Beiträge von Lucius Iunius Silanus

    "Ich danke dir trotzdem Miles. Vale!"


    Es war nicht gerade die Auskunft, die Silanus heute hören wollte und man sah dem jungen Mann die Enttäuschung bestimmt an, als er sich bei der Palastwache verabschiedete und wieder seines Weges ging. Nun musste er sich etwas anderes Überlegen, um zu einem Grundstück zu kommen. Doch weitere Schritte musste er in aller Ruhe überdenken - und dazu hatte er am Heimweg genügend Zeit.

    Natürlich hatte sich Silanus bereits neugierig umgedreht und den fremden Reiter, der direkt vor dem Anwesen der Gens Decima gehalten hatte, beim absteigen beobachtet. Bis zu dem Zeitpunkt, wo der Senator den jungen Mann grüßte und ansprach, hatte er jedoch keinesfalls damit gerechnet, dass es sich um ein Mitglied der Familie handeln würde, geschweige denn sogar um die Person, zu der er wollte. Der junge Mann verneigte sich respektvoll ehe er den Gruß des Senators erwiderte.


    "Salve Senator! Mein Name ist Iunius Silanus, ehemaliger Scriba Personalis und nunmehr Klient deines Vetters Livianus. Wir hatten bisher noch nicht das Vergnügen uns kennen zu lernen, aber ich denke dass meine Cousine Iunia Attica oder mein verstorbener Bruder Iunius Valentius dir durchaus etwas sagen werden."


    Beim letzten Satz lächelte er den Senator freundlich an. Ihm war dabei bewusst, dass die beiden Familien ihren Ursprung in Tarraco und die Iunier schon seit jeher eine Verbindung zur Gens Decima hatten, auch wenn diese in letzter Zeit leider nicht so ausgeprägt ausfiel, als es vor einigen Jahren noch der Fall war. Sein älterer Bruder Valentius diente sogar unter dem Senator, als dieser noch Legat der Legio IX war. Doch war Silanus selbst zu diesem Zeitpunkt noch ein Kind und hatte daher kaum Erinnerungen an den Legaten oder die anderen Mitglieder des Decimaclans. Als er alt genug war, hatte es die meisten von Ihnen bereits in alle Ecken des Reiches verschlagen.

    Sein Aufenthalt in Ostia zur Überprüfung der dort stationierten Vexillatio Ostiensis dauerte länger als geplant und so war Silanus froh endlich wieder zurück in Rom zu sein und seinem alltäglichen Dienst nachgehen zu können. Als erstes sah er in seinem Officium vorbei, um nach den rechten zu sehen und kurz die Berichte seiner Inspektionsreise zu ordnen und abzulegen, sowie sich um den Schriftverkehr zu kümmern, der sich während seiner Abwesenheit angesammelt hatte. Sein fleißiger Adjutant hatte bereits alles vorbereitet und feinsäuberlich in verschiedene Stapel eingeteilt, die mitten auf dem Schreibtisch des jungen Tribunus bereit lagen. So setzte sich dieser entspannt hin und begann ein Schriftstück nach dem anderen durchzulesen.

    In seine beste Toga, die der schmale Purpurstreifen eines Eques zierte und aufgrund der heutigen Temperaturen einen darüber geworfenen Umhang gekleidet, erreichte der junge Iunier die Casa Decima Mercator, die in einem der vornehmsten Wohnviertel Roms stand. Bevor er an das Haus herantrat, kontrollierte er noch einmal seine Kleidung, zupfte seinen Mantel etwas zu Recht und ging dann den letzten Schritt auf die Türe zu, um anzuklopfen.

    In einer weißen Toga, die mit dem schmalen Purpurstreifen eines Eques versehen war, erreichte Silanus den Eingangsbereich des Kaiserpalastes und steuerte auf die erstbeste Palastwache zu, um sich anzumelden und so Zutritt zur Administratio Imperatoris zu erhalten. Freundlich lächelte er die Wache an.


    "Salve Wache! Mein Name ist Iunius Silanus und möchte beim Officium für Grundstücksvergaben vorsprechen. Wo muss ich lang?"

    Es dauerte ziemlich lange (;)), ehe man hinter der verschlossenen Eingangstüre der Casa Iunia etwas hören konnte. Doch schließlich wurde sie einen Spalt geöffnet und ziemlich alter und obendrein verschlafen aussehender Sklave steckte seinen Kopf heraus und mussterte den Besucher von oben bis unten, ehe er ihn begrüßte.


    "Salve! Wie kann ich dir helfen?"

    Auch Silanus hatte gehört, dass die Schola Atheniensis demnächst einen neuen Cursus Res Vulgares anbot und ließ sich beim zuständigen Scriba einschreiben. Diesen Cursus hatte er bisher hinausgezögert, doch nun war es endlich Zeit die Angelegenheit hinter sich zu bringen und damit auch das aktive Wahlrecht zu erhalten.

    Einen kurzen Moment später war die Überprüfung beendet und seine Männer kamen wieder raus zu Silanus. Sein Adjutant nickte ihm zu und gab damit zu verstehen, dass es keine Bemängelungen gab. Wie gerne wäre der junge Tribun bei den beiden Damen geblieben, doch sein Dienst war noch nicht beendet und so lächelte er dem jungen Mädchen noch einmal zu und verließ dann gemeinsam mit dem restlichen Trupp die Taverne.


    An
    Senator Marcus Decimus Livianus
    Casa Decima, Roma


    Salve Patronus!


    Ich habe gehört, dass du derzeit für einen kurzen Besuch in Rom bist. Leider ist es mir nicht möglich persönlich zu erscheinen, da ich zurzeit meinen Dienst bei der Vigiles versehe, aber ich hoffe, dass dich dieser Bote noch rechtzeitig vor deiner Abreise erreicht. Ich möchte dir noch einmal für deine Bemühungen danken, die mir diese neuen Zukunftsaussichten ermöglicht haben und dir 4 meiner Grundstücke zum Geschenk machen. Alles Gute für deine bevorstehenden Schlachten. Mögen dir die Götter beistehen.


    Vale
    Lucius Iunius Silanus

    Der junge Tribun hatte jedoch leider nicht lange das Vergnügen die kleine Besichtigungstour zu genießen, da der bei ihm verbliebene Sklave seine Neugierde mitbekam und sofort die Türen zu den angrenzenden Räumen schloss. Da seine Männer bestimmt nicht lange für die Überprüfung brauchten, widmete er sich in der verbleibenden Zeit den Ahnenmasken der Claudier, die im Atrium an den Wänden hangen. Kurze Zeit später trafen jedoch wie erwartet die restlichen Vigiles wieder ein und sein Adjutant gab Silanus mit einem Kopfnicken zu verstehen, dass die Überprüfung beendet war. Der Tribun erwiderte sein nicken und wandte sich an den Sklaven.


    "Wir sind nun mit allem fertig. Richte bitte deinen Herren noch einmal unseren Dank aus."


    Mit diesen Worten verabschiedete er sich, verließ gemeinsam mit seinen Männern die Villa Claudia und machte sich auf den Weg, um das nächste Haus auf der Liste zu überprüfen.

    Der junge Tribun hatte den Wirt dabei beobachtet, wie er den beiden bezaubernden Damen noch schnell das Essen servierte und sich dann an seine Männer wandte, die sofort mit der Überprüfung begannen. Sie folgten den Wirt in einen der hinteren Lagerräume, wo allen Anschein nach, die Brandbekämpfungsutensilien lagerten. Silanus hatte wenig Interesse daran, bei dieser letzten Überprüfung des Tages anwesend zu sein und so ging er nur langsam vor an die Theke, von wo er einen Blick in den Lagerraum werfen konnte, aber auch die beiden Frauen nicht aus den Augen verlor. Immer wieder sah er zwischendurch zum Tisch, an den die beiden Frauen saßen, versuchte dabei jedoch unauffällig und vor allem unbeteiligt zu wirken.

    Der junge Tribun verfolgte nur kurz das Aufeinandertreffen seinen Praefectus Castrorum mit dem Kaiser und sah stattdessen etwas nervös durch die Reihen der restlichen Gäste. Der Kaiser war ja nun eingetroffen, doch weit und breit war keine Spur vom Praefectus Urbi zu sehen. Soweit es ihm bekannt war, sollte auch dieser heute hier erscheinen, um dieser kaiserlichen Visite beizuwohnen. Als er sich wieder dem Kaiser widmete, war dieser bereits bei ihm und den restlichen Stabsoffizieren angelangt und diese begannen ihn, einer nach dem anderen, zu begrüßen. Auch Silanus war gleich darauf an der Reihe und verbeugte sich.


    "Mein Kaiser! Es ist mir eine Ehre und eine Freude. In meinen und im Namen meiner Männer möchte ich dir alles erdenklich Gute für den bevorstehenden Feldzug wünschen. Die Götter mögen dich und deine Legionen beschützen und begleiten und vor allem gesund und siegreich wieder zurück nach Rom führen."

    Silanus Blick schweifte nicht lange umher, da erblickte er zu seiner Verwunderung ein hübsches Gesicht, das ihm zulächelte. Zwar nur für einen kurzen Moment, aber dennoch lange genug, um es zu bemerken und um sein Interesse zu wecken. Im selben Moment verlor er jedoch wieder die Aufmerksamkeit des hübschen jungen Mädchens und wandte sich kurz zu seinen Männern, um zu sehen, ob sie bereits mit dem Wirt sprachen und die Überprüfung voran ging. Da dies jedoch noch nicht der Fall war und der Wirt noch damit beschäftigt war einige Gäste zu bedienen, drehte er sich erneut um und sah zu dem Mädchen, dass zwar nicht allein auf dem Tisch saß, aber allen Anschein nach dennoch mehr Interesse an ihm, als an ihrer Begleiterin gefunden hatte. Ihre Blicke trafen sich erneut und dieses Mal war es Silanus, der sie anlächelte.

    Der junge Tribun und einige Vigiles betraten im selben Moment die Taverne. Ihr Besuch war jedoch leider dienstlich und man konnte Silanus ansehen, dass er nicht gerade bei bester Laune war. Diese Taverne war zum Glück die letzte, die für heute auf der Überprüfungsliste stand. Obwohl es eigentlich nicht zu seinen Aufgaben zählte, Brandschutzüberprüfungen vorzunehmen, wollte der Iunier unbedingt und gerade jetzt am Anfang, einen Einblick in die alltäglichen Aufgaben seiner neuen Untergebenen erhalten und war daher einige Tage in Folge zu diesen Überprüfungen mitgekommen. Mittlerweile bereute er diese Entscheidung. Die Füße taten ihm weh und er konnte die sich ständig wiederholenden Fragen und Überprüfungen der Brandschutzutensilien nicht mehr hören und sehen. Während zwei seiner Männer auf die Theke zusteuerten, um nach dem Wirt zu fragen, blieb Silanus dieses mal etwas im Hintergrund des ganzen Geschehens und sah sich seufzend um. Wie schön wäre es, könnte er sich nun einfach auf einen der Tische setzen, seine Beine von sich strecken und sich einen kühlen und großen Krug Wein bestellen.

    Als der Kaiser seine Sänfte verlassen hatte und auf den Haupteingang zuging, ließ der junge Tribun ein lautes Kommando durch den Innenhof der Castra hallen.


    "Vigiles, aaaciem dirigite!"


    Abwarteten sah er dann weiter zum Eingang, bis die Shilluette des Kaisers auftauchte, mit langsamen Schritten näher kam und schließlich den Hof betrat. Dann hob Silanus erneut an, um seine Befehle durch die Reihen der Männer donnern zu lassen.


    "Vigiles, staaate!
    Oculus ad prosam!"


    Die Männer folgten zackig seinen Kommandos und ließen das laute Aufstampfen ihrer Caligae durch den Hof hallen. Fürs erste war sein Part damit beendet. Nun sah der junge Tribun zum Praefectus Castrorum. Als dienstältester Offizier und Lagerkommandant überließ er es ihm, den Kaiser in der Castra Vigilum Willkommen zu heißen.

    Ein Bote aus dem Palast hatte den jungen Tribunen eine Nachricht überbracht, dass die Visite des Kaisers einen Tag später, als ursprünglich geplant, stattfinden musste. Doch heute war es endlich soweit. Das Eintreffen des Kaisers stand kurz bevor und im Innenhof der Castra hatten sich alle zur Verfügung stehenden Vigiles gesammelt und Aufstellung bezogen. Nach und nach trafen auch die Stabsoffiziere und einige zusätzlich geladene Gäste und Honoratioren ein, um diesen Schauspiel beizuwohnen. Für die Vigiles selbst, war dies mehr als nur ein Besuch oder eine Kurzvisite des Kaisers. Gerade jetzt, so kurz vor der Abreise des Kaisers in den Osten, war dies ein Zeichen für die Truppe, dass dieser sich während seiner Abwesenheit auf die Stadteinheiten und auch auf Vigiles verließ. In solch schwierigen Zeiten war es weitaus wichtiger eine sichergestellte Kontrolle über die Reichshauptstadt zu haben, als während der Anwesenheit des Staatsoberhauptes.


    Silanus schritt noch einmal die Reihen der Männer ab, die in voller Montur links und rechts des Haupteinganges aufgestellt waren, um den Kaiser Spalier zu stehen. Durch ein Kopfnicken der einzelnen Centuriones ließ er sich noch einmal bestätigen, dass jeder auf seinen Platz und alles bereit war. Schlussendlich gesellte er sich dann selbst zu den restlichen Stabsoffizieren und machte dem Praefectus Castrorum Meldung, dass man nun nur noch auf den Kaiser selbst warten musste.

    Der Tribun nickte dem Quaestor ebenfalls zur Verabschiedung zu und wandte sich dann wieder an seine Männer. Während sein Adjutant sofort eine Tabula zückte und sich schreibbereit machte, ging der Vigiles zu dem Haussklaven und begann mit der Überprüfung der Brandbekämpfungsutensilien. Silanus nutzte in der Zwischenzeit die Gelegenheit, um sich noch ein wenig mehr im Atrium umzusehen und vielleicht den einen oder anderen Blick in einen der angrenzenden Räume zu ergattern. Immerhin war man nicht sehr oft in einer patrizischen Villa.