Beiträge von Lucius Iunius Silanus

    Als er von drinnen Antwort hörte, trat Silanus lächelnd ein. Er konnte sich zwar vorstellen, dass Miriam seien Freude auf Rom nicht teilte, aber dennoch wollte er versuchen, ihr diesen Abschied so angenehm wie möglich zu gestallten. Zufrieden sah er sich kurz im Zimmer um. Es war bereits alles gepackt und abreisebereit.


    "Wie ich sehe bist du fertig. Draußen wartete bereits der Reisewagen und die Sklaven werden gleich kommen um dein Gepäck zu verladen. Brauchst du noch etwas, oder können wir los?"

    "Keine Sorge, das wird er."


    Mit einem nachdenklichen Blick sah Silanus noch einmal zur Türe, durch die eben Senator Livianus verschwunden war, widmete sich aber dann gleich wieder Miriam.


    "Es ist gar keine Frage, dass du mit mir nach Rom kommen und in unserer Casa wohnen kannst. Ich freue mich sogar über solch angenehme Gesellschaft und hier im Castellum wird es wohl bald sehr einsam werden. Dann werde ich dich also morgen Früh abholen kommen."

    "Mir geht es da nicht anders als dir. Ich hoffe auch auf eine bessere Zukunft für mich und für meine Gens, aber ich denke, dass diese Anstellung bei Senator Livianus der erste Schritt dazu ist."


    Und das war nicht gelogen. Wie höchst wahrscheinlich auch jeder andere junge Mann, war es nicht Silanus Plan ewig ein Scriba zu bleiben. Die Anstellung bei Senator Livianus war jedoch eine gute Referenz für die Zukunft und vielleicht würde er dabei auch die einen oder anderen Kontakte knüpfen können, die ihn eines Tages weiter helfen konnte. Als Miriam nun auch noch eine Massage anbot, sah er sie zuerst etwas nachdenklich an, schüttelte dann aber verneinend den Kopf.


    "Ich danke dir für das Angebot und wenn ich darf, dann werde ich gern ein anderes Mal darauf zurückkommen. Doch für den Moment habe ich dir schon mehr zugemutet, als es mir zusteht und um ehrlich zu sein bin ich durch das warme Wasser auch etwas Müde geworden und würde mich nun lieber zurückziehen."

    Der junge Offizier nickte seinen Männern zu und gab ihnen so zu verstehen, dass sie mit dieser Villa fertig waren und zum nächsten Haus aufbrechen konnten. Dem Sklaven gab er selbstverständlich auch eine Antwort auf seine letzte Frage.


    "Wir sind nun fertig. Ich danke dir."


    Danach folgten er und seine Begleiter dem Sklaven zum Ausgang der Villa Tiberia.

    "Damit hast du vollkommen Recht verehrter Quastor und dir eigentlich auch schon selbst die Antwort auf deine Frage gegeben. Dieses Viertel wurde schon länger nicht mehr Überprüft, was wohl genau an dieser Meinung lag, die du eben selbst vorgebracht hast. Aus diesem Grund wurde es wieder einmal notwendig, diese Überprüfung vorzunehmen und ich denke du kannst danach auch davon ausgehen, dass du wieder einige Zeit davon verschont bleiben wirst."

    Zitat

    Original von Gaius Octavius Victor
    Der dort sitzende Scriba wollte eigentlich nur seinen Nacken entspannen und hatte deshalb mit dem Kopf gewackelt, ein Zeichen war das nicht gewesen. umso überraschter war der Schreiberling nun, als der Vigil einfach so an die Tür zum Officium des Chefs schritt und anklopfte. Da er einen Offizier vor sich hatte, schluckte der Miles einen scharfen Kommentar herunter und stürzte an dem Iulier vorbei durch die Tür. Nach einieg nmomenten kam er wieder hevor und bedeutete dann wirklich dem Tribun einzutreten.


    "Jetzt wirst du erwartet."


    Im ersten Moment stand Silanus vor dem Officium und wusste nicht, wie ihm geschah, als der Scriba sich plötzlich vordrängte und die Türe vor seiner Nase wieder schloss. Er trat wieder einen Schritt zurück und wartete ab, was nun weiter passieren würde und ehe er sich versah, trat der Scriba auch schon wieder heraus und teilte ihm die freudige Nachricht mit. Der junge Officier nickte ihm dankend zu und trat dann ein. Gleich hinter der Türe nahm er eine militärische Haltung an und begrüßte seinen Kommandanten.


    "Salve Praefectus! Tribunus Vigilum Iunius Silanus meldet sich wie befohlen."

    Kurze Zeit später klopfte Silanus an der Türe zu Miriams Zimmer. Seine Sachen waren bereits gepackt und wurden gerade von den Haussklaven auf einen Pferdekarren verladen, der vor dem bereit Praetorium stand und auf dem später auch Miriam ihre Reise nach Rom antreten würde. Silanus selbst hatte sich sein Pferd bereitstellen lassen, dass bisher in den Stallungen des Praetoriums untergebracht war. Er wartete noch auf ein Zeichen aus dem Inneren des Raumes und legte seine Hand bereits vorbereitend auf den Türknauf.

    "Machen wir das nicht alle?"


    Da das Gespräch nicht gerade in eine angenehme Richtung verlief und er Miriam anmerken konnte, dass irgendetwas nicht stimmte, beließ Silanus es bei diesem Satz. Stattdessen erwiderte er das Lächeln der jungen Frau und wartete darauf, dass Miriam zu einem Handtuch griff und es ihm reichte. Zumindest dachte er, dass der Badegang nun beendet war, denn immerhin kannte er die hier vorherrschenden Gepflogenheiten nicht. Miriam würde schon wissen was zu tun war und so überließ er es ganz ihr und wartete gespannt darauf, wie es nun weiterging.

    Der Iunier sah dem Senator noch kurz hinterher, als er den Raum verließ und wandte sich dann mit einem nachdenklichen Gesichtsausdruck an Miriam.


    "Keine Sorge! Ich bin mir sicher, dass wir ihn Gesund wieder sehen werden. Er ist ein erfahrener Soldat und bestimmt nicht jemand, der schnell aufgibt. Ich würde vorschlagen, dass du deine Sachen so bald wie möglich packen gehst und wir morgen im Laufe des Tages nach Roma aufbrechen. Wie der Senator bereits gesagt hat, muss ich mich recht bald zum Dienst bei der Vigiles melden."


    Er versuchte ihr aufmunternd zuzulächeln, war sich aber durchaus bewusst, das Miriam im Moment wohl an ganz andere Dinge dachte, als an Rom. Es war für sie bestimmt nicht einfach, mit dieser Situation und diesem Abschied umzugehen. Silanus hatte eine neue Aufgabe, auf die er sich freuen konnte, doch Miriam hingegen ließ viel zurück und hatte noch keine Ahnung, was sie in Rom erwarten würde. Der Iunier würde jedenfalls versuchen, so gut es ging für sie da zu sein und ihr zur Seite zu stehen.

    Silanus musste bei der Bemerkung des Sklaven ebenfalls schmunzeln und wartete dann auf ein Zeichen des Vigiles, ob mit den Gegenständen alles in Ordnung war. Der Adjutant notierte in der Zwischenzeit fleißig weiter und sah dann auf, um auf weitere Befehle seines Vorgesetzten zu warten. Silanus wandte sich wieder an den Sklaven.


    "Gut gut! Ich denke das war es dann auch schon. Ihr solltet zumindest eine Axt hier im Atrium griffbereit haben. Was die Hackenstangen betrifft, so richte dem Hausherren aus, dass er bitte noch welche Organisieren und einlagern soll. Ansonsten ist die Überprüfung durchaus zu unserer Zufriedenheit verlaufen. Ich danke dir und deinem Herren."

    Diesmal übernahm sofort Silanus das sprechen, als er den Hausherren erblickte – schließlich hatte er hier nicht einen Sklaven, sondern den Quaestor Urbanus und ehemaligen Tribun der Legio I Claudius Vesuvianus vor sich. Er ging auf ihn zu und bezeugte seine Ehrerbietung mit einer leichten Verbeugung.


    "Quaestor Urbanus! Verzeiht bitte die unangemeldete Störung. Ich kann euch versichern, dass es nicht lange dauern wird. Wir sind hier, um in den Casen und Villen dieses Viertels die diversen Utensilien für die Brandbekämpfung zu kontrollieren, die nach dem Gesetz nach im Atrium lagern müssen. Es ging mir lediglich um euer Einverständnis – die Kontrolle selbst kann natürlich auch einer der Haussklaven mit uns durchführen."

    Während der Vigiles dem Sklaven nacheilte und die Gegenstände auf ihre Brauchbarkeit überprüfte – schließlich brachten irgendwelche alten Eimer nicht besonders viel, wenn sie durchlöchert waren – notierte der Adjutant des Tribunus alle aufgezählten Utensilien und ihre Anzahl. Silanus verfolgte die Szene aufmerksam und beantwortete auch gleich die Frage des Sklaven, der sich Mühe zu geben schien, alles richtig zu machen, um seine Herrschaften nicht in eine missliche Lage zu bringen.


    "Habt ihr auch Äxte, Hackenstangen und Decken im Haus?"

    "Ich denke diese Ängste hat jede werdende Mutter und es ist nichts, wofür man sich schämen müsste. Aber ich denke deine Ausgangssituation ist nun wesentlich besser und leichter, als sie zuvor war. Du darfst nie vergessen, dass dein Kind auch die Möglichkeit hat, das Bürgerrecht zu erlangen, nun wo du Frei bist. Ein Traum, der dir leider verschlossen bleibt, aber bei deinem Kind Realität werden kann. Ich würde sagen, du lässt alles auf die zukommen und machst dir im Moment nicht all zu viele Gedanken darüber."


    Der Iunier wusste nicht, ob Miriam sein aufmunterndes Lächeln sehen konnte, schließlich saß sie hinter ihm und war gerade dabei seinen Rücken zu waschen. Dieser musste nun jedoch schon rein genug sein und so wandte er sich mit dem Gesicht zu ihr und erhob sich ein wenig mehr, sodass sein Oberkörper zur Gänze aus dem Wasser ragte und nur er nur noch ab den Hüften abwärts im warmen Badewasser stand.

    Schwungvoll schoss der junge Mann von seiner Kline auf und ergriff die Hand seines Patrons. Dies war also nun wirklich der Abschied. Auch er hatte vor im Laufe des morgigen Tages nach Roma abzureisen. Vielleicht war dies sehr kurzfristig für Miriam, aber bei der Vigiles erwartete man bereits, das er seinen Dienst antrat und gleich zu Beginn seiner Militärkarriere einen schlechten Eindruck zu machen, war das Letzte, dass er riskieren wollte.


    "Alles Gute Senator! Mögen die Götter dich und deine Männer schützen und euch Siegreich und Gesund wieder zurückbringen."


    Dann trat er einen Schritt beiseite und überließ es Miriam, sich von ihren früheren Herren zu verabschieden. Einen Moment lang überlegte er, ob es angebracht wäre, die beiden alleine zu lassen, doch entschied sich dann dagegen und blieb neben den beiden stehen.

    Der Praefectus Castrorum hatte Silanus mitgeteilt, dass der Praefectus Urbi höchst persönlich eine Unterredung mit dem jungen Tribunen wünschte. Der Iunier war diesem Ruf gefolgt und hatte sich auf den Weg zur Castra Praetoria gemacht, um sich wie befohlen beim Präfekten zu melden. Verwunderlich war das nicht, schließlich war der Posten des Praefectus Vigilum zur Zeit vakant und der Praefectus Urbi führte als Oberkommandant der römischen Stadteinheiten das Kommando. Silanus unterstand im Moment also eigentlich den direkten Befehlen des Urbanerchefs. Am Tor der Cohortes Urbanae angekommen, grüßte er die Wachen.


    "Salve! Tribunus Vigilum Iunius Silanus. Ich soll mich beim Prafectus Urbi melden."

    "Ich möchte mich bei dir noch einmal bedanken Senator. Ich bin sehr stolz darauf, dass ich vom Kaiser in den Ritterstand erhoben wurde und nun die Militia Equestris verfolgen kann. Miriam ist natürlich in meinem Haus in Roma herzlich willkommen – vor allem, da sich zurzeit ohnehin nicht viele Familienmitglieder meiner Gens in Roma befinden. Platz habe ich also dort mit Sicherheit genug. Ich verspreche dir, auf Miriam aufzupassen und mich gut um sie zu kümmern. Das ist überhaupt keine Frage, Senator."


    Der Iunier sah ganz kurz zu Miriam bei seinen letzten Worten, um auch ihr zu zeigen, dass er es ernst meinte und sie sich wirklich auf ihn verlassen konnte. Er konnte erkennen, dass sie nicht gerade einen glücklichen Eindruck machte, was man aber nach dem eben gehörten verstehen konnte. Es war bestimmt nicht einfach die gewohnte Umgebung zu verlassen und dann noch dazu auch gleich in die riesige und unüberschaubare Hauptstadt des Reiches zu ziehen.

    Als der Maiordomus im Atrium auftauchte, trat der junge Tribun nach vorne, um diesen zu Begrüßen und ihn über die Situation aufzuklären. Schließlich ging es hier nur um eine routinemäßige Überprüfung der Brandschutzverordnung und er verstand ohnehin nicht, warum es vor allem für die Patrizier so ein Problem war, sich hier kurz Zeit zu nehmen und kooperativ zu sein. Freundlich trat er also auf den Mann zu.


    "Salve! Mein Name ist Iunius Silanus, Tribun der Vigiles. Wir wollen euch nicht lange aufhalten. Es geht lediglich um die routinemäßige Überprüfung der Brandschutzverordnung, die bereits seit längerem nicht mehr in diesem Viertel durchgeführt wurde. Um genauer zu sein überprüfen wir heute nur, ob die vorgeschriebenen Gerätschaften zur Brandbekämpfung im Atrium lagern. Wenn ihr sie meinen Vigiles kurz zeigen könntet."

    "Der Praefectus Urbi? Ich werde mich sofort auf den Weg machen. Ich danke dir."


    Mit diesen Worten verließ der junge Tribun das Officium des Präfekten und hoffte einen guten Ersteindruck hinterlassen zu haben. Von der Ranghierarchie stand der Präfekt zwar nicht über ihm, aber zweifellos war es wichtig, sich einen solch verdienten und vor allem erfahrenen Offizier nicht zum Feind zu machen. Den diese hochgedienten Offiziere waren es, von denen junge Männer wie Silanus etwas lernen konnten.

    Der Tribun sein Adjudant und ein Vigiles betraten die Villa Tiberia und folgten dem Sklaven in das Atrium. Fasziniert sah sich Silanus um. Es kam nicht so oft vor, dass man eine Patriziervilla von Innen sah und vor allem nicht eine, die so prunkvoll und ehrerbietend war, wie diese hier. Vor allem nach der Zeit in Senator Livianus Praetorum war dies hier der reinste Palast. Gespannt wartete er auf das Eintreffen des Hausherren.