Beiträge von Decurio Ala I Aquilia Singularis

    Tuto trat ein und nahm Haltung an.
    "Salve Praefectus, ich melde die Turmae I bis III sowie Teile der IV. vom Einsatz in Borbetomagus zurück.
    Die Mission wurde erfolgreich ausgeführt, die Banditen in einer heftigen Schlacht mit Betreiligung der Legio II vernichtet, die Überlebenden gekreuzigt oder verkauft..."


    Dann holte er noch einmal tief Luft und blickte auf die Tafel.
    "Es war schwerer als erwartet, die Banditen hatten in den Wäldern Hinterhalte gelegt, denen zuerst Teile der IV. zum Opfer fielen...
    Anschließend entbrannte der Kampf in den Wäldern rund um das Lager der Banditen. Der Preis dafür war allerdings.....sehr hoch.
    Unsere Einsatzstärke beturg 112 Mann.
    Die Verluste betrugen 37 gefallene Equites, ein toter Duplicarius, 16 Schwerverletzte, von denen mittlerweile 5 gestorben sind, sowie drei Vermisste, darunter der Decurio Decius der Turma I.
    Dazu kommen noch eine Menge Leichtverwundete. Eigentlich ist keiner ohne Kratzer davongekommen.


    Glaubt man dem Medicus, so werden einige nicht länger in der Ala dienen können, wie auch, mit fehlenden Gliedmaßen..."


    Dann blickte er den Praefectus an.
    "Einige der Männer haben sich vorbildlich verhalten und tapfer gekämpft, ich denke an eine Auszeichnung für den einen oder anderen."

    Der Decuio nickte zufrieden über die Auskünfte des Mannes.
    Als der Name seines Burder fiel, hob er den Blick und sah dem Mann direkt in die Augen.
    "Dein Bruder ist Atius Romanus? Er ist Vexillarius der Ala, ein bedeutender Posten. Schön, wenn du aus dem gleichen Holz geschnitzt bist wie er, dann kommt uns das nur zu gute."


    Er reichte dem Mann über den Tisch hinweg ein Schreiben.


    "Lies diese Informationen genau durch, sie werden dir helfen, dich hier zurechtzufinden.
    Ich werde mich um deine Ernennung kümmern, herzlich willkommen bei der Ala II Numidia.
    Du wirst nun also zuerst deinen Eid im Sacellum, dem Fahnenheiligtum leisten. Dann begibst du dich zum Magazin, um deine Ausrüstung zu empfangen.
    Danach suchst du dir in den Unterkünften der Ausbildungsturma ein freies Bett und verstaust deine Sachen.
    Anschließend meldest du dich bei DECURIO TUBERO, er wird deine Ausbildung leiten. Du findest ihn hier in der Principia oder wahrscheinlicher auf dem Übungsplatz.
    Du darfst wegtreten!!"

    Der Decurio hatte sich die Informationen notiert. Bei der Lebensgeschickte des Mannes staunte er allerdings.


    "Du bist erst vor kurzem geflohen? Nun, glaubst du denn, dass du in der Verfassung bist, dich einem Vorgesetzten unterzuordnen und in der Gruppe zu kämpfen?
    Du sagtest etwas von einem Bruder? Wie ist sein Name?"

    Keiner der Männer hatte den Schwur verweigert, was Tuto wohlwollend bemerkt hatte.
    Schließlich waren die Männer vereidigt und der Vexillarius trat an seinen Platz zurück.


    "Männer", erhob Tuto noch einmal seine Stimme, "unsere Mission ist zu Ende. Bis morgen dienstfrei, reinigt eure Ausrüstung, versorgt die Pferde und erholt euch. Morgen Abend werden wir unsere Toten bestatten. Abite!!

    Der Decurio machte auf dem Absatz kehrt und setzte sich wieder an seinen Schreibtisch. Aus einem Stapel Tabulae zog er eine leere hervor, griff seinen Stilus und blickte den Mann an.


    "Du willst dich also für 25 Jahre bei der Ala verpflichten? Gut, ich hoffe, du hast dir das auch gut überlegt.


    Deinen Namen brauche ich.
    Woher kommst du?
    Wie alt bist du?
    Wer sind deine Eltern?
    Was hast du bisher gemacht?
    Hast oder hattest du Krankheiten?"

    Die Männer nahmen alle Austellung und als schließlich auch der letzte von ihnen an seinem Platz stand, trat Decurio Tuto vor die Equites.


    "Equites der stolzen ALA II Numidia"
    Es folgte eine kleine Pause, während der Tuto in die müden Gesichter der Männer schaute.


    "Ich bin stolz auf euch. Wir haben die Bevölkerung von einer Plage befreit, wir haben das Geschwür der Wegelagerei aus dem Fleisch der rechtschaffenden Provinz Germania Superior herausgerissen. Nun sind die vielen Frauen und Kinder, die getötet, geschändet und verschleppt wurden, endlich gerächt.


    Gerechtigkeit ist denjeniger widerfahren, die versucht haben, sich gegen die Ordnung zu erheben und dem Imperium Romanum zu schaden. Jeder einzelne von euch hat mit seinem Blut und einige auch mit ihrem Leben dazu beigetragen, die Provinz wieder zu einem sicheren Ort zu machen. Ich wiederhole, ich bin stolz auf euch.


    Wir wollen heute Abend unserer toten Kameraden gedenken, die im Kampf gefallen sind und unsere Gedanken weilen bei unserem Decurio Decius.
    Die Mission ist hiermit beendet, ich erwarte von den Duplicarii aufgrund der personellen Änderungen, dass sie mir Vorschläge für Beförderungen und Auszeichnungen machen, die ich dem Praefectus melden kann."


    Er räusperte sich und wartete, bis wieder Ruhe eingekehrt war, denn die Worte Auszeichnungen und Beförderungen hatten ein Raunen durch die Menge gehen lassen.


    "Aber es gibt noch etwas, das ich zu tun habe. Wie ihr wisst, starb unser großer und ehrwürdiger Augustus LUCIUS ULPIUS IULIANUS auf seinem Feldzug in Parthien. Sein Sohn und Erbe GAIUS ULPIUS AELINUS VALERIANUS folgt ihm als Augustus nach.
    Ich erwarte von euch, dass ihr euren Eid, den ihr dem alten Kaiser geschworen habt, auch dem neuen schwört.
    Vexillarius, tritt vor!!"
    rief er Romanus zu und winkte ihn an seine Seite.


    "Alle die den Eid dem neuen Kaiser nicht leisten wollen, treten aus ihrer Formation. Alle anderen sprecht mir nach: IURANT AUTEM MILITES OMNIA SE STRENUE FACTUROS QUAE PRAECEPERIT IMPERATOR CAESAR AUGUSTUS, NUMQUAM DESERTUROS MILITIAM NEC MORTEM RECUSATUROS PRO ROMANA REPUBLICA."

    Tubero hatte sein Pferd in die Mitte des kleinen Lagers geführt, wo es über Nacht stehen würde. Die Probati begannen damit, den Graben auszuheben und den Aushub aufzuschütten.
    Ein Loch im Wall würde als Tor dienen, ein wenig davor waren zwei Equites dabei, das Titulum aufzuschütten.
    Tubero überwachte die Arbeit, als die ersten Männer mit dem Holz ankamen. Dicke Pfähle und noch dickere Holzstücke für die Lagerfeuer.


    "Rammt die Schanzpfähle richtig hinein und spitzt sie vorher an. Beeilt euch. Wer keine Hacke abbekommen hat, kümmert sich um das Holz."

    Die Sonne wanderte bereits in Richtung Westen, als die Ausbildungsturma einen kleinen, freien Hügel in der Nähe des Waldes erreichten. Die zwei Probati, die vorausgeritten waren, mussten von Tubero fast mit der Nase auf den Platz gestoßen werden, bis sie der Meinung waren, hier könnte man lagern.


    Tubero hob die Hand, das Zeichen zum Anhalten.
    Er deutete auf die kleine Erhebung vor ihnen. "Probati, hier werden wir heute unser Lager aufschlagen. Verteilt die Schanzwerkzeuge, ein Teil beginnt mit dem Aufwerfen der Wälle, der andere Teil holt Holz für die Umwallung. Und beeilt euch, vor Anbruch der Nacht will ich ein Lager, auf das unser Kaiser stolz ist. Abite!!!"


    Er selber machte sich mit seinem Eques daran, die Maße für das Lager mit Stöcken abzustecken. Heute Nacht würden sie unter freiem Himmel schlafen, die Zelte waren auf den Packpferden gewesen. Die Soldaten hatten nur ihre persönliche Ausrüstung und ein wenig Essen mit dabei, dazu die Werkzeuge des letzten Packpferdes.
    Trotzdem steckte Tubero den Platz des Praetorium großzügig ab.

    Decurio Tubero drehte sein Pferd zu den Probati um. Dann wartete er, bis alle Männer wieder bei ihm waren.
    Als Letztes kam Maxentius mit dem Packpferd.
    Tubero senkte seine Hasta. "Gut gemacht, Maxentius. Du hast das letzte Packpferd gerettet. Dich merke ich mir vor. Weiter so."


    Dann wandte er sich an die übrigen Probati. "Wir werden noch etwa eine Stunde lang reiten und dann einen geeigneten Lagerplatz suchen. Wieder in Kolonnen antreten, Maxentius, du bleibst in der Mitte. Wenn ihr das letzte Pferd verliert, werdet ihr mit bloßen Händen schanzen. Pergite!!!


    Die Kolonne setzte sich wieder in Bewegung. Tubero hatte bereits einen geeigneten Lagerplatz ausgesucht, den sie noch am selben Abend erreichen würden.

    Decurio Tuto hatte gewartet, bis die Feuer brannten und hatte dann alles für den Abmarsch vorbereiten lassen.
    Die Verwundeten waren verladen, die Toten ebenfalls, bedeckt mit den Decken und Planen der Versorgungswagen, die extra aus dem Lager gekommen waren.
    Am frühen Nachmittag schließlich war alles bereit und die Legionäre begannen mit dem Abmarsch.


    Tuto trat vor die Formation der neu angetretenen Ala.
    Er räusperte sich:
    "Männer, unsere Aufgabe hier ist erfüllt. Wir kehren zum Lager zurück, holen unsere restliche Ausrüstung und dann geht es ab nach Hause.
    Aufsitzen".


    Tuto und die Männer schwangen sich in den Sattel und mit dem Vexillum an der Spitze ritt der Zug hinter den Legionären her in Richtung Lager.

    Decurio Tubero hatte die Zügel fahren lassen, um beide Hände für den Kampf frei zu haben. Die letzten dreißig Schritt donnerte sein Hengst im vollen Galopp.
    Er genoss dieses berauschende Gefühl der Geschwindigkeit, ein leichtes Kribbeln in der Magengegend, auch wenn es nur gegen Strohkameraden ging.


    Ein Seitenblick zeigte ihm, dass die meisten Probati in Formation ritten, wie es sich gehörte. Die Puppen kamen immer näher. Das Donnern der Hufe hatte seinen Höhepunkt erreicht und einen Augenblick später donnerten die Hastae auf die Strohkameraden. Tuberos Speerspitze senkte sich in die Brust der Puppe, Stroh stob auf und ließ eine zerfetztes Loch klaffen. Links und recht hörte er es krachen und splittern, als auch die Probati ihre Ziele trafen.


    Dann nahm er die Zügelhilfen und ließ sein Pferd auslaufen.

    Tubero blickte nur noch einmal kurz nach hinten, als sich der Zug in Bewegung setzte. Hier auf römischem Gebiet war es unwahrscheinlich, auf echte Germanen zu stoßen, trotzdem war Vorsicht geboten.


    Also schickte er zwei Probati voraus, um das Vorfeld auszuspähen. Lächelnd schickte er sie wieder in Formation zurück, als sie wieder eintrafen und nichts gefunden hatten. Der Stand der Sonne zeigte Nachmittag, als sie in eine Ebene ritten. Das Gelände war geradezu ideal für die Kavallerie.


    Er gab dem Standartenträger ein Zeichen und hob seine Hasta zum Zeichen, sich zur Schlachtlinie zu formieren.
    Das Einnehmen der Fromation in Bewegung stellte eine weitere Herausforderung für die Männer dar. Mit den Zügelhilfen drosselte er ein wenig das Tempo, damit die Probati auschließen konnten.


    Am anderen Ende der Ebene standen -Ach Wunder- Strohpuppen, wie sie auf dem Übungsplatz verwendeten. Der Vorauskommando hatte gut Arbeit geleistet.


    Er brüllte: "Feind auf der Ebene, wir reiten ihn nieder. Los, Reihe bilden", gellte seine Stimme über das Donnern der Hufe hinweg.

    Tubero wechselte ein paar Worte mit dem Feldzeichenträger der Turma, dem einzigen Eques, der bei diesem Unternehmen mit dabei war. Die Gesichter waren düster, die Stimmen gesenkt, damit die Probati nichts mitbekamen.
    Der Standartenträger nickte, stieg auf sein Pferd und stellte sich in die Formation.


    Tubero schwang sich in den Sattel seines Hengstes und machte seine Parma am Sattel fest. Dann lenkte er sein Tier vor die Formation.


    "Probati," begann er, machte eine kurze Pause und blickte in die betretenen Gesichter der Männer, "ihr habt gerade eine Niederlage einstecken müssen. Wären das echte Banditen oder Germanen gewesen, wäre ein Großteil von euch jetzt tot und ich müsste mich nicht mehr mit euch gerumärgern!!!"


    Einige der Männer schienen auf ihren Tieren zu schrumpfen.
    "Aber es war nur eine Übung und ich will euch raten, in Zukunft besser auf die Umgebung zu achten. Wir setzen den Marsch jetzt fort, mit dem verbliebenen Gepäck. Wenigstens habt ihr ein Pferd noch gerettet. Probati, pergite!!!"


    Tubero wandte sein Pferd und ritt den Probati voraus. Die Abschlussbesprechung würde erst im Castellum stattfinden. Bis dahin war noch genug Zeit, die Männer an ihre Grenzen zu bringen.

    Die "Banditen" machten ihre Sache wirklich gut. Etliche Probati wurden getroffen, als sie versuchten, eine halbwegs vernünftige Abwehrformation zu bilden.
    Einige der Männer schienen nicht einmal in der Lage zu sein, sich unter Druck mit ihrer Parma zu decken. Der eine oder andere fiel sogar vom Pferd, weil er gleich von mehreren Pfeilen getroffen wurde.


    Es war den Männern gelungen, die meisten Packpferde zu stehlen, eines war noch übrig. Als Tubero den Schrei von Arianus hörte, blickte er sich um. Die Pferde waren schon weit weg und die Probati versuchten sich verzweifelt, gegen die Pfeile zu wehren. Auf den Rücken der Pferde waren sie willkommene Zielscheiben.


    Der Schreihals sog die Luft in seinen Brustkorb. "Absitzen und Deckung nehmen, seht zu, dass ihr beieinander bleibt." Er selber glitt aus dem Sattel und war mit zwei Sprüngen bei einer Gruppe Probati, die scheinbar kopflos herumbrüllten.
    "Los, Linie bilden, eure Schilde an meines." Er kniete sich nieder und schützte seinen Körper mit der Parma. Dann brüllte er nach hinten:
    "Aufschließen, los, bleibt zusammen, damit ihr nicht abgeschnitten werdet."

    Der Decurio schimpfte gerade mit einem Probatus, der hinter ihm ritt und ihn beinahe mit seiner Hasta vom Pferd geholt hätte, als der Wald um sie herum lebendig wurde.


    Das Rascheln und Knacken von herunterfallenden Ästen war laut, aber nichts im Vergleich zu dem Horn, das im Wald geblasen wurde und schaurig klang.
    Tubero blickte nach hinten und zog seine Spatha.
    "Hinterhalt. Linienformation!! Packpferde nach hinten", brüllte Tubero und gab dem Signifer ein Zeichen.