Beiträge von Lucius Iunius Silanus

    "Dann danke ich dir von ganzem Herzen Senator und möchte deine kostbare Zeit nicht länger in Anspruch nehmen. Du wirst bestimmt bald wieder von mir hören."


    Silanus leerte seinen Becher in einem Zug und erhob sich von der bequemen Kline wieder. Mit einem freundlichen Lächeln im Gesicht, wartete er darauf, dass der Senator ihn wieder entlassen würde.

    Silanus nickte und sah seine Cousine lächelnd an. Es war wirklich unglaublich, wie die Zeit vergangen war und was in der Zwischenzeit aus Attica geworden war – nicht nur eine hohe Beamte des Kaiserhofes, sondern auch eine hübsche junge Frau. Er lenkte seine Gedanken wieder auf die Gegenwart und sah sich um. Die Sklaven brachten sein Gepäck bereits auf sein Zimmer. Dann widmete er sich wieder Attica.


    "Es wäre mir sehr recht, wenn wir uns nachher noch zusammensetzen könnten um meine weitere Zukunft zu besprechen."

    Der junge Iunier musste schlucken. Es erfüllte ihn mit tiefster Freude und mit einem gewissen Stolz, dass ein großer Mann wie Aelius Quarto ihn zum Klienten nahm. Silanus stellte den Weinbecher ab und nickte dem Senator dankend zu.


    "Vielen Dank für dieses Vertrauen und diese Ehre Senator Quarto. Ich werde dich bestimmt nie enttäuschen. Wie es mit meiner Karriere nun weitergeht, werde ich mir noch einmal gründlich überlegen und mit meiner Cousine Attica besprechen. Wenn du es wünscht, dann werde ich dir nach meiner getroffenen Entscheidung eine weitere Aufwartung machen."

    Mit dieser Frage war natürlich zu rechnen, da sie ja auch berechtigt war. Leicht verlegen rutschte Silanus auf seiner Kline hin und her. Diese Frage hatte er sich selbst schon öfters gestellt und konnte sie so auf Anhieb nicht beantworten. Dennoch versuchte er dem Senator eine zufrieden stellende Antwort zu geben.


    "Nun ja Senator. Das ist gar nicht so einfach zu beantwoten. Ich könnte mir auf Grund meiner Ausbildung vorstellen einen politischen Werdegang einzuschlagen. Doch leider habe ich eine mögliche Kandidatur zu den aktuellen Wahlen verpasst und werde wohl eine Legislaturperiode abwarten müssen, ehe ich erneut für das Amt des Quaestors antreten kann. Bis dahin habe ich natürlich Zeit um eine Basis zu schaffen und den benötigten Kurs zu absolvieren. Es sei denn du weißt eine Möglichkeit wie ich doch noch antreten könnte."


    Mit einem Schmunzeln beendete Silanus diesen Satz. Er wusste ja nur zu gut, dass es wohl keinen Weg gab, hier eine Ausnahme zu machen oder eine Lücke im System zu finden, die ihm eine Kandidatur ermöglichte. Also fuhr er fort.


    "Ein ganz anderer Traum von mir wäre es auch den Prätorianern beizutreten. Aber ich habe gehört, dass man dort nicht so ohne weiters aufgenommen wird und meine Familie würde es wohl auch nicht glücklich machen, mich als Soldat zu sehen."

    Mit einer raschen Handbewegung erwiderte Silanus das Prosten des Senators und nahm ebenfalls einen kräftigen Schluck, eher er wieder weiter sprach.


    "Ehrenwerter Senator! Ich bin heute zu euch gekommen, um euch zu bitten, mich in die Reihen eurer Klienten aufzunehmen. Wie ihr ja bereits erfahren habt, ist mein Name Lucius Iunius Silanus und ich bin der Cousin der Comes Sacrarum Largitinorum Iunia Attica. Die letzten zehn Jahre verbrachte ich in Achia und Aegyptus, wo mich meine Familie studieren lies. Seit kurzem bin ich zurück und suche nun nach einem Patron, der sich meiner annimmt."

    Silanus nickte noch einmal dankend. Nachdem Senator Quarto bisher noch nicht nach dem Grund seines Kommens gefragt hatte, war es wohl an ihm, mit dem Gespräch zu beginnen. Er nahm platz, räusperte sich noch einmal und wandte sich dann mit einem freundlichen Gesichtsausdruck an Quarto.


    "Senator! Ich möchte euch nicht zu viel eurer kostbaren Zeit rauben und wenn ihr erlaubt, würde ich gern mein anliegen vorbringen, dass mich heute zu euch geführt hat."

    Silanus lächelte etwas verlegen. Durstig war er tatsächlich etwas, aber andererseits war er als Bittsteller gekommen und sah es als unschicklich an, den Senator auch noch um einen Schluck Wasser zu bitten. Dennoch wollte er die Einladung nicht ablehnen und nickte dankend zurück, während er sich auf die Klinen zu bewegte.


    "Ich danke dir Senator. Gerne!"

    Er musste einige Zeit abwarten, bis der Sklave zurück kam und Silanus in das Tablinum führte, das ebenso prunkvoll aussah, wie die bisherigen Gänge und Räume, die er bereits auf den Herweg durchschritten hatte. Schließlich wurde er vor einen Mann geführt, der allem Anschein nach nun der Senator Aelius Quarto sein musste. Mit einer Verneigung begrüßte Silanus den Senator.


    "Salve Senator Quarto. Ich danke euch, dass ihr mich empfangen habt. Es ist eine große Ehre für mich, euch kenne zu lernen."

    Natürlich hatte Silanus damit gerechnet, dass der Ägypter wesentlich schneller und fließender antwortete und so bemühte er sich so viel wie möglich zu verstehen. Aus den einzelnen Wortbrocken konnte er sich dann zusammenreimen, dass der Sklave ihn in Tablinum weiter bat. Und so folgte er diesem auch mit einem freundlichen lächeln.

    Überrascht sah Silanus den Sklaven an, den er sofort als Ägypter ausmachen konnte. Nun war er mehrere Jahre seines Studiums in Aegyptus gewesen und sein erster Ausgang in Roma führte in direkt zu einem Ägypter. Er überlegte kurz und versuchte dann in der Landessprache des Sklaven zu antworten. Recht zögerlich und stotternd kamen die Worte.


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    Was soviel hieß wie: Salve, mein Name ist Iunius Silanus und ich möchte deinen Herren sprechen. Auch wenn er in der ägyptischen Sprache nicht sehr geübt war, hoffte er, dass der Sklave ihn verstand und sich über einige Worte aus seiner Heimat freute.

    Er folgte einfach den großen und von weißen Säulen gesäumten Marmorgängen, bis er schließlich vor dem Wohntrakt der Gens Aelia stand. Bewundernd sah Silanus sich um. Kaum vorzustellen, wie es für einen Plebejer sein musste, hier im Palast zu wohnen. Eigentlich war es für jemanden aus der Mittelschicht ein Palast im Palast, so groß schien der Wohnbereich der Aelier. Musternd zupfte er sich noch einmal seine Tunika zurecht und klopfte dann zögerlich an der Porta.

    "Vielen Dank! Vale!"


    Dankend nickte Silanus der Wache zu, vor der er nebenbei erwähnt, einigen Respekt hatte. Es war bestimmt eine Interessante und Herausfordernde Aufgabe bei den Prätorianern zu dienen. Neben der Palastwache gab es ja auch noch einige Unterabteilungen, die unter anderem auch für Spionage und Informationsbeschaffung verantwortlich war. Er musterte noch einmal die Wache in ihrer schwarzen Uniform und machte sich dann auf den Weg.

    Mit einem Lächeln im Gesicht hob Silanus seine Hand und klopfte seinem Cousin auf die Schulter. Natürlich hatte er mit solchen Fragen gerechnet. Obwohl Aegyptus zum römischen Reich gehörte, war es für die meisten Bürger immer noch ein entlegenes geheimnisvolles Land aus dem man sehr viel Abenteuerliches und Mystisches hörte. Er konnte also durchaus die Euphorie seines Cousins verstehen.


    "Alles nach der Reihe meine Lieber. Ich habe nicht vor hier so schnell wieder weg zu gehen und wir haben noch genug Zeit, in der ich euch über meine Erfahrungen und Eindrücke berichten kann. Zuallererst möchte ich mich aber etwas ausruhen und mich später mit Attica unterhalten - sofern sie Zeit für mich hat."

    Die Sänfte brachte den jungen Iunier bis vor den Palatin, so dass er nur noch die Stufen hinauf zum Palasteingang selbst schreiten musste. Silanus spürte wie sein Herz schneller zu schlagen begann und Aufregung in ihm aufstieg, als er sich dem Eingang näherte. Noch nie war er im Palast gewesen und dementsprechend hatte er heute auch seine feinste und beste Tunika angezogen. Hier arbeitete also seine Cousine – der Stolz der ganzen Gens. Es musste wunderbar sein jeden Tag durch diese Marmorsäle schreiten zu können und sich dem Kaiser dabei so Nahe zu wissen. Zielstrebig steuerte er, oben angekommen, auf die Palastwache zu und begrüßte diese lächelnd.


    "Salve! Mein Name ist Lucius Iunius Silanus und ich bin hier um den Senator Aelius Quarto zu sprechen."

    Genau diese Begrüßung hatte er sich erhofft und es tat gut, dass bezaubernde Lächeln seiner Cousine nach so langer Zeit wieder zu sehen. Es war wirklich zu viel Zeit vergangen und es war schön endlich wieder einem Familienmitglied gegenüber zu stehen. Mit einem freudigen Gesichtsausdruck und einem breiten Lächeln ging er ihr einige Schritte entgegen und öffnete seine Arme.


    "Attica! Es tut gut dich nach so langer Zeit wieder zu sehen. Die Reise war beschwerlich und ich bin wirklich froh endlich hier in Roma angekommen zu sein. Ansonsten kann ich mich nicht beklagen. Es geht mir soweit gut."


    Er schloss seine Cousine für einen Moment in die Arme und drückte sie fest an sich, ehe eine weitere Person das Atrium betrat, die Silanus als seinen Cousin Lucullus erkannte. Langsam löste er sich wieder von Attica und reichte Lucullus zur Begrüßung seine Hand.


    "Salve Appius! Es tut wirklich gut euch wieder zu sehen. Sind auch noch andere aus der Familie hier?"

    Viel zu viel Zeit war vergangen seit dem Tag, an dem Silanus von seiner Gens in die entlegensten Provinzen geschickt wurde, um dort sein Wissen und Können zu erweitern und an den Universitäten Athens und Alexandrias von den großen Meistern zu lernen. Trotz seines jungen Alters war er damals der Hoffnungsträger seiner gesamten Gens und nun war der Zeitpunkt gekommen, wo ihn seine Lehrer und Ausbildner als Reif genug erachteten, zurück nach Rom in den Schoße seiner Familie zu kehren.


    Eine Sänfte, gefolgt von einigen Gepäckträgern, hielt unter den interessierten Augen einiger Anwohner und Passanten vor der Casa Iunia. Sofort eilte einer der Haussklaven herbei um den vermeintlichen Besucher in Empfang zu nehmen. Er schob den Vorhang beiseite, verbeugte sich und machte eine einladende Geste in Richtung des Hauseinganges. Silanus erhob sich aus seinem bequemen Fortbewegungsmittel, das ihm direkt vom Hafen in das Stadtzentrum Roms gebracht hatte. Gezeichnet von einer wohl ziemlich anstrengenden Überfahrt, streckte er seine Glieder durch und sah sich um. Endlich zu Hause. Er konnte es kaum glauben wieder hier in Rom zu sein und sah sich erwartungsvoll und aufgeregt um.


    "Willkommen zurück junger Herr!" sagte der Haussklave, immer noch eine demutsvolle Haltung neben Silanus einnehmend, der diesen Gruß mit einem breiten Lächeln entgegen nahm und dankend nickte.


    "Kümmere dich um mein Gepäck und zahle die Träger. Ich finde den Weg zur Haustüre selbst."


    Der Sklave nickte emsig und machte sich sofort daran, die ihm soeben aufgetragenen Dinge zu erledigen. Silanus setzte seinen Weg unterdessen fort und ging weiter auf die Casa zu, bis er schließlich bei der Haustüre angekommen war und eintrat.

    Während die gepäckträger seine Truhen ins Haus brachten, sah sich der junge Mann in aller Ruhe im Atrium um. Würden ihn die anderen denn noch erkennen? Es waren fast 9 Jahre gewesen, die er von zu Hause weg war und aus dem Jüngling von einst war mittlerweile ein junger Mann geworden. Erschöpft und mit breiten Ringen unter den Augen ließ er seine Schulter etwas hängen und hoffte, dass seine Cousine Attica zu Hause war um ihn zu begrüßen. Er hatte einen Brief voraus geschickt und seine Ankunft so gut es ging angekündigt.