Wuchtig verschränkte Aranea, die Wirtin, ihre schwammigen Arme auf der Theke vor dem schnurrbärtigen Neuankömmling. In ihren aufgedunsenen Zügen stand ein Ausdruck von Langeweile. "Wenn du wegen Pictor kommst... die Sache ist längst passe." teilte sie ihm unbeteiligt mit, wies dabei aber unmerklich mit einem subtilen Schwabbeln des Doppelkinns auf einen vernarbten Mann, der gerade ein Wurfmesser zwischen Daumen und Zeigefinger wog. Er zielte sorgfältig, und die Waffe flog über die Köpfe der Trinkenden hinweg, und bohrte sich mitten in ein grob in die Wand geritztes Gesicht.
Aranea nahm einen schmutzigen Lappen und rieb an einem ebenso schmutzigen Krug herum."Was macht´n der Kleine?" wollte sie wissen.
Einige Meter weiter hatten Scintilla und Quentin eine Weile lang die Köpfe zusammengesteckt. Jetzt lehnte der Zuhälter sich zurück und kratzte sich nachdenklich am Kopf.
"Also nur verhaun?" vergewisserte er sich bei Scintilla.
Sie überlegte. "Eigentlich könntet ihr noch... ach nein, nur ein bisschen verhauen, ja. Und dafür mach ich diese Schlangengeschichte bei eurem Treffen, das kommt immer gut an."
"Hmm ja, is gut so, abgemacht." Quentin grinste dreckig. "Wie wärs jetz mit´m Küsschen, Schätzchen?" Zielsicher kroch seine behaarte Pranke in Scintillas einladend präsentierten Ausschnitt. Sie schlug ihm heftig auf die Finger und sprang auf. Der Molosser begann aufgeregt herumzuspringen und laut zu bellen.
"Nimm deine dreckigen Pratzen von meinem Busen, du lumpiger Strolch!" schimpfte Scintilla giftig.
"Jetz zick ma nich so rum, Schätzchen, bist auch nur ne Schlampe!"
"Ich bin KÜNSTLERIN, du Trottel, aber davon hast du ja kein blassen Schimmer!"
Quentin brach in grölendes Gelächter aus. Er schlug sich auf die Schenkel und prustete fröhlich: "Du bist echt´n Orginal, Puppe!"
"Banause!" Mit diesem vernichtenden Urteil wirbelte Scintilla herum, warf wütend das Haar in den Nacken und bahnte sich einen Weg zwischen den Gästen hindurch. Auf der Suche nach angenehmerer Gesellschaft strebte sie auf den Tisch zu, wo sie vorhin Hannibal gesehen hatte.
Flosculus sank gerade weich auf dessen Schoß. "Amator..." flüsterte er, und erwiderte geschmeidig den Kuss, während sein unsteter Blick flackernd umherirrte. Fahrig glitten seine Hände über Hannibals Schultern, und legten sich dann um den Becher. Die Handrücken waren mit über und über mit halbverwischten Ornamenten bemalt. Er trank, legte dann den Kopf an Hannibals Schulter und schloss friedlich die Augen.