Beiträge von Quintus Caecilius Metellus

    Die schlimmste Mittagshitze war vorüber. Minor betrat den Exerzierplatz mit einigen milites der Materialausgabe, die nach und nach Übungsschilde und -schwerter für die ganze Centurie brachten. Stichprobenartig testete er einige gladii und ließ einige wieder umtauschen die eher schlecht ausbalanciert oder schon sehr beschädigt waren. Als alle Vorbereitungen für die nachmittägliche Einheit getroffen waren, fanden sich auch schon die ersten milites wieder auf dem Exerzierplatz ein.


    Mit den Händen auf dem Rücken verschränkt wartete Minor nun auf die Ankunft der Übrigen.

    Auch Minor stimmte natürlich in den Trinkspruch auf den Imperator ein.


    "Auf unseren Caesar!"


    Das Einstimmen der anderen wertete er als Überwinden der ersten Hürde. Nun hieß es die nächste in Angriff nehmen, aber die würde mehr Zeit brauchen.


    Dann fiel ihm allerdings noch etwas anderes ein und er wandte sich besonders an Lupus.


    "Du hast den Aushang vermutlich noch nicht gelesen, aber unsere Centurie sucht einen capsarius. Hätte einer von euch Interesse oder kennt jemanden?"

    Dankend nahm Minor den Becher entgegen.


    "Das sieht allerdings gut aus. Danke."


    Er prostete Lupus zu.


    "Auf die IV. Centurie! Auf die cohortes urbanae!"


    Minor hätte auch auf gute Zusammenarbeit sagen können, aber das konnte er als centurio vor den anderen milites nicht ohne weiteres aussprechen. Er war sich aber sicher, daß Lupus und auch andere Altgediehnte das so verstehen würden.

    Lupus Antwort machte deutlich, daß er nicht weiter darauf eingehen wollte.


    "Du hast recht jeder Mensch. - Eine Erfrischung dürfte jetzt allerdings das richtige sein, schließlich steht später noch eine Einheit auf dem Plan."


    Minor merkte nun wie ausgetrocknet seine Kehle war. Er setzte sich in Bewegung in Richtung ihres Unterkunftsblockes.

    Nun hatte es Plotina doch noch geschafft Minor verlegen zu machen. Glücklicherweise war es zu dunkel, um den Gesichtsausdruck des jeweils anderen zu erkennen.



    "Ähm, so meinte ich das doch gar nicht."


    Hastig fuhr er fort.


    "Hast du denn schon irgendeinen Beruf im Hinterkopf, der dich gegebenenfalls interessieren würde?"


    Was das Thema Heiraten anging, erwiderte er lieber nichts mehr. Wie sollte er das schon beurteilen. :D

    "Du redest also von einem gezielten Auftrag jemanden zu töten? Darf ich deiner Frage entnehmen, daß du schon so einen Befehl erhalten hast?"


    Minor folgte Lupus Blick zu Sedi hinüber, schüttelte aber seinen Kopf zu dessen Vermutung.


    "Er kann nicht hören, was wir sagen - er ist zu weit entfernt. Belauschen ist auch nicht seine Art."


    Er wandte sich wieder dem anderen Thema zu.


    "Ja, mein Ziel ist es wenn möglich nicht zu töten sondern nur unschädlich zu machen. Jeder ohne Not getötete Römer ist einer zu viel."

    War er in einer komortablen Lage gewesen? Wie hätte sein Vater reagiert, wenn er noch gelebt hätte?
    Er bemühte sich die immer wieder aufkommenden Gedanken an seinen Vater zu verdrängen.


    "Ich wage zu behaupten, daß ich mein Glück bereits gefunden habe. Vielen Dank für deine Wünsche."


    Ein kurzes Schweigen entstand bevor Minor fragte.


    "Hast du schon konkrete Pläne? Vielleicht ein Berufswunsch? Oder bist du am Ende schon längst verlobt?"

    Bei der Vorstellung, wie er als Anwalt auftrat musste er unwillkürlich den Kopf schütteln.


    "Danke, daß du dir das vorstellen kannst. Ich habe auch schon angedacht den cursus iuris zu absolvieren, wenn ich genügend Zeit zum Studium finde, aber es war schon immer mein Wunsch als Soldat zu dienen, centurio zu werden war mein Traum. Wenn ich Glück habe, werde ich eines Tages praefectus castrorum oder der Kaiser erhebt mich in seiner Güte zum eques und macht mich zum Tribunen. - Aber das liegt alles in der Zukunft, mein hier und jetzt gilt bedingungslos meiner Centurie."


    Er suchte nach passenden Worten und zuckte dann mit den Schultern.


    "Ich fühle mich schon unwohl wenn ich in Zivil unterwegs bin, ganz davon zu schweigen wenn ich eine toga trage."


    Ob das jemand verstehen konnte, der noch nie gediehnt hatte?

    Wie schon vermutet fand sich auch im nächsten Wagen nichts. Amüsiert bemerkte er eine gewisse Enttäuschung im Blick des Terentiers. Wer würde nicht auf einem seiner ersten Außeneinsätze etwas entdecken wollen? :D Nun, er würde noch seine Chancen auf spannendere Einsätze als diese Routinekontrollen erhalten.


    Forschend blickte er auf den Stand der Sonne. Ein paar Kontrollen waren auf jeden Fall noch fällig, dann konnte er mit den Männern direkt zur nächsten Übungseinheit der Centurie marschieren.

    Plotinas Erstauenen über sein Interesse war nun ebenso offensichtlich wie bei dem ersten Zusammentreffen über seine grundlegend vorhandenen Manieren. ;)


    "Hm, danke für deine Beurteilung."


    Ein Fenster öffnete sich in einem der oberen Stockwerke einer insula und Minor konnte Plotina gerade noch an die Seite ziehen, ehe der Inhalt eines Nachttopfs neben ihn auf das Straßenpflaster klatschte. :D


    "Entschuldige, aber um diese Zeit muß man wirklic aufpassen."


    Dann wandten sich seine Gedanken wieder gen Alexandria und zur dortigen Bibliothek.


    "Ich würde viel geben, sie einmal sehen zu können."


    Erklärend fügte er hinzu.


    "Solltest du dich wundern, warum dich gerade ein miles nach der Bibliothek fragt, so solltest du wissen, daß mein Vater mich eigentlich als Anwalt vorgesehen hatte und auf die Bildung all seiner Söhne großen Wert gelegt hat."

    Die milites waren mittlerweile schon recht eingespielt und gingen schnell und effizient vor. Der Terentier, als neuestes Mitglied des contuberniums, war gut eingebunden. Der Blick des Fahrers ließ ihn absolut kalt. Was war der schon im Vergleich zu noch mehr Waffen innerhalb der Stadtmauern Roms.


    Als der Ruf des miles kam, nickte er nur kurz. Schon stand der nächste Wagen zur Kontrolle bereit. Aller Wahrscheinlichkeit nach, würde auch der irgendetwas Uninteressantes befördern. Aber Abschreckung und Warnung waren eben besser als ein Aufstand Bewaffneter.


    Sim-Off:

    Keine Sorge, bin normalerweise geduldiger als gestern. :D

    "Es dauert wohl Jahre oder unzählige Patroullien bis man Rom auch nur halbwegs kennt. Es kann kaum schaden, wenn du die nähere Umgebung eurer casa erkundest. Wenn dein..."


    Minor überlegte kurz,


    "...Cousin nicht abkömmlich sein sollte, könntest du einfach einen Sklaven mitnehmen. Du könntest eurern Hausverwalter fragen, der kann dir einen Sklaven mitgeben, der sich gut in der Stadt auskennt."


    Seine Gedanken wanderten unwillkürlich zu einem Abend, an dem er Livilla nach Hause begleitet hatte. Dann wandte er sich wieder seiner Begleiterin zu.


    "Wie ist sie eigentlich? Also die große Bibliothek in Alexandria."

    Minor wartete bis sie ihn erreicht hatte, ehe er losging.


    "Keine Ursache, Plotina. Auch wenn den vigiles Rom bei Nacht gehört, so könnte ich dich dennoch nicht allein um diese Zeit durch die Stadt gehen lassen. Mach dir keine Sorgen, welcher miles soll schon genau wissen wann sein centurio einen Rundgang unternimmt."


    Sie verließen die Taverna und Minor wandte sich umgehend in Richtung der Straße die ein Kompromiß zwischen sicher und schnell war.

    Minor fragte sich gerade, wieso er bei der Antwort der Sergierin nicht gleich verlegen wurde wie er es bei Livilla bestimmt gewesen wäre.


    "Hinter mir zu gehen ist sicher nicht notwendig. Ich bin jederzeit bereit."


    Er trat einige Schritte vom Tisch weg und wartete darauf, daß Plotina ebenfalls folgte.

    Er lächelte kurz.


    "Wenn du in der casa Sergia wohnst, so sollte das kein Problem sein. Die liegt doch an der Via Nomentana, die geradewegs zur castra führt. Aber wenn du lieber nicht mit einem Soldaten gesehen werden willst, dann werde ich auch gerne zehn Schritte hinter dir hergehen."

    Minor grinste kurz.


    "Dann danke ich dir dafür, daß du dich mit mir unterhalten hast, obwohl ich ein miles bin."


    Als Verus sich dann verabschiedete.


    "Vale Verus! Auch dir den Segen der Götter."


    Da Plotina nun gänzlich alleine in der Taverna war.


    "Entschuldige, wenn ich mein Angebot von neulich wiederhole, Plotina, aber erlaubst du mich dich nach Hause zu beleiten?"

    Minor hörte Plotina genau zu. Wenn man die Christen aus den Überlegungen rausließ und nur an Möglichkeiten für Rom und ihre Bewohner dachte. Da gab es diverse Ecken der Subura und auch anderer Stadtteile, in denen das Leben geradezu unerträglich sein mußte. Möglicherweise ließ sich da vieles zum Guten wenden, wohl auch die Kriminalität senken, wenn jeder auch nur ein wenig täte.


    "An deinen Worten ist viel Wahres dran, Plotina. Aber ich fürchte, daß unsere Gesellschaft nicht dazu bereit ist."


    Er leerte sein Wasser, rief die Bedienung und zahlte.


    "Nun müsst ihr mich bitte entschuldigen. Meine centurie hat heute Nacht Wachdienst an der castra, da muß ich selbstverständlich anwesend sein."

    Die Zeit des aktuellen Tribuns bei den cohortes urbanae neigte sich dem Ende zu. Minor war mal wieder auf der Jagd nach Berichten für die Akten, eine Aufgabe die er auch nach seiner Beförderung zum centurio noch innehatte. So klopfte er an die Tür des Tribuns und trat dann ein.


    "Salve tribunus! Centurio Caecilius Metellus, verzeih die Störung, aber ich wollte fragen ob du noch irgendwelche Berichte für die Akten hast, bevor du uns verlässt."