Beiträge von Felicia Scintilla

    "Oh wie albern! Daß ihr Männer immer eure Schwänze vergleichen müßt! Lä-cher-lich!" Scintilla schimpfte wie ein Rohrspatz. Wohlweislich aber erst, als Quentin außer Reichweite war. "Und meine Tunika, die ist hin, aber das ist euch ja egal ob ich was anzuziehen habe! Pah! Komm mir jetzt bloß nicht mit Schmeicheleien. Bei Decius? Mal sehen. Vale." Ungnädig rauschte sie davon.
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    "He, hierher!" Scintilla winkte einen Bauchladenmann heran und erstand einen Beutel mit getrockneten Kirschen und Nüssen. Ach wie war das schön, nicht mehr jedes As umdrehen zu müssen! Genüsslich knabberte sie von den Kirschen, und hielt den Beutel einladend auch Cyprianus hin. "Also, ich habe ja gehört, daß in den Reihen der Punier auch Arsakes kämpft. Der, der letztes Jahr Firmus so überraschend geschlagen hat, nachdem er ihm die Nase abbiß. Wirklich ein Mann aus Stahl! Und gnadenlos! Vielleicht gibt's ja heute wieder eine Überraschung...Andererseits, für unsere Flotte kämpft Castor, und der ist Arsakes allemal gewachsen. Wenn auch natürlich keiner von ihnen an den großen Mactator heranreicht. Was ist denn dein Lieblingsgladiator? -Oh!"
    Sie reckte sich und pfiff begeistert durch die Zähne, als die Oceanus die Astante rammte und enterte. Fasziniert sah sie dem blutigen Untergang der punischen Besatzung zu, und steckte sich dabei Kirsche um Kirsche in den Mund.

    Zitat

    Original von Appius Terentius Cyprianus
    "Sicher setzt dich." Er schaute als er das Trommeln hörte wieder zu den Schiffen. Es ging los und er war sichtlich aufgeregt dies zu sehen. Er war Soldat und ein Soldat schätzte eine gute Schlacht:" Nein bei einer Seeschlacht war ich noch nicht beteiligt. Nur bei der Landschlacht gegen die Germanen. Dort noch als einfacher Soldat. Ich nehme an sowas blutiges werde ich wohl niemals wieder erleben. 30.000 Mann auf jeder Seite die aufeinander einhauen bis eine Seite nur noch in Blut watet. Kein schöner Anblick wahrlich nicht..."


    Scintilla setzte sich erfreut, strich die Röcke glatt, und warf schwungvoll das Haar zurück. "30000 Wilde! Ungeheuerlich!" Sie schauderte wohlig, als sie sich das bühnenreife blutige Bild vorstellte. "Was für ein Glück, daß ihr sie aufgehalten habt. Und geschlagen..."
    Gebannt schlug sie die Hand vor den Mund, als die Ruder splitterten. "Wie geschickt! Die sind raffiniert, die Punier, nicht? Glaubst du sie haben eine Chance?"

    Andächtig hatte Scintilla die glanzvolle Zeremonie verfolgt. Ach, Priesterin müßte man sein! Soviele schöne und effektvolle Rituale, alle Augen liegen gebannt auf einem, die schmucken weißen Gewänder, und noch dazu war man dem Wahren, dem Hehren, dem Schönen so nahe wie kaum jemand sonst. Venus-Priesterin zu sein, das hätte Scintilla sich gut vorstellen können. Allerdings... auch wenn man sich noch so ins Zeug legte, bekam man da keinen Applaus. Das war schon ein Manko. Abgesehen davon, daß es als Peregrina sowieso nicht ging. Aber vielleicht sollte sie es mal bei einem orientalischen Kult versuchen? Die Schauspielerei war einfach zu brotlos...
    All diesen Gedanken hing Scintilla aber nur ganz nebenbei nach. Viel wichtiger als solche vagen Zukunftsideen, war es ihr doch, ihn in der Menschenmenge wiederzufinden. Aber viel zu viele Menschen waren heute auf dem Capitol, und so sehr sie sich auch streckte, reckte und spähte - ihren Schwarm konnte sie nicht erblicken.
    "Vivat Iove! Vivat Iuno! Vivat Minerva!" Da war das Opfer auch schon beendet, und alles lief auseinander. Scintilla seufzte schwer, aus tiefster Seele, und überlegte, was sie nun tun sollte. Sich noch schnell um etwas Brot anstellen? Ach nein, zu profan, sie sah schon von hier wie da in der Schlange gedrängelt und geschubst wurde. Mit ihrem edlen Kummer wollte sie jetzt lieber alleine sein. Vielleicht sollte sie mal wieder einige Verse verfassen? Sie war gerade in der richtigen Stimmung. Unglücklich schlang sie sich ihren Überwurf enger um die Schultern, wandte sich um, um das Capitol zu verlassen... Und da! Da sah sie ihn unversehens wieder! Und was für ein Bild er bot, mit wehender Toga auf dem Felsen stehend... wahrlich erhaben. Scintilla blieb stehen, ihre Nasenflügel bebten leicht, als sie gefühlvoll die Luft einsog, und unverhohlen genoß sie den Anblick dieses herrlichen Mannes...


    Zitat

    Original von Manius Flavius Gracchus
    Gracchus erschauderte. Erst jetzt bemerkte er, dass der Wind so nah am Abgrund viel stärker an seiner Toga rüttelte, als dies auf dem Platz vor dem kapitolinischen Tempel der Fall gewesen war. Er drehte sich, um zu sehen, ob sich die Menge bereits zerstreut hatte.


    Dieses herrlichen Mannes, der sich mit einem Mal in ihre Richtung drehte! Wahrscheinlich hatte er ihren brennenden Blick gespürt. Eindeutig magnetische Anziehungskraft. Scintilla überlief es heiß und kalt. Was jetzt? Fürs Anrempeln war es zu spät. Einen Ohnmachtsanfall simulieren? Dafür war es wiederum noch zu früh. Das Taschentuch fallen lassen? Unsinn.
    Und so tat sie das einzige was jetzt noch zur Verfügung stand: Sie schenkte ihm einen Blick. Aber was für einen! Um diesem Blick auch gerecht zu werden, müssen wir etwas ausholen:


    Das Capitol. Vor weißen Tempelmauern eine auseinanderströmende, wimmelnde Menschenmenge. Im Westen dräuend dunkle Wolken, ein feiner Rauchschleier noch in der Luft. Würziger Duft des Räucherwerkes gemischt mit dem metallischen Dunst des Opferblutes. Und vor dieser Kulisse: eine Frau.
    Aufrecht steht sie da, trägt ein moosgrünes Kleid, verschlungene Kupferarmreifen, und achtet nicht des Getümmels um sie herum. Nein. Ihre grünen Katzenaugen sind nur auf Manius Flavius Gracchus gerichtet. Neugierde steht darin, ein stilles Sehnen... und zugleich all die lodernde Leidenschaft einer heißblütigen Süd-Gallierin. Ihre rötlichblonden Locken wehen ungebärdig im Wind. Kurz senken sich die dunklen Wimpern, eine schlanke Hand hält den wollenen Überwurf, den der Wind ihr zu entreißen droht. Und wieder sieht sie auf, ein leichtes Lächeln auf den vollen Lippen, ein rätselhaftes Funkeln in den Augen, die sich, glutvoll, ganz tief in die von Gracchus saugen wollen... ein stummes Versprechen scheint darin zu liegen. Hierauf macht die schöne Unbekannte kehrt, einen Moment lang enthüllt noch der Wind den eleganten Schwung ihres Nackens, dann taucht sie in die Menschenmenge, und ist spurlos verschwunden....

    Zitat

    Original von Appius Terentius Cyprianus
    Appius wurde aus seinen Gedanken über Stärken und Schwächen der beiden Flotten gerissen als er von der Seite angeredet wurde. Etwas verwirrt drehte er sich um und erblickte eine ganz ansehnliche Frau die er zwar nicht kannte aber gut das war bei sovielen Menschen auch nicht verwunderlich:" Ähm danke, freut mich daß es dir gefallen hat :) Und du bist wer?"


    Aufmerksam musterte Scintilla ihr Gegenüber. Ja, der machte was her, schien nicht so saft-und-kraftlos wie die Politiker sonst, eher markant. Gut möglich, daß der "Spötter" ihn nochmal parodiert haben wollte. Da wäre es doch gut, ihn noch ein bißchen zu studieren. Vielleicht könnte man dann beim nächsten Mal ein paar Eigenheiten einfließen lassen... ;)
    "Mein Name ist Scintilla." sagte sie mit strahlendem Lächeln. "Ja, es hat mich schon beeindruckt, daß du dich so, also so ganz selbstständig, wie du gesagt hast, hochgearbeitet hast..." Fröhlich deutete sie auf eines der Schiffe, das eben vorbeirauschte. "Ist das eigentlich eine Triere? Ich kenne mich mit Schiffen gar nicht aus. Aber schön sind sie, nicht, wenn sich die Segel blähen, und das Holz knarzt, die Wimpel flattern, und die Gischt spritzt... Sie haben etwas lebendiges an sich, finde ich."
    Ein scheues Lächeln folgte, nachdem sie so ins Schwärmen geraten war, und unauffällig schielte sie auf den freien Platz neben dem Volkstribun. Zu aufdringlich wollte sie ja nun auch nicht sein.... Da erklang auch schon das TokTok der Trommeln, überall um sie herum, und ließ Scintillas Herz schneller schlagen. Wie das wohl war, wenn man ein Schiff in die Schlacht führte? Sicher sehr aufregend. Jetzt, wo es losging, hatte Scintilla schon gar keine Lust mehr, sich einen anderen Platz zu suchen, und fragte geradeheraus: "Ist da noch frei?" Und neugierig fügte sie hinzu: "Hast du auch schon zur See gekämpft?"

    "Ob er wohl auch dabei ist?" seufzte Scintilla ganz leise. Sie ging auf die Zehenspitzen, und sah zwischen den dichtgedrängten Menschen am Straßenrand, wie sich die ehrwürdige Prozession langsam näherte. "Ach..." der Rest ihres Stoßseufzers ging in den aufbrandenden Triumphrufen unter. Und auch Scintilla wurde davon mitgerissen. Zwar war ihr frommer Eifer nur der Hoffnung geschuldet, einen Blick auf ihren fernen (und über seine Rolle in dieser tragischen Romanze völlig unwissenden) Schwarm erhaschen zu können...aber die Musik, die Blüten, Rauch, Pomp und religiöse Andacht zogen sie doch schnell in ihren Bann, und laut jubelte sie mit all den anderen den majestätischen Götterbildern zu, als diese vorüberzogen. Und da! Da war er! Scintilla seufzte hingerissen, kam sich außerordentlich tragisch vor, und verschlang ihn mit den Augen. Schon war er wieder vorbei, und so schloss sich Scintilla, wenn auch viel weiter hinten, ebenfalls der Prozession aufs Capitol an.

    Sim-Off:

    Oh...oh... auch bei mir...


    Quentins Augen wurden zu schmalen Schlitzen, und wie ein Stier ließ er schnaufend die Luft entweichen, als Hannibal ihn herausforderte. "Was ham wir 'n da...?" fragte er gedehnt, und strich sich in lässiger Geste sein geöltes Haar zurecht. "Nen kleiner Fisch, der große Töne spuckt..." Er grinste abfällig, und warf einen beifallheischenden Blick auf das blutrünstige "Publikum". Die würden gleich was zu sehen kriegen... "Orkus!" Der große Hund, dem der Wein noch von der Schnauze troff, sah mit gespitzten Ohren zu seinem Herrchen auf. Hämisch deutete Quentin auf Hannibal, und befahl dem Molosser: "ORKUS FASS!"
    Der Hund schien allerdings nicht ganz zu begreifen. Zwar sprang er bedrohlich auf Hannibal zu, wedelte dabei aber gleichzeitig mit dem Schwanz, bellte ein bißchen, und stupste Hannibal mit der breiten faltigen Schnauze verspielt in die Seite. Dann setzte er sich auf sein Hinterteil, und sah ihn mit seinen treuen Hundeaugen an. Gelächter erhob sich von allen Seiten. Quentin wurde puterrot im Gesicht.
    "Mistvieh!" schimpfte er, und hieb mit der geballten Faust schmetternd auf den Tisch. Der machte einen kleinen Satz, die Suppe spritzte hoch, und bekleckerte die Umsitzenden. "Oh nein, meine Tunika, meine einzige!" jammerte Scintilla, und Flosculus wischte sich mit verzogenem Gesicht die Suppe von der Stirn, während das schadenfrohe Gelächter noch lauter wurde. Quentin wandte sich ab, um, mit finsterer Miene und breitbeinig, den Rückzug anzutreten. Die Umstehenden wichen gleich vor ihm auseinander, und der Hund schleckte nur noch ganz schnell etwas Wein auf, und heftete sich dann eilig wieder an Quentins Fersen.

    "Hmm, das riecht gut! Grüß euch!" Ein Weilchen später kam auch Scintilla hereingeschneit. Sie sah etwas übernächtigt aus und begrüßte Hannibal, Decius und Fabus alle ganz überschwenglich mit Küßchen auf die Wange. Links, rechts, links. Sie warf sich auf einen Stuhl, und bedankte sich mit innigem Lächeln bei Decius, als der ihr auch ein Stück Kuchen hinschob.
    "Das war was, oder?" kicherte sie dann zu Hannibal. "Nur schade, daß wir kein Geld mehr einsammeln konnten, nicht? Ich strebe ZU HÖHEREM! Herrlich!" Sie grinste breit. "Ach, auch wenns nur mieser Schund ist, irgendwie macht es doch Spaß. Vor allem das Publikum war ganz wunderbar, richtig toll haben die mitgemacht, nicht?" Hier zeigt es sich mal wieder: der Schlüssel zu Scintillas oberflächlichem Herz ist ... Applaus."Aber, ach, wir müssen das Geld an viel zu viele verteilen! Meinst du die werden jetzt nach uns suchen? Hoffentlich nicht... aber ich war ja verkleidet."
    Sie unterbrach ihr Geplauder nur kurz um einen Bissen Apfelkuchen zu verspeisen. "Phantastisch! Übrigens, Pictor ist gerade im Umland unterwegs, ich will gar nicht wissen warum, aber danach hat er schon Interesse. Es war nur etwas schwierig, weil ich ihm nichts genaues sagen konnte. Aber vielleicht klärst du uns mal auf, Hannibal?" Neugierig und erwartungsvoll sah sie ihn an.

    Eine Naumarchia! Wie spektakulär! Da durfte Scintilla natürlich nicht fehlen. In der letzten Zeit war sie tagsüber wenig ausgegangen - nachdem das kleine Satyrspiel gleich so viel prätorianische Aufmerksamkeit erregt hatte, wollte sie lieber noch etwas Gras über die Sache wachsen lassen. Aber irgendwann mußte man sich doch auch mal amüsieren! Und so schritt sie nun fröhlich über die Ränge, und suchte nach einem guten Platz. Sie trug weit schwingende rote Röcke, eine warme Paenula, und ihr Haar fiel in rotblonden Locken offen über ihren Rücken.
    Was für ein Schauspiel! Scintilla bestaunte die schönen bunten Schiffe, und klatschte natürlich enthousiastisch für die römische Flotte.
    War das da nicht... Scintilla stutzte. Da saß doch der Volkstribun. Unwillkürlich stellte sie ihn sich in gelber Stola, aufreizend auf einem Fass tanzend, vor, und mußte sich mühsam beherrschen, um nicht loszuprusten. In einer Applauspause trat sie auf ihn zu, um ihm, mit einem verschmitzten Lächeln, zu gratulieren:
    "Meinen Glückwunsch zu deiner Wahl, Volkstribun. Das war eine kraftvolle Rede, da auf..." da auf dem Fass, hätte sie fast gesagt, riss das Ruder aber gerade noch rechtzeitig herum, "...der Rostra."

    Und es treten auf:


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    Scintilla in der Rolle der ...? (Patrizierin)


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    Marius in der Rolle des ....? (Plebejers)


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    Und wieder Lucan, in der Rolle des ...? (Vaters)


    Und (als exklusive Zugabe) eine halbe Centurie echter Prätorianer ;)


    Die dritte Szene:
    Zarte Flötenklänge lassen keinen Zweifel: jetzt wird es romantisch. Mit offenherzigem Dekolleté, einem blutroten Kussmund, und von einer extravaganten schwarzen Perücke gekrönt, stöckelt Scintilla auf hohen Kothurnen auf die Bretter, die die Welt bedeuten. Ein großer Halbmond hängt an ihrem Knöchel, sie zieht das Bein nach, und schleift ihn wie einen Felsbrocken hinter sich her. Mühsam erreicht sie das Fass, lehnt sich stöhnend darauf, und wischt sich übertrieben den Schweiß von der Stirn.
    "Uff! Was für eine Bürde!" Sie richtet sich auf, streckt die Nase in den Himmel, winkt abfällig zu den Zuschauern, und meint spitz. "Das kann sich der Plebs doch gar nicht vorstellen, was wir tagtäglich für eine Bürde tragen!"


    Schüchtern und zerlumpt nähert sich Marius, er dreht eine Rose in der Hand. "S-soll ichs wagen?" fragt er bang das Publikum, fasst sich dann ein Herz, und will der 'Patrizierin' die Blume überreichen. "Sch-schönste..." stammelt er dabei. "Unverschämtheit!" Scintilla stemmt die Hände in die Seiten, funkelt ihn empört an, und ohrfeigt den 'Plebejer' schallend. "Du... du... WURM! Geh mir aus den Augen! Oder ich sags meinem Vater!"
    Marius presst leidend die Hände aufs Herz, und wankt tief getroffen davon. "Oh d-du grausame Schöne! Ohne dich kann ich n-nicht leben!" Er wirft mit tragischer Geste die Rose ins Publikum. "Leb w-wohl, du schnöde W-welt!" Der Verschmähte zieht einen Theaterdolch, und macht Anstalten, ihn sich in den Bauch zu rammen.
    Scintilla setzt sich bequem auf dem Fass zurecht, und späht belustigt zu ihm herüber. "Ob er wohl ernst macht? Bäh, hat er denn gar keine Gravitas?! Aber irgendwie... amüsant, nicht?" Sie zwinkert böse kichernd dem Publikum zu, zieht einen kleinen Messingspiegel hervor, und überprüft seelenruhig ihr Lippenrot.


    Marius schwingt den Dolch gegen sich, die Trommel schlägt dumpf - doch da stolpert er mit einem mal über die schwarze Rüstung, die 'Hungaricus' in der vorigen Szene dort liegengelassen hat, und fällt polternd auf den Hintern. "Autsch!" Er reibt sich sein Hinterteil, hebt dann die Rüstung hoch, und bestaunt sie. "N-nicht schlecht! Wie sie mir wohl steht?" Tollpatschig streift er den Harnisch über, erhebt sich, und stolziert mit stolzgeschwellter Brust wie ein Gockelhahn am Rand der Bühne entlang. "Na, was sagt ihr? Jetzt kann mir keine mehr widerstehen!" brüstet er sich eitel vor den Zuschauern, und geht gleich ran an den Feind: "Salve, Schätzchen!" Breitbeinig marschiert er auf die Patrizierin zu, die sich soeben verliebt im Spiegel betrachtet. "Oh, was für ein schmuckes Mannsbild!" gurrt sie, und räkelt sich verführerisch auf dem Fass. "Moment!" Marius hebt bedeutsam den Zeigefinger. "Bin gleich soweit!" Er verschwindet kurz hinter dem fadenscheinigen Vorhang.


    "Oh, jetzt ist er weg!" Scintilla legt den Finger an die Lippen und grübelt. "Was er wohl vorhat?" fragt sie naiv die Zuschauer, und bekommt einige eindeutige Antworten zurückgebrüllt. "Wirklich?" staunt sie mit großen Augen, und da kommt der Prätorianer auch schon wieder, und hat, wer hätte das gedacht, den Riesenphallus umgeschnallt. "Oh!" Die Patrizierin schlägt entzückt die Hand vor den Mund, und macht lüstern die Beine breit. Schon ist der Prätorianer über ihr, und macht sich inbrünstig stöhnend ans Werk. "Oh!" Sie keuchen im Duett. Die Trommel schlägt effektvoll den Takt dazu. "Oh!" Scintilla zeigt schockiert auf Lucan, der soeben, in die fleckige Toga aus der ersten Szene gekleidet, neben den beiden erscheint. "Oh! Vater!"
    "Dir zeig ichs!" brüllt der 'Vater', und prügelt mit einer prallen Schweinsblase auf den ertappten Liebhaber ein. "Nein! Hilfe! Ich wars nicht!" Kläglich jault der Prätorianer auf, und versucht vergeblich zu entkommen. Mordlustig treibt ihn der Vater über die Bühne hin und her. Scintilla richtet sich auf, und holt gerade Luft für ihre nächste Zeile, als Flosculus schnell hinter dem Vorhang vorhuscht, und ihr etwas ins Ohr flüstert.
    Das ist das: Vorzeitige Ende der dritten Szene.

    Scintilla nickt, streift Kothurne und Halbmond ab, und springt behende auf das Faß hinauf. Flosculus warnt auch die beiden anderen, die diskret hinter dem Vorhang verschwinden. Von da oben hat Scintilla eine gute Aussicht, und sieht, wie, in einer konzentrischen Bewegung, von allen Seiten her, auffällig-unauffällige Togaträger vorrücken. Hach wie spannend!
    "Römer! Bürger! Quiriten!" Scintilla breitet theatralisch die Arme aus, und geniest mit breitem Grinsen den Applaus, als sie sich verbeugt. "Nein, ich will nicht gewählt werden! Ich will nur sagen: Habt Dank für Eure Aufmerksamkeit! Wir bekommen leider gerade Besuch... sehr humorlosen Besuch, und..." Flosculus zieht sie am Rockzipfel. "Komm endlich!" drängt er, und macht sich schnell davon. "...Wir spielen ein anderes Mal weiter!" verspricht Scintilla hastig, und springt vom Fass, als der erste Togaträger schon fast die Bühne erreicht hat.
    Mit wehender Stola verschwindet sie hinter dem Vorhang. Und leer liegt die Bühne da, aber wohl nur einen kurzen Augenblick, bevor sie höchstwahrscheinlich von einer Vielzahl grimmiger Ordnungshüter gestürmt werden wird.


    Die Schauspieler haben sich da schon aus dem Staub gemacht. Ihr gut vorbereiteter Fluchtweg führt durch eine Türe hinter dem Vorhang in den Keller der Weinhandlung, dann durch den Hinterausgang in eine dunkle Straße, und durch ein Wirrwar enger Gassen und verwinkelter Hinterhöfe von dannen. Sie werfen ihre Kostüme ab, und verstreuen sich in alle Himmelsrichtungen. Für die Fortsetzung des Schauspiels werden sie sich ein anderes Mal zusammenfinden.
    Aber natürlich bleibt im Eifer des Gefechtes das ein oder andere Corpus Delicti zurück. Und so finden sich, wenn man den Vorhang beiseite reißt: Kothurne mit einem großen Halbmond. Eine hölzerne Rüstung. Und ein riesiger Phallus.


    Ende der Vorstellung ;)

    Und es treten auf:


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    Lucan in der Rolle des Vinicius Hungaricus


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    Flosculus in der Rolle des Terentius Cyprianus


    Die zweite Szene:
    Bitterlich schluchzend wankt 'Hungaricus' auf die Bühne. Er trägt einen schwarz angemalten Holzharnisch mit lächerlich ausgeprägtem "Waschbrettbauch", und schneuzt sich immer wieder lautstark in ein großes Taschentuch.
    "Ach, ach! Meine Rüstung!" Verzweifelt schlingt er die Arme um sich herum, und klagt dem Publikum sein Leid. "Ich liebe meine Rüstung! Was bin ich ohne meine Rüstung! Oh, wie grausam ist dies Schicksal, das mir gebot, mich von ihr zu trennen! Oh weh!" Laut heult er auf vor Schmerz, als er den Brustpanzer ablegt, darunter kommt eine löchrige Tunika zum Vorschein. Noch einmal drückt er den Harnisch liebevoll ans Herz, legt ihn dann mit einer leidenden Grimasse auf den Boden, und jammert inbrünstig weiter: "Das Schlimmste ist: Kein Weib lässt mich jetzt noch ran! Und meine Frau... " Er winkt ab. "...reden wir nicht von meiner Frau. Oh, ich habs schon so nötig!"
    Er späht, in seiner Not, verzweifelt zu den Zuschauern, winkt dann in Richtung von Luciana, und zwinkert ihr lüstern zu. "Na, wie wärs mit uns beiden, Blondchen? ... Nein?! Was, ich soll mich schleunigst verziehen? Da seht ihrs!" Wieder schluchzt er lauthals auf, bricht in der Ecke der Bühne zusammen, und greint wehleidig: "Eine Lupa! Was gäbe ich jetzt für eine Lupa!"
    Da wohl gerade keine zur Hand ist, greift er statt dessen zu einer riesigen Amphore. Den Korken löst er mit einem lauten 'Plop', stemmt das Behältnis dann mit beiden Armen hoch, und "besäuft sich" hemmungslos.


    Währenddessen erscheint 'Cyprianus' auf der Bühne. Er trägt eine unanständige gelbe Stola mit hohen Schlitzen, ist grell geschminkt, und hat bunte Blüten in sein langes Haar geflochten. Unter dem Arm trägt er den Helm eines Centurios, ganz verbeult, und mit zerrupftem rotem Helmbusch. Mit weibischem Hüftschwung stolziert er zu einem Fass, klettert hinauf, und wirft dem Publikum schamlose Blicke und Kusshände zu. Stolz präsentiert er seinen Helm in alle Richtungen, und hebt dann gravitätisch zu sprechen an.
    "Bürger Roms! Plebejer Roms! Wählt mich zum Volkstribun!" Er lüftet sein Gewand und zeigt kokett etwas Bein. "Zuerst machen wir kurzen Prozess mit dem Patrizier-Pack! Und dann werde ich alle eure Wünsche erfüllen... und wenn ich 'alle' sage, dann meine ich ALLE... Tag und NACHT werde ich für euch da sein..." Er klimpert mit den Wimpern, und lässt lasziv die Hüften kreisen. "Plebejer! Volk von Rom! Wählt mich! Ich bin die Hure des Volkes!" Eine Trommel beginnt zu schlagen, eine Flöte schrillt aufpeitschend, Cyprianus wiegt sich aufreizend zur Musik, und lüftet in ihrem Takt den Saum seines Gewandes höher und höher. Die Zuschauer johlen, einige brüllen derbe Schimpfworte zur Bühne, einige klatschen fröhlich den Takt mit.


    "Bei allen Silenen! Was für eine Göttin!" Hungaricus richtet sich schwankend auf und stiert mit hängender Zunge gierig die 'Hure des Volkes' an. Als er sich ganz zum Publikum dreht, sieht man, daß er nun den riesigen Phallus umgeschnallt hat. Er tätschelt dessen Spitze und lallt entschlossen: "Die schnapp ich mir!" Torkelnd strebt er auf das Fass zu, und hascht nach der Hure. "Komm zu mir, du süße Honigwabe!" "Huch!" Cyprianus schlägt die Hände zusammen, und sieht erschrocken zum Publikum. "Aber nein!" "Aber doch!" Täppisch umschlingt Hungaricus die Hüften der 'Hure', und zieht ihn an sich. "Ich besorgs dir gleich hier!" "Zu Hilfe!" Zuerst ringt Cyprianus nur verzweifelt die Hände, dann gibt er Hungaricus eine schallende 'Ohrfeige'. "Du Flegel!"Der lacht nur grob, und greift ihm lüstern unter die Stola. "Oh, du bist ja ein ganz wilder Hengst!" schnurrt Cyprianus da, und verdreht verzückt die Augen.
    Doch da stutzt Hungaricus plötzlich, und dreht sich, ganz verblüfft, mit weit aufgerissenen Augen zum Publikum. "Das ist ein Kerl!" brüllt er entsetzt, und der Phallus steht plötzlich nicht mehr, sondern baumelt ihm zwischen den Beinen. Er schneidet eine entsetzte Grimasse, und flieht panisch vor Cyprianus, stolpert dabei über den Phallus, und rollt polternd außer Sicht der Zuschauer. "Mein Hengst, wo willst du denn hin?!" Cyrianus stützt ihm hinterher, verschwindet ebenfalls, man hört "Aber nein!" , "Aber doch!" , dann wildes Keuchen und ein ersterbendes "Zu Hilfeeee!"
    Auch diese beiden Schauspieler erscheinen gleich darauf wieder auf der Bühne, und verbeugen sich lachend in alle Richtungen.


    Ende der zweiten Szene ... die dritte folgt.

    Hinter der Bühne:
    "Das ist Schund!" Scintilla raufte sich theatralisch die Haare. Ganz verzweifelt sah sie Hannibal an, und erklärte naserümpfend: "Das hier hat mit Kunst nicht das geringste zu tun! Was wir hier veranstalten, das ist...das ist Hohn und Spott gegenüber den Musen!"
    Sie seufzte schwer. "Ach Hannibal, ich habe die Elektra gespielt, die Kassandra (und das sehr gut!), ich war Danaë und ich war Iphigenie... und nun das! Womit habe ich das nur verdient!?" Anklagend hob sie die Hände gen Himmel. "Oh ihr Götter, warum nur!?"
    Nichtsdestotrotz strich sie sich resolut die Haare zurück und stülpte eine hochgetürmte schwarze Perücke, mit geschmacklosen Stoffblumen verziert, auf ihren Kopf. "Hilf mir mal! Das geht noch fester." Sie wandte Hannibal den Rücken zu, und ließ sich von ihm ihr dralles Dekolleté hochschnüren. "Uff! Ja, so."
    Sie lugte zur Bühne hin, von wo gerade 'Vinicius' brünstiges Stöhnen erklang. "Dauert noch einen Moment.... Ach, ich wüßte schon gerne, für wen wir hier unseren Hals in die Schlinge stecken, du nicht auch? Wer mag dieser "Spötter" wohl sein...?"


    "Psst! Scintilla! Hannibal!" Ein hagerer Mann streckte seine pockennarbige Visage in die Nische zu den beiden.
    "Dulcius, was gibt es? Ist die Luft noch rein?"
    Der häßliche Messerstecher nickte. "So isses. Keine Spur vonne Obrigkeit. Ich geh ma wieda aufn Post'n." Und lautlos wie eine Katze verschwand er wieder in der Nacht.8)


    "Wie war ich?" Flora kam, von ihrem Auftritt noch ganz aufgeregt, mit glühenden Wangen herangetänzelt.
    "Ganz großartig!" versicherte Scintilla ihr mit einem strahlenden Lächeln, und umarmte sie heuchlerisch. "Du hast wirklich Talent!" "Findest du?" "Oh ja!"


    Eines Abends mitten im Wahlkampf, an einer belebten Straßenecke, nahe des Forums, direkt neben der beliebten Taberna "Aeolus":
    Spöttisch trillernde Flöten und lautes Gelächter wiesen den Weg zu einem munteren kleinen Satyrspiel. Von der johlenden Menge umringt, führten dort, auf dem zur Bühne umfunktionierten Vorplatz einer Weinhandlung, einige Schauspieler ein Possenspiel auf. Bunt waren ihre Kostüme, derb waren ihre Scherze, und so manches Mal schienen sie auf prominente Persönlichkeiten der Politik (oder solche, die es gerne wären) abzuzielen.
    Es war schon ein wenig seltsam. Diese Theatergruppe war, beinahe aus dem Nichts, plötzlich aufgetaucht, die Mimen hatten ihre Kostüme bereits auf dem Leib getragen, unter Mänteln verborgen, und hatten sich, gut koordiniert, sofort an die Arbeit gemacht...

    Müssig schlenderte Scintilla über das Forum, am Arm einen halbvollen Einkaufskorb. Die kraftvolle Stimme des Redners erregte ihre Aufmerksamkeit, und so blieb sie in der Nähe der Rostra stehen, und begutachtete den Mann, der den Mund doch recht voll nahm. Das gefiel ihr, der Kandidat an sich war auch nett anzusehen, und zudem fand sie es unterhaltsam wie einer der Zuhörer sich echauffierte.
    "Hört, hört!" rief sie, schmunzelte amüsiert, und aß einen Apfel aus ihrem Korb, während sie weiter zuhörte und sensationsgierig auf noch mehr Polemik und Schlagabtausch hoffte.

    Obwohl ich mit dem CH rein gar nichts am Hut habe, finde ich diese Entscheidung ziemlich verdreht. Sie kommt (für NormalspielerInnen) völlig abrupt, und vor allem ohne daß man diese massive Änderung in den bisher im Forum geltenden römischen Gesetzen, und den Entfaltungsmöglichkeiten von Frauenrollen, irgendwie SimOn dargestellt hätte. Nein, die fiel quasi einfach so vom Himmel.
    Natürlich, es ist ein SimOff-Entscheid der SL, die managen das Spiel, und somit "dürfen die das" natürlich. Aber es ist doch ein wenig bizarr. An einem Tag stehen den Frauen noch alle Türen in der Politik offen, am nächsten *blitzdings* haben sie Heimchen am Herd zu sein. Naja. Das macht die Spiel-Realität nicht gerade stimmiger.


    Und interessanter schon gar nicht. Aufgabe einer SL ist es auch, die Interessen ihrer SpielerInnen mit zu berücksichtigen, und nicht einfach ohne Rücksicht auf Verluste ihr Ding durchzuziehen.
    Keine Frage, Frauen im CH sind nicht historisch. Aber warum nicht in diesem Aspekt einen gewollten und bewußten Bruch mit der Historie machen, um das Spiel vielfältiger und auch für Frauenrollen interessanter zu machen. Was ist daran denn so schlimm?
    Viel störender, viel unhistorischer sind doch, da schließe ich mich Medeia an, die vielen unmotivierten Beiträge bei denen nicht mal ansatzweise versucht wird, durch Wortwahl, Beschreibungen oder Darstellung der Rolle, das Gefühl zu vermitteln, das wir uns in der lebendigen römischen Antike befinden...


    (Und, nur als Vergleich, ich wollte mal die männlichen Spieler hören, wenn man ihnen vorschreiben würde, daß sie ab sofort eine weibliche ID spielen müßten, wenn sie Lust haben, sich politisch zu betätigen... ;) Natürlich total haarsträubend unhistorisch, dieser Vergleich. Aber er gibt doch vielleicht einen Eindruck davon, wie einen so eine Einschränkung ärgern kann.)

    "Die Quoten stehen 3 zu 5 für den Centurio... wer will noch wetten?" ertönte es direkt daneben. "So viel gleich? Auf den Großen, ja? Gut, gut, wenn der Koloss gewinnt, bekommst du 120 Sesterzen! Das ist doch was, oder? Wer will noch wetten? Hier geht es fair zu! Nur minimale Gebühren! Gewinnauszahlung findet sofort statt!"
    Die geschäftstüchtige Fortunata hatte spontan ein kleines Wettbüro eröffnet. Bisher hatte sie sich auf der Cena eher gelangweilt: Scintilla hatte sich gleich auf Mactator gestürzt, Flosculus auf eine gedeckte Tafel, ihr dagegen war es zu ihrem Ärger nicht gelungen, sich dem Objekt ihrer Begierde, Fulmineus, zu nähern. Der hatte sein Gesicht in Dekolleté seiner Gespielin vergraben, und reagierte nicht auf ihre Annäherungsversuche.
    Aber jetzt wurde es langsam ganz amüsant, und dabei auch noch lukrativ. In der "Kasse" (einem geleerten Weinkrug) klingelte schon ein beachtliches Sümmchen. Klimper, klimper, das war Musik in Fortunatas Ohren.
    "Auch auf den Großen? Ah, nein, 50 auf den Centurio. Aber gern, der Herr."
    Fortunata taxierte die Kontrahenten. Wenn der kleine Zähe gewann, war sie reich. Wenn der große Tumbe der Sieger würde, dann müsste sie schnell mit der Kasse türmen, bevor die Gläubiger sie zerfetzten. Unauffällig schob sie sich in eine günstige Position, Richtung Ausgang. Huch, da flog der Centurio schon wieder durch die Luft. Ziemlich mitgenommen sah er aus. Der Gladiator dagegen blutete zwar heftig, und röhrte ohrenbetäubend, aber er hob dabei so überzeugend seine Axt, daß Fortunata schon diskret ihre Sandalen abstreifte, denn die waren zwar atemberaubend elegant, zum Rennen aber völlig ungeeignet...
    Sie streckte die Hand nach einer Obstplatte aus, um sich vor ihrem Abgang noch einen Schnitz... Mango?... zu genehmigen, und stockte. Die Platte war rund, solide, und erinnerte stark an eine Diskusscheibe. Hmm...
    Kurz entschlossen packte sie das Ding, kippte das Obst herunter, und wog es in der Hand. Hmm...
    Den Gladiator anvisiert... den 'Diskus' ausholend geschwungen... und schon sauste die Scheibe, mit einem scharfen Sirren um sich selbst rotierend, mit Karacho auf Hostilus' Quadratschädel zu.
    Fortunata spielte heute mal Fortuna.

    "Oh sieh nur! Er ist es!" Scintilla sah Flavius Gracchus die Ovationen an den edlen Spender lächelnd und nickend entgegennehmen. "Er ist dieser Quaestor! Wie war nochmal der Name, weißt du noch wie der Herold gesagt hat? Flavius..., Flavius irgendwie."
    "Nein." Unbeeindruckt kümmerte sich Fortunata lieber darum, noch zwei volle Becher zu bekommen. "Hier," sie drückte einen ihrer Freundin in die Hand, "Wein von deinem Angebeteten für dich."
    "Danke..." Scintilla ließ nicht locker. "Verzeihung," sie wandte sich an die Matrone, die ihr vorhin über den Mund gefahren war, "kannst du mir vielleicht sagen, wer dieser spendable Quaestor ist?"
    Die sah indigniert zu der Tänzerin, und antwortete belehrend: "Dies, mein Kind, ist Flavius Gracchus, der Quaestor Principis. Mit seiner Gattin, einer edlen Claudia." Die herbe Frau taute bei dem Thema dann dann doch ein wenig auf. "Hast du denn nicht von ihrer Traumhochzeit gehört? Sie war doch in aller Munde! Hunderte der hochstehendsten Gäste, ganze Wagenladungen von Blumen, die exquisitesten Speisen, Nachtigallenzungen, allerlei Rafinessen, da herrschte eitel Freude, hach ja... " Ihre Gesichtszüge wurden wieder streng, und sie zog die Palla fest um die Schultern. "Luxus und Verschwendung. Man kennt das ja von diesen Patriziern. Kein Wunder, daß für unsereins alles immer teurer wird." Sie schniefte abfällig und verschwand in der Menge.
    Scintilla seufzte tragisch. Fortunata klopfte ihr auf die Schulter.
    "Nimms nicht so schwer. Ist doch eh ein Hirngespinst. Du steigerst dich einfach viel zu sehr in deine Rollen hinein, Feli!" Sie steuerte, den Becher vorsichtig balancierend, eine niedrige Mauer am Rande des Platzes an.
    "Wie meinst du das?" Scintilla sah noch mal schmachtend zu dem herrlichen Adonis, der ihr ob seiner Unerreichbarkeit immer attraktiver erschien, und ließ sich neben Fortunata auf dem Mäuerchen nieder.
    "Naja, kaum spielst du die Danaë verguckst du dich in einen Iuppiter-Priester. Als du Elektra warst, hattest du was mit diesem seltsamen Kerl, der den Pylades gemimt hat... "
    "Der war doch süß. Und es war eine schöne Rolle, damals..."
    "Und als wir mit 'Feli und Fortunata' herumgetingelt sind, warst du in mich verliebt..." Fortunata grinste anzüglich. Scintilla stieß sie in die Seite. "Ich war nicht in dich verliebt!"
    "Du brichst mir das Herz!" Die beiden lachten und tranken ihren Wein.
    "Hmm, gut! ... Und Larinus hast du doch auch so kennengelernt."
    "Oh, sprich mir nicht von diesem Halunken! Noch nie bin ich so schnöde behandelt worden. Ich hoffe Quentin gerbt ihm ordentlich das Fell!" Mit boshaftem Lächeln malte sich Scintilla das aus. "Und du lässt dich jetzt von Sosius aushalten?"
    "Ja, er ist ziemlich großzügig. Aber seine Vorlieben, du, ich kann dir sagen..." Fortunata verdrehte die Augen, und raunte Scintilla etwas ins Ohr.
    "Nein wirklich!" Scintilla kicherte hämisch. "Das glaubt man gar nicht..."
    "Wenn ich es dir doch sage..."Fröhlich tratschten die beiden, lästerten hemmungslos über ihre Bekannten, tranken dabei viel Wein, und machten sich so noch einen schönen Tag. Nur manchmal verlor sich zwischendurch Scintillas Blick ins Leere, und dann hauchte sie, tragisch umflort, und voll scheuer Sehnsucht, ganz leise, kaum hörbar die Worte "Flavius Gracchus..."

    "Novum vetus vinum bibo, novo veteri morbo medeor."
    "Novum vetus vinum bibo, novo veteri morbo medeor."
    Die beiden Freundinnen prosteten sich zu, vergossen das Trankopfer, und leerten ihre Becher. Aber trotz dieses Wunsches verfiel Scintilla gleich wieder in ihre 'alte Krankheit': "Sieh ihn dir an," flüsterte sie Fortunata zu, und wies wieder heimlich auf Flavius Gracchus, "wie liebevoll er seiner Frau den Becher gereicht hat... Sie muß der glücklichste Mensch auf Erden sein."
    "Du spinnst, Feli."
    "Hach, er hat sowas... distinguiertes an sich..." schmachtete Scintilla, "und dabei soo maskulin... einfach fesch..."
    Fortunata rollte mit den Augen. "Dann geh doch hin, und rempel ihn an, wenn er dir so gut gefällt." schlug sie spöttisch wispernd vor, während die Zeremonie ihren Lauf nahm.
    "Was? Anrempeln? Wieso?"
    "Genau, anrempeln. Hingehen, gegen ihn stoßen, 'rein zufällig' natürlich, und dann 'oh, verzeihung, wie unachtsam, wie kann ich das nur wieder gut machen', et cetera, und schon ist man im Gespräch...Du mußt wissen, das ist hier in Rom eine allgemein anerkannte Methode, Bekanntschaften zu knüpfen. Plump zwar, aber ungemein effektiv."
    "Wirklich? Ich glaube, ich sollte lieber mein Taschentuch fallen lassen." kicherte Scintilla. "Und überhaupt, es geht nicht, er ist ja nicht alleine da. Seine Frau würde mir sicher die Augen auskratzen."
    "Wer nicht wagt, der nicht gewinnt..."
    "Schscht!" Eine würdige Matrone gebot den beiden unwirsch, den Mund zu halten.
    Schuldbewußt tat Scintilla das, lauschte den abschließenden Worten des Flamen Dialis, und verfolgte andächtig, wie er den letzten Wein den Flammen übergab.
    Dann sprach der Herold die Eiladung zum Trinkgelage auf Kosten von irgend so einem Quaestor aus, und es brach ein allgemeiner Jubel in der Menge aus. "Wer auch immer das ist." murmelte Scintilla, und stimmte mit ein:
    "Ein Hoch auf den Quaestor!"

    Mit ihrer Freundin Fortunata stand Scintilla unter den Zuschauern, reckte sich, und hielt gespannt Ausschau.
    "Nun, Feli, Schätzchen, wo ist jetzt dein Adonis?" spottete Fortunata.
    "Ich kann ihn nicht sehen... vielleicht kommt er gar nicht... oder er wartet noch bis zu seinem Auftritt..."
    "Ach komm, jetzt bin ich extra hier den Hügel hochgeschnauft, nur weil du ihn mir unbedingt zeigen wolltest!" maulte Fortunata. "Überhaupt, ich dachte, du würdest nur noch an einen Mann denken..."
    "Hör mir damit auf!" Theatralisch hob Scintilla die Hände gen Himmel. "Soll ich denn den ganzen Tag im Tempel hocken, und beten und bangen? Und was wenn er es nicht überlebt, was im übrigen das wahrscheinlichere ist? Es würde mir das Herz brechen!" In einer dramatischen, schon bühnentauglichen Geste, presste sie die Hände auf die Brust, und schüttelte energisch den Kopf. "Nein, nein, einen Gladiator zu lieben, das hat noch jede ins Unglück gestürzt. Ich muß mich ablenken, sonst..." ihre Stimme wankte tragisch "...sonst ertrage ich das alles nicht." Mit einen Tüchlein tupfte sie sich die Augen, als sich plötzlich ihre Miene erhellte.
    "Da! Da vorne!" Sie umfasste aufgeregt Fortunatas Arm, und zeigte verstohlen auf Flavius Gracchus.
    "Ist er nicht schnuckelig?" Ihre Augen leuchteten.
    "Ganz nett." Fortunata bevorzugte mehr den 'Typ Fulmineus'. "Aber guck mal, die Schwarzhaarige neben ihm - seine Frau wohl - die gefällt mir."
    "Ach du. Ich finde ihn umwerfend. Wer er wohl ist?"
    Scintilla seufzte leise, und schmachtete den Patrizier hingebungsvoll aus der Ferne an. Beim Einzug des Flamen Dialis verlor sie das Objekt ihrer Schwärmerei aber leider wieder aus den Augen.
    Beeindruckt verfolgte sie nun den Beginn der erhabenen Zeremonie, und nahm den gereichten Weinbecher mit einem sehr feierlichen Gefühl entgegen.

    Der kleine Schankjunge, tränenüberströmt, flüchtete hektisch vor Damus, dem bösen Mann, der ihn gerade gehauen hatte. Schniefend wischte er sich die Nase am Ärmel ab, und duckte sich erschrocken, als sich plötzlich eine haarige Pranke auf seine Schulter legte. Schluchzend, und in Erwartung neuer Schläge sah er zu dem dazugehörigen Mann auf, Quentin, aber der schob den Kleinen nur beiseite, und setzte finster seinen Weg durch die Schankstube fort. So rettete sich der kleine Nonus schnell hinter die Theke. Dort lief er Aranea in die Fänge.
    "Faulpelz, Nichtsnutz!" schalt sie ihn. "Wo bleibt das Brot?! Marsch, du Ratte, oder es setzt was!" Mit der Suppenkelle drohend schickte sie den verheulten Jungen wieder an die Arbeit.


    Am Tisch unserer Hauptpersonen riss Scintilla erschrocken die Augen auf, als sie mit ansehen mußte, wie der Krug fiel, und bedauernd schlug sie die Hand vor den Mund.
    "Ach nein, der gute Wein!"
    Ja, der gute Wein. Der bildete jetzt eine Pfütze auf den modrigen Dielen, und färbte das gammlige Stroh zartrot. Orkus, der Schuldige an dem ganzen Unglück, wedelte unbekümmert, und begann eifrig die Flüssigkeit aufzuschlabbern. (Der arme Hund war von seinem verantwortungslosen Besitzer schon als Welpe zum Alkoholiker gemacht worden.)


    Eben jener Besitzer langte nun mit düsterer Miene vor dem Tisch an. Die Pfütze würdigte er keines Blickes.
    Breitbeinig stellte er sich in Pose, und starrte Caius an, schweigend, unheilverkündend, dann Hannibal.
    "Keina...," Quentins Stimme grollte dumpf, "keina beleidigt ungestraft mein' Hund! Da bin ich eig'n. Du WURM!" Das ging wieder an Caius. "Nennst mei'n Hund ne Sau, was?! Willste Ärga, was?! Kannste hab'n, das!"
    Mit einem deutlich vernehmbaren Knacken ballte der Zuhälter eine Pranke zur Faust.
    Sogleich bildete sich eine freie Fläche um den Tisch herum, das Gesindel gaffte, und hoffte auf Blutvergießen.