Beiträge von Prudentia Aquilia

    Prudentia bemerkte sein Grinsen augenblicklich und sie verkniff sich mühsam das eigene. Immer einfach nur mitgrinsen und mitlachen war nicht ihre Art. Stattdessen rümpfte sie gespielt vornehm die Nase und versuchte sich mit sorgsam gewählten Worten und einer affektierten Stimme einem Gewissen Klischee unterzuordnen.
    >>Nicht wahr? Ich habe extra meine häusliche Sklavenschaft darum gebeten. für mich den neuesten Schrei herauszufinden. Es war wirklich nicht einfach, die Blätter in die Haare einzuflechten und die stets gewollt ordentliche Kleidung so dezent zu verwüsten.<< Dann allerdings lachte sie auf und ging voran, nachdem die Tür geschlossen war. Ihr Weg führte sie - wie fast erwartet, erst einmal ins Atrium, wo sie sich schlicht und schweigend auf eine Bank setzte. Aquilia selbst hatte auch keine Schwierigkeiten damit, ihn auf ihr Zimmer einzuladen, aber noch während des Vorbeigehens hatte sie gesehen, dass die alte Sklavin dort ausgerechnet jetzt sauber machte. Sie konnte sich schon denken, dass es hr eher um Sitte denn um Ordnung ging. Denn so zerstreut, dass sie an einem Tag zweimal aufräumte, war sie noch nicht. Und Aquilia selbst auch nicht so unordentlich.
    >>Dein Besuch überrascht mich offen gestanden. Wie komm ich zu der Ehre? Schon nach so kurzer Zeit?<< Sie lächelte zu ihm auf und lud ihn mit einer Handbewegung dazu ein, sich ruhig zu ihr zu setzen. Germanische Art war ihr zueigen und somit war sie ziemlich praktisch und unproblematisch veranlagt. Sie rieb sich dezent ihre Nase - und verteilte einen weiteren Schmutzstreifen in ihr Gesicht.

    Als Aquilia die Stimme vernahm, die ihr durchaus bekannt vorkam, lächelte sie dezent. So gesehen war es auch vollkommen egal, wie zerzaust sie eigentlich war. Duccius würde das nicht abschrecken und auch nicht gerade an die politische Gesellschaft in Rom weiterleiten, die ihre Familie in Verruf bringen könnte.
    >>Es ist gut, lass ihn rein. Ich kenne ihn.<< wies sie die Sklavin an. Man konnte ihr deutlich ansehen, dass ihr Herrenbesuch der jungen Prudentia nicht passte, aber sie konnte schlecht widersprechen. Statt die Tür ganz zu öffnen verschwand sie einfach nur von dieser, ihres dramatischen Auftrittes beraubt. Aquilia übernahm dann letztlich mit warmen Lächeln über die Sturheit der alten Dame das Öffnen der Tür und sah sich, mit zerzaustem, blätterbestücktem Haar, einem Schmutzfleck im Gesicht und Grasflecken auf der hellblauen Tunika ihrer alten Bekanntschaft gegenüber.
    >>Heilsa, Marsus.<< grüßte sie mit einem leichten Schmunzeln anders als an jenem Tag. Ihm Gegenüber kam das sicher besser an. Sie bedeutete ihm, ruhig hereinzukommen.

    Prolog: Die junge Prudentia war nur wenige Momente vor ihrem Besuch angekommen. Sie hatte auf das Mittagessen verzichtet und sogleich freundliche Schelte ihrer Sklaven erhalten. Lachend hatte sie die Vorwürfe abgetan, dass sie bald völlig vom Fleisch fallen würde. Dabei war das gar nicht so unwahrscheinlich. Aquilia, schon immer etwas schwach auf der Brust, aber stark im Geist, war nicht selten krank. Aber dennoch ließ sie sich so schnell nicht unterkriegen, weder von Menschen, noch von Krankheiten. Sie hatte sich gerade auf ihr Bett niedergelassen, als sie die Sklavin an der Porta hörte...


    Die Tür öffnete sich dem Duccier erst nur einen Spalt weit und aus misstrauischen, aber freundlichen Augen blickte eine ältere Dame ihn an. Erst ging ihr Blick prüfend in sein Gesicht, glitt skeptisch an seinem Körper herunter, offenkundig die Kleidung betrachtend, und dann wieder in seine Augen. „Wer bist du und was willst du?“ fragte sie. Auch ihre Stimme klang nicht abweisend, aber vorsichtig.
    Im Zimmer, eigentlich beinahe nebenan, hatte Aquilia sich gerade erst niedergelassen und sich die Knie gerieben. Sie hatte Grasflecken auf ihrer Tunika, vereinzelte Blätter im Haar und gerötete Wangen. Kurz gesagt: Sie sah aus wie vom Wind und vom Wald geküsst. Das Klopfen hatte sie nicht gehört, aber die Frage der Sklavin. Sie bekamen nicht mehr oft Besuch, seit sämtliche prominente Bekanntschaft nach Rom ausgewandert war. Rasch stand sie auf, denn im Endeffekt würde der Besuch sowieso an ihr, als einzige Prudentia hängen bleiben.
    Mit eiligen Schritten näherte sie sich der Tür, während sie sich grob mit gespreizten Fingern durchs Haar fuhr. Sie hatte etwas schlechtes Gewíssen, da sie gerade nicht wirklich nach Hausherrin aussah. Den Schmutzstreifen auf der linken Stirnhälfte hatte sie noch nicht einmal bemerkt. Nicht darüber nachdenkend, wie ihr Auftritt auf gar höheren Besuch wirken könnte, stürzte sie aus der Tür heraus und sah den Gang entlang und direkt zur Tür, welche von der Sklavin nur einen Spalt geöffnet war.
    >>Wer ist da?<< fragte Aquilia aus dem Hintergrund und rasch drückte die ältere Dame die Tür noch weiter heran. Sie gab Aquilia ein Zeichen zu verschwinden, doch diese verstand nicht, dass sie absolut nicht Besuchstauglich aussah. Mit leichten Schritten näherte sie sich der Tür.

    Prudentia lächelte etwas matt als er ihren 'Befehl' erwiderte und sah ihm nach, wie er den Rücken seines Pferdes bestieg und in Richtung Stadttor verschwand. Auch als er noch mit den Wachen sprach, sah sie noch hinterher und winkte kurz. Dann erst wandte sie sich entschlossen um. Sie war sehr froh, dass er das ganze abgekürzt hatte. Zwar kannten sie sich beide noch nicht sehr lange, aber trotz Allem gab es Menschen die eine lange Verabschiedung zu Stande brachten, obwohl es nichts zu sagen gab. Es gab viele Menschen, die nichts zu sagen hatten und trotzdem viel redeten. Duccius Marsus schien glücklicherweise nicht dazuzugehören.
    Mit beschwingtem Schritt war sie fortgegangen, dann war ihr eingefallen, dass sie eigentlich kurz außerhalb der Stadt einen Spaziergang machen wollte. Abrupt brach sie ihren Schritt ab und wandte sich ebenfalls wieder gen Stadttor zu, wo noch vor kurzem der junge Duccier verschwunden war. Dann ließ auch sie sich von den Wachen durchwinken und genoss den restlichen freien Tag. Viele von diesen würde es nicht mehr geben.

    Prudentia mustert den Sklaven mit beinahe mitleidigem Blick, erkannte sie doch kaum seine Herkunft. Lediglich das helle Haar und der Körperbau verrieten diese einigermaßen.


    Aber.. Das verschiebe ich auf später, schließlich lernst du erstmal meinen 'Erzieher' kennen ;)


    Kurz und schmerzlos: Der Sklave ist nach Absprache gerne genehmigt! :)

    Sim-Off:

    Entschuldige die wieder verspätete Antwort, eigentlich war ich im Urlaub (wie auch angemeldet), aber hatte drin eine Gelegenheit zu schreiben. Jetzt bin ich wieder da.


    Prudentia lächelte nur leicht als er diese so in sich gekehrte Frage stellte und nickte stumm. Sie dachte an die Erzählungen seines Vaters zurück. Auf Grund irgendeines lächerlichen Streits hatte er damals jeden Kontakt zu seiner Familie abgebrochen. So hatte auch sie ihre Familie nie kennengelernt, für sie hatte es immer nur Vater und Mutter gegeben, die allerdings schon sehr früh verstorben war, wie man ihr immer sagte. Sie wusste nicht viel über sie und so blieb nur ihr Vater. Aquilia hatte sich angewöhnt, niemals viel über die Toten zu sprechen. Etwas abwesend strich sie sich eine ihrer lockigen Strähnen zurück. Ihr Vater hatte immer mit den Germanen Handel betrieben und hatte sich so manche Gewohnheit von ihnen zu Eigen machen können. Sogar manche einzelne Worte hatte sie sich gemerkt. Sie schätzte die Lebensweise sehr. Natürlich gab es auch bei ihnen Rangsysteme, aber sie waren einfacher. Einen Kuningas brauchte es nur selten und ansonsten waren nur Richs und Goden von größerer Bedeutung. Sie lächelte leicht, ehe sein erneuter Wortlaut sie im Denken unterbrach und sie aufschrak und zu ihm sah.
    >>Oh, natürlich. Es tut mir leid, dass ich dich aufgehalten habe.<< erklärte sie beinahe mit schlechtem Gewissen in der Stimmlage. Dann änderte sich ihr leicht erschrockener Ausdruck in ein freundliches, warmes Lächeln. Sie zögerte kurz, ehe sie ihm eine Antwort auf seine Frage geben wollte.
    >>Ja, ich würde mich sehr freuen, wenn wir den Kontakt aufrecht erhalten können. Hier in Mogontiacum in der Casa Prudentia, die wir hier noch immer haben. Ich hoffe auch, wir behalten sie. Selbiges gilt auch für Rom, aber die Adresse weiß ich nicht auswendig, die würde ich dir sagen, wenn es soweit ist.<< meinte sie entschuldigend und lächelte etwas beklommen. Sie mochte Abschiede nicht. Im Anschluss nannte sie noch die genaue Adresse der Casa. Sie lag gar nicht allzuweit von hier entfernt.
    >>Ich wünsche dir jedenfalls eine sehr gute Reise und ein gutes Leben in Confluentes. Gib auf dich Acht.<< Ohja, wie wenig sie Abschiede mochte. Sie sprach mit sehr leiser und fast unbeholfener Stimme, während sie annähernd schüchtern zu ihm aufblickte.

    Als Marsus aufseufzte lächelte sie dezent. Sie hätte ihm am Liebsten einen kameradschaftlichen Schubs mit dem Ellenbogen zur Aufmunterung gegeben, aber sie fürchtete fast, dass diese Geste vielleicht tatsächlich unangebracht war und ihren Gesprächspartner in eine unangenehme Lage bringen könnte. Und das wollte sie auf jeden Fall vermeiden, ebenso wie eine beklommene Schweigepause. Außerdem - konnte sie sich sicher sein, dass das Seufzen auch tatsächlich ansatzweise traurig gemeint war, hinsichtlich der Information dass sie einen Besuch in Rom anstrebte? Sie hielt ihren Blick sanft auf ihn gerichtet, als er dann die Stimme wieder zu einer weiteren Information erhob. Befreiter als ihr Blick zuvor wirkte lachte sie nun auf und meinte:
    >>Oh, ich trage immer das, was im Sommer am kühlsten und im Winter am wärmsten, sowie grundsätzlich am bequemsten ist. Genau darin liegt ja das Problem, das viele Leute haben. Ich denke nicht weit genug, denke zu frei. All solche Punkte werden das vermutlich sein.<< Sie blickte ihm munter in die Augen und musterte ihn nun noch einmal von Kopf bis Fuß. Heut schien er tatsächlich eher 'gesittet' gekleidet zu sein. Ihr Blick schweifte ebenfalls gen Tor und sie verzog dabei leicht das Gesicht, ehe sie wieder zu Witjon aufblickte. Beinahe beiläufig erklärte sie:
    >>Bequemer ist jedoch eigentlich allzeit die Kleidung jenseits des Rhenus...<< Hierbei schweifte ihr Blick mit leicht verengten Augen zu den Wachen und anschließend eher knapp über den schönen Morgenhimmel.

    Prudentia musterte Marsus halbwegs amüsiert. Er schien ihre Offenheit schon wirklich sehr gut zur Kenntnis genommen zu haben, denn er wagte immer wieder weitere Schritte zu mehr Offenbarungen seiner Person. Aber bei ihr waren derartige Offenbarungen ohnehin kein Problem. Sie akzeptierte alle Züge außer Verbissenheit und adlige Kälte. Hierbei war sie immer sehr befangen. Dann wandelte sich ihr Schmunzeln wieder in ein freundliches Lächeln.
    >>Ach da wird meine liebe Verwandtschaft sich sicher schon für meine Person erwehren. Ich hab jedenfalls nicht vor, ins Grab zu kommen. Allerdings werde ich bald einmal wieder nach Rom müssen - leider - und sollte mir wieder etwas leisere Charakterzüge angewöhnen.<< Aquilia schnitt bei ihren Worten eine leichte Grimasse. Sie wartete schon auf einen weiteren Brief der sie zu einer Heimkehr aufforderte. Vielleicht sollte sie diesen nicht erst abwarten, aber Germanien wollte sie nicht schon wieder so schnell hinter sich lassen.
    >>Aber... kennst du dich wirklich nicht so richtig mit römischer Kleidung aus? Ich meine.. Immerhin lebst auch du unter Römern...<< Prudentia musterte ihn beinahe argwöhnisch. Selbst sie kannte die Sitten, auch wenn sie diese nicht immer gewissenhaft befolgte.

    Als sie durchaus schon direkt vor ihm stand, musterte sie ihn. Sie versuchte, sein Alter zu schätzen. Älter als sie war er, da war sie sich sicher. Die Frage war lediglich, wieviel älter, denn viel Erfahrung in der Gesellschaft hatte er noch nicht gesammelt. Er sprach sie mit einer ebensolchen Selbstverständlichkeit an, wie sie ihn und zudem wirkte er etwas desorientiert. Was sie nur zu sehr an sich selbst erinnerte. Eifrig nahm sie seine Worte auf - Redivivus. Der Name war sicher schon einmal irgendwo in ihrem Gedächtnis aufgetaucht, aber hatte sich dann auch sogleich wieder in die tiefen Weiten ihres Vergessens verabschiedet.
    >>Prudentia, ich bin Prudentia... Aquilia!<< fügte sie ihren Namen noch rasch an das nomen gentile an, um die Vorstellung nicht allzu förmlich zu machen. Sie hielt immer noch das leichte Lächeln auf ihren Lippen, während sie knapp seinen Hals gemustert hatte um wieder zu seinen Augen aufzublicken. Er war nicht so blass wie sie, das fiel ihr auch sehr schnell auf. Ihre Blässe war schon der einer sehr germanischen Germanin würdig.
    >>Du bist neu hier, oder? Ich hab dich beobachtet, du wirkst etwas des.. hmm, nein... etwas... weniger ortskundig!<< fand sie dann endlich das treffende Wort, während sie fröhlich sprach.

    Sie schmunzelte als sie seine Worte hörte. Nunja, sie war vermutlich wirklich, wie er es erachtete und auch nicht richtig fähig sich diesem Eindruck anderer Leute zu erwehren, aber dennoch war es immer wieder überraschend, wie klar sich ihre Charakterzüge zeigten. Sie sollte es wenigstens lernen, sich besser zu verbergen, ehe sie einmal an einen falschen Menschen geriet. Sie war sich bewusst, dass ihre Verwandtschaft nicht unbedeutend war, denn das zeigte ihr die Erfahrung immer wieder. Und genau das konnte auch ein Grund für andere Menschen werden, ihr Schaden zuzufügen. Andererseits: Wenn sie sich verstellte, würde sie dann überhaupt noch positive Erfahrungen sammeln? Sie beschloss, sich diese Lektion für Rom aufzubewahren und bis hierher einfach sein, wie sie war.
    >>Und genau das wird mich irgendwann nochmal ins Grab bringen.<< seufzte sie zur Erwiederung an den Duccier, als er ihre Züge nannte. Sie wollte den Bogen nicht zu weit spannen und ihren Ruf und seinen Humor nicht zu weit belasten, also beließ sie es bei einem knappen Grinsen und wandte ihren Blick fragend und nun aufforderng zu dem Nubier. Der Blick blieb direkt auf diesen gerichtet und wurde nicht abgewandt, bis er zu Sprechen anhub. Bei seinen Worten bogen sich ihre Augenbrauen anfänglich nach oben um anschließend wieder herabzusacken und sich zu runzeln. Sie selbst merkte von ihrer doch sehr aussagekräftigen Mimik nicht viel. Als er endete, wusste anfangs nicht recht, wie sie reagieren sollte. Vielleicht war sie selbst für offene Menschen zu Sklavenfreundlich. Und so ratlos wie sie sich fühlte war auch ihr Gesichtsausdruck, als sie endlich wieder anhub, zu sprechen.
    >>Naja... Nein.. Nicht ungebührlich. Du ahm...<< Dann schwieg sie wieder kurz. Diesmal hatte sie ihre ansätzliche Hilflosigkeit bemerkt und hatte schnell wieder zu mehr Selbstbeherrschung geschwankt. Lachend erklärte sie:
    >>Ohje, ich steh hier wie ne Kuh die nicht weiß ob sie im Stall oder auf der Weide ist!<< Dann zwinkerte sie Silko knapp zu und sah zu dem jungen Duccier.
    >>Also, wenn die Antwort auf Grund von Gehörigkeit so distanziert ausfiel, will ich euch zwei nicht weiter in Verlegenheit bringen und solche Fragen lassen. Aber ich denke ich habe bisher nicht gerade den Eindruck erweckt, allzu streng zu denken, oder? Ich mein, ich trag ja nicht'mal ne Palla und weiß, dass ich es eigentlich tun sollte.<<

    Als sie bemerkte, dass er ihren Blick aufgefangen hatte, erhob sie sich leichtfüßig und klopfte sich das Gras aus der Tunika. Sie war, das konnte man nun wirklich gut erkennen, da sie sich erhoben hatte, von sehr schlanker Statur. Sie wirkte beinahe schon derart zerbrechlich, dass sie sich ab einer gewissen Windstärke besser nicht mehr aus dem Haus wagte. Auch ihre Gesichtszüge wirkten edel und jung. Ihre Augen jedoch, das offenbarte sich dann allerdings erst aus der Nähe, wirkten lebhaft und lebensfroh, vielleicht sogar ein wenig schalkhaft. Aber gewiss nicht zurückhaltend und ängstlich, wie es ihr Körperbau vielleicht dem oberflächlichen Auge weis machen wollte.
    Etwas zögerlich blieb sie nun stehen. Noch immer sah sie in seine Richtung, aber eigentlich, und das wusste sie, war sie zu vertrauensselig, wenn nicht gar ein wenig aufdringlich. Aber sie lauschte gerne den Worten anderer Menschen, versuchte aus ihnen Lehren zu ziehen. Lehren über die erlebten Dinge und vielleicht auch was hinter den Gebarden und Worten eines Menschen wirklich stecken. Die Meisten sprachen zweizeilig und nur das, was auch in der zweiten Zeile geschrieben stand, war auch das, was diese Menschen aussagen wollten. Politiker waren noch einmal schwieriger. Sie bauten diese zweiten Zeilen absichtlich ein um so die Gedanken der Menschen besser beeinflussen zu können. Was sie dachten war meistens beinahe unergründlich. Und genau das wollte sie auch endlich verstehen können. Die wahre Rhetorik. Sie wusste nicht, ob sie sich schon einmal durch Worte hatte einlullen lassen, aber das wollte sie, wenn es so weit war, wenigstens zu verhindern wissen.
    Unter diesen Gedanken schritt sie nun gen der Brücke um dem jungen Römer entgegen zu kommen. Er wirkte freundlich und vielleicht sogar etwas zerstreut. Aber gewiss nicht wie jemand, der unlautere Absichten hegte.
    >>Salve!<< rief sie ihm fröhlich entgegen.

    Die junge Prudentia musterte den herannahenden Nubier wahrlich ohne jede Angst. Leichtes Erstaunen lag wohlmöglich in ihren Zügen, aber Furcht nicht zu erkennen. Ihr Blick glitt kurz von seinem Gesicht seine Arme hinab, die doch nicht gerade schmal gebaut waren. Aber auch hier wurde sie nicht im Geringsten eingeschüchtert, kannte sie doch das kriegerische Gemüt mancher Germanen. Und hierbei waren Muskeln ohnehin die besten Botschafter über das dahinterstehende Gemüt. Dann sah sie kurz verschmitzt zu dem Duccius.
    >>Oh, eine zierliche und junge Dame sagt nur etwas über mein Äußeres aus. Wer sagt Dir denn dass ich innerlich nicht verkommen, garstig und hassend bin?<< Sie zwinkerte vergnügt. Der Tag, wie jeder andere, versprach ein guter zu werden. Die Götter schienen ihr tagtäglich aufs Neue einen guten Beginn in den Tag zu gönnen. Dann erhob der Nubier die Stimme. Beinahe zeitgleich mit Marsus setzte sie an:
    >>Stören, du...<< Dann lachte sie knapp auf und ließ den 'Herren' den Irrtum aufklären, der das offensichtlich ebenso vorhatte. Sie schenkte dem Nubier, der scheinbar ein ebenso weiches Herz hatte, wie seine Muskeln hart waren, ein warmes Lächeln. Auch sie empfand es als schlechtes Omen, wenn man sich nicht verabschiedete und aus diesem Grund war sie niemals einfach davon gelaufen. Sie hatte selbst ihren Vater in der schweren Stunde verabschiedet und noch immer bereute sie es nicht, ganz gleich, wie schwer es damals auch gewesen sen mochte. Auf Wiedersehen sagen war nichts Schlimmes. Es war vielmehr das Versprechen, dass jemand einem doch am Herzen lag und man ihn vielleicht sogar Wiedersehen wollte. Sie verabschiedete sich nur dann nicht, wenn sie jemanden nicht leiden konnte.
    >>Auch ich freue mich!<< erklärte sie, noch immer herzlich lächelnd, mit einer leichten Verbeugung. Diese Verbeugung war nicht einmal annähernd respektvoll, aber anders würde sie sich vermutlich nicht einmal dem Augustus gegenüber benehmen. Vielleicht, wenn ihr Verwandter ihr das anders einprägte, aber von sich aus behandelte sie alle Menschen gleich. Das zumindest glaubte sie jetzt noch.
    >>Siehst du es denn auch als Freundschaft an?<< erkundigte sie sich gleich, beinahe stürmisch, bei dem dunkelhäutigen, hochgewachsenen und breitschultrigen Mann, der ihr irgendwo imponierte, und sie beeindruckte, aber nicht wirklich das Fürchten lehrte.

    Ich bin über das Wochenende weg und war die Woche wegen meiner Arbeit immer erst sehr spät daheim.
    Da ich Montag wieder aufgearbeitet habe ist auch endlich wieder vermehrt mit mir zu rechnen. Tut mir leid, aber ich war die Woche Abends immer wirklich erledigt.
    Dafür werden meine nächsten Postings doppelt so gut, als Entschädigung =)

    Ein richtiges Opfer? Nein, das hatte sie bislang auch noch nie durchgeführt, nicht durchführen dürfen und vor Allem nicht durchführen wollen. Aber den Göttern würden bescheidene Opfergaben gewiss auch ausreichen, solange diese von Herzen kamen, dessen war die junge Prudentia sich gewiss. Schweigend schritt sie noch neben Duccius Marsus her, etwas beklommen wegen dem Gesprächsthema. Dachten die Götter ebenso wie sie? Und konnten sie ihre Gedanken sehen? Zürnten sie ihr vielleicht deshalb? Sie hoffte inständig, dass es nicht so war, welche Götter auch immer.
    >>Deinem.. Freund?<< Im ersten Moment wirkte sie wirklich irrtiert, dann folgte sie seinem Fingerzeig und ihr Blick fiel auf Silko. Erst sah sie zu Silko, den sie eindeutig für einen Sklaven gehalten hatte und dann sah sie beinahe aufgebracht zu Marsus.
    >>Freund? Oder hast du ihn absichtlich hinter uns hergehen lassen, damit ich dir nicht plötzlich die Kehle aufschneide?<< Aber das Grinsen in ihrem Gesicht war eindeutig nicht negativer Natur und mit einem durchaus schon freundschaftlichen Zwinkern wandte sie sich um und wandte ihre Aufmerksamkeit nun dem herannahenden Silko zu.

    Prolog: Aquilia hatte schon am frühen Vormittag abermals befunden, dass der Tag zu schön war, um ihn daheim zu verbringen. Abermals nur in langer, blauer Tunika aus dünnem Stoff gekleidet, hatte es sie an die Wasser des Rhenus geführt, der schon so viele Geschichten zu erzählen hatte und gewiss noch zu erzählen wüsste, wenn nur noch mehr Zeit verginge...


    >>Na, und so bin ich dann letztlich hierher gekommen. Meinen Vater vermiss ich schon manches Mal und ich überlege, ob ich nicht nach Roma zurückkehren soll. Immerhin ist die restliche, verbliebene Familie von mir noch dort. Aber ich habe, seit dem Tode von dem guten, alten Commodus kaum noch Bezug zu ihnen. Ich kenne auch nur seinen Sohn Balbus, aber bisher hab ich ihn nicht kennengelernt.<< vertraute auch Aquilia dem Rhein ihre Geschichte an. Für gewöhnlich war es ungewöhnlich, dass sie mehr oder weniger mit sich selbst sprach. Aber heute hatte sie eine gewisse Melancholie - gar Heimweh - erfasst und sie sehnte sich nach der Familie, die sie einst einmal hatte und die nun heute völlig verschwunden ward. Die großväterliche Wärme war ihr noch von größerer Bedeutung geworden als der eigene Vater.
    Dann aber lächelte sie leicht, ergriff einen Stein und warf ihn mit weitem Schwung ins Wasser. Die junge Frau mit den weit ausfallenden, braunen Locken benahm sich so gar nicht wie eine Römerin hohen Standes. Die Palla, der Überwurf, der einer Toga glich, ließ sie beinahe immer daheim, wenn sie zu Ausflügen ansetzte. Auch dann, wenn sie nur bis kurz vor die Stadttore führten. Wenngleich diese Tageswendung weniger geplant war. Erst hatte sie sich einfach nur durch den Zufall treiben lassen, ehe sie sich diesem Stadttor dem anderen näher sah und sich für einen eher ruhigen - um nicht zu sagen: faulen - Tag entschied.
    Ihr Blick streifte nun den die Brücke beschreitenden Mann auf der anderen Seite. Sie beobachtete schon den gesamten Tag die Menschen die einkehrten und auch Mogontiacum verließen. Sie beobachtete Allgemeinhin sehr viel. Und nie wurde es ihr langweilig, einfach in den Tag hineinzuleben. Ein wenig dieser Lebensphilosopie hatte ihr auch der alte Gutsverwalter, der so alt ja eigentlich gar nicht gewesen war, vermittelt. Und wäre das Gut nicht weiterhin hervorragend 'gegangen', hätte sie Zweifel an dieser einfachen Lebensart gehabt. Sie selbst hatte sich nie groß Sorgen müssen und mittlerweile war sie auch froh darum, es nicht zu tun. Auch wenn der Schatten, dass sie sich wieder langsam in einen normalen Trott eingewöhnen sollte, näherrückte, je öfter sie an Rom dachte.

    Sie bemerkte kurz, dass auch er nun einen Blick nach hinten warf, um ihrer beider 'Verfolger' zu mustern - so zumindest ihr Verdacht. Das leise Klappern hatte sie eher unterbewusst wahrgenommen, als ein Geräusch um sie, was da war. Aber da er ihn nicht weiter erwähnte, beschloss sie, dass er vermutlich den gleichen Gedankengang verfolgte wie sie und verwarf ihre Überlegungen sehr rasch wieder. Als er auf die Ausübung seiner Religion zu stutzen kam, zögerte sie doch einen Moment mit einer Antwort. Sie wusste dass ihre Familie sehr streng an den römischen Glauben festhielt und sie selbst hatte es eigentlich auch nicht anders gelernt. Es war vielmehr so, dass sie den germanischen Glauben schön fand, aber nicht zu dem Eigenen gemacht hatte. Nach dem Germanischen jedenfalls klangen seine Worte.
    >>Naja, ein Kind der Natur würde ich mich sogar nennen. Aber Opfergaben habe ich noch nie viele dargebracht. Immer dann, wenn es zu Feierlichkeiten sein musste, aber...<< kam ihre unsichere Antwort. Aber so Recht wollte sie auch nicht weiter sprechen. Sie wollte sich nicht in Widersprüchlichkeiten oder in Ärger verwickeln, als biss sie sich knapp auf die Lippen. Dass sie den Göttern nicht allzu oft opferte, musste nicht noch weiter ausgeweitet werden.
    >>Aber auf jeden Fall bin ich lieber dort draußen als hier, soviel ist sicher.<< beteuerte sie.

    Von ihrer beider neuem 'Verfolger' hatte die häufig unachtsame Aquilia nichts bemerkt. Sie war derzeit noch völlig auf ihren Gesprächspartner fixiert, der ihre unterschwellige Botschaft recht gut verstanden hatte. Die typische, aber höfliche und somit unvermeidbare Beileidsbekundung und dann zum Glück der Themenwechsel. Ihre Arme hatte sie fortwährend leicht angewinkelt an den Körper gedrückt, eine Geste von leichter Unsicherheit, aber dadurch, dass sie die Arme nicht vor dem Leib verschränkte, ebenso auch eine Geste der Fröhlichkeit.
    >>Was ich da draußen vorhabe? Oh, vielleicht ein paar Purzelbäume schlagen.<< Sie wandte ihr Gesicht, in welchem der Schalk blitzte, wieder Duccius Marsus zu, wobei ihr aus den Augenwinkeln nun die hohe Gestalt hinter ihnen auffiel. Aber sie zog daraus noch keine beunruhigende Konsequenzen. Diese dunklen Männer waren in der Regel Sklaven und demnach würde er kaum etwas von ihnen wollen.
    >>Aber um etwas ernsthafter zu sein...<<, nahm sie den Faden wieder auf, >>Ich bin gerne einfach nur draußen in der Natur. Und die kann ich außerhalb der Stadt eindeutig besser genießen, dort marschiert nicht oft jemand an einem vorbei. Manchmal träume ich den Tag, beobachte meine Umwelt... Hm, klingt vermutlich ziemlich langweilig und unglaubwürdig, nicht wahr?<< Noch immer schmunzelte sie.

    Sie wog bei seinen Worten den Kopf hin und her. Stämmig war sie schließlich aus der Region der Colonia Claudia Ara Agrippinensium, die größte Zeit ihres Lebens hatte sie mit ihrem Vater verbracht, mal hier, mal dort. Mal im römischen Imperium und mal im freien Germanien, denn nicht alle Stämme waren jedem Römer gegenüber feindselig eingestellt, wie viele der Römer es glaubten. Interessanterweise wussten es gerade die Bürger in den nördlichen Provinzen besser, die gegen Überfälle gewappnet sein müssen. Der Süden ist von Vorurteilen befallen. Erst als er sie auf ihren Namen ansprach, ward sie wachgerüttelt. Ein leichter Hauch von Röte legte sich auf ihre Wangen, als er nach Balbus fragte. Ihre Antwort fiel dementsprechend auch ein wenig kleinlaut aus.
    >>Ja, ja, verwandt ja.. Aber ich kenne ihn so gut wie nicht und ob er .. Praefectus... Alae ist... Ich weiß nicht.<< Sie wusste, dass der Begriff Praefectus etwas mit dem römischen Militär zu tun hatte, doch was genau, das vermochte sie nicht zu sagen. Sie hatte sich nie großartig für das alles interessiert. Sie wusste nur, dass Balbus irgendetwas mit de Paetorianern zu schaffen hatte, aber auch da, das musste sie sich beschämt einräumen, war ihr Interesse nicht allzu groß gewesen.
    >>Prudentius Commodus stand mir näher, aber zu meiner engeren Familie gehört auch er nicht. Ich ... naja ich bin Vollwaise.<< räumte sie ein, aber sie lächelte. Bemitleidet werden wollte sie deshalb schon lange nicht mehr. Es war eine Tatsache, mit der sie sich langsam abfinden konnte. Und dieses Lächeln folgte einem breiteren, lachenden Gesicht, als sie seine Entgegnung bezüglich ihrer Manieren kommentierte:
    >>Na, dann danke ich meiner schlechten Erziehung, in welche sich manchmal doch tatsächlich Manieren einmsichen wollen! Solange ich keine Purzelbäume schlage, ist ja alles in Ordnung.<<

    >>Confluentes? Letztes Jahr war ich auch einmal dort. Aber nur sehr kurz, mir sind nicht mehr viele Dinge in Erinnerungen geblieben<< erzählte sie. Ein wenig wunderte sie sich in der letzten Zeit auch über sich, wie ihr in diesem Moment wieder bewusst wurde. Bevor sie in Rom war, war sie viel scheuer auf andere Menschen zugegangen. Sie war immer hilfsbereit und freundlich gewesen, aber den Redebedarf den sie nun hatte, den hatte es damals gar nicht gegeben.
    Leicht abwesend war ihr Bick auch eindeutig während dieser Gedanken einzustufen, als seine Stimme sie abermals aus ihren Gedanken holte. Kurz war ein verlegenes Grinsen auf ihrem Gesicht zu erkennen, dann nickte sie. Gedanklich prägte sie sich seinen Namen aufmerksam ein, aber sie wusste schon jetzt, dass sie mindestens noch einmal einen Teil des Namens würde vergessen.
    >>Ich bin Prudentia Aquilia.<< stellte sie sich dann ebenfalls, nun wieder etwas offener lächelnd, vor. Rasch fügte sie noch an:
    >>Aber als schlechte Manieren empfinde ich das gar nicht! Schlechte Manieren haben eigentlich nur Mädchen, die laut hinter noch fremden Männern herrufen.<< Ihr saß eindeutig der Schalk im Nacken. Sie grinste noch immer unverändert und wandte den Blick dann wieder nach vorn.