Beiträge von Lucius Iunius Silanus

    „Nun! Senator Livianus erwägt eine Klage gegen die Acta Diurna einzubringen und hat mich geschickt, um dich um deinen Rechtsbeistand zu bitten. Er ist selbst nach Rom unterwegs und wird morgen vor dem Senat zu diesem Thema sprechen. Sollte dies jedoch nicht den gewünschten Erfolg bringen, möchte er persönlich gegen die Acta vorgehen – und das gerichtlich. Er hat nun gehofft, dass er dich als besten Anwalt Roms für diesen Fall gewinnen kann.“


    Gespannt wartete Silanus auf die Reaktion des Senators. Er machte immer noch einen ziemlich angespannten und gereizten Eindruck und es war fraglich, wie er auf das Angebot reagieren würde. Der Iunier war dennoch guter Dinge und hoffte, mit einer positiven Antwort zu Senator Livianus zurückkehren zu können.

    Als Senator Vinicius Hungaricus das Atrium betrat verneigte sich Silanus. Ihm war durchaus bewusst, dass er zu einer äußerst ungelegenen und eigentlich recht ungebührlichen Zeit kam, aber er war den ganzen Tag unterwegs gewesen, um den Senator aufzusuchen und seinen Auftrag zu erledigen. Er hoffte, dass die schlechte Stimmung des Senators keinen Einfluss auf das folgende Gespräch hatte und man es nachher ihn in die Schuhe schob, dass es vielleicht nicht wie erwartet ausging.

    "Salve Senator Hungaricus! Verzeiht mir bitte vielmals die Störung zu so später Stunde, aber ich war den ganzen Tag unterwegs, um euch noch heute zu erreichen. Mein Name ist Iunius Silanus und ich bin der Scirba Personalis von Senator Decimus Livianus. Ich bin in seinem Auftrag hier.


    Der Senator ist unterwegs nach Rom um morgen vor dem Senat zu sprechen und bat mich, euch heute noch aufzusuchen um eine, für ihn äußerst wichtige, Angelegenheit mit euch abzuklären. Er möchte euch als seinen Rechtsbeistand bei einer eventuell bevorstehenden Klage engagieren."

    Silanus sah dem Mann noch kurz hinterher, der es wohl ziemlich eilig hatte. Er war sich sicher, dass er ihn bestimmt bald wieder sehen würde. Dann jedoch in Mantua. Als der Decima hinter der nächsten Gassenecke verschwunden war, richtete er seine Aufmerksamkeit wieder auf die beiden Sklaven, die die Kisten inzwischen auf einen Karren geladen hatten. Seine Arbeit hier war somit erledigt und er machte sich wieder auf den Weg.

    "Soweit ich weiß, befinden sich die meisten Familienmitgliedern deiner Gens zurzeit in Germanien. In Italia hält sich glaub ich nur noch Senator Livianus auf. Dieser dient jedoch als Legatus Legionis bei der Legio I in Mantua und daher ist es ihm nicht gestattet die Stadt Rom ohne Erlaubnis des Kaisers zu betreten. Du hast also nur die Möglichkeit nach Mantua zu reisen und ihn dort selbst aufzusuchen."

    Seine Tunika zurechtrichtend, folgte Silanus den Sklaven in das Atrium der Casa, wenn man diese Baustelle überhaupt als Atrium bezeichnen konnte. Unbeirrt blieb er jedoch stehen und ging noch einmal in seinem Kopf durch, was der Senator ihn aufgetragen hatte. Nach und nach wurde es heller um Raum und Silanus sah sich interessiert um. Soweit er gehört hatte, war die Gens Vinicia nicht gerade groß, hatte aber beeindruckende Positionen im Reich inne. Gespannt wartete er auf den Hausherren.

    Die Verwunderung in Silanus Gesicht wurde eher größer, als auf Grund der eben gehörten Erklärung zu weichen. Natürlich hatte dies auch mit dem Auftreten seines Gegenübers zu tun. Er sah nicht gerade wie ein Decima aus, auch wenn er behauptete einer zu sein. Dennoch schenkte er dem Fremden Glauben und und lächelte ihn höflich nickend an.


    "Mein Name ist Iunius Silanus. Ich bin der Privatsekretär des Senators Marcus Decimus Livianus. Es freut mich, deine Bekanntschaft zu machen. Leider muss ich dich jedoch enttäuschen, was deine Familie betrifft. Die Casa Decima hier in Rom ist zurzeit eigentlich eher verwaist, da sich alle Mitglieder deiner Gens quer im Imperium verstreut haben, um ihren diversen Ämtern nachzugehen."

    Aus der Türe trat jedoch nicht der erwartete Ianitor, sondern Silanus, der zwei schwer bepackte Sklaven im Schlepptau hatte und das Haus gerade wieder verlassen wollte. Der Senator hatte ihn nach Rom geschickt, um einige persönliche Sache zu holen und sie nach Mantua mitzunehmen. Verwundert schaute der junge Mann den Fremden an.


    "Salve guter Mann! Kann ich dir irgendwie behilflich sein?"

    "Salve! Mein Name ist Lucius Iunius Silanus und ich möchte deinen Herren Vinicius Hungaricus sprechen. Sag ihm bitte, dass ich mich für diese späte Störung entschuldige, aber dass mich Senator Decimus Livianus schickt. Ich bin sein Scriba Personalis. Es ist eine Angelegenheit von äußerster Dringlichkeit."

    Silanus war den ganzen Tag gereist und es war bereits dunkel, als die Sänfte des Scirba Personalis die Eingangspforte der Casa Vinicia erreichte. Sein Herr hatte ihn mit einer Sondermission nach Rom entsandt um den Senator Vinicius Hungaricus aufzusuchen und um dessen Hilfe zu bitten. Der junge Mann ließ die Sklaven samt Sänfte vor der Casa warten und begab sich selbst zum Eingang, um anzuklopfen und um Einlass zu bitten.

    Im ersten Moment wusste Silanus nicht, was er der schönen jungen Frau antworten sollte. Verlegen sah er sich im Zimmer um und suchte nach irgend etwas, dass nicht in Ordnung war. Aber auf den ersten Blick schien alles da zu sein, was er brauchte und den Rest hatte er noch in seinem Gepäck. Es blieb ihm also nichts anderes über als die Frage zu verneinen.


    "Im Moment nicht. Ich denke soweit passt hier alles."

    Silanus nickte seine Cousine zu, als sie ihn fragend ansah.


    "Geh nur! Vielleicht können wir nachher noch reden. Ich habe auch etwas anderes mit dir zu besprechen."


    Es war zwar der ungünstigste Zeitpunkt, den er sich für dieses Gespräch vorstellen konnte, aber er hatte gar keine andere Wahl. Maecia musste erfahren, dass er einen neuen Posten angenommen hatte und dieser nicht in Roma war. Seufzend ging er in sein Zimmer.

    Mit allem hätte Silanus in diesem Moment gerechnet, jedoch nicht mit einer so jungen und hübschen Frau, wie die, die eben sein Zimmer betreten hatte. Ein guter Beobachter hätte gemerkt, dass der junge Mann einige Zeit brauchte, um sich wieder zu fassen und seinen Mund zu schließen, der bis dahin weit offen gestanden hatte. Unbewusst musterte er das Mädchen, dass sich ihm als Miriam vorstellte und erwiderte ihre Begrüßung durch ein verlegenes Kopfnicken.


    "Ähm…. Salve! Ich bin Iunius Silanus. Der neue Scriba Personalis des Senators. Es freut mich….. ähm….. dich kennen zu lernen."

    "Bei den Göttern! Das ist eine schreckliche Nachricht und es tut mir so unendlich Leid Maecia. Ich kannte Zissou leider nicht und an die Tage meiner Kindheit kann ich mich auch nicht mehr all zu gut erinnern. Ich mache mir Vorwürfe, dass ich auch seit Rückkehr nach Roma kaum Zeit hatte, die Familie näher kennen zu lernen."


    Der junge Mann seufzte Tief und drückte seine Cousine noch fester an sich. Ein wirklich schrecklicher Verlust seinen Bruder zu verlieren – und dann auch noch auf diese Art und Weise. Maecia brauchte nun bestimmt jegliche Unterstützung, die er ihr zu Teil werden lassen konnte. Doch eigentlich war er zu ihr gekommen, um sich zu verabschieden. Irgendetwas musste er sich einfallen lassen. Doch vorerst war die Familie wichtig.


    "Kümmert sich schon jemand um die Beerdigung?"

    Als Maecia auf ihren Cousin zuging und die schreckliche Nachricht überbrachte, öffnete Silanus leicht geschockt seine Arme und legte sie schließlich um sie. Zissou war tot? Ein Soldat der Cohortes Urbanae tot? Wie konnte soetwas geschehen? Der Iunier strich seine Cousine beruhigend durchs Haar.


    "Schon gut Maecia. Erzähle mir alles in Ruhe."

    Silanus war gerade damit beschäftigt die diversesten Utensilien und Kleidungsstücke aus einer riesigen Reisekiste zu fischen und diese dann in seinen Kasten zu räumen bzw. einen passenden Platz im Zimmer dafür zu suchen. Er hatte gerade wieder ein paar Tuniken in Hand und ging damit zum Kasten, als es an der Türe klopfte. Wer dies wohl war? Vielleicht ein Sklave, der ihm etwas brachte oder ausrichtete. Der junge Mann legte die Tuniken beiseite und ging dann in die Mitte des Raumes, ehe er antwortete.


    "Ja bitte?"

    Als er von drinnen ein ziemlich deutliches "Ja" hören konnte, öffnete Silanus die Türe und trat ein. Seine Cousine stand beim Fenster und auch wenn es nicht auf den ersten Blick erkennbar war, machte sie nicht gerade einen fröhlichen Eindruck auf den jungen Mann. Er schloss die Türe hinter sich und trat näher.


    "Salve Cousinchen! Wie geht es dir?"

    Aus Mantua wieder nach Roma gereist, um einiges zu erledigen, schaute Silanus auch wieder in der Casa seiner Gens vorbei und suchte nach jemand, der zu Hause war. Die Haussklaven verrieten ihm, dass seine Cousine Maecia auf ihrem Zimmer war und so machte sich der junge Mann auf, um nach ihr zu sehen und ihr von seiner neuen Anstellung zu erzählen. Er klopfte an und wartete darauf herein gebeten zu werden.

    Nun war es geschafft! Der Iunier war der neue Scriba Personalis des Senators Marcus Decimus Livianus und vielleicht sogar bald dessen Klient. Auch wenn er es für unangebracht hielt, sich vor seinem neuen Arbeitgeber gehen zu lassen, so war die Freude innerlich riesengroß, was auch das breite Grinsen über beide Ohren bestätigte.


    "Ich danke dir vielmals Senator! Du wirst diese Entscheidung bestimmt nie bereuen! Das verspreche ich dir beim Grab meines Bruders und auf die Ehre unserer Familie. Ich werde alles erledigen und meine Habseligkeiten schnellstmöglich von Rom nachkommen lassen."

    Es war natürlich eine etwas unangenehme Sache, allerdings tauschte Silanus einen großen Patron gegen einen anderen und hatte somit keinen wirklichen Schaden bei diesem Übereinkommen. So wie er Aelius Quarto kennen gelernt hatte, brachte dieser bestimmt Verständnis für diese Sachlage auf, andererseits war es eigentlich nicht sein Problem, diesen von der Beendigung des Patronats zu überzeugen. Der Iunier willigte also auch dieser Bedingung ein.


    "Wenn du dies so möchtest Senator, dann stimme ich dem zu und danke dir, dass du mich dennoch als deinen Sekretär anstellst. Ich hoffe, dass du dich mit Senator Quarto einigen kannst und er unserer missliche Lage Verständnis entgegen bringt."

    Das war nun ein Problem mit dem der junge Iunier nicht gerechnet hatte. Natürlich verstand er die Beweggründe des Senators, ihn durch ein Patronat noch stärker an sich zu binden, als durch einen gewöhnlichen Dienstvertrag, allerdings hatte er bereits bei seiner Rückkehr nach Rom nach einen Patronus Ausschau gehalten und dabei einen gar nicht so unbedeuteten für sich gewinnen können. Im ersten Moment wusste er nicht so recht, was er nun tun sollte. Immerhin sollte diese Sache, die so wunderbar begonnen hatte, nun nicht daran scheiden, dass er bereits einen Patron hatte. Also half alles nichts und er musste dem Senator dies mit gesenktem Kopf eingestehen.


    "Ja Senator. Ich habe bereits einen Patron. Sein Name ist Aelius Quarto."