Dem Medicus war bewusst, dass der Blutverlust zwar ordentlich war, der Mann vor ihm jedoch grundsätzlich vor Kraft strotzte. Er würde den Verlust bald ausgleichen.
"Glaub´mir, ich verstehe was von meiner Kunst", knurrte er deshalb und wandte seinen Blick nicht von dem in die Schüssel tropfenden Blut. Als die schaumige Konstistenz sich veränderte, frisch, rot und ohne Lufteinschlüsse erschien, begann er die Aderlasswunden mit Druckverbänden zu verschließen. Zuletzt nahm er den Schröpfkopf von der Wunde. Auch in diesem hatte sich noch eine ordentliche Menge Blut gesammelt.
Pupillus nickte zufrieden. Er verband die Wunde.
"Das muss ich morgen wieder kontrollieren. Bis dahin werde ich dir einen Schmerztrank geben. Du wirst den Rest des Tages und die Nacht über Schlafen. Die Wirkung tritt schnell ein, wenn du nüchtern bist. Es ist also besser, du nächtigst heute in einer der Kammern, die für die Patienten vorgesehen sind. Dann kann ich nach dir sehen und dir mogen auch ein nahrhaftes Frühstück bringen lassen. Du musst jetzt viel trinken um den Blutverlust auszugleichen. Verdünnten Wein am besten."
Der Medicus stellte sich an den Tisch auf dem ein Mortarium darauf wartete zum Einsatz zu kommen. Aus einem Kästchen entnahm Pupillus ein paar Harzkrümel und zerdrückte sie gemeinsam mit einigen Kräutern und Honig zu einer Paste. Anschließend fügte er Wein zu. Als er alles sorgfältig vermischt hatte, goss er es in einen Becher um. Das Gebräu roch harzig und schwefelig, doch Wein und Honig verdeckten die Arzneien ein wenig.
"Setz dich jetzt auf. Du wirst etwas wackelig auf den Beinen sein. Auch aus diesem Grund hätte ich dich gerne in meiner Nähe."
Er wartete bis der Tribun saß und einen halbwegs gefestigten Eindruck machte. Dann überreichte er ihm den Becher. "Hier, trink das!"