Es war eine leichte Nervosität in ihren Zügen zu erkennen. Nicht, dass sie böse Gedanken gehegt hätte, doch kaum dass sie die beiden Männer sah wurde ihr wieder unwohl. Ihr wurde wieder bewusst zu was für einer wichtigen Person sie hier Kontakt suchte und wie unbedeutend sie selbst in jeglicher Lebenslage gewesen war. Sie strich sich mit den Fingerspitzen noch einmal kurz durchs Haar, zupfte sich ihre Tunika rasch zurecht und antwortete dann.
>Mein Name ist Prudentia Aquilia. Ich ersuche um ein Gespräch mit dem Senator.< versuchte sie sich möglichst gewählt auszudrücken. Immerhin wollte sie einen bleibenden - guten - Eindruck hinterlassen. Unruhig blinzelte sie immer wieder und wagte es auch nicht recht, den Männern in die Augen zu sehen. Wie unruhig sie letztlich wirkte, wurde ihr gar nicht richtig bewusst.
Beiträge von Prudentia Aquilia
-
-
Meine Verwirrung hatte lange Zeit keinen Halt gefunden... Ich wusste nicht mehr, was ich tun sollte. Nun hatte ich einen Prudentius gefunden und er war Senator. Werter Leser, du wirst sicherlich verstehen dass mich diese Tatsache so erschreckte, dass ich die Flucht ergriff. Ich konnte nicht begreifen dass mein Vater mir niemals davon erzählte. Vielleicht hätte Mutter durch bessere medizinische Versorgung gerettet werden können und überhaupt hätten wir vermutlich höheren Wohlstand gehabt. Aber wir lebten lange Zeit so, als gäbe es nur unseren Familienzweig. Nein, eigentlich lebten wir immer so. Nun sammelte ich mein letztes Erspartes zusammen, um den leicht herausgefundenen Wohnort des Prudentius Commodus zu besuchen, hoffend, herauszufinden wer er ist.
Wieder hatte Prudentia sich bei einem fahrenden Händler 'eingeschifft' um in Richtung Colonia Claudia Ara Agrippinensium zu gelangen. Sie hatte ihm ein höheres Gehalt zusprechen müssen, damit er sie vor die Türe des Landgutes geleitet, doch immerhin war sie auf den Spuren der Familienvergangenheit und die war diesen Preis auf jeden Fall wert. Nach einem Ianitor suchend blickte sie sich um, denn sie getraute sich nicht Recht, sich einfach dem Abwesen zu nähern. Derweil hörte sie wie das Pferdegetrappel und Knarren des Wagens sich wieder in die entgegengesetzte Richtung entfernte, um letztlich völlig abzuklingen.
-
Prolog: Wie an sovielen Tagen suchte ich mir auch diesen aus, um ein wenig die Straßen abzulaufen. Mittlerweile kannte ich mich nicht mehr ganz so schlecht in Mogontiacum aus. Doch mir wurde nachgestellt. Ein älterer Mann, möglicherweise um die vierzig Jahre herum ließ einfach nicht von mir ab. Er roch stark nach zuviel Alkohol und ich hoffte sehr, ich würde ihn irgendwie abwimmeln können...
Noch einmal wandte sich die junge Frau zu dem Herrn um, der beständig versuchte sie dazu zu überreden, den Nachmittag und den Abend mit ihr zu verbringen. Sie war nicht naiv und das würde sie sich sicherlich nicht bieten lassen. Sie wusste wo der Abend bei 'freundlichen' Verabredungen für gewöhnlich endete und das war das letzte was sie wollte. Im Gegensatz zu vielen anderen Herren allerdings verstand dieser kein 'Nein' und so sah sie ihn mit zorneserfülltem Blick an.
"Geh. Lass mich. Such dir eine andere auf der du deine schmutzigen Finger lassen kannst." schalt sie ihn mit lauter Stimme. Sie kam gerade aus den Thermen, da sie fand, dass es allmählich wieder Zeit war sich der Reinigung hinzugeben. Und kaum dass sie die Stufen hinunterschritt wurde sie angesprochen. Anscheinend hatte der Mann sogar auf eine Frau gewartet, die er ansprechen konnte. Hilfesuchend sandte sie ihren Blick in die Runde. Sie sah zwei Männer, die sie für Militaristen hielt und schätzte diese als Stadtwache ein, doch laut nach Hilfe zu rufen getraute sie sich doch nicht.Sim-Off: Wenn ich denn darf... Und ich schätze ihr tragt die rote Soldatentunika, deshalb meine Spekulationen.
-
Sie hingegen verbarg ihre Überraschung nicht. Ihre Gesichtsszüge glitten völlig aus dem gewohnten Rahmen und irrtiert starrte sie ihn an. Niemals hätte sie damit gerechnet. Aber vielleicht hatte er sich verhört?
"Prudentia! Es kann nicht sein, dass wir im Senat sind. Das müsste ich wissen." fügte sie eiligst an, während sich ein leichtes Lächeln auf ihr Gesicht legte. Der Unglauben machte einer Selbstsicherheit Platz. Nein, equites hätte sie noch geglaubt aber niemals einen Senator. Dann hätte ihr Vater nicht um seine Existenz kämpfen müssen. -
Mit nunmehr wachen Augen musterte sie den römischen Senator. Er fragte nach ihrer Familie. Sie ahnte ja nicht, dass ihm der Name mehr als nur geläufig sein könnte. Doch zu Recht. Wie konnte sie denn auch vermuten, mit einem Senator verwandt zu sein? In ihrem Leben hatte sie keinen anderen Prudentia als Vater und Mutter gekannt. Namentlich noch ihre Großeltern - aber ansonsten?
"Prudentia. Ich heiße Prudentia Aquilia." platzte es aus ihr heraus, als ginge sie der Annahme dass dies etwas besonderes war und er sich nun fürchten müsse, Ärger zu bekommen. Und auch dass der Trotz nun leicht in ihren Augen blitzte, ließ sich nicht vermeiden. -
Nun zeichnete sich deutlich Ratlosigkeit auf ihrem Gesicht ab, die sich allerdings langsam in Erbostheit wandelte. Allerdings obsiegte ihre Angst vor einer Strafe der Frechheit ihre Meinung kundzutun. Wieder so eine Eigenschaft der Reichen sich die Armen zunutze zu machen und als Gegenstand zu bezeichnen. Sie selbst hatten auch einen Sklaven, doch er lebte zu seinen Lebzeiten wie ein Familienmitglied. Wie ihr Großvater.
"Ich fürchte dann könnte ich deine Forderungen nicht erfüllen. Ich wüsste nicht einmal Verwandtschaft die Geld hätte." entgegnete sie trocken. Genauer gesagt kannte sie nicht einen einzigen Verwandten, aber sie wollte ihm nicht eingestehen, dass sie wirklich allein in Mogontiacum war. -
Allmählich begann sie sich zu fragen, ob seine Fragen nicht zu weit gingen und sie überhaupt noch antworten sollte. Immerhin waren auch die Reichen sicherlich nicht harmlos und wenn er erst ihre hilflose Lage kannte.. Man hörte des Öfteren von Bürgern die in der Sklaverei endeten und denen niemand Gehör schenkte, wenn sie sich wehrten. So festigte sich ihr Blick wieder. Mit einem Blick auf die Wächter um ihn herum wurde ihre kleine Rebellion gegen die eigenen Gefühle allerdings wieder niedergeschlagen und sie antwortete wahrheitsgemäß.
"Mit diesem Sommer zähle ich 17." Dass sie damit eine Frage unbeantwortet ließ, fiel ihm vielleicht gar nicht erst auf. Aber die Frage würde sie auch nicht beantworten. Noch einmal begann ihr Widerwille aufzubegehren.
"Ich habe mich doch bereits entschuldigt. Warum fragst du noch weiter, Senator?" Zwar klang ihre Frage unfreundlich formuliert, doch der Tonfall war nach wie vor höflich. -
Mit deutlich anmerkbarer Skepsis beobachtete sie den Senator, doch ihre Nervosität ließ keine weiteren Gedanken zu. Sie behielt angespannt ihre Umgebung im Blick um auf eventuelle Griffe gefasst zu sein, doch nichts von alledem geschah. Stattdessen folgte eine weitere Frage, die ihr nicht das erste Mal gestellt wurde. Sie richtete den Blick wieder betroffen, scheinbar betroffen, zu Boden.
"Niemand ist für mich zuständig, Senator. Ich wohne hier in Mogontiacum, Senator, seit kurzem zumindest. Vorher weilte ich in Bonna." Innigst wünschte sie sich, entlassen zu werden. Sie fühlte sich wie eine Diebin.
"Doch warum willst Du das wissen, Senator? Wenn mir diese Frage erlaubt ist, natürlich nur." erkundigte sie sich dann doch. -
Als sie sich von dem Senator angesprochen fühlte, spürte sie Panik in sich aufsteigen. Es war Panik im kleinen Maße, doch die Ratlosigkeit war nicht zu leugnen. Zum Glück stellte er ihr eine direkte Frage, sodass sie nicht weiter über ihr Versehen sprechen musste. Doch die Frage zog einige andere Fragen mit sich. War lügen wirklich so schlecht? - ist eine von ihnen. Es war sicher nicht klug wenn sie nun ihren Namen nannte. Am Ende würde man sie gefangen nehmen oder sogar in den Circus schicken.
"Aquilia, Herr." nuschelte sie also. Die Röte war einer ängstlichen Blässe gewichen, während sie den Blick fast demütig auf den Boden richtete. Am liebsten würde sie nun davonlaufen. Was war die Strafe wenn man einen Reichen - einen Senator - in seiner Ruhe störte? Er wirkte so verärgert... -
Ihr Kinn hob sich sogleich mit ihrem Kopf ein kleines Stück und nicht wenig überrascht wandte sie ihr Gesicht wieder in seine Richtung. Sie hatte kein bisschen in diese Richtung gedacht. Dass sie so früh eine Stellung angeboten bekommen würde. Dass es vor Allem durch so einen Zufall geschah.
"Ich.. Das hört sich nicht schlecht an. Aber ich muss mir den Gedanken noch etwas länger durch den Kopf gehen lassen, ja?" Auch wenn sie versuchte ihren Satz korrekt auszuformulieren war deutlich zu hören, wie sehr sie doch von seinem Angebot überrascht war. Und doch war sie auch froh, nicht sogleich zugesagt zu haben. Sie wollte erst mehr über ihn wissen. Ob er verlässlich war und weitere dieserlei Dinge. Ob es schon die rechte Zeit war, jetzt zu entscheiden? Ob noch ein besserer Zeitpunkt kommen würde? -
Dieses Mal ließ sie ihn völlig aussprechen, bis sie Antwort auf ihre Frage erhielt. Die Frage, ob sie diesen schauerlichen Ort nicht lieber verlassen sollten. Sie sprachen zuviel durcheinander, was sie sich selbst allerdings angesichts mancher Umstände durchaus verzieh. Die Umstände waren vor allen jene des großen Standesunterschiedes und der Aussicht auf Geschichten ferner Länder. Nunja, Geschichten eines einzelnen fernen Landes, aber das würde sicherlich schon spannend genug werden. Eine Aussicht auf den Traum von etwas mehr Geld. Sie hatte kein Interesse an Reichtum. Ja, sie wollte nicht einmal mehr Geld haben als nötig war. Und doch lockte der Gedanke an die Vorzüge von mehr Geld Sehnsüchte aus ihr heraus. Sie hatte in ihrem Leben immer nur in einer etwas wohlbetuchteren Armut gelebt.
"Mit Bonna..." begann sie dann verlegen. Sie kannte keine Karten von Germanien. Für ihn, einen Mann aus der besseren Gesellschaft war es sicherlich selbstverständlich, dass man sein Land von Karten und Geographie her gut kannte. Sie wusste allerdings nur, wie man sich zurecht fand und wie die Gegend aussah. Sie prägte sich immer jedes Detail ihrer Umgebung ein und hatte schon immer einen recht guten Orientierungssinn, was besonders die freie Natur anbelangte.
"Nunja. Ich... weiß, dass Bonna am Rhenus liegt. Im Gegensatz zu Mogontiacum ist es eher eine kleine Stadt. Ich glaube sie lag zudem weiter Flussaufwärts, wenn ich richtig auf meinen Weg geachtet habe." Während sie erzählte, erhitzten sich ihre Wangen ziemlich. Dass ihre Stimme immer leiser und brüchiger ob der Scham wurde, bemerkte sie selbst nicht so richtig. Sie schämte sich, bei den Göttern nicht ihrer Herkunft. Doch einem solchen Mann gegenüber sein Unwissen kundzutun war in gewisser Weise schon äiußerst blamabel. Um rasch von sich abzulenken suchte sie nach Träumen.
"Aber erzähl Du mir lieber ein wenig von Hispania!" warf sie schnell ein, während sie neben ihm her ging. Sie achtete kaum auf die Umgebung, die sie nun durchschritten. Sie suchte nach Fragen die sie ihm stellen konnte. Sie würde nicht mehr oft die Möglichkeit haben, Fragen zu stellen und entblößt hatte sie sich vor ihm ohnehin schon. -
Sie spürte, dass er selbst ziemlich aus der Fassung zu sein schien. Aber sie würde nicht versuchen, ihm die Unsicherheit zu nehmen. Sie hätte ja nicht einmal eine Idee, wie sie dies anstellen könnte. Nun gestattete sie selbst sich einen etwas eingehenderen Blick über sein Gesicht. Aber vielmehr als leichte Hilflosigkeit schien ihr auch dieses nicht zu verraten. Seine Frage ließ sie mit einer leichten Stille verhallen, sofern man das in Anbetrachtet der nicht wenigen Menschen so bezeichnen konnte.
"Ich suche einfach nur nach einer Möglichkeit, um meine Existenz einigermaßen zu sichern. Es ist kein ehrbarer Grund. Ich möchte einfach nur überleben wie viele andere Menschen auch, die ohne Reichtum geboren wurden." erklärte sie mit einem freundlichen Lächeln. Ihre Worte klangen auch nicht bitter sondern einfach nur aufrichtig. -
Zaghaft ließ sie den Stof kurz zwischen ihren Fingern ruhen und entschied dann, dass dieser gewiss zu teuer ist. Sie betrachtet das schöne Nachtblau noch einmal mit einem tiefen Seufzen und wendet sich dann um. Kaum ihr Gesicht in die andere Richtung gedreht, sieht sie sich einem älteren Senator entgegen. Sie sieht ihn beinahe schockiert an und wie es bei einem Schock nun einmal so ist, kann sie den Blick anfangs auch nicht abwenden. Sich ihrer Unverschämtheit bewusst werdend, schaut sie aber rasch wieder zu Boden. So gut es ging war sie Senatoren und Rittern bislang aus dem Weg gegangen. Sie war einfach aus einer völlig anderen Gesellschaftsschicht und sollte sich gar nicht erst auf ihrem Niveau probieren. Kurz hebt sie wieder den Blick, als sie einen Ruf hört.
>Prudentia!< lautete dieser und erschrocken wandte sie sich um. Dabei stolperte sie, wie sie nun einmal war, über die Füße eines der Leibwächter. Für gewöhnlich würde sie lauthals darüber lachen, wenn es kein Leibwächter gewesen wäre. Und der zu schützende Mann ein Senator. Holpernd hielt sie sich an einem der Männer fest und suchte mühsam wieder Halt.
>Dignitas!< brüllte die Stimme weiter und ihr Blick wanderte rasch dort hin. Es schien sich um einen völlig betrunkenen - oder verrückten - Mann zu handeln, der versuchte eine Rede an das Volk zu richten. Ein leises Grinsen stahl sich in ihre Züge, als sie sich allerdings die gegenwärtige Situation ins Gedächtnis rief.
"Oh, Verzeihung." nuschelte sie rasch und wich mit raschen Schritten wieder aus der kleinen Traube, in die sie hineingeplatzt war. Und kaum dass sie wieder in die Realität zurückgeholt wurde, erhitzten sich ihre Wangen um ein Höchstmaß. -
Nun stellt euch einmal vor, euer Weg verschlägt euch auf den Markt. Was ihr sucht ist eigentlich schlicht und ergreifend eine bequeme Tunika die man auch einmal tragen kann, wenn man sich mit einem jungen Mann trifft. Nicht, dass da konkret etwas ansteht, doch für ein solches Kleidungsstück war ich nun einmal unterwegs. Und was ich dann treffen sollte.. Nunja, liest selbst.
In ihrer sandfarbenen Tunika schlenderte Aquilia langsam die Stände entlang. Ihre Erscheinung machte einen deutlich ärmeren Eindruck als an jenem Tag nach ihrer Ankunft. Zwar hatte sie ordentlich die Katzenwäsche eingehalten und roch nicht unangenehm, doch ihr Haar war zottelig zurückgebunden und wirkte nicht mehr besonders frisch. Für regelmäßige Besuche in den öffentlichen Thermen reichte ihr schmales Budget nicht aus. Was noch an den Tag nach ihrer Ankunft in Mogontiacum vor ein paar Wochen erinnerte, waren die dunklen Ringe unter den Augen. Noch immer ließ der Alte sie nicht schlafen, was sie aber mittlerweile mit mehr Amusement hinnahm.
"Oh, die ist ja hübsch!" entfuhr es ihr, als ihr Blick über eine nachtblaue Tunika glitt und direkt darauf die feingliedrigen Finger folgten. Sehr feingliedrige Finger, denn sie hatte drastisch abgenommen. -
Sie musterte ihn vermutlich nicht minder aufmerksam als er sie. Langsam fiel auch die Scheu zu einem kleinen Teil von ihr ab und ließ sie freundlicher und offener erscheinen. Zwar war sie noch immer, natürlicherweise, stark auf Distanz, aber das offene Misstrauen schwand. Sogar ein leichtes Lächeln rang sie sich ab. Auch wenn die Schaulust ihn hierher getrieben hatte, schien er nett zu sein.
"Aus Hispania?" fragte sie neugierig, ließ weitere Forderungen allerdings aus. Er würde schon verstehen, dass sie sich für diesen Landstrich interessierte und so brauchte er nur reden, wenn er wollte. Sie wollte nicht zu neugierig erscheinen. das lag zum einen gar nicht in ihrer Natur das Leben anzugehen, zum Anderen mochte ein Reicher auch schnell missstimmt sein und das wollte sie nun doch nicht riskieren. Nur... warum eigentlich nicht?
"Nein, noch habe ich nichts gefunden. Zwei Tage sind ein zu kurzer Zeitraum. Ich muss mich erst einmal mit der Stadt anfreunden. Ein wenig Kapital habe ich aus Bonna mitbringen können. Das muss erst einmal für Unterkunft und Verpflegung reichen." erklärte sie. Doch in ihren Gedanken suchte sie nach Bildern, die sie sich selbst ausgemalt hatte, als man ihr von den südlicheren Gegenden erzählt hatte. In ihrer Fantasie waren sie beinahe so trocken wie eine Wüste, doch hatte sie ja auch noch keine Möglichkeit gehabt, sich ein richtiges Bild zu schaffen.
"Wollen wir vielleicht.. von hier fortgehen?" schlug sie mit einem etwas beklemmten Seitenblick zur ausgebrannten Taverne hin vor. Sie fand es nicht besonders schicklich an einem solchen Ort ein solches Gespräch zu führen. Eigentlich wollte sie auch die Erkundung fortsetzen, aber zu fragen ob sie sich nicht einmal wiedersehen wollten, getraute sie sich nicht. Warum sollte sie es auch. Man begegnete häufig Menschen, sprach mit ihnen und sah sie nicht wieder. So eine Begegnung würde auch diese sein. Mit der besser gestellten Gesellschaft hatte sie nichts zu tun und wenn sich ihrer beider Wege trennten, trennten sie sich sicherlich für länger. -
Sie fand es nicht überaus wohlerzogen, wenn man sich den Ort des Geschehens aus reiner Neugierde betrachtete, doch es war verständlich. Menschen waren so ausgelegt und auch wenn sie sich das nur selbst sehr ungern eingestand, hatte auch sie schon öfer zugesehen ohne viel zu helfen. So konnte sie ihm kaum einen stillen Vorwurf aus seiner Neugierde machen - wenngleich sie es dennoch nicht schätzte. Gleichzeitig begann sie sich zu fragen, warum sie ihm eine schlechte Eigenschaft zuschreiben wollte. War es vielleicht, dass sie an den Reichen einen Makel sehen wollte, den sie bei ihresgleichen jederzeit bemerkte?
"Ich bin in Bonna aufgewachsen. Dort habe ich auch bis vor kurzem gelebt. Erst mit dem Tod meines Vaters konnte ich mir mein dortiges Leben nicht mehr leisten und musste fort, um Arbeit zu finden." schilderte sie möglichst objektiv die Geschehnisse der letzten Zeit. Sie hatten ihr ganzes Leben umgeworfen und verändert, aber er musste nicht sehen wie es in ihrem Inneren aussah. Sie zweifelte zwar an, dass ein Reicher irgendeinen Nutzen aus ihr ziehen konnte, aber mittlerweile sprach sie ohnehin nicht mehr mit großer Sentimentalität. Es war stets gefährlich, zuviel von sich zu offenbaren.
"Du bist aber auch nicht von hier, oder?" fragte sie mit einem leichten Lächeln. Das war ihr weniger wegen seiner Stimme aufgefallen, denn an seinem dunklen Hautton. In Germanien waren die meisten Menschen blasser als woanders. Sie hatte schon häufig Menschen aus Italia und Hispania gesehen und sie alle wirkten eher bronzen denn weiß. Sie hatte zwar auch einen etwas dunkleren Teint, war gesamt gesehen aber eher blass. Die leichte Farbe hatte sie noch von ihren Eltern geerbt. -
Sim-Off: Entschuldige bitte meine lange Abwesenheit.
Sie nahm seinen Redeschwall mit größter Verwirrung hin. Sie stand ungefähr zwei Schritt von ihm entfernt und betrachtete ihn fast misstrauisch, da sie zu diesem Zeitpunkt noch nicht wusste, dass er nur reden wollte. Beinahe hätte sie Mitleid überkommen. Sie war sich nicht sicher, ob sie ihm viel oder gar kein Selbstvertrauen zutrauen konnte. Fest stand allerdings, dass sie mit dieser Situation nicht recht umgehen konnte. Germanen waren deutlich einfacher gestrickt als Römer. Solche Missverständnisse waren ihr gänzlich unbekannt und etwas unbeholfen suchte sie nach Worten.
"Ich traue dir doch über den Weg. Und vorgestellt habe ich mich doch auch." Kaum waren ihre Worte ausgesprochen, hätte sie sich beinahe vor den Kopf geschlagen. Nicht nur, dass ihre Worte schuldbewusst klangen, nein, sie klangen auch noch irgendwie dämlich. Eben so, wie man es von einem Landei erwarten würde, das gerade einmal lesen und schreiben gelernt hatte. Sie überlegte noch einmal kurz, ehe sie sich entschlossen hatte, etwas an der derzeitigen Situation zu ändern.
"Es tut mir leid, ich war wirklich etwas abweisend. Ich zweifle nicht an deiner guten Absicht, auch wenn ich nicht in dich hineinschauen kann. Vielleicht noch einmal von vorn." Erst jetzt wurden ihr auch seine Worte bewusst, dass er sie als hübsch bezeichnet hatte. Nein, sein genauer Wortlaut war schön gewesen. Es kam ihr befremdlich vor, dass man sie so bezeichnete. Aber gewissermaßen rührte es sie auch, denn Albius kam ihr weniger wie ein Frauenheld vor, denn eher wie ein etwas hilfloser, junger Mann der nicht ganz wusste was er nun noch tun sollte. Also lächelte sie leicht, während sie weitersprach.
"Ich bin Prudentia Aquilia, wohne seit gestern in Mogontiacum und komme aus Bonna. Ich bin hier, um auf meine eigenen Füße zu finden." Zwar war das auch wieder nur die halbe Wahrheit, aber den Rest konnte er ja während eines laufenden Gesprächs erfahren. -
Sie fing sein Schmunzeln auf und ließ ihrerseits ein schwächliches Lächeln erkennen, was bei Erheben seiner Stimme aber einem eher interessierten Blick wich. Man konnte nicht sagen, dass sie vor Neugierde zersprang, doch es war höfliches Interesse. Gleich ob nun er oder sien Vater Senator war, sie würde ihm den gleichen Respekt zukommen lassen müssen, wie auch seinem Vater. Aber der Umstand, dass er Senator war, machte ihr auch deutlich, dass sie in ihm schon einmal keine dauerhafte Freundschaft würde finden können. Sie war einfachster Pleb und sie wusste auch nichts von Senatoren und Praetorianern in ihre Familie, da sie diesen Zweig einfach nicht kannte. Sie konnte nur bis zu ihrem Großvater zurückdenken und nicht einmal den kannte sie persönlich. Nur ihre Eltern.
"Ja, Schaulust treibt wohl die meisten hierher. Bei mir war es eher ein Zufall, ich bin erst vor kurzem in Mogontiacum angekommen. Genauer gesagt - vorgestern. Und heute wollte ich mich in meiner neuen Heimat einmal umschauen." gab sie als Erklärung zm Besten. Dann schwenkte sie den Blick einmal in eine gänzlich andere Richtung, und zwar nach oben. Sie betrachtete den blauen und nur mit Schäfchenwolken bedeckten Himmel. Es würde ein schöner Tag werden und möglicherweise würde sie sich auch einmal außerhalb von Mogontiacum bewegen. Wenn es nicht zu weit von hier war.
"Nein. Es ist auch nicht allzu fern, aber in unmittelbarer Umgebung liegt die Insula nicht." verneinte sie seine Frage mit gebührendem Respekt in der Stimme. Die Scheu vor ihm war deutlich in ihrer leicht schutzsuchenden Haltung verankert, die sie angenommen hatte. Zwar gab sie sich keine Mühe, sich großartig vor ihm zu verstellen, aber ganz konnte sie nicht so tun als ob sie den latus clavus nicht gesehen hätte. Kurz haderte sie mit sich. Sie wusste nicht, warum er die Frage gestellt hatte und deutete sie somit so, als habe er aus reiner Höflichkeit gefragt, um das Gespräch nicht verebbben zu lassen.
"Und du? Wohnst du auch hier in der Nähe?" fragte sie mit leichtem Unbehagen in den Gedanken und für den sehr aufmerksamen Zuhörer auch in der Stimme. Für gewöhnlich war sie eine recht selbstbewusste Frau, aber die unbekannte Gegend, der unbekannte Mann und die Taverne, die sie einmal war, veränderten sie. Zwar nur für diesen Moment, aber deutlich.Sim-Off: Verzeih bitte., dass ich erst heute wieder schreiben kann.
-
De Erleichterung kam wie ein angenehmer Fluss von warmen Wasser über den gefrorenen Leib und auch wenn sie die Menschen hier nicht kannte, war sie doch froh, dass niemand sein Leben lassen musste. Es war immer traurig, wenn Menschen ihr Leben nicht beenden durften, wie es eigentlich vorgesehen war: Im Bett und neben sich die liebsten Menschen, die einen den Weg durch ihr Beisein erleichterten. Sie selbst hatte das zweifelhafte Privileg, am Totenbett ihres Vaters sitzen zu müssen und auch wenn sie selbst vor Verzweiflung beinahe wahnsinnig geworden war, sie wusste, dass es ihm eine Erleichterung war, dem Tod nicht allein ins Antlitz blicken zu müssen.
"Das ist gut!" meinte sie mit freundlicher Stimme, die allerdings zeigte, dass sie auch ein wenig abwesend war. Sie klang, als würde sie noch immer nachdenken und nicht mit Geist und Körper ihre Worte geformt haben. Sie seufzte leise, als sie allerdings seiner Frage gewahr wurde und sich wieder ihm zuwandte, dabei allerdings den Kopf ganz leicht schüttelte.
"Ich fragte nur so. Ich bin froh, dass nichts schlimmeres geschehen ist, denn ein Leben kann man nicht so einfach ersetzen wie ein Gebäude. Es hätte mir sonst nur sehr um die Hinterbliebenen Leid getan, auch wenn ich damit nicht ihren Schmerz lindern könnte." erklärte sie den Beweggrund für ihre Frage und rang sich nun doch zu einem ganz schwachen, aber eigentlich freudlosen Lächeln durch. Kurz pressten sich ihre Lider zusammen und es wirkte ganz so, als würde sie mühsam das Gähnen unterdrücken, was sich tatsächlich erdreistete, laut werden zu wollen. Auch ihr Kiefer spannte sich an, weil sie die Zähne fest aufeinanderpressen musste, um nicht unhöflicherweise den Mund aufzureißen.
"Was führt dich hierher, Senator? Bist Du von der Stadt?" fragte sie ihn anblinzelnd. Eine leichte Träne hatte sich aus dem Auge geschlichen, wie immer wenn sie gähnen musste und verstohlen wischte sie sich diese rasch fort. Immerhin sprach sie ihn nun gemäß seines Standes an und bei der nächstbesten, geeigneten Möglichkeit würde sie sich davonstehlen. Gewiss fühlte er sich durch ihr 'nichtsnutziges' Dasein schon belästigt. Ihr Vater hätte sie vermutlich schon längst woanders hingezerrt, wenn er nun ebenfalls hier wäre. -
Als sie seine Worte hörte, nickte sie nur leicht. Ihr Blick verriet deutlich, dass sie bestürzt darüber war, zu hören, dass dies sogar eine Taverne gewesen sei. Demnach mussten noch mehr Menschen als in einem Wohnhaus in ihr gewesen sein. Es war fast unmöglich, dass bei einer solchen Masse keiner dem Feuer zum Opfer gefallen ist. Allein das stürzende Gebälk mochte manche Männer unter sich begraben haben um sie zur letzten Ruhe zu betten. Wieder war es, als fuhr ihr jemand mit einem Stück Eis den Rücken hinunter und ein sichtliches Schauern durchfuhr ihren Körper.
"Kaum vorstellbar." gab sie ihren Unglauben preis und schüttelte den Kopf. Irgendjemand musste doch etwas gesehen haben. Ein Haus brannte nicht einfach ab, ohne dass die umliegende Bevölkerung etwas bemerkte. Selbst eine Schlägerei in dunklen Gassen fand immer irgendwelche aufmerksamen Bürger, die sich wichtig machen wollte. Und hier wollte niemand bemerkt haben, ob jemand vielleicht Feuer gelegt hatte? Niemand machte sich wichtig damit, dass er irgendwelche Verschwörungen gesehen haben wollte? Als sie wieder zu dem jungen Mann hinsah, fiel ihr erst der Senatorenstreifen auf und es mochte wirken, als würde sie noch eine Spur blasser. Für sie war diese Schicht etwas unerreichbares und gesprochen hatte sie ihren Lebtag weder mit Senator noch mit anderen Honoratores. Etwas länger als gewollt sah sie auf diese Auszeichnung und wunderte sich sogleich, dass er sie nicht ignoriert hatte, sondern ihre Frage beantwortete. Und genauso sehr fragte sie sich, wo denn all seine Leibwächter stecken mochten. Ihr Vater hatte ihr immer die unmöglichsten Geschichten erzählt, die ihr aber glaubwürdig vorkamen.
"Ist... schon etwas über Opfer bekannt?" fragte sie mit stockender Stimme um nicht gänzlich wie ein junges Huhn vom Lande zu wirken. Sogleich kam ein wenig Ärgernis darüber auf, dass sie nicht sein Amt genannt hatte, doch das würde sie sich für die nächste Anrede seiner Person vornehmen. Nun folgte sie auch seinem Blick zu den spielenden Kindern und fast wünschte sie sich, sie hätte wieder ein kindliches Bewusstsein. Als Kind scherte man sich nicht um die Folgen eines Brandes, man erfreute sich einfach einer Abwechslung die in einer langweiligen Stadt wie Mogontiacum vorfiel. Und niemand konnte ihnen einen Vorwurf daraus machen, denn für die meisten Kinder mochte das Leben wirklich trist sein.