Beiträge von Felicia Scintilla

    Wuchtig verschränkte Aranea, die Wirtin, ihre schwammigen Arme auf der Theke vor dem schnurrbärtigen Neuankömmling. In ihren aufgedunsenen Zügen stand ein Ausdruck von Langeweile. "Wenn du wegen Pictor kommst... die Sache ist längst passe." teilte sie ihm unbeteiligt mit, wies dabei aber unmerklich mit einem subtilen Schwabbeln des Doppelkinns auf einen vernarbten Mann, der gerade ein Wurfmesser zwischen Daumen und Zeigefinger wog. Er zielte sorgfältig, und die Waffe flog über die Köpfe der Trinkenden hinweg, und bohrte sich mitten in ein grob in die Wand geritztes Gesicht.
    Aranea nahm einen schmutzigen Lappen und rieb an einem ebenso schmutzigen Krug herum."Was macht´n der Kleine?" wollte sie wissen.


    Einige Meter weiter hatten Scintilla und Quentin eine Weile lang die Köpfe zusammengesteckt. Jetzt lehnte der Zuhälter sich zurück und kratzte sich nachdenklich am Kopf.
    "Also nur verhaun?" vergewisserte er sich bei Scintilla.
    Sie überlegte. "Eigentlich könntet ihr noch... ach nein, nur ein bisschen verhauen, ja. Und dafür mach ich diese Schlangengeschichte bei eurem Treffen, das kommt immer gut an."
    "Hmm ja, is gut so, abgemacht." Quentin grinste dreckig. "Wie wärs jetz mit´m Küsschen, Schätzchen?" Zielsicher kroch seine behaarte Pranke in Scintillas einladend präsentierten Ausschnitt. Sie schlug ihm heftig auf die Finger und sprang auf. Der Molosser begann aufgeregt herumzuspringen und laut zu bellen.
    "Nimm deine dreckigen Pratzen von meinem Busen, du lumpiger Strolch!" schimpfte Scintilla giftig.
    "Jetz zick ma nich so rum, Schätzchen, bist auch nur ne Schlampe!"
    "Ich bin KÜNSTLERIN, du Trottel, aber davon hast du ja kein blassen Schimmer!"
    Quentin brach in grölendes Gelächter aus. Er schlug sich auf die Schenkel und prustete fröhlich: "Du bist echt´n Orginal, Puppe!"
    "Banause!" Mit diesem vernichtenden Urteil wirbelte Scintilla herum, warf wütend das Haar in den Nacken und bahnte sich einen Weg zwischen den Gästen hindurch. Auf der Suche nach angenehmerer Gesellschaft strebte sie auf den Tisch zu, wo sie vorhin Hannibal gesehen hatte.


    Flosculus sank gerade weich auf dessen Schoß. "Amator..." flüsterte er, und erwiderte geschmeidig den Kuss, während sein unsteter Blick flackernd umherirrte. Fahrig glitten seine Hände über Hannibals Schultern, und legten sich dann um den Becher. Die Handrücken waren mit über und über mit halbverwischten Ornamenten bemalt. Er trank, legte dann den Kopf an Hannibals Schulter und schloss friedlich die Augen.

    Zitat

    Original von 'Belasa'


    Scintilla verschlug es glatt die Sprache. Was für eine bösartige Schlampe! Ihre Finger krümmten sich zu Krallen, und am liebsten hätte sie ihr die hübschen blauen Augen ausgekratzt. Aber, Scintilla zügelte sich, sie war hier nicht in der Subura. Hier regelte man sowas anders...mit Stil, jawohl. Wäre sie eine Tigerin gewesen, hätte sie jetzt die Reißzähne gebleckt und ein ohrenbetäubendes Grollen ausgestoßen.
    Da sie keine Tigerin war, lächelte sie eisern weiter. Es war ihr vollautomatisches 'Bühnenlächeln', das funktionierte auch noch wenn ihr beim Tanzen die Füße fast abfielen, oder eben wenn sie sich wie jetzt mit einem vergifteten Pfeil in der Brust zusammenkrümmte.
    "Wie schön daß dir mein Name gefällt, meine Liebe." Scintilla gelang jetzt sogar ein täuschend echtes "liebenswürdiges Schmunzeln". "Aber ich fürchte du täuschst dich, ich bin Künstlerin, und meine Truppe wird später noch auftreten."
    Heiter berichtete sie Crassus: "Wir zeigen einen alten Mythos zu Ehren von Iuppiter, das erschien uns passend. Alt, ehrwürdig, aber aktuell." Sie lachte verschmitzt. "Ich würde mich sehr freuen wenn Du meinem Tanz zusiehst, Caecilius Crassus, das würde mich wirklich... beflügeln!" Schwärmerisch lächelnd bewunderte Scintilla andächtig seine markanten Gesichtszüge aus der Nähe: Entschlossenheit, Stärke und Durchsetzungsvermögen meinte sie da zu sehen, dazu Charme und etwas Brutalität... was für ein Mannsbild!
    Just in diesem Moment kam ein leichtgeschürzter junger Sklave vorbei, der ein Tablett mit mehreren Bechern darauf trug. Scintilla gab ihm schnell ein Handzeichen. "Meine Freundin hier möchte noch was trinken!"
    Als er herantrat, um Belasa zu bedienen, versuchte Scintilla, die Aufmerksamkeit des Prätorianerpräfekten woanders hin zu ziehen. Sie ging auf die Zehenspitzen und blickte suchend über den Hof. "Oh, kommt da nicht schon das Opfertier?" fragte sie erwartungsvoll, und wies mit einer vagen Geste mit der rechten Hand auf die Tribüne.
    Zum Glück war es jetzt, da nur noch so wenige Fackeln brannten, noch dunkler. Deshalb hoffte Scintilla, daß es niemand bemerkte, wie sie nun, als der Sklave mit dem Tablett genau vor Belasa stand, ihre linke Hand unauffällig kurz vorschnellen ließ, und dem Tablett von unten beherzt einen kleinen Klaps versetzte, ein kurzer gutgezielter Schwung, dazu gedacht, den Inhalt der Becher auf Belasas atemberaubenden koischen Gewand zu verteilen.
    Blitzschnell zog sich Scintillas Hand wieder zurück, und sie spähte wieder unschuldig und unbeteiligt über den Hof, begierig darauf, ihre Rivalin vernichtet im Staub kriechen zu sehen, aber auch darauf vorbereitet, gleich die Bestürzte und Hilfreiche zu mimen...

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    Original von Gaius Caecilius Crassus
    Wie es scheint, geht dieser Wunsch gerade in Erfüllung. Er lächelte charmant und bevor er wieder etwas sagen konnte, schien nun das offizielle Programm zu beginnen.


    Diese Ausstrahlung! Das hatten nur Männer mit Macht. Und das markante Kinn dazu... Hinreißend!
    Überwältigt hauchte Scintilla nur ein "Ja.", und nahm schnell noch einen Schluck Wein.
    Plötzlich unruhig warf sie einen prüfenden Blick über die Schulter. Larinus war nirgendwo in Sicht. Sehr gut.
    Scintilla reckte sich, um die Kandidaten zum Weinkönig zu sehen. Sie kannte keinen von beiden, stimmte einfach so wie Crassus, rief dem Gewinner dann ein fröhliches "Ein Hoch auf den Weinkönig!" zu, und lachte heiter beim Wortgefecht der Kandidaten.
    "Na hoffentlich gewährt Iuppiter seinen Segen," meinte sie leise, und sah Crassus über den Rand ihres Bechers hinweg schmachtend an, "damit wir heute noch lange und ausschwei..., ähm, rauschend feiern können." Sie seufzte glücklich, sah beiläufig zu den Tänzern und plauderte beschwingt: "Ach, ich liebe diese lauen Sommernächte. Die Luft selbst ist wie süßer Wein, sie allein kann einen schon beschwipst machen. Und diese sanfte Brise ist wie eine Liebkosung auf der Haut." Sie sog genießerisch die Luft ein. "In solchen Nächten scheint alles möglich zu sein..."
    Auch Scintilla freute sich schon auf das Opfer. Bei den vertrauten Litaneien, dem Pomp und dem Blut wurde ihr immer ganz feierlich zumute. Und Iuppiter vor dem Auftritt noch mal zu ehren war genau das richtige... oh je, wenn nachher bloß alles gut ging... Aber sie war ja schon heute morgen pflichtbewußt beim staatlichen Opfer gewesen. Ob es diesmal auch wieder so ein hübscher Priester sein würde? Der war wirklich eine Augenweide gewesen.

    "Der tut nix!" brüllte Quentin quer durch den Raum und klopfte seinem Hund zufrieden auf den Rücken. "Nur wenn ichs ihm sag'n tu, da wird 'r zur Wildsau, gell Orkus!" Der Hund zog sich mit seiner Beute vorsichtig in den Schatten unter der Theke zurück und fraß.
    Ein Durcheinander von Stimmen füllte den Raum, übertönt von der schrillen Flöte und vom Stampfen und Poltern als einige Gäste zwischen den Tischen ein Tänzchen wagten.
    Hektisch hastete Nonus, der kleine Schankbub, hin und her, noch ganz blaß im Gesicht, denn der Hund hatte ihn arg erschreckt. Auch zu Caius kam das bleiche verwachsene Kind, und setzte ihm einen großen tönernen Humpen vor. Das Bier schäumte über den angeschlagenen Rand auf die schartige Tischplatte, in die so allerlei obszöne, aber auch unverständliche Zeichen und Worte geritzt waren.
    "Ein Skandal ist das!" polterte ein untersetzter Mann mit roter Nase am Nebentisch. Er warf ein paar Würfel hoch in die Luft und fing sie geschickt wieder auf. "Das laß ich mir nich nehmen! Die solln nur kommen! Die schicken wir ganz schnell wieder heim! Mit blutigen Köpfen!" Zustimmendes Gegröhle brach um ihn herum aus.
    "Bißchen Gesellschaft gefällig?" Ein weibisch herausgeputzter Jüngling mit langen braunen Haaren löste sich schwankend aus der Gruppe der Tanzenden und beugte sich nahe an Caius heran. Seine fiebrig glänzenden dunklen Augen waren mit Kohle umrahmt und wirkten riesengroß. Eindringlich sah er Caius an.

    Ein schmuddeliger Greis stieg schwankend auf einen Tisch, grinste breit mit zahnlosem Mund, und setzte eine lange Knochenflöte an die Lippen. Schrille Töne erklangen und fügten sich zu einer schrägen, aufpeitschenden Musik. Der Geräuschpegel stieg weiter als ein lärmender Streit zwischen den Würfelspielern an der Theke ausbrach.
    Ein stutzerhaft zurechtgemachter Schlägertyp mit krummer Nase und geölten schwarzem Haaren erschien hinter Fortunata und gab ihr einen gutgelaunten Klaps auf den Hintern.
    "Hör ma, Häschen," brüllte er ihr ins Ohr, "hab'n Kund'n für dich, 'n fein'n Kerl, der wart't schon drüb'n, kümmer dich ma!"
    "Ja, ja, drängel doch nicht immer so Quentin." Fortunata rollte mit den Augen und erhob sich. "Man sieht sich.." flötete sie Scintilla zu, und tätschelte ihr zum Abschied den Scheitel. "Und das mit Larinus wird schon wieder, glaub mir..." Und sie verschwand zwischen den dichtgedrängten Gästen.
    Dafür lies sich der Zuhälter schnaufend auf das Faß niedersinken. Ein gedrungener weisser Molosserhund tauchte unter der Theke auf und drückte sich schüchtern an seine Beine.
    "Un, hast's dir überlegt, Schätzchen?" Quentins schwarz behaarte Hand legte sich auf Scintillas Knie. Sie schüttelte sie ab. "Nee, vergiß es." Der Molosser sah sie mit großen treuen Hundeaugen an, und Scintilla kraulte ihn hinter den zerbissenen Ohren. "Na, Orkus?"
    Quentin zeigte stolz auf den Hund. "Is'n echta Killer, Schätzchen. Bald laß ich'n kämpf'n, der geht durch wie nix!"
    In diesem Moment erspähte 'Orkus' eine fette Ratte, die gerade unter Hannibals Tisch die Krumen auflas. Wie der Blitz sauste der Hund los, tap tap tap, überrannte fast den armen Schankjungen und erwischte die Ratte gerade noch bevor sie in ihrem Loch verschwinden konnte. Er zermalmte das quiekende Bündel zwischen den breiten Kiefern und apportierte sie wedelnd. Der bleiche Rattenschwanz hing seitlich zwischen den scharfen Reißzähnen heraus. Orkus sah sehr stolz aus als er den tropfenden Kadaver vor Quentin auf den Boden fallen lies. "Braver Bursch! Haste gesehn, Schätzchen?"
    Scintilla nickte, lachte ein wenig zu laut über den Hund, warf die Locken zurück und winkte betont unbekümmert zu Hannibal herüber, den sie gerade entdeckt hatte.

    Draußen klapperten die Fensterläden im Wind. Aus den nassen Kleidern der zahlreichen Gäste stieg ein feuchter Mief auf, und verschlug Felicia Scintilla den Atem als sie in die Spelunke hineinkam.
    Sie marschierte unwirsch auf die Theke zu, hinter der sich schemenhaft im Qualm und Dunst Araneas gebieterische Gestalt abzeichnete, ließ sich neben ein paar würfelnden Galgenvögeln auf ein leeres Faß plumpsen und rief dem rachitischen Schankjungen zu: "Einen großen Humpen!"
    "He, Feli, Süße!" Eine dunkelhaarige, grell geschminkte Frau mit Stupsnase und sehr vollen Lippen tauchte aus dem Nebel auf.
    "Fortunata!" Die beiden küssten sich überschwenglich auf die Wangen.
    "Ich dachte schon du kommst gar nicht mehr hierher." Fortunata zog sich auch ein Fass heran und drängte sich neben Felicia Scintilla. "Wie läufts? Wo warst du?"
    "Ach du! Ich könnte platzen vor Wut! Larinus, dieser Schuft! Der hat mich so abserviert, dieser miese Versager!" Scintilla knallte die Faust auf den Tisch. Ihr Bier kam, und sie nahm eine tiefen Zug.
    "Weißt du, der hat mich einfach rausgeworfen! Mich! Und das ganze Geld hat er behalten!"
    Fortunata schüttelte ungläubig den Kopf. "Aber wer soll denn jetzt tanzen?"
    "Eben!" Scintilla wedelte erbost mit den Händen in der Luft und schimpfte lautstark weiter: "Eben! Ich sag dir, ohne mich geht die Truppe vor die Hunde! Aber der, dieses Dreckschwein, der denkt überhaupt nicht nach! Und das Geld, das Geld, das ich verdient habe, es war ein ganzer Batzen, das hat er bestimmt schon wieder verwettet! Ich sag dir, morgen geh ich zu einer Striga und laß ihn verhexen, der Schwanz soll ihm verdorren!"
    "Na na." Fortunata strich Scintilla beruhigend über den Rücken. "Am Ende bereust du das."
    "Oh, Männer!" Scintilla raufte sich die Haare. "Warum gerate ich immer an die falschen! Ich bin völlig abgebrannt! Vorhin war in der Pfandleihe, aber der Alte da ist wirklich ein Halsabschneider, ein Blutsauger! Und ich würde ja arbeiten, aber niemand will eine ernsthafte Künstlerin, die haben überhaupt keinen Sinn für wahre Kunst, immer heißt es 'ausziehen, ausziehen'!"
    Ihre Freundin nickte ungerührt. "Ja, so sind die Männer eben." Neugierig sah sie Scintilla an. "Aber sag mal, wie kam denn das, ich meine, ihr habt euch doch ganz gut verstanden..."
    "Ach! Er ist einfach viel zu besitzergreifend...." Scintilla lies den Satz in der Schwebe.
    "Besitzergreifend?" hakte Fortunata nach.
    "Eifersüchtig. Ich hab da einen seeehr einflußreichen Mann kennengelernt, attraktiv war der auch noch, und das hat Larinus völlig mißverstanden, dann gab ein Wort das andere... Dreckschwein." Scintilla kippte das Bier. "Und du?"
    "Ich komm so über die Runden. Halte mich seit neustem an Quentin. Hast du schon gehört, sie haben Narcissa gefunden, aufgeschlitzt von oben bis unten trieb sie im Tiber!"
    "Nein!" Scintilla riss die Augen weit auf. "Wirklich! Und weiß man..."
    "Es gibt da Gerüchte..."
    Die beiden steckten die Köpfe zusammen und waren schon bald in den neuesten Subura-Klatsch vertieft.

    Tief in den dreckigen Eingeweiden der Subura, am Ende einer zugemüllten Gasse, lag diese schäbige Kaschemme. Das windschiefe Haus war umgeben von halbverfallenen Insulae, und direkt daneben plätscherten die unappetitlichen Fluten eines Abwasserkanals. Ständig lag ein fauliger Geruch in der Luft.
    Über dem verzogenen Holz der Eingangstüre schaukelte quietschend ein rostzerfressenes Metallschild. Darauf war mit groben Strichen das Bild einer haarigen schwarzen Spinne gepinselt.
    Wer an Dulcius, dem pockennarbigen Messerstecher an der Türe vorbei kam, gelangte in einen langen und düsteren Gang, strich dann einen muffigen Vorhang zur Seite und befand sich im Schankraum. Da war es finster und verwinkelt. Nur einige flackernde Öllampen hingen an Ketten von der Decke. Ihr Qualm hatte die Wände schon längst schwarz gefärbt. Der Boden war mit matschigem Stroh bestreut. Darin standen kreuz und quer die klobigen Holztische und Bänke, die sich immer leicht klebrig anfühlten.


    Allabendlich versammelte sich dort ein lichtscheues Publikum von Trunkenbolden, Bettlern und Vagabunden, Zuhältern und Dirnen, Lumpensammlern und Rattenfängern. Hin und wieder gesellten sich abenteuerlustige Sprößlinge aus gutem Hause dazu, die mal richtig was erleben wollten.
    Hier gab es keine Teller, nur Mulden in der Tischplatte, in die die Suppe mit einer großen Kelle hineingegossen wurde, und die Löffel waren mit Ketten am Tisch befestigt. Aber das Bier war erstaunlich gut und dabei billig, und abends ging es immer hoch her. Da wurde gesoffen, gegrölt, getanzt, gelacht und Geschäfte gemacht.
    Die Herrin über dieses Reich nannte sich 'Aranea' . Sie war eine ungeheuer fette Frau mit schwammigen Armen und einem aufgedunsenen Gesicht, der man nachsagte, daß sie in allem, was in der Subura so lief und Geld abwarf, ihre unförmigen Finger drin hatte. Angeblich war sie steinreich und hatte in der Vergangenheit Dutzende von Konkurrenten aufs grausamste beseitigen lassen...
    Ob das nun der Wahrheit entsprach oder nicht, auf jeden Fall saß 'Aranea' im Zentrum eines wohlgeknüpften Netzes von Informationen und Gefallen. Von den Vorgängen in der Subura entging nur wenig ihren kalten Fischaugen, und sie konnte ziemlich viel an fast jeden vermitteln... für den richtigen Preis.

    Zitat

    Original von Felicia Scintilla
    Leichtfüßig schob sie sich näher heran, und ohne auf den bitterbösen Blick der Frau in Blau zu achten, hob sie ihren Becher, verschlang Crassus einem Moment lang mit funkelnden grünen Katzenaugen, und prostete ihm mit einem verschmitzten Lächeln zu.
    "Auf die Vinalia Rustica!"


    Scintilla, die gerade versuchte Crassus Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, hörte die letzten Sätze mit, bis zum 'Kommandeur der Garde des Kaisers'. Aber Holla! Fast hätte sie durch die Zähne gepfiffen. Dann lag sie mit der punischen Orgie wohl doch falsch... obwohl, ganz sicher war sie sich nicht. Aber es war ja auch ziemlich dunkel hier.
    Eines war klar: hier musste sie andere Saiten aufziehen. Sie goß einen großzügigen Schluck Wein in ein Blumenbeet, flüsterte "Für Dich, großer Iuppiter!", nahm selber auch einen und stürzte sich ins Gefecht.
    Lieblich lächelnd trat sie auf Belasa zu. "Ach, meine Liebe, es tut mir leid wenn ich störe, aber dein Mann sucht dich ganz dringend. Ich glaube er wollte dich irgendeinem Senator vorstellen, und... oh!" Bestürzt starrte sie auf Belasas Nase.
    Weiblich verschwörerisch beugte sie sich vor und flüsterte: "Dein Lidschatten... er ist ein wenig verwischt..." Scintilla tippte sich leicht auf die Nase, lächelte entschuldigend und raunte ganz diskret: "Du hast da einen Fleck..."
    In der Hoffnung ihre Rivalin damit aus dem Feld geschlagen zu haben, wandte sie sich Crassus zu. Ein schwärmerisches Lächeln erhellte ihr Gesicht. "Verzeih." Sie strich eine rotblonde Locke zurück.
    Unter halbgesenkten Lidern warf sie ihm einen koketten Blick zu. "Ich habe Dich neulich auf der Parade gesehen..." gestand sie ihm, und fügte mutig hinzu: "...und da habe ich mir sehr gewünscht, Dich einmal kennenzulernen." Wie überwältigt von ihrer eigene Kühnheit lächelte sie ihm strahlend zu. Ihr Stimme war warm und ein wenig rauchig, und ein ganz leichter Duft nach feurigen Gewürzen ging von ihr aus.
    "Ich bin Scintilla."

    So, alle Vorbereitungen waren getroffen, alle Mitglieder des Ensembles wussten genau was sie zu tun hatten, alle Instrumente waren gestimmt. Jetzt hieß es warten... etwas das Scintilla schon immer gehaßt hatte.
    Sie trat zwischen zwei Säulen hindurch an den Rand des Innenhofes, sog tief die milde Abendluft ein und sah lächelnd auf das bunte Treiben. Hier würde ihr die Zeit ganz sicher schnell vergehen.
    Schnell schritt sie in den Hof hinein und wand sich dabei eine Weinranke um die vollen rotblonden Locken. Sie trug eine laubgrüne tief dekolletierte Stola, unter der hell die bestickten Säume des Untergewandes hervorschimmerte. Ein breiter Gürtel aus fein ziselierten Kupferplättchen betonte ihre Taille und um ihre bloßen Arme sowie um die Fesseln schimmerten vielfach verschlungene Spangen aus dem selben Material.
    Beschwingt schlenderte Scintilla zwischen den Gästen hindurch, lies sich einen Becher Wein geben, pflückte im vorbeigehen eine Handvoll Trauben von der Dekoration ab, steckte sich eine in den Mund und verschluckte sich beinahe, als ihr Blick auf das blau-und-goldene Gewand der Decima Lucilla fiel.
    "Traumhaft..." flüsterte Scintilla begeistert.
    Ganz verträumt schlenderte sie weiter, lies Farben, Düfte und atemberaubende Juwelen auf sich wirken.
    Nachdenklich legte sie den Kopf schief als sie Caecilius Crassus bemerkte. Irgendwie erschien ihr dieser Mann vertraut... so ein markantes Kinn blieb einem doch in Erinnerung. Ob sie ihn neulich bei dem Tanz der Aspasia kennengelernt hatte? Oder war es auf dieser unsäglichen Orgie im punischen Stil gewesen?
    Leichtfüßig schob sie sich näher heran, und ohne auf den bitterbösen Blick der Frau in Blau zu achten, hob sie ihren Becher, verschlang Crassus einem Moment lang mit funkelnden grünen Katzenaugen, und prostete ihm mit einem verschmitzten Lächeln zu.
    "Auf die Vinalia Rustica!"

    Von dem imposanten Zeremoniell in den Bann gezogen fieberte Scintilla mit. Erleichtert atmete sie auf, als die erlösenden Worte des attraktiven Sacerdos erklangen. Der Freudentaumel der Menschenmenge erfasste auch sie, und übermütig fiel sie Larinus um den Hals.
    "Na siehst du." Er lächelte schief. "Alles wird gut. Jetzt frühstücken wir erstmal, heute abend feiern alle ausgelassen, wir werden uns eine goldene Nase verdienen, und dein Lampenfieber vergeht, sobald du..."
    "Lampenfieber, ich?" fiel sie ihm ins Wort. "Unsinn! Sowas kenne ich gar nicht!"
    Arm in Arm schlenderten die beiden davon.

    Abgehetzt und noch etwas verschlafen kam Scintilla auf dem Capitol an. Sie blickte auf die Menschenmenge, die sich dort durcheinander drängte und der Opferung harrte.
    Ungnädig drehte Scintilla sich zu ihrem Begleiter um, einem hageren dunkelhaarigen Mann, der im hellen Sonnenlich gequält die geröteten Augen zusammenkniff.
    "Na phantastisch, jetzt haben wir die Prozession verpasst! Ich habe dir doch gestern abend noch gesagt, 'Larinus' habe ich gesagt..."
    Der hob flehentlich die Hand. "Nicht so laut, meine Liebe, bitte."
    Scintilla nahm Larinus am Arm und und drängte sich mit ihm energisch zwischen den Menschen hindurch.
    "Ich will ganz nach vorne, ich möchte doch was sehen können."
    Er gähnte verstohlen und seufzte. "Es ist einfach noch viel zu früh... warum nur bist du auf einmal von diesem religiösen Eifer durchdrungen?"
    Scintilla sah ihn ernst an. "Du willst doch auch, daß heute abend alles gut geht, oder? Was wenn dir eine Saite reißt, mitten in der Ode, so wie damals in Massilia?"
    Er lächelte. "Oder wenn du von der Bühne purzelst, so wie damals in Baiae?"
    Scintilla schnaubte. "Stultissimus! - Oh, Verzeihung, Dich habe ich nicht gemeint, äh... Senator... Wirklich nicht!"
    Sehr hastig drängte sie sich weiter, und langte nach einigem Ellbogeneinsatz tatsächlich ziemlich weit vorne an.
    Dort blieb sie stehen und rückte ihren Schleier zurecht, so daß er sowohl ihr großzügiges Dekollete als auch ihre widerspenstige Mähne einigermaßen züchtig verdeckte.
    Voller Erwartung sah sie zum Opferaltar hin.

    Salve Marcus Tiberius Magnus!
    Wie schön gleich von so einem stattlichen Mann begrüßt zu werden... ;)


    Ich bin Felicia Scintilla, und bitte um Einlaß in die große, große Stadt Rom.
    Ach ja, ich bin Peregrina, und ich möchte mich natürlich hier, in der Ewigen Stadt niederlassen, wo sonst?
    Hab Dank für Deine Mühe, lieber Marcus Tiberius Magnus.
    Vielleicht sieht man sich ja noch...