"Ala II Numidia und Equites der Legio, absitzen und zum Karren", brüllte Calenus, als er sah, dass der Caesar sich dort verschanzte. Auch die Zivilisten wurden dorthin gebracht. So war der Schutz des Karrens die einzige sinnvolle Angelegenheit.
Es kam Bewegung in die Reiter, die Pferde wurden davongejagt, damit sie nicht störten und unnötig gemetzelt wurden. Ausgebildete Kriegspferde waren ungleich wertvoller als ein gewöhnliches Reitpferd. "Schildwall bilden! Wurfspeere bereitmachen!" Die Männer rückten zusammen, zu wenige, um einen Kreis zu bilden, aber für einen kleinen Wall genügte es. Er selbst blieb noch auf seinem Pferd, weil er von dort einen besseren Überblick hatte und noch nicht genau wusste, wo hier was geschah. Der Angriff der Barbaren wirkte unkoordiniert, doch das mochte täuschen und er rechnete mit einer zweiten Welle. Die wollte er rechtzeitig bemerken. Er wartete, bis die winzige Einheit der Ala samt der Equites der Legio sich entsprechend formiert hatte. "Zielpunkt Waldrand halbrechts, barbarische Infanterie!" Von dort kamen die meisten Angreifer. Er wartete lang genug, bis die Schützen so weit waren, denn ein Speerhagel ins Ungewisse gefährdete im ungünstigsten Fall die eigenen Männer. "FEUER!"
Wie viele Angreifer zu Boden gingen, war schwer zu sagen. Sie hatten nur Zeit für einen einzigen Schuss, dann waren Barbaren und Prätorianer zu sehr vermengt, um die Wurfspeere noch einsetzen zu können.
"Spathae ziehen!" Ein gleichförmiges Schleifgeräusch ging durch den Wall, die Klingen blitzten.
Irgendetwas brachte sein Pferd dazu, in diesem Moment mit aufgerissenen Augen zu steigen und für eine Sekunde bot der Reiter in seiner glänzenden Rüstung auf dem steigenden weißen Pferd einen heroischen Anblick - dann kippte das große Tier in unnatürlich wirkender Langsamkeit schräg nach hinten. Ein Speer steckte in seiner Flanke. Calenus samt Pferd fielen krachend ins Unterholz, während das sterbende Tier mit allen Vieren um sich schlug. Das Bein von Calenus hing unter dem Pferd fest, dass kurz tobte und dann nur noch zuckte. Er fand noch einen Augenblick Zeit, Trauer um das prächtige Tier zu empfinden, sich darüber zu ärgern, dass Andriscus ausgefallen war und dass der Ala nun keine weiteren Offiziere zur Verfügung standen, dafür aber zwei unnütze Tirones. Ein Tiro - der andere war ebenfalls verschwunden. Wut packte ihn, doch sie nützte ihm nichts - er klemmte fest.
Wie ein Rudel wilder Hunde stürzte sich ein Trupp Barbaren auf Calenus, den sie aufgrund seiner Aufmachung für die wichtigste Person des ganzen Trosses hielten. Seine Speere waren zerbrochen oder lagen sonstwo, die Spatha war in liegender Haltung unbrauchbar. Calenus riss seinen Dolch hervor, denn das war die einzige Waffe, die er in dieser Haltung noch halbwegs bedienen konnte, während sein eingeklemmtes Knie ihm vor Schmerzen den Schweiß auf die Haut trieb. Er würde seine Haut teuer verkaufen, rechnete aber nicht damit, noch länger als einige Sekunden zu überleben.