Beiträge von Quintus Caecilius Metellus

    Minor nahm die Meldung mit einem knappen Nicken zur Kenntnis.


    "Die Kontrollen werden folgendermaßen ablaufen: Zwei Leute sind dafür zuständig Wagen anzuhalten und an den Straßenrand zu lotsen. Dabei lasse ich denjenigen weitesgehend freie Hand, es sei denn ich will noch den ein oder anderen Wagen mehr kontrollieren. Das werdet ihr beide sein."
    Er deute auf einen altgedienten miles, der wohl schon unzählige Wagen kontrolliert hatte und dem er den richtigen Riecher zutraute und einen anderen.
    "Wenn ein Wagen angehalten wird, dann wird der Wagenführer von euch beiden, Atius und Fulvius , einige Schritte weggeführt. Terentius und Arrius - ihr werdet die Durchsuchung vornhemen und ihr beiden passt auf, daß niemand etwas klaut, wenn ein Teil abgeladen werden muß."


    Er blickte die milites der Reihe nach an, ob noch Unklarheiten vorhanden waren.


    "Noch Fragen? Besser jetzt als später."

    Minor erwiderte den Gruß der Wachen, als er das Lager verließ. Zu einer gewissen Zeit früh morgens stauten sich die Wagen vom Stadttor bis hierhin zurück. Demnächst würde er genau zu dieser Zeit eine große Kontrollaktion ansetzen. Um diese Tageszeit gab es keinen Stau, aber sie würden doch eine Auswahl an Wagen zu kontrollieren haben.


    Minor blickte zum Tor der castra zurück, ob die milites schon in Sicht waren.

    Minor betrat die Unterkunft des Contuberniums, zu dem auch Tacitus gehörte.


    "Milites, sucht die restlichen Mitglieder eures contuberniums zusammen! Ihr findet euch in 10 Minuten am südlichen Tor der castra an der Via Tiburtina Vetus ein. Dort werden wir Kontrollen der einfahrenden Wagen durchführen. Nach den Unruhen vor der Curia Iulia neulich, sollen wir jetzt ein besonderes Auge darauf haben, daß keine illegalen Waffen ihren Weg nach Rom finden."


    Eine ungewöhnlich lange Erklärung eines Befehls, aber sie war besonders für den Terentier gedacht, der ja noch nicht lange seine Ausbildung absolviert hatte.


    "Noch Fragen?"

    Bei Verus letztem Satz nickte er nachdenklich.


    "Da sagst du etwas Wahres. Wer würde schon seinen Siegelring versetzen! Der Gefangene sah nicht gerade wohlgenährt aus, aber den Siegelring hat er dennoch nicht vesetzt. Würde man das mit einem Ring machen, den man gekauft hat, weil er einem gefällt?"


    Die letzte Frage war mehr rhetorisch als eine echte Frage. Blieb die Frage, was nun zu tun war um die Identität des Gefangenen zu klären. Vielleicht wenn ihn jemand begleitete, der die Familie kannte und mögliche Ähnlichkeiten feststellen konnte, die aus Minors Beschreibung nicht hervorgingen? Aber bevor er irgendetwas vorschlug, wartete er auf die Reaktion des Senators auf Verus Aussage.

    Minor zuckte mit den Schultern.


    "Ich weiß nicht, was es mit den Gerüchten auf sich hat. Allerdings ist doch meistens irgendetwas wahres an Gerüchten dran. Was mich allerdings mehr interessieren würde, ist was für ein Mann es schafft, daß ihm Leute lange nach seinem Tod noch nachfolgen."


    Vor seinen Augen tauchte das Bild eines Feldherren vom Formate eines Caesar auf, aber genau das war er ja nicht gewesen sonst hätte er sich nie kampflos ergeben.

    Zitat

    Original von Titus Decimus Verus


    Ein amüsiertes Lächeln glitt über Minors Gesicht, als er überlegte was Verus in puncto Verweichlichung von diesen Christen unterschied. Dann aber fragte er nach.


    "Was hat es mit Verweichlichung zu tun, wenn man sein Leben für etwas aufgibt an das man glaubt? - Wenn wir jetzt außen vor lassen, daß es ihre komische Vorstellung ist."


    Über die christlichen Vorstellungen hätte sich Minor auch beim besten Willen nicht unterhalten können, da er abgesehen von den Gerüchten, daß Christen Kinder aßen und ähnlichem, nichts näheres wußte.

    Minor hörte den beiden aufmerksam zu sagte selbst aber nichts, da er sonst doch noch irgendwelche Informationen preisgab. Dafür konnte er sich jetzt endlich den Nachgeschmack des lauwarmen Biers aus dem Mund waschen. - Soviel hatte er heute jedenfalls gelernt: Bier sollte man unter allen Umständen gekühlt trinken. ;)

    Zitat

    Original von Titus Sergius Lupus
    ... Aber zwischen Übung und dem Ernstfall ist doch ein Unterschied.
    ...
    Musstest du schon einmal Töten?


    Minor überlegte, ihren größten Kampf hatten sie bei der Razzia im Lagerhaus ausgefochten. Dort hatten sie einer von einem Gladiatoren ausgebildeten und mit Schwertern bewaffnete Truppe gegenübergestanden. Für den Dienst in Rom war es eine Ernstsituation gewesen, zumindest fiel ihm spontan nur noch ein Massenaufstand oder ein Angriff einer Gruppe auf ihn als Einzelperson als noch brenzligere Situationen ein.


    "Ich habe schon auf Leben und Tod gekämpft und auch schwer verletzt, aber nicht direkt getötet. Es mag höchstens jemand hinterher seinen Verletzungen erlegen sein; aber das meinst du wohl kaum."

    Ein wenig verwundert hörte er, daß Verus ihn mit Minor ansprach. Eigentlich wurde der Name doch nur in den Reihen der cohortes urbanae benutzt, aber vermutlich hatte er das wohl bei Sedi gehört. ;)


    "Salve, Verus."


    Er überließ es dem Hausherrn Verus über seine Anwesenheit aufzuklären.

    Minors Gesicht war wohl wenig intelligent, als Lupus plötzlich loslachte. Dann mußte auch er grinsen. Offenbar hatte er die Handlungen des Sergiers nach dessen plötzlichem Auftritt wirklich in den falschen Hals bekommen und nicht an ein mögliches Austesten seiner Reaktionen gedacht.


    "Nun, da hast du nicht so ganz unrecht - aber in der anderen Hand war stehts ein Holzgladius."


    Die Atmosphäre war merklich weniger angespannt.


    "Dann befinde ich mich ja in allerbester Gesellschaft, wenn du auch deine langjährigen Kameraden ein Geheimnis bist. Ich werde mich jedenfalls auf die Suche nach dem richtigen Bild von dir begeben! Wenn du in mir allerdings nur den Innendienstler siehst, der den ganzen Tag schlimmstenfalls Staub begegnet, dann - wage ich mal zu behaupten - ist auch dein Bild von mir nicht akkurat. Ich bin nicht irgendein verwöhnter Patrizier, der sich hier eine Amtszeit lang langweilt, bis er seine politische Karriere fortsetzen kann."

    Minor zog kritisch die Augenbrauen hoch.


    "Hättest du einfach mitgezählt, statt weiterhin mein Mißfallen auf mich zu ziehen, so hättest du sehr wohl gesehen, daß ich die Liegestützen ebenso wiederholt hätte, wozu ich ja auch schon angesetzt hatte."


    Er winkte ab.


    "Nun gut, das führt zu nichts. Du kannst diesen Worten Glauben schenken oder nicht. Ich denke nicht, daß es meine Pflicht ist meine Aufmerksamkeit in erster Linie auf mögliche Tests meiner milites zu richten, aber du wirst in den kommenden Wochen die Gelegenheit haben zu sehen, daß ich keine Angst vor Anstrengungen und dem Staub des Exerzierplatzes habe."


    Er fixierte Lupus.


    "Was ich auf keinen Fall tolerieren kann oder werde, sind Kommentare zu meinen Befehlen oder Nachlässigkeiten bei deren Ausführung, aus welchem Grund auch immer. Wenn du etwas zu sagen hast, kannst du mich gerne in meinem Officium aufsuchen. Ich schätze durchaus ein offenes Wort, aber das hat nicht vor der versammelten Centurie stattzufinden."

    Es dauerte eine Weile bis Lupus ihm antwortete und er schien seine Worte abzuwägen. Was er sagte, war nicht ganz überraschend auch wenn vielleicht nicht jeder sich getraut hätte es auszusprechen. Ruhig antwortete er.


    "Das kann ich durchaus verstehen. Es versteht sich von selbst, daß ich mein neues Amt bestmöglichst ausfüllen will. Was genau bei der Arbeit den Respekt der einzelnen milites gewinnt, kann ich natürlich nicht beeinflussen. Ich weiß gerade um die Wichtigkeit der altgediehnten milites, auch bei der Eingliederung der neuen. Daher hat es mir besonders mißfallen, daß ausgerechnet einer von euch halbherzig mitgemacht hat."


    Minor hatte nicht vor regelmäßig Rechenschaft über seine Handlungen und die dahinterstehenden Motivationen abzugeben, aber es war ihm durchaus daran gelegen, daß Lupus seinen Standpunkt kannte.


    "Du 'erwartest' von mir, daß ich mir den Respekt von dir und deinen Kameraden verdiene. Ich erwarte von dir, daß du dich entsprechend deiner Erfahrung verhältst."

    Zitat

    Original von Sergia Plotina
    "Gestatte mir noch eine Frage, Metellus: Was geschieht jetzt mit dem Jungen? Er hat mir irgendwie leid getan."


    Bedauernd schüttelte Minor den Kopf.


    "Zu dem genauen Fall kann ich dir leider, wie eben erwähnt, nichts weiteres sagen. Allerdings ganz allgemein gesprochen: Das Tragen von Waffen innerhalb Roms ist kein geringes Vergehen."

    Es war Plotina sichtlich unangenehm ihren Eindruck auszusprechen. Darum war das einzige was Minor erwiderte ein nachdenkliches 'hmmmh'. Er hatte den Gefangenen ja gleich Sedi überlassen und sich nicht weiter um ihn gekümmert, aber als er so in seinem Gedächtnis kramte konnte er schon verstehen was sie meinte.


    Letztlich wäre es wohl unmöglich für eine Frau gewesen, nichts zur Kleidung des Diebes sagen zu können.


    "Ich danke dir Sergia Plotina. Dein Aussage untermauert die Vorwürfe in hohem Maße."


    Minor wurde sich bewusst, daß er Verus komplett aus dem Gespräch ausgeschlossen hatte, durch die kleine Verhöreinlage. Ein entschuldigendes Grinsen begleitete seine Worte.


    "Entschuldige bitte, Verus und auch du Plotina, der Grund unseres Treffens war ja nicht die Aufnahme von Zeugenaussagen."

    Wieder schrieb er Plotinas Aussage mit, die erstaunlich akkurat war. Vielleicht kam es aber auch nur so selten vor, daß er seine Zeugen nicht mehr oder weniger gegen ihren Willen zu einer Aussage bewegen musste.


    Dann stockte sie, hatte wohl noch etwas zu sagen, wollte aber nicht so recht raus damit. Mit seinem speziellen Tonfall für verängstigte oder eingeschüchterte Zeugen fragte er. :D


    "Ja, wie sah er aus?"

    Minor schrieb ihre Aussage mit. Für den Moment hatte er komplett vergessen, daß er eigentlich zu seinem Vergnügen in der Taverna saß. So konzentrierte er sich auch nur auf den Aussagewert, während sein Bewusstsein alle anderen Wertungen aussortierte.


    "Könntest du den Dieb bitte noch näher beschreiben? Es wäre gut, wenn ich den Dieb schon aus deiner Beschreibung erkennen könnte. Hat dieser Theodorus ihn auch gesehen?"


    Dann schüttelte er den Kopf.


    "Letzteres ist eigentlich auch egal, ich werde sowieso mit ihm reden müssen."