Beiträge von Quintus Caecilius Metellus

Minor kramte ein wenig zwischen den Tabulae. Das war eine sehr gute Frage des Miles.

"Das kann ich dir momentan leider nicht beantworten, Miles. Ich meine dass Miles in letzter Zeit meistens in die IV. Centurie übernommen. Allerdings wurde noch kein Nachfolger für Centurio Octavius Sura ernannt und die Centurie befindet sich momentan in Ostia mit dem Princeps Germanicus Sedulus."

Ein neuer Dienstplan lag nicht vor, der Tribun war nicht da. Am besten würde er beim Scriba des PU anfragen, der hatte da sicher mehr Ahnung.

"Ich werde mich umgehend informieren Miles. Einstweilen schlage ich vor, daß du dich auf den Exerzierplatz begibst und mit den anderen Milites selbständig trainierst, ein Übungskampf schadet nie... Anschließend meldest du dich wieder hier, dann werde ich dir Näheres sagen können."

Minor hatte gerade über den Personalakten gesessen als Solinus eintrat.

"Salve Miles, Glückwunsch zur Beförderung. Was ist dein Anliegen?"

Auch Metellus setzte sich, während er ihren Antworten zuhörte.

"Hm, so genau kenne ich mich mit der Seefahrt nicht aus... Aber wenn dein Gefährte da Erfahrung hat."

"Ja, ich spreche Griechisch. Bevor ich den Cohortes Urbanae beitrat war ich lange Zeit in Achaea unterwegs. Mein Vater hat mich unter anderem nach Athen geschickt, um meine rhetorischen und philosophischen Studien voranzutreiben."

Da waren sie wieder sein Vater und die Rhetorik.

"Ich frage nur, weil die Seeleute auf den Booten, mit denen ich gesegelt bin häufig eher Griechisch als Latein sprachen, zumindest untereinander. Es hätte also nicht geschadet es etwas zu beherrschen; aber solange du diesem Graecus vertrauen kannst..."

Er sah wie ihr Blick auf die Trauben fiel. Er war wahrlich kein guter Gastgeber.

"Entschuldige, meine Fürsorge als, hm, Gastgeber lassen zu wünschen übrig. Bedien dich und nimm dir was du magst."

Er würde mit Käse und Brot beginnen, da er mittlerweile fast umkam vor Hunger.

Es war ein etwas mühsamer weiter Weg mit dem Karren gewesen, da Minor es vorgezogen hatte, nicht den Weg durch das Zentrum zu nehmen. Als die Milites den Lagerhauskomplex erblickte, schoben sie wieder etwas schneller.

Die Milites, die sich gerade im Quartier befanden, waren schnell beim Karren und halfen bereitwillig mit ihn zu entladen. In kurzer Zeit waren alles an seinem Platz, wenn auch dieses Mal nicht Cunctator dafür verantwortlich zeichnete. Die vier Milites verschwanden mit dem Karren und (zu ihrem Entsetzen) dem Befehl, ohne Zwischenstopp ins Lager zurückzukehren.

Im Quartier bahnte sich derweil der Wachwechsel an und Minor folgte den Milites, um eben jenen zu beobachten.

Als Minor und der Miles am Tor erschienen, warteten dort bereits drei weitere Milites mit dem schwer beladenen Karren. Er inspizierte kurz, wie der Wagen gepackt war und gab dann den Befehl zum Aufbruch.

In etwas langserem Tempo ging es nun zum Quartier am Forum Holitorium.

Der Miles kehrte zurück und meldete, daß er mit drei Kameraden und dem Nachschub am Tor angetreten sei.

Da Macro bisher noch nicht aufgetaucht war, würde der eben noch etwas warten müssen, bis er ihm die Mitteilung bezüglich der Lagerzeitung machen konnte.

Er ordnete noch rasch einige Schriftstücke und war dann bereit zu gehen.

Gemeinsam mit dem Miles verließ er das Officium in Richtung Tor.

Die Milites holten den Karren und schoben ihn dann zum zuständigen Versorgungsoffizier, um ihn anschließend beladen zum Tor zu bringen.

Ihre Laune hatte sich wieder gesteigert bei der Aussicht auf einen kleinen Zwischenstopp in einer Taverna auf dem Rückweg. Der PP würde doch hoffentlich nicht mit zurückkommen.

Der Miles, hatte sich wie vom PP Caecilius befohlen zu den Unterkünften begeben.

"Probatus Matinius Macro soll sich beim Princeps Caecilius melden!"

Der Teil des Auftrags war damit für ihn erledigt und er begab sich zu seinem Contubernium, sammelte Kameraden ein und holte den Karren.

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Nun fand Minor endlich Zeit sich um den Vorratsnachschub seiner Milites zu kümmern.

Er kalkulierte, wie viel ihnen zustand und wie er das alles zum Quartier schaffen könnte. Ohne einen Karren und ein paar Milites zum Schieben würde er wohl kaum auskommen.

Und dann war da noch die Idee mit der Lagerzeitung. - Ein Miles hatte Pech und betrat in diesem Moment das Officium.

"Miles, gut daß du da bist! Du wirst dich in die Unterkünfte begeben und mir den Probatus Matinius Macro herschicken! Außerdem suchst du dir noch zwei oder drei Kamerden mit denen du dann einen Karren holst, die Lebensmittelrationen für die abkommandierte Hälfte der II. Centurie auflädst und dich schließlich wieder hier meldest, wenn der Karren am Tor bereitsteht! Hier ist noch eine Tabula für den Versorgungsoffizier. - Fragen? Nein? Um so besser!"

Der Miles entfernte sich, vermutlich fluchend, und Minor nutzte die Zeit, die ihm noch blieb für den Abbau der Aktenstapel.

Sie erreichten eine recht leere Ecke mit einigen Steinbänken. Metellus stellte die Weinkanne und den Imbiß mittig auf die Bank und bat Livilla mit einer Geste sich zu setzen.

Er war hin- und hergerissen. Antipater traute er immer noch keinen Fingerbreit, aber Livilla strahlte förmlich vor Entschlossenheit und Stolz über ihren Auftrag. Er beschloß Antipater für den Moment weitmöglichst aus seinen Gedanken zu verdrängen.

Das hörte sich nach großer Verantwortung an. Ob die Reise gründlich geplant war?
"Eine Seereise um diese Jahreszeit wird sicher stürmisch. - Sprichst du Griechisch? Kennst du den Griechen?"

Er selbst würde sich in so einer Situation nur ungern auf einen Übersetzer verlassen müssen, besonders wenn sie ihn nicht gut kennen sollte.

Und plötzlich war er es, der sie mit Fragen überschüttete. Wie sie angedeutet hatte, würde diese Reise nicht ungefährlich werden.

Das Essen stand immer noch unbemerkt auf der Bank.

Und wieder hatte er es geschafft und Livillas Temperament zum Vorschein gebracht. Allerdings musste er sich eingestehen, daß die Vorstellung keinen eigenen Entscheidungsfreiraum zu haben und nicht als eigenverantwortlicher Mensch behandelt zu werden, ihn wohl auch irgendwann zur Weißglut gebracht hätte. - Zumindest außerhalb der strikten Befehlsstrukturen der CU.

Er erwiderte ihren direkten Blick.

"Ich hab nicht gesagt, daß er dich ausnutzt. Nur daß ein solcher Mann gefährlich sein kann. Wohl eine Kombination aus professionellem Argwohn und mein Zusammentreffen mit ihm."

Einen Moment suchte er bis er meinte, die richtigen Worte gefunden zu haben.

"Ich wollte dir nicht absprechen, daß du deine eigenen Entscheidungen treffen kannst oder einer Verantwortung gerecht werden kannst. Es war eher eine Warnung..." er hätte gerne unter Freunden gesagt, aber das ging natürlich nicht "...die Warnung eines Milites an eine Mitbürgerin."

Was faselte er hier schon wieder für einen Unsinn, jetzt würde Livilla ihn sicher auslachen. Ein weiteres kleines Friedensangebot war auch seine nächste Frage.

"Eine Expedition nach Ephesus?"

Minor betrat den Verhörraum und setzte sich an den Tisch, auf dem er anfing seine Tabulae auszubreiten.

Außerdem machte er schon einige Notizen, während die Milites sich um seinen Gesprächspartner bemühten.

Er blickte den Mann einfach nur an und wartete darauf, daß dessen Panik oder zumindest Beunruhigung sich wieder meldete und ihn zum reden brachte.

Schwungvoll betrat Minor den Carcer und erwiderte den Gruß der Wachen.

"Ich brauche den 'Gast' von der Patrouille im Verhörraum I!"

Er zeigte auf den Riesen unter den Wachen.

"Und du, Miles, wirst uns beim Verhör Gesellschaft leisten."

Das Gesicht des Miles verzog sich zu einem erwartungsvollen Grinsen, als er in der Karawane von Gefangenem, Wachen und Minor zum Verhörraum I marschierte.

Gut gelaunt kam Minor vom Officium des Praefectus Urbi. Die Zeit, die er in die Berichte gesteckt hatte, war gut angelegt.

Er notierte sich kurz die nächsten Arbeitsschritte. Dann fiel ihm wieder der Verdächtige von der Patrouille ein, den würde er sich als erstes vorknöpfen.

Er versorgte sich mit einigen Tabulae für das Verhör und begab sich zum Carcer.

Minor grüßte vorschriftsmäßg und trat weg.

Er war immer noch aufgebracht, beim bloßen Gedanken an den Pompeier und was für Situationen der Livilla vielleicht aussetzen konnte. Mochte er auch kein Recht dazu haben, so wünschte er sich doch einen seriöseren Arbeitgeber für Livilla. Eine scharfe Antwort hatte er fast erwartet, aber viel mehr störte ihn keine Idee zu haben, wie er sie warnen konnte. Ein bißchen kühler klang seine Stimme als er antwortete.

"Ich mag altmodisch sein, aber darin sehe ich in diesem Zusammenhang nichts verwerfliches."

Er musste es dennoch irgendwie probieren. Zuviel Gelassenheit konnte auch nicht gut sein.

"Ein Mann der Visionen hat, die er unbedingt erfüllen will, kann dazu neigen allzu rücksichtslos alles seinem Ziel unterzuordnen. Auch wenn das vielleicht zunächst so deutlich ist."

Er hoffte, daß sie seine Aussage nicht wieder so beseite wischen würde.

Minor stand stramm während der PU in aller Ruhe den Bericht studierte.

Er machte sich geistige Notizen, was nun zu tun war.

"Danke Praefectus!" Dann meldete er: "Die Horrea-Wachen wurden deinem Befehl gemäß von Milites der Cohortes Urbanae verstärkt und die Vorkehrungen wurden vom Tribunen Iulius Seneca kontrolliert. Sonst keine weiteren Meldungen, Praefectus."

Auf die abgeschlossene Ausbildung Solinus musste er wohl nicht mehr eingehen, sonst wurden diese Berichte ja auch nur dem Scriba übergeben.

Metellus hatte sich in Richtung einer Ecke aufgemacht, die ihm halbwegs leer erschien und Livilla folgte ihm, schien aber gedanklich immer noch beim Thema Antipater zu sein.
"Ich weiß nur, daß er den Praefectus Urbi zu sprechen wünschte und vermute aus der Situation heraus, daß es um diesen Cultus ging."
Er hob seine Hände in denen er Wein und Essen trug, auch wenn sich seine folgende Aussage sicher nicht allein darauf bezog.
"Nun, ich wollte mich eigentlich auf Erfreulicheres konzentrieren."
Er hielt einen Moment inne bevor er sie direkt anschaute und ihr offen antwortete.
"Gelassen war ich bei unserem Zusammentreffen sicher nicht. Um ehrlich zu sein, ich bin vielleicht etwas altmodisch, aber mir ist dieser Cultus ein wenig suspekt. Wenn spärlich bekleidete Sklavinnen Priesterinnen sind und auch ihr Herr sich nicht angemessen zu verhalten weiß, dann..."
Metellus hatte sich nun schon fast in Rage geredet und brach unvermittelt ab, als ihm irgendeine Stimme in seinem Kopf sagte, daß er gerade fröhlich gegen Livillas Arbeitgeber wetterte. Dann erst drang ihr letzter Halbsatz richtig in sein Bewußtsein und seine Gedanken sprangen geradezu von einer möglichen Schlußfolgerung zur nächsten, allesamt unangemessen. Er fing seine Gedanken schleunigst wieder ein und schalt sich einen Dummkopf, daß er so etwas überhaupt denken konnte.