich planlosen Gesichtsausdrücken stehen, denn der verbliebenen Drinnen-Optio notierte sich weiterhin erst einmal etwas auf einer der vielen ihn umgebenden Tabulae, bis er acht an der Zahl vor sich sorgsam drapierte und dann die vor ihm stehenden und sitzenden Männer mit einem auffordernden Blick bedachte bevor er mit dem Finger auf eine anscheinend sorgfältig in den Lehm gekratzte Linie deutete: "Aufstehen und in einer Reihe nebeneinander Aufstellung nehmen. Dann: Hosen runter und Tuniken hoch." Der Optio verzog auch bei der Aufforderung zum Blankziehen keine Miene, hatte er das doch oft genug getan um beim Anblick der baren Männlichkeit noch irgendwie zu reagieren... und sowieso: man war heuer ja nicht so prüde, das kam erst Jahrhunderte später.



    Optio Tabellarii

    Es dauerte tatsächlich eine ganze Weile, bis die Tür geöffnet wurde. Schlaftrunken öffnete einer der Germanen ein Sichtfenster in der Tür erkannte die versammelte Mannschaft an Offizieren und öffnete die Tür einen Spalt breit.


    "Was kann ich für dich tun, ... praefectus?" riet er mehr oder weniger, wer der Mann war, der hier solch einen Krach schlug, beziehungsweise schlagen ließ. Seine Stimme klang weniger eingeschüchtert als viel mehr verwirrt. Er war sich keiner Schuld bewusst, etwas falsch gemacht zu haben. Was also wollte der Mann von ihm?


    MIL

    http://www.imperium-romanum.in…/ava_galerie/soldat06.jpg Auch wenn sich einige Dinge in der Legio geändert hatten, der Optio Tabelarii, der die Truppenzahl und die Rekrutierungen verwaltete, war immernoch der selbe. Mit Cnaeus Ateius Piso saß also ein für die Legion altbekanntes Gesicht vor dem Octavius, der routiniert sein Schreiben zuende schrieb, an welchem er gerade saß und erst einen Moment später den Blick hob während er sich eine neue Tabula heranzog um sich den Namen des jungen Mannes zu notieren. Dann wies er stumm auf die beiden schlicht gezimmerten Bänke, die links und rechts des Eingangs aufgestellt worden waren... und auf welcher bereits vier Männer saßen und zu warten schienen. Drei der vier waren jüngeren Alters, hatten sicherlich noch keine zwanzig Sommer gesehen... der vierte hingegen war offensichtlich etwas älter, was man vor allem an den stärkeren Furchen in seinem Gesicht und dem dichteren Bart im Gesicht erkennen konnte.


    "Warten.", brummte der Ateius kaum vernehmlich und machte sich dann wieder an das Werk seine Listen zu füllen.



    Optio Tabellarii

    "Das bist du...", murrte der Scriba desinteressiert, da er am heutigen Tag den Prellbock darstellten musste der die Anfragen und Anfrager zu den einzelnen betreffenden Stellen delegierte, was die arbeitsreichste Stelle im Scriptorium war, "...du musst zum Rekrutierungsoffizier. Durch die Tür hinter mir durch, dritte Tür auf der linken Seite. Keine Mätzchen.", palaverte der Mann ohne auch nur ein einziges Mal von der Tabula, die ihn schon geraume Zeit beschäftigte, aufzuschauen.


    Sim-Off:

    Nicht anklopfen, sofort melden. ;)

    Es brauchte einen Moment, bis der Maiordomus realisierte, dass das hier kein x-beliebiges Anliegen eines einfachen Soldaten war, sondern größeres bedeutete. Die Sache mit dem neuen Legatus half da deutlich, auch wenn es irritierend war diese Botschaft von einem Soldaten zu hören und nicht vom Legatus selbst.
    Der Mann glotzte daher einen Moment lang ziemlich doof, bevor er sich zusammenriss und sich mit 'Natürlich, einen Moment.' Zeit kaufte um ins Innere des Praetoriums zu eilen und dem 'alten' Legatus Augusti ausrichten zu lassen, dass er nunmehr alt war... und offensichtlich nicht mehr lange im Amt. Wenn das stimmte, was der junge Bursche da ausrichtete. Scherze machten die Soldaten des Lagerkollers gerne immer wieder - nur eher selten beim Praetorium.


    Einen Moment später stand ein deutlich älterer Herr vor dem Soldaten und blickte den Mann erwartungsvoll an: "Nun, hier bin ich... bring mich zu diesem neuen Legaten."

    Es war selbstverständlich der Ostiarius, der dem jungen Tiro die Tür öffnete und diesem fragend entgegensah. Es brachte ja nichts, dem Jungen klarzumachen, dass er hier vor dem Praetorium stand. Jeder wusste, dass es das war, also konnte man auch davon ausgehen, dass jeder wusste was er wollte wenn er hier klopfte.


    "Was gibt's?", sprach der im jahrelangen Umgang mit Soldaten ziemlich abgestumpfte Mann und machte sich nicht einmal die Mühe, die Tür mehr als einen Spaltweit zu öffnen.

    http://www.kulueke.net/pics/ir…/f-roemer-soldaten/37.jpg Es war garnicht so leicht gewesen, einfach hier zu bleiben und darauf achtzugeben, dass dem Willen des Statthalters Folge geleistet wurde. Natürlich hätte Lucius sich einfach verdrücken können, nachdem er die Hiobsbotschaft verlautet hatte, allerdings war die Gefahr nicht unerheblich, dass die Hochzeit einfach so weitermachte und der Legat sich schließlich darüber wundern durfte, warum sein Befehl nicht durchgesetzt worden war. Die Konsequenzen, gerade für Lucius' Laufbahn (die Position als einfacher Eques Singularis war zu komfortabel und gefahrlos, als dass man sie ohne weiteres gegen den 'alten' Job rücktauschte), wären sicherlich alles andere als schön gewesen, weshalb der junge Soldat sich entschieden hatte in den Hintergrund zu diffundieren und dort aufzupassen, dass ihn hier niemand betuckte. Die vorwurfsvollen und manchmal offen feindseligen Blicke, die er gelegentlich zugeworfen bekam tangierten ihn dann wieder recht wenig, das gehörte zum Job der Leibwache eines hohen Magistraten... solcherlei Blicke gehörten zum sehr beschränkten Widerstandsrepertoir des Fußvolks und auch als absolute Grenze dessen, was man zuließ.


    Irgendwann, die von ihm eingeflunkerte Stunde war sicherlich längst vergangen, kam dann doch Bewegung in die Ganze Sache und Lucius machte sich schon größte Sorgen, dass man jetzt die Geduld verlor und einfach mit der Zeremonie fortfuhr, als lautes Gebrüll (man gewöhnte sich in Germania zwangsläufig daran, das war in etwa die Standardlautstärke) vernommen wurde und lautes Getuschel sich ausbreitete. Lucius regte den Hals um einen Blick auf den Ursprung zu erhaschen, doch, es war nur ein Ehepaar, das zur Gesellschaft hinzugestoßen war. Beruhigt ließ Lucius die Schultern wieder sinken und entspannte sich, was jedoch nur zwei-drei Sekunden anhielt, als er sich an das Gesicht der Ehefrau erinnerte. Die sah dem Weib des neuen Statthalters verdammt ähnlich. Nur um kein Risiko einzugehen reckte Lucius erneut den Hals und sah... sie. Japp, das war die Ehefrau des Statthalters, kein Zweifel. Im Vergleich zu vorhin, als sie noch einen enorm genervten Eindruck gemacht hatte, wirkte sie jetzt schon fast verängstigt, aber ja... das war sie. Um alle Eventualitäten auszuschließen stellte Lucius sich nun auf seine Zehenspitzen und spähte über die verdächtig hochgewachsene Meute (verdammte Klischee-Germanen!) hinüber zu dem Ehepaar und wurde sich nun auch seines neuen Chefs angesichtig. Den man ja eigentlich nicht übersehen konnte, immerhin war der Mann baumhoch.
    Dies war in etwa der Moment, indem in Lucius alle Alarmglocken schrillten, denn: der Statthalter war hier. Alleine. Also: ohne Bewachung. Als Eques Singularis gehörte das in etwa zu den Dingen, die man niemalsnie geschehen lassen durfte, und so zwängte der Soldat sich schnell durch die Masse um einen Weg zum Statthalter zu finden, bugsierte hier und da jemanden zur Seite bis er schließlich vor, bzw. neben dem sich gerade im Gespräch befinden Legatus befand.


    "Legatus.", salutierte Lucius ohne so zu wirken als sei er auf ein Gespräch aus und bezog automatisch Stellung hinter dem großen Duccius, um sich von einem gestressten Höllenboten in einen routinierten Leibwächter zurück zu verwandeln und seinen Dienst zu tun.



    Eques Singularis

    http://www.kulueke.net/pics/ir…/f-roemer-soldaten/37.jpg Während der Duccius an einer Reaktion arbeitete, schaltete sich zu Lucius großem Vergnügen noch ein älterer Herr ein, der sich garnicht erst die Mühe machte seine Rolle in dieser Posse (zu deren Hauptdarsteller ihn sein neuer Kommandant ernannt hatte) aufzuklären und schlichtweg verlangte zu erfahren, wie lange... wie lange was?
    Wie lange er noch leben würde? Gute Frage. Wie lange das hier noch so weitergehen würde? VERDAMMT gute Frage. Der Legat war, gerade erst angekommen, sofort in eine Stabssitzung mit dem nunmehr Ex-Legaten gerauscht. Wie lange dauerte so etwas? Stunden. Ja, Lucius hatte als Eques Singularis des Legionslegaten durchaus miterleben dürfen wie sich dieser STUNDENlang mit den anderen Offizieren zusammengehockt hatte. Außerdem war ja noch vollkommen offen, ob der Duccius seine Familie hier offensichtlich nur hinhalten... oder sie als kleines Willkommensgeschenk seinerseits einfach nur zum Narren halten wollte.


    "Eine... Stunde?", antwortete Lucius schließlich zögerlich, als die Ruhe ihn quasi erdrücken wollte. Viel Wahrheit war in dieser Antwort nicht drin, höchstens eine Mutmaßung... und verdammt viel Hoffnung.



    Eques Singularis

    http://www.kulueke.net/pics/ir…/f-roemer-soldaten/37.jpg Als die Braut wie eine Furie auf ihn losging, machte der Leibwächter des Statthalters dann doch ganz unwillkürlich einen Satz nach hinten. Es war darauf gedrillt worden Barbaren niederzumachen, aber keine wütende Hochzeitsmeute! Andererseits... die Duccii, ne?
    Klar war das keine schöne Nachricht (auch wenn in seinem dunklen Kämmerlein irgendwo nachhallte, dass der Statthalter ja nicht die Hochzeit verboten hatte. Nur die Fortführung derselben. Gleichzeitig aber war ihm klar, dass das kaum die Braut beruhigen würde.) aber die Wortwahl der Brautleute war... gewagt. Um es gelinde zu sagen. Natürlich verloren selbst Soldaten mal ein weniger schönes Wort über ihre Vorgesetzten, dies aber sicherlich nicht in derart öffentlichem Rahmen.


    Als dann auch noch der Vater der Braut ankam, beschloss Lucius ganz spontan den neuen Legaten nicht zu mögen. Doch anstelle neuer Schelle zeigte der Mann absolute Nerven... und faltete seine Tochter zusammen. Und deren Ehemann-in-spe. Hätte Lucius derartige Anwandlungen gehabt, dies wäre der Moment gewesen in dem er den Duccius geküsst hätte. Hatte er aber nicht, dementsprechend tat er es auch nicht. Was übrig blieb, war ein erleichtertes Zucken in den Mundwinkeln des Soldaten, als er antwortete: "Der Statthalter hat keinen Grund genannt, Duccius. Er hat mir einfach nur befohlen, die Zeremonie aufzuhalten." Und nicht zu sagen, wer er war... da kam es ihm gerade sehr recht, dass der Duccius einfach vom (seit heute ehemaligen Statthalter) Vinicius sprach.



    Eques Singularis

    http://www.kulueke.net/pics/ir…/f-roemer-soldaten/37.jpg Och menno... es hätte ja auch so einfach sein können. Nein, natürlich hatte es das nicht. Und natürlich war der erste, der hier Stunk machte auch noch einer von der Legion. Lucius erkannte den Kerl, immerhin war die Legionsreiterei mit etwas mehr als hundert Leuten sehr überschaubar, vor allem an Offizieren. Der junge Soldat, bis vor fünf Minuten unheimlich stolz zu den Equites Singularis zu gehören, schluckte sichtbar und musste sich alle Mühe geben vor dem Helvetius nicht zu schrumpfen. Die Gewissheit der Befehlsquelle allerdings ließ ihn dann die Zähne zusammenbeißen, denn das größere Übel wartete anderswo.


    "Mit Verlaub, Decurio...", knirschte der Eques also mit den Zähnen und trat die Flucht nach vorne, "...als Grund hat der Statthalter nur 'Weil ich es kann.' angegeben. Die Feierlichkeiten sollen nicht fortgeführt werden... und alle dort bleiben, wo sie sind."



    Eques Singularis

    http://www.kulueke.net/pics/ir…/f-roemer-soldaten/37.jpg Er fühlte sich nicht ganz wohl in seiner Haut. Ganz und garnicht wohl in seiner Haut. Man hätte meinen können, der Neue würde es ruhiger angehen lassen (sie hatten sogar drauf gewettet), aber Lucius hatte seine Wette (eben DASS der Neue es ruhiger angehen lassen würde) eine halbe Stunde nachdem er angekommen war verloren.
    Mit einem enorm miesen Gefühl in seiner Magengegend war er die Via Borbetomaga hinunter bis zum Anwesen der mächtigsten Familie der Provinz gerauscht, den Pfad bis zur Villa und schließlich zu Fuß weiter, bis man ihn an den Ort der Festlichkeit leitete. Und hier stand er nun, im Beisein eines Großteils der Provinzelite. Es war einfacher gewesen auf die Vescularianer zuzumarschieren, immerhin hatte er zu jener Zeit links und rechts und vor und hinter sich Kameraden gehabt.
    Hier aber war er allein... in einer Meute feierwütiger Bonzen, die ihm allesamt das Leben zur Hölle machen konnten. Kein Grund nicht zu fliehen, hätte nicht jener gewartet, der schlimmer als alle anderen hier die Möglichkeit hatte, ihm den Rest seines Lebens zu versauen.


    Lucius schluckte, straffte die Schultern und brachte es hinter sich: vielleicht bekäm er seinen Wetteinsatz zurück, wenn er diese Geschichte erzählte.
    "DER LEGATUS AUGUSTI PRO PRAETORE DER PROVINCIA GERMANIA SUPERIOR...", krächzte Lucius, der aus unerfindlichen Gründen auf einmal sehr, sehr heiser war, "...VERBIETET, DASS DIESE FEIERLICHKEIT FORTGEFÜHRT WIRD! Mars steh mir bei..."



    Eques Singularis


    Der Centurio nickte, sogar ein wenig beifällig, bei den Worten des Tiros. „Korrekt“, sagte er zu dem jungen Mann, und fuhr mit lauterer Stimme an alle gewandt fort: „Je nach Einsatz kann es vorkommen, dass wir mit zwei Pila losziehen – einem leichten, einem schweren, wobei hoffentlich jedem von euch Hänflingen klar ist, welches wann eingesetzt werden soll...“ Darauf erwartete Siculus Celer nicht wirklich eine Antwort, machte aber trotzdem eine Pause, nur für den Fall, dass irgendwer was sagen wollte dazu. „So, und jetzt fangt mal an. Denkt vor allem an eins: es kommt nicht so sehr drauf an, punktgenau ein Ziel zu treffen. Achtet lieber drauf, erst mal eine vernünftige Wurftechnik hinzukriegen, damit das Ding gscheit fliegt.“