Beiträge von Centurio Legionis II

    Dem Medicus war bewusst, dass der Blutverlust zwar ordentlich war, der Mann vor ihm jedoch grundsätzlich vor Kraft strotzte. Er würde den Verlust bald ausgleichen.
    "Glaub´mir, ich verstehe was von meiner Kunst", knurrte er deshalb und wandte seinen Blick nicht von dem in die Schüssel tropfenden Blut. Als die schaumige Konstistenz sich veränderte, frisch, rot und ohne Lufteinschlüsse erschien, begann er die Aderlasswunden mit Druckverbänden zu verschließen. Zuletzt nahm er den Schröpfkopf von der Wunde. Auch in diesem hatte sich noch eine ordentliche Menge Blut gesammelt.


    Pupillus nickte zufrieden. Er verband die Wunde.
    "Das muss ich morgen wieder kontrollieren. Bis dahin werde ich dir einen Schmerztrank geben. Du wirst den Rest des Tages und die Nacht über Schlafen. Die Wirkung tritt schnell ein, wenn du nüchtern bist. Es ist also besser, du nächtigst heute in einer der Kammern, die für die Patienten vorgesehen sind. Dann kann ich nach dir sehen und dir mogen auch ein nahrhaftes Frühstück bringen lassen. Du musst jetzt viel trinken um den Blutverlust auszugleichen. Verdünnten Wein am besten."


    Der Medicus stellte sich an den Tisch auf dem ein Mortarium darauf wartete zum Einsatz zu kommen. Aus einem Kästchen entnahm Pupillus ein paar Harzkrümel und zerdrückte sie gemeinsam mit einigen Kräutern und Honig zu einer Paste. Anschließend fügte er Wein zu. Als er alles sorgfältig vermischt hatte, goss er es in einen Becher um. Das Gebräu roch harzig und schwefelig, doch Wein und Honig verdeckten die Arzneien ein wenig.
    "Setz dich jetzt auf. Du wirst etwas wackelig auf den Beinen sein. Auch aus diesem Grund hätte ich dich gerne in meiner Nähe."


    Er wartete bis der Tribun saß und einen halbwegs gefestigten Eindruck machte. Dann überreichte er ihm den Becher. "Hier, trink das!"

    Jawohl, so ist es! Im Stillen triumphierte Pupillus. Ja, er war der Medicus, der das Wissen hatte und Massa war ihm vollkommen ausgeliefert. Ungerührt führte Tuscilius Pupillus den Schröpfkopf zügig über die Wunde. Der Rand des Bronzegefäßes war heiß. Er wartete auf den Schmerzenslaut des Tribuns, der wie erwartet kam. Das Blut aus der frisch geöffneten Wunde strömte durch den Unterdruck, den Pupillus mit der Flamme im Schröpfkopf erzeugt hatte, in die bauchige Öffnung.


    Für den Medicus war die Schmerzäußerung das gewünschte Signal, dass der Schröpfkopf richtig saß. Er würde das verunreinigte Blut mit allen fremden Atomen aus der Wunde ziehen.
    Nun schob Pupillus eine Schüssel unter den Unterarm des Offiziers bis über den Ellbogen hinaus. Er zückte das Skalpell und schlitzte die Mittelvene der Ellbeuge und eine weitere an der radialen Seite des Unterarms auf. Die künstliche Öffnung im Unterarm sollte das schlechte Blut, dass vom Schröfkopf nicht erreicht wurde, ableiten, die Öffnung in der Ellbeuge eventuelle Verunreinigungen, die bereits im venösen System aufwärts in Richtung Herz gezogen waren. Blut quoll hervor, frisch und ein wenig schaumig. Ein Zeichen der Verunreinigung! Schleim und Feuchtigkeit!
    Ein stilles Lächeln zeigte sich auf Pupillus Gesicht. Einem anderen Schmerzen zuzufügen machte ihm sichtliche Freude. Dementsprechend fragte er scheinheilig: "Tut´s weh?"

    Die heftige Reaktion des Tribuns überraschte Pupillus. Er zog es vor nicht aufzubegehren sondern seine Arbeit zu tun. Britannia war ein zu ungemütlicher Ort um dort seine letzten Jahre bis zur Entlassung aus der Legio zu verbringen.
    "Ich nehme an, es war ein Fremdkörper eingedrungen?", knurrte Pupillus zwischen den Zähnen hervor während er zu einem Bord an der Wand ging, auf dem bronzene glockenartige Gebide standen.



    Er holte eine der Bronzeglocken herunter und kam zu Massa.
    "Es sind Giftstoffe eingedrungen, die deinen Körper überschwemmen können. Das macht eine Dyskrasie. Sie löst Wundfieber und die Sepsis an, die tödlich sein kann... nein wird, wenn du dich nicht fachkundig behandeln lässt. Um das verunreinigte Blut loszuwerden muss ich zum einen die Gifte aus der Wunde ziehen, zum anderen einen Aderlass machen, um das verunreinigte Blut abzulassen. Gegen Schmerzen und Wundfieber bekommst du nachher was. Leg dich hin!"
    Der letzte Satz war eindeutig ein Befehl und es schien auch als dulde der Medicus keine Widerrede. Er erwärmte den Schröpfkopf über einer Flamme und bereitete eine Schüssel und ein Skalpell für den Aderlass vor.


    Der Medicus kannte sein Gegenüber noch nicht. Das was er hörte, klang unspektakulär. Eine versorgte Verletzung. Naja Schmerzen.... der Begriff war ja dehnbar und sehr subjektiv.
    "Zeig her", knurrte er. Dann besah er sich die ordentlich verbundene Stelle am Arm. Er wickelte den Verband ab und pfiff durch die Zähne. Oha. Das sah nicht wirklich gut aus. Eine offene Wunde, eindeutig präzise geschnitten aber nicht vernäht und über die Ellbeuge hinauf zog sich bereits eine bläuliche Linie. Sepsis!
    "Was war da los? Das hast du nicht selbst gemacht! Wer hat das geöffnet? Und womit? Das ist unsauber gemacht. Du hast eine Sepsis! Das ist stümperhaft!"
    Pupillus bellte unwirsch, während er grob die Wundränder auseinanderzog und die frische Wunde erneut zum Bluten brachte.

    Als sich die Tür öffnete, legte Pupillus die Pinzette eilig zur Seite. Der Mann der eintrat war an der Tuinka mit dem Angusticlavius als aus dem Ritterstand erkennbar. Er war weiß wie eine gekalkte Wand. Ein Magen-Darm-Infekt?
    "Salve, Tribuns. Ich bin der diensthabende Medicus. Faustus Tuscilius Pupillus. Was kann ich für dich tun?"

    ja, dies hier war eine Übung, bei der Erfolg und Misserfolg sich nicht direkt in Schmerzen zeigten, daher waren es die Jubelrufe, die laut die Erfolge verkündeten, statt Schmerzensrufe Misserfolge. Der optio lächelte in sich hinein.


    "Das wäre in der Tat besser für euch." nickte der optio durchaus amüsiert.
    "Aber stellen wir uns mal vor, ihr steht auf sechs Mann breite gestaffelt. Also schlapp 12 Mann tief. Und es wirft eine Reihe mitten aus der Mitte. Was passiert wenn die ausholen? Richtig der Hintermann hat den Fuß des Speeres in den Weichteilen. Also müssen die Reihen auseinandergezogen werden. Und wo landen dann die pila der hinteren Reihe?"

    Faustus Tuscilius Pupillus, der dienstälteste Medicus der Legio saß im Behandlungsraum des Valetudinariums und langweilte sich. Er hatte alle verletzten oder sonstwie erkrankten Legionäre behandelt. Viel war nicht los. Die üblichen kleinen Wehwehchen von den täglichen Übungen auf dem Campus, einer mit einer Erkältung und einer mit Durchfall.


    Die Langeweile vertrieb sich Pupillus indem er mit einer Pinzette und einem Spiegel lästigen Nasenhaaren an den Pelz ging. Von schmerzvollen Grunzern begleitet rupfte er die vorwitzigen Haare aus, die sich aus seiner großen runden Nase nach draußen wagten.

    "Einsammeln!" bellte der optio und so geschah es auch.
    Nachdem alle Werfer der ersten Reihe ihre Speere wieder eingesammelt hatten, hieß er sie halten, zurücktreten und die zweite Reihe durfte werfen. So ging es ein paar Mal rund, dann stellte er den Soldaten eine Frage, als zumindest die meisten die Ziele halbwegs trafen.:
    "Das war die Übung. Wer von euch glaubt, dass das im Ernstfall genauso gut funktionieren würde?"

    "Richtig!" bestätigte der optio.
    "Am besten streckt ihr die linke Hand in die Richtung aus, in die das pilum gehen soll. Dann habt ihr erstens die Richtung, zweitens ist es einfach das Gleichgewicht zu halten."


    Der optio nahm sich eines der pila und führte vor welche Bewegung mit links er meinte. Der Wurfspeer vollzog einen flachen Bogen und durchbohrte die Burst der Strohpuppe.
    "Die Kunst ist das Loslassen. Es muss am richtigen Punkt erfolgen, wenn ihr das Ziel treffen wollt. Zu früh und hier habt 'nen hohen Bogen und keine Wucht mehr im Wurf. Zu spät und ihr haut das Ding vor euch in den Boden. Fragen?"


    "Gut, dann versucht es selbst. Da drüben ist die Barbarenhorde, die euch entgegen stürmt. haltet sie auf!"

    An einem anderen Morgen auf dem Campus konnten die tirones schon aus der Ferne aufgestellte Strohsäcke erkennen, die auf einer Linie am Ende des Campus standen. Begrüßt wurden sie auch heute wieder von dem bekannten optio.


    "Guten morgen ihr Schlafmützen." das warr nicht mal hämisch gemeint, der optio war tatsächlich ein Frühaufsteher und nach Sonnenaufgang hielt ihn nichts mehr im Bett.
    "Wir machen heute praktische Übungen mit dem pilum. Der centurio hat euch dazu gestern was erklärt. Wer möchte sich an einer Wiederholung versuchen?"

    Den gesamten restlichen Tag hatte der optio sie über den Platz gescheucht, bis die Reihen halbwegs nach eben solchen aussahen. Dann rief er sie ein letztes Mal zusammen:
    "Gut, das war's. Ihr seit für heute entlassen."
    Mit einem mal änderten sich Haltung und Gesichtsausdruck. Jetzt war er -- beinahe typisch für die Mittelstellung des optios -- weniger Vorgesetzter als älterer Kamerad.
    "Wenn ich noch nen Tipp von nem Veteranen wollt. Geht in die Terme. Eure Glieder brauchen die Wärme, sonst könnt ihr morgen vor Schmerzen keinen Schritt vor den anderen tun. Und trinkt was. Die posca schmeckt am Anfang zwar widerlich, aber ihr gewöhnt euch dran." Wie die tirones sich wohl an so manches würden gewöhnen müssen.

    Die Korrekturen, die der optio mit seinem Stab ausführte waren nicht zuletzt deshalb effektiv, weil sie recht schmerzhaft sein konnten.
    "Hier wird nicht stehen geblieben," bellte der optio als einige Männer auf der Innenseite meinten beim schwenken anhalten zu dürfen. "Immer weiter laufen, ganz kleine Schritte am Platz. Und ihr da draußen, größere Schritte verdammt. Die Reihen bleiben auch beim schwenken gerade!"


    Der optio gab den Befehl zum Neuaufstellen, dann hieß es abmarschieren. Der optio gab nun ein langsameres Tempo vor und schon nach wenigen Schritten kam erneut der Befehl zum Schwenken, streckte der optio erneut Hand und Optionenstab aus, damit die Männer, die nach der Neuordnung in der ersten Reihe standen etwas hatten, woran sie sich orientieren konnten.


    Legionär


    Als der Name fiel, klingelte es bei dem Soldaten. Das war also der neue Tribunus Angusticlavius, der angekündigt wurde. Da er sich aber nur mit seinem Namen vorstellte grüßte der Soldat auch nicht militärischen. „Dann willkommen in unserer schönen Stadt zu zur Castra der Legio II Germanicae geht es dort entlang.“ Sagte der Mann und wies dem Neuankömmling den Weg.

    Sim-Off:

    Dann übernehm ich das mal


    Der centurio war kurzfristig weggerufen worden, stattdessen stand urplötzlich einer seiner Kollegen auf dem Campus. Der sah das eiernde pilum und traute seinen Augen nicht.


    Unsanft entriss er dem nächststehenden tiro den leichten Wurfspieß und Sekunden später nahm das Unheil seinen Lauf.
    "So eine hirnverbrannte Scheiße!" brüllte der centurio an keinen speziellen Adressaten gerichtet.
    "Welcher Schwachkopf hat denn den Mist hier rausgegeben. Fehlerhafter Müll ist das verdreckter. Und ihr Idioten merkt nicht mal, wenn eure Waffen vollkommen unbalanciert sind. Also herhöhr'n!"
    Kunstpause um die Aufmerksam der Männer wirklich zu haben.
    "Irgendein Schwachkopf in der Materialausgabe hat Mist gebaut. Ihr habt die Schäfte für die leichten pila bekommen. Und Spitzen für die schweren. Damit sind die Waffen unwuchtig und nur scheiß scher ins Ziel zu bringen. Glückwunsch, die Übung heute wird besonders viel Spaß machen."


    "Wenn wir uns von dieser Scheiße mal nicht aus der Ruhe bringen lassen: Was is das Problem wenn eine legio im Feld ihre Waffen schleudern will?

    "Und gleich noch einmal!", bellte der otio. erneut befahl er ein "Retro" und schickte die Soldaten noch mal über den Canmpus. So ging das noch einige Male hin und her und den tirones wurde vermutlich langsam langweilig, als ein ungewohnter Befehl sie wieder aus dem Trott und auch dem Tritt brachte:
    "Haltet die Linie!" brüllte er noch einmal und streckte dann seinen Arm zur Seite. Dieser bedeutete der ersten Reihe wie sie sich zu richten hatten, dann hieß es.
    "Ad dextram!"
    Die tirones sollten einen Schwenk vollführen.

    "'Geht so für's erste Mal' sagt er", schnaubte der optio und lachte erst ein wenig höhnisch, dann wurde sein Grinsen freundlicher.
    "Jungs, ich bin fast sowas wie beeindruckt. Ihr seit der erste Sauhaufen, der das hier geschafft hat, ohne dass sich ein einziger Mann auf die Schnauze gelegt hat. Und zu Belohnung geb ich euch einen Tipp. Eure Schritte müssen genau so lang sein, dass ihr nach zwei Schritten da steht, wo jetzt euer Vordermann ist. Verstanden? Gut. Dann also gleich nochmal. Retro!" ~ kehrt euch.


    "Centuria! Aequatibus passibus! Pergite! Lae- vum Lae- vum! [...]"
    Dieses mal gab der optio den Takt so lange vor, bis sie das andere Ende des Campus tatsächlich erreicht hatten.

    "Schnauze!" brüllte der optio als er von irgendwo eine geflüsterte Stimme hörte. Zuordnen hatte er sie nicht können und ehrlich gesagt konnte niemand sicher sagen, ob er sich nur eingebildet hatte, dass jemand gesprochen hatte. Daher unterblieben weitere Strafmaßnahmen. Vorerst.


    "Also dann, wir versuch jetzt mal gemeinsam an das andere Ende des Campus zu kommen. Rechter Fuß zuerst. Und Lae- Vum! Lae- Vum! Lae- Vum!"


    Einige Dutzend male brüllte der optio den Takt vor bis sie endlich auf der anderen Seite angekommen waren. Als sie dort waren sah die Formation aus wie ... ja wie eigentlich?
    "Tiro Licinius! Wie erfolgreich wart ihr nach deiner Meinung?"