Auch auf ihr Gesicht zauberte sich ein recht breites Grinsen, als sie das seinige bemerkte. Ihren Blick ließ sie ebenfalls die Straße entlangschweifen. Es war wirklich sehr ruhig um sie beide herum, aber das störte sie kein bisschen. So wurde das Gespräch wenigstens nicht unterbrochen, indem irgendjemand bekanntes hinzustieß oder sie durch Massen weitergedrängt wurden.
>>Oh, ich auch. Aber ich denke nur bis zum Abend.<< Ihre Stimme klang heiter wie der wolkenlose Himmel. Sie sprach recht schnell und lebhaft und ein ebensolches Glitzern war auch in den braunen Augen zu erkennen. Sie war eindeutig nicht der Typ Mensch, der sich schnell die Laune verderben ließ.
>>Bei dir scheint es hingegen eine längere Reise zu werden. Wohin soll's denn gehen?<< fragte sie interessiert.
Beiträge von Prudentia Aquilia
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Das unterschreibe ich sofort. Nichts geht bei Hummpa, bzw Battlemetal oder meinetwegen auch Folkmetal über Korpiklaani
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Als sie bemerkte, dass er ihr zuliebe seine Schrittgeschwindigkeit etwas reduzierte, beschleunigte sie ihre Schritte abermals um zu ihm aufzuschließen, was für sie ohne jedes Problem zu schaffen war. Als sie neben ihm angekommen war, pustete sie sich knapp eine Strähne aus dem Gesicht. Kurz hatte sie noch ihre Gedanken an Sitten und Anstand verschwendet, dann hatte sie resigniert festgelegt, dass sie sich ohnehin nicht verstellen konnte. Sie war genauso wenig zu zähmen wie ihre Haarmähne.
>>Der Zufall und die angenehmen Temperaturen! Was sollte ich um diese Uhrzeit sonst tun?<< Sie lachte leise auf. Er nannte sie immerhin schon einmal Frau, wenngleich er seine Worte auch durch das 'jung' ein wenig einschränkte. Sie wandte ihm nun ihre volle Aufmerksamkeit zu, die vermutlich durch die quirlige Art schon sehr bald wieder auf etwas anderes gelenkt würde, was gerade an solchen Tagen wie diesem schnell vorkam, wo die gute Laune sie jede Sekunde in jede Faser ihres Körpers strömte.
>>Das Gleiche könnte ich allerdings auch dich fragen, junger Mann.<< zwinkerte sie ihm ungezügelt zu. -
Also, ich weiß ja nicht, ob das hier schon bekannt ist, aber ich finde diesen Mann einfach nur genial Der hat supergute Lieder, mal triefend vor Sarkasmus, mal einfach nur lustig, mal für gute-Laune-Stimmung, mal traurig... hört's euch einfach mal an
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Als Aquilia letztlich auf eine etwas breitere Straße einbog waren immer noch nicht mehr Menschen zu sehen, lediglich vor ihr war ein noch recht junger Mann mit seinem Pferd. Ihre Gedanken waren allerdings noch immer bei den Sklaven, welche ihr sicher eine nicht zu geringe Schelte zukommen lassen würden. Sie war zwar einerseits selber Schuld, dass sie sich das überhaupt gefallen ließ, denn schließlich war auch sie mittlerweile erwachsen. Aber andererseits waren Sklaven für sie nicht weniger als absolut gleichberechtigt. Ihr Vater hatte niemals Sklaven gehalten und auch wenn viele über ihre Meinung den Kopf schüttelten, so behandelte sie die Sklaven wie auch die freien Menschen, wenn sie sich solche schon 'halten' musste.
Ihr anfangs noch fast zügiger Schritt war nun durchaus langsamer, beinahe schlendernd geworden. Sie hatte die heimatliche Casa hinter sich gelassen und näherte sich nun ihrem Ziel: Die Region außerhalb der Stadtmauern. Die freie Natur, die ihr noch immer mehr am Herzen lag, als die Mauern der römischen Städte. Das dunkelbraune, nahezu schwarze Haar, welches ein sehr weites Stück den Rücken hinunterfiel, wippte leicht in ihrer befreiten Gangart. Sie fühlte sich rundum wohl. Heute würde es sicherlich wieder sehr warm werden, weshalb sie nur umso glücklicher war, dass sie sich schon am frühen Morgen aufgerafft hatte. Da fiel sie auch schon wieder aus ihren Gedanken heraus und betrachtete Reiter und Pferd, welche, wenngleich auch nicht in ihrer üblichen Konstellation - des Ritts, vor ihr dahinschritten. Nun verstummte auch ihr leises Summen. Noch während sie sich besann, was sie wohl sagen könnte, machte sich ihr übereifriges Mundwerk gutgelaunt ans Werk:
>>Hei... Ahm Salve! Ein schöner Morgen, nicht? Es ist schön, wenn die Straßen noch so leer sind!<< Sie lächelte fröhlich und machte ein, zwei raschere Schritte, um schneller aufzuholen, ging dann aber normal weiter. Sowohl ihre Begrüßung als auch ihre Manieren mussten noch dringend romanisiert werden, das war ihr durchaus bewusst. Aber sie hatte ein frisches Herz und eine reine, wenngleich auch sehr sture Seele und so rasch ließ sie sich dann doch nicht formen. Ihr Blick ward leicht verlegen ob ihrer Manieren, doch recht laut eine Begrüßung hinter einem fremden herzurufen. -
Prolog: Nachdem sich die junge Prudentia also dazu entschlossen hatte, wieder einmal spazieren zu gehen - auch diesmal alleine und ohne häusliche Anstandsbegleitung - führten ihre Beine sie in die Straßen Mogontiacums. Sie hatte die Stadt lieb gewonnen, in der sie sich seit nunmehr gewiss einem Jahr befand...
Prudentia trägt lediglich eine lange, blaue Tunika mit einer Kordel um den Bauch. Sie wusste dass es nicht sehr schicklich war, die Stola wegzulassen, aber ihre alten Freunde hätten sie verspottet, wenn sie unnötig viele Stoffbahnen trug, die sie in ihrem Gehen auch noch stark hinderten. Einst war ihr Vater Händler bei den Germanen gewesen, der dort römisches Gut vertrieben hatte und, wenn auch nicht sehr häufig, diesen Handel auch anders herum betrieben hatte. Sie hatte die römische Sprache, wie auch die germanische gelernt. Und doch war ihr Vater so pflichtbewusst gewesen, sie wenigstens nach bester Mühe auch im römischen Glauben und Bewusstsein zu erziehen. Dennoch war sie ein kleiner Wildfang geworden, der sich so leicht durch keine Worte bändigen lässt. Wie auch ihre Freunde einst. Und doch, würde sie erst in Rom angekommen sein, würde sie sich wieder in dichte Stoffbahnen zwängen müssen, die ihr bei der Hitze dort noch den letzten Verstand und jegliche Beweglichkeit raubten.
Prudentia war nie sehr stark gewesen. Sie konnte immer schon sehr schnell rennen. Schneller als viele ihrer Freunde. Aber sie hatte einen sehr filigranen Körperbau, den sie nicht allzusehr belasten durfte und der auch schnell einmal erkrankte. Dabei aß sie immer mit Appetit, wenngleich die Mengen im Nachhinein wieder sehr schmal ausfielen. Viele sahen das mit Wohlwollen und werteten es als zufriedene Zurückhaltung. Wer ihre Essgewohnheiten allerdings über einen längeren Zeitraum beobachten konnte, war in der Regel schon zur Sorge angehalten. So ihr Vater und späterhin auch Commodus. Es hatte ihr leidgetan, aber zu ändern hatte sie es nicht vermocht. Und so bekam ihrem sehr zierlichen Körper die große Hitze im Süden des Imperiums nur schwerlich. Sie war dort beinahe wie gelähmt. Selbst hier raubte ihr der Sommer schon oft das Durchhaltevermögen.
Ihre Hände hatte sie hinter dem Rücken verschränkt, den Blick fröhlich nach vorn gerichtet. Sie musterte genau ihre Umgebung. Es machte ihr Spaß, mit anderen Menschen zu sprechen. Aber noch lieber beobachtete sie aus einer hinteren Position heraus und lernte dabei auch durchaus Mal ein paar Feinheiten der Rhetorik. Leise begann sie wieder eine Melodie vor sich herzusummen. -
Prolog: Die Zeit seit ihrer erneuten Ankunft im guten, alten Germanien war sehr schnell verstrichen. Längere Zeit hatte sie in Roma zugebracht, doch nach dem Tod ihrer einzigen, wirklichen Bezugsperson dort, Prudentius Commodus, hatte es sie nicht mehr gehalten. Rom war ihr zu warm und zudem war sie dort unter ständiger Beaufsichtigung durch die Familie. Ihr Leben lang war sie 'frei' gewesen und hatte selbstständig entscheiden können. Das war sehr ungewohnt, wenn auch nicht unbedingt unangenehm für sie gewesen, doch ihr Herz hatte nach Freiheit geschrien. Und hier in ihrer Heimat hatte sie diese...
Die junge Prudentia Aquilia saß im Garten des Anwesens ihrer Familie. Zwar war sie selbstständig, aber ihr altes Heim, von dem Vater geerbt, hatte sie einst in Geld umgesetzt und dieses Geld wiederum in Wirtschaften zur Nächtigung verprasst. Und, Hand auf's Herz, so schlimm war es auch wieder nicht, wenigstens etwas von der eigenen Familie um sich zu haben. Wachhunde hatte sie hier nicht um sich und auch keine liebend fürsorglichen Familienteile. Einige, allerdings recht wenige und glückliche, Sklaven sorgten sich zwar um ihr Wohl, aber diese konnte sie einigermaßen in Schach halten. Und zumeist beherrschte das Küken der Familie doch auch das Versteckspiel. Hier, in der Heimat, hatte sie das Reiten erlernt und auch endlich lieben gelernt. Noch immer war sie äußerst ungeschickt und hatte nicht erst ein Kleidungsstück hoffnungslos ruiniert, aber immerhin hatte sie es sich auch nicht ausgesucht, Kleidung der besseren Sorte zu tragen.
Leise summte Aquilia eine Melodie vor sich hin, während sie ihr Gesicht gen Himmel gerichtet hielt. Die Augen hatte sie geschlossen. Die warme Morgensonne strahlte ihr kräftig auf das bleiche Gesicht, welches durch das dunkle Haar, welches dieses umrahmte, nur noch heller wirkte. Es war die typisch germanische Blässe, auch wenn viele es lieber so auslegten, dass es vornehme Blässe der Reichen war. Sie lächelte bei dem Gedanken an Roms Erinnerungen. Da war Numerianuns gewesen, dem sie recht nahe gekommen war, aber auch vor ihm war sie mehr oder weniger geflohen. Sie wusste nicht, warum sie allzustarke Bindung an Personen nicht so gut ertrug. Meistens zog sie schon dann zurück, wenn sie bemerkte, dass es von ihrerseits eine etwas festere Bindung werden konnte.
Mit einer ruckartigen Bewegung stand sie auf, klopfte mit ihren Armen auf die eigene Hüfte und sah sich um. Was machte sie nun? Allmählich wurde ihr die eigene Zurückgezogenheit doch ein wenig langweilig. Vielleicht reiten? Nein! Allein bei dem Gedanken schien ihr Po wieder schmerzhaft zu pochen und sie zu ermahnen, es ja zu lassen. Sie begab sich langsam in Richtung Casa, betrat sie um sie aus dem Vordergang heraus wieder zu verlassen. Sie würde einfach ein wenig spazieren gehen... -
Natürlich freue ich mich nicht über euren Schmerz *räusper* Aber es freut mich trotzdem, dass ihr mich vermisst habt
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Grüße,
ich melde mich aus dem Exil zurück, ich hoffe, meine Familie nimmt mich mit offenen Armen wieder auf
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Noch zwei Wochen verbrachten Prudentia und Hipparchus auf dem prudentischen Landgut, ehe der Tag der Rückreise anstehen sollte. Doch war Aquilia keineswegs traurig gewesen, denn es freute sie, je länger sie in Germanien bleiben durfte. Und doch war ihr das Herz schwerer und schwerer geworden. Rom vermisste sie kein bisschen und sie wusste genau, nun, da sie ein Pferd hatte und seine große Kraft zu zähmen wusste, würde sie nur noch selten in der stinkenden Stadt weilen. Sie war ein absoluter Freiheitsmensch, germanisch durch und durch und die Sonne des Südens machte ihr zu schaffen. Hier brannte es nur sehr selten und auch nur bei schwerer Feldarbeit, die sie eigentlich nie tat.
Prudentia und Hipparchus würden die Vorhut bilden. Es hatte lange gedauert, aber letztendlich konnte sie genügend Männer zusammentrommeln, denen sie die Tiere und die restliche Ladung anvertrauen konnte. Schwer war es gewesen, denn viele könnten sich mit der Ware aus dem Staub machen. Aber selbst wenn sie die Männer selbstständig beaufsichtigen würde, sie hätte ihnen wohl kaum etwas entgegenzusetzen. Also musste sie ihnen vertrauen, Versprechungen machen und die eine oder andere Halbwahrheit einstreuen, damit das gegenseitige Vertrauen unter den Männern nicht groß genug für eine 'Meuterei' war.
Im Atrium stehend wartete sie nun also auf Hipparchus. -
Langsam näherten sie sich dem Ende der Felder. Sie kamen zu einem Wald, den sie sehr gut kannte. In jener Zeit, da sie bei Onkel Commodus in Germanien lebte, bevor sie nach Rom zogen, war sie hier jeden Tag spazierengegangen. Etwas schwer war es ihr schon um das junge Mädchenherz. Kaum dass sie in den ersten Schatten der Bäume getreten war, bekam sie das Gefühl, nie wieder hierherzukommen. Nein, das würde sie nicht überstehen. Vielleicht würde sie den Abschied von den Bäumen hier ertragen, doch wenn sich der Abschied auf Germanien ausweitete, würde sie zerbrechen. Sie gehörte einfach hierher, nicht irgendwoanders hin. Als sie an dem Eingang des Waldes stehen blieb, sah sie tief hinein. Zwischen all dem Laub der alten Bäume schimmerte leichtes, zauberhaft wirkendes Licht hindurch. Auf den Blättern ruhte noch leichter Tau und dass die Nacht kalt war, konnte sie bestätigen.
Sie wandte sich um und sah nach Menschen, doch erblickte sie keine einzige Seele. Dann atmete sie einmal tief durch und sah das Pferd an. Sie hatte ihm keine Ketten angelegt, außer dem einen Strick. Sie wollte das Tier nicht binden, auch als berittenes Pferd sollte es seine Freiheit nicht einbüßen. Auch wenn sie sich wahrscheinlich dadurch einen Genickbruch zuziehen würde.
"Ist ja gut. Bleib jetzt ganz ruhig. Es wird dir nichts geschehen.< sprach sie mit sanfter Stimme auf das Pferd ein und betrachtete die dunklen Augen. Die Worte wirkten allerdings beruhigend, jedoch offensichtlich mehr auf den Menschen. Aquilia atmete ein weiteres Mal tief ein und wieder aus, ehe sie um den Kopf herum ging. Unaufhörlich streichelte sie weiter über das kurze Fell des Pferdes, bis sie am Rücken angekommen war. Soll ich, oder soll ich nicht?Zweifelnd blickte Aquilia auf das hohe Hindernis. Übermäßig klein war sie ja nun nicht, nur kleiner, als viele andere. Die meisten Anderen. Aber das Hindernis hier wirkte nicht nur hoch, sondern auch unüberwindbar. Sacht legte sie ihre Hände auf den breiten Pferderücken ab und versuchte sich hochzuziehen, doch dafür reichte ihre Kraft nicht aus. Ihre Beine schwebten kurz über dem Erdboden, doch dann gab sie wieder nach und landete darauf. Das Pferd indessen wandte sich zu ihr um, als wollte es prüfen, was dort versucht wurde. Die missmutige Aquilia hingegen meckerte nur:
>Guck nur ja nicht so spöttisch. Du könntest es auch nicht besser!< und sprach gefrustet hoch, sodass sie halb über dem Pferderücken hing. Besagter Hengst allerdings ging ein paar Schritte, sodass sie sich nicht mehr richtig halten konnte und schmerzhaft wieder auf den Boden und den zierlichen Popo zurückrutschte. Frustriert sah sie zu dem hochgewachsenen Tier auf, wenngleich sie auch dieses Mal in ihrer Lage keine Angst empfand. Sie vertraute dem Großen einfach.
>Nun stell dich nicht so an, du Spring-ins-Feld. Sei mir lieber dankbar.< Und sie meinte ihre Worte, wie sie diese auch sagte. Das Pferd konnte ihr ruhig ein wenig Unterstützung bieten, anstatt immer so besserwisserisch auf sie herabzuschauen! Mühsam rappelte sie sich wieder hoch, griff nach dem Strang und ging erstmal zu Fuß weiter. Das war ja peinlich, wenn das jemand sehen würde. Die wilde Aquilia, die es nicht einmal schaffte, auf einen Pferderücken zu klettern, jedoch Häuserwände erklomm. Sie stieß ein leises Brummen aus, während die sechs Füße der zwei Freunde auf weichen Waldboden weitergingen. Treuherzig blickte der Weiße auf den Rücken seiner neuen Herrin, nichtsverstehend, was sie da vor sich hin erzählte.
>Du kannst dich wirklich nicht benehmen. Was ist denn so schwer daran, mich auf deinen Rücken zu lassen? Habe ich dir oder deinesgleichen schon irgendetwas getan oder warum treibt ihr diese gemeinen Spielchen mit mir? Ich versuche, mich mit dir anzufreunden, und so dankst du es mir. Oh, du glaubst, es liegt an mir? Gaaanz bestimmt nicht. Du bist gewiss nicht das erste Pferd, dass von mir...< Doch da schnaubte das Tier, offensichtlich gefiel ihm der Ton nicht. Aquilia machte einen Satz nach vorn und starrte den Weißen an.
>Jaja, schon gut. Ich gebe zu, ich habe gelogen. Du bist das erste Pferd.< Und so setzten sie ihren Weg durch den Wald wieterhin fort. Es war beinahe kalt, wie die ärmellos bekleidete Aquilia fand. Wahrscheinlich, so überlegte sie weiter, war sie durch die Wärme in den südlichen Ländern einfach nur total verwöhnt. -
Prolog: Endlich wieder 'Daheim'. Germanien war schon immer meine Heimstatt, was sollte ich in Rom? Rom war voller Menschen, Unfreundlichkeit. Die Luft schwer von Neid. Hier ist die Luft unbeschwert und erfrischt die getrübten Sinne! Erst jetzt lebe ich wieder, wenn ich auch bald wieder in meinen alten Schlaf fallen muss. Aber jetzt, jetzt bin ich noch in Germanien. Noch darf ich atmen und mit offenem Geist durch die Lande streifen. Erst heute weiß ich, was der Begriff 'Zuhause' eigentlich bedeutet.
Prudentia war wieder in Germanien. Vor wenigen Tagen hatte sie den Landbesitz ihres Onkels erreicht. Eigentlich sollte sie den Transport der hiesigen Tierschaft, die im Besitz der Familie war, organisieren. Eigentlich hatte sie vor, jetzt schon wieder auf der Heimreise zu sein. Aber geeignetes Personal zur Organisation zu finden hatte sich als schwieriger denn erwartet bewiesen. Aber es betrübte sie nicht sonderlich, denn was konnte schöner sein, als in der geliebten Heimat aufgehalten zu werden?
Das Lächeln, welches auf ihrem Gesicht prangte, war schon lange nicht mehr so strahlend gewesen. Es war noch sehr früh am Morgen, doch sie fühlte sich kein bisschen müde. Die Sonne mochte erst vor kurzer Zeit aufgegangen sein und stand noch sehr niedrig am Horizont. Am blauen Horizont. Am schönen Horizont. Keine Häuser vor ihr, nur wenige Farmen. Keine vollen Straßen, nur wenige, freundlich grüßende Bauern. Keine gestresste Nobilitas. Nur die ruhige Ewigkeit, die sie in Germanien immer sah. Und doch war es voller Leben. Die dichten Wälder, die kühle Luft. Sie war schon so lange nicht mehr hier gewesen. Und doch kannte sie noch Germaniens Gesetze, seine Pflanzen und seine Tiere. Rom kannte sie überhaupt nicht.Nicht einmal der Umstand, dass sie an einem kurzen Strang ein Pferd hinter sich her führte, änderte etwas an ihrem Glücksumstand. Sie hatte Angst vor ihnen, immer warfen Pferde sie von ihren Rücken, schnaubten sie bösartig an und scharrten mit den Hufen, als ob sie gleich auf sie losgehen wollten. Aber sie wollte Germanien mit einer schönen Erinnerung verlassen. Und was könnte es Schöneres geben, als die Uneinigkeit mit den stolzen, kraftstrotzenden (Terror) Tieren zu beseitigen? Sie wandte sich mit dem warmen Lächeln ihrer roten Lippen zu dem Tier um. Vielleicht würde es anders werden, weil sie jetzt mit ehrlichem Willen an das Tier heranging. Ihr letzter Versuch lag doch schon ewig lange zurück. Sie war noch ein Kind gewesen. Zugegebenermaßen besaß sie noch immer keine Erwachsenenreife, doch wenigstens ihr Körper hatte diese erlangt. Wenngleich sie auch sehr schmal gebaut war, beinahe knabenhaft.
>Komm! Na komm!< forderte sie den Weißen auf. Ja, richtig gehört. Es war ein Hengst und zudem ein ziemlich hochgewachsener. Sie hatte ihn sich von einem Händler erworben. Für wirklich viel Geld. Aber sie wollte dieses lieber für ein Tier aufwenden als für einen Sklaven. Und Onkel Commodus würde es ihr sicherlich vergeben. Es war nur so, dass die braunen Augen sie so lange fixiert hatten, bis sie nachgab. Und dass sie einem Pferd nachgab, hätte sie vorher niemals erwartet.Aquilia blieb stehen und der Weiße tat es ihr gleich. Das Pferd war höher als Prudentia, sogar entschieden höher. Und sie hatte noch nicht genauer darüber nachgedacht, wie sie seinen Rücken erklimmen wollte. Sie betrachtete das Tier. Ihr war noch kein Name in den Sinn gekommen, doch es musste ein besonderer sein. Es war ein sehr kräftiges Tier, ein junges Tier. Und wunderschön. Nie hatte sie irgendeine Art von Zuneigung für ein Pferd aufbauen können, doch dieses liebte sie geradezu. Von jenem Moment an, da sich ihre Blicke begegnet waren. Es war ein Pferd wie für Adlige gemacht. Nein. Wie für sie gemacht.
Sie tat den fehlenden Schritt und lehnte ihren Kopf an den starken Hals des Tieres, woaufhin dieses nur leicht und unwillig schnaubte, sie allerdings nicht abwehrte. Allein das war für Aquilia beinahe ein Wunder. Zärtlich streichelte sie die Nüstern des Pferdes. Es musste seltsam anmuten, wie sie dort mitten auf dem Wege standen, zwischen großen Feldern. Doch zugleich musste es auch ein rührender Anblick sein.
>Du bist besser als jeder Mann unter den Menschen.< murmelte sie leise und drückte ihm einen leichten Kuss auf den Hals auf, ehe sie sich wieder abwandte und sich zurück auf den beschrittenen Weg begab. Heute wollte sie den Versuch wagen, wieder ein Pferd zu erklimmen. Zu reiten. Vielleicht suchte nicht der Mensch das Tier aus, sondern das Tier den Menschen. Vielleicht haben sie zueinandergefunden. Und sie ihn nicht nur 'gekauft'. -
>Gut!< beendete sie damit das Thema in bestimmten Tonfall und lehnte sich leicht an eine Säule, auf die sie zuvor allerdings erst 4, 5 schwankende Schritte zumachen musste. Sie stand möglichst aufrecht, um ihrer Rolle gerecht zu werden, hielt es aber nur 3 Atemzüge lang aus und gab ihre grade Haltung auf, um leise zu kichern.
>Ich gehe dann mal in mein altes Zimmer, Schä... Marcus.< machte sie es ihm mit einem von Kichern gefolgten Zwinkern nach und wandte sich ab. Zuvor drehte sie sich dann allerdings nochmal um und gab eine ernstere Anweisung, allerdings auch von überguter Laune durchzogen.
>Such du schonmal zuv... zuverlässige Sklaven, ja?< bat sie und lächelte.
>Bis morgen.< Damit ging sie, wenn auch leicht beduselten Schrittes, in Richtung ihres Zimmers. Das Ganze war jetzt doch eine sehr kurze, aber dafür effektive Gesprächsrunde gewesen. Sie hickste noch einmal, bevor sie die Treppe erklomm, und verschwand dann aus Marcus's Sichtfeld. -
Aquilia konnte ja nicht im Geringsten seinen Unmut erahnen, genauso wenig, wie das aufgekommene Missverständnis. Munter schluckte sie den restlichen Met herab, der ihre Wangen schon leicht erröten ließ. Sie war das Trinken von Alkohol nicht im Geringsten gewohnt, aber den echten germanischen Met musste sie einfach genießen.
>Na hörmal. Wenn.. mich deine Meinung nicht interessieren würde, würde ich dich auch nicht fragen." erklärte sie ebenso unverblümt und erhob sich direkt. Sie merkte, dass sie leicht schwankte, errötete wie es so typisch für sie war, und sah zu Marcus. War schon etwas länger her, dass sich ihre Beine durch Alkohol so weich anfühlten. Damals, in einer römischen Taverne. Sie merkte wie ihr Blick kurz etwas glasig wurde, grinste direkt daraufhin und meinte:
>Dann werden wir uns heute noch ausruhn und morgen die Sklaven für den Transport einteilen. Willsu morgen schon die Kutsche nehmen, mit der wir vorausreisen, oder lieber noch ein, swei Tage warten?< Auch ihren etwas kräftiger gesprochenen Jargon bemerkte sie, aber was sollte sie dagegen tun? Dann durfte er sich eben ihretwegen erheitern. -
Prudentia legte den Kopf schief. Freilich hatte sie genug dabei, aber war das für so ein bisschen blödes Rindvieh nicht ein gewaltiger Aufwand? Und gefährlich noch dazu. Als Marcus dann leise begann zu sprechen, neigte sie sich ein Stückchen vor, um dann lauthals zu lachen. Sie schlug ihm, wenn auch eher sanft, die Hand auf die Schulter und meinte grinsend:
>Wenn wir den Sklaven Freiheit und einen gehörigen Lohn versprechen, werden sie gewiss nicht meutern. Und im Endeffekt ist es entschieden günstiger, neue Sklaven zu ersetzen, als die ganzen Boote zu mieten. Die Schafe müssen als Confluentes transportiert werden, von hier aus die Rinder... Was hältst du hiervon?< -
Sie legte den Kopf um wenige Maße schief, als er das Gesicht verzog. Hatte er sich verschluckt? Oder hatte eine Bremse ihn gestochen? Sie kannte das. Gerade bei diesem Mischwetter waren sie wahnsinnig biestig. Und so erkundigte sie sich treuherzig bei ihm:
>Ist alles in Ordnung? Hast du Schmerzen?< Doch als er weiter fragte, lächelte sie wieder, diesmal mit einiger Erleichterung in den großen, wimpernverhangenen Augen, die jedoch gar nicht nach dem typischen Mädchen aussahen. Abenteuerlust glänzte in ihnen. Abenteuerlust, die hier doch stark gebremst wurde, denn das alles lief zu glatt. Zu schnell. Zurück in Rom würde sie wieder nicht ausgelastet sein.
>Nun. Wir müssen uns um den Transport von der Viehherde und den Schafen kümmern. Ebenso um die zahlreichen Sklaven, auch von der Färberei. Und nicht zuletzt... die Pferde.< erklärte sie, wobei sie leicht die Miene verzog. Es musste schön sein, auf diesen kraftvollen Tieren zu reiten, aber sie hatte nur schlechte Erfahrungen gemacht. Sie empfand beileibe nicht die geringste Sehnsucht nach dem Reiten.
>Fahren wir per Fährschiff? Ich glaube, der Platz reichte nicht aus, oder? Oder heuern wir pflichtbewusste Sklaven an, die den Viehtransport in mehreren kleinen Etappen organisieren und wir die Vorhut bilden?< fragte sie. -
Aquilia lächelte bei seinen Worten fast kokett, aber sie klärte nicht gleich auf, warum. Sie winkte einen Sklaven heran und ließ Met bringen. An Wein für Marcus dachte sie gar nicht. Obwohl er nicht unbedingt germanisch blass war, so wie sie, rechnete sie fest mit seiner germanischen Herkunft. Und darum auch mit einer Vorliebe für Honigwein. Als er Becher gebracht wurde, trank sie ohne große Hemmungen einen größeren Schluck. Endlich wieder etwas Anständiges! Sie seufzte wohlig. Endlich wieder wie früher sein, hemmungslos.
>Commodus hat die Betriebe auf mich umschreiben lassen. Er schafft es nicht mehr, sie zu verwalten. Er ist jetzt Consul.< Noch immer wusste sie nicht, was ein Consul wohl ist, aber bisher hatte sie damit immer mächtig Eindruck schinden können, daher musste es schon etwas Besonderes sein.
>Also wirst du mich als Arbeitgeber betrachten müssen.< erklärte sie mit einem munteren Zwinkern und nahm einen weiteren Zug des köstlichen, herbsüßlichen Getränkes.
>Mich freut es aber, dass du dich weiterhin in meine Dienste begeben möchtest.< -
Natürlich ließ sie sich nicht zweimal bitten und warf ihm indes ein verschmitztes Lächeln zu, als sie an ihm vorbeischritt. Auf seine Begründung für die lange Abwesenheit war sie gespannt. Er sah nicht so aus, als habe er beträchtlichen Schaden bei irgendetwas genommen. Aber sie schwieg sich erst noch aus und steuerte zielstrebig das Atrium an. War ja schließlich erst ein knappes, halbes Jahr her, als sie von hier aufbrach. Wie ihr Zimmer wohl aussah? Sie setzte sich auf eine Bank und forderte ihn mit einer Handbewegung auf, es ihr gleich zu tun. Ihre lebhaften Augen zeigten sehr deutlich an, dass sie sich lange nicht ans artige Damendasein gewöhnt hatte. Ebenso ihre gesamte Haltung, die nicht gerade für eine Frau von Adel sprach. Sie wirkte ganz so, wie sie sich fühlte: Eine Germanin.
>Nun, wo soll ich anfangen...< begann sie und als sie feststellte, dass sie mit dieser Einleitung zumindest einen kleinen Anfang gefunden hatte, lachte sie leise auf.
>Wenn du mit ziehen möchtest, wird sich dein Arbeitsort bald auf Italien verlagern. Es ist zwar gruselig warm dort, aber Onkel... Ich meine Prudentius Commodus ist nun durch den Senat soweit eingeschränkt worden, dass er nicht mehr hier leben darf. Darum wird auch sein ganzer Besitz verlagert.< kam sie gerade heraus mit der Tatsache und beobachtete ihn interessiert. -
Sie konnte nicht anders, als einfach nur zu grinsen. Was hatte Commodus sich hier wieder für einen Scherz ausgedacht? Sie betrachtete ihn behutsam, ehe sie wieder zu Sprechen anhub.
>Nunja, du warst länger nicht mehr da. Ich meine, mich zu erinnern, dass Onkel Commodus dich erwähnte. Er hatte sich Sorgen um dich gemacht.< erklärte sie mit ihrem typischen, warmen Lächeln. Mit jenem Lächeln, welches sie so unrömisch jedem zuwarf.
>Ich würde vorschlagen, dass wir uns ins Atrium setzen und dort über alles Weitere sprechen? Es gibt viele Neuigkeiten, die vor Allem für dich von Bedeutung sein sollten.< schlug sie vor. Und das waren sie in der Tat. Aber da sie ihm nicht den Boden unter den Füßen wegreißen wollte, sollten sie es sich schon etwas gemütlicher gestalten. -
Prudentia legte den Kopf schief, als sie besagten jungen Mann sah. Sie kannte ihn noch gar nicht. Aber sie musste ja auch nicht alle Sklaven am Hofe ihres Onkels kennen. Sie wollte ihm in seine Verwaltung auch nicht weiter hineinreden. Wobei es ja nun um ihre Verwaltung ging. Also erwiderte sie freundlich:
>Prudentia Aquilia. Und du bist?< Dabei versuchte sie möglichst nicht ihren Körper hinabzuschauen. Ihr Rocksaum war voller Schlammspritzer von ihrem freudigen Sprung in den germanischen Dreck. Zu gut, dass niemand wichtiges sie so sah. Es wäre ihr, besonders für Onkel Commodus, sehr unangenehm gewesen.