Die Hälfte der II. Centurie der I. Cohorte waren nun schon einige Zeit am Forum Holitorium stationiert. Minor hatte inzwischen seine Befehle so weit gelockert, daß die Milites ihre Freizeit tagsüber in der näheren Umgebung verbringen durften. Gleichzeitig hatte er aber auch furchtbare Konsequenzen für alle angedroht, für den Fall daß er einem betrunkenen Miles über den Weg laufen sollte. Die Milites hatten das mit relativem Gleichmut aufgenommen, war es für sie als altgediente Soldaten nicht neues. Insgesamt konnte Minor durchaus zufrieden sein, daß die Männer ohne Murren ihren Dienst versahen, obwohl die Umstände im provisorischen Quartier doch recht beengt waren.
Wieder einmal kam er mit neuem Nachschub aus der Castra zum Quartier. Da es dort am heutigen Tage wenig zu tun gegeben hatte, begleitete er selbst die Milites und den Karren. Während die Vorräte abgeladen wurden, betrat er den Hinterhof wo er bloß schläfrig von einigen Milites zur Kenntnis genommen wurde, die sich anscheinend lieber ihrem Würfelspiel widmeten. Das war dann doch eindeutig zuviel – wenn die Milites noch nicht mal mehr den Ansatz machten ihn korrekt zu grüßen, dann brauchten sie wohl eine kleine Erinnerungsstütze.
“Milites in aciem venite! State“
Auch in die Milites im Hof kam nun ein wenig Leben, die ersten Männer kamen aus dem Quartier gelaufen. Minor wandte sich an zwei von ihnen.
“Ihr sammelt alle Milites in der näheren Umgebung ein, die jetzt gerade keine Wachschicht haben! – Pergite cursim!“
Die übrigen Milites hatten sich mittlerweile eingefunden und sich wie befohlen aufgestellt. Schweigend stand er ihnen gegenüber, sein Gesichtsausdruck verhieß nichts Gutes.
Schließlich waren alle Milites versammelt und der Princeps begann seine Strafpredigt.
“Einigen von euch scheint langweilig zu sein! Halten es nicht für nötig anständig zu grüßen wenn ein Vorgesetzter erscheint! Aber für diese Langeweile werde ich Abhilfe schaffen! Als erstes will ich 30 Liegestützen von euch sehen! Und daß ihr mir ja schön laut mitzählt!“
Die Milites begaben sich in die Liegestützposition und zählten laut bei jeder einzelnen Liegestütze mit. Die Geschwindigkeit wurde etwas langsamer, aber schließlich waren die 30 geschafft.
“Da ihr jetzt halbwegs warm seid, werden wir nun einen kleinen Lauf unternehmen! State! Scuta sursum! Ad dextram! Aequatibus passibus pergite cursim!“
An der Spitze seiner Leute lief Minor in zügigem Tempo zur Via Aurelia. Auf ihr wollte er so weit aus der Stadt hinauslaufen bis er irgendwo eine freie Fläche fand. Sie passierten das Stadttor – auf den Gesichtern der Wachen meinte Minor ein breites Grinsen erkannt zu haben. Schließlich erreichten sie eine freie Fläche, die Minor geeignet schien.