Beiträge von Prudentia Aquilia

    Als der Wagen durch das Tor rumpelte, fand sie das Landgut verlassen vor. Man sah deutlich, dass Commodus, als sie damals abreisten, wirklich nur das nötigste Personal zurückgelassen hatte. Als der Kutscher vortrat, um ihr vom Wagen zu helfen, erntete er nur einen amüsierten Blick und die knappen Worte:
    >Na hörmal. Hier sieht mich keiner und so alt, dass ich diese Unterstützung brauche, bin ich auch noch nicht.< Mit diesen Worten zwinkerte sie ihm zu und brach damit das Eis was zwischen Sklaven und Herren auferstanden war. Nun brauchte sie nicht mehr die hohe Dame und Nichte des Consuls spielen. Vergnügt sprang sie aus dem Wagen in den Matsch, der sich durch die letzten Regentage gebildet hatte. Es mag sich für den Außenstehenden seltsam anhören, doch für Jemanden der in peinlich genauer Ordnung lebte, ist es ein Labsal, wieder Schlamm in die Sandalen laufen zu lassen. Es tat einfach gut, wieder ein normaler Mensch zu sein. Und niemand konnte sie verurteilen. Die Sklaven, die um ihr kindliches Wesen wussten, warfen sich nur ein amüsiertes Grinsen zu und sonst sah es ja niemand.
    Kurz sah sie sich zur Kutsche um und befand dann, dass diese wohl kaum Jemand stehlen würde. Mit großen Schritten näherte sie sich dem Hauptgebäude und klopfte, anstandshalber, an die Tür.



    Ich muss das leider als einzelnen Thread machen, denn das richtige Landgut ist ja leider geschlossen :)

    >Ich werde es versuchen, aber versprechen kann ich es nicht.< erklärte sie. Sie spürte wieder die Schwermut in sich aufsteigen, die sie auch beim Abschied von Prudentius Commodus verspürt hatte. Dabei war doch dieser Abschied noch schwerer, denn ihn verabschiedete sie zum Militär und ohne baldiges Wiedersehen. Sie stand auf und lehnte sich so weit aus der Kutche heraus, wie es nur irgend ging, um ihn einen Wangenkuss mit auf den Weg zu geben.
    >Pass gut auf dich auf. Ich werde stets an dich denken.< erklärte sie mit einem leichten Lächeln, wie so häufig und zog sich wieder in das Fuhrwerk zurück. Von nun an würde sie mehr oder weniger auf sich allein gestellt sein. Rat konnte sie sich nur noch von Angestellten holen, aber nicht mehr von der Familie. Sie seufzte leise und sah zu Balbus.

    Sie war wieder ein wenig eingedöst. Anfangs hatte sie noch, von der Umgebung vollkommen eingenommen, nur hinausgeschaut und die fremden und doch so vertrauten Düfte eingeatmet. Aber nach einiger Zeit war sie dessen müde geworden und die Reise ging weiter, wie noch zu Anfang, da sie sich noch in der verhältnismäßig trockenen Gegend von Italien befanden. Als sie Balbus Stimme vernahm, schreckte sie hoch, war aber auch sofort hellwach. Fast sehnsüchtig sah sie auf die Pferde. Sie würde viel lieber nicht mehr in der Kutsche sitzen, wenn da nicht die Angst vor den Tieren wäre. Und der neue Stand. Zumal dieser hier in Germanien nicht so wichtig gehandhabt wurde. Hier kannte sicherlich niemand den Consul. Oh wie sehr sich das junge Mädchen doch irrte.
    >Nein, ich werde durchreisen. Ich möchte endlich ans Ziel kommen. Ich hoffe, du verstehst das. Allzu weit ist es ja nicht mehr und ich bin froh, wenn ich die Beine endlich entspannt hochlegen kann, ohne an den weiteren Verlauf der Route zu denken.< lächelte sie.

    Sie tastete noch einmal kurz nach seiner Hand, doch zog die Ihre wieder zurück, als sie ihn kurz berührte. Das würde den Abschied noch schwerer machen. Tapfer nickte sie. Sie war es einfach nicht gewohnt, Abschied zu nehmen, denn sie war immer bei ihrem Vater gewesen. Als er starb, litt sie sehr darunter, doch es war etwas anderes als dieses hier. Einen solchen Abschied erlebte sie zum ersten Mal. Sie versuchte sich in einem wohl doch etwas missglücktem Lächeln und stieg dann in die Sänfte. Sie würde Rom wahrlich nicht nachweinen. Aber ihr Herz frohlockte, als sie an die schöne Zukunft dachte. Die Tage in Germanien würden sie sicherlich wieder erfrischen.

    Sim-Off:

    Ich möchte noch einmal tausendfach um Verzeihung bitten, aber siehe Pn. Ich muss leider los :(


    Wenige Augenblicke unterhielten sie sich noch, als Aquilia aus einem der Fenster blickte, die sich weit oberhalb befanden und ein wenig Luft hereinließen. Fast erschrocken sah sie den Fortgang der Sonne, denn das Licht war schon ein ganz anderes, als zu der Zeit da sie hier aufgetaucht war. War sie vorhin vielleicht doch eingenickt, ehe Claudia sie ansprach? Sie sah Claudia mit diesen erschrockenen Augen an und sprach beinahe unverständlich schnell:
    >Oh es tut mir wirklich leid, aber ich muss los. Ich fürchte, schon zu spät zu kommen, dabei versprach ich meinem Onkel doch, pünktlich zu sein.< Aquilia eilte sich während des Sprechens, sich aus dem Wasser zu ziehen. Mit einem schwächlichen Lächeln meinte sie noch:
    >Wir werden uns wohl ein paar Wochen nicht sehen, denn ich muss für den Commodus etwas in Germanien erledigen. Aber ich werde dir schreiben, ganz bestimmt. Ich hoffe, wir werden das nächste Mal gemeinsam hierher kommen. Verzeih, dass ich so rasch aufbreche.< Damit wandte sie sich um, das Handtuch fest um sich geschlungen, als ihr noch etwas auffiel, was sie völlig vergessen hatte.
    >Einen schönen Tag noch. Bis bald!< Und dann verschwand sie schon mit ihrem Lächeln, welches die Leute immer so vollkommen ehrlich und freundlich traf, aus den Thermen.

    >Oh, aber das liegt ganz gewiss nicht an dir.< sprach Aquilia lächelnd, die den Spaß nicht vollkommen verstand, der Drusillas Worten innewohnte. Sie hatte ein wenig Sorge, dass die Verwandte es wirklich so verstand, dass man nur fort von ihr wollte und diesem potentiellen Missverständnis wollte sie vorbeugen. Sie musterte diese noch einmal eingehend. Es war dieser genau inspizierende Blick, ohne Lächeln und vollkommen neutral. Jener Blick, der die Inspektion nicht zu verstecken vermochte. Aber offensichtlich bestand Prudentia Drusilla diesen Test, denn danach lachte Aquilia leise auf und sprach:
    >Nehmt es mir nicht übel, aber ich denke auch ich sollte mich langsam um die Zurechtstellung meiner Sachen kümmern. Ich möchte morgen nicht für Wirbel sorgen, wenn es losgeht, sondern vorbereitet sein. Ich danke für diesen schönen Abend. Wenn ich euch, Drusilla und Ferrius, bis morgen nicht mehr sehen sollte, wünsche ich euch alles Gute und bis bald.< Damit erhob sie sich, ihrem Onkel noch einmal freundlich zunickend und verließ kurz nach ihrem Großcousin das Zimmer.

    Aquilia stand fortwährend etwas wehmütig neben ihrem Großcousin und sagte kein Wort. Ihr Schweigen war nicht böse, nur ein wenig unbeholfen. Denn sie fürchtete, wenn sie etwas sagte, würde sie beginnen zu weinen. Der Abschied von Rom war ihr ein leichtes und er war ja auch wirklich nicht für lange. Aber irgendwie konnte sie es nicht ertragen, Commodus allein zu lassen. Sie schluckte einmal schwer, während sie zu ihm aufsah. Es war nicht einmal deshalb eine solche Schwierigkeit, weil sie fürchtete ihn zu vermissen. Sie glaubte nur, ihn mit einem Fortgang irgendwie im Stich zu lassen. Dass er sie brauchte. Und ebenso klein wie sie sich fühlte, stand sie unsicher da. Die Beine hintereinander verschränkt, die Arme vor dem Bauch ineinander gelegt.
    >Mh, dann ist jetzt wohl Abschied angesagt, hm?< meinte sie. Es klang selbst in ihren Ohren etwas theatralisch, aber sie konnte es auch nicht verhindern. Sie würde lügen, wenn sie sich wie sonst fröhlich lächelnd umwandte und schwebenden Schrittes fortging. Denn dann ging sie nur für ein paar Stunden. In der letzten Zeit war sie Commodus immer nahe gewesen, denn er war Familie für sie. Und es war schwer, nun 'Auf Wiedersehen' zu sagen. Wenn auch nicht für lange.

    Er lag mit seinen Vermutungen richtig, denn ohne den Segen des Hausherren hätte Aquilia niemals ein solches Unterfangen gewagt. Und es fand schließlich ohnehin in seinem Namen statt. Erfreut lächelte sie und dachte schon jetzt an die interessante Reise an der Seite ihres Großcousins. Auch wenn sie Commodus vermutlich noch ein bisschen näher stand, so war doch Balbus durch seine jungen Jahre ein entschieden lebhafterer Reisebegleiter. Und da er auch beim Militär ist und auch bald sein wird, wie sie auch traurig bedachte, würde unterwegs auch keine Gefahr drohen.
    >Na, dann ist ja alles soweit geklärt.< stellte sie zufrieden fest.
    >Dann werde ich gleich nachher ein paar Dinge zusammenräumen. Hoffentlich finde ich mich noch in meiner Heimat zurecht.< meinte sie lachend und griff nun entschieden fröhlicher nach dem Metbecher und genoss einen tiefen Zug, der ihr auch sogleich sehr warm die Kehle herabrann. Er war stark. Rasch setzte sie den Becher ab und hustete zwei, dreimal.

    Prudentia sah äußerst überrascht drein, als Epicharis auf ihren Großonkel zu sprechen kam. Sie machte keinen Hehl daraus, denn 'ihr' Commodus schien doch recht bekannt zu sein. Auch in ihrer Stimme schwang ein ehrlicher Hauch von Verwunderung mit.
    >Öhm. Ja. Mit Commodus. Er ist mein Onkel, also äh... Großonkel.< Sie drehte sich etwas, als sie die Sklavin kommen sah und diese sofort begann, an Claudia ihre Arbeit zu verrichten. Fragend wie ein Hund legte sie den Kopf schief, denn mit einem solchen Service hatte sie doch nicht so ganz gerechnet. Der Tag schien einiges für sie bereit zu halten. Nachher begannen auch die Ehrungen, zu denen sie mit Commodus und dessen Sohn gehen wollte, denn eben jener wurde dazu geladen.
    >Oh, ich bin das erste Mal hier. Ich komme allerdings auch aus Germanien, daher ist es nicht weiter verwunderlich. Ich vermisse die Heimat sehr.< begann sie wieder etwas aufzutauen und gestand ehrlich ihre Sehnsucht. Sie war zwar schon immer ein offener Mensch, doch Fremden gegenüber erwähnte sie nur selten ihre Neigungen. So hielt sie sich auch dieses Mal ein wenig eingeschränkt mit ihren Erzählungen und wechselte bald das Thema.
    >Aber erzähl doch einmal. Wie ist es in Spanien? Außer Germanien und Rom habe ich nur die Strecke dazwischen aus einem Wagen heraus betrachten können.<

    Sie vermutete, dass sie damit entlassen war und erhob sich mehr oder weniger geräuschvoll. Sie ging um den Tisch herum zu ihrem neuen Onkel und legte ihre Arme liebevoll um ihn. Hier zeigte sich wieder, dass sie, wenn sie jemanden besonders gern mochte, sich auch nicht scheute, diese Gefühle auch zu zeigen. Andersrum war es nicht anders, denn sie konnte ganz anders werden, wenn sie jemanden als verabscheuungswürdig empfand.
    >Ich bin so froh, dass ich dich gefunden habe. Niemals war mein Vater so sehr Vater, wie du es jetzt bist.< sagte sie leise, ließ wieder von ihm ab und lächelte. Sie lächelte das Lächeln eines Kindes, glücklich und vollkommen aufrichtig. Sie ging ein paar Schritte rückwärts zur Tür, die Arme hinter dem Rücken verschränkt.
    >Vielen Dank, für Alles!< sagte sie nun wieder lauter und verschwand aus seinem Officium. Langsam wurde ihr auch bewusst, dass sie Rom bald endlich, wenn auch nicht lange, den Rücken kehren konnte.

    Aquilia nickte nur leicht, als sie Commodus Antwort vernahm. So ähnlich hatte Balbus Gesichtsausdruck nämlich auch gewirkt. Sie kuschelte sich etwas stärker an ihren Onkel und verfolgte den Rest der Ehrungen, bis sich die Menschentraube allmählich auflöste. Dann erblickte sie Balbus bei dem Kaiser als sie ein zweites Mal zu sprechen ansetzte.
    >Ich gehe nach Hause, ja? Du wolltest ja auch noch kurz mit dem Kaiser sprechen, doch ich muss noch... ein paar Gedanken pflegen. Du weißt schon, wegen meiner neuen Aufgabe.< Sie schenkte ihm ein schwaches Lächeln, gab ihm einen Kuss auf die Wange und huschte mit den Mengen hinfort.

    >Gut, dann werde ich mir noch die genauere Vorgehensweise überlegen, wie der Transport zu erfolgen hat.< Doch nach wie vor war der abenteuerlustige Schein ihrer Augen unverändert und auch wenn sie es aufrichtig meinte, dass sie sich noch nicht sicher war, so stand die Entscheidung doch bereits fest. Ihr Herz hatte sie ihr bereits abgenommen. Was war die staubige Stadt Rom gegen die grünen Hügel und dichten Wälder Germaniens?
    >Und mit der Verwaltung werde ich das sicher auch schaffen. Etwas Erfahrung bringe ich ja schließlich mit, wenns auch eher ein kleines Lager betraf. Aber immerhin ist eine Aufgabe nur dann eine Aufgabe, wenn man an ihr ein wenig zu knabbern hat. Und das habe ich bestimmt. Man lernt ja nie aus.< erklärte sie optimistisch und sah dann ihren Onkel an.
    >Gibt es sonst noch etwas?<

    Prudentia stieß ein leises Seufzen aus, als sie sich bequem zurücklehnte und ihre Verspätung scheinbar keinerlei Folgen mit sich zog. Als die Sklaven dann allerdings nach Commodus Rede die Speisen hereinbrachten, zupfte Aquilia einer Sklavin kurz an der Tunika und wies sie an, sich etwas herabzuneigen. So leise es nur ging flüsterte sie:
    >Könntest du mir bitte etwas Met bringen?< und lauter werdend sagte sie dann laut, mit einem Zwinkern zur Sklavin:
    >Denk dran, den Wein bitte möglichst würzig.< Aquilia tat dies möglichst unauffällig, weil sie nicht wusste, wie der Restd er Familie dazu stand, dass sie gewöhnlichen Wein verschmähte. Sie war den Germanen in jeder Hinsicht wohlgesonnen, besonders aber bei ihrem Geschmack. Die Sklavin zwinkerte nur zurück, denn sie hatte sich dieses kleine Geheimnis mittlerweile gut eingeprägt. Vermutlich wäre das Alles unauffälliger gewesen, wenn Aquilia laut gesprochen hätte, aber sie wollte es nicht drauf ankommen lassen. Nachdem also die Sklavin wieder abgezogen war, sprach sie laut in die fast vollständige Runde:
    >Ja, ich denke auch, dass wir wieder an Bedeutung gewinnen.< Genau wusste sie zwar nicht zu sagen warum, aber immerhin hatte auch sie wieder Familie und das reichte doch für sie aus, um glücklich zu sein. Da kam Prudentius Balbus herein und in ihren Augen wohnte ein leichtes Strahlen inne, als sie ihn sah. Ihn mochte sie sehr gerne, ja, verehrte ihn schon beinahe wie einen großen Bruder.
    >Guten Abend, Balbus! Gratuliere!< sagte sie fröhlich und wartete bis die Vorstellungsrunde ein weiteres Mal abgeschlossen wurde. Dann, schon mit etwas ernsterer Miene, fragte sie:
    >Liebster Cousin. Oder Großcousin. Würde es dir etwas ausmachen, wenn wir die Reise nach Germanien gemeinsam antreten?< Sie hatte Commodus noch nichts von ihrer Entscheidung gesagt, die Verlagerung der Betriebe selbstständig zu überwachen, aber sie konnte es kaum erwarten, ihre Heimat wiederzusehen. Und wenn es auch nur für wenige Wochen war. Einen verschmitzten Blick warf sie nun in Richtung Commodus.

    Ganz ähnliche Gedanken gingen auch Prudentia durch den Kopf. Jedenfalls, nachdem die Frage mit dem Kettchen geklärt war, begab sie sich wieder in ihre ursprüngliche Situation und schloss die Augen, dabei überlegend, was sie weiterhin sagen sollte. Aber da sie so stark umdenken musste, seit sie in Rom lebte, flossen ihre die Worte auch nicht mehr leicht über die Lippen. Über ein Jedes konnte man nämlich unangenehm stolpern. Und, da sie auch in dieser Situation ihre Gedanken abwog, trat wieder eine kürzere Pause ein, die von der Patrizierin allerdings durchbrochen wurde. Sehr zu Aquilias Erleichterung, denn sie hatte noch niemanden in Rom kennengelernt und sehnte sich doch nach einer Beschäftigung, außer dem einsamen Umherstreifen durch die Straßen.
    >Prudentia Aquilia.< stellte sie sich also zutraulich vor. Wie gern würde sie nun ein Gespräch wie früher beginnen, unbedacht und spontan. Aber hier gab es ja kaum etwas zu erzählen, denn es passierte auch nicht mehr viel. Aber vielleicht konnte man ja in ein wärmeres Gespräch rutschen, wenn man sich erst besser kennen gelernt hatte. Der Name Claudias ließ nichts in ihr klingen, ihr sagten die Namen altehrwürdiger Familien genausowenig, wie irgendwelche Witwen als letztes überbleibsel einer niederen Familie.
    >Es freut mich, dich kennenzulernen.< fügte sie rasch an, um die lauernde Stille wieder zu verjagen. Wie sollte sie weitermachen? Sollte sie fragen, ob sie schon lange in Rom sei? Aber vielleicht war die Frage unangebracht, denn nur da sie selbst nicht lange hier weilte, musste das ja nicht für jeden gelten. Aber da fiel ihr etwas passendes ein.
    >Bist du öfter hier? Wenn ich das fragen darf, heißt das.< fügte sie brav noch eine Floskel an ihre Frage an und blickte die junge Frau ehrlich interessiert an. Sie war älter als sie selbst, dass konnte sie 17-Jährige deutlich erkennen.

    Prudentia ließ ihre Arme wohlig auf der Wasseroberfläche treiben. Fast spielerisch achtete sie darauf, dass sie nicht völlig untertauchten. Sie kannte bislang nur sehr kleine Thermen, nicht halb so luxuriös wie diese. Überhaupt war es das ganze neue Leben und sie selbst, die nun als Mündel des Consuls in Rom weilte, musste sich schwerlichst daran gewöhnen. Früher, vor gar nicht allzu langer Zeit, tollte sie doch noch mit Jungen die Wiesen entlang und kletterte auf Bäume. Mit germanischen Jungs. Hier in Rom behielt sie ihre Vorgeschichte allerdings besser bei sich, denn sie mochte dem Ruf ihres Ziehonkels schaden. Es reichte, wenn sie erklärte, sie stamme aus Germanien und habe ihrem Vater dort, bis zu seinem Tode, bei seinen Geschäften geholfen. Den Handel mit den Germanen erwähnte sie besser ebenfalls nicht.
    Und so, noch an die nicht so schönen Thermen und das weniger reiche, aber interessantere Leben denken, lehnte sie sich an den Beckenrand und gewahrte außer der wohligen Wärme nichts mehr, was um sie herum vorging. Ihren Zustand konnte man schon beinahe als eine Art Halbschlaf bezeichnen und so entspannt sahen ihre zierlichen Züge auch aus. Aquilia war sehr schmal gebaut und hatte nicht sehr viele, weibliche Formen. Dafür war ihr Körper schlichtweg zu schmal, als dass sie große Kurven aufweisen könnte. Durch diese Unscheinbarkeit würde auch niemand das Temperament hinter den lieblichen Zügen erahnen, welches sich schon des Öfteren in keiner sehr feinen Sprache zeigte. Dann hörte sie, so vor sich hinträumend, wie sie angesprochen wurde und öffnete ihre Augen einen Spalt. Es fiel ihr schwer, und die Lider vibrierten ein wenig, ehe die Augen endlich vollends geöffnet waren. Sacht senkte sich ihr Blick wieder auf das Band mit dem Mond, was ihr selber natürlich überhaupt kein Begriff war. Sie war so unrömisch, dass sie nicht einmal mehr wusste, welche Bedeutung ihr Cousin bei der Garde hatte oder was der Pontifex Maximus war.
    >Nein. Aber ganz vorhin hörte ich, wie jemand danach suchte. Das ist aber wirklich schon einige Wi... Momente her.< Erst wollte sie Wiesen sagen, doch amüsiert viel ihr dann auf, dass sie noch halb im Traum war. Sie hob ihren Blick wieder, um wieder ihre Gesprächspartnerin anzusehen. Sie hatte sehr angenehme Gesichtszüge und wirkte freundlich, fand die sehr junge Plebejerin.
    >Vielleicht könnte man es einem der Sklaven geben. Wenn es sehr viel wert ist, kommt die Frau bestimmt wieder um noch einmal nach Schließung danach zu fragen.< fuhr sie fort, in ihrer beredten und offenherzigen Art. Ihr Blick schwankte noch einmal zu dem Mond in der feingliedrigen Hand der Patrizierin und sie selbst begann zu lächeln. Hübsch anzusehen war er zumindest.

    Er schien anscheinend wirklich gut für sie zu tun zu haben. Und ein großes Maß an Vertrauen brachte er ihr damit nun auch entgegen. Während sie ein wenig hin- und herdachte, den Gedanken herumrollte, legte sie den Kopf schief. Es dauerte nicht lange, da wurde ihre Entscheidung durch andächtiges Nicken verkündet.
    >Ich denke doch, dass ich das schaffen könnte. Ich werd anfangs wohl noch öfters deinen Rat brauchen, aber das sollte alles kein Problem werden. Unter dem Verwalten fallen ja nur betriebliche Änderungen, Behebung von Problem, Verwalten von Personal und Beaufsichtigung der Kosten, oder?< erkundigte sie sich vorsichtshalber noch etwas genauer, nach ihren Aufgaben.

    Nach Germanien? Se dachte etwas eingeschränkt über diese Entscheidung nach. Es schien eine Ehre zu sein, denn ein eigenes Kommando hörte sich nach vielen Männern an. Aber Balbus selber strahlte nicht vor Vergnügen. Empfand zumindest sie. Vielleicht benahm er sich aber ja auch vor dem Kaiser anders als vor ihr. Aber, was sie sich nun fragte: Warum wurde er nicht schon eher dorthin versetzt? Nun waren sie gerade einmal einen Monat, wenn nicht gar weniger beisammen und schon sollten sie sich wieder trennen. Sie seufzte leise. Sie hatten sich doch nicht einmal richtig kennengelernt. Aber vielleicht, so dachte sie weiter, vielleicht würde sie ihn ja mal besuchen dürfen, wenn er dort war.
    Dann folgte der nächste Gedankensprung. Wenn er ein Kommando führte, führte es in Germanien vermutlich gegen das dortige Urvolk. Und das wiederum war ihr ebenfalls beinahe eine Familie geworden. Missgestimmt verzog sie ein wenig das Gesicht über diese Entscheidung. Sie würde ihn vermissen und gleichzeitig war er doch in einer Fraktion, die sie nicht sehr mochte. Es war eine sehr einfache Denkweise, aber so war sie schon immer gewesen. Sie wandte sich zu Commodus um und flüsterte ihm frei heraus zu:
    >Das find ich nicht gut.< und sah ihn offen an. Er würde sie wohl nicht schelten, denn bisher hatte er ihre Meinung immer respektiert. Ob er sie geachtet hatte, wusste sie nicht, aber hier musste er ihr doch einfach zustimmen. Immerhin konnte auch sein Sohn in Gefahr kommen. Bei der Garde, soweit hatte sie es bisher verstanden, war es wohl recht harmlos.

    Der Gedanke, dass sie den Transport selbst überwachen sollte, war verlockend und wurde es umso mehr, je größer er in ihrer Fantasie heranwuchs. Das hieße, dass sie ihre geliebte Heimat wieder sehen konnte. Aber sie würde nicht viel Zeit haben, um diese zu genießen. Sie legte abwägend den Kopf schief, doch zu einer Entscheidung wollte sie nicht kommen. Für objektives Denken war sie subjektive Vorfreude auf ein wiedersehen einfach noch zu groß.
    >Über die Art des Transportes müsste ich noch einmal in aller Ruhe nachdenken. Wenn das in Ordnung geht.< warf sie also abweichend ein, doch in ihren Augen stand die Antwort eigentlich schon geschrieben, denn sie blitzten voll Abenteuerlust.

    Aquilia bemerkte jedoch seine Verwunderung und reagierte ihrerseits ebenso. Vielleicht war er auf Grund ihrer doch recht starken Verspätung erstaunt, die er allerdings nicht weiter erwähnte. Unbekümmert dachte sie allerdings nicht weiter darüber nach, als dann auch schon wieder jemand dazustieß. Ein besseres Wort konnte man nicht finden, als es 'belämmert' war, denn ebenso sah sie zu dem Fremden. Sie hatte nicht mehr Verwandtschaft als Balbus und Commodus erwartet, aber dem Schien nicht so zu sein.
    >Salve!< nickte sie ihm freundlich zu und strahlte hernach auch ein wenig Wärme bei ihrem Lächeln aus. Als sie nach der Familie gesucht hatte, hatte sie zwar keine Großfamilie gesucht, aber warum auch eigentlich nicht? Sie schienen alle recht nett zu sein, wenn auch sehr romanisiert. Zumindest die junge Dame, die ihr soeben als Drusilla vorgestellt wurde. Sie schien sich an die Clinen schon gut gewöhnt zu haben und lag bequem auf ihr, so sah es zumindest aus. Aquilia hingegen konnte sich an solcherlei Gepflogenheiten einfach nicht gewöhnen.
    >Freut mich, eure Bekanntschaft zu machen.< meinte sie dann mit einem verschmitzten Lächeln in die Runde von neuen Verwandten.

    Prudentia Aquilia, in Rom ein häufigeres Anhängsel ihres Verwandten Prudentius Commodus geworden, hatte ihn auch heute wieder begleitet. Sie hielt sich dicht an seiner Seite. Unrömisch, wie sie eigentlich war, wusste sie nur, dass heute Ehrungen vorgenommen werden sollten. Was genau das für Ehrungen sein sollten, wusste sie allerdings nicht im Geringsten. Allerdings sollte es eine Ehrung ihrerseits und einen kleinen Dienst an den Verwandten darstellen, dass sie ihn begleitete. Vielleicht würde sie ja auch ein paar nette Leute kennenlernen und in jedem Fall ward sie so vor Langeweile bewahrt. Artig behielt sie auch Stillschweigen und betrachtete den großen Mann, den sie heute das erste Mal sah.
    Diesem Manne gegenüber war sie nicht sehr loyal eingestellt. Er war es also, der all die Geschicke des römischen Imperiums leitete und er machte es sich auch so leicht, über die Germanen zu urteilen. Und zudem war sie auch von diesem Gedanken überzeugt, denn ein anderer wurde ihr nie vermittelt, ehe sie in die Obhut des Senators gekommen war, nachdem sie ihren Vater verlor. Aber, das wusste sie mittlerweile auch, er war wichtig für das Geschick der höher gestellten, römischen Familien und sie gehörte nun einer solchen an. Und so versuchte sie für sich, ihn unvoreingenommen als Imperator zu betrachten, der er ja nun einmal war.
    Sie sah zu ihrem selbsternannten Onkel auf und fragte sich dabei, welche Gedanken ihm wohl durch den Kopf gingen. Immerhin wurde sein Sohn ebenfalls berufen und hier empfand auch sie eine leise Vorfreude auf das kommende Ereignis - wie sie zumindest hoffte. Von welcher Bedetung Prudentius Balbus schon jetzt war, wusste sie genauso wenig von der Bedeutung ihres Onkels, dem Consul, den sie ja nun begleitete. Zaghaft hakte sie sich bei diesem ein und verfolgte den weiteren Verlauf, indes sie bei dem Decimus Meridius aufhorchte. Von ihm hatte sie damals, als sie noch in Germanien lebte, zumindest einmal gehört. Ja, hatte sie nicht sogar einen seiner Verwandten kennengelernt? Sie wusste es nicht mehr so genau, denn sie machte sich nicht viel aus Ehre oder nicht Ehre und konnte sich Namen ohnehin schlecht merkten. So strich sie auch diesen Gedankengang wieder und setzte ein versonnenes Lächeln auf, damit sie, frohen Herzens, auf die Nennung ihres 'Cousins' warten konnte.