Beiträge von Lucius Iunius Silanus

    Die offensichtliche Gelassenheit mit der die Amazone ihr Todesurteil entgegennahm beeindruckte den Iunier. Er hatte im Laufe seines Lebens genug Erfahrung in solchen Dingen gesammelt um zu erkennen, ob jemand diesen Gleichmut im Angesicht des Todes nur spielte oder ob er tatsächlich so Abgeklärt war, um den Tod unerschrocken und Gleichgültig ins Auge zu blicken. Auf die Gefangene traf Zweiteres zu. Da war er sich sicher. Und sollte sie auch nur halb so geübt im Kampf sein, wie man es dieser Varia nachsagte, dann war es eigentlich schade ihr Leben derart zu vergeuden. Sie würde gewiss eine gute Gladiatorin oder sogar Leibwächterin abgeben. Die Amazone hatte außerdem deutlich gemacht, dass sie gar nicht verstand warum Varia diesen Aufstand angezettelt hatte. Insofern würde sie vermutlich auch nicht den gleichen Weg einschlagen. Doch wer wäre schon verrückt genug eine Sklavin aufzunehmen, die entfernt aber doch mit einem Sklavenaufstand in Verbindung stand und dazu auch noch derart gefährlich war? Silanus sah kurz und wortlos zu dem Anwesenden Princeps Praetorii, ehe er sich wieder Hiera widmete und sie erneut musterte. Er selbst würde das Urteil jetzt gewiss nicht vorstrecken. Doch das war es nicht, was ihm durch den Kopf ging. Er hob einhaltgebietend die Hand, um zu signalisieren, dass er gewiss nicht daran dachte sie hier und jetzt zu erlösen. Stattdessen fragte er interessiert nach. Wie oft bekam man schon die Gelegenheit mehr über eine Amazone zu erfahren.


    "Du gehst sehr Gleichgültig mit deinem Leben um? Ist es dir denn so wenig wert, dass du es so leichtfertig aufgibst? Lohnt es sich nicht um dein Leben zu bitten oder zu kämpfen oder verbieten es dir eure Sitten und Bräuche. Du bist vielleicht die Letzte deines Stammes. Wäre es da nicht eher angebracht auf die Knie zu fallen und um dein Leben zu flehen, um eure eigenartigen Traditionen fortbestehen zu lassen?"

    Der Iunier nahm die Einladung mit einem dankenden Nicken an und setzte sich, auch wenn er davon ausging, dass diese Angelegenheit nicht all zu lange dauern würde. Da er keine Zeit für viel Geplänkel hatte, kam er auch gleich freundlich, aber bestimmt auf den Punkt.


    "Es geht um einen gewissen Optio Octavius Frugi. Meines Wissens nach ist er bei den Cohortes Urbanae. Könntest du mir in euren Standeslisten nachsehen und diese Information bestätigen? Oder kennst du ihn vielleicht sogar persönlich?"

    Die Kaiserin hatte sich gewunschen, dass ein gewisser Optio Octavius Frugi ihrer Eskorte nach Germanien zugeteilt wurde. Nachdem sich der Iunier versichert hatte, dass es sich dabei nicht um einen Soldaten der Cohortes Praetoriae handelte, bekam er den Tipp, dass es einen solchen Optio wohl bei den Urbanern gab. Er machte sich daher auf dem Weg zum nahegelegenen Officium des neuen Cornicularius des Tribunen Petronius um diese Sache zu klären und den Optio gegebenenfalls für diese Sondermission anzufordern. Als er das Büro betrat grüßte er freundlich.


    "Salve! Ich bin Tribun Iunius von den Prätorianern. Es geht um eine Personalanforderung. Kann ich diese gleich mit dir besprechen?"

    "Sei unbesorgt Petronius. Wir haben hierzu wohl in etwa die gleiche Meinung. Ich werde die Sache im Auge behalten."


    Silanus bekräftigte diese Zusage mit einem nicken und machte dann einen Schluck aus seinem Becher, bevor er eine weiter Frage stellte. Der Tribun hatte nämlich diese Ermittlungskommission angesprochen von der Silanus zwar gehört, aber bisher wenig erfahren hatte. Zwar saß sein Patron in der Kommission, aber dieser hatte in den letzten Tagen kaum Zeit für ein Treffen gehabt. Vielleicht konnte er daher vom Petronier etwas mehr erfahren.


    "Wo du diese Kommission ansprichst. Soweit ich gehört habe, war das im Senat verkündete Ergebnis eher enttäuschend und für einige sogar Skandalös. Was war den nun eigentlich euer genaues Untersuchungsergebnis und wie stehst du selbst dazu?"

    Nach seinem heutigen Kontrollrundgang durch den Palast hatte sich Silanus auf die Suche nach der Kaiserin begeben. Eine Wache teilte ihm mit, dass sich diese in der Bibliothek aufhielt. Vielleicht suchte sie dort Ruhe und Entspannung oder sie sucht schon die eine oder andere Lektüre für ihre anstehende Reise in die nördlichen Provinzen aus. Als der Iunier die Bibliothek betrat, fand er dort wie gehofft die Kaiserin und zwei Palastsklaven vor. Er trat hinzu und nickte grüßend.


    "Salve Augusta. Darf ich dich für einen Moment stören?"

    "Das werde ich meine Kaiserin."


    Der Iunier nickte bestätigend. Sowohl was die Nachforschung zur Auszeichnung für den Tiberer betraf, als auch zum Angebot, dass er sich bei der Kaiserin melden konnte, wenn er einmal selbst einen Gefallen von ihr benötigte. Diesen würde er sich gewiss besonders gut aufbehalten und nicht unnötig vergeuden. Wie oft kam es schon vor, dass einem die Kaiserin Roms einen Gefallen anbot. Bei ihrer letzten Bitte erwiderte der Iunier nichts mehr. Er kannte keinen Optio Frugi und wusste zu diesem Zeitpunkt auch nicht, dass es sich dabei gar nicht um einen Prätorianer, sondern einen Urbaner handelte. Doch auch diesen Wunsch würde er irgendwie seiner Kaiserin erfüllen können. Als sie sich zum Gehen erhob, stand er ebenfalls auf.


    "Auch mir war es eine große Freude und Ehre. Auf bald meine Kaiserin."


    Er ging zur Türe, öffnete sie höflich für die Augusta und schloss sie auch wieder hinter ihr, als sie gegangen war.

    Die Mine des Iuniers wurde bei den Ausführungen der Gefangenen immer ernster. Sein Verdacht bestätigte und auch wenn sie persönlich nichts mit dem Sklavenaufstand zu tun gehabt hatte, so war ihre ganze Sippe zum Tode verurteilt worden. Von Letzteren wusste die vor ihm sitzende Amazone offenbar nichts. Es war nun an Silanus ihr nun auch ihr eigenes Todesurteil zu überbringen.


    "Ganz gleich was du über Varias Einstellungen zu wissen glaubst. Ihre Taten sprechen eine andere Sprache. Sie hat sich gegen das römische Volk erhoben und dass im Zentrum unserer Macht. Sie wurde letztlich jedoch ihrer gerechten Strafe zugeführt..... Ebenso wie ihre Sippe. Die Aufständische hat mit ihren Taten nicht nur das Todesurteil über sich selbst, sondern über euren ganzen Stamm besiegelt. Es wurden Soldaten ausgeschickt um dieses Urteil zu vollstrecken. Den Rückweg kannst du dir also sparen, denn du bist wohl die Letzte deines Stammes."


    Der Iunier überlegte kurz. Sie wirkte hier zwar friedfertig und aufgeschlossen, sprach ruhig und sachlich, aber dennoch war sie eine ausgebildete Kämpferin, die jetzt, nachdem sie über das Schicksal ihres Stammes wusste, eine noch größere Gefahr für Rom darstellte, als noch zuvor. Es half daher nichts. Das Urteil galt auch für sie. Silanus musterte die Gefangene und versuchte dann ohne jegliche Gefühlsregung das Urteil zu überbringen, auch wenn er selbst ein wenig damit haderte, denn sie persönlich hatte wohl wirklich nichts damit zu tun.


    "Und daher gilt auch für dich dieses Urteil. Du wirst hier bleiben und kannst dich auf deinen Tod vorbereiten. Nutze die Zeit um deine Riten zu vollziehen und Frieden mit deinen Göttern zu machen."

    "Mach dir keine Sorgen. Der Domus Iunia ist groß genug und wie dir auch Axilla bestimmt schon versichert hat, seit ihr gern gesehene Gäste und könnt bleiben so lange ihr wollt. Ich selbst weiß im Moment nichts, aber ich werde die Augen und Ohren offen halten. Wenn ich etwas höre, bist du der erste der es erfährt."


    Natürlich war das auch im Eigeninteresse. Denn nun wo er wieder zurück in Rom war, wollte er Axilla nur ungern wieder aus dem Haus ausziehen lassen. So ganz alleine in diesem großen Anwesen? Nein, das konnte und wollte er sich gar nicht vorstellen. Da er nun ihren zukünftigen Ehemann ein wenig abgeklopft und ihn auch für einigermaßen umgänglich und sympathisch befunden hatte, konnte er wohl auch auf ein dienstliches Thema umschwenken, dass er vom Kaiser gemeinsam mit seinem Dienstantritt umgehängt bekommen hatte.


    "Da fällt mir auch etwas ganz anderes ein Fabius, wenn du mir den kurzen Themenwechsel erlaubst. Ich habe gehört vor meinem Amtsantritt gab es Probleme in den Archiven? Prätorianer haben angeblich etwas entwendet?"

    "Ich verstehe mein Kaiser. Wenn du sonst nichts mehr hast, dass du mit mir besprechen möchtest, dann werde ich nun meinen Dienst in der Castra antreten. Ich denke wir werden uns nun ja ohnehin wieder öfter sehen. Sobald ich etwas über die Vorgänge in den Archiven herausgefunden habe, werde ich dir natürlich schnellstmöglich Bericht erstatten."


    Von Seiten des Iunius gab es vorerst keine Fragen mehr. Ohnehin hatte er von Anfang an das Gefühl, dass hier irgendetwas in der Administratio falsch gelaufen war und der Kaiser einfach nicht unhöflich zu seinem früheren Procurator sein wollte und den Termin daher nicht abgesagt hatte. Er richtete sich auf seiner Liege auf und wartete darauf, dass ihn der Kaiser entließ.

    Nun durchschaute der Iunier langsam das Informationsmanko, dass hier offensichtlich vorlag. Sie kam also aus Themiskyra und sie konnte kämpfen - und das wohl auch ziemlich gut wenn sie es zu einem Schaukampf ins Haus des amtierenden Consuls geschafft hatte. Silanus meinte in einem der Berichte zum Sklavenaufstand gelesen zu haben, dass dessen Anführerin ebenfalls aus Themiskyra stammte und die Speculatores einen ganzen Trupp losgeschickt hatten, um den Stamm dieser Amazone auszurotten. War der Trecenarius hier etwa unverhofft auf noch eine aus dieser Sippe gestoßen? Die Gefangene hatte davon offensichtlich keine Ahnung oder spielte die Ahnungslose gekonnt. Silanus wusste nun, wo er nachbohren musste.


    "Aus Themiskyra sagst du? Du bist nicht zufällig mit einer Varia bekannt, die ebenfalls von dort stammt?"

    Silanus tat es dem Trecenarius gleich und brach das Wachssiegel von seinem Gladius und seinem Pugio. Danach zog er die Waffe aus der Scheide und zeigte mit der Spitze in Richtung Boden. Links, rechts und hinter ihm hörte er, wie es ihm die anderen Männer gleich taten. Das Geräusch welches eine Klinge machte, wenn sie die Schwertscheide verließ kannte jeder Soldat nur zu gut. Er musste es gar nicht selbst ehen und wusste dennoch genau, was rund um ihn passierte. Dann hörte er, wie der Trecenarius mit lauter und fester Stimme einen Eid sprach, denn auch der Iunier gemeinsam mit den anderen Evocati laut wiederholte, um den Singsang im Hintergrund zu übertönen.


    "Ich weihe mein Leben, meinen Dienst, und meine Waffe Mars und Rom"


    Auch hier zeigte sich der Tempelvorsteher zufrieden und nickte, während die zwei Diener auch zu Silanus herantraten und ebenfalls erneut Öl über dessen Rüstung und über seine Waffe gossen.

    Der Iunier nahm die Einladung sich zu setzen danken an und kam dann auch gleich direkt zur Sache.


    "Es ist eher eine informelle Angelegenheit die mich heute zu dir führt. Es geht um den Trecenarius Tiberius Verus. Du hast doch mit ihm gemeinsam in der Legio II in Germanien gedient. Gab es da irgendeinen Vorfall, in den sich der Tiberier besonders positiv hervorgetan hat? Er sollte wohl für eine Auszeichnung vorgeschlagen werden, allerdings war der Legatus Augusti, wie du vielleicht schon gehört hast, Opfer eines tragischen Unfalls. Weißt du vielleicht etwas über diese Auszeichnung oder dem Grund für eine solche?"

    Die Zwischenfrage der Verhafteten ignorierte der Iunier vorerst um gleich einmal deutlich zu machen, dass sie nur dann zu sprechen hatte, wenn sie auch direkt gefragt wurde. Stattdessen hörte er sich in Ruhe die wenigen Informationen des Princeps an und nickte dankend. Im Anschluss musterte er die gefesselte Gefangene kurz. Sie war eindeutig eine Frau, auch wenn sie nicht wie eine solche gekleidet war. Statt einem Kleid hatte sie eine Rüstung an. War sie etwa eine Gladiatorin? Silanus wandte sich noch einmal dem Princeps zu.


    "Ich denke man kann ihr die Fesseln nun abnehmen. Hier im Carcer sollte keine Gefahr mehr von ihr ausgehen."


    Dann schaute er erneut zu der Gefangenen.


    "Also! Wer bist du, woher kommst du und was hast du in der Villa Claudia zu schaffen gehabt?"

    Der Iunier hatte aufmerksam und andächtig den Worten des Trecenarius und des Tempelvorstehers gelauscht. Gleich würde es soweit sein. Gleich war er an der Reihe um den Tempel zu betreten und sich auf alles einzulassen was da in den nächsten drei Tagen auf ihn zukommen würde. Dann gab es kein Zurück mehr. Doch an ein Zurück dachte er in diesem Moment ohnehin nicht mehr. Er spürte wie sich sein Puls erhöhte, sein Herz wie wild zu pochen begann. Es war ein erhabenes Gefühl in den Reihen dieser Männer zu stehen und mit ihnen gemeinsam voller Erwartungen dem Unbekannten entgegenzutreten. Als Silanus an der Reihe war sprach er mit lauten und deutlichen Worten


    "Ich bin Lucius Iunius Silanus, Tribunus der Cohortes Praetoriae und erbitte den Segen eines Evocati Martis."


    Kaum hatte er dies ausgesprochen trat der Tempelvorsteher auch für ihn beiseite und widmete sich dem nächsten in der Reihe. Er betrat hinter dem Trecenarius die Vorhalle und tat es diesem gleich, warf seine Kapuze zurück und wartete darauf, das man ihm seinen Offiziershelm aufsetzte.

    Der Tribun ließ sich beim Cornicularius anmelden und betrat dann das Officium des neuen Princeps Praetorii, der sich offensichtlich schon eingelebt hatte. Zumindest sah es im Officium bereits anders aus, als noch bei seinem Vorgänger.


    "Salve Iulius. Hast du einen Moment Zeit für mich? Es gibt da eine Angelegenheit, die ich gerne mit dir besprechen würde, wenn es deine Zeit gerade erlaubt."

    Zitat

    Original von Marcus Iulius Licinus
    ....."Danke tribunus. Dann wären meine Fragen beantwortet. Wenn du erlaubst würde ich mich dann daran machen, mein Quartier zu beziehen?"


    "Das freut mich. Wie gesagt wirst du alles weitere mit einem der Präfekten ohnehin noch einmal genauer besprechen können. Dein Officium ist übrigens gleich hier den Gang hinunter, falls du es auf den Weg nach draußen noch besichtigen möchtest. Als Offizier steht es dir natürlich frei, ob du hier in deinem Quartier und in einer privaten Unterkunft in der Stadt wohnen möchtest."


    Vermutlich wusste der Iulier das, aber Silanus befand das es nicht schaden konnte, es noch einmal explizit zu erwähnen. Ebenso wie die Sache mit den Tuniken waren die Offiziersquartiere hier in der Castra nicht das schlechteste, aber sie konnten bei dem Gehalt eines Offiziers nicht mit einer privaten standesgemäßen Unterkunft mithalten.


    "Ansonsten sehen wir uns. Auf eine gute Zusammenarbeit Princeps."


    Damit entließ er den neuen Princeps Praetorii in seinen ersten Arbeitstag.

    Natürlich hatte sich die Nachricht über den Unfall des Ducciers auch schon in die Castra Praetoria herumgesprochen. Die kaiserliche Administratio war ein riesiger Hühnerstall in dem sich solche Neuigkeiten wie ein Lauffeuer verbreiteten. Es gab nur wenige, die tatsächlich die Klappe halten konnten, wenn sie derartige Neuigkeiten erfuhren. Ein Glück für die Prätorianer, denn so hatten sie es nicht all zu schwer ebenfalls recht Zeitnah an Informationen aus dem Umfeld des Kaisers zu gelangen. Der Iunier sah jedoch keine Veranlassung diesen Vorfall zu kommentieren. Als die Kaiserin jedoch nachfragte, ob er jemanden kannte, der mit dem Tiberier in Germanien stationiert war brauchte er zum Glück nicht all zu lange nachdenken. Erst kürzlich hatte er eine entsprechende Personalakte in die Hand bekommen.


    "Wie es der Zufall so will hat der neue Princeps Praetorii in der selben Legio gedient wie der Tiberius. Wenn einer etwas wissen sollte, dann wohl sein ehemaliger Lagerkommandant. Ich werde mit ihm sprechen."


    Ihre Frage, ob er jemanden kannte, der wegen der Ordoerhebung für den Tiberier einstehen würde verneinte er anfangs mit einem Kopfschütteln und war froh, dass ihr schließlich selbst jemand einzufallen schien. Notfalls konnte er selbst beim Kaiser um die Erhebung ansuchen. Schließlich wechselte die Kaiserin auch wieder das Thema und wollte mehr über ihn erfahren. Der Iunier lächelte, denn er ging davon aus, dass sich die Kaiserin sehr wohl zuvor über ihn informiert hatte. Zumindest über das, was man aus seinen Personalunterlagen lesen konnte. Dennoch wollte er sie nicht vor den Kopf stoßen und stellte sich kurz vor.


    "Nun meine Kaiserin. Ich habe meine Jugend in Hispania verbracht und die klassische Karriere der Militia equestris hinter mir. Dabei habe ich in Germanien und Aegyptus gedient und die meisten Jahre mit einigen Pausen in Rom als Procurator am Kaiserhof unter Kaiser Valerianus, Kaiser Cornelius Palma und eben bei deinem Mann. Leider musste ich aufgrund eines Lungenleidens, dass mich schon seit meiner Kindheit immer wieder heimsucht, zuletzt meinen Posten aufgeben und mich zur Genesung zurück ziehen. Aber nun geht es mir wieder deutlich besser und ich bin voller Tatendrang. Es freut mich wie bereits gesagt, dass mir dein Mann diesen Posten bei den Prätorianern zugesprochen hat. Was gibt es sonst noch über mich zu wissen. Mein Patron ist der Consular Decimus Livianus, der mir diese Karriere ermöglicht hat und dem ich auch sonst sehr viel zu verdanken habe."


    Auf die Frage, ob sie etwas für ihn tun konnte, wusste der Iunier allerdings keine Antwort. Er hatte eigentlich alles, was man sich wünschen konnte. Er war gut situiert, hatte einen hervorragenden neuen Posten und seine gesundheitlichen Probleme waren wieder unter Kontrolle. Die meisten Bürger würden ihn daher jetzt schon beneiden. Zu einem vollkommenen Glück fehlte ihm eigentlich nur noch eines - eine Gemahlin. Doch damit würde er die Kaiserin ganz sicher nicht behelligen.


    "Im Moment würde mir ehrlich gesagt nichts einfallen, mit dem ich dich behelligen würde. Ich kann sehr zufrieden sein mit dem was ich habe."

    Für die hier Zurückgebliebenen fühlte es sich vermutlich wie eine halbe Ewigkeit an, bis die erhoffte Verstärkung in Form des Iuniers und einigen berittenen Prätorianern eintraf. Obwohl sie versucht hatten, sich so schnell wie möglich mit ihren Pferden einen Weg durch die engen Straßen Roms zu bahnen, war es um diese Uhrzeit ein äußerst schwieriges Unterfangen. Man konnte glauben ganz Rom wäre auf den Beinen oder hätte sich gegen sie verschworen, um den ohnehin schon langen Weg zur Villa Tiberia noch zusätzlich zu erschweren. Endlich am Ort des Geschehens eingetroffen, sprang er Tribun von seinem Pferd ab und stürzte in die Villa. Die mit ihm eingetroffenen Männer versuchten in der Zwischenzeit die immer noch umher stehenden Schaulustigen zum weitergehen zu bewegen und sicherten den Eingang hinter ihrem Tribunus.


    Silanus wurde gleich beim Hauseingang von zwei Sklaven in Empfang genommen und in das Zimmer gebracht, in dem man den vom Angriff sichtlich gezeichneten Tiberier auf ein Bett gelegt hatte. Der zurückgebliebene Leibwächter atmete sichtlich erleichtert auf, als ein ritterlicher Offizier den Raum betrat. Um das Bett herum standen einige Personen, vermutlich Sklaven und versorgten den Trecenarius.


    "Was genau ist passiert? Wie geht es ihm?! Wurde der Angreifer gefasst?" fragte er in die Runde und sah abwechselnd zwischen den Sklaven und dem Leibwächter hin und her.

    "Nun ich freue mich für Axilla und natürlich für die Kinder. Es ist sicher nicht einfach ohne Vaterfigur aufzuwachsen."


    In der Stimme des Iunier klang auch ein wenig bedauern mit. Schließlich hätte auch er diese Vaterrolle notgedrungen übernehmen können, hätte ihn nicht seine Krankheit ins unfreiwillige Exil gezwungen. Nun war es zu spät, da Titus sogar schon ausgezogen war.


    "Axilla erwähnte du hättest auch einen Sohn? Und ihr werdet sogar beide bei uns einziehen?"