Beiträge von Lucius Iunius Silanus

    Sehr konzentriert und genau, hörte Silanus dem Senator bei seinen Ausführungen zu. Es war äußerst wichtig, dass er von vornherein wusste, worauf er sich hier einließ und was ihn bei diesem Posten erwartete. Alles in allem hörte es sich so an, als ob ihm in Zukunft einiges abverlangt wurde, aber andererseits klang es auch durchaus interessant und abwechslungsreich. In den Diensten eines Senators einzutreten, der zu alledem noch Legatus Legionis und Klient des Kaisers war, brachte bestimmt nicht nur ansehen sondern auch jede Menge Abenteuer und Informationen mit sich, in die nicht jeder Normalsterbliche Einblick hatte. Es war also keine all zu schwere Entscheidung die der junge Mann traf, als er seine Zustimmung gab.


    "Ich würde gerne den Posten als Scriba Personalis annehmen und in deine Dienste treten, Senator!"

    Die erste Hürde war wohl damit geschafft und der Iunier hatte ein recht positives Gefühl, was den Ausgang dieses Gespräches anging. Auch er hatte natürlich die Decima Brüder nicht vergessen, die früher gemeinsam mit Valentius die Straßen von Tarraco unsicher gemacht hatten. Dieselben Gedanken, die der Senator gerade ausgesprochen hatte, waren es auch, die den jungen Mann hier her geführt hatten. Einem früheren Freund seines verstorbenen Bruders zu dienen, brachte bestimmt auch so manchen Vorteil mit sich.


    "Nicht nur die Vergangenheit sollte dich von meiner Bewerbung überzeugen. Ich habe die letzten neun Jahre in Athen und Alexandria verbracht, um dort an den Universitäten mein Wissen zu erweitern und zu lernen. Ich spreche und schreibe fließend Griechisch und Latein, beherrsche Mathematik und Redekunst, sowie Philosophie und ein klein wenig Naturwissenschaften. Ich hoffe also, dass du auch daran denkst, wenn du über meine Einstellung in diene Dienste entscheidest. Wenn du dich davon überzeugen willst, so kann ich dir meine Zeugnisse zeigen."

    Ein weiterer wichtiger Bonuspunkt, den Silanus an dieser Stelle ausspielen konnte. Er hatte natürlich bereits im Vorhinein gewusst, dass seine Familie, die ursprünglich aus Tarraco stammte, dem Decima durchaus bekannt war. Mit einem breiten Grinsen im Gesicht bestätigte er die Vermutung des Senators.


    “Doch, doch! Iunia Attica ist meine Cousine und soweit ich weiß kanntest du auch meinen älteren Bruder Valentius. Er hat früher in der Legio IX Hispana gedient, bevor ihn die Götter zu sich riefen.“

    Als der Senator den Raum betrat, sah der Iunier erwartungsvoll in seine Richtung. Voller Neugier, aber möglichst unauffällig musterte er den Mann, der vielleicht sein zukünftiger Arbeitgeber war. Der erste Eindruck dieses Mannes war durchwegs positiv. Er strahlte die große Würde eines römischen Senators aus und hatte das militärisch stolze Auftreten eines Feldherrn, wirkte aber aufgrund seiner Gesichtszüge dennoch freundlich und offenherzig. Silanus verneigte sich tief, als der Senator auf ihn zuging und ihn begrüßte. Dieser Mann redete wohl nicht lange herum, sonder kam gleich zum Punkt. Daher beschloss auch Silanus direkt zu seinem Anliegen zu kommen und die langen Begrüßungsfloskeln weg zu lassen.


    "Sei gegrüßt Senator! Du wurdest richtig informiert. Mein Name ist Lucius Iunius Silanus und ich bin hier, um mich als dein Privatsekretär zu bewerben."

    Der Wachposten hatte Silanus ins Innere des Praetoriums gelassen und so stand er da, mitten im Atrium und wartete auf das eintreffen des Senators. Die Zeit bis dahin nutzte er, um sich seiner dicken und dem Wetter entsprechenden Bekleidung zu entledigen, die er einem der Haussklaven in die Hand drückte, als dieser fragte, ob er etwas für den Iunier tun konnte. Danach zupfte er seine Kleidung halbwegs zu recht und sah sich weiter um. Das Atrium war durchaus repräsentativ, machte aber einen ebenso spartanischen und streng militärischen Eindruck, wie auch die Außenansicht des Hauses. Man konnte sich natürlich nichts Großartiges erwarten, da man immerhin mitten in einem Legionscastellum war, aber dennoch fragte sich Silanus, wie er diese Lebensweise auf Dauer aushalten würde. Dennoch hegte er keinen Moment Zweifel daran, dass er diesen Posten unbedingt wollte und er bestimmt der Richtige für ihn war.

    Während des kurzen Fußmarsches zum Praetorium, sah sich der junge Mann interessiert um. Er war das erste Mal in einem Legionscastellum und verfolgte das ziemlich laute und hecktische Treiben, das sich ihm hier zur Schau bot. Von seinem Pferd war er direkt nach dem Eingang abgestiegen und führte es nun an den Zügeln hinter sich her, bis er schließlich im Schlepptau der Wache, das Praetorium erreichte. Das Pferd wurde ihm dort von einem Burschen abgenommen und zu einem Unterstellplatz gebracht, während er selbst von der Wache zum Eingang des ziemlich großen aber schmucklosen Gebäude gebracht wurde. Gespannt wartete er, wie es nun weitergehen würde und wann er nun endlich den Legaten selbst sprechen konnte.

    Es war heute wirklich schweinekalt und Silanus verlor ein wenig die Geduld, als der Legionär Buchstabe für Buchstabe und Zeile für Zeile dem Schreiben entnahm. Er atmete jedoch tief durch und versuchte die Fassung zu bewahren, im Hinterkopf immer den Gedanken, dass er nun wusste, warum das Militär eindeutig der falsche Platz für einen gelehrten jungen Mann gewesen wäre. Als die Wache nach seinem Namen fragte, versuchte er möglichst langsam und deutlich zu sprechen.


    "L u c i u s ........ I u n i u s .......... S i l a n u s"

    "Ich bin hier um mich um den Posten als Scriba Personalis zu bewerben.“


    Der Iunier griff in einen Beutel, den er eng um seinen Körper gebunden hatte und zog ein ziemlich zerknittertes und feuchtes Stück Pergament hervor, das er der Wache entgegen hielt. Man konnte auf den ersten Blick erkennen, dass er dieses Schreiben irgendwo abgerissen haben musste, da es am oberen Rand ziemlich zerfetzt und ausgefranst war. Er hoffte, dass dies ausreichte um zum Legaten vorgelassen zu werden.



    Stellenangebot



    Art der Arbeit:
    Scriba Personalis - Privatsekretär
    Gehalt:
    200 Sesterzen in der Woche
    Beschreibung:
    Senator Marcus Decimus Livianus sucht einen zuverlässigen und eigenständigen Verwalter Scriba Personalis, der sich um die privaten Angelegenheiten des Senators und seiner Familie kümmert. Unterbringung erfolgt Castellum der Legio I / Mantua - Italia. Die Bezahlung beträgt garantierte 200 Sesterzen in der Woche mit der Möglichkeit auf Bonusprämien, bei erfolgreicher Arbeit. Es wird erwartet, dass sich Bewerber positiv und voller Elan in ihre Arbeit einbringen. Der Posten umfasst unter anderem die Bearbeitung der privaten Korrespondenz, die Verwaltung des privaten Haushaltes sowie die Einstellung und Führung neuer Sklaven und Hausangestellten, Erledigungen diverser Wege privater und offizieller Wege des Senators und vieles mehr. Die Bereitschaft zu reisen und schriftlich zu korrespondieren wird vorausgesetzt.


    Hinweis:
    Bewerber für die Stelle melden sich bitte persönlich bei dem Senator im Praetorium des Castellums der Legio I in Mantua.


    ANTE DIEM III ID DEC DCCCLVI A.U.C.
    (11.12.2006/103 n.Chr.)



    Ein junger Mann zu Pferd erreichte am späten Nachmittag dieses Tages das Castellum der Legio I. Er war, der kalten und unfreundlichen Witterung entsprechend, dick eingepackt und bis oben hin vermummt. Als er schließlich direkt vor dem riesigen Tor stand und die Wache auf ihn zukam, schob er den festen Leinenschal etwas nach unten, um sein Gesicht frei zu legen und deutlich sprechen zu können.


    “Salve! Mein Name ist Iunius Silanus und möchte den Legatus Legionis Decimus Livianus sprechen.“

    "Zuviel um es in kurze Worte zu fassen. Ich habe vorhin schon Appius angeboten meine Geschichte bei einem netten kleinen Abendessen im Kreise meiner Familie zu erzählen. Aber heute möchte ich nur noch schlafen. Ich hoffe du bist mir nicht böse."

    "Ich freue mich auch Maecia. Es ist viel zu lange her."


    Er öffnete seine Arme und wartete darauf, dass er Maecia ebenfalls mit einer herzlichen Umarmung begrüßen konnte.

    Der junge Mann deutete mit der Hand auf einen der Korbsessel, die in seinem Zimmer standen und setzte sich selbst auf die Bettkante. Er war froh, dass Attica sich Zeit nahm und ihn wirklich Interesse an seiner Zukunft vermittelte.


    "Danke, dass du Zeit für mich hast Attica. Ich bin wirklich sehr glücklich darüber, dass mich die Familie so herzlich Willkommen geheißen hat. Setz dich doch bitte."

    Zitat

    Original von Aelia Adria
    "Iunia Attica ist also deine Cousine? Natürlich kenne ich sie. Schon bei diversen Gelegenheiten hatte ich mit ihr zu tun und es war mir stets eine Freude.
    Eine Ausbildung in Achaia. Schreiben und Lesen in Latein und Griechisch sind für dich also kein Problem?"


    "Nein Senatorin. Ich bin dieser Sprachen durchaus mächtig. Weiters spreche ich auch ein wenig Ägyptisch."

    Der Iunier nickte lächelnd und kam der Aufforderung Platz zu nehmen sofort nach. Er wusste, dass der erste Eindruck der wichtigste war und so wollte er sich auch gut präsentieren. Er setzte sich auf den Stuhl, der vor dem Schreibtisch der Senatorin stand und versuchte seine Nervosität etwas zu unterdrücken.


    "Nun ja! Ich bin erst seit kurzem wieder in Rom und wie ich bereits erwähnte, aus der Gens Iunia. Vielleicht ist euch meine Cousine die Comes Sacrarum Largitinorum Iunia Attica bekannt. Sie ist wohl die bekannteste Vertreterin unserer Gens. Jedenfalls wurde ich nach dem Tod meiner Eltern von meinen Verwandten nach Achaia und Aegyptus geschickt um dort an den Schulen und Akademien zu lernen und erste Lebenserfahrungen zu sammeln. Ich habe in diesen beiden Ländern meine ganze Jugend verbracht und habe mich nun endlich dazu entschlossen zurück nach Rom, in den Schoße meiner Familie zu kehren. Ich besitze also bisher keine praktische Erfahrung, aber ich bin durchaus lernfähig und gewillt diesen Posten mit bestem Wissen und Gewissen auszuüben."

    Mit einer leichten Verneigung grüßte der junge Iunier die Senatorin und trat in das Officium.


    "Salve Senatorin Adria! Vielen Dank, dass ihr Zeit für mich habt. Mein Name ist Iunius Silanus und ich bin seit kurzem ein Klient eures Mannes. Doch der heutige Weg zu euch hat weniger damit zu tun, sondern mehr mit der Schola Atheniensis. Ich weiß nicht ob es wahr ist, aber ich habe gehört, das die Bibliothek der Schola derzeit keinen Curator hat und ich wollte mich bei euch um diesen Posten bewerben."

    Mit einem breiten Lächeln im Gesicht, sah der junge Iunier zu Maecia. Die Frauen aus diesem Zweig der Familie waren allem Anschein nach von Natur aus mit Schönheit gesegnet. Wie auch schon bei Attica musste er erneut feststellen, das Maecia zu einer hübschen jungen Frau herangewachsen war.


    "Natürlich erinnere ich mich noch an deine Schwester. Auch wenn sie damals einige Köpfe kleiner und um einiges jünger war als heute."

    Silanus hatte sich gerade gewaschen und eine frische Tunika angelegt. Der Schlaf hatte ihn nach dieser langen und anstrengenden Reise gut getan und er fühlte sich wieder ausgeruht und voller Tatendrang. Als es an der Türe klopfte, sah er auf, wischte sich mit einem Tuch über sein nasses Gesicht und trat von der Waschgelegenheit weg, in die Mitte des Raumes.


    "Ja bitte?"

    Silanus hatte sich in der Schola Atheniensis eingefunden und den Weg zum Officium des Rektors gesucht. Im Vorzimmer angekommen, meldete er sich an und wartete darauf, eintreten zu dürfen. In der Zwischenzeit ließ er sich auf einen der Stühle nieder und ging im Geiste noch einmal durch, was er zum Rektor sagen wollte.