Beiträge von Decurio Ala I Aquilia Singularis

    Gerald sah Tisander nur ungläubig an. Naja,...meinte er Kopfschüttelnd. Wenn du Germanicus Varro meinst, der ist zur Zeit nicht im Castellum. Na komm,..er machte Anstalten zu gehen.

    Luscinus, der Famulus im Valetudinarium ist ein guter Kumpel von mir...wir werden ihm die Sache erklären und den Ball flachhalten, denn,...er warf einen abschätzenden Blick auf Tisanders Visage. Das sieht übel genug aus, als daß man sagen könnte du hättest davon einen Dachschaden bekommen und nicht gewußt was du tust.

    Aufmunternd hielt er die Türe auf. Na los,...

    Grinsend entgegnete Frisco, Noch nicht du Holzkopf! Was zum Henker machst du hier und warum siehst du aus als wärest du unter die Hufe gekommen, komm schon Mann, ...? Kopfschüttelnd sah er sich das Gesicht Tisanders an und meinte, ...ab ins Valetudinarium! Das sieht nicht gut aus! Er winkte einen der Wachposten seiner Patrouille heran,

    Gerald, bring´ihn zum Valetudinarium, und bleib´bei ihm bis du was hörst, ich muss das in den Bericht schreiben.

    Er nickte Tisander zu und die Wache verließ den Stall bis auf Gerald. Der machte eine Kopfbewegung zur Türe hin und meinte, Na dann, was hast du denn gemacht? Dabei machte er ein schmerzbewußtes Gesicht. So sah man aus, wenn man in eine Faust gelaufen war oder mit voller Wucht gegen einen Pfosten oder ...

    Titus hob die Augenbraue. 16? Na Junge, das ist aber ziemlich knapp! Er betrachtete den Braunen und machte einen verkniffenen Gesichtsausdruck. Er sah nicht so aus als hätte er die Toga virilis schon angelegt...aber das sollte der Medicus entscheiden.

    ALA I Aquilia Singularium


    MUSTERUNGSAKTE

    nomen: Tarik

    pater: ignotus

    mater: ignotus

    natio: Cappadocia

    aetas: XVI


    artes: Reiten, rudimentäre Sprachkenntnisse in Germanisch


    habitus:


    morbi cognitio (medicus):


    exceptio:


    eventus:



    IURANT AUTEM MILITES OMNIA SE STRENUE FACTUROS QUAE PRAECEPERIT IMPERATOR CAESAR AUGUSTUS, NUMQUAM DESERTUROS MILITIAM NEC MORTEM RECUSATUROS PRO ROMANA REPUBLICA.


    Fast schon widerwillig ritzte er in die Tabula. Er mochte sich nicht vorstellen wie der Kleine aussah wenn er von einer Germanischen Kriegskeule getroffen wurde.

    Da er nicht annahm, daß ein Mündel Lesen und Schreiben konnte, schob er dem Braunen die Tabula zu und meinte,

    Nimm dir die Tabula und geh zum Valetudniarium... dort wirst du untersucht und man stellt fest ob du für den Dienst schon geeignet bist.

    Es folgte eine Beschreibung des Weges und dann wandte sich Titus wieder seinen anderen Arbeiten zu.

    Das war doch viel zu früh für das Bürschchen.

    Titus staunte nicht schlecht als er den nussbraunen Kerl dort stehen sah. Viel zu zart für die rauen Tage in Germania.

    Nun,...er legte seine Tabula zur Seite, erhob sich seufzend und kam an den Tresen, der sie beide trennte.

    Wenn der kleine braune Kerl hier antreten wollte, so würde er ihm dabei nicht im Wege stehen. Er griff sich eine der neuen Tabulae und ritzte den Namen ein.

    ALA I Aquilia Singularium


    MUSTERUNGSAKTE

    nomen: Tarik

    pater:

    mater:

    natio:

    aetas:


    artes:


    habitus:


    morbi cognitio (medicus):


    exceptio:


    eventus:



    IURANT AUTEM MILITES OMNIA SE STRENUE FACTUROS QUAE PRAECEPERIT IMPERATOR CAESAR AUGUSTUS, NUMQUAM DESERTUROS MILITIAM NEC MORTEM RECUSATUROS PRO ROMANA REPUBLICA.



    Tarik also,...woher kommst du, Namen der Eltern, Alter,...und in deinem Fall Stand? Was für Fähigkeiten hast du, gibt es in deiner Familie irgendwelche Krankheiten, ...?

    Was wenn der Braune irgendwo abgehauen war?

    So schlafend fand ihn ein Duplicarius vor. Gerade wollte er ihn aus seinen Träumen brüllen als er die Schwellung in seinem Gesicht sah. Die Vermutung, daß er sich hier bei der Stallarbeit verletzt haben könnte, keimte in ihm auf. Er griff sich eine der Stalllaternen um besseres Licht zu bekommen und hielt sie dem Schlafenden vor den Kopf. Zischend zog er die Luft ein. Die linke Gesichtshälfte war blau und geschwollen. Es sah so aus als sei er gewaltig irgendwo gegen...nein, einen Hufschlag schloss er aus, auf so kurze Distanz wie hier im Stall wäre der Schädel zertrümmert.

    Vorsichtig rüttelte er an Tisanders Schulter. He, Tisander... dabei nahm er die Laterne etwas zurück, nicht daß er aufschreckte und...

    Der Wachhabende sah den Kerl an und fragte sich ob er sich verhört habe. Nun waren sie den Namen der ursprünglichen Einheit endlich los und hatten einen der etwas hermachte und nun das. Da stand ein,...

    Was bist du denn für einer? Er starrte sein Gegenüber an. ...ein entlaufener Sklave vielleicht?

    Das war nicht direkt von der Hand zu weisen. Es war mehr als ungewöhnlich, daß ein dunkelhäutiger Mann sich hier im hohen Norden zu den Waffen meldete. Inzwischen traten zwei weitere Wachposten, allesamt einen Kopf größer als Tariq , hinzu und starrten ihn nur mit ihren blauen Augen an.

    Der fordernde Griff an der Schulter des Tiros verwandelte sich in einen kameradschaftlichen Schulterdruck, ehe Calenus die Hand fort zog, eine nonverbale Information, dass keine Konsequenzen ob der unverschuldeten Abwesenheit zu befürchten waren. Konsequenzen würde es nur für den Decurio geben, der es geschafft hatte, ein Mitglied seiner Truppe zu verlieren, ohne dass es jemand merkte und folglich ohne, dass jemand nach diesem suchte. Nach dieser Serie von Fiaskos würde man ihn vermutlich degradieren, dabei vor dem Prätorium am Pranger anketten und ihm den Soldatengürtel wegnehmen. Aber selbst diese Aussicht stimmte den sonst so ehrgeizigen Calenus heute gleichgültig.


    Wenig später ritten sie in Formation den Rest der Wegstrecke. Die Toten, die auf das Konto seines Versagens gingen, machten ihm zu schaffen. Calenus war nass und schmutzig, fror und sein Knie plagte ihn mit stechenden Schmerzen. Der edle weiße Hengst war tot, er saß auf einem der zahllosen namenlosen Braunen. Seine Haltung wirkte nicht mehr aufrecht, sondern steif, denn es war noch nicht die Zeit zum Ausruhen. Er musste den traurigen Rest seiner Truppe nach Hause führen.

    Calenus stand wieder auf seinen Beinen. Wackelig und dreckig, aber er stand! Noch leicht benommen von der Aussicht, gleich aufgespießt zu werden, sah er zwischen seinen Rettern hin und her. "Danke", ächzte er schwächlich. Mit der Frage, warum er hier faul herumliegen würde, nahm Varro etwas die Spannung aus der Situation. Calenus wollte etwas Geeignetes erwidern, um zu demonstrieren, dass er wohlauf war, doch dann sah er die Katastrophe auf der Straße. Seine Truppe - geschlachtet. Die Männer - tot. Und er hatte nutzlos unter seinem Pferd geklemmt, während seine Männer der Barbarenhorde zum Opfer gefallen waren. Weil Germanicus Varro und Terentius Nero, sowie Terentius Furius miteinander sprachen, stakste er allein auf die Straße, um sich das Elend anzusehen. Er rieb sich das Gesicht, während er zwischen den Körpern entlang ging.


    Gaius - tot. Manius - schwer verletzt. Fango - lebte. Caesar und die Zivilisten, wohlauf. Spurius ... nicht mehr unter den Lebenden. Tisander ... lebte! Wo kam Tisander plötzlich wieder her? Der Decurio ging zu ihm, da Tisaner scheinbar nicht mehr gehen konnte. Calenus packte ihn an der Schulter, nicht so wissend, ob er ausrasten oder sich freuen sollte.


    "Tiro Tisander! Wo warst du all die Zeit?!"


    Und dann entdeckte Calenus auf einmal den toten Subpraefectus, den er hatte sicher nach Germania eskortieren sollen. Der junge Aemilier, jedermanns Liebling, Sohn des Legatus Augusti Pro Praetore. Alles Blut wich Calenus aus dem Gesicht.

    "Ala II Numidia und Equites der Legio, absitzen und zum Karren", brüllte Calenus, als er sah, dass der Caesar sich dort verschanzte. Auch die Zivilisten wurden dorthin gebracht. So war der Schutz des Karrens die einzige sinnvolle Angelegenheit.


    Es kam Bewegung in die Reiter, die Pferde wurden davongejagt, damit sie nicht störten und unnötig gemetzelt wurden. Ausgebildete Kriegspferde waren ungleich wertvoller als ein gewöhnliches Reitpferd. "Schildwall bilden! Wurfspeere bereitmachen!" Die Männer rückten zusammen, zu wenige, um einen Kreis zu bilden, aber für einen kleinen Wall genügte es. Er selbst blieb noch auf seinem Pferd, weil er von dort einen besseren Überblick hatte und noch nicht genau wusste, wo hier was geschah. Der Angriff der Barbaren wirkte unkoordiniert, doch das mochte täuschen und er rechnete mit einer zweiten Welle. Die wollte er rechtzeitig bemerken. Er wartete, bis die winzige Einheit der Ala samt der Equites der Legio sich entsprechend formiert hatte. "Zielpunkt Waldrand halbrechts, barbarische Infanterie!" Von dort kamen die meisten Angreifer. Er wartete lang genug, bis die Schützen so weit waren, denn ein Speerhagel ins Ungewisse gefährdete im ungünstigsten Fall die eigenen Männer. "FEUER!"


    Wie viele Angreifer zu Boden gingen, war schwer zu sagen. Sie hatten nur Zeit für einen einzigen Schuss, dann waren Barbaren und Prätorianer zu sehr vermengt, um die Wurfspeere noch einsetzen zu können.


    "Spathae ziehen!" Ein gleichförmiges Schleifgeräusch ging durch den Wall, die Klingen blitzten.


    Irgendetwas brachte sein Pferd dazu, in diesem Moment mit aufgerissenen Augen zu steigen und für eine Sekunde bot der Reiter in seiner glänzenden Rüstung auf dem steigenden weißen Pferd einen heroischen Anblick - dann kippte das große Tier in unnatürlich wirkender Langsamkeit schräg nach hinten. Ein Speer steckte in seiner Flanke. Calenus samt Pferd fielen krachend ins Unterholz, während das sterbende Tier mit allen Vieren um sich schlug. Das Bein von Calenus hing unter dem Pferd fest, dass kurz tobte und dann nur noch zuckte. Er fand noch einen Augenblick Zeit, Trauer um das prächtige Tier zu empfinden, sich darüber zu ärgern, dass Andriscus ausgefallen war und dass der Ala nun keine weiteren Offiziere zur Verfügung standen, dafür aber zwei unnütze Tirones. Ein Tiro - der andere war ebenfalls verschwunden. Wut packte ihn, doch sie nützte ihm nichts - er klemmte fest.


    Wie ein Rudel wilder Hunde stürzte sich ein Trupp Barbaren auf Calenus, den sie aufgrund seiner Aufmachung für die wichtigste Person des ganzen Trosses hielten. Seine Speere waren zerbrochen oder lagen sonstwo, die Spatha war in liegender Haltung unbrauchbar. Calenus riss seinen Dolch hervor, denn das war die einzige Waffe, die er in dieser Haltung noch halbwegs bedienen konnte, während sein eingeklemmtes Knie ihm vor Schmerzen den Schweiß auf die Haut trieb. Er würde seine Haut teuer verkaufen, rechnete aber nicht damit, noch länger als einige Sekunden zu überleben.

    Gegen Vorahnungen jedweder Art war Calenus immun. Ihn störte nur, dass der Schlamm die repräsentative Wirkung seiner Truppe schmälerte und die Moral der Soldaten senkte. So befahl er, ein flottes Lied zum Besten zu geben. Durch den grauen Tag schmetterten die Stimmen der Reiter und die Laune von Calenus hob sich sogleich, zusammen mit seinem Helmbusch, dem es gelungen war, in einer Regenpause ein wenig zu trocknen. Sein weißes Pferd, ebenso guter Stimmung wie sein Reiter, hob den Kopf und wieherte motiviert, als es bemerkte, dass ihm die Landschaft bekannt vorzukommen begann und sie sich kontinuierlich dem heimatlichen Stall näherten.

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    In zwei Tagen nach Borbetomagus! Und am Limes entlang! Calenus geriet in höchsten Stress. Seinen Vorstellungen lief das zuwider, er wollte es anders haben, sie würden zu spät kommen und dann auch noch eine Route, die ihm nicht gefiel! Aber was nützte es, der Caesar hatte gesprochen. So fuhr er mit den Fingern durch seinen schlaffen Helmbusch, kämmte den Regen hinaus und spornte seine Männer zur Eile an. In einem Ritt, der seinesgleichen suchte, eilten sie durch die Lande, schonten weder Mensch noch Tier. Sie trafen auf überschwemmte Flüsse und hier und da waren Hänge hinabgerutscht. Nein, das gefiel Calenus nicht! Reizbar, wie ihn das machte, stauchte er seine Männer für jeden noch so winzigen Fehltritt zusammen, als ob dies die Ursache für das Wetter und seinen durchgeweichten Zustand wäre. Er hoffte, sie würden diese scheußliche Reise bald hinter sich haben.

    Es war noch dunkel, als Calenus eine nervtötende Melodie mit dem Horn schmettern ließ. Die Männer wurden aus ihren Nestern gejagt, als sie gerade erstmalig seit Tagen dank Fangos heißer Steine wieder die Ahnung eines warmen Bettes verspürten. Der weiße Federbusch von Calenus´ Helms hing schlaff hinab und tropfte ihm die Schultern voll, während er vor den nassen Zelten durch den Schlamm stolzierte. Tiefhängende graue Wolken gossen ihre Fracht auf die Reisetruppe. Schwere Tropfen trommelten auf die Zeltplanen. Das omnipräsentes Genörgel des Decurios, der jeden Handgriff kontrollierte, verdarb jeden noch vorhandenen Anflug guter Laune.


    Um diese noch weiter in den Keller zu treiben, befahl er, dass sich heute mal wieder gründlich gewaschen werden würde und jagte die durchgefrorenen Milites - und auch die Zivilisten - runter zum Fluss, wo sie baden mussten. Bei ihrer Rückkehr schleuderten ihre Augen ihm Blitze aus Eis entgegen, die jedoch an ihm abprallten. Er würde diese Einheit nicht verkommen lassen, nur weil ein paar Tage nicht die Sonne schien. Mit ungebrochener Motivation marschierte er zum Zelt des Subpraefectus Alae.


    "Subpraefectus, Wir könnten eine Abkürzung nehmen", schlug er seinem Vorgesetzten vor, nachdem man ihn vorgelassen hatte. Dann legte er auf der Karte seine Vorstellungen dar.


    Sie hatten Order, bestimmte Wege zu meiden und sich vom Limes fernzuhalten, doch in Anbetracht des Wetters rechnete Calenus nicht damit, dass der Feind aus seinen Löchern kroch. Ihm kam daher der Gedanke, ein paar Tage gutzumachen - nicht für die schlotternden Männer, sondern um Germanicus Varro einen glänzenden Bericht abliefern zu können, wenn sie mehrere Tage vor dem anvisierten Termin eintrafen. So dachte er daran, unbemerkt den kurzen Weg zu wählen und nachher so zu tun, als hätten sie vorschriftsmäßig die vorgeschriebene Route genommen.


    Natürlich sprach er diese Beweggründe nicht aus. Er machte stattdessen einen verächtlichen Kommentar über die schlotternden Zivilisten, verbunden mit dem Hinweis, dass einer davon immerhin der Neffe des Legatus Augusti Pro Praetore war. Den wollte man seinem Onkel nicht mit einer Lungenentzündung vor die Tür kippen.

    Calenus stolzierte herum und nörgelte. Jede noch so winzige Abweichung von der erwünschten Norm wurde ausgemerzt. Die Einheit hatte perfekt zu funktionieren, ob mit oder ohne Zivilisten im Schlepptau, und die Soldaten außerdem so ordentlich auszusehen, wie wenn sie im Castellum hausten, von den Kleidern abgesehen. Er wollte in glattrasierte Gesichter mit gezupften Brauen sehen und erwartete ordentlich gefeilte Nägel an Händen und Füßen, und wenn sie noch so dreckig waren! Calenus duldete nicht den Hauch einer Nachlässigkeit. Nicht nach dieser Reihe von Patzern!


    Und dann kam der Regen ...


    Mit den Zelten versank die Moral im Morast. Die durchgeweichten und frierenden Soldaten zogen ätzende Gesichter, die Calenus ihnen am liebsten ausprügeln würde, bis sie wieder so hochmotiviert in die Welt blickten wie an ihrem ersten Tag bei der Ala. Er selbst marschierte unbeirrt durch Regen und Schlamm, durch nichts in seinem Wunsch zu bremsen, den bestmöglichen Eindruck zu erwecken, der unter diesen Bedingungen möglich war.

    Während Bala eine innere Befreiung erlebte, war Calenus die Verkrampftheit in Person. Wenn er nicht damit beschäftigt war, Perfektion seiner Einheit zu erzeugen, widmete er sich der Optimierung seines Äußeren. Trotz des langen Rittes sah er aus wie aus dem Ei gepellt.


    Er stolzierte herum und überprüfte mit Argusaugen, dass alles reibungslos funktionierte und pingelte an seinen Männern herum. Die Gegenwart des Caesar dürfte ausreichend Ansporn sein, alles zu geben, es waren gute Soldaten, trotzdem wollte Calenus sich keinen weiteren Fehltritt erlauben, nicht einmal die Ahnung eines Fehlers! Jeder Reiter unter seinem Kommando durfte sich bis auf die Knochen von seinem Blick kontrolliert fühlen und am Ende dieser Reise würde seine Unbeliebtheit in den unteren Chargen vermutlich einen neuen Rekord verzeichnen.


    Doch was interessierte es den Adler, wenn die Krähen krächzten? Was interessierte es ihn, ob die Soldaten ihn mochten? Der Caesar selbst würde sein Engagement und sein Talent bezeugen und an den entsprechenden Stellen erwähnen. In Vorfreude auf die Ankunft im Castellum umspielte ein Lächeln seinen verkrampften Mund. Varro würde Augen machen! Und dessen rüpliger Matinier würde sehen, welche Qualitäten es wirklich waren, welche den Erfolg ausmachten.


    Bei dem Gedanken putzte Calenus sich zufrieden ein Stäubchen vom glänzenden Panzer.

    Der Decurio spürte milde ein schlechtes Gewissen, da er sich beim Einreiten in die Stadt womöglich mehr Zeit hätte nehmen sollen. Gleichzeitig war ihm bewusst, dass ihn keine Schuld traf, wenn die Stadtkohorten ihre Pflichten verletzten. So wenig, wie er Schuld an der Abwesenheit des Iunianus Fango trug. Mit diesen Gedanken im Kopf, auf dem der auf Hochglanz polierte Helm mit dem weißen Federbusch funkelte, wartete Calenus darauf, dass die Prätorianer zurückkehren würden und das Signal zum Weiterreiten erklang.


    Als der Caesar seinem Pferd die Sporen gab, folgte ihm die Abordnung der Ala und die Equites der Legio die Straße entlang nach Norden.

    Zerknirscht bestätigte Calenus die düstere Ankündigung mit einem wenig zackigen: "Jawohl, Subpraefect."


    Das hatte er von seiner Gutmütigkeit, die fiel nun nicht nur dem Tiro, sondern auch ihm selbst wie ein Amboss auf die Füße. Allerdings war die Erlaubnis, seine Angelegenheiten in Roma zu regeln, einige Wochen alt. Iunianus hätte sich hier vor Ort noch eine Bestätigung holen müssen, dass er die Einheit verlassen durfte. Stattdessen hatte er sich scheinbar auf die Erlaubnis von vor der Abreise berufen und war samt seinem Pferd und samt den Waffen im Gewimmel von Roma verschwunden. Damit war es ganz klar die Schuld des Iunianus und nicht seine! Calenus setzte sich aufrechter im Sattel hin. Der Knirps würde sehen, was er davon hatte, Calenus' Ansehen zu besudeln und das auch noch vor dem Subpraefekten, schlimmer noch, vor dem Caesar selbst! Was sollte Varro von Calenus denken, wenn er davon erfuhr?!


    Calenus würde sich keinen einzigen Patzer mehr leisten, der Heimritt würde perfekt verlaufen mit den besten Unterkünften für Subpraefectus und Caesar und von makellosen Abläufen bei der Eskorte glänzen!


    Da Tisander kränkelte und nicht aussah, als würde er diese zusätzliche Belastung verkraften, zitierte er einen der Equites von der Legionsreiterei mit dem Namen Titus Titinius Taurus zu sich. "Du hast den Subpraefectus gehört", berief er sich auf dessen Autorität, denn der folgende Befehl würde nicht angenehm sein. "Such Iullus Iunianus Fango. Wie er aussieht, weißt du! Ich nehme an, ihr habt euch unterwegs unterhalten, sodass du ausreichend Anhaltspunkte hast, um ihn zu finden. Sobald du ihn gefunden hast, kommt ihr nach!"


    Wenn nicht, hatte der Mann eben ein Problem, aber das war dann nicht mehr das von Calenus und vor allem war es weit weg von seiner Truppe!

    Celnus ahnte nichts von den finsteren Gedanken des Aemilius Bassus ihn betreffend. Da zunächst der Caesar mit dem alten Aemilius sperchen wollte, hatte Calenus sich höflich in Schweigen gehüllt und sich darauf beschränkt, abzuwarten und gut auszusehen. Auf den Befehl von Aquilius Bala hin scheuchte er nun diejenigen, die abgestiegen waren, wieder auf die Pferde und in Formation, ehe er sich mit seinem weißen Pferd zum Subpraefectus seinen Weg bahnte und sich neben diesem einreihte.


    "Hier bin ich", verkündete er und empfand es als großartig, ein Stück neben dem Subpraefectus persönlich reiten zu dürfen, und sei es nur für ein paar Befehle. Daheim in Germania würden sie Augen machen, wenn er die Erzählung noch ein wenig ausschmückte. Varro würde sehen, dass er den richtigen Mann für diese Aufgabe ausgewählt hatte, dass er, wenngleich er die Arbeit am Schreibtisch der im Felde vorzog, weitaus fähiger war, als Varros Günstling, dieser verrohte und manierlose Ocella!


    Während er seinen Blick über die Männer gleiten ließ, fiel ihm plötzlich die Lücke neben Tisander auf ... gedanklich fluchte er. Der Knirps hatte sich nicht abgemeldet und sowohl er als auch Calenus hatten zudem die Zeitdauer überschätzt, die sie in Roma verbringen würden.


    "Einer unserer Männer fehlt", sagte er also etwas zerknirscht. "Er durfte die Einheit nach Roma begleiten, um private Angelegenheiten zu regeln."